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Die Erfindung betrifft ein Fahrerassistenzsystem für ein Fahrzeug. Insbesondere betrifft die Erfindung ein System und ein Verfahren zur Unterstützung eines Fahrers in Verbindung mit dem Öffentlichen Personen-Nahverkehr (ÖPNV).
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Im Straßenverkehr entstehen regelmäßig Gefahrensituation und/oder frustrierende Situationen für den Fahrer eines Straßenfahrzeugs (z. B. eines zweispurigen Fahrzeugs wie eines Automobils und/oder eines einspurigen Fahrzeugs wie eines Motorrads) im Zusammenhang mit Fahrzeugen des Öffentlichen Personen-Nahverkehrs (ÖPNV).
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Beispielsweise können beim Links-Abbiegen über Trambahn-Gleise Gefahrensituationen auftreten, wenn der Fahrer des Straßenfahrzeugs eine herankommende Trambahn übersieht. Außerdem kann es vorkommen, dass der Fahrer des Straßenfahrzeugs hinter einem Bus halten muss, der an einer Haltestelle anhält, um Personen ein- bzw. aussteigen zu lassen. Dem Fahrer des Straßenfahrzeugs ist dabei nicht klar, wie lange der Bus an der Haltestelle hält, und ob es sich lohnt, den stehenden Bus (z. B. über die Gegenfahrbahn) zu überholen. Derartige Situationen können beim Fahrer des Straßenfahrzeugs Stress und Unzufriedenheit auslösen.
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Das vorliegende Dokument beschreibt eine Vorrichtung und ein entsprechendes Verfahren, die es ermöglichen, den Fahrer eines Straßenfahrzeugs in den oben beschriebenen Fahrsituationen zu unterstützen. Dadurch können Gefahrensituation und/oder Stresssituationen vermieden werden.
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Gemäß einem Aspekt wird eine Steuereinheit für ein Straßenfahrzeug (z. B. ein zweispuriges Fahrzeug oder ein einspuriges Fahrzeug) beschrieben. Die Steuereinheit kann eingerichtet sein, Linien-Informationen über eine Linienführung eines Fahrzeugs des Öffentlichen Personen-Verkehrs oder des Öffentlichen Personen-Nahverkehrs, genannt ÖPV-Fahrzeug oder ÖPNV-Fahrzeug, zu empfangen. Bei dem ÖPV-Fahrzeug kann es sich z. B. um eine Straßenbahn oder um einen Bus handeln. Die Linien-Informationen können weiter Informationen über einen Ort (z. B. GPS Koordinaten) von ein oder mehreren Haltestellen der Linienführung, über eine Fahrstrecke (z. B. GPS Koordinaten) des ÖPV-Fahrzeugs zwischen zwei Haltestellen, und/oder über einen Ort (z. B. GPS Koordinaten) einer Anfangsstation und/oder einer Endstation der Linienführung umfassen.
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Die Steuereinheit kann weiter eingerichtet sein, ÖPV-Informationen zu empfangen, wobei die ÖPV-Informationen Informationen über ein oder mehrere Zeitpunkte umfassen, an denen sich das ÖPV-Fahrzeug an entsprechenden ein oder mehreren Orten auf der Linienführung des ÖPV-Fahrzeugs befand und/oder befinden wird. Die ÖPV-Informationen können zumindest teilweise auf Basis der Linien-Informationen ermittelt worden sein (z. B. durch eine zentrale Datenverarbeitungseinheit). Die ÖPV-Informationen können insbesondere Informationen über eine Prognose darüber umfassen, zu welchen ein oder mehreren Zeitpunkten das ÖPV-Fahrzeug an ein oder mehreren unterschiedlichen Orten auf der Linienführung des ÖPV-Fahrzeugs sein wird. Alternativ oder ergänzend können die ÖPV-Informationen Informationen über eine Prognose darüber umfassen, an welchen ein oder mehreren Zeitpunkten und/oder für wie lange, das ÖPV-Fahrzeug an entsprechenden ein oder mehreren Haltestellen auf der Linienführung des ÖPV-Fahrzeugs anhalten wird.
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Die Steuereinheit kann weiter eingerichtet sein, Eigen-Informationen zu ermitteln, wobei die Eigen-Informationen Informationen über eine aktuelle Position (z. B. GPS-Koordinaten) des Straßenfahrzeugs umfassen. Die Eigen-Informationen können auch Informationen umfassen, über eine geplante Fahrstrecke des Straßenfahrzeugs, und/oder bzgl. eines Indizes dafür, dass ein Fahrer des Straßenfahrzeugs links oder rechts abbiegen möchte (z. B. anhand eines gesetzten Blinkers), und/oder bzgl. eines Indizes dafür, dass der Fahrer des Straßenfahrzeugs an einer Haltestelle des ÖPV-Fahrzeugs anhalten möchte.
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Darüber hinaus kann die Steuereinheit eingerichtet sein, auf Basis der Linien-Information, der ÖPV-Informationen und/oder der Eigen-Informationen, eine mögliche Konfliktsituation zwischen dem Straßenfahrzeug und dem ÖPV-Fahrzeug zu detektieren. Beispielsweise kann die Konfliktsituation eine Kollision des Straßenfahrzeugs mit dem ÖPV-Fahrzeug umfassen (z. B. beim Abbiegen des Straßenfahrzeugs auf die Gleise einer Straßenbahn). Anhand der ÖPV-Informationen und ggf. der Kenntnis der Linienführung des ÖPV-Fahrzeugs, sowie auf Basis der aktuellen Position des Straßenfahrzeugs kann ermittelt werden, ob ein Kollisionsrisiko besteht. Dabei ermöglicht es die Berücksichtigung von Linien-Informationen, auch ÖPV-Fahrzeuge zu berücksichtigen, die sich noch nicht in unmittelbarer Nähe des Straßenfahrzeugs befinden (z. B. die sich in einem Abstand von 100 m, 200 m oder mehr befinden). Die Berücksichtigung der Linien-Informationen ermöglicht es, den Zeitpunkt zu prognostizieren, an dem die Konfliktsituation eintreten könnte.
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Beispielsweise kann die Konfliktsituation eine Behinderung des Straßenfahrzeugs durch das ÖPV-Fahrzeug umfassen (z. B. durch das Anhalten eines Busses an einer Haltestelle). Die ÖPV-Informationen können anzeigen, wie lange sich das ÖPV-Fahrzeug an der Haltestelle aufhält. Somit kann ermittelt werden, wie lange das Straßenfahrzeug durch das ÖPV-Fahrzeug behindert wird. In einem weiteren Beispiel kann die Konfliktsituation eine Behinderung des ÖPV-Fahrzeugs durch das Straßenfahrzeug umfassen (z. B. durch das Parken des Straßenfahrzeugs an einer Haltestelle des ÖPV-Fahrzeugs). Anhand der ÖPV-Informationen und ggf. anhand der Linien-Informationen kann ermittelt werden, wann das ÖPV-Fahrzeug die Haltestelle des ÖPV-Fahrzeugs erreicht, und damit die Konfliktsituation eintritt.
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Die Steuereinheit kann weiter eingerichtet sein, eine Aktion zur Vermeidung der möglichen Konfliktsituation anzustoßen. Insbesondere kann die Steuereinheit eingerichtet sein, die Ausgabe eines Hinweises bzgl. der möglichen Konfliktsituation über eine Ausgabeeinheit (z. B. einen Lautsprecher oder Bildschirm) des Straßenfahrzeugs anzustoßen. Dabei kann die Ausgabeeinheit eingerichtet sein, einen akustischen und/oder einen optischen Hinweis bzgl. der Konfliktsituation auszugeben. Alternativ oder ergänzend kann die Aktion zur Vermeidung der möglichen Konfliktsituation ein automatisches Fahrmanöver (z. B. in Zusammenhang mit hoch automatisiertem Fahren des Fahrzeugs) und/oder einen Eingriff in die Fahrzeugführung (z. B. eine Bremsung des Fahrzeugs) umfassen.
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Gemäß einem weiteren Aspekt wird eine Datenverarbeitungseinheit (z. B. ein zentraler Server) beschrieben. Die Datenverarbeitungseinheit kann zur Vermeidung von Konfliktsituationen zwischen einem Straßenfahrzeug und einem ÖPV-Fahrzeug verwendet werden. Die Datenverarbeitungseinheit kann eingerichtet sein, Linien-Informationen über eine Linienführung des ÖPV-Fahrzeugs zu ermitteln. Insbesondere können die Linien-Informationen in der Datenverarbeitungseinheit gespeichert sein. Die Linien-Informationen können einige oder alle der in diesem Dokument beschriebenen Linien-Informationen umfassen.
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Die Datenverarbeitungseinheit kann weiter eingerichtet sein, Informationen über das ÖPV-Fahrzeug zu ermitteln. Die Informationen über das ÖPV-Fahrzeug können Informationen über ein oder mehrere Zeitpunkte umfassen, an denen sich das ÖPV-Fahrzeug an entsprechenden ein oder mehreren Orten auf der Linienführung des ÖPV-Fahrzeugs befand. Alternativ oder ergänzend können die Informationen über das ÖPV-Fahrzeug Informationen über eine aktuelle Position des ÖPV-Fahrzeugs, über eine aktuelle Geschwindigkeit des ÖPV-Fahrzeugs, über eine Anzahl von Fahrgästen im ÖPV-Fahrzeug, und/oder über einen registrierten Haltewunsch eines Fahrgastes des ÖPV-Fahrzeugs für eine kommende Haltestelle umfassen.
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Desweiteren kann die Datenverarbeitungseinheit eingerichtet sein, auf Basis der Informationen über das ÖPV-Fahrzeug und auf Basis der Linien-Informationen, ÖPV-Informationen zu ermitteln. Die ÖPV-Informationen können einige oder alle der in diesem Dokument beschriebenen ÖPV-Informationen umfassen. Insbesondere können die ÖPV-Informationen Informationen über ein oder mehrere Zeitpunkte umfassen, an denen sich das ÖPV-Fahrzeug an entsprechenden ein oder mehreren Orten auf der Linienführung des ÖPV-Fahrzeugs befand und/oder befinden wird.
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Die Datenverarbeitungseinheit kann weiter eingerichtet sein, Informationen über eine Umgebung des ÖPV-Fahrzeugs zu ermitteln. Die Informationen über die Umgebung des ÖPV-Fahrzeugs können Informationen über eine aktuelle Verkehrslage auf der Linienführung des ÖPV-Fahrzeugs umfassen. Alternativ oder ergänzend können die Informationen über die Umgebung des ÖPV-Fahrzeugs Informationen über eine Anzahl von wartenden Fahrgästen an ein oder mehreren Haltestellen auf der Linienführung des ÖPV-Fahrzeugs umfassen. Die ÖPV-Informationen können dann auch auf Basis der Informationen über die Umgebung des ÖPV-Fahrzeugs ermittelt werden.
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Die Datenverarbeitungseinheit kann weiter eingerichtet sein, die Linien-Informationen und/oder die ÖPV-Informationen an das Straßenfahrzeug, insbesondere an die oben beschriebene Steuereinheit des Straßenfahrzeugs, zu senden.
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Gemäß einem weiteren Aspekt wird ein System zur Vermeidung von Konfliktsituationen zwischen einem Straßenfahrzeug und einem ÖPV-Fahrzeug beschrieben. Das System umfasst eine in diesem Dokument beschriebene Datenverarbeitungseinheit, die eingerichtet ist, ÖPV-Informationen bzgl. des ÖPV-Fahrzeugs zu ermitteln. Desweiteren umfasst das System das Straßenfahrzeug, welches eine in diesem Dokument beschriebene Steuereinheit umfasst. Die Steuereinheit ist eingerichtet, die ÖPV-Informationen zu empfangen und auf Basis der ÖPV-Informationen eine mögliche Konfliktsituation zwischen dem Straßenfahrzeug und dem ÖPV-Fahrzeug zu detektieren.
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Gemäß einem weiteren Aspekt wird ein Verfahren zur Vermeidung von Konfliktsituationen zwischen einem Straßenfahrzeug und einem ÖPV-Fahrzeug beschrieben. Das Verfahren umfasst Verfahrensschritte, die den Merkmalen der Steuereinheit, der Datenverarbeitungseinheit und/oder des Systems entsprechen.
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Gemäß einem weiteren Aspekt wird ein Software (SW) Programm beschrieben. Das SW Programm kann eingerichtet werden, um auf einem Prozessor ausgeführt zu werden, und um dadurch das in diesem Dokument beschriebene Verfahren auszuführen.
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Gemäß einem weiteren Aspekt wird ein Speichermedium beschrieben. Das Speichermedium kann ein SW Programm umfassen, welches eingerichtet ist, um auf einem Prozessor ausgeführt zu werden, und um dadurch das in diesem Dokument beschriebene Verfahren auszuführen.
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Es ist zu beachten, dass die in diesem Dokument beschriebenen Verfahren, Vorrichtungen und Systeme sowohl alleine, als auch in Kombination mit anderen in diesem Dokument beschriebenen Verfahren, Vorrichtungen und Systemen verwendet werden können. Desweiteren können jegliche Aspekte der in diesem Dokument beschriebenen Verfahren, Vorrichtung und Systemen in vielfältiger Weise miteinander kombiniert werden. Insbesondere können die Merkmale der Ansprüche in vielfältiger Weise miteinander kombiniert werden.
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Im Weiteren wird die Erfindung anhand von Ausführungsbeispielen näher beschrieben. Dabei zeigt
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1 ein Blockdiagram einer beispielhaften Konfliktsituation zwischen einem Straßenfahrzeug und einem Fahrzeug des ÖPNV; und
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2 ein Blockdiagram eines beispielhaften Kommunikationssystems zum Austausch von Informationen zwischen einem Fahrzeug des ÖPNV und einem Straßenfahrzeug.
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Wie eingangs dargelegt, kann es zwischen einem Straßenfahrzeug und einem Fahrzeug des ÖPNV zu Gefahrensituationen und/oder zu Stresssituationen für den Fahrer des Straßenfahrzeugs kommen. 1 zeigt beispielhaft eine derartige Situation. Das Straßenfahrzeug 100 fährt auf der Straße 101 und möchte links in die Querstraße 102 abbiegen. Dabei muss das Straßenfahrzeug 100 die Gleise 111 der Straßenbahn 110 überqueren. Der Fahrer des Straßenfahrzeugs 100 muss entscheiden, zu welchem Zeitpunkt er auf die Gleise 111 fahren kann (z. B. während er Gegenverkehr auf der Gegenfahrbahn 103 abwartet). Außerdem muss der Fahrer des Straßenfahrzeugs 100 (nach Vorne) den Verkehr auf der Gegenfahrbahn 103 beobachten, und (nach Hinten) überprüfen, ob eine Straßenbahn 110 kommt. Dadurch kann der Fahrer des Fahrzeugs 100 überlastet werden, da er gleichzeitig eine Vielzahl von unterschiedlichen Aspekten berücksichtigen muss.
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In diesem Dokument wird vorgeschlagen, den Fahrer des Straßenfahrzeugs 100 bei der Erfassung von Fahrzeugen 110 des ÖPNV zu unterstützen, und dadurch Gefahren- und/oder Stresssituationen abzuwenden. Insbesondere wird vorgeschlagen, Fahrzeuge 110 des ÖPNV (z. B. Trambahnen) als Teil eines kooperativen Verkehrsgeschehens zu integrieren. Die Fahrzeuge 110 des ÖNPV können eingerichtet sein, periodisch ihre aktuelle Position und Geschwindigkeit zu kommunizieren (in diesem Dokument als ÖPV-Informationen bezeichnet). Die Informationen bzgl. der Position und/oder der Geschwindigkeit können z. B. an einen zentralen Server, z. B. einen ÖPNV-Server, kommuniziert werden. Die Kommunikation kann beispielsweise über ein zellulares drahtloses Kommunikationsnetz (z. B. LTE) und/oder über ein lokales drahtloses Kommunikationsnetz (z. B. 802.11p/WLAN) erfolgen. Dadurch ist dem zentralen Server bekannt, wo ein Fahrzeug 110 des ÖPNV sich aktuell befindet. Außerdem können auf Basis der vorbestimmten Streckeninformationen (in diesem Dokument als Linien-Informationen bezeichnet), auf Basis der aktuellen Verkehrslage und/oder auf Basis der angegebenen Geschwindigkeit ermittelt werden, zu welchem Zeitpunkt sich das Fahrzeug 110 des ÖPNV an bestimmten Punkten der Fahrstrecke befindet. Dabei können optional auch Wartezeiten des Fahrzeugs 110 des ÖPNV an den bekannten Haltestellen und/oder bereits erfasste oder zu erwartende Haltewünsche von Fahrgästen des ÖPNV-Fahrzeugs 110 berücksichtigt werden.
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Die ÖPV-Informationen (aktuelle Position, Vorhersage bzgl. zukünftiger Positionen) über das Fahrzeug 110 des ÖPNV können an ein Straßenfahrzeug 100 übertragen werden (z. B. anhand der o. g. Kommunikationsmittel). Auf Basis dieser Informnation kann das Straßenfahrzeug 100 (bzw. ein angebundenes off-board System am zentralen Server) berechnen, ob und ggf. wann es zu einem Zusammentreffen mit dem Fahrzeug 110 des ÖPNV kommen könnte. Beispielsweise kann ermittelt werden, wann bzw. ob an einer Kreuzung beim Linksabbiegen eine Trambahn 110 quert (siehe 1). Dadurch können mögliche Gefahren- bzw. Stresssituationen frühzeitig vorhergesagt und ggf. vermieden werden.
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Auf Basis der Informationen über das Fahrzeug 110 des ÖPNV und/oder auf Basis der daraus ermittelten Prognose, kann dem Fahrer des Straßenfahrzeugs 100 ein entsprechender Hinweis eingeblendet bzw. ausgeben werden. Insbesondere kann der Fahrer anhand eines optischen und/oder akustischen Hinweises auf eine prognostizierte Gefahren- bzw. Stresssituationen aufmerksam gemacht werden. Der ausgegebene Hinweis kann ggfls. abgestuft werden (z. B. unterschiedliche Farbe und/oder unterschiedlicher Ton), auf Basis der Wahrscheinlichkeit, dass tatsächlich ein möglicher Konflikt auftreten wird, und/oder auf Basis der verbleibenden Zeit bis zum möglichen Konflikt.
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Ein weiteres Beispiel für ein Fahrzeug 110 des ÖPNV ist ein Bus. Auch Busse können eingerichtet sein, Informationen bzgl. Position und/oder Geschwindigkeit an einen zentralen Server zu kommunizieren. Außerdem können die Fahrzeuge 110 des ÖPNV Informationen bzgl. bereits erfolgter Haltewünsche kommunizieren. Desweiteren können Informationen über die Anzahl von Passagieren ermittelt und kommuniziert werden (z. B. anhand der Auswertung einer auf den Innenraum des Fahrzeugs 110 des ÖPNV gerichteten Überwachungskamera).
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Unter Berücksichtigung von Linienplänen, sowie optional zusätzlich unter Berücksichtigung bereits kommunizierter Haltewünsche (Drücken eines Stop-Knopfs im Fahrzeug 110 des ÖPNV) und/oder unter Berücksichtigung von Sensorik an den Haltestellen, zur Ermittlung ob ein Fahrgast an einer Haltestelle wartet, kann ermittelt werden, wann und wo das Fahrzeug 110 des ÖPNV (z. B. der Bus) anhalten wird. Diese Information kann vom Straßenfahrzeug 100 auf Basis der o. g. Informationen ermittelt werden, und/oder an das Straßenfahrzeug 100 übermittelt werden. So kann der Fahrer des Straßenfahrzeugs 100 frühzeitig darüber informiert werden, dass das Fahrzeug 110 des ÖPNV bald an einer bestimmten Stelle halten wird (oder nicht halten wird). Dadurch kann der Fahrer frühzeitig auf einen zu erwartenden Bremsvorgang und auf eine Verzögerung seiner Fahrt vorbereit werden.
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Unter Kenntnis der Anzahl der Fahrgäste im ÖPNV-Fahrzeug 110 und/oder der wartenden Personen an einer Haltestelle und/oder unter Kenntnis des Fahrplans des ÖPNV-Fahrzeugs 110 kann zudem die Wartezeit geschätzt und dem Fahrer des Straßenfahrzeugs 110 mitgeteilt werden. Anhand dieser Informationen kann der Fahrer besser entscheiden, ob es sich lohnt, das stehende ÖPNV-Fahrzeug 110 zu überholen.
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Desweiteren kann unter Kenntnis der Route (d. h. der Linienführung) des ÖPNV-Fahrzeugs 110 ein baldiges Abbiegen des ÖPNV-Fahrzeugs 110 ermittelt und dem Fahrer des Straßenfahrzeugs 100 angezeigt werden. Damit kann ein mögliches Stresspotenzial für den Fahrer des Straßenfahrzeugs 100 vermindert werden.
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Zudem kann auf Basis der Informationen bzgl. des ÖPNV-Fahrzeugs 110 ermittelt und dem Fahrer des Straßenfahrzeugs 100 angezeigt werden, ob ein kurzfristiges Halten an einer Haltestelle des ÖPNV-Fahrzeugs 110, z. B. zum Ein-/Aussteigen oder ggfls. zum Beladen des Straßenfahrzeugs 100 ohne Konflikt mit dem ÖPNV-Fahrzeug 110 möglich ist. Insbesondere kann ermittelt und ausgegeben werden, wann mit dem Kommen des ÖPNV-Fahrzeugs 110 zu rechnen ist. Dies kann insbesondere für Taxis interessant sein, die so die Haltestellen des ÖPNV-Fahrzeugs 110 zur Aufnahme bzw. zum Absetzen von Passagieren nutzen können, ohne mit dem ÖPNV-Fahrzeug 110 in Konflikt zu geraten.
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Das Straßenfahrzeug 100 kann eingerichtet sein, einen kurzzeitigen „Haltewunsch” des Fahrers zu erfassen (z. B. über Spracheingabe, Menüauswahl, Taste, etc.). Das Fahrzeug 100 kann dann eingerichtet sein, in der nahen Umgebung des Fahrzeugs 100 nach einer „temporär freien” Haltestelle eines ÖPNV-Fahrzeugs 110 zu suchen. Der Fahrer des Straßenfahrzeugs 100 kann dann durch eine Routenführung (z. B. mittels eines Navigationsgeräts) zu der ermittelten Haltestelle des ÖPNV-Fahrzeugs 110 geführt werden.
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2 zeigt ein Blockdiagram eines beispielhaften Systems 200 für kooperatives Fahren von Straßenfahrzeugen 100 und ÖPNV-Fahrzeugen 110. Ein ÖPNV-Fahrzeug 110 kann eine Sendeeinheit 213 umfassen, die eingerichtet ist, über ein oder mehrere drahtlose Kommunikationsmittel mit dem Straßenfahrzeug 100 und/oder mit einem zentralen Server 220 zu kommunizieren. Insbesondere ist die Sendeeinheit 213 eingerichtet, Informationen über das ÖPNV-Fahrzeug 110 zu senden. Die Informationen über das ÖPNV-Fahrzeug 110 können über ein oder mehrere Erfassungseinheiten 212 ermittelt werden. Bei den ein oder mehreren Erfassungseinheiten 212 kann es sich z. B. um ein oder mehrere von folgenden handeln:
- • einen GPS-Empfänger, der eingerichtet ist, eine aktuelle Position des ÖPNV-Fahrzeugs 110 zu ermitteln;
- • einen Geschwindigkeitsmesser, der eingerichtet ist, eine aktuelle Geschwindigkeit des ÖPNV-Fahrzeugs 110 zu erfassen;
- • eine Kamera, die eingerichtet ist, eine Information bzgl. der Anzahl von Fahrgästen im ÖPNV-Fahrzeug 110 zu ermitteln;
- • ein Taste oder ein Druck-Knopf, die oder der eingerichtet ist, einen Haltewunsch eines Fahrgastes für eine angefahrene Haltestelle zu erfassen.
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In dem in 2 dargestellten Beispiel werden die Informationen über das ÖPNV-Fahrzeug 110 an den zentralen Server 220 gesendet. Der Server 220 umfasst eine Empfangseinheit 223, die eingerichtet ist, die vom ÖPNV-Fahrzeug 110 gesendeten Informationen zu empfangen. Außerdem umfasst der Server 220 eine Sendeeinheit 221, die eingerichtet ist, Informationen an das Straßenfahrzeug 100 zu senden. Desweiteren umfasst der Server 220 eine Verarbeitungseinheit 222, die eingerichtet ist, die an das Straßenfahrzeug 100 zu sendenden Informationen, auf Basis der Informationen über das ÖPNV-Fahrzeug 110 und ggf. auf Basis von weiteren Informationen (z. B. Fahrplan des ÖPNV-Fahrzeugs 110, aktuelle Verkehrslage auf der Strecke des ÖPNV-Fahrzeugs 110, Anzahl von wartenden Fahrgästen an ein oder mehreren Haltestellen auf der Strecke des ÖPNV-Fahrzeugs 110) zu ermitteln.
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Insbesondere kann die Verarbeitungseinheit 222 eingerichtet sein, ein oder mehrere der folgenden Informationen zu ermitteln:
- • Informationen über die Fahrstrecke (d. h. Linienführung) des ÖPNV-Fahrzeugs 110 (z. B. GPS Koordinaten der Fahrstrecke und/oder der Haltestellen auf der Fahrstrecke);
- • eine Prognose darüber, zu welchen Zeitpunkten das ÖPNV-Fahrzeug 110 an unterschiedlichen Positionen auf der Strecke des ÖPNV-Fahrzeugs 110 sein wird;
- • eine Prognose darüber, an welchen Zeitpunkten und/oder für wie lange, das ÖPNV-Fahrzeug 110 an ein oder mehreren Haltestellen auf der Strecke des ÖPNV-Fahrzeugs 110 anhalten wird.
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Das Straßenfahrzeug 100 umfasst eine Empfangseinheit 203, die eingerichtet ist, die o. g. Informationen von dem Server 220 und/oder von dem ÖPNV-Fahrzeug 110 zu empfangen. Desweiteren umfasst das Straßenfahrzeug 100 eine Positionierungseinheit 205 (welche z. B. einen GPS-Empfänger und/oder ein Navigationsgerät umfasst), die eingerichtet ist, eine aktuelle Position des Straßenfahrzeugs 100 zu ermitteln, und ggf. eine zukünftige Fahrstrecke des Straßenfahrzeugs 100 zu prognostizieren (z. B. anhand einer auf einem Navigationsgerät geplanten Fahrroute). Desweiteren kann das Straßenfahrzeug 100 eine Speichereinheit 204 umfassen, auf der z. B. eine digitale Straßenkarte gespeichert ist. Desweiteren umfasst das Straßenfahrzeug 100 eine Ausgabeeinheit 202, die eingerichtet ist, in optischer Form (z. B. auf einem Bildschirm) und/oder in akustischer Form (z. B. über einen Lautsprecher) Informationen an einen Fahrer des Straßenfahrzeugs 100 auszugeben.
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Eine Steuereinheit 201 des Fahrzeugs 100 ist eingerichtet, die über die Empfangseinheit 203 empfangenen Informationen bzgl. ein oder mehrerer ÖPNV-Fahrzeuge 110 auszuwerten, und die Ausgabe von Hinweisen über die Ausgabeeinheit 202 anzustoßen. Insbesondere kann die Steuereinheit 201 eingerichtet sein,
- • auf Basis der Prognose darüber, zu welchen Zeitpunkten das ÖPNV-Fahrzeug 110 an unterschiedlichen Positionen auf der Strecke des ÖPNV-Fahrzeugs 110 sein wird, und auf Basis der aktuellen Position des Straßenfahrzeugs 100 eine mögliche Konfliktsituation zwischen ÖPNV-Fahrzeug 110 und Straßenfahrzeug 100 zu detektieren. Beispiele für Konfliktsituationen sind das Kommen einer Straßenbahn 110 bei Überquerung der Gleise 111 der Straßenbahn 110 durch das Straßenfahrzeug 100; oder das Anhalten eines vor dem Straßenfahrzeug 100 fahrenden Busses 110 an einer Haltestelle.
- • eine Wahrscheinlichkeit für die bevorstehende Konfliktsituation zu ermitteln.
- • eine, durch ein an einer Haltestelle stehendes ÖPNV-Fahrzeug 110 verursachte, Wartezeit für das Straßenfahrzeug 100 zu ermitteln (z. B. auf Basis der Prognose darüber, an welchen Zeitpunkten und/oder für wie lange, das ÖPNV-Fahrzeug 110 an ein oder mehreren Haltestellen auf der Strecke des ÖPNV-Fahrzeugs 110 anhalten wird).
- • die Ausgabe von Hinweisen bzgl. bevorstehender Konfliktsituationen und/oder bzgl. zu erwartender Wartezeiten über die Ausgabeeinheit 202 anzustoßen.
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In dem vorliegenden Dokument wurde ein System beschrieben, dass es ermöglicht, Konfliktsituationen zwischen Straßenfahrzeugen 100 und ÖPNV-Fahrzeugen 110 zu reduzieren bzw. zu vermeiden. Das führt zu einer Erhöhung des Komforts im Stadtverkehr. Außerdem kann das beschriebene System zur Unterstützung von hoch- bzw. teilautonomen Fahren verwendet werden. Insbesondere können durch das beschriebene System, unnötige Wartezeiten hinter einem ÖPNV-Fahrzeug 110 vermieden werden. Außerdem kann ein sich näherndes ÖPNV-Fahrzeug 110 (z. B. eine kommende Straßenbahn) mit dem beschriebenen System zuverlässig ermittelt werden, so dass Konfliktsituationen vermieden werden können. Die zuverlässige Ermittlung eines sich nähernden ÖPNV-Fahrzeugs 110 ist auf Basis von on-board Fahrzeug-Sensorik typischerweise nicht ausreichend zuverlässig zu erkennen (insbesondere wenn der Abstand zwischen Straßenfahrzeug 100 und ÖPNV-Fahrzeug 110 einen Schwellwert, z. B. 100 m, 200 m oder mehr, überschreitet).
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Die vorliegende Erfindung ist nicht auf die gezeigten Ausführungsbeispiele beschränkt. Insbesondere ist zu beachten, dass die Beschreibung und die Figuren nur das Prinzip der vorgeschlagenen Verfahren, Vorrichtungen und Systeme veranschaulichen sollen.