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Die Erfindung betrifft eine Materialschleuse, mit einer ersten Kammer und einer zweite Kammer zum Anschluss an einen Arbeitsbereich, wobei die erste Kammer eine erste Tür zur Umgebung hin und eine zweite Tür aufweist, die die erste Kammer mit der zweiten Kammer verbindet, wobei die zweite Kammer eine dritte Tür zum Arbeitsbereich hin aufweist, und wobei zwischen der ersten und der zweiten Kammer mindestens eine Strömungsöffnung angeordnet ist.
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Die Erfindung ist ferner gerichtet auf ein Verfahren zum Ausschleusen von Material, wobei das Material aus einem Arbeitsbereich, der von einer ersten Saugvorrichtung unter einem negativen ersten Druck gehalten wird, in eine zweite Kammer gebracht wird, das Material in der zweiten Kammer gereinigt wird während die zweite Kammer geschlossen ist, und wobei das Material anschließend von der zweiten in eine erste Kammer gebracht wird.
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Gattungsgemäße Materialschleusen kommen beispielsweise beim Abbau von Asbest und asbesthaltigem Material zum Einsatz. Die Erfindung ist jedoch allgemein überall dort einsetzbar, wo kontaminiertes Material (einschließlich kontaminierter Gegenstände) aus einem kontaminierten Arbeitsbereich gereinigt in die nicht kontaminierte Umgebung überführt werden müssen.
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Der Abbau von mit Asbest kontaminiertem Material im Zuge von Abbruch-, Sanierungs- oder Instandhaltungsarbeiten unterliegt in Deutschland den „Technischen Regeln für Gefahrstoffe (TRGS)”. Demnach müssen Material-Dekontaminationsanlagen (Schleusen) so gestaltet sein, dass Gegenstände und Materialien einwandfrei transportiert, gereinigt, verpackt und zwischengelagert werden können. Als wesentliche Anforderungen an eine Materialschleuse sind in den Technischen Regeln unter anderem genannt:
- – Fußböden, Wände und Decken aus festem, abwaschbarem, glatten Material;
- – kontrollierte Unterdruckhaltung in der zweiten Kammer; dabei darf der Unterdruck nicht höher sein als im Arbeitsbereich;
- – Verriegelung der Türen, so dass die erste und die zweite Tür sowie die zweite und dritte Tür nicht gleichzeitig geöffnet werden können;
- – vor der Materialentnahme mindestens 30-facher Luftwechsel in der ersten Kammer.
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Zum besseren Verständnis, wie eine Materialschleuse funktioniert, sei an dieser Stelle kurz ihre Funktions- und Wirkungsweise aufgezeigt.
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Vor dem Abbau von kontaminiertem Material muss die Materialschleuse zunächst an den Arbeitsbereich – auch Schwarzbereich genannt – angeschlossen werden. Dabei ist sicherzustellen, dass der Arbeitsbereich zu seiner Umgebung hin abgeschlossen ist. Dieser Abschluss kann beispielsweise durch eine Folie erfolgen. Auch denkbar ist ein Abschluss durch bestehende Wände und Decke. Wichtig ist, dass beim Abbau von kontaminiertem Material kontaminiertes Material nicht unkontrolliert aus dem Arbeitsberiech austritt.
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Beim Abbau von kontaminiertem Material wird das Material gesammelt und in Behältnisse gefüllt. Hierbei kann es sich beispielsweise um Kunststofftonnen oder -tüten handeln. Vorzugsweise sind die Behältnisse verschließbar, damit nach dem Ausbringen der Behältnisse aus dem (kontaminierten) Schwarzbereich in die (saubere) Umgebung kein kontaminiertes Material austreten kann.
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Der Abbau von asbesthaltigen Material erfordert aus gesundheitlichen Gesichtspunkten besonders hohe sicherheitstechnische Maßnahmen. Einzelne Astbestteilchen sind bei ihrem Abbau teilweise nur wenige Mikrometer groß und so leicht, dass sie schweben und leicht in die Lunge von Menschen gelangen, was zu einem hohen Gesundheitsrisiko führen kann. Mit Wasser hingegen können die Asbestteilchen gut gebunden und damit auch abgewaschen werden.
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Das abgebaute Material wird in ein vorgesehenes Behältnis gefüllt und das Behältnis verschlossen. Anschließend wird das Behältnis durch die dritte Tür in die zweite Kammer verbracht und in der zweiten Kammer abgeduscht. Die zweite Tür und die dritte Tür sind dabei geschlossen. Nach dem Abduschen wird die zweite Tür geöffnet, das Behältnis in die erste Kammer gebracht und die zweite Tür wieder geschlossen. Anschließend ist ein 30-facher Luftaustausch in der ersten Kammer vorgeschrieben, bevor das Behältnis von außen durch die erste Tür entnommen werden kann (hierbei ist die zweite Tür geschlossen). Der 30-fache Luftwechsel soll sicherstellen, dass etwaiges noch an dem Behältnis haftendes und flüchtiges kontaminiertes Material aus der ersten Kammer abgesogen wird und nicht in die Umgebung austritt.
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An dem Arbeitsbereich steht während des Arbeitsablaufs ein negativer Druck von mindestens 20 Pascal an, der durch ein Unterdruckhaltegerät zur Verfügung gestellt wird. In anderen Ländern als Deutschland kann ein niedrigerer oder auch ein höherer Druck vorgegeben sein. Zwischen dem Arbeitsbereich und der zweiten Kammer, zwischen der zweiten Kammer und der ersten Kammer sowie zwischen der ersten Kammer und der Umgebung sind jeweils mindestens eine Strömungsöffnung angeordnet, so dass aufgrund des negativen Drucks im Arbeitsbereich zwischen den Kammern eine Luftströmung in Richtung des Arbeitsbereichs stattfindet. Aufgrund des negativen Drucks wird vermieden, dass kontaminiertes Material bzw. kontaminierte Reste nach außen in die (saubere) Umgebung treten kann/können.
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Wie vorstehend ausgeführt, findet vor der Entnahme des Behältnisses bzw. der Behältnisse regelungskonform ein 30-facher Luftwechsel statt. In der Praxis, also zum Beispiel auf Baustellen, wird diese Anforderung – pragmatisch – dadurch erfüllt, dass das Behältnis in der zweiten Kammer über Nacht stehen gelassen wird, bevor es am nächsten Morgen von außen entnommen wird. In der Praxis geht man davon aus, dass diese Zeit für einen 30-fachen Luftwechsel in der zweiten Kammer ausreicht.
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Die vorbeschriebenen Schutzmaßnahmen haben sich bewährt. Mit ihrer Hilfe kann eine Kontaminierung der Umwelt minimal gehalten werden.
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Allerdings wurde gefunden, dass ein Stehenlassen der Behältnisse über Nacht in der ersten Kammer vor ihrer Entnahme eine zeitlich unflexible Maßnahme darstellt. Darüber hinaus fehlt es bei der Maßnahme an der erforderlichen Genauigkeit zur Einhaltung der gesetzlichen Vorgaben.
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Ausgehend von dem vorbeschriebenen Stand der Technik liegt der Erfindung die Aufgabe zugrunde, eine Materialschleuse und ein Verfahren zur Ausschleusung von Material zu schaffen, das die/das flexibler handhabbar ist bei gleichzeitiger Einhaltung gesetzlicher Vorgaben.
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Zur Lösung dieser Aufgabe ist die eingangs genannte Materialschleuse erfindungsgemäß dadurch gekennzeichnet, dass an die erste Kammer eine Saugvorrichtung angeschlossen ist.
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Die Erfindung schlägt gegenüber Lösungen aus dem Stand der Technik einen vollkommen neuen Weg ein. Während es herkömmlich ausschließlich üblich war, den 30-fachen Luftwechsel durch die am Arbeitsbereich angeschlossene Saugvorrichtung vorzunehmen, gestattet die an der ersten Kammer angeschlossene Saugvorrichtung eine direkte Absaugung der ersten Kammer. Es sei angemerkt, dass in einschlägigen Fachkreisen Saugvorrichtungen in Sinne der Erfindung auch als Unterdruckhaltegeräte bezeichnet werden. Diese weisen mindestens einen Filter auf, der die angesaugte Luft filtert, bevor sie nach außen in die Umgebung abgegeben wird.
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Je nach Größe der Anschlussöffnung ist ein 30-facher Luftwechsel, also ein 30-facher Luftaustausch des Kammervolumens, innerhalb sehr kurzer Zeit möglich. In ersten Testversuchen kam eine erste Kammer mit den Abmessungen 2 m × 1 m × 2 m (Breite × Tiefe × Höhe) zum Einsatz. Daraus ergibt sich ein 30-faches Kammervolumen von 120 m3. Durch die erfindungsgemäße Direktabsaugung war es möglich, den 30-fachen Luftwechsel der ersten Kammer in deutlich weniger als einer halben Stunde vorzunehmen, und zwar mit der Maßgabe, dass der im Arbeitsbereich geforderte Mindestdruck aufrechterhalten bleibt. Die Erfindung gestattet also im Ergebnis gegenüber herkömmlichen Lösungen deutlich kürzerer Bearbeitungszeiten in der ersten Kammer und damit einen flexibleren Einsatz der erfindungsgemäßen Materialschleuse.
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Die erste Kammer weist vorzugsweise eine Anschlussöffnung auf. An die Anschlussöffnung ist vorteilhaft die Saugvorrichtung angeschlossen.
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Die Saugvorrichtung ist vorzugsweise unmittelbar an die Anschlussöffnung angeschlossen. Alternativ ist zwischen der Saugvorrichtung und der Anschlussöffnung ein Luftkanal angeordnet, der die Saugvorrichtung mit der ersten Kammer verbindet und der beispielsweise als Schlauch ausgebildet sein kann. Letztere Konstruktion ist insbesondere unter dem Gesichtspunkt vorteilhaft, dass gattungsgemäße Materialschleusen bei unterschiedlichen Arbeitsbereichen mit unterschiedlichen Bedingungen zum Einsatz kommen. Ein Schlauch unterstützt eine flexible Anpassung der Materialschleuse an die jeweiligen Einsatzorte und -bedingungen.
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Bei dem erforderlichen Be- und Entlüften der ersten Kammer ist nicht nur darauf zu achten, dass die Bedingung eines vorgegebenen (Mindest-)Luftaustausches eingehalten wird. In Weiterbildung der Erfindung soll auch sichergestellt werden, dass der Luftaustausch möglichst effizient erfolgt und das Behältnis auch strömungstechnisch erfasst. Vor diesem Hintergrund wird es als vorteilhaft angesehen, dass die erste Tür in einer Stirnwand der ersten Kammer angeordnet ist und dass die erste Kammer eine Seitenwand aufweist, in der die Anschlussöffnung ausgebildet ist. Die Luft in der ersten Kammer wird also seitlich abgesaugt. Dies schafft nicht nur eine gute Durchströmung der ersten Kammer, sondern auch – wie bereits zuvor angedeutet – eine flexible Anordnung der Saugvorrichtung. Auch unter sicherheitstechnischen Gesichtspunkten ist eine seitliche Anordnung sinnvoll, da die stirnseitige Front, durch die das Behältnis ausgeschleust wird, frei bleibt.
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Vorzugsweise weist die erste Kammer mindestens eine Zuluftöffnung für Zuluft aus der Umgebung auf. In diesem Zusammenhang sind unterschiedliche Ausführungsbeispiele denkbar. Bei der Zuluftöffnung handelt es sich um die einzige Öffnung zur Umgebung. Dann wird ein Teil der eintretenden Luft durch die erfindungsgemäße Saugvorrichtung aus der ersten Kammer herausgesaugt. Ein anderer Teil, der vorzugsweise kleiner ist, wird aufgrund des negativen Drucks in der zweiten Kammer durch die Strömungsöffnung zwischen der ersten und der zweiten Kammer abgesogen. Eine alternative Ausführungsform ist dadurch gekennzeichnet, dass die erste Kammer vorzugsweise stirnseitige Strömungsöffnungen zur Umgebung hin aufweist und dass zusätzlich mindestens eine Zuluftöffnung vorgesehen ist.
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Sowohl aus strömungstechnischen als auch aus konstruktiven Gesichtspunkten wird es als vorteilhaft angesehen, wenn die Zuluftöffnung in einer Seitenwand der ersten Kammer ausgebildet ist. Sofern die Anschlussöffnung und die Zuluftöffnung jeweils in der gegenüberliegenden Seitenwand angeordnet sind, wird einströmende Luft also durch die gesamte Breite der ersten Kammer gesogen. Damit ist sichergestellt, dass vorteilhaft auch das mindestens eine Behältnis von der Luftströmung erfasst wird. In diesem Zusammenhang ebenfalls vorteilhaft ist es, wenn die Zuluftöffnung in der oberen Hälfte der Seitenwand der ersten Kammer angeordnet ist, während die Anschlussöffnung in der unteren Hälfte der gegenüberliegenden Seitenwand angeordnet ist. Hierdurch ergeben sich auch besonders gute Anschlussmöglichkeiten der erfindungsgemäßen Saugvorrichtung.
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Eine vorteilhafte Ausführungsform der Erfindung ist dadurch gekennzeichnet, dass der Strömungsquerschnitt der Zuluftöffnung mindestens halb so groß, vorzugsweise mindestens so groß, ist wie die mindestens eine Strömungsöffnung zwischen der ersten und der zweiten Kammer. Sofern die Materialschleuse mehrere Zuluftöffnungen und/oder mehrere Strömungsöffnungen aufweist, wird der kumulierte Gesamt-Strömungsquerschnitt betrachtet. Vorzugsweise weist die Anschlussöffnung einen Durchmesser von mindestens 5 cm auf.
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In wesentlicher Weiterbildung der Erfindung wird vorgeschlagen, dass die Materialschleuse einen Sensor zur Messung der Strömungsgeschwindigkeit in der Anschlussöffnung aufweist. Vorzugsweise ist der Sensor in der Anschlussöffnung angeordnet. In diesem Zusammenhang sei darauf hingewiesen, dass die Anschlussöffnung durch ein Anschlussstück gebildet sein kann, das in die erste Kammer hineinragt und/oder nach außen zur Umgebung hin absteht. Aus der Strömungsgeschwindigkeit kann besonders vorteilhaft auf den abgesogenen Volumenstrom geschlossen werden, und zwar durch Hinzunahme der Strömungsquerschnittsfläche – also der Öffnungsgröße – der Anschlussöffnung. Diese Weiterbildung gestattet eine genaue und zuverlässige Aussage über das tatsächlich abgesogene Luftvolumen.
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Im Rahmen des Erfindungsgedankens kann eine Steuereinrichtung vorgesehen sein, der unterschiedliche Aufgaben zukommen. Beispielsweise kann die Steuereinrichtung so ausgebildet sein, dass sie die erste Tür erst nach einem vorgegebenen Luftaustausch in der ersten Kammer zum Öffnen freigibt. Damit ist sichergestellt, dass gesetzliche Vorgaben eingehalten werden und es nicht zu einer verfrühten Öffnung der ersten Tür kommt.
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Zusätzlich oder alternativ kann vorgesehen sein, dass die Steuereinrichtung die Saugvorrichtung erst dann einschaltet, wenn die erste Tür und die zweite Tür geschlossen sind. Damit ist eine Fehlsteuerung ausgeschlossen und der Luftaustausch kann zuverlässig durchgeführt werden.
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Eine besonders vorteilhafte Ausführungsform der Erfindung ist dadurch gekennzeichnet, dass ein Schließen der zweiten Tür bei geschlossener erster Tür die Saugvorrichtung aktiviert. Dies hat nicht nur sicherheitstechnische Vorteile sondern erleichtert auch den Arbeitsablauf.
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An dieser Stelle sei darauf hingewiesen, dass im Rahmen der Erfindung regelmäßig von Türen gesprochen wird. Als Tür im Rahmen der Erfindung wird beispielsweise auch ein Tor oder eine Klappe verstanden, durch die hindurch das oder die Behältnis(se) hindurchgeschleust werden können. Insbesondere kann es sich auch um ein Rolltor handeln, das z. B. von oben nach unten zu seiner Schließung heruntergezogen wird. Grundsätzlich wird im Rahmen der Erfindung jede Konstruktion verstanden, mit der es zielführend möglich ist, eine (Schleusen-)Öffnung zu verschließen.
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Die Erfindung wird ferner gelöst durch ein gattungsgemäßes Verfahren, das dadurch gekennzeichnet ist, dass die erste Kammer nach ihrem Schließen durch eine zweite Saugvorrichtung entlüftet wird. Wie bereits vorstehend angedeutet, dient die erste Saugvorrichtung zum Halten des negativen Drucks im Arbeitsbereich. Die zweite – erfindungsgemäß zusätzliche – Saugvorrichtung sorgt für den zusätzlichen Luftaustausch in der ersten Kammer.
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Eine besonders vorteilhafte Ausführungsform der Erfindung ist dadurch gekennzeichnet, dass während des Entlüftens in der zweiten Kammer ein negativer zweiter Druck eingestellt wird, der kleiner gehalten wird als der erste Druck, und dass in der ersten Kammer ein negativer dritter Druck eingestellt wird, der kleiner gehalten wird als der zweite Druck. Dadurch wird sichergestellt, dass trotz der Luftabsaugung durch die Anschlussöffnung auch Luft durch die mindestens eine Strömungsöffnung zwischen der ersten Kammer und der zweiten Kammer strömt (und von dieser in den Arbeitsbereich).
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Wie bereits vorstehend ausgeführt, ist es vorteilhaft, wenn die Strömungsgeschwindigkeit des durch die Anschlussöffnung abgesogenen Luftstroms gemessen wird. Hierbei kann ein Anemometer, insbesondere ein Hitzedraht-Anemometer, zum Einsatz kommen, das vorteilhaft in der Anschlussöffnung angeordnet ist. Eine Weiterbildung der Erfindung stellt ein Verfahren zur Verfügung, bei dem das durch die zweite Saugvorrichtung abgesogene Luftvolumen ermittelt wird und bei dem die zweite Saugvorrichtung dann abschaltet, wenn ein zuvor eingestelltes Luftvolumen erreicht ist.
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Ein Öffnen der ersten und der zweiten Tür ist zweckmäßig erst nach Beendigung des Luftaustausches möglich. Eine Notabschaltung, die auch die erste Tür freigibt, kann den Luftaustausch vorzeitig beenden.
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Vorteilhafterweise ist ein Öffnen der dritten Tür auch während des laufenden Luftaustausches möglich. Ein Öffnen der zweiten Kammer kann dann erforderlich sein, wenn beispielsweise kurzfristig noch weiteres Material aus dem Arbeitsbereich in die zweite Kammer zur Ausschleusung gebracht werden soll. Dort kann es abgeduscht werden, während der Luftaustausch in der ersten Kammer noch läuft.
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Vorzugsweise findet zwischen der ersten Kammer und der zweiten Kammer ein Luftaustausch statt. Dieser Luftaustausch erfolgt vorteilhafterweise kontinuierlich. Ein besonders effizientes Verfahren ist dadurch gekennzeichnet, dass der durch die Entlüftung aufgrund der zweiten Saugvorrichtung bedingte Volumenstrom mindestens halb so groß, vorzugsweise mindestens so groß ist wie der durch den Luftaustausch zwischen der ersten Kammer und der zweiten Kammer bedingte Volumenstrom. Bevorzugt werden die Parameter des Verfahrens so eingestellt, dass einerseits durch die zweite Saugvorrichtung eine hohe Entlüftungsrate erzielt wird und andererseits der negative Druck innerhalb der ersten Kammer kleiner ist als in der zweiten Kammer.
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Im Folgenden wird die Erfindung anhand eines bevorzugten Ausführungsbeispiels im Zusammenhang mit der anhängenden Zeichnung näher erläutert. Die Zeichnung zeigt in:
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1: in einer Prinzipskizze den grundsätzlichen Aufbau der erfindungsgemäßen Materialschleuse; und
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2: in einer schematischen Darstellung ein Ausführungsbeispiel der erfindungsgemäßen Materialschleuse.
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1 zeigt eine Prinzipskizze einer erfindungsgemäßen Materialschleuse. Diese weist eine erste Kammer 1 und eine zweite Kammer 2 auf.
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Die Materialschleuse ist an einen Arbeitsbereich 3 anschließbar. In dem Arbeitsbereich 3 wird kontaminiertes Material, zum Beispiel Asbest oder asbesthaltiges Material, abgebaut. Der Arbeitsbereich 3 muss zur Umgebung 4 hin angegrenzt sein. Dies kann durch verschiedene Maßnahmen realisiert werden. Beispielsweise kann der Arbeitsbereich durch Seitenwände 5 (und eine aus der Prinzipskizze nicht ersichtliche Decke) begrenzt sein, die luftdicht oder im Wesentlichen luftdicht mit der Materialschleuse verbunden, beispielsweise verklebt, werden. Wichtig ist, dass kein kontaminiertes Material aus dem Arbeitsbereich 3 nach außen tritt.
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An dieser Stelle sei darauf hingewiesen, dass sich die Erfindung vorrichtungstechnisch auf eine Materialschleuse bezieht. Eine derartige Materialschleuse kann, wie es im Zusammenhang mit 2 noch näher ausgeführt wird, modulartig aufgebaut sein, was den Vorteil aufweist, dass die Materialschleuse transportabel ist und vor Ort aufgebaut werden kann. Gleiches gilt für den Arbeitsbereich. Auch dieser ist – je nach Ausgestaltung des Arbeitsbereiches – erst vor Ort zu begrenzen, und zwar z. B. wie zuvor beschrieben durch Abgrenzung durch Planen oder dergleichen. Insoweit wird sowohl eine Materialschleuse beansprucht, die eine erste Kammer und eine zweite Kammer aufweist, als auch in Weiterbildung der Erfindung eine Materialschleuse, die einen an die zweite Kammer angrenzenden Arbeitsbereich aufweist.
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Zwischen dem Arbeitsbereich 3 und der zweiten Kammer 2 ist eine dritte Tür 6 angeordnet. Zwischen der zweiten Kammer 2 und der ersten Kammer 1 ist eine zweite Tür 7 angeordnet. Zwischen der ersten Kammer 1 und der Umgebung 4 ist eine erste Tür 8 angeordnet. Die Definition der ersten, zweiten und dritten Tür stimmen mit der TRGS 519 überein. Zwischen dem Arbeitsbereich 3 und der zweiten Kammer 2 sowie zwischen der zweiten Kammer 2 und der ersten Kammer 1 sowie zwischen der ersten Kammer 1 und der Umgebung 4 sind Strömungsöffnungen 9 ausgebildet.
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Der Arbeitsbereich 3 wird unter einem negativem Druck gehalten, der durch eine erste Saugvorrichtung 10 zur Verfügung gestellt wird. Vorzugsweise ist die Saugvorrichtung als Unterdruckhaltegerät ausgebildet und hält den Druck konstant bei mindestens 20 Pascal oder darüber. Die Strömungsöffnungen 9 sorgen dafür, dass auch in der zweiten Kammer 2 und der ersten Kammer 1 ein negativer Druck anliegt. Der negative Druck stellt sicher, dass kein kontaminiertes Material – auch kein flüchtiges Material – in die Umgebung austreten kann.
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Der Arbeitsablauf zur Ausschleusung von Material ist wie folgt:
Zunächst wird im Arbeitsbereich 3 kontaminiertes Material abgebaut. Das Material wird in Behältnisse gefüllt. Hierbei kann es sich um Kunststoffbeutel, Tonnen oder dergleichen handeln. Auch möglich ist die Ausschleusung von kontaminierten Arbeitsmaterialien oder dergleichen. Das Behältnis wird durch die dritte Tür 6 in die zweite Kammer 2 gebracht, in der sich eine Duscheinrichtung befindet, und dort mit Wasser abgeduscht. Hierbei sind die dritte Tür 6 und die zweite Tür 7 geschlossen. Nach dem Abduschen wird die zweite Tür 7 geöffnet und das abgeduschte Behältnis in die erste Kammer 1 gestellt/gelegt und sodann die zweite Tür 7 wieder geschlossen. Bei ebenfalls geschlossener erster Tür 8 wird ein vielfacher Luftaustausch eingeleitet. Bestimmungsgemäß kann vorgesehen sein, einen 30-fachen Luftaustausch vorzunehmen.
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Hier greift die Erfindung ein.
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Erfindungsgemäß weist die erste Kammer 1 eine Anschlussöffnung 11 auf, an der eine zweite Saugvorrichtung 12 angeschlossen ist. Die zweite Saugvorrichtung 12 saugt aus der ersten Kammer Luft, die durch mindestens eine Zuluftöffnung 13 aus der Umgebung 4 nachströmt. Es können auch mehrere Zuluftöffnungen 13 vorgesehen sein.
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Es hat sich als vorteilhaft herausgestellt, wenn die zweite Saugvorrichtung 12 in einer ersten Seitenwand 14 und die mindestens eine Zuluftöffnung 13 in einer gegenüberliegenden zweiten Seitenwand 15 angeordnet ist. Auf diese Weise wird die gesamte Kammer 1 durchströmt.
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Es wird auf 2 Bezug genommen, in der in einer perspektivischen Ansicht ein Ausführungsbeispiel der erfindungsgemäßen Materialschleuse dargestellt ist. Aus Übersichtsgründen werden in 2 dieselben Bezugsziffern verwendet wie in 1, sofern die Bestandteile der Materialschleuse dieselbe oder eine ähnliche Funktion wie in 1 aufweisen.
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Mit den Bezugszeichen 1, 2 und 3 sind die erste und die zweite Kammer sowie der Arbeitsbereich gekennzeichnet. Der Arbeitsbereich schließt sich an die zweite Kammer 2 an und wird in der Praxis an die zweite Kammer „angeschlossen”, und zwar derart, dass der Arbeitsbereich 3 luftdicht oder im Wesentlichen luftdicht gegen die zweite Kammer 2 abdichtet. Bei dem dargestellten Ausführungsbeispiel kommt als Begrenzung des Arbeitsbereichs 3 eine Plane 16 zum Einsatz, die an einen Adapterrahmen 17 angeklebt sein kann. In der Praxis können die Arbeitsbereiche vielfältig ausgestaltet sein. So kann es sich bei dem Arbeitsbereich beispielsweise auch um einen bereits vorhandenen Raum handeln, an den die Materialschleuse angeschlossen wird. Hierzu muss der Raum seinerseits über eine Öffnung verfügen, durch die das kontaminierte Material ausgetragen wird.
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Die Türen 6, 7 und 8 sind bei dem Ausführungsbeispiel gemäß 2 als Tore ausgebildet, die in Rahmen 18 geführt sind und mittels Handgriffen 19 (von denen lediglich die Handgriffe 19 der ersten Tür 8 zu sehen sind) heruntergezogen werden können. Bei geschlossenen Türen 6, 7, 8 sind die Kammern 1 und 2 geschlossen.
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In dem Arbeitsbereich 3 wird kontaminiertes Material abgebaut und in ein Behältnis gefüllt. Das Behältnis wird in die zweite Kammer 2 gebracht und dort geduscht. Das Duschwasser läuft durch einen mit Öffnungen versehen Boden 20 – beispielsweise ein Gitter – ab und wird entsorgt. Der Duschvorgang erfolgt bei heruntergelassenen/geschlossenen Türen 6 und 7. Anschließend wird das abgeduschte Behältnis in die erste Kammer gestellt, die Tür 7 geschlossen und der Luftaustausch (bei ebenfalls geschlossener Tür 8) hierdurch eingeleitet. Hierzu weist die erste Kammer 1 erfindungsgemäß die Anschlussöffnung 11 auf, an die die zweite Saugvorrichtung 12 angeschlossen ist, und zwar vorliegend über einen schlauchartigen Luftkanal 21, der eine flexible Platzierung der zweiten Saugvorrichtung 12 gestattet. Aufgrund der abgesaugten Luft kann frische Luft über die Zuluftöffnung 13 nachströmen.
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Die Zuluftöffnung 13 ist als Fenster ausgebildet, das vorzugsweise Lamellen 22 aufweist, die sich öffnen, wenn Luft in die erste Kammer 1 gesogen wird, und schließen, sofern in der ersten Kammer gegenüber der Umgebung 4 kein Unterdruck mehr anliegt. Dadurch wird vermieden, dass beispielsweise in einem Störungsfall etwaige kontaminierte Partikel in die Umgebung 4 austreten.
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Während des Abbaus des kontaminierten Materials und dessen Ausschleusung liegt im Arbeitsbereich 3 und in der zweiten Kamer 2 ein negativer Druck (Unterdruck) an. Hierzu ist an den Arbeitsbereich die erste Saugvorrichtung 10 (siehe 1) angeschlossen und zwischen dem Arbeitsbereich 3 und der zweiten Kammer 2 sowie zwischen der zweiten Kammer 2 und der ersten Kammer 1 sowie zwischen der ersten Kammer 1 und der Umgebung 4 Strömungsöffnungen 9 ausgebildet. Im Rahmen des Erfindungsgedankens können die in der Schnittstelle zwischen der ersten Kammer 1 und der Umgebung 4 liegenden Öffnungen 9 auch weggelassen werden, sofern mindestens eine Zuluftöffnung 13 vorhanden ist, wie es als vorteilhaft angesehen wird.
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Im Übrigen weisen die Kammern 1 und 2 jeweils Verriegelungen für die Türen 6, 7 und 8 auf, von denen lediglich die Verriegelung 23 angedeutet ist, die die Tür 8 verriegelt hält, so lange der Luftaustausch läuft.
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Bezugszeichenliste
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- 1
- Erste Kammer
- 2
- Zweite Kammer
- 3
- Arbeitsbereich
- 4
- Umgebung
- 5
- Seitenwand
- 6
- Dritte Tür
- 7
- Zweite Tür
- 8
- Erste Tür
- 9
- Strömungsöffnung
- 10
- Erste Saugvorrichtung
- 11
- Anschlussöffnung
- 12
- Zweite Saugvorrichtung
- 13
- Zuluftöffnung
- 14
- Seitenwand
- 15
- Seitenwand
- 16
- Plane
- 17
- Adapterrahmen
- 18
- Rahmen
- 19
- Handgriff
- 20
- Boden
- 21
- Luftkanal
- 22
- Lamellen
- 23
- Verriegelung