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Technisches Gebiet
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Die vorliegende Erfindung betrifft eine Vorrichtung zur Vermeidung von Kondensat und Schimmelpilz sowie zur Trocknung und Trockenhaltung von durchfeuchteten Wänden bei aufsteigender Bodenfeuchte, insbesondere an Wänden von nichtunterkellerten Gebäuden.
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Stand der Technik
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Wände von nichtunterkellerten Gebäuden werden i. d. R. auf Betonfundamenten errichtet. Letztere haben direkten Kontakt zum Erdreich, in dem sich natürliche Feuchte befindet, die von Niederschlägen stammt und der Schwerkraft folgend Richtung Grundwasser strömt. Durch die Kapillarität des Bodens verbleibt ein gewisser Anteil des Wassers im Boden. In der Bauphysik wird davon ausgegangen, dass er gesättigt ist, also kein weiteres Wasser binden kann. Die relative Luftfeuchte wird daher im Erdreich mit 100% angenommen. Fundamente werden aus Beton mit oder ohne Stahlbewehrung erstellt. Auch Beton verfügt über eine Kapillarität, d.h. er kann Wasser über die in ihm enthaltenen Poren weiterleiten – bis zu einer gewissen Höhe auch vertikal. Auch Wände verfügen über eine Kapillarität, die in Abhängigkeit zum verwendeten Material mehr oder weniger stark wirken kann.
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Um zu vermeiden, dass auf diesem Weg die Bodenfeuchte bis zu der Wand im genutzten Bereich aufsteigen kann, werden üblicherweise Sperrschichten eingebaut. Diese können aus verschiedenen Materialien bestehen. Bis vor einigen Jahrzehnten war dafür sog. Teerpappe üblich. Dabei hat der Teer (später Bitumen) die abdichtende Funktion, die Pappe diente als Trägermaterial und stellt gleichzeitig den Schwachpunkt dar. Sie verrottet im Laufe der Jahrzehnte. Davon sind primär Wände aus der Zeit vor dem 2. Weltkrieg betroffen, aber teilweise auch Nachkriegsgebäude. Üblicherweise wird versucht, abgängige Sperrschichten zu ersetzen. Dafür existieren verschiedene Verfahren, die teilweise sehr aufwendig sind. Die weniger aufwendigen Verfahren weisen häufig Lücken auf, weil dabei stets homogene Mauerwerk (gleichmäßig und ohne Hohlräume) vorausgesetzt wird. Die Praxis sieht häufig anders aus.
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Weiterhin ist zu beobachten, dass sich die Raumluft direkt oberhalb des Fußbodens an einer Außenwand stark abkühlt. Häufig befinden sich dort stoffliche oder geometrische Wärmebrücken – insbesondere bei Gebäuden, die älter als 20 Jahre sind. Hierbei ist ein Schimmelpilzbefall fast unvermeidbar. Auf Grund des Temperaturunterschiedes entstehen in den Bereichen häufig Taupunktunterschreitungen, die zur Bildung von Schimmelpilz führen. Die Gefahr der Schimmelpilzbildung besteht jedoch nicht erst bei einer Kondensatbildung, sondern bereits bei einer relativen Luftfeuchte von ca. 80%. Sie erhöht sich nochmals im Bereich von Gebäudeaußenecken und dann nochmals erheblich, wenn die Wände oder Gebäudeaußenecken mit Schränken verstellt sind. In gerichtlichen Verhandlungen werden dann häufig Schrankmindestabstände von beispielsweise 10cm festgelegt, wobei durchaus zweifelhaft ist, ob das reicht. Auch ist ein Teil der Fläche der Wohnung nicht mehr nutzbar, so dass Mietminderungen begehrt werden.
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Darstellung der Erfindung
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Der vorliegenden Erfindung liegt die Aufgabe zu Grunde, eine Vorrichtung zu schaffen, welche die vorgenannten Probleme ausräumt und welche die Bildung von Kondensat und Schimmelpilz von vornherein ausschließt. Gleichzeitig soll mittels der vorliegenden Erfindung eine Trocknung und Trockenhaltung durchfeuchteter Wände bei aufsteigender Bodenfeuchte erreicht werden.
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Erfindungsgemäß wird die voranstehende Aufgabe gemäß dem Oberbegriff des Anspruchs 1 in Verbindung mit den kennzeichnenden Merkmalen gelöst. Vorteilhafte Ausgestaltungen und Weiterbildungen der erfindungsgemäßen Vorrichtung sind in den abhängigen Unteransprüchen angegeben.
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Erfindungsgemäß ist eine Vorrichtung der eingangs genannten Art dadurch gekennzeichnet, dass sie zumindest ein im Bodenbereich einer Wand anbringbares Hohlraumprofil umfasst, welches mindestens eine Luftzutrittsöffnung und mindestens eine Luftaustrittsöffnung umfasst, wobei der Luftzutrittsöffnung mittels einer Einrichtung zur Erzeugung eines Luftstroms Luft (bspw. einem Ventilator) zugeführt wird, welche durch die mindestens eine Luftaustrittsöffnung wieder austritt.
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In einer besonders vorteilhaften Ausführungsform der Erfindung ist das Hohlraumprofil auf seiner der Wand zugewandten Innenseite offen oder zumindest teilweise offen ausgebildet ist, derart, dass die durch das Hohlraumprofil strömende Luft direkt an der Wand entlang geführt wird und diese auf diese Weise entfeuchtet.
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Durch den Einsatz der erfindungsgemäßen Vorrichtung kann somit durch die strömende Luft die Wandoberfläche direkt hinter dem Hohlraumprofil getrocknet werden. Dafür sollten alle Beläge und Anstriche im Bereich der Leiste entfernt werden.
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Die Raumluft hat durchschnittlich eine Raumtemperatur von 20°C und eine relative Luftfeuchtigkeit von 50%. In einem Kalksandsteinmauerwerk, das über einen längeren Zeitraum an diesen Raum anschließt, stellt sich eine sog. Ausgleichsfeuchte in Höhe von ca. 1 Gewichts-% ein. Durchfeuchtete Wände habe häufig Werte von 3–5 Gewichts-%, also einen 3–5-fach höheren Wert.
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Direkt oberhalb des Fußbodens ist die Raumtemperatur niedriger, direkt an der Außenwand häufig nur bei knapp über 12°C, wobei die rel. Luftfeuchte in dem Bereich dann bei 90 % liegen kann, womit ein Abtrocknen nicht stattfinden kann. Durch die Vorrichtung strömt die Raumluft (20°C, 50° rel. Feuchte) in das Hohlraumprofil direkt an der Wand entlang. Dadurch entsteht in der Oberflächenschicht der Wand über die Ausgleichsfeuchte eine Feuchte von ca. 1 Gewichts-%. Die Feuchtwerte in der Wand betragen jedoch 3–5 Gewichts-%. Da die Feuchte immer von feucht nach trocken strömt, entsteht so ein Trocknungsprozess innerhalb der Wand. So trocknet die Wand nach und nach. Auch die weiterhin von unten nach oben aufsteigende Bodenfeuchte wird auf diesem Weg permanent abgelüftet. Es handelt sich um Feuchtemengen, die die Raumluftqualität bei nutzungsüblicher täglicher Lüftung kaum beeinflussen.
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In einer weiteren vorteilhaften Ausführungsform der Erfindung weist das Hohlraumprofil an seiner Oberseite mindestens eine Luftaustrittsöffnung auf, aus der die mittels der Einrichtung in das Hohlraumprofil zugeführte Luft an der Wand entlang aufsteigend nach oben strömt.
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Ganz besonders vorteilhaft ist die mindestens eine Luftaustrittsöffnung schlitz- oder spaltartig ausgebildet und verläuft entlang der Längsrichtung des Hohlraumprofils.
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Im Gegensatz zum erstgenannten Ausführungsbeispiel streift die warme und trockene Raumluft über das Hohlraumprofil die Wand. Sie strömt in diesem Fall jedoch nicht von der Einrichtung zum Auslassgitter. Das Hohlraumprofil wird hierzu bspw. am obersten Punkt direkt an der Wand geschlitzt. Dadurch tritt die trockenwarme Luft nicht punktuell aus, sondern gleichmäßig verteilt auf die Länge, die oberseitig geöffnet ist. Durch den Einsatz dieses Hohlraumprofils wird die Wandoberfläche im Bereich von Wärmebrücken und hinter Möbeln annähernd auf das Temperaturniveau der Raumluft angehoben.
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Die Bildung von Schimmelpilz ist dann nicht mehr möglich. Auch wird evtl. vorhandene Feuchte, die sich auf Grund der früheren Kondensatbildung in der Wandoberfläche gesammelt hat, abgelüftet.
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Kurzbeschreibung der Zeichnungen Weitere Ziele, Merkmale, Vorteile und Anwendungsmöglichkeiten der erfindungsgemäßen Vorrichtung ergeben sich aus der nachfolgenden Beschreibung von Ausführungsbeispielen anhand der Zeichnungen. Dabei bilden alle beschriebenen und/oder bildlich dargestellten Merkmale für sich oder in beliebiger Kombination den Gegenstand der Erfindung, unabhängig von der Zusammenfassung in einzelnen Ansprüchen oder deren Rückbeziehung.
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In den Zeichnungen zeigen
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1 die erfindungsgemäße Vorrichtung in einer ersten Ausführungsform in perspektivischer Frontansicht;
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2a, 2b die Vorrichtung in einer zweiten Ausführungsform in der in perspektivischer Frontansicht sowie in der Seitenansicht.
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Ausführung der Erfindung
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Wie aus 1 ersichtlich, umfasst die erfindungsgemäße Vorrichtung 1 in dieser vorteilhaften Ausführungsform ein im Bodenbereich 4 einer Wand 2 anbringbares Hohlraumprofil 10, welches optisch wie eine etwas höhere Fußleiste wirkt. Die Geometrie richtet sich nach den technischen Erfordernissen. Es wird davon ausgegangen, dass die Breite ca. 2 cm und die Höhe ca. 15–20 cm betragen wird. Das Hohlraumprofil 10 kann aus verschiedenen Materialien hergestellt werden, z. B. Metall, Kunststoff, Holz.
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Ein energiesparender und nicht wahrnehmbarer Ventilator 11 bläst die vorhandene Raumluft in das Hohlraumprofil 10, wobei in dieser ersten Ausführungsform der Erfindung die Luft 3 das Hohlraumprofil 10 von einem Ende zum anderen Ende durchströmt, wobei die Luft 3 am anderen Ende des Hohlraumprofils 10 wieder in den Raum bzw. in Sonderfällen in die Außenluft geleitet wird.
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In der in den 2a, 2b dargestellten weiteren Ausführungsform der Erfindung weist das Hohlraumprofil 10 an seiner Oberseite eine schlitz- bzw. spaltartige Luftaustrittsöffnung 101 auf, aus der die mittels dem Ventilator 11 in das Hohlraumprofil 10 zugeführte Luft 3 an der Wand entlang aufsteigend nach oben strömt. Sie erwärmt die Flächen hinter sowie oberhalb des Hohlraumprofils 10, so dass sich kein Schimmelpilz entwickeln kann.
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Die Wirkung wird optimiert, wenn vorhandene Beläge, Tapeten und Anstriche im Bereich des Hohlraumprofils 10 entfernt werden. Derartige Altbeläge sind häufig verpilzt und hindern einen Feuchteaustritt aus der betroffenen Wand.
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Für die Befestigung des Hohlraumprofils 10 an der Wand bzw. dem Fußboden 4 kommen alle bestehenden Schraub-, Dübel- und Nietverbindungen in Frage.
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Durch die erfindungsgemäße Vorrichtung ist eine kostengünstige und dauerhafte Sanierung von Altgebäuden und Baudenkmälern, die durch aufsteigende Bodenfeuchte beaufschlagt werden, möglich. Substanzeingriffe sind nicht erforderlich. Einige Millionen Wohnungen in Deutschland befinden sich in Altgebäuden mit entsprechenden Wärmebrücken. Auch bei energetischen Sanierungen ist nicht jede Wärmebrücke sanierbar, so dass auch danach Problembereiche verbleiben, auf denen sich Schimmelpilz bildet.
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Schimmelpilz in Wohnungen stellt eine stetige und zunehmende Bedrohung der Volksgesundheit dar. Häufig werden über Baumärkte Mittel verwendet, die nur vorübergehend den Pilzbefall abtöten, dafür aber die Gesundheit der Bewohner durch die eingesetzten Chemikalien auf eine ganz andere Art bedrohen. Zigtausend Gerichtsverfahren belasten alle gerichtlichen Instanzen, weil der eine oder andere Bewohner auf dem Weg eine energetische Sanierung erzwingen möchte – in Unkenntnis der Tatsache, dass verbleibende unlösbare Wärmebrücken auch anschließend die Bildung von Schimmelpilz fördern können. Alle Probleme der genannten Wärmebrücken lassen sich mit der erfindungsgemäßen Vorrichtung effektiv lösen.
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Die erfindungsgemäße Vorrichtung beschränkt sich in ihrer Ausführung nicht auf die vorstehend angegebenen bevorzugten Ausführungsformen. Vielmehr sind eine Vielzahl von Ausgestaltungsvariationen denkbar, welche von der dargestellten Lösung auch bei grundsätzlich anders gearteter Ausführung Gebrauch machen.
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Bezugszeichenliste
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- 1
- Vorrichtung
- 2
- Wand
- 3
- Luft
- 4
- Boden
- 10
- Hohlraumprofil
- 11
- Einrichtung zur Erzeugung eines Luftstroms (Ventilator)
- 100
- Luftzutrittsöffnung
- 101
- Luftaustrittsöffnung