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Die Erfindung betrifft ein chirurgisches Messer zum Einsatz in der Handchirurgie, im Konkreten zur Karpaldachspaltung beim Karpal-Tunnel-Syndrom, mit einem Handgriff und einem sich vom Handgriff aus erstreckenden Schaft mit endseitiger Schneide, wobei der Schaft mit einem gabel- oder bogenförmigen Kopfbereich endet, wobei die Schneide am inneren Rand des Kopfbereichs ausgebildet ist und wobei der Kopfbereich zwei vom Schaft abragende Finger umfasst, zwischen denen die Schneide bogenförmig ausgebildet ist.
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Chirurgische Messer der gattungsbildenden Art, nämlich chirurgische Messer mit einem Handgriff und einem sich vom Handgriff aus erstreckenden Schaft mit endseitiger Schneide, sind aus der Praxis in den unterschiedlichsten Ausführungsformen bekannt. Solche Messer dienen regelmäßig zum Schneiden von organischem Material bzw. Gewebe.
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Zur Anwendung in der Handchirurgie, insbesondere zur sog. Karpaldachspaltung beim Karpal-Tunnel-Syndrom, besteht ein besonderer Bedarf. Dazu Folgendes:
Das Karpal-Tunnel-Syndrom ist eine krankhafte Einengung des Nervus Medianus im Bereich der Handwurzel. Frauen sind vom Karpal-Tunnel-Syndrom mit 3:1 häufiger betroffen als Männer. Schwangerschaft und Gewichtszunahme können ein Karpal-Tunnel-Syndrom begünstigen.
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Typische Symptome sind nächtlich auftretendes Kribbeln, Taubheit und Schmerzen in der Hand, die in den Arm einstrahlen. Die Beschwerden können nach Belastung des Handgelenks auftreten, z. B. nach körperlicher Arbeit oder Fahrradfahren, oder aber auch ohne erkennbaren Anlass. Wenn die Nervenschädigung fortschreitet, kommt es zu einer zunehmenden Schwächung der Handmuskulatur und zu einer Minderung des Tastgefühls. Eine Behinderung ist die Folge. In diesem Stadium lassen regelmäßig die Schmerzen nach, da nämlich auch die Schmerzfasern zerstört werden. Die Diagnose ist dadurch erschwert.
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Es gibt unterschiedliche Therapien zur Behandlung des Karpal-Tunnel-Syndroms. Bleiben konservative Behandlungen erfolglos, ist eine Operation zur Vermeidung bleibender Schäden zwingend erforderlich, insbesondere um weiterreichenden Schäden am Nerv vorzubeugen.
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Bei der Operation wird der Nervenkanal erweitert. Dazu wird das Dach des Karpalkanals gespalten.
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Bislang wurden zwei Operationspraktiken realisiert. Nach der offenen Technik wird ein erheblicher Schnitt zwischen Daumen- und Kleinfingerballen gelegt, so dass der Bereich des Karpaldachs zu dessen Öffnung bzw. Spaltung frei zugänglich ist. Dabei lassen sich unterschiedliche chirurgische Geräte, insbesondere auch Messer, verwenden.
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Eine zweite aus der Praxis bekannte Methode ist die endoskopische Technik bzw. der endoskopische Eingriff. Nach dieser Methode sind zwei kleinere Schnitte erforderlich, um das Karpaldach zu spalten, nämlich ein kleiner Schnitt am Eingang des Karpalkanals und ein weiterer Schnitt im Ausgangsbereich des Karpalkanals.
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Beide Techniken/Methoden sind problematisch. Bei Anwendung der offenen Technik folg ein recht langer Heilungsprozess, zumal der Hautschnitt sich über einige Zentimeter in einem Bereich der Hand erstreckt, der bei Handhabungen stets beansprucht wird. Dies hat eine äußerst lange Heilungsphase zur Folge.
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Die endoskopische Technik erfordert einen erheblichen apparativen Aufwand mit entsprechender Erfahrung des Chirurgen. Gegenüber der offenen Technik hat die endoskopische Technik den Vorteil, dass ein auf diese Weise operierter Patient seine alltäglichen Aktivitäten im Beruf und im Sport schneller wieder aufnehmen kann, als dies bei der offenen Methode möglich ist. Der apparative Aufwand und die Gefahr der Verletzung bzw. Teilverletzung von Nerven sind nachteilig.
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Im Lichten der voranstehenden Ausführungen wurde eine dritte Methode entwickelt, wonach der Eingriff in die entgegengesetzte Richtung wie bei der endoskopischen Methode erflogt, nämlich von der Innenseite der Handfläche, vom Fingeransatz her, zum Ballen hin. Es wird nur ein einziger kleiner Schnitt in die Haut gelegt. Unter Zugrundelegung eines zuvor angefertigten Röntgenbildes wird durch die äußerst kleine Öffnung eine Art Führung in Form einer Röhre oder Schiene von der Innenhand bis zum Bereich des Karpaldachs eingeführt, an der entlang schließlich ein besonderes chirurgisches Messer zur Karpaldachspaltung inkorporiert wird. Diese Methode hat gegenüber den zuvor genannten Methoden den enormen Vorteil, dass der apparative Aufwand minimal ist. Die Gefahr der Verletzung des angrenzenden Gewebes oder der Nerven ist minimiert, da sich der Operateur am zuvor angefertigten Röntgenbild orientiert.
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Aus der
US 5 387 222 ist ein chirurgisches Messer zur Karpaldachspaltung beim Karpal-Tunnel-Syndrom bekannt. Das Messer umfasst im Konkreten ein Handgriff und ein sich vom Handgriff aus erstreckenden Schaft mit endseitiger Schneide. Der Schaft endet mit einem gabelförmigen Kopfbereich, wobei die Schneide am inneren Rand des Kopfbereichs ausgebildet ist und wobei der Kopfbereich zwei vom Schaft abragende Finger umfasst, zwischen denen die Schneide bogenförmig ausgebildet ist.
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Die
US 2 764 814 offenbart einen Nahttrenner, wie er aus dem Schneiderhandwerk bekannt ist.
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Die
US 5 908 433 zeigt ein chirurgisches Messer zur Karpaldachspaltung beim Karpal-Tunnel-Syndrom mit einem Handgriff und einem sich vom Handgriff aus erstreckenden Schaft mit endseitiger Schneide, wobei der Schaft mit einem gabel- oder bogenförmigen Kopfbereich endet, wobei die Schneide am inneren Rand des Kopfbereichs ausgebildet ist und wobei der Kopfbereich zwei vom Schaft abragende Finger umfasst, zwischen denen die Schneide bogenförmig ausgebildet ist.
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Aus der
US 5 346 503 ist ein Schneideinstrument zur Anwendung bei endoskopischen Eingriffen in der Karpaldachspaltung bekannt. Das Messer umfasst einem Handgriff und einem sich vom Handgriff aus erstreckenden Schaft mit endseitiger Schneide, wobei der Schaft mit einem gabel- oder bogenförmigen Kopfbereich endet. Die Schneide ist am inneren Rand des Kopfbereichs ausgebildet. Der Kopfbereich ist einseitig und außermittig an dem Schaft angeordnet und umfasst eine distale und eine proximale flache Seite, zwischen denen die Schneide eben abschließt.
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Die
DE 197 54 781 A1 zeigt ein chirurgisches Instrument zum Entfernen von Krampfadern. Das Messer umfasst einen Handgriff und einen sich vom Handgriff aus erstreckenden Schaft mit einer einseitig und außermittig angeordneten Klinge, die sowohl in Vorschub- als auch in Rückschubrichtung des Messers schneidend wirkt.
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Der vorliegenden Erfindung liegt nun die Aufgabe zugrunde, ein chirurgisches Messer anzugeben, welches sich in der Handchirurgie, im Konkreten zur Karpaldachspaltung beim Karpal-Tunnel-Syndrom, in idealer Weise einsetzen lässt, nämlich dann, wenn nach der zuvor genannten dritten Methode eine Karpaldachspaltung bei geringst möglicher Schädigung der Haut und des Gewebes vorgenommen werden soll.
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Die voranstehende Aufgabe wird erfindungsgemäß durch ein chirurgisches Messer mit den Merkmalen des Patentanspruchs 1 dadurch gelöst, dass die Finger endseitig verdickt und abgerundet sind und mit den Verdickungen und Abrundungen die Schneide endseitig begrenzen.
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Ein solches Messer eignet sich aufgrund des besonderen Kopfbereichs ganz besonders zur Karpaldachspaltung, nämlich zur Behebung des Karpal-Tunnel-Syndroms, da es sich in idealer Weise durch die Haut hindurch in die Hand einführen lässt, und zwar ungehindert bis zum Karpaldach, wo die Spaltung entsprechende der Ausgestaltung des Kopfbereichs des Messers erfolgen kann. Ganz besondere Bedeutung hat der gabel- bzw. bogenförmige Kopfbereich, bei dem die Schneide am inneren Rand des Kopfbereichs ausgebildet ist. Eine schneidende Wirkung hat das Messer nur dann, wenn Gewebe oder sonstiges Material innerhalb des gabel- bzw. bogenförmigen Kopfbereichs an der Schneide, d. h. am inneren Rand des Kopfbereichs, zur Anlage kommt. Durch eine Stoßbewegung wird der Schneidvorgang vorbereitet und vollzogen.
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In Bezug auf den erforderlichen Vorschub des Messers innerhalb der Hand, d. h. umgeben von Gewebe, umfasst der Kopfbereich zwei vom Schaft abragende Finger, zwischen denen die Schneide bogenförmig ausgebildet ist, nämlich insbesondere in der Senke zwischen den beiden Fingern.
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Außerdem ist es von Vorteil, wenn die beiden Finger unterschiedlich lang ausgebildet sind, so dass der eine Finger – vorzugsweise der längere Finger – zur Führung eine Art Pilotfunktion hat, während der andere Finger die Schneide begrenzt und das zu schneidende Gewebe/Material aufnimmt, so dass ein Wegrutschen ausgeschlossen ist.
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Erfindungsgemäß sind die Finger endseitig verdickt und begrenzen mit den Verdickungen die Schneide endseitig. Insoweit lässt es sich vermeiden, dass sich die Finger im Gewebe verfangen und ein ungewollter Schneidprozess beim Vorschub des Messers erfolgt. Die Pilotfunktion des längeren Fingers wird dadurch abermals begünstigt.
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Die Verdickungen sind erfindungsgemäß abgerundet, so dass die Abrundungen die Schneide begrenzen. Eine ungewollte Beschädigung von Gewebe ist dadurch abermals verhindert.
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In weiter vorteilhafter Weise erweitert sich der Kopfbereich von der Schneide zum Schaft und ggf. zu den Verdickungen oder Abrundungen hin, vorzugsweise beidseitig der Schneide, konkav. Durch diese Ausgestaltung wird insbesondere die Karpaldachspaltung begünstigt, wonach ein aufgetrennter Bereich durch die konkave Ausbildung auseinandergedrückt und somit weiter geöffnet wird.
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In Bezug auf eine sichere Handhabung des Messers ist es von weiterem Vorteil, wenn am Schaft und/oder am Handgriff eine Skalierung, vorzugsweise eine mm-Skala, vorgesehen ist. Eine solche Skala kann zur Ermittlung der Einstecktiefe bzw. Positionierung in den menschlichen Körper dienen. Orientiert sich der Operateur an einem zuvor angefertigten Röntgenbild, lässt sich mit der Skalierung gegenüber einer feststehenden Positionsmarke fehlerfrei navigieren. Eine sichere Handhabung ist dadurch möglich.
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Wie bereits zuvor ausgeführt, ist der Kopfbereich in besonderer Weise ausgestaltet, so dass der Schneidvorgang nur dann sicher erfolgen kann, wenn die Schneide eine ganz besondere Winkelstellung gegenüber dem zu schneidenden Objekt einnimmt. So ist es von weiterem Vorteil, wenn am Schaft und/oder am Handgriff eine die Drehposition des Messers anzeigende Markierung, bspw. eine Abflachung, ausgebildet ist. Hier handelt es sich um ein weiteres Hilfsmittel zur sicheren Navigation des Messers bei inkorporiertem Kopfbereich, der von außerhalb – im Einsatz – nicht mehr sichtbar ist. Die Abflachung ist vorzugsweise parallel zur Ebene des Kopfbereichs ausgebildet, so dass sie im Wesentlichen der Ebenen des Kopfbereichs entspricht. Die Position des längeren Fingers kann ebenfalls gekennzeichnet sein, so dass eine sichere Handhabung des erfindungsgemäßen Messers möglich ist.
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Der Handgriff und der Schaft nebst Schneide können ein- oder zweiteilig gefertigt sein. Bei zweiteiliger Fertigung ist es denkbar, dass man den Schaft nebst Kopfbereich vom Handgriff abschrauben oder aus dem Handgriff herausziehen kann. Beliebige Kopplungstechniken sind denkbar.
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Handgriff und/oder Schaft nebst Schneide können aus Edelstahl oder Titan bzw. Titanlegierungen gefertigt sein. Es ist von weiterem Vorteil, wenn die Schneide gehärtet ist, um nämlich die Standzeit des Messers zu erhöhen.
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Bereits zuvor ist ausgeführt worden, dass im Rahmen der an dritter Stelle genannten Methode eine Führung zur Inkorporation des Messers von Vorteil ist. Eine solche Führung ist rinnen- oder schienenartig ausgebildet und wird nach Anlegen des Schnitts in den Bereich des Karpaldachs in die geringfügig geöffnete Hand eingeschoben. Das zum Schnitt dienende Messer ist in bzw. auf der Führung in den Körper schiebbar und gelangt dabei auf sichere Weise bis an den Randbereich des Karpaldachs, zu dessen Spaltung. Die Führung ist in vorteilhafter Weise als Rinne, ähnlich einer Dachrinne, ausgebildet. Sie ist in weiter vorteilhafter Weise ebenfalls aus Edelstahl oder Titan gefertigt.
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Es gibt nun verschiedene Möglichkeiten, die Lehre der vorliegenden Erfindung in vorteilhafter Weise auszugestalten und weiterzubilden. Dazu ist einerseits auf die dem Patentanspruch 1 nachgeordneten Patentansprüche und andererseits auf die nachfolgende Erläuterung eines Ausführungsbeispiels der Erfindung anhand der Zeichnungen zu verweisen. In Verbindung mit der Erläuterung des bevorzugten Ausführungsbeispiels der Erfindung anhand der Zeichnungen werden auch im Allgemeinen bevorzugte Ausgestaltungen und Weiterbildungen der Lehre erläutert. In den Zeichnungen zeigen
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1 in einer schematischen Seitenansicht ein Ausführungsbeispiel eines erfindungsgemäßen chirurgischen Messers,
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2 in einer schematischen Ansicht den Gegenstand aus 1 um 90° gedreht,
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3 in einer schematischen Seitenansicht, vergrößert, den Kopfbereich des Gegenstands aus 1 und
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4 in einer schematischen Ansicht, vergrößert, den Gegenstand aus 3 um 90° gedreht, entsprechend der Darstellung in 2.
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1 zeigt ein Ausführungsbeispiel eines erfindungsgemäßen chirurgischen Messers, welches sich ganz besonders zum Einsatz in der Handchirurgie, dort zur Karpaldachspaltung beim Karpal-Tunnel-Syndrom, eignet. Das Messer umfasst einen Handgriff 1 und einen sich vom Handgriff 1 aus erstreckenden Schaft 2 mit endseitiger Schneide 3.
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Der Schaft 2 endet mit einem gabelförmigen Kopfbereich 4, wobei die Schneide 3 am inneren Rand 5 des Kopfbereichs 4 ausgebildet ist.
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2 zeigt in einer schematischen Ansicht den Gegenstand aus 1, um 90° gedreht.
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3 zeigt besonders deutlich, dass der Kopfbereich 4 zwei vom Schaft 2 abragende Finger 6, 7 umfasst, wobei der Finger 6 länger ist als der Finger 7, so dass dem Finger 6 eine Art Pilotfunktion zuzuordnen ist.
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3 zeigt deutlich, dass die beiden Finger 6, 7 erfindungsgemäß endseitig mit Abrundungen/Verdickungen 8 ausgestattet sind, wodurch ein Vorschub innerhalb des Körpers möglich ist.
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Des Weiteren ist von Bedeutung, dass sich der Kopfbereich 4 von der Schneide 3 zum Schaft 2 und zu den Abrundungen/Verdickungen 8 hin beidseitig konkav erweitert. Der konkave Bereich ist mit Bezugszeichen 9 gekennzeichnet.
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4 zeigt den Gegenstand aus 3 um 90° gedreht und teilweise geschnitten, wodurch der Bereich der Schneide 3, der konkave Bereich 9 und die Abrundung/Verdickung 8 des Fingers 6 besonders deutlich zu sehen sind.
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Unter abermaliger Bezugnahme auf die 1 und 2 sei auf den Handgriff 1 verwiesen, der endseitig mit einer Abflachung 10 ausgestattet ist, die die Drehposition des Kopfbereichs 4 symbolisiert. Außerdem ist es denkbar, dass insbesondere im Bereich des Schafts 2 eine Skalierung mit mm-Skala vorgesehen sein kann, um nämlich die Positionierung bzw. Einstecktiefe des Messers im Körper ermitteln bzw. überprüfen zu können.
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Schließlich sei angemerkt, dass das voranstehend erörterte Ausführungsbeispiel lediglich der beispielhaften Erörterung des erfindungsgemäßen chirurgischen Messers dient, dieses jedoch nicht auf das Ausführungsbeispiel einschränkt.
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Bezugszeichenliste
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- 1
- Handgriff
- 2
- Schaft
- 3
- Schneide
- 4
- Kopfbereich
- 5
- innerer Rand (der Schneide)
- 6
- Finger (lang)
- 7
- Finger (kurz)
- 8
- Abrundung/Verdickung
- 9
- konkaver Bereich (des Kopfbereichs)
- 10
- Abflachung (des Handgriffs)