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Die vorliegende Erfindung betrifft ein Zeitmessgerät, insbesondere eine mechanische Armbanduhr.
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Mechanische Uhren, bei denen die Zeitanzeige mittels eines mechanisch angetriebenen Uhrwerks erfolgt, erfreuen sich nach einer Phase der Bevorzugung elektrischer und elektronischer Uhren zunehmender Wertschätzung. Dabei werden von einer Benutzerin oder einem Benutzer dieser Uhr nicht nur die mechanische Präzision sondern auch die damit verbundene Fertigkeit der Uhrmacher gewürdigt, die neben der eigentlichen Zeitanzeige weitere Module oder Räderwerke bzw. Teile davon den Uhren hinzugefügt haben, die üblicherweise als Komplikation bezeichnet werden.
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Komplikationen sind demnach Funktionen, die nicht mit der eigentlichen Anzeige der Zeit zusammenhängen. Dazu gehören beispielsweise Start- oder Stopp-Einrichtungen, Chronographen-Funktion, Mondphasen-Anzeigen, zweite Zeitzonen oder dergleichen. Dem Fachmann ist eine Vielzahl derartiger Komplikationen geläufig, die jeweils aus einer unterschiedlichen Zahl von mechanischen Komponenten bestehen, wobei derartige Komplikationen nicht ständig in Betrieb sind sondern nur gelegentlich aktiviert werden. Manche der bekannten Komplikationen sind an die Zeit gekoppelt, andere wiederum nicht. Nicht alle Komplikationen sind also zuschaltbar. Manche bewegen sich aber nur in bestimmten Abschnitten, werden also erst nach bestimmten mechanischen Impulsen aktiv, sind aber an die Zeitmessung gekoppelt (z.B. Datum).
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Von vielen Trägern derartiger, häufig auch sehr kostspieliger Uhren wird es jedoch als nachteilig empfunden, dass während des Betriebs einer derartigen Komplikation keinerlei Rückmeldung an den Benutzer erfolgt, wie komplex das gerade sich in Bewegung befindliche mechanische Räderwerk ist. Zwar sind derartige Informationen beispielsweise aus Produktbeschreibungen verfügbar, diese werden aber üblicherweise bei der Benutzung einer derartigen Uhr nicht mitgeführt.
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Es ist daher Aufgabe der Erfindung, eine Zeitmessvorrichtung zu schaffen, die oben genannte Nachteile überwindet, und dem Benutzer eine Rückmeldung über die derzeit aktivierten oder nicht aktivierten Komplikationen zu liefern.
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Diese Aufgabe wird durch die Merkmale des Patentanspruchs 1 gelöst. Weitere vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung sind jeweils Gegenstand der Unteransprüche. Diese können in technologisch sinnvoller Weise miteinander kombiniert werden. Die Beschreibung, insbesondere im Zusammenhang mit der Zeichnung, charakterisiert und spezifiziert die Erfindung zusätzlich.
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Folglich wird ein Zeitmessgerät geschaffen, das ein mechanisches Uhrwerk aufweist, das ein Federwerk als Antrieb aufweist, das über eine Verbindungseinrichtung Antriebskraft an wenigstens eine aktivierbare Komplikation überträgt, wobei die Verbindungseinrichtung bei aktivierter Komplikation eine von der Komplikation unabhängige und von außen ablesbare Anzeigeeinheit antreibt, die das Aktivieren der Komplikation signalisiert, solange die Komplikation aktiv ist.
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Gemäß der Erfindung wird demnach eine Anzeigeeinheit bereitgestellt, die bei aktivierter Komplikation angetrieben wird. Unter Aktivieren einer Komplikation wird sowohl das zuschalten durch den Träger des Zeitmessgeräts als auch das Auslösen aufgrund eines bestimmen Ereignisses verstanden, das eine mechanischen Impulsen auslöst, der beispielsweise an die Zeitmessung gekoppelt ist.
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Demnach ist das Aktivieren einer Komplikation nun über die Anzeigeeinheit, die üblicherweise innerhalb eines Zifferblatts des mechanischen Uhrwerks angeordnet ist, angezeigt, so dass dem Träger des Zeitmessgeräts nun Informationen vorliegen, die der Anzahl der aktivierten Komplikationen bzw. der damit verbundenen mechanischen Teile entsprechen. Zwar ist das Aktivieren einer Komplikation auch durch die Funktion der Komplikation unmittelbar erkennbar, dabei wird jedoch keine Rückmeldung an den Träger des Zeitmessgeräts geliefert, wie sich die Komplexität des mechanischen Uhrwerks erhöht hat, indem die Komplikation aktiviert wurde. Somit ist es möglich, an jeder Anzeigeposition die anhand der durch die mechanische Ausgestaltung einer Komplikation bereits festgelegten Anzahl der Teile darzustellen, so dass der Benutzer oder die Benutzerin eines mechanischen Uhrwerks gemäß der Erfindung bei jedem Aktivieren einer Komplikation eine Information darüber erhält, wie viele mechanische Teile sich gerade in Bewegung befinden.
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Gemäß einer Ausführungsform der Erfindung umfasst das Zeitmessgerät eine Vielzahl von Komplikationen.
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Das erfindungsgemäße Konzept stellt insbesondere bei einer Vielzahl von vorhandenen Komplikationen einen Zusatznutzen für den Träger des Zeitmessgerätes dar, da nun die Komplexität des Zeitmessgeräts direkt ablesbar wird.
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Gemäß einer weiteren Ausführungsform der Erfindung ist die Verbindungseinrichtung eine Welle mit Nocken ist, die ein Eingreifen von Stiften in eine Lochscheibe bewirken, wobei für jede Komplikation ein eigener Stift und eine eigene Position auf der Lochscheibe vorgesehen ist, so dass in Abhängigkeit der Anzahl der aktivierten Komplikationen die Lochscheibe unterschiedliche Ausschläge vornimmt, die an die Anzeigeeinheit übertragen werden. Dabei können die Stifte durch Federn auf Spannung gehalten sein, so dass durch Weiterdrehen der Nockenwelle die Stifte über die Nockenwelle aus der Lochscheibe herausziehbar sind.
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Zur Realisierung der Übertragung der Antriebskraft an die von der Komplikation unabhängigen Anzeigeeinheit werden mehrere Varianten vorgeschlagen. So ist es gemäß einer ersten Ausführungsform möglich, über eine verschiebbare Welle, die für jede aktivierte Komplikation in axialer Richtung verschiebbar ist, das Aktivieren der Komplikation an die Anzeigeeinheit zu übertragen.
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Gemäß einer weiteren Ausführungsform der Erfindung überträgt die Nockenwelle das Aktivieren einer Komplikation an die Anzeigeeinheit, wobei das Abschalten der Komplikation durch Rückholfedern erfolgt.
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Demnach wird eine weitere Ausführungsform vorgeschlagen, bei der für jede Komplikation mittels einer Lochscheibe eine entsprechende Übertragung an die Anzeigeeinheit stattfindet.
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Gemäß einer weiteren Ausführungsform der Erfindung ist die Verbindungseinrichtung als Getriebewelle ausgeführt, wobei das Aktivieren einer Komplikation eine Drehmomentveränderung bewirkt, die an die Anzeigeeinheit übertragbar ist.
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In dieser Ausführungsform erfolgt die Detektion des Aktivierens einer Komplikation anhand einer Drehmomentveränderung, die ebenfalls an die Anzeigeeinheit übertragbar ist.
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Gemäß einer weiteren Ausführungsform der Erfindung ist die Verbindungseinrichtung mit einem Mitnehmer ausgestattet, der bei Aktivieren der Komplikation aufgrund der Fliehkraft in eine korrespondierende Öffnung in Eingriff zu bringen ist, wobei die Ausnehmung mit der Anzeigeeinheit in Verbindung steht.
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Diese Ausführungsform beruht auf der Fliehkraft, die dadurch entsteht, dass bei Aktivieren einer Komplikation eine entsprechende Welle in Drehbewegung versetzt wird, was über den beschriebenen Mechanismus an die Anzeigeeinheit übertragen werden kann.
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Gemäß einer weiteren Ausführungsform der Erfindung weist die vorzugsweise auf einem Ziffernblatt angebrachte Anzeigeeinheit eine Skala auf, die die Anzahl der zusätzlichen Teile jeder Komplikation darstellt
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Die Anzeigeeinheit kann in unterschiedlicher Darstellungsweise aufgebaut sein. So ist es möglich, ein kleines Rundzifferblatt zu verwenden, bei dem die Skala entweder die Zahl der aktivierten Komplikationen oder deren mechanische Teile anzeigt. Eine Darstellung ist auch über ein Balkendiagramm oder dergleichen möglich.
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Nachfolgend werden einige Ausführungsbeispiele anhand der Zeichnung näher erläutert. Es zeigen:
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1 eine perspektivische Seitenansicht eines mechanischen Uhrwerks zur Verwendung in dem erfindungsgemäßen Zeitmessgerät,
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2 ein Teil des erfindungsgemäßen Zeitmessgeräts in einer Draufsicht gemäß einer ersten Ausführungsform,
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3 ein Teil des erfindungsgemäßen Zeitmessgeräts in einer Draufsicht gemäß einer zweiten Ausführungsform der Erfindung,
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4 ein Teil des erfindungsgemäßen Zeitmessgeräts in einer Draufsicht gemäß einer dritten Ausführungsform der Erfindung,
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5 schematisch mehrere Anzeigeeinheiten zur Verwendung in dem erfindungsgemäßen Zeitmessgerät.
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In den Figuren sind gleiche oder funktional gleichwirkende Bauteile mit den gleichen Bezugszeichen versehen.
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Unter Bezugnahme auf 1 wird nachfolgend ein Teil eines mechanischen Uhrwerks UH beschrieben, das Bestandteil des erfindungsgemäßen Zeitmessgeräts ZM ist. Hierbei werden jedoch nur die für die Funktion der Erfindung notwendigen Teile des mechanischen Uhrwerks UH dargestellt, dem Fachmann sind die anderen Elemente, die für die Fabrikation einer vollständig funktionsfähigen mechanischen Uhr benötigt werden, jedoch bekannt.
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Das mechanische Uhrwerk UH weist ein Federwerk FW auf, das entlang seines Außenumfangs mit einem Zahnkranz ZK versehen ist. Das Federwerk FW wird über eine nicht in 1 dargestellte Aufzugswelle und entsprechende Aufzugsräder über das auf der Oberseite angeordnete Sperrrad SP aufgezogen. Die Anzeige der Uhrzeit erfolgt über nicht in 1 dargestellte Zahnräder, die beispielsweise mit dem Zahnkranz ZK in Eingriff stehen.
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Zusätzlich zu dem eigentlichen mechanischen Uhrwerk UH ist eine Verbindungseinrichtung VE gezeigt, die beispielsweise als Welle ausgebildet ist, wobei ein Zahnrad der Welle ZR1 mit dem Zahnkranz ZK des Federwerks FE in Eingriff gebracht ist. Am andern Ende der Welle der Verbindungseinrichtung VE ist ein zweites Zahnrad ZR2 angeordnet, das beispielsweise durch die Aktivierungseinheit AE, die beispielsweise ein am Außenrand des Uhrengehäuses angebrachter Druckschalter DT sein kann, aktiviert, beispielsweise über ein Aktivierungszahnrad AZR. Entsprechende weitere Zahnräder befinden sich im Falle weiterer Komplikationen ebenfalls auf der Welle der Verbindungseinrichtung VE.
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In 2 wird eine erste Ausführungsform der Erfindung gezeigt, wobei in dieser Darstellung nur der für den Antrieb der Komplikation notwendige Teil des mechanischen Uhrwerks UH eingezeichnet ist. Die Verbindungseinrichtung VE wird in diesem Beispiel durch eine Welle gebildet, auf der beispielsweise für vier Komplikationen entsprechend vier Zahnräder ZZR1, ..., ZZR4 angeordnet sind.
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Eine weitere Welle WW, die korrespondierende Zahnräder KZR1, ..., KZR4 aufweist, ist in axialer Richtung parallel zu der Verbindungseinrichtung VE angeordnet, wobei sich die Position der Welle der Verbindungseinrichtung VE für jede aktivierte Komplikation verändert, so dass die Zahl der aktivierten Komplikationen über die Anzeigeeinheit AE, die in 2 als Zeiger ZG dargestellt ist, entsprechend verändert. Eine derartige Kopplung ist sowohl für die bereits in 1 beschriebene Aktivierung über einen Drucktaster möglich als auch durch die aus dem Stand der Technik bekannten Fallmitnahmen.
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Die einzelnen Anzeigepositionen des Zeigers ZG können entweder durchnumeriert werden oder aber auch mit einer entsprechenden Skalenbeschriftung versehen sein, die die Anzeige der Anzahl der zusätzlich bewegten Teile wieder gibt, die aufgrund der festliegenden Konstruktion der Komplikation an sich bekannt sind.
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3 zeigt eine weitere Ausführungsform der Erfindung. Hierbei wird, wie in 3(A) gezeigt ist, der Zeiger ZG über eine Lochscheibe LS in Bewegung versetzt, wobei die Lochscheibe LS eine Vielzahl von Löchern LO aufweist, die über Stifte ST entsprechend in Eingriff gebracht sind, wobei die Stifte ST über Nocken NO bedient werden, die auf der Welle der Verbindungseinrichtung VE angeordnet sind. Die Lochscheibe LS ist auf einer Achse AC drehbar montiert.
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Durch eine Feder FD wird der Zeiger ZG der Anzeigeeinheit AE bei eingriffsloser Situation auf der Lochscheibe LS in die in 3(A) dargestellte Nullstellung gebracht. Sobald das mechanische Uhrwerk UH in Bewegung ist, drückt die Nockenwelle der Verbindungseinrichtung VE den entsprechenden Stift ST in das zugehörige Loch LO ein, wobei hier der dem Zentrum an der Achse AC der Lochscheibe LS am nächsten gelegene Stift in Eingriff gebracht wird. Somit ergibt sich eine kleine Wegstrecke des Zeigers ZG für die erste Anzeigeposition auf der Anzeigeeinheit AE. Falls nun weitere Komplikationen hinzu kommen, treibt die Nockenwelle der Verbindungseinrichtung VE weitere Stifte in die Lochscheibe LS. Die Stifte ST sind durch nicht in 3 dargestellte Federn in Spannung gebracht. Somit kann die Nockenwelle der Verbindungseinrichtung VE durch Weiterdrehen die Stifte ST auch wieder aus dem Loch LO herausziehen, so dass sich die Anzeige über den Zeiger ZG der Anzeigeeinheit AE verändern kann.
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Das Schalten der Anzeige wird somit über die Nockenwelle der Verbindungseinrichtung VE durchgeführt, während das Rückholen durch die nicht dargestellten Federn erfolgt. Ein Detail der Lochscheibe LS ist in 3(B) gezeigt, eine seitliche Darstellung der 3(A) ist in 3(C) angeführt.
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In 4 ist eine weitere Ausführungsform der Erfindung gezeigt. Hierbei wird eine zusätzliche Welle ZW, die über eine geeignet gewählte Übersetzung aus der Verbindungseinrichtung VE in sehr schnelle Drehung versetzt wird, für jede entsprechende Komplikation angetrieben, so dass ein auf einem zusätzlichen Zahnrad ZWZ der zusätzlichen Welle ZW angeordneter Mitnehmer MN mittels Fliehkraft in eine korrespondierende Öffnung OE, die beispielsweise als Ausnehmung im Inneren einer Hülse gebildet wird, in Eingriff gebracht werden, so dass eine Übertragung beispielsweise über die Hülse an den angekoppelten Zeiger ZG ermöglicht ist. Eine entsprechende Rückdrehfeder (nicht in 4 gezeigt) würde die Anzeige der Anzeigeeinheit AE wiederum in die Null-Position bzw. die letzte Stellung vor Aktivieren der Komplikation bringen.
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In einer weiteren, zeichnerisch nicht dargestellten Ausführungsform, die im Wesentlichen auf der in 2 dargestellten Ausführung der Verbindungseinheit VE aufbaut, wird vorgeschlagen, eine kurze Drehmomentänderung, die sich durch Aktivieren weiterer Komplikationen an den entsprechenden Getriebewellen ergibt, an die Anzeigeeinheit AE zu übertragen.
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In 5 ist eine Vielzahl unterschiedlicher Darstellungsarten gezeigt, die eine Darstellung der Anzahl der Teile von Komplikationen ermöglichen. Hierbei ist es möglich, beispielsweise die Zahl der aktivierten Komplikationen in fortlaufender Numerierung darzustellen, wobei es ebenfalls möglich und im Rahmen der Erfindung bevorzugt vorgesehen ist, jede Anzeigeposition anhand der durch die mechanische Ausgestaltung einer Komplikation bereits festgelegten Anzahl der Teile darzustellen, so dass der Benutzer oder die Benutzerin eines mechanischen Uhrwerks UH gemäß der Erfindung bei jedem Aktivieren einer Komplikation eine Information darüber erhält, wieviele mechanische Teile sich gerade in Bewegung befinden.
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Die gezeigten Varianten betreffen eine Zeigerdarstellung in 5(A), eine optische Darstellung in Form eines Balkens in 5(B) und eine numerische Darstellung in 5(C). Die Anzeigeeinheit AE wird dem englischen Sprachgebrauch folgend mit „Parts in motion“, „Parts in total“ oder auch als „Parts in Motion perpetual“ bezeichnet, was so viel wie „Teile in Bewegung“, „Gesamtzahl der Teile“ und „fortwährende Teile in Bewegung“ bedeutet und dem Träger des Zeitmessgeräts den Inhalt der dargestellten Information signalisiert. Wie bereits erwähnt, ist gemäß der Erfindung nicht das Auslösen oder Zuschalten der Komplikation für die Darstellung wichtig sondern die sich dadurch in Bewegung befindlichen Teile.
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Die vorstehend und die in den Ansprüchen angegebenen sowie die den Abbildungen entnehmbaren Merkmale sind sowohl einzeln als auch in verschiedener Kombination vorteilhaft realisierbar. Die Erfindung ist nicht auf die beschriebenen Ausführungsbeispiele beschränkt, sondern im Rahmen fachmännischen Könnens in mancherlei Weise abwandelbar.