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Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Steuerung des Betriebs einer Scheibenwischeinrichtung eines Kraftfahrzeugs. Daneben betrifft die Erfindung ein Kraftfahrzeug.
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Automatische Scheibenwischeinrichtungen, die beispielsweise einen Regensensor umfassen, um zu detektieren, ob sich ein niederschlagsbedingter Belag, wie z. B. Regenwasser, auf einer Scheibe des Kraftfahrzeugs befindet, sind im Stand der Technik bereits bekannt. In Abhängigkeit von entsprechenden Erfassungsdaten dieses Regensensors lässt sich die Scheibenwischeinrichtung sowohl aktivieren als auch deaktivieren. Zudem kann typicherweise auch eine Frequenz einer Bewegung von Scheibenwischern der Scheibenwischeinrichtung in Abhängigkeit der Erfassungsdaten erfolgen. Insbesondere in einer Fahrsituation, in der sich ein Fahrer des Kraftfahrzeugs, beispielsweise aufgrund eines hohen Verkehrsaufkommens und/oder ohnehin schlechten Sichtverhältnissen, besonders auf das Führen des Kraftfahrzeugs konzentriert, kann die automatische Scheibenwischeinrichtung durch den Regensensor respektive durch Auswertung der durch den Regensensor erfassten Daten aktiviert werden. Dadurch kann der Fahrer in einer derartigen Fahrsituation erheblich unterstützen werden, da er nicht durch eine manuelle Betätigung der Scheibenwischeinrichtung vom Führen des Kraftfahrzeugs abgelenkt wird.
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Bei nicht automatischen Scheibenwischeinrichtungen muss ein Fahrer manuell die Scheibenwischeinrichtung betätigen, um beispielsweise bei Regen eine freie Sicht durch die wasserbenetzte Windschutzscheibe zu erlangen. Dabei besteht allerdings dennoch die Gefahr, dass beispielsweise bei plötzlich auftretender Gischt, verursacht durch ein Fremdfahrzeug im Umfeld des Kraftfahrzeugs, kurzzeitig die Sicht des Fahrers derart stark beeinträchtigt wird, dass er für einige Sekunden nicht auf Ereignisse im Umfeld des Kraftfahrzeugs reagieren kann, obwohl die Scheibenwischeinrichtung aktiviert ist.
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In der
DE 10 2008 049 983 A1 wird ein Steuergerät für wenigstens einen Scheibenwischer eines Kraftfahrzeugs vorgeschlagen. In Abhängigkeit von durch Sensoren erzeugten Sensorsignalen erfolgt eine Erzeugung von entsprechenden Stellsignalen zur Betätigung des wenigstens einen Scheibenwischers. Ein Sensorsignal kann hierbei Niederschlag auf der Windschutzscheibe des Kraftfahrzeugs anzeigen oder eine Information bezüglich einer Umgebungshelligkeit im Umfeld des Kraftfahrzeugs beschreiben.
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DE 10 2014 212 777 A1 beschreibt ein Verfahren zur automatischen Steuerung eines Scheibenwischers eines Fahrzeugs. Hierbei werden Informationen von einem Regensensor bezüglich einer Regenmenge auf einer Scheibe des Fahrzeugs erfasst. In Abhängigkeit von Daten einer Kamera wird im Rahmen des Verfahrens eine Objekterkennung, beispielsweise um entgegenkommende Kraftfahrzeuge zu erfassen, durchgeführt. Insbesondere dann, wenn durch den Regensensor eine bestimmte Menge an Wasser auf der Scheibe des Fahrzeugs erfasst wurde und durch eine Umgebungslichtdetektion ermittelt wurde, dass die Helligkeit im Umfeld des Kraftfahrzeugs stark reduziert ist und ein entgegenkommendes Kraftfahrzeug erkannt wurde, kann eine potentielle Blendung des Fahrers dadurch reduziert werden, indem eine Wischfrequenz respektive eine Wischgeschwindigkeit des Scheibenwischers erhöht wird.
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EP 1 674 356 B1 schlägt ebenfalls ein Verfahren zur kombinierten Auswertung von Signalen eines Regensensors und einer Kamera vor, wobei in Abhängigkeit davon eine Steuerung eines Scheibenwischers verbessert werden soll. Wenn eine Kamera des Kraftfahrzeugs plötzlich einen Kanten- und/oder Konturverlust im Bild feststellt, kann im Rahmen des Verfahrens bei gleichzeitig positivem Signal des Regensensors darauf geschlossen werden, dass ein Wasserschwall bereits aufgewirbelt wurde und sich unmittelbar vor der Windschutzscheibe befindet, so dass er in kürzester Zeit auf der Wind-, schutzscheibe auftrifft.
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Bei derartigen, im Stand der Technik bereits bekannten Systemen handelt es sich somit allerdings um rein reaktive Systeme. Das bedeutet, dass eine Scheibenwischeinrichtung gemäß den im Stand der Technik bekannten Verfahren und Vorrichtungen erst dann aktiviert werden kann, wenn bereits ein Niederschlag auf der Scheibe des Kraftfahrzeugs erfasst wurde. Jedoch ist selbst dann, wenn aktuell kein Niederschlag gegeben ist, allerdings eine regennasse Fahrbahn gegeben ist, eine Vorbeifahrt eines Kraftfahrzeugs und dadurch verursachte Gischt respektive Spritzwasser ausreichend, dass die Sicht eines Fahrers des Kraftfahrzeugs für einige Sekunden stark beeinträchtigt ist, wenn zumindest ein Teil der Gischt oder des Spritzwassers auf der Windschutzscheibe des Kraftfahrzeugs auftrifft.
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Der Erfindung liegt somit die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren zur Steuerung des Betriebs einer Scheibenwischeinrichtung eines Kraftfahrzeugs anzugeben, das demgegenüber verbessert ist.
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Zur Lösung dieser Aufgabe ist es bei einem Verfahren der eingangs genannten Art erfindungsgemäß vorgesehen, dass das Kraftfahrzeug wenigstens eine Umfelderfassungseinrichtung umfasst, wobei durch Auswertung von durch die Umfeldertassungseinrichtung erfassten Umfelddaten wenigstens eine Fremdfahrzeuginformation bezüglich wenigstens eines sich im Umfeld befindlichen Fremdfahrzeugs und wenigstens eine Niederschlagsinformation bezüglich eines gegebenen Niederschlags im Umfeld des Kraftfahrzeugs und/oder eine Fahrbahninformation bezüglich eines niederschlagsbedingten Fahrbahnbelags ermittelt wird, wobei in Abhängigkeit der Fremdfahrzeuginformation und der Niederschlagsinformation und/oder der Fahrbahninformation eine Wahrscheinlichkeit für durch das Fremdfahrzeug voraussichtlich aufgewirbelten und auf einer über die Scheibenwischeinrichtung gewischten Scheibe des Kraftfahrzeugs auftreffenden niederschlagsbedingten Fahrbahnbeleg ermittelt wird, wobei der Betrieb der Scheibenwischeinrichtung in Abhängigkeit der Wahrscheinlichkeit gesteuert wird.
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Erfindungsgemäß wird somit vorgeschlagen, die Scheibenwischeinrichtung des Kraftfahrzeugs bereits zu aktivieren oder derart anzusteuern, dass eine Bewegungsfrequenz und/oder Bewegungsgeschwindigkeit bereits erhöht wird, noch bevor durch ein Fremdfahrzeug aufgewirbelter niederschlagsbedingter Fahrbahnbelag, wie z. B. aufgewirbelte Gischt oder aufgewirbeltes Spritzwasser zumindest teilweise beispielsweise auf der Windschutzscheibe des Kraftfahrzeugs auftritt. Dies kann erfindungsgemäß erfolgen, noch bevor Gischt oder Spritzwasser überhaupt aufgewirbelt wurde respektive als Gischt oder Spritzwasser detektiert werden könnte.
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Hierzu wird erfindungsgemäß wenigstens ein im Umfeld des Kraftfahrzeugs befindliches Fremdfahrzeug erfasst, wobei es natürlich auch sein kann, dass mehrere Fremdfahrzeuge erfasst werden und im Rahmen des Verfahrens berücksichtigt werden. Dies erfolgt durch Ermittlung einer Fremdfahrzeuginformation, die beispielsweise angibt, dass ein Fremdfahrzeug in einem bestimmten Umkreis des Kraftfahrzeugs erfasst wurde. Demnach kann eine Fremdfahrzeuginformation jeweils ein spezifisches Fremdfahrzeug beschreiben, wobei es auch im Rahmen der Erfindung liegt, dass eine Fremdfahrzeuginformation eine Untergruppe von mehreren erfassten Fremdfahrzeugen oder alle erfassten Fremdfahrzeuge beschreibt. Erfindungsgemäß kann die Umfelderfassungseinrichtung des Kraftfahrzeugs auch einen in Richtung des Hecks des Kraftfahrzeugs und/oder in Richtung der Fahrer- und/oder Beifahrerseite gerichteten Bereich im Umfeld des Kraftfahrzeugs erfassen. Dementsprechend können im Rahmen der Erfindung beispielsweise auch sich von hinten an das Kraftfahrzeug annähernde Fremdfahrzeuge, die das Kraftfahrzeug möglicherweise überholen, erfasst und im Rahmen des erfindungsgemäßen Verfahrens berücksichtigt werden.
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Anhand der Niederschlagsinformation bezüglich eines gegebenen, sprich aktuellen, Niederschlags im Umfeld des Kraftfahrzeugs, wie z. B. Regen oder Schnee, kann die Niederschlagsinformation beispielsweise eine Information bezüglich einer Niederschlagsmenge enthalten oder lediglich darüber informieren, ob aktuell ein Niederschlag gegeben ist oder nicht.
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In Abhängigkeit von diesen beiden Informationen kann anschießend eine Wahrscheinlichkeit berechnet werden, die angibt, wie hoch die Wahrscheinlichkeit für durch das wenigstens eine erfasste Fremdfahrzeug voraussichtlich aufgewirbelten und auf einer über die Scheibenwischeinrichtung gewischten Scheibe des Kraftfahrzeugs auftreffenden niederschlagsbedingten Fahrbahnbelag ist. Bei dem niederschlagsbedingten Fahrbahnbelag kann es sich sowohl um Wasser als auch um Schnee, Schneematsch und/oder Hagel handeln.
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Durch eine optionale Ermittlung einer Fahrbahninformation kann selbst ein niederschlagsbedingter Fahrbahnbelag im Rahmen des Verfahrens berücksichtigt werden, obwohl aktuell kein Niederschlag gegeben ist. Beispielsweise kann dadurch auch in den Fällen, in denen es momentan nicht regnet oder schneit, die Fahrbahn allerdings aufgrund eines vorherigen Regens oder Schneefalls dennoch regennass bzw. mit Schneematsch belegt ist, diese Information im Rahmen der Fahrbahninformation enthalten sein und bei der Ermittlung der Wahrscheinlichkeit entsprechend berücksichtigt werden.
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Erfindungsgemäß kann die Fremdfahrzeuginformation und/oder die Fahrbahninformation und/oder die Niederschlagsinformation durch Erfassen von das Umfeld des Kraftfahrzeugs abbildenden Bilddaten durch eine der Umfelderfassungseinrichtung zugeordnete Kameravorrichtung und/oder Sensoreinrichtung des Kraftfahrzeugs erfasst werden. Bei der Sensoreinrichtung kann es sich erfindungsgemäß um einen Regensensor handeln, der entsprechende Sensordaten erfasst, die im Rahmen des Verfahrens ergänzend berücksichtigt werden können, um beispielsweise eine Ermittlungsgenauigkeit des Verfahrens verbessern zu können.
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Eine besonders bevorzugte Variante der Erfindung sieht vor, dass wenigstens eine Zusatzinformation, die durch Auswertung von Erfassungsdaten einer Umfelderfassungseinrichtung wenigstens des Fremdfahrzeugs und/oder wenigstens eines weiteren Fremdfahrzeugs ermittelt wird, von dem Fremdfahrzeug und/oder dem weiteren Fremdfahrzeug an eine kraftfahrzeugexterne Verarbeitungseinrichtung und von der kraftfahrzeugexternen Verarbeitungseinrichtung an das Kraftfahrzeug und/oder direkt von dem Fremdfahrzeug und/oder dem weiteren Fremdfahrzeug an das Kraftfahrzeug übertragen wird und bei der Ermittlung der Wahrscheinlichkeit zusätzlich berücksichtigt wird. Bei der Zusatzinformation kann es sich erfindungsgemäß beispielsweise um eine Information bezüglich der Fahrbahn handeln. Dementsprechend kann die Zusatzinformation angeben, ob das Fremdfahrzeug beispielsweise eine regennasse Fahrbahn ermittelt hat oder nicht. Es kann sich allerdings auch um eine Information bezüglich eines aktuellen Niederschlags handeln, die z. B. angibt ob aktuell überhaupt ein Niederschlag gegeben ist und wen ja wie stark der momentane Niederschlag ist. Grundsätzlich besteht erfindungsgemäß natürlich auch die Möglichkeit, die von der jeweiligen Umfelderfassungseinrichtung eines Fremdfahrzeugs erfassten Erfassungsdaten, sprich die unverarbeiteten Daten, von dem Kraftfahrzeug und/oder dem Fremdfahrzeug an die kraftfahrzeugexterne Verarbeitungseinrichtung respektive von der kraftfahrzeugexternen Verarbeitungseinrichtung an das Kraftfahrzeug zu übertragen. Folglich wird in diesem Fall die Ermittlung der Zusatzinformation erst nach Empfang der Erfassungsdaten durch das Kraftfahrzeug selbst durchgeführt.
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Erfindungsgemäß kann die Zusatzinformation bei oder nach Eintritt des Fremdfahrzeugs in einen bestimmten Umkreis um das Kraftfahrzeug an das Kraftfahrzeug übertragen werden. Dadurch kann erfindungsgemäß sichergestellt werden, dass sobald ein Fremdfahrzeug in einen bestimmten Umkreis des Kraftfahrzeugs gelangt, die Zusatzinformation des Fremdfahrzeugs nicht zuerst an eine kraftfahrzeugexterne Verarbeitungseinrichtung gesendet wird, um anschließend von der kraftfahrzeugexternen Verarbeitungseinrichtung an das Kraftfahrzeug übertragen zu werden, sondern direkt von dem Fremdfahrzeug an das Kraftfahrzeug übertragen wird. Dadurch können einerseits Verzögerungszeiten. bis zu dem Zeitpunkt, zu dem dem Kraftfahrzeug die Zusatzinformationen vorliegen, reduziert werden. Andererseits kann der Verarbeitungsaufwand des Verfahrens seitens der kraftfahrzeugexternen Verarbeitungseinrichtung dadurch reduziert werden. Selbstverständlich kann auch parallel zu der direkten Übertragung von dem Fremdfahrzeug an das Kraftfahrzeug eine zusätzliche Übertragung der Zusatzinformation an die kraftfahrzeugexterne Verarbeitungseinrichtung erfolgen, um beispielsweise sicherzustellen, dass die Zusatzinformation auch einem weiteren Kraftfahrzeug zur Verfügung gestellt werden kann, das sich allerdings in diesem Moment nicht in der Nähe des Fremdfahrzeugs befindet. Somit kann die Zusatzinformation durch die kraftfahrzeugexterne Verarbeitungseinrichtung quasi für zu einem späteren Zeitpunkt eintreffende Kraftfahrzeuge vorgehalten werden und insgesamt zu der Ermittlungsgenauigkeit des Verfahrens beitragen.
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Dementsprechend kann erfindungsgemäß vorgesehen sein, dass die Zusatzinformation in Abhängigkeit der Position und/oder Bewegungsrichtung des Kraftfahrzeugs an das Kraftfahrzeug übertragen wird. Hierbei kann insbesondere bei einer Übertragung einer Zusatzinformation von einem Fremdfahrzeug über eine kraftfahrzeugexterne Verarbeitungseinrichtung zu einem Kraftfahrzeug sichergestellt werden, dass ein Kraftfahrzeug selbst dann relevante Zusatzinformationen erhält, auch wenn sich das Fremdfahrzeug nicht in einem bestimmten Umkreis um das Kraftfahrzeug befindet. Beispielsweise kann es vorkommen, dass das Fremdfahrzeug in einem bestimmten gleichbleibenden Abstand zum Kraftfahrzeug in die gleiche Richtung des Kraftfahrzeugs fährt. Zugleich kann sich das Fremdfahrzeug, von dem die Zusatzinformation ursprünglich ausging, außerhalb des festgelegten Umkreises um das Kraftfahrzeug befinden. Dennoch kann durch die positionsabhängige Übertragung der Zusatzinformation der kraftfahrzeugexternen Verarbeitungseinrichtung an das Kraftfahrzeug sichergestellt werden, dass das Kraftfahrzeug auch in einem solchen Fall von dem Fremdfahrzeug stammende Zusatzinformationen erhält, wodurch die Ermittlungsgenauigkeit verbessert werden kann. Im Gegensatz hierzu kann eine richtungsabhängige Übertragung verhindern, dass eine Zusatzinformation entweder direkt von dem Fremdfahrzeug an das Kraftfahrzeug oder indirekt über die kraftfahrzeugexterne Verarbeitungseinrichtung an das Kraftfahrzeug übertragen wird. Somit kann verhindert werden, dass ein Kraftfahrzeug eine Zusatzinformation für eine bereits befahrene Fahrbahnstrecke erhält, wenn beispielsweise das Fremdfahrzeug das Kraftfahrzeug überholt oder zumindest in gleicher Fahrtrichtung wie das Kraftfahrzeug in den bestimmten Umkreis um das Kraftfahrzeug gelangt.
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Bei dem erfindungsgemäßen Verfahren kann es zudem vorgesehen sein, dass in Abhängigkeit der Fremdfahrzeuginformation und/oder der Niederschlagsinformation und/oder der Fahrbahninformation und/oder der Zusatzinformation eine Menge für auf einer über die Scheibenwischeinrichtung gewischten Scheibe des Kraftfahrzeugs auftreffenden niederschlagsbedingten Fahrbahnbelag prädiziert wird und die Ansteuerung der Scheibenwischeinrichtung von der prädizierten Menge abhängt. Insbesondere die Bewegungsfrequenzen und/oder die Bewegungsgeschwindigkeit der Scheibenwischeinrichtung kann in Abhängigkeit dieser prädizierten Menge erfolgen.
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Zudem kann erfindungsgemäß wenigstens eine Wetterinformation von einer kraftfahrzeugexternen Verarbeitungseinrichtung an das Kraftfahrzeug übertragen werden und die Ansteuerung der Scheibenwischeinrichtung unter Berücksichtigung der Wetterinformation erfolgen. Bei der Wetterinformation kann es sich beispielsweise um eine zentral von einer Wetterstation ermittelte Information bezüglich eines bereits vergangenen Niederschlags handeln, die der kraftfahrzeugexternen Verarbeitungseinrichtung vorliegt. Zudem kann die Wetterinformation eine Niederschlagsmenge enthalten, wonach in Abhängigkeit der Wetterinformation die Wahrscheinlichkeit für durch das Fremdfahrzeug voraussichtlich aufgewirbelten und auf einer über die Scheibenwischeinrichtung gewischten Scheibe des Kraftfahrzeugs auftreffenden niederschlagsbedingten Fahrbahnbelag genauer ermittelt werden kann. Zudem kann in Abhängigkeit der Wetterinformation beispielsweise auch bei schlechten Sichtverhältnissen, wie z. B. bei Nacht und/oder Nebel, eine regennasse Fahrbahn ermittelt werden, obwohl in Abhängigkeit der durch das Kraftfahrzeug erfassten Umfelddaten keine regennasse Fahrbahn hätte ermittelt werden können.
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Weiterhin kann erfindungsgemäß wenigstens eine weitere Fahrbahninformation von einer kraftfahrzeugexternen Verarbeitungseinrichtung oder von einem Fremdfahrzeug an das Kraftfahrzeug übertragen werden, wobei die weitere Fahrbahninformation eine durch das Kraftfahrzeug zukünftig zu befahrende Fahrbahnstrecke beschreibt, und die Ansteuerung der Scheibenwischeinrichtung unter Berücksichtigung der weiteren Fahrbahninformation erfolgt. Somit kann es sich bei der weiteren Fahrbahninformation beispielsweise um eine Information bezüglich des Fahrbahnzustands handeln. Ist z. B. von einer Fahrbahnstrecke bekannt, dass Bodenwellen, Schlaglöcher usw. vorliegen, wonach die Wahrscheinlichkeit einer Pfützenbildung relativ hoch ist, und somit auch die Wahrscheinlichkeit für durch das Fremdfahrzeug voraussichtlich aufgewirbelten und auf einer über die Scheibenwischeinrichtung gewischten Scheibe des Kraftfahrzeugs auftreffenden niederschlagsbedingten Fahrbahnbelag erhöht sein kann, kann eine derartige Information im Rahmen der weiteren Fahrbahninformation an das Kraftfahrzeug übertragen werden und in die Ermittlung der Wahrscheinlichkeit einfließen. Alternativ kann eine derartige weitere Fahrbahninformation selbstverständlich auch durch das Kraftfahrzeug selbst respektive dessen Umfelderfassungseinrichtung erfasst werden und im Rahmen der Ansteuerung der Scheibenwischeinrichtung zusätzlich berücksichtigt werden.
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Bei einer erfindungsgemäßen Steuerung des Betriebs der Scheibenwischeinrichtung kann wie bereits erwähnt vorgesehen sein, dass im Rahmen einer Ansteuerung der Scheibenwischeinrichtung eine Bewegungsfrequenz und/oder Bewegungsgeschwindigkeit der Scheibenwischeinrichtung erhöht wird, insbesondere auf eine maximale Bewegungsfrequenz und/oder maximale Bewegungsgeschwindigkeit geändert wird. Somit kann die Scheibenwischeinrichtung auch verstellt werden, obwohl sie bereits aktiviert ist, um beispielsweise die Bewegungsfrequenz zu erhöhen, und dadurch einen auf die Windschutzscheibe auftreffenden Wasserschwall bei sonst lediglich mäßigem Regen möglichst schnell von der Windschutzscheibe zu entfernen, damit die Sicht des Fahrers idealerweise überhaupt nicht oder zumindest nur geringfügig durch den Wasserschwall beeinträchtigt wird. Wenn die Scheibenwischeinrichtung deaktiviert ist, kann sie im Rahmen der erfindungsgemäßen Ansteuerung aktiviert werden. Es kann zusätzlich vorgesehen sein, dass ein Benutzer des Kraftfahrzeugs über eine entsprechende Ausgabe einer Information, beispielsweise über eine Anzeigevorrichtung des Kraftfahrzeugs, über die automatische Aktivierung und/oder Verstellung der Bewegungsfrequenz und/oder Bewegungsgeschwindigkeit der Scheibenwischeinrichtung informiert wird. Dadurch kann verhindert werden, dass der Benutzer den Eindruck erhält, versehentlich eine manuelle Ansteuerung der Scheibenwischeinrichtung ausgelöst zu haben.
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Zudem kann es erfindungsgemäß vorgesehen sein, dass die Bewegungsfrequenz und/oder die Bewegungsgeschwindigkeit der Scheibenwischeinrichtung für eine festgelegte Zeitdauer verändert wird oder werden und nach Ablauf der Zeitdauer wieder auf den zuvor geltenden Wert zurückgesetzt wird oder werden. Beispielsweise kann für einen festgelegten Zeitraum von 5 Sekunden die Bewegungsfrequenz zumindest erhöht und die Bewegungsgeschwindigkeit auf eine maximale Bewegungsgeschwindigkeit eingestellt werden, wonach nach Ablauf der 5 Sekunden wieder zu den vorherigen Werten zurückgekehrt wird.
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Selbstverständlich liegt es auch im Rahmen der Erfindung, dass in Abhängigkeit der Fremdfahrzeuginformation eine voraussichtliche zukünftige Fremdfahrzeugtrajektorie ermittelt wird und in Abhängigkeit der voraussichtlichen zukünftigen Fremdfahrzeugtrajektorie eine adaptierte Zeitdauer ermittelt wird, in der die Scheibenwischeinrichtung aktiviert oder die Bewegungsfrequenz und/oder die Bewegungsgeschwindigkeit der Scheibenwischeinrichtung verändert wird oder werden und/oder ein bestimmter Zeitpunkt ermittelt wird, zu dem die Bewegungsfrequenz und/oder die Bewegungsgeschwindigkeit der Scheibenwischeinrichtung verändert wird oder werden, wobei die Bewegungsfrequenz und/oder die Bewegungsgeschwindigkeit nach Ablauf der Zeitdauer oder in Abhängigkeit eines weiteren ermittelten Zeitpunkts wieder auf den zuvor geltenden Wert zurückgesetzt wird oder werden oder die Scheibenwischeinrichtung wieder deaktiviert wird. Dadurch kann eine sehr genaue Zeitdauer ermittelt werden, für die die Scheibenwischeinrichtung aktiviert werden muss, respektive in der die Bewegungsfrequenz und/oder Bewegungsgeschwindigkeit der Scheibenwischeinrichtung erhöht werden muss, bis das Fremdfahrzeug einen bestimmten Umkreis um das Kraftfahrzeug wieder verlassen hat. Dieser Umkreis kann selbstverständlich kleiner sein als der Umkreis, der für eine zuvor erläuterte direkte Datenübertragung einer Zusatzinformation von dem Fremdfahrzeug an das Kraftfahrzeug ausschlaggebend ist.
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Neben dem Verfahren betrifft die Erfindung auch ein Kraftfahrzeug, umfassend wenigstens eine Scheibenwischeinrichtung und ein zur Durchführung eines Verfahrens nach einem der vorangehenden Ansprüche ausgebildetes Steuergerät. Sämtliche Ausführungen bezüglich des erfindungsgemäßen Verfahrens lassen sich analog auf das erfindungsgemäße Kraftfahrzeug übertragen, mit welchem mithin ebenso die bereits genannten Vorteile erhalten werden können.
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Weitere Vorteile und Einzelheiten der vorliegenden Erfindung ergeben sich aus dem im Folgenden beschriebenen Ausführungsbeispiel sowie anhand der Zeichnungen. Dabei zeigen:
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1 ein erfindungsgemäßes Kraftfahrzeug in einer Nutzungssituation;
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2 eine Prinzipdarstellung der in 1 dargestellten Nutzungssituation;
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3 eine weitere Prinzipdarstellung der bereits aus 1 bekannten Nutzungssituation zu einem späteren Zeitpunkt;
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4 eine weitere Prinzipdarstellung der bereits aus 1 bekannten Nutzungssituation zu einem weiteren späteren Zeitpunkt; und
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5 ein Flussdiagramm eines erfindungsgemäßen Verfahrens.
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1 zeigt ein erfindungsgemäßes Kraftfahrzeug 1 in einer Nutzungssituation, in der ein Verfahren zur Steuerung des Betriebs einer Scheibenwischeinrichtung 2 des Kraftfahrzeugs 1 gemäß dem in 5 gezeigten Flussdiagramm durchgeführt wird.
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In 1 sind das Kraftfahrzeug 1 und ein dem Kraftfahrzeug 1 entgegenfahrendes Fremdfahrzeug 3 dargestellt. Sowohl das Kraftfahrzeug 1 als auch das Fremdfahrzeug 3 befinden sich auf einer regennassen Fahrbahn 4, auf der sich bereichsweise mehrere Wasseransammlungen 5 gebildet haben.
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In 2 und 3 ist die aus 1 bekannte Nutzungssituation zu zwei aufeinanderfolgenden Zeitpunkten dargestellt. Im gezeigten Ausführungsbeispiel erfasst die Umfelderfassungseinrichtung 6, umfassend eine Kameraeinrichtung 7 entsprechend dem in 5 gezeigten Schritt S1, das Umfeld des Kraftfahrzeugs 1. Wird in Schritt S2 das Fremdfahrzeug 3 zu dem in 2 gezeigten Zeitpunkt, sobald sich das Fremdfahrzeug 3 in dem Umkreis 8 um das Kraftfahrzeug 1 befindet, erfasst, fährt das Verfahren in Schritt S3 fort. Ansonsten kehrt das Verfahren in Schritt S1 zurück. In Schritt S3 ermittelt das Kraftfahrzeug 1 eine Fremdfahrzeuginformation bezüglich dem Fremdfahrzeug 3, die angibt, dass sich das Fremdfahrzeug mit einer bestimmten Geschwindigkeit in eine einer Bewegungsrichtung des Kraftfahrzeugs 1 entgegengesetzten Richtung fortbewegt. Anschließend ermittelt das Kraftfahrzeug 1 in Schritt S4 eine Niederschlagsinformation, die im gezeigten Ausführungsbeispiel die Information enthält, dass momentan kein Niederschlag gegeben ist.
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Im Schritt S5 ermittelt das Kraftfahrzeug 1 eine Fahrbahninformation, die im gezeigten Ausführungsbeispiel allerdings beschreibt, dass die Fahrbahn 4 regennass ist.
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Anschließend überträgt das Fremdfahrzeug 3 in Schritt S6 eine in Abhängigkeit von durch eine Umfelderfassungseinrichtung 9 des Fremdfahrzeugs 3 erfassten Umfelddaten ermittelte Zusatzinformation über eine Sende- und Empfangseinrichtung 10 des Fremdfahrzeugs 3 an eine Sende- und Empfangseinrichtung 11 des Kraftfahrzeugs 1, als auch anj eine Sende- und Empfangseinrichtung 12 einer kraftfahrzeugexternen Verarbeitungseinrichtung 13. Die Zusatzinformation des Fremdfahrzeugs 3 gibt Aufschluss darüber, dass auch das Fremdfahrzeug 3 eine Regennässe bezüglich der Fahrbahn 4 ermittelt hat. Zudem werden durch die kraftfahrzeugexterne Verarbeitungseinrichtung 13 weitere Zusatzinformationen von weiteren Fremdfahrzeugen (nicht gezeigt) an das Kraftfahrzeug 1 übertragen, wobei diese weiteren Zusatzinformationen bereits zu einem früheren Zeitpunkt an die kraftfahrzeugexterne Verarbeitungseinrichtung 13 übertragen wurden. Die weiteren Zusatzinformationen wurden durch die weiteren Fremdfahrzeuge in Abhängigkeit von Erfassungsdaten ermittelt, die die weiteren Fremdfahrzeuge im Rahmen einer Umfelderfassung erfasst haben, während sie die in 1 bis 3 abgebildetet Fahrbahn 4 zu einem früheren Zeitpunkt befahren haben. Die Datenübertragungen zwischen dem Kraftfahrzeug 1, dem Fremdfahrzeug 3 und der kraftfahrzeugexternen Verarbeitungseinrichtung 13 werden durch die Doppelpfeile 18 dargestellt.
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Im Anschluss wird im Schritt S6 gemäß 5 über die Sende- und Empfangseinrichtung 12 der kraftfahrzeugexternen Verarbeitungseinrichtung 13 eine vorliegende Wetterinformation und eine vorliegende weitere Fahrbahninformation an die Sende- und Empfangseinrichtung 11 des Kraftfahrzeugs 1 übertragen. Die Wetterinformation beinhaltet eine Information darüber, dass zu einem früheren Zeitpunkt starker Niederschlag in Form von Regen gegeben war, während die weitere Fahrbahninformation eine Information darüber enthält, dass ein von dem Kraftfahrzeug 1 zu befahrender Fahrbahnstrecke 14, der sich zwischen den horizontalen gestrichelten Linien befindet, Bodenwellen und Schlaglöcher (nicht gezeigt) aufweist und somit die Wahrscheinlichkeit für Wasseransammlungen 5 erhöht ist.
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Anhand der Fremdfahrzeuginformation, der Niederschlagsinformation, der Fahrbahninformation, der Zusatzinformation, der Wetterinformation und der weiteren Fahrbahninformation ermittelt das Kraftfahrzeug 1 in Schritt S7 eine Wahrscheinlichkeit für durch das Fremdfahrzeug 3 voraussichtlich aufgewirbeltes und auf die Windschutzscheibe 15 des Kraftfahrzeugs 1 auftreffendes Spritzwasser.
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In Schritt S8 erfolgt eine Auswertung durch das Steuergerät 16 des Kraftfahrzeugs 1, wobei im Rahmen der Auswertung überprüft wird, ob die ermittelte Wahrscheinlichkeit über einem festgelegten Wahrscheinlichkeitsschwellwert liegt. Ist die ermittelte Wahrscheinlichkeit kleiner als der Wahrscheinlichkeitsschwellwert, kehrt das Verfahren in Schritt S1 zurück. Ist die ermittelte Wahrscheinlichkeit größer als der Wahrscheinlichkeitsschwellwert, fährt das Verfahren in Schritt S9 fort. Im gezeigten Ausführungsbeispiel beträgt die Wahrscheinlichkeit exemplarisch 0,7 und der Wahrscheinlichkeitsschwellwert 0,6, wonach das Verfahren in Schritt S9 fortfährt.
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In Schritt S9 erfolgt durch das Steuergerät 16 eine Ansteuerung der Scheibenwischeinrichtung 2 des Kraftfahrzeugs 1, so dass zu dem späteren in 3 gezeigten Zeitpunkt zwei Scheibenwischer der Scheibenwischeinrichtung 2 bereits mit maximaler Bewegungsfrequenz und maximaler Bewegungsgeschwindigkeit betrieben werden, was durch die Pfeile 17 dargestellt ist, noch bevor das Fremdfahrzeug 3 in der Lage gewesen wäre, Spritzwasser, das auf die Windschutzscheibe 15 des Kraftfahrzeugs 1 auftrifft, aufzuwirbeln. Das Steuergerät 16 ist im gezeigten Ausführungsbeispiel derart eingerichtet, dass nach 5 Sekunden die vorherigen Werte der Scheibenwischeinrichtung 2 für die Bewegungsfrequenz und die Bewegungsgeschwindigkeit eingestellt werden.
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Trifft das durch das Fremdfahrzeug 3 aufgewirbelte Spritzwasser 19, wie in 4 darstellt, auf die Windschutzscheibe 15 des Kraftfahrzeugs 1 ergibt sich der Vorteil, dass die Scheibenwischer der Scheibenwischeinrichtung 2 bereits mit maximaler Bewegungsfrequenz und maximaler Bewegungsgeschwindigkeit bewegt werden. Somit wird die Sicht eines Fahrers des Kraftfahrzeugs 1 nicht durch das auftreffende Spritzwasser 19 beeinträchtigt, da das Spritzwasser 19 durch die entsprechend frühe Ansteuerung der Scheibenwischeinrichtung 2 unmittelbar beim Auftreffen auf die Windschutzscheibe 15 von dieser weggewischt wird.
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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- DE 102008049983 A1 [0004]
- DE 102014212777 A1 [0005]
- EP 1674356 B1 [0006]