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Die Erfindung betrifft einen Fahrzeugsitz für einen Kraftwagen gemäß dem Oberbegriff von Patentanspruch 1 sowie ein Verfahren zum Verstellen eines Fahrzeugsitzes für einen Kraftwagen gemäß dem Oberbegriff von Patentanspruch 3.
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Aus der
DE 201 03 450 U1 ist ein Fahrzeugsitz für einen Lastkraftwagen mit einem Grundgestell, einem Sitzkissen und einer Rückenlehne als bekannt zu entnehmen. Dabei ist das Sitzkissen in Bezug auf das Grundgestell um eine in Fahrzeugquerrichtung verlaufende Schwenkachse an seinem hinteren Ende verschwenkbar. Da die Rückenlehne an dem Sitzkissen befestigt ist, ist diese ebenfalls um die Schwenkachse verschwenkbar. Bei einer Verschwenkung des Sitzkissens wird dieses stark nach hinten unten abgesenkt, wodurch es bei einer Anbringung in einem Kraftwagen, insbesondere in einem Lastkraftwagen, an ein Bett oder an Staukästen anstoßen kann.
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Darüber hinaus ist aus der
DE 10 2007 052 727 A1 ein Beifahrersitz für ein Fahrzeug bekannt. Dieser Beifahrersitz kann in eine Ruheposition verstellt werden, in welcher eine Rückenlehne des Beifahrersitzes derart verstellt ist, dass diese zumindest im Wesentlichen mit einer Sitzfläche einen Winkel von 180 Grad einschließt und ein Sitzinsasse sich auf diesen Beifahrersitz im Wesentlichen eben hinlegen kann.
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Die beschriebenen Fahrzeugsitze haben den Nachteil, dass diese hinsichtlich der Sitzinsassensicherheit als auch hinsichtlich der Ergonomie, insbesondere beim Liegen, verbesserungswürdig sind.
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Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es daher, einen Fahrzeugsitz für einen Kraftwagen sowie ein Verfahren zum Verstellen eines Fahrzeugsitzes für einen Kraftwagen zu schaffen, mittels welchen eine optimierte Körperhaltung für einen Sitzinsassen bei besonders hoher Sitzinsassensicherheit realisiert werden kann.
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Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch einen Fahrzeugsitz für einen Kraftwagen mit den Merkmalen des Patentanspruchs 1 sowie durch ein Verfahren zum Verstellen eines Fahrzeugsitzes für einen Kraftwagen mit den Merkmalen von Patentanspruch 3 gelöst. Vorteilhafte Ausgestaltungen mit zweckmäßigen Weiterbildungen der Erfindung sind in den abhängigen Ansprüchen angegeben.
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Um einen Fahrzeugsitz für einen Kraftwagen zu schaffen, mittels welchem eine optimierte Körperhaltung für einen Sitzinsassen bei besonders hoher Sitzinsassensicherheit realisierbar ist, ist es gemäß Patentanspruch 1 vorgesehen, dass das Sitzkissenteil und das Rückenlehnenteil gemeinsam um die in Sitzquerrichtung und horizontal verlaufende Achse in eine Herz-Waage-Stellung verlagerbar sind, in welcher ein Bereich des Rückenlehnenteils nahe der Kopfstütze und ein vorderer Endbereich des Sitzkissens zusammen im Wesentlichen auf einer gemeinsamen Höhe liegen. Das bedeutet, dass das Sitzkissenteil und das Rückenlehnenteil simultan um die Achse verschwenkt werden und dabei zumindest im Wesentlichen einen Winkel von 80 bis 110 Grad zwischen dem Sitzkissenteil und dem Rückenlehnenteil beibehalten wird. Beispielsweise befindet sich die Achse in einem Nahbereich eines Endes des Sitzkissenteils, insbesondere einem hinteren Endbereich des Sitzkissenteils, an welchem das Rückenlehnenteil angeordnet ist. Bei dem Verschwenkvorgang bleibt die Achse zumindest im Wesentlichen relativ zu dem Sitzuntergestell auf gleicher Höhe.
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Das Sitzkissenteil und das Rückenlehnenteil sind insbesondere so weit verschwenkbar, dass eine sogenannte Herz-Waage-Stellung eingestellt werden kann. Bei dieser Herz-Waage-Stellung befindet sich das Herz eines auf dem Fahrzeugsitz sitzenden Sitzinsassen zumindest im Wesentlichen auf gleicher Höhe mit dessen Beinen. Die Beine des Sitzinsassen können in der Herz-Waage-Stellung beispielsweise auf dem Cockpit aufgelegt werden. Für kleinere Sitzinsassen kann der Fahrzeugsitz beispielsweise mit einer optionalen, ausziehbaren Beinablage ausgestattet sein, welche es ermöglich, die Beine in optimaler Höhe aufzulegen.
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Bei Einstellung der Herz-Waage-Stellung des Fahrzeugsitzes können vorteilhafterweise die Wirbelsäule des Sitzinsassen beziehungsweise deren Bandscheiben entlastet werden. Darüber hinaus wird dem Sitzinsassen in der Herz-Waage-Stellung ein erholsamer Kurzschlaf ermöglicht.
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In vorteilhafter Ausgestaltung der Erfindung ist vorgesehen, dass das Sitzkissenteil und das Rückenlehnenteil in der Herz-Waage-Stellung arretierbar sind. Beispielsweise kann zur Verschwenkung des Fahrzeugsitzes ein Schwenkmechanismus vorgesehen sein, welcher entriegelbar und verriegelbar ist. Mittels dieses verriegelbaren Schwenkmechanismus, kann der Fahrzeugsitz in verschiedenen Stellungen arretiert werden. Beispielsweise kann der Fahrzeugsitz in einer Grundstellung, in einer leicht verschwenkten Zwischenstellung des Sitzkissenteils und des Rückenlehnenteils sowie in der Herz-Waage-Stellung arretiert werden. Somit wird dem Sitzinsassen beispielsweise in der leicht verschwenkten Zwischenstellung eine gemütliche Zeitungslektüre, TV- und Tablet-Nutzung ermöglicht. Darüber hinaus wird dem Sitzinsassen in der Herz-Waage-Stellung ein entspannter Kurzschlaf ermöglicht.
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In einer weiteren vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung ist vorgesehen, dass an dem Fahrzeugsitz ein Gurt vorgesehen ist, welcher gemeinsam mit dem Sitzkissenteil und dem Rückenlehnenteil um die horizontale Achse verschwenkbar ist. Die Anordnung des Gurts direkt am Fahrzeugsitz ermöglicht es dem Sitzinsassen beispielsweise während einer Fahrt des Kraftwagens die Herz-Waage-Stellung einzunehmen. Durch das Mitschwenken des Sitzkissenteils und des Gurts kann ein Durchrutschen unter dem Gurt, auch Submarining genannt, welches beispielsweise bei einer flach eingestellten Rückenlehne eines konventionellen Sitzes auftreten kann, vermieden werden.
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Um weiterhin eine Verfahrens zum Verstellen eines Fahrzeugsitzes für einen Kraftwagen für eine optimierte Körperhaltung für einen Sitzinsassen bei besonders hoher Sitzinsassensicherheit zu schaffen, ist es gemäß Patentanspruch 4 vorgesehen, dass das Sitzkissenteil und das Rückenlehnenteil gemeinsam um die in Sitzquerrichtung und horizontal verlaufende Achse in eine Herz-Waage-Stellung verlagert werden, in welcher ein Bereich des Rückenlehnenteils nahe der Kopfstütze und ein vorderer Endbereich des Sitzkissens zumindest im Wesentlichen auf einer gemeinsamen Höhe liegen.
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Weitere Vorteile, Merkmale und Einzelheiten der Erfindung ergeben sich aus der nachfolgenden Beschreibung eines bevorzugten Ausführungsbeispiels sowie anhand der Zeichnung. Die vorstehend in der Beschreibung genannten Merkmale und Merkmalskombinationen sowie die nachfolgend in der Figurenbeschreibung genannten und/oder in den Figuren alleine gezeigten Merkmale und Merkmalskombinationen sind nicht nur in der jeweils angegebenen Kombination, sondern auch in anderen Kombinationen oder in Alleinstellung verwendbar, ohne den Rahmen der Erfindung zu verlassen.
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Dabei zeigen:
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1 eine perspektivische Ansicht eines Fahrzeugsitzes für einen Lastkraftwagen in einer Grundstellung;
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2 eine perspektivische Ansicht des Fahrzeugsitzes gemäß 1 in einer Zwischenstellung, bei welcher ein Sitzkissenteil und ein Rückenlehnenteil im Wesentlichen in einem Winkel von 45 Grad relativ zur Horizontalen angestellt sind; und
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3 eine perspektivische schematische Ansicht des Fahrzeugsitzes gemäß 2 in einer Herz-Waage-Stellung, bei welcher ein vorderer Endbereich des Sitzkissenteils und ein Bereich des Rückenlehnenteils nahe einer Kopfstütze zumindest im Wesentlichen auf einer gemeinsamen Höhe liegen.
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1 zeigt einen Fahrzeugsitz 10 für einen Kraftwagen, insbesondere einen Lastkraftwagen, in einer Perspektivansicht. Vorliegend handelt es sich bei dem Fahrzeugsitz 10 um einen Beifahrersitz, welcher neben einem Fahrersitz in dem Lastkraftwagen montiert werden kann. Dieser Beifahrersitz erlaubt es einem Sitzinsassen des Lastkraftwagens, insbesondere einem Fahrer, sich während einer Pause auf diesem Fahrzeugsitz 10 auszuruhen und einen angenehmen Kurzschlaf zu machen.
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Der in 1 gezeigte Fahrzeugsitz 10 ist ebenfalls in den 2 und 3 in jeweiligen perspektivischen Ansichten gezeigt. Dabei ist der Fahrzeugsitz 10 in 1 in einer Grundstellung, in 2 in einer Zwischenstellung und in 3 in einer Herz-Waage-Stellung dargestellt.
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Der Fahrzeugsitz 10 umfasst, wie in den 1 bis 3 zu sehen ist, ein Sitzkissenteil 12 und ein Rückenlehnenteil 14, welche an einem Sitzuntergestell 16 des Fahrzeugsitzes 10 befestigt sind. Einenends ist das Rückenlehnenteil 14 an dem Sitzkissenteil 12 befestigt und darüber hinaus ist an dem freien Ende des Rückenlehnenteils 14 eine Kopfstütze 18 angeordnet. Überdies umfasst der Fahrzeugsitz 10 einen Gurt 20, welcher sowohl an dem Sitzkissenteil 12 als auch an dem Rückenlehnenteil 14 befestigt ist.
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Des Weiteren umfasst der Fahrzeugsitz 10 eine Verschwenkeinrichtung 22, mittels welcher der Fahrzeugsitz 10 um eine horizontal verlaufende Achse 24, welche in Sitzquerrichtung verläuft, verschwenkbar ist. Bei dem Verschwenkvorgang des Fahrzeugsitzes 10 schließen das Sitzkissenteil 12 und das Rückenlehnenteil 14 in jeder Stellung zumindest im Wesentlichen einen Winkel von 80 bis 110 Grad ein. Dabei ist der Fahrzeugsitz 10 insbesondere von der in 1 gezeigten Grundstellung über wenigstens eine in 2 beispielhaft gezeigte Zwischenstellung bis hin zu der in 3 gezeigten Herz-Waage-Stellung verschwenkbar.
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Bei der in 1 gezeigten Grundstellung des Fahrzeugsitzes 10 ist das Sitzkissenteil 12 zumindest im Wesentlichen horizontal ausgerichtet, während das Rückenlehnenteil 14 zumindest im Wesentlichen vertikal ausgerichtet ist.
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In der in 2 gezeigten Zwischenstellung des Fahrzeugsitzes 10 sind sowohl das Sitzkissenteil 12 als auch das Rückenlehnenteil 14 in einem Winkel von 45 Grad zur Horizontalen angestellt.
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Wie in 3 gezeigt befinden sich in der Herz-Waage-Stellung ein vorderer Endbereich 26 des Sitzkissenteils 12 und ein Bereich 28 des Rückenlehnenteils 14 nahe der Kopfstütze 18 zumindest im Wesentlichen auf einer gemeinsamen Höhe. Dies ermöglicht, dass das Herz und die Beine des auf dem Fahrzeugsitz 10 sitzenden Sitzinsassen zumindest im Wesentlichen auf gleicher Höhe angeordnet sind. Dies entlastet das Herz und Bandscheiben des Sitzinsassen.
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Dabei liegt der Verstellung des Fahrzeugsitzes 10 in die Herz-Waage-Stellung die Erkenntnis zugrunde, dass der Fahrer des Lastkraftwagens berufsbedingt durch langes, statisches Sitzen seine Wirbelsäule und seine Bandscheiben stark belastet. Hieraus resultieren unter anderem Rückenprobleme. Auch während Fahrpausen sitzt der Fahrer oft auf dem nicht in die Herz-Waage-Stellung verstellbaren Fahrersitz um zu ruhen, da er ein im Lastkraftwagen angeordnetes Bett für eine kurze Zeitspanne nicht herunterklappen möchte.
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Der Fahrersitz lässt allerdings nur eine eingeschränkte Ruheposition zu, welche weder für eine Gesunderhaltung des Rückens des Fahrers noch für ein entspanntes Ruhen zuträglich ist. Hierfür bietet der verschwenkbare, im Zusammenhang mit den 1 bis 3 beschriebene Fahrzeugsitz 10 Abhilfe, indem dieser in verschiedenen Stellungen arretierbar ist und somit verschiedene Ruhepositionen für den Sitzinsassen, insbesondere den Fahrer ermöglicht.
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Befindet sich während einer Fahrt des Lastkraftwagens ein Beifahrer als Sitzinsasse auf dem Fahrzeugsitz 10, so kann dieser auch während der Fahrt den Fahrzeugsitz 10 in die in 3 gezeigte Herz-Waage-Stellung verschwenken. Durch den mitschwenkbaren Gurt 20 kann eine erhöhte Sicherheit für den Beifahrer gewährleistet werden, da ein Durchrutschen unter dem Gurt 20, auch Submarining genannt, eingeschränkt wird. Somit wird durch den in Zusammenhang mit den 1 bis 3 beschriebenen Fahrzeugsitz 10 eine besonders sichere Ruheposition für den jeweiligen Sitzinsassen ermöglicht.
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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- DE 20103450 U1 [0002]
- DE 102007052727 A1 [0003]