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Die Erfindung betrifft einen Gassack für ein Fahrzeuginsassen-Rückhaltesystem gemäß dem Oberbegriff des Anspruchs 1 sowie Verfahren zum Falten eines Gassacks für ein Fahrzeuginsassen-Rückhaltesystem gemäß dem Oberbegriff des Anspruchs 15.
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Aus dem Stand der Technik sind Kopfschutz-Seitengassäcke (HSAB – head side airbags) bekannt, die sich im aufgeblasenen Zustand entlang einer Fahrzeuglängsseite erstrecken. Derartige Gassäcke sind insbesondere so dimensioniert, dass sie sich im aufgeblasenen Zustand zumindest mit einem Abschnitt nach unten (zum Fahrzeugboden hin) über eine Türbrüstung der Fahrzeuglängsseite hinaus erstrecken. Dies dient dazu, ein Herausbewegen der Gassäcke während eines Unfalls aus einem Fenster des Fahrzeugs zu verhindern, da ein auch nur teilweises Herausbewegen der Gassäcke mit einer erheblichen Verschlechterung seiner Schutzwirkung einhergehen würde. Ein sich über die Türbrüstung hinaus erstreckender Gassack ist z. B. in der
US 7,775,553 B2 beschrieben.
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Darüber hinaus ist bekannt, zumindest einen unteren Bereich der Kopfschutz-Seitengassäcke mit einer Rollfaltung zur Fahrzeuglängsseite hin („outboard”) einzufalten. Dies hat den Effekt, dass sich die Gassäcke beim Einleiten von Gas von der Fahrzeuglängsseite her entrollen, so dass sie sich besser zwischen einem dicht an der Fahrzeuglängsseite befindlichen Fahrzeuginsassen und der Fahrzeuglängsseite entfalten können. Insbesondere können sich derartige per Outboard-Rollfaltung eingefaltete Gassäcke zwischen einem dicht an einer Seitenscheibe befindlichen oder sogar an der Seitenscheibe anliegenden Kopf des Fahrzeuginsassen (sog. „head-on-glass”-Fall) entfalten. Ein solcher Gassack ist z. B. in der
US 6,851,707 B2 offenbart. Die Outboard-Rollfaltung verstärkt allerdings die Tendenz der Gassäcke, sich im Verlauf eines Unfalls aus einem zerbrochenen Seitenfenster hinauszubewegen.
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Das von der Erfindung zu lösende Problem besteht darin, einen Gassack mit möglichst guter Schutzwirkung auch für einen sich nicht in einer gewöhnlichen Sitzposition befindlichen Fahrzeuginsassen und über einen möglichst langen Zeitraum nach Aktivierung des Gassacks sowie ein entsprechendes Verfahren zum Falten eines Gassacks zu schaffen.
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Dieses Problem wird durch die Bereitstellung eines Gassacks mit den Merkmalen des Anspruchs 1 sowie durch die Schaffung eines Verfahrens zum Falten eines Gassacks mit den Merkmalen des Anspruchs 15 gelöst. Weiterbildungen der Erfindung sind in den abhängigen Ansprüchen angegeben.
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Danach Gassack für ein Fahrzeuginsassen-Rückhaltesystem eines Kraftfahrzeugs bereitgestellt, mit
- – einem vorgefalteten Bereich, der mindestens zwei Teilabschnitte des Gassacks aufweist, von den der eine um eine Faltlinie auf eine im montierten und aufgeblasenen Zustand des Gassacks dem Fahrzeuginnenraum zugewandte Innenseite des anderen Teilabschnitt umgefaltet ist,
- – wobei der umgefaltete Teilabschnitt so ausgebildet ist, dass er sich im montierten und aufgeblasenen Zustand des Gassacks über eine Türbrüstung einer Fahrzeuglängsseite hinaus erstreckt; und
- – einem rollgefalteten Bereich, der den vorgefalteten Bereich umfasst, wobei
- – der rollgefaltete Bereich durch Aufrollen des Gassacks auf eine im montierten und aufgeblasenen Zustand des Gassacks einer Fahrzeuglängsseite zugewandte Außenseite des Gassacks ausgebildet ist, wobei
- – die Faltlinie so positioniert ist, dass sich der vorgefaltete Bereich zumindest in einem Abschnitt des Gassacks (d. h. in einem senkrecht zur Haupterstreckungsrichtung des Gassacks orientierten Querschnitt des gefalteten Gassacks) über den gesamten rollgefalteten Bereich erstreckt.
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Mit anderen Worten weist der erfindungsgemäße Gassack einen Bereich auf, der durch eine Kombination einer Knickfaltung zum Fahrzeuginnenraum hin („Inboard”-Faltung) und einer zu einer Fahrzeugaußenseite hin ausgeführten Rollfaltung („Outboard”-Rollfaltung) ausgebildet ist. Die Rollfaltung sorgt insbesondere dafür, dass sich der Gassack auch zwischen einem dicht an der Fahrzeuglängsseite befindlichen Fahrzeuginsassen und der Fahrzeuglängsseite entfalten kann. Einem Abrollen des Gassacks aus einem Fenster der Fahrzeuglängsseite hinaus wird jedoch durch die im rollgefalteten Bereich vorhandene Vorfaltung (Klappung) des Gassacks entgegengewirkt.
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Die Höhe des umgefalteten Teilabschnitts (d. h. seine Ausdehnung quer zur Faltlinie) des Gassacks ist so bemessen, dass sich der vorgefaltete Bereich des Gassacks zumindest in einem Abschnitt des Gassacks (z. B. einem vorderen und/oder einem hinteren Abschnitt) über den gesamten rollgefalteten Bereich erstreckt, d. h. zumindest in einem Abschnitt des Gassacks weist der gesamte rollgefaltete Bereich mindestens zwei aufeinander gefaltete Teilabschnitte des Gassacks auf. Der umgefaltete Teilabschnitt bildet im montierten und aufgeblasenen Zustand des Gassacks einen unteren (dem Fahrzeugboden zugewandten) Bereich des Gassacks.
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Die der Rollfaltung vorweggehende Knickfaltung des Gassacks und die große Höhe des umgefalteten Teilabschnitts bewirken, dass nach dem Entrollen des Gassacks oder in einem späteren Stadium des Entrollens des Gassacks sich der umgefaltete Teilabschnitt zumindest teilweise auf einer Innenseite des Gassacks befindet und sich daher vom Fahrzeuginnenraum her kommend auf die Türbrüstung und/oder einen unterhalb der Türbrüstung befindlichen Abschnitt der Fahrzeugseitenstruktur zu bewegt und insbesondere dort zur Anlage kommt.
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Darüber hinaus wird der umgefaltete Teilabschnitt (d. h. der untere Bereich des Gassacks) aufgrund einer Drosselwirkung der Vorfaltung (der Knick des vorgefalteten Bereichs wirkt als Drossel) erst spät nach einer Aktivierung des Gassacks, insbesondere erst in einer Endphase des Entfaltens des rollgefalteten Bereichs, befüllt werden. Dadurch kann vermieden werden, dass durch ein vorzeitiges Befüllen des umgefalteten unteren Teilabschnitts noch vor einem vollständigen Entrollen des Gassacks der untere Teilabschnitt des Gassacks in Richtung der Fahrzeuglängsseite und möglicherweise aus einem Seitenfenster hinaus gedrückt wird.
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Entsprechend kann mit dem erfindungsgemäßen Gassack einem Herausbewegen des Gassacks und damit des zu schützenden Fahrzeuginsassen aus einem Fenster der Fahrzeuglängsseite hinaus entgegengewirkt werden („Ejection Mitigation” – Vermeiden eines Herausschleuderns).
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Die Kombination aus „Inboard”-Vorfaltung („Inboard”-Knickfaltung) und „Outboard”-Rollfaltung bedeutet insbesondere, dass der umgefaltete Teilabschnitt des vorgefalteten Bereichs des Gassacks um die Faltlinie, von einem vorderen bis zu einem hinteren Ende der Faltlinie betrachtet (wobei sich das „vordere Ende” – bezogen auf den im Fahrzeug montierten Zustand des Gassacks – näher an der Fahrzeugfront befindet als das „hintere Ende”), im Uhrzeigersinn oder entgegen dem Uhrzeigersinn umgefaltet ist, wobei der rollgefaltete Bereich durch Aufrollen des Gassacks – von einer Vorderseite des Gassacks (d. h. einer der Fahrzeugfront zugewandten Seite des Gassacks) betrachtet – entgegen dem Uhrzeigersinn ausgebildet ist, wenn der Teilabschnitt des vorgefalteten Bereichs im Uhrzeigersinn umgefaltet ist, und durch Aufrollen des Gassacks im Uhrzeigersinn, wenn der Teilabschnitt des vorgefalteten Bereichs entgegen dem Uhrzeigersinn umgefaltet ist.
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Bei einem Gassack, der auf einer rechten Fahrzeuglängsseite (von der Fahrzeugfront aus betrachtet) angeordnet werden soll, erfolgt die Rollfaltung durch Aufrollen des unteren, vorgefalteten Bereichs des Gassacks entgegen dem Uhrzeigersinn (von einer Vorderseite des Gassacks bzw. von der Fahrzeugfront aus betrachtet), während die der Rollfaltung vorausgehende Vorfaltung um die Faltlinie im Uhrzeigersinn ausgeführt wurde. Bei einem auf der linken Fahrzeuglängsseite anzuordnenden Gassack erfolgt die Rollfaltung entsprechend umgekehrt im Uhrzeigersinn und die Vorfaltung entgegen dem Uhrzeigersinn.
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Gemäß einer Ausgestaltung der Erfindung endet der vorgefaltete Bereich des Gassacks nicht mit dem rollgefalteten Bereich, sondern erstreckt sich über den rollgefalteten Bereich hinaus. In dieser Variante weist der (gefaltete) Gassack also auch außerhalb des rollgefalteten Bereichs einen Abschnitt auf, in dem mindestens zwei Teilabschnitte des Gassacks aufeinander gefaltet sind.
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Denkbar ist auch, dass sich dem rollgefalteten Bereich ein Zick-Zack gefalteter Bereich anschließt. Beispielsweise endet der vorgefaltete Bereich am Beginn des Zick-Zack gefalteten Bereichs. So weist der Zick-Zack gefaltete Bereich z. B. mehrere Faltlinien auf, wobei sich der vorgefaltete Bereich bis zu derjenigen Faltlinie erstreckt, die dem rollgefalteten Bereich am nächsten ist. Möglich ist allerdings auch, dass sich der vorgefaltete Bereich in den Zick-Zack gefalteten Bereich hinein erstreckt.
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In einer anderen Variante der Erfindung ist der vorgefaltete Bereich des Gassacks durch Falten des Gassacks entlang mehrerer Faltlinien gebildet, so dass der vorgefaltete Bereich mindestens drei aufeinander gefaltete Teilabschnitte des Gassacks aufweist.
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Der Gassack ist insbesondere durch zwei entlang mindestens einer Umfangsnaht miteinander verbundene Gassacklagen ausgebildet, so dass der vorgefaltete Bereich mindestens vier aufeinander gefaltete Abschnitte der Gassacklagen umfasst.
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Möglich ist auch, dass die beiden Gassacklagen in einem Bereich miteinander verbunden sind, der zumindest näherungsweise entlang der Faltlinie verläuft. Beispielsweist erfolgt die Verbindung der Gassacklagen über eine Reißnaht und/oder eine Klebnaht, über die Abschnitte der Innenseiten der Gassacklagen miteinander verklebt sind.
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Der vorgefaltete Bereich des Gassacks kann sich zumindest im Wesentlichen über die gesamte Länge des Gassacks erstrecken. Mit der „Länge des Gassacks” ist die Ausdehnung des Gassacks in seiner Haupterstreckungsrichtung gemeint, d. h. z. B. bezogen auf den im Fahrzeug montierten Zustand und aufgeblasenen Zustand des Gassacks seine Länge entlang der Fahrzeuglängsrichtung.
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Beispielsweise verlaufen die Faltlinie des vorgefalteten Bereichs und eine Rollachse der Rollfaltung zumindest näherungsweise parallel zueinander. Insbesondere sind die Faltlinie und die Rollachse parallel zur Haupterstreckungsrichtung des Gassacks orientiert, d. h. z. B. entlang der Fahrzeuglängsrichtung.
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Denkbar ist allerdings auch, dass die Faltlinie und eine Rollachse der Rollfaltung unter einem Winkel zueinander orientiert sind. Beispielsweise ist die Rollachse parallel zur Haupterstreckungsrichtung des Gassacks ausgerichtet, während die Faltlinie schräg zur Haupterstreckungsrichtung orientiert ist. In diesem Fall erstreckt sich der vorgefaltete Bereich insbesondere nur über einen Teil der Länge des Gassacks.
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Möglich ist auch, dass der Gassack zwei (z. B. voneinander beabstandete) vorgefaltete Bereiche aufweist, die jeweils einen um eine Faltlinie umgefalteten Teilabschnitt des Gassacks umfassen, wobei die Faltlinien der vorgefalteten Bereiche z. B. unter einem Winkel zueinander orientiert sind.
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Bei dem erfindungsgemäßen Gassack handelt es sich beispielsweise um einen Seitengassack, der sich bezogen auf den im Fahrzeug eingebauten und aufgeblasenen Zustand entlang einer Fahrzeuglängsseite erstreckt. Insbesondere handelt es sich um einen bereits erwähnten Kopfschutz-Seitengassack.
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Die Erfindung betrifft auch ein Verfahren zum Falten eines Gassacks eines Fahrzeuginsassen-Rückhaltesystem für ein Kraftfahrzeug, mit den Schritten:
- – Bereitstellen eines flach ausgebreiteten Gassacks;
- – Erzeugen eines vorgefalteten Bereichs des Gassacks durch Umfalten eines Teilabschnitts des Gassacks um eine Faltlinie auf eine im montierten und aufgeblasenen Zustand des Gassacks dem Fahrzeuginnenraum zugewandte Innenseite eines anderen Teilabschnitt des Gassacks, so dass der umgefaltete Bereich mindestens zwei Teilabschnitte des Gassacks aufweist,
- – wobei der umgefaltete Teilabschnitt so ausgebildet ist, dass er sich im montierten und aufgeblasenen Zustand des Gassacks über eine Türbrüstung einer Fahrzeuglängsseite hinaus erstreckt; und
- – Erzeugen eines rollgefalteten Bereichs des Gassacks, der den vorgefalteten Bereich umfasst, durch Aufrollen des Gassacks auf eine im montierten und aufgeblasenen Zustand des Gassacks einer Fahrzeuglängsseite zugewandte Außenseite des Gassacks, wobei
- – die Faltlinie so positioniert wird, dass sich der vorgefaltete Bereich zumindest in einem Abschnitt des Gassacks über den gesamten rollgefalteten Bereich erstreckt.
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Die Erfindung wird im Folgenden anhand von Ausführungsbeispielen unter Bezugnahme auf die Figuren näher erläutert. Es zeigen:
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1A–1D einen Seitengassack im Querschnitt für unterschiedliche Schritte der Faltung des Seitengassack gemäß einem Verfahren nach einem Ausführungsbespiel der Erfindung;
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2A–2C unterschiedliche Stadien der Entfaltung eines gemäß den 1A–1D gefalteten und in einem Fahrzeug montierten Gassacks;
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3 eine perspektivische Ansicht eines Seitengassacks in einem Zwischenzustand während des Faltens gemäß dem erfindungsgemäßen Verfahren;
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4 ein Seitengassack in einem Zwischenzustand während des Faltens nach einer Abwandlung des erfindungsgemäßen Verfahrens;
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5A–5D Varianten der Vorfaltung des erfindungsgemäßen Verfahrens zum Falten eines Gassacks; und
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6 eine Draufsicht auf einen Seitengassack gemäß einem Ausführungsbeispiel der Erfindung im ungefalteten Zustand.
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1A zeigt einen Schnitt durch einen flach ausgebreiteten Gassack in Form eines Seitengassacks 1, der so im Fahrzeug angeordnet werden wird, dass er sich als Kopfschutzgassack entlang einer Fahrzeuglängsseite erstreckt, d. h. es handelt sich um einen Kopf-Seiten-Airbag (HSAB). Der in 1A gezeigte Schnitt verläuft in einer Ebene, die senkrecht zu der Haupterstreckungsrichtung des Gassacks orientiert ist, d. h. bezogen auf einen im Fahrzeug eingebauten Zustand entlang einer Ebene, die parallel zu einer durch die Fahrzeugquer- und Fahrzeughöhenrichtung aufgespannten Ebene verläuft (wobei der Gassack von der Fahrzeugfront aus betrachtet wird).
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Der Seitengassack 1 weist einen unteren Bereich 11a auf, der – bezogen auf dem im Fahrzeug montierten und entfalteten Zustand des Gassacks 1 – dem Fahrzeugboden zugewandt ist. Der untere Bereich 11a wird per Knickfaltung gefaltet werden und einen vorgefalteten Bereich 11 ausbilden (1B). Oberhalb des Bereichs 11a erstreckt sich ein Bereich 13a des Gassacks 1, der per Zick-Zack-Faltung gefaltet werden wird, um einen Zick-Zack gefalteten Bereich 13 auszubilden, wie in 1B dargestellt. Eine Innenseite 14 des Seitengassacks 1 wird sich im entfalteten Zustand des Seitengassacks 1 dem Fahrzeuginnenraum zugewandt erstrecken, während eine der Seite 14 abgewandte Außenseite 15 einer Fahrzeuglängsseite zugewandt orientiert sein wird.
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Zum Erzeugen des vorgefalteten Bereichs 11 wird ein unterer Teilabschnitt 111 des Seitengassacks 1, der einen unteren Randabschnitt 16 des Gassacks 1 umfasst, entlang einer Faltlinie F umgefaltet, bis er sich parallel zu einem sich oberhalb des Teilabschnitts 111 befindlichen und sich dem Teilabschnitt 111 anschließenden weiteren Teilabschnitt 112 erstreckt und (senkrecht zur Erstreckungsebene des Seitengassacks 1 betrachtet) neben diesem angeordnet ist (und zwar auf einer dem Fahrzeuginnenraum zugewandten Innenseite des Teilabschnitt 112; vgl. 1B). Denkbar ist (obwohl dies nicht zwingend ist), dass der untere, umgefaltete Teilabschnitt 111 an dem oberen Teilabschnitt 112 zur Anlage kommt.
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Das Umfalten des unteren Teilabschnitts 111 erfolgt also auf eine Innenseite des oberen Teilabschnitts 112 zu, d. h. bezogen auf 1A entgegen dem Uhrzeigersinn um die Faltlinie F (Knicklinie) herum. Nach dem Umfalten des unteren Teilabschnitts 111 bilden die Teilabschnitte 111, 112 den vorgefalteten Bereich 11 aus, d. h. der vorgefaltete Bereich 11 ist derjenige Bereich des Seitengassacks 1, in dem die beiden, über die Faltlinie F miteinander verbundenen Teilabschnitte 111, 112 nebeneinander angeordnet sind. Entsprechend ist die Ausdehnung (Höhe senkrecht zur Faltlinie F) des vorgefalteten Bereichs 11 durch die Ausdehnung des umgefalteten unteren Teilabschnitts 111, d. h. durch die Position der Faltlinie F vorgegeben.
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Nach Erzeugen des vorgefalteten Bereichs 11 wird der Seitengassack 1 mit einer Rollfaltung versehen. Dabei wird der Seitengassack 1 von einem unteren Rand, in dem die Faltlinie F verläuft, des vorgefalteten Bereichs 11 nach oben (auf den per Zick-Zack-Faltung einzufaltenden Bereich 13a zu) aufgerollt und zwar auf die Außenseite 15 des Seitengassacks 1, d. h. in Form einer Outboard-Faltung. Durch das Aufrollen des Seitengassacks 1 wird ein rollgefalteter Bereich 12 ausgebildet, der sich auf einer Außenseite des nicht eingerollten oberen Bereichs (etwa des Bereichs 13a) des Seitengassacks 1 befindet.
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Insbesondere befindet sich durch die Outboard-Rollfaltung eine Mittelachse R sowie der untere Rand des vorgefalteten Bereichs 11 um die Faltlinie F auf einer Außenseite des nicht eingerollten und noch nicht eingefalteten oberen Bereichs des Seitengassacks 1 (vgl. 1C), d. h. zu Beginn der Outboard-Rollfaltung wird der untere Rand des vorgefalteten Bereichs 11 auf eine Außenseite (die im montierten Zustand des Gassacks einer Fahrzeuglängsseite zugewandt ist) des Teilabschnitts 112 und des noch nicht eingefalteten oberen Bereichs des Seitengassacks 1 bewegt. Die Outboard-Rollfaltung hat den Vorteil, dass sich der Gassack leichter auch zwischen einem dicht an einer Fahrzeugseitenstruktur (z. B. einer Fensterscheibe) befindlichen Fahrzeuginsassen (insbesondere dessen Kopf) und der Fahrzeugseitenstruktur hinein entfalten kann.
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Der vorgefaltete Bereich 11 ist so dimensioniert (d. h. die Faltlinie F ist so positioniert), dass er sich über den gesamten rollgefalteten Bereich 12 erstreckt, wobei ein Ende 150 des vorgefalteten Bereichs 11 mit einem Ende des rollgefalteten Bereich 12 zusammenfällt. Mit anderen Worten weist der gesamte rollgefaltete Bereich 12 die nebeneinander angeordneten Teilabschnitte 111, 112 des vorgefalteten Bereichs 11 auf.
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Nach Herstellung des rollgefalteten Bereichs 12 wird der obere Abschnitt 13a des Seitengassacks 1 per Zick-Zack-Faltung eingefaltet, wodurch ein Zick-Zack gefalteter Bereich 13 entsteht (1D). Der Zick-Zack gefaltete Bereich 13 schließt sich dem rollgefalteten Bereich 12 an und weist eine erste und eine zweite Faltlinie Z1, Z2 auf. Der rollgefaltete Bereich 12 erstreckt sich bis zu der ersten Faltlinie Z1 des Zick-Zack gefalteten Bereichs 13, wobei sich die erste Faltlinie Z1 näher an dem rollgefalteten Bereich 12 befindet als die zweite Faltlinie Z2. Denkbar ist natürlich auch, dass der Zick-Zack gefaltete Bereich 13 mehr als zwei Faltungen (d. h. mehr als zwei Faltlinien) aufweist und/oder dass sich der vorgefaltete Bereich 11 über die erste Faltlinie Z1 hinaus erstreckt.
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Beim Aktivieren des Seitengassacks 1, d. h. nach Aktivieren eines zum Befüllen des Seitengassacks 1 vorgesehenen Gasgenerators (nicht dargestellt), wird zunächst der obere Bereich, insbesondere der Zick-Zack gefaltete Bereich 13, des Seitengassacks 1 mit Gas befüllt, so dass sich anfänglich im Wesentlichen der Bereich 13 entfaltet (2A). Anschließend entfaltet (entrollt) sich der rollgefaltete Bereich 12 (2B) und zwar mit einer Entrollbewegung gegen den Uhrzeigersinn (bezogen auf 2A und die sich nach unten bewegende Mittelachse R).
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Die (Höhe) Länge des unteren Teilabschnitts 111 ist zudem so bemessen, dass sich nach dem Entfalten des Zick-Zack gefalteten Bereichs 13 ein Ende 1111 des unteren, umgefalteten Teilabschnitts 111 auf der Innenseite 14 des Zick-Zack gefalteten Bereichs 13 befindet, d. h. auf einer einem Fahrzeuginnenraum 200 zugewandten Seite des Seitengassacks 1. Dadurch, dass der umgefaltete Teilabschnitt 111 von dem oberen Teilabschnitt 112 um die Faltlinie F abgeknickt ist, befüllt sich der umgefaltete Teilabschnitt 111 mit einer zeitlichen Verzögerung (der Knick entlang der Faltlinie F wirkt als Drosselung). Dies hat zur Folge, dass der umgefaltete Teilabschnitt 111 während des Entfaltens des rollgefalteten Bereichs 12 im Wesentlichen unbefüllt und damit drucklos bleibt, wodurch er keine Kraft erfährt, die ihn nach außen (auf die linke Seite des Gassacks 1 bezogen auf 2B), d. h. in Richtung auf die Fahrzeuglängsseite, bewegen würde. Erst wenn der rollgefaltete Bereich 12 überwiegend oder nahezu vollständig entrollt ist, kommt es zu einer Befüllung auch des umgefalteten Teilabschnitts 111. Da zumindest das Ende 1111 des Teilabschnitts 111 jedoch auf einer Innenseite des Gassacks 1 (z. B. des Teilabschnitts 112) positioniert ist, wird der Teilabschnitt 111 vom Fahrzeuginnenraum kommend gegen eine Innenseite einer Türbrüstung schlagen und sich entsprechend nicht aus einem (z. B. zerbrochenen) Seitenfenster des Fahrzeugs hindurch nach außen bewegen können (2C).
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3 zeigt eine perspektivische Ansicht eines Seitengassacks 1 nach dem Herstellen des vorgefalteten Bereichs 11 durch Umfalten eines unteren Teilabschnitts 111 auf eine Innenseite des Seitengassacks 1 um die Faltlinie F. Im Beispiel der 3 verläuft die Faltlinie F längs der Haupterstreckungsrichtung des Seitengassacks 1, wobei sich der umgefaltete Teilabschnitt 111 im Wesentlichen über die gesamte Länge (entlang der Haupterstreckungsrichtung) des Seitengassacks 1 erstreckt.
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In einem nächsten Schritt würde der gefaltete Bereich 11 per Rollfaltung auf eine Außenseite des Seitengassacks 1 und optional zudem per Zick-Zack-Faltung eingefaltet werden (entsprechend den 1C und 1D). Die Rollfaltung wird entlang einer sich nach oben bewegenden Rollachse ausgeführt, die zumindest näherungsweise parallel zu der Faltlinie F verläuft.
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Im Ausführungsbeispiel der 4 wird anstelle eines einzigen vorgefalteten Bereichs 11 ein vorderer vorgefalteter Bereich 110 und ein hinterer vorgefalteter Bereich 120 erzeugt. Der vordere vorgefaltete Bereich 110 entsteht durch Umfalten eines vorderen Teilabschnitts 111a des Seitengassacks 1 entlang einer schräg zur Haupterstreckungsrichtung des Seitengassacks 1 orientierten Faltlinie F1. Der hintere umgefaltete Bereich 120 wird durch Umfalten eines hinteren Teilabschnitts 111b des Seitengassacks 1 um eine ebenfalls unter einem Winkel zur Haupterstreckungsrichtung des Seitengassacks 1 verlaufenden Faltlinie F2 erzeugt. Die Faltlinien F1, F2 sind ebenfalls unter einem Winkel zueinander orientiert, wobei sie von einem oberen Rand des Seitengassacks 1 aus betrachtet aufeinander zu laufen.
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Wie in den vorhergehenden Ausführungsbeispielen wird sich der Erzeugung der vorgefalteten Bereiche 110, 120 eine Rollfaltung des Gassacks 1 anschließen. Insbesondere erfolgt diese Rollfaltung durch Aufrollen des Seitengassacks 1 von unten nach oben (d. h. senkrecht zur Haupterstreckungsrichtung des Seitengassacks 1 bzw. um eine parallel zur Haupterstreckungsrichtung des Seitengassacks 1 orientierte Rollachse). Ein mittlerer Abschnitt des Seitengassacks 1 zwischen den vorgefalteten Bereiche 110, 120 wird in diesem Ausführungsbeispiel nicht vorgefaltet. Entsprechend wird sich in diesem Abschnitt des Seitengassacks 1 auch kein vorgefalteter Bereich befinden, der sich in den rollgefalteten Bereich hinein erstreckt. Allerdings sind die vorgefalteten Bereiche 110, 120 so beschaffen, dass sie sich jeweils in den rollgefalteten Bereich hinein und zumindest teilweise über den gesamten rollgefalteten Bereich erstrecken.
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5A–5D zeigen weitere Varianten der Herstellung des vorgefalteten Bereichs 11 des Seitengassacks. Gemäß der 5A wird der vorgefaltete Bereich 11 dadurch erzeugt, dass zwei Teilabschnitte 111, 113 entlang zweier Faltlinien F, F' auf eine Innenseite des anfänglich oberen Teilabschnitts 112 zu umgefaltet werden. Entsprechend weist der vorgefaltete Bereich 11 drei nebeneinander liegende (z. B. aufeinander liegende) Teilabschnitte 111–113 des Seitengassacks 1 auf.
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5B ähnelt der 5A, wobei jedoch der dritte Teilabschnitt 113 länger ausgeführt ist und insbesondere zumindest näherungsweise eine Länge aufweist, die der Länge des ersten und zweiten Teilabschnitts 111, 112 entspricht.
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Gemäß 5C wird der vorgefaltete Abschnitt 11 dadurch gebildet, dass eine Dreifachfaltung (entlang dreier Faltlinien F, F', F'') ausgeführt wird, so dass vier aufeinanderliegende Teilabschnitte 111 bis 114 des Seitengassacks 1 gebildet werden. Ähnlich ist es auch in 5D, wobei jedoch die Länge der inneren (sich zwischen den Teilabschnitten 111, 112 befindenden) Teilabschnitte 113, 114 im Vergleich zur 5C kleiner ist.
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6 betrifft ein weiteres Ausführungsbeispiel der Erfindung. Danach ist der Seitengassack 1 entlang der Faltlinie F mit einer Klebnaht 20 (z. B. in Form einer Silikonnaht) versehen, die die Innenseiten zweier Gassacklagen des Gassacks 1 miteinander verbindet. Die Klebnaht 20 führt dazu, dass das Aufblasen des um die Faltlinie F umgefalteten unteren Teilabschnitts 111 des Seitengassacks 1 weiter verzögert wird, da die Klebnaht 20 erst durch den Druck des in den Gassack einströmenden Gases zum Aufreißen gebracht werden muss. Zum Einstellen der Verzögerungszeit könnte die Klebnaht 20 mit einer Durchgangsöffnung oder mit mehreren Durchgangsöffnungen versehen sein. Denkbar ist auch, dass anstelle einer Klebnaht eine Reißnaht, die gegebenenfalls durch ein Nahtband verstärkt sein kann, vorgesehen wird.
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Bezugszeichenliste
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- 1
- Seitengassack
- 11, 110, 120
- vorgefalteter Bereich
- 11a
- vorzufaltender Bereich
- 12
- rollgefalteter Bereich
- 13
- Zick-Zack gefalteter Bereich
- 13a
- Zick-Zack zu faltender Bereich
- 14
- Innenseite
- 15
- Außenseite
- 16
- unterer Rand
- 20
- Klebnaht
- 111, 111a, 111b
- unteren Teilabschnitt
- 112
- oberer Teilabschnitt
- 113
- dritter Teilabschnitt
- 114
- vierter Teilabschnitt
- 150
- Ende vorgefalteter Bereich
- 200
- Fahrzeuginnenraum
- 1111
- Ende oberer Teilabschnitt
- F, F', F''
- Faltlinie
- R
- Mittelachse rollgefalteter Bereich
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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- US 7775553 B2 [0002]
- US 6851707 B2 [0003]