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Die Erfindung bezieht sich auf ein medizinisches Handinstrument, und dabei insbesondere auf ein zahnmedizinisches Handinstrument gemäß Oberbegriff Patentanspruch 1.
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Beispielsweise in der Zahnmedizin ist es nach der Extraktion eines Zahnes oftmals für eine schnelle und komplikationslose Wundheilung notwendig, als Wundnachsorge eine Weichgewebebehandlung vorzunehmen, insbesondere auch zum Entfernen entzündeter Gewebestrukturen (z. B. apikale Granulome, Fremdkörper usw.). Bei dieser Wundnachsorge ist in der Regel auch ein Weichgewebeabtrag an den Innenflächen der aus der Zahnextraktion resultierenden Kiefer-Alveolen notwendig und dabei speziell auch eine äußerst schonende Bearbeitung an der ohnehin frakturgefährdeten und möglicherweise bereits perforierten bukkalen Knochenlamelle bzw. an der dortigen Alveolen-Innenfläche.
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Aufgabe der Erfindung ist es, ein medizinisches und dabei insbesondere zahnmedizinisches Handinstrument aufzuzeigen, mit dem rationell, aber schonend eine Gewebebehandlung, insbesondere auch Weichgewebebehandlung im Rahmen einer Wundnachsorge durchgeführt werden kann.
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Zur Lösung dieser Aufgabe ist ein Handinstrument entsprechend dem Patentanspruch 1 ausgebildet.
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Eine Besonderheit der Erfindung besteht darin, dass das Handinstrument an wenigstens einem Werkzeug- oder Instrumentenkopf zusätzlich zu der ersten, einen kürettenähnlichen Arbeitsbereich bildenden Schneide dieser bezogen auf einer Arbeitskopf-Ebene gegenüberliegend eine zweite Schneide aufweist, die bzw. deren Schneidenfläche mit dieser Ebene des Instrumentenkopfes ebenfalls einen Winkel kleiner als 90° einschließt, der sich allerdings zur Außenseite des Instrumentenkopfes und dabei bevorzugt zu der dem Griffstück abgewandten Außenseite des Instrumentenkopfes öffnet.
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Während mit der ersten Schneide ein Weichgewebeabtrag mit größtmöglicher Gewebeschonung durch eine ziehende Instrumentenbewegung parallel zu der Alveolen-Innenfläche möglich ist, insbesondere auch im Bereich der frakturgefährdeten bukkalen Knochenlamelle einer Aveole, ist die zweite Schneide für eine schiebende Instrumentenbewegung ausgebildet.
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Der Ausdruck „im Wesentlichen” bzw. „etwa” bedeutet im Sinne der Erfindung Abweichungen vom jeweils exakten Wert um +/–10%, bevorzugt um +/–5% und/oder Abweichungen in Form von für die Funktion unbedeutenden Änderungen.
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Weiterbildungen, Vorteile und Anwendungsmöglichkeiten der Erfindung ergeben sich auch aus der nachfolgenden Beschreibung von Ausführungsbeispielen und aus den Figuren. Dabei sind alle beschriebenen und/oder bildlich dargestellten Merkmale für sich oder in beliebiger Kombination grundsätzlich Gegenstand der Erfindung, unabhängig von ihrer Zusammenfassung in den Ansprüchen oder deren Rückbeziehung. Auch wird der Inhalt der Ansprüche zu einem Bestandteil der Beschreibung gemacht.
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Die Erfindung wird im Folgenden anhand der Figuren an einem Ausführungsbeispiel näher erläutert. Es zeigen:
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1 in vereinfachter Darstellung und in Seitenansicht ein medizinisches Handinstrument gemäß der Erfindung;
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2 in vergrößerter Teildarstellung einen Teillänge des eines Instrumentenhalses mit einem Instrumentenkopf;
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3 in vereinfachter perspektivischer Einzeldarstellung einen Instrumentenkopf des Werkzeugs der 1;
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4 den Instrumentenkopf der 3 in Draufsicht;
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5 einen Längsschnitt durch den Instrumentenkopf der 3 und 4.
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Das in den Figuren allgemein mit 1 bezeichnete Handinstrument ist insbesondere für eine Weichgewebebehandlung im Rahmen einer Wundnachsorge bestimmt, und zwar speziell auch im Bereich der Zahnmedizin. Da die Extraktion von Zähnen grundsätzlich nicht nur wegen einer fortgeschrittenen kariösen Zerstörung erfolgt, sondern mit fortschreitendem Alter des Patienten auch aufgrund paradontaler Probleme, ist hier vielfach im Rahmen einer Wundnachsorge eine Weichgewebebehandlung erforderlich. Alle entsprechenden Konzepte müssen sich insbesondere auch auf die Weichgewebeausdünnung und die Entfernung des nach apikal gewandten Epithels konzentrieren, und zwar bei einem suffizienten Weichgewebeabtrag und eine größtmögliche Gewebeschonung sowie mit einer exakte Definition der Gewebegrenzen. Für diese Weichgewebebehandlung im Rahmen einer Wundnachsorge ist das in den Figuren allgemein mit 1 bezeichnete medizinische Handinstrument bestimmt.
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Im Wesentlichen besteht dieses Handinstrument aus einem mittleren, langgestreckten stabförmigen Griffstück 2, welches an seinen beiden Enden sich kegelförmig verjüngend in jeweils einen Instrumentenhals 3 mit einem gegenüber dem Griffstück 2 stark reduzierten Außenquerschnitt übergeht. Der Instrumentenhals 3 ist wenigstens einmal abgewinkelt, so dass der dem Griffstück 2 entfernt liegende Teilabschnitt 3.1 des Instrumentenhalses bzw. dessen Längserstreckung mit der Längsachse L2 des Griffstücks 2 einen Winkel kleiner als 90°, beispielsweise einen Winkel α von etwa 25° bis 35° einschließt. An seinem freien Ende geht der jeweilige Instrumentenhals 3 in einen Instrumentenkopf 4 über, der in den 2–4 näher im Detail dargestellt ist.
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Bei der dargestellten Ausführungsform ist der Instrumentenkopf 4 als in Draufsicht (2 und 4) ovaler Ring ausgeführt, dessen längere Achse bzw. Längserstreckung L4 achsgleich oder im wesentlichen achsgleich mit dem Abschnitt 3.1 des Instrumentenhalses 3 liegt und der zwei seitliche Instrumentenkopfabschnitte 5 und einen diese Abschnitte verbindenden bogenförmigen Instrumentenkopfabschnitt 6 bildet. Die beiden parallel zueinander sowie auch parallel zur Längserstreckung L4 angeordneten und voneinander beabstandeten Instrumentenkopfabschnitte 5 gehen jeweils an ihrem dem Instrumentenkopfabschnitt 6 entfernt liegenden Ende in den Instrumentenhals 3 über und begrenzen zusammen mit dem Instrumentenkopfabschnitt 6 eine Öffnung 7.
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Für die Behandlung ist jeder Instrumentenkopf 4 an dem Instrumentenkopfabschnitt 6 mit zwei Schneiden 8 und 9 ausgebildet, die sich an unterschiedlichen Seiten des Instrumentenkopfes 4 befinden. Bei der für die 5 gewählten Darstellung befinden sich die Schneiden 8 und 9 an unterschiedlichen Seiten einer die Längserstreckung L4 einschließenden und parallel zur Öffnungsebene der Öffnung 7 angeordneten Instrumentenkopf-Mittelebene M, und zwar die Schneide 8 an der Oberseite und die Schneide 9 an der Unterseite des Instrumentenkopfes 4 bzw. des Instrumentenkopfabschnitts 6. Die Schneiden 8 und 9 sind weiterhin so ausgebildet, dass die Schneide 8 bzw. deren Schneidfläche mit der Mittelebene M einen Winkel β, der sich in Richtung zum Instrumentenhals 3 hin öffnet, und die Schneide 9 mit der Mittelebene M einen Winkel γ einschließt, der sich bezogen auf die Öffnung 7 nach außen, d. h. zu der dem Instrumentenhals 3 abgewandten Seite hin öffnet. Die Schneiden 8 und 9 folgen dem Verlauf des Instrumentenkopfabschnitts 6.
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Die Schneide 8, die entsprechend dem Pfeil A für eine ziehende Arbeitsweise oder Instrumentenbewegung ausgebildet ist, wird insbesondere dazu verwendet, nach der Extraktion eines Zahnes entzündliche Strukturen, z. B. apikale Granulome, Wurzelfüllmaterial oder andere Fremdkörper schonend zu entfernen und dabei vor allem auch die frakturgefährdete bukkale Knochenlamelle in keinster Weise zu verletzen bzw. evtl. bereits bestehende Perforationen oder Verletzungen jeglicher Art nicht zu vergrößern bzw. zu verschlimmern. Im Gegensatz zu der eine küretten-ähnlichen Abschnitt des Instrumentenkopfes 4 bildenden Schneide 8 ist die einen raspatorium-ähnlichen Abschnitt des Instrumentenkopfes 4 bildende Schneide 9 entsprechend dem Pfeil B für eine schiebende oder schabende Instrumentenbewegung ausgebildet, und zwar wiederum beispielsweise an Alveolen-Innenflächen.
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Die Instrumentenköpfe 4 besitzen beispielsweise unterschiedliche Größe und/oder sind unterschiedlich orientiert, beispielsweise derart, dass die Lotrechten auf die Mittelebenen M der Instrumentenköpfe 4 in unterschiedlich orientierten Raumachsen angeordnet sind, und/oder dass die Mittelebene M eines Instrumentenkopfes 4 oder eine hierzu parallele Ebene die Längserstreckung L2 des Griffstücks 2 einschließt, während die Mittelebene M des anderen Instrumentenkopfes 4 bei entsprechender Formgebung des zugehörigen Instrumentenhalses 3 mit der Längserstreckung L2 des Griffstücks 2 einen Winkel, beispielsweise den Winkel α einschließt. Weiterhin besteht die Möglichkeit, dass zumindest ein Instrumentenhals 3 mehrfach gekrümmt oder abgewinkelt ist, und zwar gegenüber der Längserstreckung L2 um den Winkel α in der Zeichenebene sowie um einen weiteren Winkel in einer senkrecht zur Zeichenebene der 1 orientierten Ebene usw.
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Die Gesamtlänge des Abschnitts 3.1 des Instrumentenhalses 3 zzgl. der Länge, die der Instrumentenkopf 4 in Richtung seiner Längserstreckung L4 aufweist, beträgt beispielsweise 12–20 Einheiten, bevorzugt 10–14 Einheiten. Die Länge des Instrumentenkopfes 4 selbst beträgt beispielsweise 5–8 Einheiten, die Breite, die der Instrumentenkopf 4 senkrecht zu seiner Längserstreckung aufweist, vorzugsweise 3–4 Einheiten sowie die Höhe, die der Instrumentenkopf 4 in der Achsrichtung senkrecht zu seiner Mittelebene M aufweist 1,3–2,5 Einheiten, wobei eine Einheit ein Millimeter ist.
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Die Erfindung wurde voranstehend an einem Ausführungsbeispiel beschrieben. Es versteht sich, dass Änderungen sowie Abwandlungen möglich sind, ohne dass dadurch der die Erfindung tragende Gedanke verlassen wird. So ist es insbesondere möglich, den jeweiligen Instrumentenkopf 4 nicht ringförmig, sondern teilringförmig oder hakenartig auszuführen, und zwar beispielsweise in der Form, dass er dann lediglich einen, in den Instrumentenhals 3 übergehenden Instrumentenkopfabschnitt 5 und den an diesen anschließenden, die Schneiden 8 und 9 aufweisenden Instrumentenkopfabschnitt 6 aufweist.
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Weiterhin wurde vorstehend davon ausgegangen, dass der jeweilige Instrumentenhals 3 einfach oder evtl. auch mehrfach abgewinkelt ist. Auch andere, an die jeweilige Behandlungsform und/oder dem Behandlungsort angepasste Ausführungen des Instrumentenhalses 3 sind möglich, beispielsweise eine einfach oder mehrfach gekrümmte Ausgestaltung des Instrumentenhalses 3 usw.
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Bezugszeichenliste
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- 1
- medizinisches, insbesondere zahnmedizinisches Handinstrument
- 2
- Griffstück
- 3
- Instrumentenhals
- 3.1
- Halsabschnitte
- 4
- Instrumentenkopf
- 5, 6
- Instrumentenkopfabschnitte
- 7
- Öffnung
- 8, 9
- Schneide
- A
- ziehende Bewegung
- B
- schiebende Instrumentenbewegung
- L2
- Längserstreckung des Griffstücks
- L4
- Längserstreckung des ovalen Instrumentenkopfes 4
- M
- Mittelebene des Instrumentenkopfes 4
- α, β, γ
- Winkel