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Die Erfindung betrifft einen Motorradsitz aus Zwei- oder Mehrzonenschaum gemäß den Merkmalen von Anspruch 1, sowie ein Verfahren zur Herstellung eines solchen Sitzes.
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Heutige Motorradsitze bestehen typischerweise aus einem Sitzträger, einem darauf aufgebrachten homogenen Schaum, wie z. B. einem Schaumstoffkern und einem über den Schaumstoffkern gespannten Sitzbezug. Der Zweck des Schaumstoffkerns ist es, das Körpergewicht des Fahrers auf eine möglichst große Sitzfläche zu verteilen. Allerdings spielt die Härte des Schaumkerns eine wesentliche Rolle. Üblicherweise sind die Sitze so gestaltet, dass die Flächenpressungen, die der Fahrer beim Sitzen auf dem Sitz erzeugt ein möglichst angenehmes Sitzen ermöglich. Das individuelle Sitzempfinden hängt aber auch von der Größe, dem Gewicht und auch fahrdynamischen Faktoren ab. Im Stand der Technik sind Motorradsitze bekannt, bei denen in den Schaumkern gasdichte, aufblasbare kissenartige Elemente integriert sind, um den Sitzkomfort durch Einstellen bzw. Verändern des Drucks in den Kissen auf die Empfindung des Fahrers anpassen bzw. einstellen zu können.
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So sind beispielsweise aus der
US 5975629 A und der
US 5419612 A mit einem Fluid befüllbare Sitzkissen bekannt, die eine Mehrzahl voneinander unabhängigen, befüllbaren Zellanordnungen umfaßt, wobei jede Zellanordnung aus mehreren befüllbaren Zellen besteht. Diese befüllbaren Zellen sind neben- bzw. hintereinander auf dem Sitz angeordnet. Aufgrund der Verbindung der Zellen innerhalb einer Zellanordnung ist der Druck innerhalb einer Zellanordnung homogen verteilt. Aus der
DE 10 2004 013 529 A1 ist ein Motorradsitz bzw. eine Motorradsitzbank, mit einem Sitzbankträger und einem elastischen Polster bekannt, das auf den Sitzbankträger aufgebracht ist. Das Polster weist mindestens eine Ausnehmung auf, in die ein von Hand austauschbarer Einsatzkörper eingebracht werden kann. Durch den Einsatzkörper wird maßgebend die Sitzhärte des Motorradsitzes bzw. der Motorradsitzbank im Bereich der mindestens einen Ausnehmung beeinflusst. Eine solche Konstruktion hat einerseits den Nachteil, dass die Polster manuell ausgetauscht werden müssen und andererseits lassen sich nicht ohne weiteres Sonderausstattungen wie z. B. eine Sitzheizung adaptieren. Ferner wird infolge der zusätzlichen Kissen die Anzahl der herzustellenden Bauteile erhöht, was zwangsläufig zu höheren Kosten führt.
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Aus der
DE 10 2004 034 675 A1 sind zum Beispiel Sitze für Motorräder des oberen Preissegments bekannt. Diese Sitze sind zusätzlich mit einer Sitzheizung ausgestattet. Die Sitzheizung wird üblicherweise in Form einer Heizungsmatte oder eines Heizkerns direkt in die Sitzbank integriert. Hierbei wird zum Beispiel eine Unterschale bereitgestellt, in die spezielle Vertiefungen für die Sitzheizung eingepasst sind. Die dafür eigens konstruierten Schaumwerkzeuge müssen mit entsprechenden Kavitäten bzw. Vertiefungen ausgestattet werden. In diese wird dann die Sitzheizung manuell eingelegt. Dann wird die gesamte Sitzbank mit Schnittschaum beklebt, um eine homogene Oberfläche für die Auflage des Bezuges zu schaffen.
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Nachteilig ist ferner der Umstand, dass die Konturkanten durch den Schnittschaum stark gerundet werden. Es fehlt an klaren Designkanten und definierten Übergängen. Entlang der Kante der Einbettung wird im Randbereich der Sitzfläche eine Druckstelle gebildet, die eine ungünstige Druckverteilung bewirkt.
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Es ist mit den herkömmlichen Lösungen daher nicht möglich, den Sitzkomfort in Bezug auf die Sitzgeometrie, Federung, Sitzhärte und Druckverteilung zufriedenstellend vorzusehen. Die Sitzposition eines Motorradfahrers ist ferner im Vergleich zur Sitzposition eines Pkw-Fahrers wesentlicher statischer, da die Beine des Motorradfahrers auch beim Bremsen oder Schalten auf den Fußrasten verbleiben und nicht oder nur wenig bewegt werden, wodurch bei Motorradsitzen deutlich höhere Flächenpressungen auftreten. Dies kann zu einer Mangelversorgung des Körpergewebes in den stark belasteten Gesäßbereichen führen. Besonders hohe Flächenpressungen entstehen im Bereich der Sitzbeinhöckers, d. h. im Bereich der Hüftgelenksknochen. Die beiden Sitzbeinhöcker tauchen vor allem bei aufrechter Sitzposition relativ weit in den Schaumkern des Motorradsitzes ein. Bei breiteren Motorradsitzen besteht ferner die Gefahr, dass in den Muskelansatzpunkten erhebliche Spannungen auftreten, was sich ungünstig auf den Sitzkomfort auswirkt und sogar zu Schmerzen führen kann.
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Es ist daher Aufgabe der vorliegenden Erfindung vorbesagte Nachteile zu überwinden und einen Motorradsitz zu schaffen, der einerseits kostengünstig herstellbar ist, einen guten Sitzkomfort bietet und bei dem auch eine Sitzheizung integriert werden kann.
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Diese Aufgabe wird durch einen Motorradsitz mit den Merkmalen des Patentanspruches 1 sowie einem Verfahren zur Herstellung eines solchen Motorradsitzes nach Anspruch 8 gelöst. Vorteilhafte Ausgestaltungen und Weiterbildungen der Erfindung sind den Unteransprüchen zu entnehmen.
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Der Grundgedanke der vorliegenden Erfindung besteht darin, dass der Sitzbereich des Motorradsitzes aus einem Mehrzonenschaumkern vorzugsweise aus einem Zweizonenschaumkern gebildet wird, wodurch sich definierte Bereiche des Sitzes mit unterschiedlichen Härten (Stauchhärten) bzw. mit einem unterschiedlichen Kompressionswiderstand erzielen lassen.
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Erfindungsgemäß wird daher ein Motorradsitz mit einem Sitzbereich und einem seitlichen Sitzrandbereich aus einem Zwei- oder Mehrzonenschaumkern vorgeschlagen, wobei der Schaumkern aus wenigstens zwei benachbarten, vorzugsweise übereinander angeordneter Schaumzonen gebildet ist und die Schaumzonen einen bestimmungsgemäß unterschiedlichen Kompressionswiderstand σ aufweisen. Erfindungsgemäß könnten auch eine oder mehrere weitere Schaumzonen mit unterschiedlichen Kompressionswiderständen σ vorgesehen werden.
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In einer vorteilhaften Ausführungsform der Erfindung wird der Motorradsitz so ausgebildet, dass eine obere den Sitzbeinhöckern eines Fahrers zugewandte Schaumzone als weiche Deckschaumzone mit einem niedrigen Kompressionswiderstand σ1 gegenüber dem Kompressionswiderstand σ2 der tieferliegenden Schaumzone vorgesehen wird. Mit Vorteil werden eine obere weiche und eine untere harte Schaumzone vorgesehen. Die Deckschaumzonen sind mit Vorteil mit unterschiedlicher Dicke und in einer dadurch definierten Form zur Erzielung einer partiell unterschiedlichen Härte ausgebildet. Besonders Vorteilhaft ist eine Ausbildung bei der die obere weiche Schaumzone (Deckschaumzone) ausgehend von einem zentralen Bereich (Zentrum) des Sitzbereiches in Richtung zu den seitlichen Sitzrandbereichen mit einer zunehmenden Dicke (in Höhenrichtung) ausgebildet ist. Ferner ist die unterhalb angeordnete härtere Schaumzone ausgehend von dem zentralen Bereich des Sitzbereiches hin zu den seitlichen Sitzrandbereichen mit einer abnehmenden Dicke ausgebildet. Es kann auch vorgesehen sein, dass im Randbereich des Sitzes ausschließlich weicher Deckschaum vorgesehen ist.
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Durch geeignete Wahl der Berührungsflächen und damit Grenzflächen, lassen sich auch gezielt Designkanten und Funktionskanten erzeugen. Ferner ist es vorgesehen, die harten Schaumzonen des unteren Sitzbereiches in den Bereichen des Sitzes vorzusehen, dass der Bereich in dem sich typischerweise die Sitzbeinhöcker eines Fahrers des Motorrades befinden härter ausgebildet sind, während der Sitzbereich und Sitzrandbereich, wo sich die Oberschenkel befinden, weicher ausgebildet ist.
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In einer besonders bevorzugten Ausgestaltung der Erfindung kann vorgesehen werden, dass die unterschiedlichen Schaumzonen jeweils entlang einer definierten, vorzugsweise in der Form korrespondierenden Verbindungsflächen bzw. Grenzflächen aneinander anliegen. Es ist weiter vorteilhaft, wenn zwischen den Schaumzonen entlang der Grenzflächen benachbarter Schaumzonen eine Klebstoffschicht zur mechanischen Verbindung der Schaumzonen vorgesehen ist.
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Durch Verwendung eines Zwei- oder Mehrzonenschaum ist es auch in vorteilhafter Weise möglich im Inneren des Sitzes eine Sitzheizung anzuordnen, die im Fertigungsprozess in eine Vertiefung im harten unteren Schaumkern eingebettet werden kann.
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Es kann weiter mit Vorteil vorgesehen sein, dass der vorzugsweise zentrale Sitzbereich selbst aus mehrere Schaumzonen mit unterschiedlichem Kompressionswiderstand σ gebildet wird. Hierdurch lassen sich zum Beispiel ein härterer Bereich für die Sitzbeinhöcker eines Fahrers und ein weiterer härterer Bereich für die Sitzbeinhöcker eines Beifahrers vorsehen.
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Ein weiterer Aspekt der vorliegenden Erfindung betrifft das Verfahren zum Herstellen eines Motorradsitzes mit den oben näher erläuterten Merkmalen. Bei dem erfindungegemäßen Verfahren werden wenigstens die folgenden Schritte durchgeführt:
- – Herstellen einer ersten Schaumkernform in einem Werkzeug zur Ausbildung einer ersten Schaumzone mit einem Kompressionswiderstand σ1, und
- – Herstellen einer zweiten Schaumkernform in einem Werkzeug zur Ausbildung einer zweiten Schaumzone mit einem Kompressionswiderstand σ2, und
- – Zusammenfügen der ersten und zweiten Schaumkernform unter Bildung eines Schaumkerns (vorzugsweise formschlüssigen Schaumkerns) aus zwei benachbarten Schaumzonen.
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Das Verfahren kann mit Vorteil so ausgestaltet sein, dass die zweite Schaumkernform eine zur ersten Schaumkernform korrespondierende Verbindungsfläche aufweist und die beiden Schaumkernformen entlang dieser Verbindungsflächen miteinander verbunden, vorzugsweise miteinander verklebt werden. So lassen sich die Zonen unterschiedlicher Härte und gegebenenfalls auch definierte Funktions- und/oder Designkanten an der Grenzlinie zwischen den Zonen ausbilden.
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Es ist weiter vorteilhaft, wenn die Herstellung der Schaumkernformen in einem gemeinsamen Werkzeug erfolgt, welches Formnester für die Herstellung der ersten und zweiten Schaumkernform aufweist, die über eine oder mehrere entfernbare Abtrennungsvorrichtungen im Werkzeug voneinander getrennt sind. Auf diese Weise kann der gesamte Schaumkern in einem Werkzeug erzeugt werden. So kann zunächst die untere Schaumkernform erzeugt werden, dann Abtrennvorrichtungen (wie z. B. ein Schieber) im Werkzeug entfernt werden und die zweite Schaumkernform unmittelbar an die erste angeformt werden. Gegebenenfalls kann vorher eine Sitzheizung in ein dafür vorgesehenes Formnest eingebracht werden oder die Sitzheizung in das Werkzeug eingelegt oder eingeklebt werden.
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Andere vorteilhafte Weiterbildungen der Erfindung sind in den Unteransprüchen gekennzeichnet bzw. werden nachstehend zusammen mit der Beschreibung der bevorzugten Ausführung der Erfindung anhand der Figuren näher dargestellt. Es zeigen:
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1 eine Aufsicht auf ein Ausführungsbeispiel eines Motorradsitzes und
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2 eine Schnittansicht durch den Motorradsitz gemäß 1 entlang der Schnittlinie a-a.
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In der 1 ist eine Aufsicht auf ein Ausführungsbeispiel eines Motorradsitzes 1 mit einem Sitzbereich 10 und je einem seitlichen Sitzrandbereich 11, 11'. Die Bereiche werden von einem Schaumkern 2 gebildet, wobei der Schaumkern 2 aus zwei übereinander angeordneter unmittelbar benachbarten Schaumzonen 3, 4 geformt ist. Die benachbarten Schaumzonen 3, 4 weisen bestimmungsgemäß einen unterschiedlichen Kompressionswiderstand σ auf.
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Es ist ferner in den 1 und 2 zu erkennen, dass eine den Sitzbeinhöckern eines Fahrers zugewandte weiche Schaumzone 3 oberhalb einer härteren Schaumzone 4 ausgebildet ist. Diese obere Schaumzone 3 ist aus einem weichen Deckschaum gebildet mit einem gegenüber der darunter liegenden Schaumzone 4 niedrigen Kompressionswiderstand σ1. Der Kompressionswiderstand σ1 ist vorteilhaft um einen Faktor 1,5–5 geringer gegenüber dem Kompressionswiderstand σ2 der unteren Zone. Die jeweiligen Kompressionswiderstände können dabei zur Erzielung der gewünschten Härte und Eigenschaften geeignet gewählt werden.
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In dem vorliegenden Ausführungsbeispiel ist die Deckschaumzone 3 in einem zentralen Bereich Z des Sitzbereiches 10 des Sitzes 1 flacher als in den seitlichen Sitzbereichen 11, 11' ausgebildet. Die Dicke der Deckschaumzone nimmt zum Seitenrand hin kontinuierlich zu und liegt dort mit ihrem unteren Abschnitt auf der Wanne 12 auf. In diesem Bereich ist kein Schaum der unteren Schaumzone 4 vorgesehen. In der 2 ist dies mit Hilfe von zwei Horizontallinien 8, 8' dargestellt. Die näher zum Zentrum Z eingezeichnete Linie 8 definiert die Dicke in diesem Bereich, während die dazu benachbarte Linie 8' die größere Dicke in einem Bereich, der näher am Sitzrand liegt, definiert.
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Ein zentraler Bereich Z entspricht bei dieser Ausführung in etwa dem Sitzbereich für die Sitzbeinhöcker eines Fahrers und Sozius, der in der in 1 gezeigten Abbildung durch die eingezeichneten Designlinien 7 im Wesentlichen begrenzt und bestimmt wird.
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Im Motorradsitz 1 ist im Inneren und zwar in der unteren harten Schaumzone 4 eine Sitzheizung 6 angeordnet. Die Sitzheizung befindet sich zwischen den beiden Schaumstoffteilen 3 und 4, wobei die beiden Schaumstoffteile durch die Sitzheizung mit beidseitiger Klebefolie verklebt wurden.
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Die erfindungsgemäße Idee ist hier anhand eines Motorradsitzes erläutert. Der Sitz kann zum Beispiel auch ein Sitz für einen Motorroller, ein Kraftrad oder dergleichen sein. Ferner können die Sitze auch ohne eine Sitzheizung ausgestattet werden oder andere Sonderausstattungsteile aufnehmen.
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Die Erfindung beschränkt sich in ihrer Ausführung daher nicht auf die vorstehend angegebenen bevorzugten Ausführungsbeispiele. Vielmehr ist eine Anzahl von Varianten denkbar, welche von der dargestellten Lösung auch bei grundsätzlich anders gearteten Ausführungen Gebrauch macht.
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Diese Liste der vom Anmelder aufgeführten Dokumente wurde automatisiert erzeugt und ist ausschließlich zur besseren Information des Lesers aufgenommen. Die Liste ist nicht Bestandteil der deutschen Patent- bzw. Gebrauchsmusteranmeldung. Das DPMA übernimmt keinerlei Haftung für etwaige Fehler oder Auslassungen.
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Zitierte Patentliteratur
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- US 5975629 A [0003]
- US 5419612 A [0003]
- DE 102004013529 A1 [0003]
- DE 102004034675 A1 [0004]