DE102017003566A1

DE102017003566A1 - Verfahren zur Unterstützung eines Fahrers eines Fahrzeugs bei der Bildung einer Rettungsgasse

Info

Publication number: DE102017003566A1
Application number: DE102017003566.0A
Authority: DE
Inventors: Hubert Rehborn; Frank Starman
Original assignee: Daimler AG
Current assignee: Mercedes Benz Group AG
Priority date: 2017-04-12
Filing date: 2017-04-12
Publication date: 2018-01-04

Abstract

Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Unterstützung eines Fahrers eines Fahrzeugs (1) bei der Bildung einer Rettungsgasse (R), bei dem in Abhängigkeit einer aktuellen und/oder dem Fahrzeug (1) vorausliegenden Verkehrssituation eine Handlungsanweisung zur Bildung der Rettungsgasse (R) an den Fahrer des Fahrzeugs (1) ausgegeben wird. Erfindungsgemäß wird die Handlungsanweisung ausgegeben, wenn – eine Fahrzeuggeschwindigkeit des Fahrzeugs (1) einen in Abhängigkeit einer Fahrbahnklasse vorgegebenen Schwellwert unterschreitet, – eine Verkehrsmeldung vom Fahrzeug (1) oder von einer mit dem Fahrzeug (1) verbundenen oder verbindbaren fahrzeugexternen, zentralen Recheneinheit (3) empfangen wird, welche vor einem hohen Verkehrsaufkommen auf einem dem Fahrzeug (1) vorausliegenden Streckenabschnitt warnt und – sich die eigene Fahrzeuggeschwindigkeit und das über die Verkehrsmeldung übermittelte hohe Verkehrsaufkommen in einem gemeinsamen, vorgebbaren Zeitfenster und/oder räumlichen Bereich befinden.

Description

Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Unterstützung eines Fahrers eines Fahrzeugs bei der Bildung einer Rettungsgasse, bei dem in Abhängigkeit einer aktuellen und/oder dem Fahrzeug vorausliegenden Verkehrssituation eine Handlungsanweisung zur Bildung der Rettungsgasse an den Fahrer des Fahrzeugs ausgegeben wird.
Verfahren zur Bildung einer Rettungsgasse sind aus dem Stand der Technik bekannt. Beispielsweise ist aus der DE 10 2015 014 789 A1 ein Verfahren zur Bildung einer Fahrgasse bei Streckenabschnitten mit hohem Verkehrsaufkommen, insbesondere bei einem Stau, bekannt, wobei in dem Streckenabschnitt die Fahrgasse zum Passieren von mindestens einem Einsatzfahrzeug bei Verkehrsbehinderungen gebildet wird. Hierbei ist vorgesehen, dass ein erstes Fahrzeug anhand von fahrzeugeigenen Sensoren das nachfolgende Einsatzfahrzeug oder ein entgegenkommendes Fahrzeug detektiert und eine Ausweichbewegung einleitet, wobei eine Information über die Erkennung des Einsatzfahrzeuges oder des entgegenkommenden Fahrzeuges nacheinander von einem Fahrzeug zum nächsten Fahrzeug weitergeleitet wird und der Information ein Hinweis auf die eingeleitete Ausweichbewegung des die Information aussendenden Fahrzeuges angehängt wird, auf deren Grundlage das die Information empfangende Fahrzeug die eigene Ausweichbewegung ableitet.
Des Weiteren ist aus der DE 10 2012 210 252 A1 ein Verfahren zur Unterstützung eines Fahrers eines Kraftfahrzeuges zur Gewährung von Sonderfahrrechten eines anderen Kraftfahrzeugs bekannt. Das Unterstützungsverfahren umfasst Schritte des Abtastens eines Umfelds eines ersten Kraftfahrzeugs, des Bestimmens einer Handlungsanweisung an den Fahrer des ersten Kraftfahrzeugs, um eine Behinderung eines zweiten Kraftfahrzeugs mit Sonderberechtigung zu vermeiden, ein Abgleichen der Handlungsanweisung mit weiteren Kraftfahrzeugen im Bereich des ersten Kraftfahrzeugs und ein Ausgeben der Handlungsanweisung an den Fahrer des ersten Kraftfahrzeugs.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zu Grunde, ein gegenüber dem Stand der Technik verbessertes Verfahren zur Unterstützung eines Fahrers eines Fahrzeugs bei der Bildung einer Rettungsgasse anzugeben.
Die Aufgabe wird erfindungsgemäß mit den in Anspruch 1 angegebenen Merkmalen gelöst.
Vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung sind Gegenstand der Unteransprüche.
Bei einem Verfahren zur Unterstützung eines Fahrers eines Fahrzeugs bei der Bildung einer Rettungsgasse wird in Abhängigkeit einer aktuellen und/oder dem Fahrzeug vorausliegenden Verkehrssituation eine Handlungsanweisung zur Bildung der Rettungsgasse an den Fahrer des Fahrzeugs ausgegeben.
Erfindungsgemäß wird die Handlungsanweisung ausgegeben, wenn eine Fahrzeuggeschwindigkeit des Fahrzeugs einen in Abhängigkeit einer Fahrbahnklasse vorgegebenen Schwellwert unterschreitet, wenn eine Verkehrsmeldung vom Fahrzeug oder von einer mit dem Fahrzeug verbundenen oder verbindbaren fahrzeugexternen, zentralen Recheneinheit empfangen wird, welche vor einem hohen Verkehrsaufkommen auf einem vorausliegenden Streckenabschnitt warnt und wenn sich die eigene Fahrzeuggeschwindigkeit und das über die Verkehrsmeldung übermittelte hohe Verkehrsaufkommen in einem gemeinsamen, vorgebbaren Zeitfenster und/oder räumlichen Bereich befinden.
Mittels des Verfahrens erhält der Fahrer des Fahrzeugs konkrete Handlungsanweisungen zur Bildung der Rettungsgasse, wenn eine solche erforderlich ist. Der Fahrer kann somit rechtzeitig sein Fahrzeug in eine zur Bildung der Rettungsgasse vorgeschriebenen Position bewegen. Die Verknüpfung der eigenen Fahrzeuggeschwindigkeit mit einer aktuellen Verkehrsmeldung und die Überprüfung, ob die Fahrzeuggeschwindigkeit und ein über die Verkehrsmeldung übermitteltes hohes Verkehrsaufkommen in einem kausalen Zusammenhang stehen, verbessert eine Zuverlässigkeit der Ausgabe der Handlungsanweisung gegenüber konventionellen Verfahren.
Ausführungsbeispiele der Erfindung werden im Folgenden anhand von Zeichnungen näher erläutert.
Dabei zeigen:
1 schematisch eine durch mehrere Fahrzeuge gebildete Rettungsgasse und
2 schematisch ein Fahrzeug und eine fahrzeugexterne, zentrale Recheneinheit.
Einander entsprechende Teile sind in allen Figuren mit den gleichen Bezugszeichen versehen.
1 zeigt schematisch eine Verkehrssituation in Vogelperspektive mit einer Vielzahl von Fahrzeugen 1, die sich auf einer zweispurigen Fahrbahn 2 mit einer linken Fahrspur 2.1 und einer rechten Fahrspur 2.2 befinden, wobei die linke Fahrspur 2.1 und die rechte Fahrspur 2.2 die gleiche Fahrtrichtung vorgeben.
Die Verkehrssituation zeigt ein hohes Verkehrsaufkommen, welches aus einem zähfließenden Verkehr, einem Schrittverkehr oder einem Stau resultiert. Um einem Sonderfahrzeug SF, beispielsweise einem Rettungswagen, trotz des hohen Verkehrsaufkommens zu ermöglichen, zu einem Einsatzort zu gelangen, sind Fahrer der Fahrzeuge 1 dazu verpflichtet eine sogenannte Rettungsgasse R zu bilden. Ein Verlauf der Rettungsgasse R ist üblicherweise vorgegeben und verläuft im Wesentlichen zwischen den Fahrzeugen 1 der linken Fahrspur 2.1 und der rechten Fahrspur 2.2. Weist die Fahrbahn 2 weitere Fahrspuren auf (nicht dargestellt), verläuft die Rettungsgasse R links von den Fahrzeugen 1 der Fahrspuren, die sich rechts neben der linken Fahrspur 2.1 befinden.
2 zeigt schematisch eines der Fahrzeuge 1 und eine fahrzeugexterne, zentrale Recheneinheit 3.
Das Fahrzeug 1 umfasst eine Navigationsvorrichtung 1.1 zur Routenführung, eine Sensorik 1.2 zur Erfassung einer eigenen Fahrzeuggeschwindigkeit und eine Empfangs- und Auswerteeinheit 1.3. Die Empfangs- und Auswerteeinheit 1.3 ist mit der Navigationsvorrichtung 1.1, der Sensorik 1.2 und der zentralen Recheneinheit 3 verbunden oder verbindbar und dient der Ausgabe einer Handlungsanweisung an den Fahrer des Fahrzeugs 1 zur Bildung einer Rettungsgasse R. Nachfolgend wird ein Verfahren zur Unterstützung eines Fahrers des Fahrzeugs 1 bei der Bildung der Rettungsgasse R beschrieben.
Die Ausgabe der Handlungsanweisung erfolgt optisch und/oder akustisch über die Navigationsvorrichtung 1.1, welche beispielsweise in ein Kombiinstrument integriert ist. Beispielsweise wird die Handlungsanweisung akustisch als Warnsignal oder optisch als ein sogenanntes Pop-up Fenster über ein Display des Kombiinstruments ausgegeben.
Des Weiteren ist die Ausgabe der Handlungsanweisung an bestimmte Bedingungen geknüpft. Eine erste Bedingung umfasst, dass die eigene Fahrzeuggeschwindigkeit maximal 20% einer bei freiem Verkehr möglichen Geschwindigkeit aufweist oder wenn die Fahrzeuggeschwindigkeit einen vorgegebenen Schwellwert unterschreitet, welcher abhängig von einer Fahrbahnklasse vorgegeben wird. Eine zweite Bedingung umfasst, dass die Navigationsvorrichtung 1.1 oder die zentrale Recheneinheit 3 eine Verkehrsmeldung empfängt, welche vor einem hohen Verkehrsaufkommen auf einem bestimmten Streckenabschnitt warnt. Die zentrale Recheneinheit 3 ist insbesondere ein Server einer Fahrzeugflotte, auch Vehicle Backend genannt, oder ein Internetserver. Die Verkehrsmeldung wird beispielsweise von einem internetbasierten Verkehrsdienst empfangen.
Eine dritte Bedingung verknüpft die erste Bedingung und die zweite Bedingung derart miteinander, dass sich diese in einem gemeinsamen Zeitfenster mit vorgegebener Größe und/oder räumlichen Bereichen befinden. D. h. das Fahrzeug 1 weist beispielsweise eine Fahrzeuggeschwindigkeit von 15 km/h auf und das hohe Verkehrsaufkommen befindet sich mit einem Abstand von ca. 300 m vor dem Fahrzeug 1. Die erste und zweite Bedingung weisen somit eine bestimmte zeitliche und räumliche Genauigkeit von beispielsweise einer Minute und 500 m auf. Wird die dritte Bedingung erfüllt, erfolgt die Ausgabe der Handlungsanweisung einmalig. Sind die Bedingungen für eine bestimmte Zeitdauer, z. B. zwei Minuten, erfüllt, kann die Handlungsanweisung wiederholt ausgegeben werden. Die Handlungsanweisung wird von der Empfangs- und Auswerteeinheit 1.3 generiert. Alternativ kann die Handlungsanweisung auch von der zentralen Recheneinheit 3 generiert und an die Empfangs- und Auswerteeinheit 1.3 übermittelt werden. Des Weiteren ist es möglich, dass die Handlungsanweisung zeitlich und räumlich begrenzt an weitere Fahrzeuge 1 in der Fahrzeugumgebung übermittelt wird. Die Handlungsanweisung an das Fahrzeug 1 und/oder die Fahrzeuge 1 kann beispielsweise in einem Zeitabstand von fünf Minuten wiederholt ausgegeben werden.
Die Ausgabe der Handlungsanweisung ist mittels des Fahrers des Fahrzeugs 1 aktivier- oder deaktiverbar. Des Weiteren kann mittels Auswertung einer Trajektorie des Fahrzeugs 1 erkannt werden, ob der Handlungsanweisung gefolgt wurde und die Rettungsgasse R gebildet ist. Das Befolgen der Anweisung kann entweder manuell mittels des Fahrers oder automatisch mittels einer Assistenzvorrichtung für eine teil- und/oder vollautomatisierten Betrieb des Fahrzeugs 1 erfolgen. Die Auswertung der Trajektorie ist beispielsweise mittels Auswertung von Kameradaten einer Fahrzeugkamera möglich. Wird erkannt, dass die Rettungsgasse R gebildet ist, erfolgt keine wiederholte Ausgabe der Handlungsanweisung. Ferner kann die zentrale Recheneinheit 3 über das Befolgen der Handlungsanweisung zur Bildung der Rettungsgasse R informiert werden. Damit ist für die zentrale Recheneinheit 3 auswertbar, ob die Aufforderung durch die Fahrer der anderen Fahrzeuge angenommen wurde. Eine derartige Auswertung ermöglicht zudem internationale und fahrbahnbezogene Vergleiche und Analysen. D. h. es kann ausgewertet werden, inwiefern sich die Bildung von Rettungsgassen R national und auf verschiedenen Fahrbahnen voneinander unterscheiden.
Das beschriebene Verfahren kann für alle Fahrbahnklassen, z. B. Autobahnen, mehrspurige Fernstraßen durchgeführt werden. Denkbar ist auch, das Verfahren bei einspurigen Fahrbahnen 2 mit einem Standstreifen durchzuführen. Ferner kann das Verfahren auch ohne aktive Routenführung des Fahrzeugs 1 durchgeführt werden.
Bezugszeichenliste

1: Fahrzeug
1.1: Navigationsvorrichtung
1.2: Sensorik
1.3: Empfangs- und Auswerteeinheit
2: Fahrbahn
2.1: linke Fahrspur
2.2: rechte Fahrspur
3: zentrale Recheneinheit
R: Rettungsgasse
SF: Sonderfahrzeug

ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
Diese Liste der vom Anmelder aufgeführten Dokumente wurde automatisiert erzeugt und ist ausschließlich zur besseren Information des Lesers aufgenommen. Die Liste ist nicht Bestandteil der deutschen Patent- bzw. Gebrauchsmusteranmeldung. Das DPMA übernimmt keinerlei Haftung für etwaige Fehler oder Auslassungen.
Zitierte Patentliteratur

DE 102015014789 A1 [0002]
DE 102012210252 A1 [0003]

Claims

Verfahren zur Unterstützung eines Fahrers eines Fahrzeugs (1) bei der Bildung einer Rettungsgasse (R), bei dem in Abhängigkeit einer aktuellen und/oder dem Fahrzeug (1) vorausliegenden Verkehrssituation eine Handlungsanweisung zur Bildung der Rettungsgasse (R) an den Fahrer des Fahrzeugs (1) ausgegeben wird, dadurch gekennzeichnet, dass die Handlungsanweisung ausgegeben wird, wenn – eine Fahrzeuggeschwindigkeit des Fahrzeugs (1) einen in Abhängigkeit einer Fahrbahnklasse vorgegebenen Schwellwert unterschreitet, – eine Verkehrsmeldung vom Fahrzeug (1) oder von einer mit dem Fahrzeug (1) verbundenen oder verbindbaren fahrzeugexternen, zentralen Recheneinheit (3) empfangen wird, welche vor einem hohen Verkehrsaufkommen auf einem dem Fahrzeug (1) vorausliegenden Streckenabschnitt warnt, und – sich die eigene Fahrzeuggeschwindigkeit und das über die Verkehrsmeldung übermittelte hohe Verkehrsaufkommen in einem gemeinsamen, vorgebbaren Zeitfenster und/oder räumlichen Bereich befinden.
Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Handlungsanweisung in Abhängigkeit einer Größe des Zeitfensters und/oder räumlichen Bereichs einmalig oder in vorgebbaren Zeitabständen wiederholt ausgegeben wird.
Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass ein Befolgen der Handlungsanweisung zur Bildung der Rettungsgasse (R) mittels einer fahrzeugeigenen Empfangs- und/oder Auswerteeinheit (1.3) überprüft wird.
Verfahren nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, dass ein Ergebnis der Überprüfung an die fahrzeugexterne, zentrale Recheneinheit (3) übermittelt wird.