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Die Erfindung betrifft ein Waffensystem mit einer um eine Elevationsachse richtbar angeordneten Waffe.
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Im militärischen Bereich kommen verschiedene Arten von Waffensystemen zum Einsatz, bei welchen eine Waffe größeren Kalibers um eine Elevationsachse in der Höhe und um eine Azimutrichtachse in der Seite richtbar angeordnet ist.
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Bekannt sind beispielsweise Waffensysteme in Form von Kampfpanzern, die im direkten Schuss auf ein zu bekämpfendes Ziel wirken oder auch Waffensystem in Form von Artilleriesystemen, wie beispielsweise Panzerhaubitzen, die im indirekten Schuss auf ein zu bekämpfendes Ziel wirken. Bei Kampfpanzern ist es beispielsweise so, dass diese üblicherweise einen Waffenrichtbereich in Elevation von etwa 20° gegenüber der Horizontalen aufweisen. Demgegenüber werden Artilleriesysteme in der oberen Winkelgruppe gerichtet, d.h. dass hier durchaus Elevationsrichtwinkel im Bereich von 40° gegenüber der Horizontalen erreicht werden.
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Diese bekannten Waffensysteme haben sich in ihren jeweiligen Einsatzbereichen durchaus bewährt, jedoch kann es vor allem im Falle asymmetrischer Bedrohungslagen beispielsweise in urbanem Umfeld zu Problemen kommen. So kann etwa die Waffe eines Kampfpanzers nicht ausreichend weit nach oben eleviert werden, um beispielsweise Ziele auf dem Dach eines Hochhauses oder ähnlichen Positionen bekämpfen zu können.
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Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es daher, ein Waffensystem mit gegenüber bekannten Waffensystemen verbessertem Einsatzspektrum anzugeben.
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Dieser Aufgabe wird bei einem Waffensystem der eingangs genannten Art dadurch gelöst, dass die Elevationsachse an einem Höhenrichtteil angeordnet ist, welches um eine zweite Elevationsachse richtbar angeordnet ist.
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Durch die zweite Elevationsachse lässt sich das Einsatzspektrum des Waffensystems gegenüber dem klassischer Waffensysteme erweitern. Beispielsweise kann die erste Elevationsachse für einen Betrieb des Waffensystems im direkten Schuss genutzt werden. Für den Fall, dass größere Elevationswinkel gewünscht werden, beispielsweise für einen indirekten Schuss oder im Falle asymmetrischer Bedrohungslagen in urbanem Gelände, kann die Waffe alternativ oder zusätzlich auch um die zweite Elevationsachse gerichtet werden, wobei die beiden Elevationsrichtbereiche aufgrund der Anordnung der ersten Elevationsachse an dem Höhenrichtteil einander überlagert werden.
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Eine vorteilhafte Ausgestaltung der Erfindung sieht vor, dass der ersten Elevationsachse und der zweiten Elevationsachse jeweils separate Richtantriebe zugeordnet sind. Durch die separaten Richtantriebe können beide Elevationsachsen wahlweise angesteuert werden. Beispielsweise kann gleichzeitig um beide Elevationsrichtachsen oder nur um eine der beiden Elevationsrichtachsen gerichtet werden.
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Eine konstruktiv vorteilhafte Ausgestaltung sieht vor, dass der Richtantrieb der ersten Elevationsachse an dem Höhenrichtteil angeordnet ist. Auf diese Weise wird der Richtantrieb der ersten Elevationsachse beim Richten um die zweite Elevationsachse mit gerichtet.
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Eine weitere Ausgestaltung der Erfindung sieht vor, dass die Elevationsachsen in Schussrichtung der Waffen gegeneinander versetzt angeordnet sind.
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Eine weitere Ausgestaltung sieht vor, dass die erste Elevationsachse und die zweite Elevationsachse unterschiedliche Richtbereiche aufweisen. Es kann je nach gewünschter Richtstellung wahlweise entweder um die erste Elevationsachse oder die zweite Elevationsachse gerichtet werden.
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Vorteilhafterweise ist der Richtbereich der ersten Elevationsachse kleiner als der Richtbereich der zweiten Elevationsachse. Vorteilhafterweise beträgt der Richtbereich der ersten Elevationsachse in etwa 30°. Die Elevationsrichtwinkel können vorteilhafter Weise von –10° bis +20° gegenüber der Horizontalen reichen. Der Richtbereich der zweiten Elevationsrichtachse beträgt vorteilhafterweise 40° und kann von 0° bis 40° reichen. Durch gemeinsames Richten um beide Elevationsachsen ergibt sich daher ein Gesamtrichtbereich von 70°, nämlich von –10° gegenüber der Horizontalen bis hin zu 60° Maximalelevation gegenüber der Horizontalen.
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Vorteilhafterweise ist das Höhenrichtteil um die zweite Elevationsrichtachse richtbar in einem um eine Azimutrichtachse richtbaren Seitenrichtteil angeordnet.
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Zur Vermeidung von Abschussreaktionen ist es von konstruktivem Vorteil, wenn sich die zweite Elevationsachse und die Azimutrichtachse schneiden. Die sich bei Schuss ergebenden Rückstoßkräfte werden über die Azimutrichtachse in günstiger Weise momentfrei in das Seitenrichtteil eingeleitet.
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Eine weitere vorteilhafte Ausgestaltung sieht vor, dass das Seitenrichtteil als azimutrichtbarer Waffenturm ausgebildet ist. Beispielsweise kann es sich um einen bemannten Kampfpanzerturm oder einen bemannten Turm eines Artilleriesystems handeln, insbesondere um einen sich nach unten in einen Unterbau, wie beispielsweise die Wanne eines Kampfpanzers, hinein erstreckenden Korbturm.
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Eine vorteilhafte Ausgestaltung sieht vor, dass die zweite Elevationsachse näher an der Mitte des Waffenturms angeordnet ist als die erste Elevationsachse. Die zweite Elevationsachse kann zentraler als die erste Elevationsachse an dem gemeinsamen Seitenrichtteil angeordnet sein.
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Schließlich wird in weiterer Ausgestaltung vorgeschlagen, dass das Höhenrichtteil über eine kreisbogenförmige Führung verfügt. Über die Führung kann das Höhenrichtteil beim Elevieren um die zweite Elevationsachse geführt werden.
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Weitere Einzelheiten und Vorteile eines erfindungsgemäßen Waffensystems werden nachfolgend anhand der Zeichnungen eines Ausführungsbeispiels erläutert werden. Darin zeigen:
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1 eine schematische Seitenansicht eines erfindungsgemäßen Waffensystems und
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2 bis 5 das Waffensystem gemäß 1 in verschiedenen Richtstellungen.
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In 1 dargestellt ist ein Waffensystem 1 mit einer Waffe 2, bei welcher es sich um eine großkalibrige Rohrwaffe handelt.
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Die Waffe 2 ist um eine erste, sich im Wesentlichen horizontal erstreckende Elevationsachse E1 höhenrichtbar an einem Seitenrichtteil 4 angeordnet. Zum seitlichen Richten ist das Seitenrichtteil 4 um eine sich im Wesentlichen vertikal erstreckende Azimutrichtachse A richtbar ausgebildet. Bei dem Seitenrichtteil 4 handelt es sich um einen bemannten Kampfpanzerturm, der nach Art eines einen Richtschützen 6 aufnehmenden Korbturms ausgebildet ist. Ferner ist auf der Oberseite des Seitenrichtteils 4 eine fernbedienbare Waffenstation 10 zu erkennen, über welche sich zur Unterstützung der die eigentliche Hauptbewaffnung des Waffensystems 1 bildenden Waffe 2 eine gestufte Waffenwirkung erzielen lässt.
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Wie dies nachfolgend im Einzelnen dargelegt werden wird, ist die Elevationsachse E1 nicht direkt an dem Seitenrichtteil 4 angeordnet, sondern an einem um eine zweite Elevationsachse E2 richtbaren Höhenrichtteil 3.
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Die Waffe 2 verfügt über zwei unabhängig voneinander betätigbare Elevationsachsen E1, E2, wodurch sich das Einsatzspektrum des Waffensystems 1 gegenüber herkömmlichen Systemen deutlich verbessert und die Waffe 2 beispielsweise sowohl für den direkten Schuss als auch artilleristisches Schießen im indirekten Schuss verwendet werden kann.
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Den Elevationsachsen E1, E2 sind jeweils separate Richtantriebe zugeordnet, wobei der Richtantrieb der ersten Elevationsachse E1 an dem Höhenrichtteil 3 angeordnet ist. Der erste Richtantrieb wird daher beim Richten des Höhenrichtteils 3 um die Elevationsrichtachse E2 stets mit gerichtet.
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Die beiden Elevationsachsen E1, E2 erstrecken sich parallel versetzt zueinander. Die erste Elevationsachse E1 ist im Randbereich des Seitenrichtteils 4 angeordnet und die zweite Elevationsachse E2 in zentralerer Position in etwa in der Mitte des Seitenrichtteils 4. Beim Ausführungsbeispiel ist die Anordnung derart gewählt, dass sich die zweite Elevationsrichtachse E2 und die Azimutrichtachse A des Seitenrichtteils 4 zur Vermeidung störender Abschussreaktionen schneiden.
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Nachfolgend soll anhand der Darstellungen in den 2 bis 5 auf die unterschiedlichen Möglichkeiten zum Richten der Waffe 2 eingegangen werden.
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In 2 dargestellt ist zunächst eine Stellung der Waffe 2, in welcher diese sich in ihrer unteren Endstellung befindet. In dieser unteren Endstellung ist die Waffe 2 etwa 10° gegenüber der Horizontalen H nach unten geneigt, wodurch sich nahe des Waffensystems 1 befindliche oder in Hanglagen auch weiter entfernt liegende Ziele bekämpfen lassen. Der Richtbereich R1 der Waffe 2 um die erste Elevationsachse E1 beträgt beim Ausführungsbeispiel 30°, so dass sich die Waffe 2 aus der in 2 dargestellten Stellung um die erste Elevationsachse E1 in die in 3 dargestellte Richtstellung in etwa 20° oberhalb der Horizontalen H richten lässt. Der Richtbereich R1, welcher sich durch Richten um die erste Elevationsachse E1 ergibt, entspricht dem eines herkömmlichen Kampfpanzers, welcher für den direkten Schuss ausgelegt ist.
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Wie die Darstellungen in 4 und 5 zeigen, kann die Waffe 2 gemäß der Darstellung in 4 zusätzlich auch um die Elevationsachse E2 gerichtet werden. Beim Richten um die zweite Elevationsachse E2 wird die erste Elevationsachse E1 nach oben verlagert. Die Richtbewegungen des Höhenrichtteils 3 und der an dem Höhenrichtteil 3 angeordneten ersten Elevationsachse E1 werden innerhalb des Seitenrichtteils 4 über eine Führung 5 geführt. Die Führung 5 ist beim Ausführungsbeispiel nach Art eines Kreisbogens ausgebildet, auf dessen Radius die erste Elevationsrichtachse E1 angeordnet ist. Der Richtbereich R2 der Elevationsachse E2 beträgt etwa 40° und kann insbesondere für artilleristisches Schießen im indirekten Schuss verwendet werden.
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5 zeigt schließlich die maximale Elevation des Waffensystems 1, in welcher die Waffe 2 sowohl um die erste Elevationsachse E1 als auch um die zweite Elevationsachse E2 maximal nach oben gerichtet wurde. Dies entspricht einem Elevationsrichtwinkel von etwa 60° gegenüber der Horizontalen H. Diese Richtstellung kann beispielsweise im Fall asymmetrischer Bedrohungslagen in urbanem Gelände verwendet werden, wenn sehr große Elevationsrichtwinkel gewünscht sind.
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Durch die vorstehend beschriebene Ausgestaltung eines Waffensystems 1 mit zwei Elevationsachsen E1, E2 lassen sich unterschiedliche Richtbereiche wahlweise einstellen. Das Waffensystem 1 kann wahlweise als Kampfpanzer im direkten Schuss oder als artilleristisches System für den indirekten Schuss verwendet werden und auch im Falle asymmetrischer Bedrohungslagen ergeben sich Vorteile gegenüber bekannten Waffensystemen.
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Bezugszeichenliste
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- 1
- Waffensystem
- 2
- Waffe
- 3
- Höhenrichtteil
- 4
- Seitenrichtteil
- 5
- Führung
- 6
- Richtschütze
- 10
- Waffenstation
- A
- Azimutrichtachse
- E1
- Elevationsachse
- E2
- Elevationsachse
- R1
- Richtbereiche
- R2
- Richtbereiche
- H
- Horizontale