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Die Erfindung beschreibt neuartige und nützliche, universell einsetzbare Mineralsäuren enthaltende Zusammensetzungen auf wässriger Basis zu Zwecken der Behandlung von tierischen und menschlichen Ausscheidungen, Abwässern, Faulschlämmen, organischen Abfällen, Substraten und Erdreich, welche mindestens eine oder mehrere verschiedene anorganische Säuren und mindestens eine oder mehrere organische Säuren und mindestens ein oder mehrere säurebeständige Mikroorganismenstämme enthalten.
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Die erfindungsgemäßen, Mineralsäuren enthaltenden Zusammensetzungen auf wässriger Basis unterscheiden sich in ihrer Zusammensetzung und ihrem anwendungsbezogenen Wirkungsspektrum von herkömmlichen, bereits beschriebenen und zum Einsatz kommenden Mitteln und Methoden zur Behandlung von organisch belasteten Ausscheidungen und Abwässern, Abfällen bzw. Erdreich. Insbesondere bisher beschriebene Mittel zur Behandlung von Gülle und Mist beziehen sich in ihren wesentlichen Grundzügen entweder auf chemisch oder auf biologisch wirkende Lösungsansätze bzw. auf Verfahren, wobei diese Schritte voneinander getrennt durchgeführt werden müssen. Eine Kombination von Mineralsäuren, organischen Säuren und Mikroorganismen enthaltenden Zusammensetzungen zur Behandlung von Gülle und Mist bzw. von belasteten Abwässern, Faulschlämmen, Abfällen oder sonstigen Substraten und Erdreich in der erfindungsgemäßen Form sind bislang nicht beschrieben.
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Die im 20. Jahrhundert eingeführte und auf die Spitze getriebene Form der massenhaften, industriellen ”Produktion” von Tieren auf engstem Raum zur Beschaffung von Fleisch führt zu erheblichen Problemen für die Umwelt und natürlich auch für das leidgeprüfte Tier, hier im wesentlichen Schweine, Rinder und Geflügeltiere. Die Menge und Beschaffenheit der tierischen Ausscheidungen wird dann zu einem Problem, wenn die Ackerflächen ab einem bestimmten Zeitpunkt nicht mehr für eine sichere Aufnahme der nährstoffreichen Ausscheidungen ausreichen. Die Aufnahmefähigkeit und das Speichervermögen des Bodens in Bezug auf Feuchtigkeit, Nährsalze und Mikrofauna nimmt ab bei gleichzeitiger Gabe von organischen Wirtschaftsdüngern und mineralischen Düngestoffen. In der Folge werden wertvolle Bestandteile des Bodens immer schneller ausgewaschen, gelangen in das Grundwasser und daneben über die Oberflächengewässer in das offene Meer. Der hohe Nährstoffeintrag führt zur Veränderung der natürlichen Gegebenheiten mit den seit langem bekannten Folgen.
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Bereits bei der Entstehung der tierischen Ausscheidungen im Tierstall zeigen sich die verheerenden Auswirkungen anhand der üblen Gerüche und der stark belasteten Raum- und Abluft aus den Betrieben. Toxische Ausgasungen von basischem Ammoniak und anderen Verbindungen führen zur Schwächung von Tieren, häufig sogar zum Absterben von Ferkeln in den Zuchtbetrieben. Es ist üblich, aus Profitgründen die Tiere auf Spaltböden über ihren eigenen, toxisch wirkenden Ausscheidungen zu halten und so die sensiblen Tiere einer chemischen Dauerbelastung auszusetzen. Das Immunsystem der Tiere wird geschwächt, so dass standardmäßig Antibiotika, häufig prophylaktisch in unterschwelliger Dosierung, verabreicht wird. In der Folge finden sich in den Ausscheidungen Reste von Antibiotika, Hormonen und anderen Medikamenten, welche danach den Weg in das Grund- und anschließend in das Trinkwasser finden. Das vermehrte Auftreten von Antibiotika resistenten Keimen (MRSA) im menschlichen Körper und damit eine Nichtbehandelbarkeit von einfachsten Infektionen ist ein direktes Resultat dieser Fehlentwicklung im Bereich der industriellen Fleischproduktion.
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So lange nicht eine grundlegende Änderung der Zustände in der Tierhaltung vorangetrieben wird, bleibt nur eine Art ”Reparatur” der hierdurch verursachten Schäden und Linderung der Auswirkungen im Umfeld der industriellen Landwirtschaft. So ist es z. B. möglich, mittels Absenkung des pH-Wertes der Gülle die Ausgasungen von basischen Verbindungen zu hemmen und somit wertvolle stickstoffhaltige Nährstoffe zu binden. Diese gehen dann nicht als klimaschädliche Gase verloren, sondern können dem Kreislauf wieder zugeführt werden.
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Die zu lösende Aufgabe bei der Behandlung von belasteten tierischen und menschlichen Ausscheidungen, Abwässern, Faulschlämmen und organischen Abfällen, insbesondere von Gülle und Mist, besteht in der Bereitstellung von biologisch – chemischen Zusatzstoffen, um im Rahmen eines einfachen Ein-Schritt-Verfahrens:
- – die toxischen Ausgasungen zu vermindern, um
- – die Geruchsbelastung der Umgebung zu verringern, um u. a.
- – die Stickstoffverluste zu verringern,
- – die biologische Aktivität der später nutzbaren „Abfallstoffe” zu verbessern, um
- – enthaltene Schadstoffe (Medikamente, PAK etc.) zu eliminieren, um
- – die Eignung als Wirtschaftsdünger bei Ausbringung auf das Feld zu verbessern.
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In der Patentliteratur sind dazu nachfolgende Veröffentlichungen bekannt, die auszugsweise eine Tendenz bei der Behandlung von Abfallstoffen der o. g. Art wiedergeben. In der
DE 10 2009 013 880 A1 wird die Zugabe von mineralischen Säuren wie Schwefelsäure, Phosphorsäuren oder Kieselsäuren zu biologischen Restprodukten wie Gülle, fermentierter Gülle, Gülle-Mist-Gemischen, Fruchtwasser oder Restbrühen aus Biogasanlagen beschrieben, damit nichtflüchtige Ammoniumverbindungen zur Vermeidung von flüchtigen Ammoniak-Emissionen gebildet werden. Die
DD 236 086 A1 beschreibt die Nutzung der gleichen, o. a. Säuren neben deren Salzen, Anhydrit oder Superphosphat vor der Fermentierung zur der Verringerung von Stickstoffverlusten. Zweck der Erfindung ist die Gewinnung von Energie, Dünger und Futter aus diesen Abfallprodukten. In dem Verfahren, welches in der
DE 38 26 247 A1 erwähnt wird, soll die nach der Säurebehandlung mit Schwefelsäure oder Phosphorsäure erhaltene Güllemischung zusätzlich eingeengt und von Flüssigkeit befreit werden, damit ein streufähiges Düngemittel erhalten werden kann. Die
DE 38 35 468 C1 offenbart ein Verfahren, in dem die nach der Hydrolyse mit Salzsäure erhaltene Güllemischung erwärmt und in verschiedene Behälter zur physikalischen Weiterbehandlung gepumpt wird. Aus der
DE 601 32 610 T2 wird weiterhin ein Verfahren zur Minderung von Ammoniak aus Tierdung, eine Anlage zur Ausübung des Verfahrens und die Anwendung dieser Anlage bekannt. Die wesentliche Wirkungsweise dieses Verfahrens besteht in der Ansäuerung und Oxidierung der Gülle. Zum Einsatz zwecks pH-Wert-Absenkung sollen Schwefelsäure, Salzsäure, Essigsäure, Ameisensäure, Natriumhydrogensulfat, Kaliumhydrogensulfat oder Natriumhydrogensulfit kommen. Die
DE 37 269 61 A1 beschreibt ein Verfahren zur Aufbereitung von Gülle, in dem die Rohgülle vor der weiteren Säurebehandlung mittels Schwefelsäure, Phosphorsäure oder Salpetersäure von Feststoffanteilen zunächst durch Absieben und Filtration befreit wird, bevor weitere chemische Aufbereitungsmittel hinzugefügt werden. Aus der
DE 36 24 988 A1 geht hervor, dass Gülle aus Großtierhaltungen mit einem Gemisch aus Bentonit und einer organischen Säure behandelt werden kann, so dass daraus eine krümelige, erdfeuchte Masse hervorgeht.
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Die chemische Reduzierung der Geruchsentwicklung aus Gülle wird im Rahmen der
DE 20 2004 018 732 beschrieben. Hier wird ein Material mit geruchshemmenden Eigenschaften zugegeben, dadurch gekennzeichnet, dass es durch Umsetzung eines Gesteins, ausgewählt aus der Gruppe bestehend aus Kalkgesteinen, eisenhaltigen Gesteinen und aluminiumhaltigen Gesteinen sowie Mischungen daraus, mit einem Reagens, ausgewählt aus der Gruppe bestehend aus Chlor, Salpetersäure, Perchlorsäuren, Peroxosäuren, Wasserstoffperoxid sowie Mischungen daraus, erhältlich ist. Noch drastischer wird in dem Verfahren, welches aus der
DE 000002640364 B1 hervorgeht, vorgegangen. Hier soll die Desodorierung von Gülle durch Einmischung von geruchshemmenden Substanzen durch getrennt voneinander einzumischende wässrige Alkalichlorit- bzw. Alkalihypochloritlösung und eine wässrige Formaldehydlösung erreicht werden.
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Bei den hier beschriebenen Arten der rein chemischen Behandlung von Gülle und anderen organischen Abfallstoffen werden im wesentlichen Säuren eingesetzt, die vorrangig den pH-Wert des zu behandelnden organischen Materials herabsetzen. Auf biologische Abbauprozesse zur Reduzierung von toxischen Verbindungen und insbesondere von toxischen Ausgasungen von Schwefelwasserstoff und Methan wird nicht aktiv Einfluss und auch nicht direkt Bezug genommen.
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Ein Verfahren zur Aufbereitung von fäkalen Abfällen zu Düngemitteln durch Behandlung mit Tonmineralien wie z. B. Bentonit, welches mit fäkalienspezifischen anaeroben und aeroben Mikroorganismen sowie mit Mikrobenwachstum fördernden Pflanzenpräparaten und Kalk angereichert ist, geht aus der
DE 32 25 454 A1 hervor. Vor der Ausbringung soll das Gemisch zusätzlich mit einem sauren Phosphat behandelt werden. Die Absenkung des pH-Wertes von Gülle zur Reduktion von Ammoniak-Emissionen erfolgt gemäß der
DE 197 14 588 A1 ausschließlich durch Zugabe einer leicht abbaubaren organischen Substanz wie z. B. Zuckerrüben-Ernterückstände, Bioabfall, Glucose, Saccharose oder Melasse aufgrund unvollständiger Oxidation dieser Rückstände durch Mikroorganismen. Aus der
DE 693 28 719 T2 ist eine mikrobiologische Methode zur Entsorgung von organischem Abfallstoff bekannt, welche ausschließlich auf Basis von mindestens fünf Mikroorganismen aus der Gruppe der Actinomyceten, der phototropen Bakterien, der Milchsäurebakterien, der Hefen und der Schimmelpilze basiert. Das Verfahren beruht auf der Umsetzung organischen Materials unter luftdichten Bedingungen bei einem pH-Wert von 3,0 bis 5,0. Dabei kann im Vorfeld der Zugabe der Mikroorganismen zum organischen Material in einem getrennten Verfahrensschritt auch eine organische Säure zur Absenkung des pH-Wertes eingesetzt werden.
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Die o. g. Verfahren beziehen sich im wesentlichen auf den Einsatz von Mikroorganismen, die den Abbau der organischen Substanz bewirken. Das Erreichen der Gesamtheit der Effekte, die im Rahmen der zu lösenden Aufgabe erzielt werden sollen, kann schon aus theoretischen Überlegungen nicht in jedem Fall erwartet werden. Beim Verfahren der Patentschrift
DE 32 25 454 A1 soll erst kurz vor Ausbringung der fäkalen Abfälle eine saure Behandlung erfolgen. Insbesondere bei stark alkalischer Schweinegülle können möglicherweise die empfindlichen Mikroorganismen nicht lange genug überleben, der Geruch und die Ammoniakausgasungen werden zu spät gebunden. Ebenfalls das in der
DE 197 14 588 A1 beschriebene Verfahren wird nicht ausreichen und benötigt voraussichtlich zu lange, eine grundsätzlich effektiv eintretende Wirkung vorausgesetzt, um Schweinegülle bei pH 8 bis pH 8,5 in geeigneter Weise zu neutralisieren. Aus der Vorschrift der
DE 693 28 719 T2 ist abzuleiten, dass agressive und stark alkalische Ausscheidungen, wie z. B. Schweinegülle oder Geflügelkot, eben nicht genügend ”entschärft” werden können. Nur die in Betracht gezogene Vorbehandlung mit einer organischen Säure allein wird voraussichtlich eine ausreichende Ansäuerung bewirken können. Das Problem besteht allerdings darin, dass zur effektiven Senkung des pH-Wertes insbesondere sehr viel der organischen Säure eingesetzt werden müsste, da organische Säuren schwache Säuren darstellen. Außerdem besteht jedes der zuvor genannten Verfahren aus mehreren Verfahrensschritten.
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Die gestellte Aufgabe, die es demnach zu lösen gilt, beschreibt die Bereitstellung verschiedene Säuren und Mikroorganismen enthaltender Zusammensetzungen auf wässriger Basis, die für ein Ein-Schritt-Verfahren geeignet sind und als stark neutralisierende und pH-Wert senkende Mittel, welche die nachhaltige Ausbildung einer im Sinne des zu erreichenden Ziels positiven Mikroorganismenaktivität stärken und somit nicht nur physikalische und chemische, sondern auch biologische Effekte induzieren. Es handelt sich demnach um eine Art ganzheitliche Wirkung, die im Sinne der natürlichen Schließung von Stoffkreisläufen der Umwelt keinen Schaden zufügt, sondern ausschließlich positive Auswirkungen auf die nachfolgenden natürlichen Prozesse, im aquatischen als auch im terrestrischen Ökosystem, hat.
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Erstaunlicherweise hat sich gezeigt, dass die gestellte Aufgabe durch die Mineralsäuren enthaltenden Zusammensetzungen auf wässriger Basis der gattungsgemäßen Art erfindungsgemäß durch die kennzeichnenden Merkmale des Anspruchs 1) gelöst werden kann. Die starken Mineralsäuren führen zu einer schnellen Absenkung eines in dem zu behandelnden Mediums vorherrschenden pH-Wertes, der neben speziellen Mikroorganismen verantwortlich ist für die Entstehung von unerwünschten, toxischen Ausgasungen. Im Bereich der Güllebehandlung ist das vorwiegend entweichendes Ammoniak, welches durch die starken Säuren als Salz im Medium gehalten wird und somit nicht mehr entweichen kann. Da eine zu hohe Konzentration an starken, anorganischen Mineralsäuren unweigerlich zur Schädigung der Mikroorganismenkulturen führen kann, ist der Zusatz von deutlich schwächeren organischen Säuren zur nachhaltigen Neutralisation von überschüssigen, basischen Anteilen unabdingbar. Es sind letztlich die aktiven Mikroorganismenstämme in der erfindungsgemäßen, Säuren enthaltenden Zusammensetzung, welche für eine nachhaltige Umsetzung und Verarbeitung der organischen Bestandteile des zu behandelnden Mediums in wertvolle Nährstoffe für Bodenorganismen und Pflanzen verantwortlich sind. Dazu gehört auch die Neutralisation schlechter Gerüche, welche durch Ausgasung z. B. von Schwefelwasserstoff, Methan und anderen Kohlenwasserstoffverbindungen entstehen. Weitere vorteilhafte Ausgestaltungen der erfindungsgemäßen, Mineralsäuren enthaltenden Zusammensetzung auf wässriger Basis sind in den abhängigen Ansprüchen 2) bis 10) angegeben.
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Gemäß Anspruch 2) werden Art und Anteil der in der erfindungsgemäßen Mineralsäuren enthaltenden Zusammensetzung auf wässriger Basis enthaltenen anorganischen Säuren spezifiziert. Säuren aus der Klasse der Schwefelsäuren, Stickstoffsäuren, Phosphorsäuren, Halogensäuren und Sauerstoffsäuren müssen in einem Masseanteil von mindestens 0,01% bis höchstens 50% enthalten sein. Eine weitere Erhöhung des Anteils der starken Säuren über 50% würde zur Schädigung der ebenfalls in der Zusammensetzung enthaltenen Mikroorganismen führen. Der bevorzugte Bereich der Säurekonzentration liegt, abhängig von der Mineralsäure, bei einem Masseanteil zwischen 1% und 5%.
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Nach Anspruch 3) werden die in der erfindungsgemäßen Mineralsäuren enthaltenden Zusammensetzung auf wässriger Basis enthaltenen organischen Säuren beschrieben. Hierbei handelt es sich um eine oder mehrere, voneinander verschiedene aliphatische und/oder aromatische ein- und/oder mehrwertige Carbonsäuren und/oder andere Carbonsäurederivate mit mehr oder weniger starker Säurewirkung. Beispiele für einsetzbare n-Alkansäuren sind primäre, sekundäre und tertiäre n-Alkansäuren, verzweigte Derivate der n-Alkansäuren, Heteroatome enthaltende n-Alkansäuren, cyclische Alkansäuren, aromatische Carbonsäuren, Alkansäuren mit ein, zwei oder mehreren Carbonsäuregruppen usw.. Es muss allerdings darauf geachtet werden, dass bestimmte Säuren eine gewisse Biozidwirkung in Abhängigkeit von der Konzentration aufweisen, welche die Mikroorganismen in der Lösung ab einer bestimmten Konzentration ebenfalls schädigen könnten. Bevorzugte organische Säuren zur Herstellung der erfindungsgemäßen Zusammensetzungen sind Essigsäure, Propionsäure, Milchsäure oder auch Citronensäure. Der optimale Anteil an organischen Säuren liegt in einem Bereich zwischen 0,01% bis 50% Masseanteilen, bevorzugt 1% bis 5%.
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Anspruch 4) beschreibt die in der erfindungsgemäßen Mineralsäuren enthaltenden Zusammensetzung auf wässriger Basis enthaltenen säurebeständigen Mikroorganismenstämme. Es handelt sich hierbei beispielhaft um Photosynthesebakterien (z. B. Chromatium, Chlorobium, Rhodospirillum, Rhodopseudomonas), Milchsäurebakterien (z. B. Streptococcus, Lactobacillus, Pediococcus, Propionibakterium), Actinomyceten (z. B. Micromonospora, Rhodococcus, Nocardia, Streptomycetes, Streptoverticillium), Schimmelpilze (z. B. Mucor, Aspergillus), Hefen (z. B. Candida, Saccharomyces) oder bevorzugt auch um Mischungen daraus. Insbesondere zum Abbau von Kohlenwasserstoffen und Erdöl geeignete Mikroorganismen aus der Gattung der Bakterien, Hefen und Pilze sollen hier mit erfasst werden. Solche Mikroorganismen werden üblicherweise in einer Nährlösung, wie z. B. einer wässrigen Zuckerlösung, vermehrt und anschließend als letzte Komponente der erfindungsgemäßen, Säuren enthaltenden Zusammensetzung zugegeben. Es bleibt zu beachten, dass die Mikroorganismen mehr oder weniger säurebeständig sind. Insbesondere viele Pilze sind bei sehr niedrigen pH-Werten der Nährlösung nicht existenzfähig. Die wichtige Aufgabe dieser Mikroorganismen besteht in dem Abbau von organischer Substanz, darunter auch toxische Substanzen, Kohlenwasserstoffe und Medikamente, Verringerung der Geruchsbildung durch Verdrängung geruchsbildender Organismen und in der essentiellen Anregung des Mikroorganismenwachstums bzw. einer Zunahme der Mikroorganismendiversität im Boden, z. B. nachdem die organischen Abfallstoffe auf das Feld ausgebracht wurden. Da die Wirkung einfacher Säurelösungen im wesentlichen auf die chemische Wirkung, nämlich auf die Umsetzung von basischen Reaktionspartnern und Absenken des pH-Wertes und damit Bildung von Salzen beschränkt bleibt, sind die Mikroorganismen ein essentieller Bestandteil der erfindungsgemäßen Mineralsäuren enthaltenden Zusammensetzungen auf wässriger Basis. Nur hierdurch ist es möglich, ein einstufiges, wenig arbeitsintensives und kostengünstiges Verfahren zur Behandlung problematischer organischer Abfälle etablieren zu können. Mit rein chemischen Verfahren wird beispielsweise nur geringer Einfluss genommen auf die Entwicklung von toxischen Gasen wie Schwefelwasserstoff oder Methan in Gülle und anderen organischen Ausscheidungen oder Abfällen. Durch die Anwesenheit geeigneter Mikroorganismenstämme in den erfindungsgemäßen Mineralsäuren enthaltenden Zusammensetzungen auf wässriger Basis wird der biologische Teil der Wirkung ”organisiert” und somit Einfluss auf das gesamte System genommen. Überraschenderweise hat sich gezeigt, dass durch Zusatz spezieller Mikroorganismenstämme auch toxische organische Verbindungen wie polyaromatische Kohlenwasserstoffe (PAK), Medikamente oder auch ölige Bestandteile in Abfällen, Abwässern oder im Erdreich zerstört und unschädlich gemacht werden können.
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In Anspruch 5) werden die in der erfindungsgemäßen Mineralsäuren enthaltenden Zusammensetzung auf wässriger Basis enthaltenen säurebeständigen, oberflächenaktiven Verbindungen beschrieben, welche die Oberflächenspannung von Flüssigkeiten verändern bzw. auf Hydrophilie und/oder Hydrophobie von Oberflächen Einfluss nehmen und aus der Gruppe der ionischen Tenside, nichtionischen Tenside, amphoteren Tenside, mono-, di- oder polyfunktionellen Alkohole oder Glykole stammen. Aus dem Stand der Technik ist bekannt, dass oberflächenaktive Verbindungen in Lösungen die Geschwindigkeit bestimmter Reaktionen erheblich beeinflussen bzw. erst ermöglichen können. insbesondere die Wirkungsweise von Reinigungsmitteln beruht im wesentlichen auf diesem Effekt. Eine gute Benetzung von hydrophoben Oberflächen ist grundlegende Voraussetzung für schnelle, chemische und biologische Wechselwirkungen mit den erfindungsgemäßen Mineralsäuren enthaltenden Zusammensetzungen auf wässriger Basis. Bevorzugte Netzmittel sind z. B. ethoxylierte Fettalkohole, Glycerin und Polyalkylenglykole. Solche Zusatzmittel werden im Rahmen der Gesamtwirkung nach einiger Zeit vollständig biologisch abgebaut. Je nach Anwendung der erfindungsgemäßen Mineralsäuren enthaltenden Zusammensetzung auf wässriger Basis sind bevorzugt 0,01% bis 2% Masseanteile der oberflächenaktiven Verbindungen enthalten, bzw. in Konzentraten bis zu 15%, wobei bevorzugt Mischungen dieser oberflächenaktiven Verbindungen verwendet werden.
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Die vielschichtigen Ausgestaltungsmöglichkeiten der erfindungsgemäßen Mineralsäuren enthaltenden Zusammensetzungen auf wässriger Basis ermöglicht die Herstellung vieler verschiedener Mischungen, um die unterschiedlichsten Probleme im Bereich der biologisch – chemischen Behandlung von tierischen und menschlichen Ausscheidungen, Abwässern, Faulschlämmen, organischen Abfällen, Substraten und Erdreich zu lösen, wie mögliche erweiterte Ausführungen und Anwendungen der erfindungsgemäßen Mineralsäuren enthaltenden Zusammensetzungen, die in den Ansprüchen 6) bis 10) beschrieben sind, zeigen.
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Der in Anspruch 6) spezifizierte Einsatz der erfindungsgemäßen Mineralsäuren enthaltenden Zusammensetzungen als Reinigungs- und Pflegemittel dient insbesondere, jedoch nicht ausschließlich der hygienischen Reinigung von Tierställen in Mastbestrieben. Die Reinigungslösung soll so sauer sein, dass diese vorhandene pathogene Mikroorganismen bei entsprechender Einwirkzeit dezimiert, aber die ”nützlichen”, in der erfindungsgemäßen Zusammensetzung enthaltenen, säurebeständigen Organismen in ihrer Wirkung verstärkt. Nach der Anwendung wird die Reinigungslösung mit der verbleibenden Gülle bzw. dem zu verwertenden Abwasser vereinigt und wirkt dort pH-Wert absenkend und geruchsmindernd. Derartige Zusammensetzungen können in allen Bereichen angewendet werden, in denen geruchsbelastete Verunreinigungen auftreten können, d. h. Pferdeställe, Toiletten und mobile Toilettenhäuschen, Mülltonnen usw..
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Eine Variante des Anspruchs 6) ist in Anspruch 7) wiedergegeben. Es ist gängige Praxis, Huftiere zum Schutz vor Infektionen und zur Behandlung von Hufkrankheiten mit stark sauren Lösungen im Bereich der Hufe zu reinigen. Beispielsweise können Pferdehufe, welche durch basische Ausscheidungen wie Urin weich geworden und vorgeschädigt sind, gut mit Säurelösungen behandelt werden. Es ist stets Ziel einer solchen Hufbehandlung, basische Bereiche zu neutralisieren und pathogene Erreger zurückzudrängen, insbesondere um die Gefahr der Ausbreitung möglicher Seuchen zu verringern. Hier werden beispielsweise ganze Schafsherden durch Bäder mit sauren Lösungen getrieben. Die Lösungen sind teilweise jedoch sehr stark sauer, so dass eine Verletzung des Tieres nicht ausgeschlossen werden kann. Auf Basis der erfindungsgemäßen Mineralsäuren enthaltenden Zusammensetzungen können jetzt saure Lösungen bereitgestellt werden, die aufgrund ihrer biologisch – chemischen Wirkungsweise solche Schädigungen an Fell und Huf nicht hervorrufen und auch von einem Nichtfachmann problemlos angewendet werden können. Überraschenderweise hat sich gezeigt, dass eine gute Wirkung auch bei Auftreten z. B. von Strahlfäule, Mauke, Hautpilz und anderen Hautkrankheiten erwartet werden kann. Bei diesen Anwendungen sollte der pH-Wert der der erfindungsgemäßen Mineralsäuren enthaltenden Zusammensetzungen möglichst nicht unter 3,0 liegen.
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In Anspruch 8) wird Bezug genommen auf den Einsatz der erfindungsgemäßen Mineralsäuren enthaltenden Zusammensetzung auf wässriger Basis als geruchsminderndes und Ausgasungen verringerndes Zusatzmittel für tierische und menschliche Ausscheidungen, Abwässer, Faulschlämme, organische Abfälle oder sonstige belastete Substrate und Erdmassen. Aufgrund der besonderen biologisch – chemischen Wirkungsweise der erfindungsgemäßen Zusammensetzungen können üble, toxisch wirkende Gerüche und Ausgasungen in unterschiedlichsten Bereichen nachhaltig verringert bzw. eliminiert werden. Überraschenderweise hat sich beispielsweise gezeigt, dass die Anwesenheit von oberflächenreichen Sorbentien, wie sie z. B. in der
DE 10 2010 005 363 A1 beschrieben werden, zusätzlich Schadstoffe und Mikroben binden können, so dass im Gegensatz zu anderen literaturbeschriebenen Verfahren Gerüche und Schadstoffe restlos eliminiert werden können. Ein weiterer Vorteil liegt in der Fähigkeit, an der Oberfläche derartiger Sorbentien die in den erfindungsgemäßen Mineralsäuren enthaltenden Zusammensetzungen auf wässriger Basis enthaltenen Mikroorganismen aufzunehmen, welche sich in dieser Umgebung besser und schneller vermehren können. Oberflächenreiche Sorbentien, bestehend z. B. aus Aktivkohle, Gesteinsmehlen, Betonit, Zeolith und anderen Zusätzen, wirken als Katalysator und können somit die erfindungsgemäßen Zusammensetzungen in ihrer Wirkung verstärken, wie in den Ansprüchen 8) und 9) beschrieben.
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Eine besondere Variante der Ausführungen des Anspruchs 8) wird in Anspruch 9) erläutert. Häufig sind tierische und menschliche Ausscheidungen, Abwässer, Faulschlämme, organische Abfälle oder sonstige belastete Substrate und Erdmassen mit toxischen, organischen Verbindungen wie PAK oder anderen Kohlenwasserstoffen verunreinigt. Wenn den erfindungsgemäßen Mineralsäuren enthaltenden Zusammensetzungen auf wässriger Basis spezielle, zum Abbau von Medikamenten, Kohlenwasserstoffen und Ölen geeignete Mikroorganismen aus der Gattung der Bakterien, Hefen und Pilze zugesetzt werden, kann der Einsatz als Entgiftungsmittel bzw. als Mittel zur Zerstörung und Neutralisation toxischer Verbindungen, ggfs. in Kombination mit oberflächenreichen Sorbentien, erfolgen. Da nach einigen Wochen oder Monaten Einwirkzeit auf natürliche Weise toxische Verunreinigungen aus den o. g. Substraten und Abfallstoffen entfernt werden können, wird eine deutlich kostengünstigere Lösung dieser Probleme im Gegensatz zu heutigen Methoden der Aufarbeitung realisierbar.
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Es ist bekannt, dass durch Zusatz spezieller Mikroorganismen zum Tierfutter eine verbesserte Verarbeitung im Verdauungstrakt erfolgen kann. Die Behandlung von Futter mit der erfindungsgemäßen Mineralsäuren enthaltenden Zusammensetzung zwecks Fermentierung bzw. Unterstützung von Fermentierungsreaktionen im Verdauungstrakt durch Mikroorganismen, speziell Milchsäurebakterien in schwach sauren Lösungen, ist schließlich Gegenstand des Anspruchs 10). Durch zusätzliche Beigabe von oberflächenreichen Sorbentien wie Natrium-Bentonit, kann die Verdauung von Masttieren erheblich verbessert werden. Pathogene Keime werden zurückgedrängt, Schadstoffe werden gebunden, Durchfallerkrankungen gehen zurück und in der Folge werden auch sämtliche Ausscheidungen bzgl. ihrer Ausgasungen und mikrobiologischer Beschaffenheit deutlich ”entschärft”.
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Bei den erfindungsgemäßen Mineralsäuren, organische Säuren, Mikroorganismen und andere Inhaltsstoffe enthaltenden Zusammensetzungen auf wässriger Basis handelt es sich um neuartige, universell einsetzbare und nützliche Produkte, die bislang in dieser Form nicht beschrieben sind. Die vielschichtigen Ausgestaltungsmöglichkeiten der erfindungsgemäßen Mineralsäuren enthaltenden Zusammensetzungen auf wässriger Basis ermöglicht die Herstellung unterschiedlichster Mischungen mit biologisch – chemischer Wirkungsweise zur Lösung vielschichtiger Problemstellungen in unterschiedlichsten Lebensbereichen.
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BEISPIEL 1)
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Rahmenrezeptur für ein Reinigungsmittelkonzentrat zum Einsatz in Tierställen zur Entfernung von Urin, Kot, groben Schmutzablagerungen und unangenehmen Gerüchen, insbesondere Uringerüche:
5 MA%–10 MA% Amidosulfonsäure
1 MA%–3 MA% Ameisensäure
2 MA%–5 MA% nichtionisches Tensid
1 MA%–5 MA% Glycerin
0,5 MA%–1 MA% einer Lösung aus Melasse + Mikroorganismen
Rest Wasser
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BEISPIEL 2)
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Rahmenrezeptur für ein Sprühmittelkonzentrat gegen schlechte Gerüche und Ammoniakausgasungen in Tierställen:
0,05 MA%–0,1 MA% Phosphorsäure
1 MA%–3 MA% Propionsäure
0,1 MA%–0,3 MA% Glycerin
0,5 MA%–1 MA% einer Lösung aus Melasse + Mikroorganismen
Rest Wasser
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BEISPIEL 3)
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Rahmenrezeptur für ein Neutralisationsmittel (pH-Senker) zur Behandlung von Gülle aus der Tiermast:
1 MA%–5 MA% Schwefelsäure
1 MA%–5 MA% Essigsäure
0,1 MA%–0,3 MA% nichtionisches Tensid
0,5 MA%–1 MA% einer Lösung aus Melasse + Mikroorganismen
Rest Wasser
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BEISPIEL 4)
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Rahmenrezeptur für ein Futterzusatzmittelkonzentrat in der Tiermast:
0,01 MA%–0,05 MA% Phosphorsäure
1 MA%–2 MA% Milchsäure
0,1 MA%–0,3 MA% Glycerin
0,5 MA%–1 MA% einer Lösung aus Melasse + Mikroorganismen
Rest Wasser
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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- DE 102009013880 A1 [0007]
- DD 236086 A1 [0007]
- DE 3826247 A1 [0007]
- DE 3835468 C1 [0007]
- DE 60132610 T2 [0007]
- DE 3726961 A1 [0007]
- DE 3624988 A1 [0007]
- DE 202004018732 [0008]
- DE 000002640364 B1 [0008]
- DE 3225454 A1 [0010, 0011]
- DE 19714588 A1 [0010, 0011]
- DE 69328719 T2 [0010, 0011]
- DE 102010005363 A1 [0021]