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Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung eines Farbfächers auf einer Digitaldruckanlage, mit der im Digitaldruckverfahren mittels eines anlagenspezifischen Prozessfarbsystems mit gegebenenfalls farbraumerweiternden Prozessfarben entsprechenden Drucksubstrate bedruckt werden können.
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Im konventionellen Verpackungsdruck (Flexodruck, Tiefdruck, Offsetdruck) werden die dafür benötigten Druckfarben speziell rezeptiert und angemischt. Für eine bestimmte Verpackung samt Aufdruck ist dabei das Gesamtsystem bestehend aus Druckanlage, Substrat und Farbe fest vorgegeben und kann im Nachgang nur schwer angepasst oder verändert werden. Daher gibt es Bestrebungen, Verpackungen im Digitaldruckverfahren bedrucken zu können, da hier die benötigten Rüstzeiten deutlich kürzer sind und somit die Anlagen profitabler arbeiten können.
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Im Verpackungsdruck kommen allerdings im hohen Maße spezielle Sonderfarben zum Einsatz, die in Form von geräteunabhängigen Farbsystemen definiert werden. Solche geräteunabhängigen Farbsysteme kann beispielsweise das L.A.B.-Farbsystem sein. Denkbar sind aber auch spezielle geräteunabhängige Sonderfarbsysteme, wie Pantone, HKS oder RAL.
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Insbesondere im Digitaldruck besteht hierbei das Problem, dass je nach Drucksystem, das aus der Digitaldruckanlage, den anlagespezifischen Prozessfarbsystemen mit gegebenenfalls farbraumerweiternden Prozessfarben und dem Drucksubstrat besteht, die in den geräteunabhängigen Sonderfarbsystemen definierten Sonderfarben nur bedingt farbgetreu bzw. farbtreu wiedergegeben werden können. Da jedoch mit Hilfe der Sonderfarben insbesondere Herstellerlogos und Produktmarken auf den Verpackungen wiedergegeben werden sollen, besteht ein großes Interesse daran, dass diese Sonderfarben der jeweiligen Hersteller auf der konkreten Digitaldruckanlage so farbgetreu wie möglich wiedergegeben werden.
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Nicht selten werden zur Sicherstellung der Druckqualität auf einem speziellen Drucksubstrat entsprechende Probedrucke ausgegeben, um die Druckqualität der gewünschten Sonderfarben auf der speziellen Digitaldruckanlage begutachten zu können. Leider sind derartige Probedrucke zeitaufwendig und teuer und geben letztlich die gewünschte Sonderfarbe auch nur auf einem einzigen Drucksubstrat wieder.
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Sonderfarben eines geräteunabhängigen Sonderfarbsystems wie beispielsweise Pantone, HKS oder RAL werden in der Regel in Form von Farbfächern bereitgestellt, die jeweils aus einer Mehrzahl von Farbfächerbögen bestehen, auf denen jeweils eine Auswahl der Farben aufgedruckt ist. In Summe aller Farbfächerbögen ergibt sich dann in der Regel eine Auswahl von Farben aus dem jeweiligen geräteunabhängigen Sonderfarbsystem. Da hierbei weder die Digitaldruckanlage noch das Drucksubstrat konkretisiert wurden, verändern sich die jeweiligen Farben dabei bei der Bedruckung auf dem jeweiligen Substrat und weichen somit von der Farbdarstellung in dem Farbfächer in der Regel ab.
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Es ist daher Aufgabe der vorliegenden Erfindung ein verbessertes Verfahren und einen verbesserten Farbfächer anzugeben, mit denen das Problem der Farbtreue bei herkömmlichen Farbfächern von Sonderfarbsystemen adressiert werden kann.
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Die Aufgabe wird mit dem Verfahren gemäß Anspruch 1 sowie dem Farbfächer gemäß Anspruch 7 erfindungsgemäß gelöst.
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Gemäß Anspruch 1 wird ein Verfahren zur Herstellung eines Farbfächers auf einer Digitaldruckanlage vorgeschlagen, wobei mit Hilfe des Digitaldruckverfahrens mittels eines anlagenspezifischen Prozessfarbsystems mit gegebenenfalls farbraumerweiternden Prozessfarben entsprechende Drucksubstrate bedruckt werden können. Zunächst wird eine Mehrzahl von verschiedenen Farben vorgegeben, die jeweils durch ein geräteunabhängiges Farbsystem definiert sind. Ein solches geräteunabhängiges Farbsystem kann beispielsweise Pantone, HKS oder RAL sein. Denkbar ist aber auch, dass das geräteunabhängige Farbsystem das LAB-Farbsystem oder ein anderes durch ein spektrales Remissionsverhalten spezifiziertes Farbsystem ist. Die vorgegebenen Farben können beispielsweise Sonderfarben alias Schmuckfarben eines Verpackungsdruckes sein, beispielsweise die Farben eines Herstellerlogos oder Produktlogos.
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Im nächsten Schritt werden die vorgegebenen Farben von ihren jeweiligen geräteunabhängigen Farbsystem in das anlagenspezifische Prozessfarbsystem mittels einer Recheneinheit transformiert, so dass jede geräteunabhängige Farbe eine entsprechende Zielfarbe in dem anlagenspezifischen Prozessfarbsystem erhält. Eine solche Transformation kann dabei verlustbehaftet sein, wenn für die vorgegebene Farbe in dem geräteunabhängigen Prozessfarbsystem keine exakte Farbwiedergabe in dem anlagenspezifischen Prozessfarbsystem möglich ist. In der Regel wird bei der Transformation, vereinfacht gesagt, diejenige Farbe in dem anlagenspezifischen Prozessfarbsystem gewählt, die der Farbe in dem geräteunabhängigen Farbsystem am nächsten kommt. Je nach Grad der Abweichung kann dies für das menschliche Auge wahrnehmbar sein oder auch nicht.
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Anschließend werden Farbfächerbögen mit den in das anlagenspezifische Prozessfarbsystem transformierten Farben mittels der Digitaldruckanlage bedruckt, wobei die Farbfächerbögen dabei aus verschiedenen Typen von Drucksubstraten bestehen bzw. verschiedene Typen von Drucksubstraten aufweisen und jede Farbe des anlagenspezifischen Prozessfarbsystems auf jeden Typ von Drucksubstrat wenigstens einmal aufgedruckt wird. Mit anderen Worten, jede Farbe wird auf mehrere Farbfächerbögen gedruckt, wobei jeder dieser Farbfächerbögen dabei eine zu dem anderen Farbfächerbögen verschiedenen Typ von Drucksubstrat enthält, so dass jede Farbe auf einer Mehrzahl von verschiedenen Drucksubstraten aufgetragen wird. Verschiedene Typen von Drucksubstraten meint hierbei, dass sich eine Materialeigenschaft des Drucksubstrates von den Materialeigenschaften der anderen Drucksubstrate unterscheidet. Dies können beispielsweise Eigenschaften wie die Saugfähigkeit, die Oberflächenbehandlung, die Materialstärke etc. sein.
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Vorteilhafterweise werden bei den verschiedenen Drucksubstraten jene Materialien verwendet, die als Material für eine Verpackung in Betracht kommen, so dass die gewünschte Farbe, die auf der konkreten Digitaldruckanlage später einmal aufgedruckt werden soll, auf verschiedenen Drucksubstratmustern aufgedruckt ist, die den jeweiligen späteren Verpackungen entspricht. Die verschiedenen Drucksubstrate können Verpackungsmaterialien sein.
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Nachdem Bedrucken der Farbfächerbögen werden diese sodann zu einem Farbfächer zusammengefügt, beispielsweise derart, dass die Farbfächerbögen durch einen einzigen Drehpunkt miteinander verbunden werden, so dass sie fächerartig auseinander gezogen werden können.
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Der Vorteil hierbei besteht darin, dass hierdurch ein Farbfächer hergestellt werden kann, bei dem die gewünschten Farben auf verschiedenen Drucksubstraten einerseits und schließlich mit derjenigen Druckanlage andererseits bedruckt wurden, die später auch den gewünschten Seriendruck, beispielweise ein Verpackungsdruck, realisieren soll. Entstehende Farbabweichungen bei der Transformation bei der vorgegebenen Farbe in das jeweilige anlagenspezifische Prozessfarbsystem sowie die Auswirkung auf die verschiedenen Drucksubstrate lassen sich dabei im Vorfeld mit Hilfe des Farbfächers ermitteln, so dass teure und unökonomische Probedrucke nicht mehr notwendig sind. Vielmehr kann mit Hilfe eines solchen Farbfächers ermittelt werden, wie sich die jeweilige Farbe auf der spezifischen Druckanlage unter Anwendung verschiedener Drucksubstrate verhält.
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Mit der vorliegenden Erfindung lässt sich somit ein verpackungsdruckspezifischer Farbfächer für verschiedene Verpackungsmaterialien herstellen, der spezifisch ist für die Digitaldruckanlage, auf der die Verpackungsmaterialien bedruckt werden sollen.
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In einer vorteilhaften Ausführungsform wird dabei die vorgegebene Farbe in das anlagenspezifische Prozessfarbsystem weiterhin auch unter Berücksichtigung eines anlagenspezifischen Farbprofils transformiert, wobei das anlagenspezifische Farbprofil, beispielsweise ein ICC-Profil, im Vorfeld durch einen Kalibrierprozess generiert wurde. In einer weiteren vorteilhaften Ausführungsform werden auf einen Farbfächerbogen mehrere oder alle der vorgegebenen Farben gedruckt, wobei zu jeder gedruckten Farbe auf dem Farbfächerbogen eine Farbkennzeichnung gedruckt wird, welche die jeweilige Farbe in dem geräteunabhängigen Farbsystem definiert.
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Ein anlagenspezifisches Farbprofil ist dabei eine anlagenspezifische Farbcharakterisierung.
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Alternativ oder zusätzlich dazu kann dabei für jede Farbe eine weitere Farbkennzeichnung gedruckt werden, welche die jeweilige Farbe in dem anlagenspezifischen Prozessfarbsystem definiert, so dass vorteilhafterweise sowohl die originäre Farbdefinition als auch die transformierte Farbdefinition für jede Farbe auf den Farbfächerbögen vorhanden ist.
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In einer weiteren vorteilhaften Ausführungsform werden die Farbfächerbögen derart bedruckt, dass zu jeder in das anlagenspezifische Prozessfarbsystem transformierten Farbe eine Farbabweichungskennzeichnung zwischen der Farbe in dem geräteunabhängigen Farbsystem und der transformierten Farbe in dem anlagenspezifischen Prozessfarbsystem gedruckt wird, so dass über die Farbabweichungskennzeichnung, die sich beispielsweise bei der Transformation der Farben ermitteln lässt, ein Maß für die Farbabweichung vorliegt, das dann zu jeder Farbe mitgedruckt wird. Hierdurch kann der Betrachter auf einem Blick erkennen, wie groß die Farbabweichung zwischen der gewünschten, vorgegebenen Farbe und der transformierten Farbe auf der jeweiligen Anlage ist und ob dies sich in Verbindung mit dem jeweiligen Drucksubstrat störend auswirkt oder nicht.
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Die Farbabweichungskennzeichnung kann dabei ein Maß für den Farbabstand sein, insbesondere ΔE.
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Die Erfindung wird anhand der beigefügten Figuren beispielhaft näher erläutert. Es zeigen:
- 1 - schematische Darstellung eines Farbfächers;
- 2 - schematische Darstellung eines Farbfächerbogens eines Farbfächers.
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1 zeigt den erfindungsgemäßen Farbfächer 1, der aus mehreren Farbfächerbögen 2 besteht. Im Ausführungsbeispiel der 1 sind der übersichtlichkeitshalber nur drei Farbfächerbögen 2 gezeigt, wobei in der Praxis deutlich mehr für einen vollständigen Farbfächer 1 verwendet werden.
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Die Farbfächerbögen 2 sind dabei über einen gemeinsamen Drehpunkt 3, beispielsweise einer Schraube, drehbar miteinander verbunden, so dass sie fächerförmig aufgefächert werden können, um deren Inhalt sichtbar zu machen.
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Jeder Farbfächerbögen 2 weist dabei ein anderes Drucksubstrat auf, dessen Materialeigenschaft sich jeweils von den Materialeigenschaften der Drucksubstrate der anderen Farbfächerbögen unterscheidet. So ist es beispielsweise denkbar, dass der linke Farbfächerbögen aus einem saugfähigen Kartonsubstrat besteht, während der mittlere Farbfächerbögen ein normales Papiersubstrat und der rechte Farbfächerbögen ein Hochglanz-Papiermaterial aufweist.
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Auf jedem Farbfächerbögen 2 sind die gewünschten Farben 3 aufgedruckt, die zuvor in einem geräteunabhängigen Farbsystem vorgegeben wurden. Jeder Farbfächerbögen 2 enthält im Ausführungsbeispiel der 1 insgesamt drei verschiedene Farben 3a bis 3c, wobei auf jedem Farbfächerbögen 2 die Farben 3a bis 3c jeweils die gleichen Farben sind. Die Farben sind dabei jeweils auf die unterschiedlichen Drucksubstrate aufgedruckt.
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In der Praxis ist es sicherlich denkbar, dass mehrere Farben auf einem Farbfächerbogen aufgedruckt sind, wobei es auch denkbar ist, dass bei einer Vielzahl von Farben gemeinsame Farbfächerbögen für alle Farben vorgesehen sind, um alle Farben auf den jeweiligen Drucksubstraten abbilden zu können.
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2 zeigt schematisch einen einzelnen Farbfächerbögen 2, wie er beispielsweise im Farbfächer der 1 verwendet werden kann. Dabei wird die gewünschte Farbe 3a in Form eines Balkens oder Rechtecks auf das Substrat des Farbfächerbogens 2 aufgedruckt, wobei oberhalb des Farbbalkens 3a die Farbspezifikationen in dem geräteunabhängigen Farbsystem aufgedruckt wurde. Im Ausführungsbeispiel der 2 ist dies die Farbe Patone 135C. Unter dem Balken wurde die Farbkennzeichnungen in dem anlagenspezifischen Prozessfarbsystem aufgedruckt, hier im Beispiel CMYK 5,35,0,28.
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Des Weiteren wurde recht oberhalb der Farbabstand der Farbe zwischen dem geräteunabhängigen Farbsystem und dem anlagenspezifischen Prozessfarbsystem angegeben, was im Ausführungsbeispiel der 1 hier ΔE-5,2 beträgt.
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Ein solcher Farbfächerbögen 2 wird nun für verschiedene Drucksubstrate mit den jeweils identischen Farben hergestellt, so dass die gewünschten Farben auf verschiedenen Drucksubstraten auf der entsprechenden spezifischen Anlage sichtbar werden.
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Bezugszeichenliste
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- 1
- Farbfächer
- 2
- Farbfächerbogen
- 3a bis 3c
- Farben
- 4
- Drehpunkt