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Die Erfindung betrifft eine Anordnung zum geräuscharmen Rücken von Möbeln, insbesondere von Stühlen, gemäß dem Oberbegriff des Anspruchs 1 und 2. Vorteilhafte Ausgestaltungen dieser Einrichtung sind in den Unteransprüchen angegeben.
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Der Gegenstand der Erfindung dient der akustischen Konditionierung von beweglichen Möbeln in Räumen für sprachliche und musikalische Kommunikation. In früheren Epochen sorgten in der Regel die Innenarchitektur selbst sowie Einrichtung und Möblierung mit dicken Teppichen, Vorhängen und Polsterungen für eine ausreichende Dämpfung der verschiedenen Schallquellen im gesamten interessierenden Frequenzbereich von über 1000 bis unter 100 Hz. In jüngerer Zeit geht der architektonische Trend im Rohbau wie im Ausbau dagegen zu möglichst glatten und schallharten, d. h. Schall stark reflektierenden Oberflächen an Wänden, Decke, Boden und sämtlichen Einrichtungsgegenständen. Als Schall absorbierende Maßnahmen kommen deshalb verbreitet faserige oder poröse Materialien zum Einsatz. Je größer die damit belegten Flächen im Verhältnis zum jeweiligen Raumvolumen sind, umso schwacher werden so die hohen und mittleren Frequenzen vom Raum verstärkt. Der Bassbereich bleibt bei dieser Art der Raum-Akustik aber regelmäßig unbehandelt – zum Nachteil für die Verständlichkeit von Sprache und die Klarheit von Musik.
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Der unbedämpfte Bassbereich lässt aber insbesondere die kleinen und mittelgroßen Räume bei ihren Eigenresonanzen unangenehm dröhnen. Dadurch werden alle Geräusche besonders in diesem Frequenzbereich unangenehm verstärkt. Die von außen eindringenden Störungen durch z. B. Verkehr können durch konventionelle Maßnahmen wie Schallschutz-Fenster und -Türen reduziert werden. Gegen die z. B. von Lüftungsanlagen innen erzeugten Geräusche helfen Schalldämpfer in und an den Strömungskanälen.
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Die von den Nutzern selbst durch Sprache und Musik erzeugten Schallpegel lassen sich durch spezielle Breitband-Schallabsorber z. B. nach der Patentanmeldung 10.2011 105 608.8 in den Kanten des Raumes begrenzen. Weil diese bis zu den tiefsten Frequenzen wirksam sind, können sie die akustische Transparenz im Raum erhöhen, den (negativen) Lombard-Effekt mit seiner Tendenz zum unnötig laut Artikulieren dämpfen, stattdessen den (positiven) Cocktail-Party-Effekt beim Heraushören einzelner Stimmen besser zur Geltung bringen und so den Sprach- bzw. Musikpegel nachhaltig senken.
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Eine solche 'Lärmminderung an der(n) Quelle(n) funktioniert natürlich beim oft sehr störenden Stuhlrücken nicht. Aber auch hier geht es um eine breitbandige Anregung insbesondere der tiefen Frequenzen: Beim intermittierend Haften und Gleiten zwischen der harten Unterseite 2 der Stuhlbeine 1 und einem harten Boden 11, wie er z. B. in Unterrichts-, Besprechungs- und Speiseräumen aus vielen guten Gründen weitgehend üblich ist, werden primär die Stuhlbeine, sekundär aber auch die Sitzflächen und Stuhllehnen mit ihren größeren Oberflächen zu Biegeschwingungen angeregt, die dann stark in den Raum abstrahlen. Man kann zwar auch das hieraus tertiär resultierende Dröhnen im Raum durch die in der o. g. Anmeldung beschriebenen Kanten-Absorber bedampfen. Viel wirksamer ist aber auch bei diesen eine Lärmminderung an der(n) primären Quelle(n). Das gelingt am besten, indem man die raue Reibung zwischen Stuhlbein und Boden vergleichmäßigt, d. h. die Berührungsfläche mindestens einseitig glättet.
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Stand der Technik
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Diese Aufgabe wird nach dem Stand der Technik z. B. durch Filzscheiben oder -streifen erfüllt, die unter die Stuhlbein-Unterseite 2 aufgeklebt werden und so ein gleichmäßigeres Gleiten ermöglichen. Diese dürfen allerdings, um wirksam zu sein, nicht zu hart sein. Unter rauen Einsatzbedingungen, z. B. bei sehr unebenen, feuchten oder verschmutzten Böden, haben solche einfachen weichen Gleitunterlagen aber nur eine sehr begrenzte Wirksamkeit und Haltbarkeit. Eine ebenfalls gebräuchliche Alternative stellen dickere Beläge und Profile ('Bodenschoner') aus Gummi oder Kunststoff dar. Diese zwingen den Nutzer, den Stuhl zum Verrücken jeweils anzuheben. Wenn man diese Vorrichtungen jedoch, zur Erhöhung ihrer Haltbarkeit, aus zu hartem Material macht, entstehen beim Absetzen der Stühle wiederum insbesondere tieffrequente Geräusche. Es besteht daher Bedarf für Vorrichtungen, die ein gleichmäßiges Gleiten des unbesetzten Gestühls auf hartem Boden ermöglichen. Andererseits sollte aber der besetzte Stuhl nach wie vor einen sicheren Sitz gewährleisten.
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Gegenstand der Erfindung
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Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch Gleitvorrichtungen gelöst, die beim Verrücken des leeren Stuhles aus den Stuhlbeinen um einige mm herausragen, die aber bei bestimmungsgemäßer Nutzung, d. h. nur durch die damit einhergehende Belastung des Stuhles, ebenso automatisch wieder in den Stuhlbeinen versenkt werden, bzw. an deren Unterseiten hart anliegen. Der bewegliche Gleiteinsatz 7, 13 besteht aus einem harten, abriebfesten, feuchteresistenten Material (z. B. Metall oder Kunststoff). Er hat die Form eines Stiftes oder einer Schraube mit dem eigentlichen Gleitteil 8, 14, dessen Gleitfläche der Rauigkeit und Beschaffenheit des Bodens angepasst sein kann: Bei einem sehr glatten und widerstandsfähigen Boden (z. B. Stein oder Keramik) kann der Gleitkopf 8 z. B. klein und halbkugel- oder linsenförmig sein; bei einem weicheren und weniger widerstandsfähigen Boden (z. B. Linoleum oder Holz) kann der Gleitteller 14 mit einer größeren ebenen Gleitfläche versehen sein.
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Zur Anbringung der geräuscharmen Gleitvorrichtung wird an der Unterseite 2 des Stuhlbeins eine Bohrung 3 eingebracht (1). In diese wird ein zylindrischer, mögliche Vibrationen dämpfender Einsatz 4, 12 aus einem dauerelastischen Material (z. B. Weich-Gummi oder -Kunststoff) mit etwas Übermaß eingepasst und z. B. durch ein Klebmittel dauerhaft befestigt (2). Dieser enthält eine vorgefertigte zentrale Bohrung 5 passend zur Aufnahme des Gleiteinsatzes 7, 13.
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Der Gleiteinsatz 7, 13 wird ebenfalls dauerhaft in das isolierende Dämpfungselement 4, 12 so weit eingeschraubt bzw. eingedrückt und z. B. mit einem Klebmittel arretiert, dass beim unbelasteten Stuhl sein Gleitkopf 8 gerade um ca. diese Kopfhöhe 9 herausragt (3) bzw. sein Gleitteller 14 einige mm Abstand 16 zum Stuhlbein 2 erhält (5). Als Schraube kann der Gleiteinsatz 7, 13 z. B. mit einem Schlitz oder Innen-Sechskant 10, 15 versehen sein.
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Im belasteten Zustand wird der Einsatz 7, dessen Gleitkopf dem Durchmesser der Bohrung 3 angepasst ist, durch das zusätzliche Gewicht automatisch in die Vertiefung 6 eingedrückt (4). Dagegen wird der viel größere Gleitteller 14 der Dicke 17 durch das zusätzliche Gewicht auf das Stuhlbein 1 hart angedrückt (6). Bei beiden Vorrichtungen gibt also der Stuhl dem Sitzenden denselben festen Halt wie ohne dieselben.
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Die Durchmesser von Bohrung 3, Dämpfungselement 4, zentraler Bohrung 5 sowie Schraube oder Stift 7, 13 müssen so zueinander passen, dass die Bewegung innerhalb der Gleitvorrichtung dauerhaft ausschließlich durch eine entsprechende Verformung des dauerelastischen Einsatzes 4, 12 ermöglicht wird.
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Kurze Beschreibung der Figuren
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1 zeigt den Schnitt durch den unteren Teil eines Stuhlbeins bzw. einer Gleitkufe 1 eines beweglichen Möbels mit einer zylindrischen Bohrung 3 an deren Unterseite 2 zur Aufnahme der erfindungsgemäßen geräuscharmen Gleitvorrichtung, deren vorgefertigte Komponenten und Funktionsweise in den folgenden Figuren dargestellt sind
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2 zeigt einen zylindrischen, mögliche Vibrationen dämpfenden Einsatz 4 aus einem dauerelastischen Material (z. B. Weich-Gummi oder -Kunststoff) mit einer zentralen zylindrischen Bohrung 5, dessen Länge etwas kürzer ist als die Bohrlochtiefe, angedeutet durch den Abstand 6 zur Unterseite 2.
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3 zeigt den Gleiteinsatz 7 mit dem Gleitkopf 8, dessen herausragende Höhe 9 nicht größer als 6 sein darf, was durch Einschrauben von 7 in das Dämpfungselement 4 mittels eines Schlitzes oder Innen-Sechskants 10 dauerhaft gewährleistet ist und so bei unbesetztem Möbel einen festen Abstand zum Boden 11 definiert.
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4 zeigt, wie die Gleitvorrichtung bei Besetzung des Stuhls den Dämpfungseinsatz elastisch so verformt, dass ihr Gleitkopf in der Bohrung des Stuhlbeins vollständig verschwindet, so dass dann ein fester Kontakt mit dem Boden 11 gewährleistet ist.
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5 zeigt den Gleiteinsatz 13 mit dem Gleitteller 14, dessen Abstand 16 zur Stuhl-Unterseite bei unbesetztem Möbel durch Einschrauben von 13 in das Dämpfungselement 12 mittels eines Schlitzes oder Innen-Sechskants 15 dauerhaft gewährleistet ist und so bei unbesetztem Möbel einen festen Abstand 16 + 17 zum Boden 11 definiert.
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6 zeigt, wie die Gleitvorrichtung bei Besetzung des Stuhls den Dämpfungseinsatz elastisch so verformt, dass ihr Gleitteller an der Stuhl-Unterseite fest anliegt, so dass dann ein fester Kontakt mit dem Boden gewährleistet ist und die Bohrung 3 vollständig abgedeckt wird.