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Die Erfindung betrifft einen Kanzellenkörper für ein Harmonikainstrument nach dem Oberbegriff des Anspruchs 1.
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Aus
DE 41 29 816 ist ein Kanzellenkörper für eine Mundharmonika bekannt. Ein im Wesentlichen quaderförmiger Kanzellenkörper umfasst eine Vielzahl von nebeneinander angeordneten Paaren von übereinander befindlichen Kanzellen, die nach oben bzw. unten offen sind. An dem Kanzellenkörper sind Stimmplatten befestigt, so dass jeweils ein Paar von oder mehrere von Stimmzungen einer Kanzelle zugeordnet ist/sind. Die aus dem Kanzellenkörper und den Stimmplatten bestehende Einheit wird in ein Gehäuse eingesetzt oder mit Deckeln verkleidet. Individuelle Anpassungsmöglichkeiten für den Spieler existieren allerdings nicht.
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Aus
DE 10 2005 028 792 A1 ist eine Mundharmonika bekannt. Danach umfasst die Mundharmonika einen Kanzellenkörper mit Einblasöffnungen, von denen zu einer Stimmplattenauflage hin offene Luftkanäle in den Kanzellenkörper hinein verlaufen. Auf die Stimmplattenauflage ist eine Stimmplatte aufgelegt, die eine Vielzahl von Tonzungen trägt, die jeweils in der Stimmplatte vorgesehene Durchblasöffnungen überdeckt. Die auf den Kanzellenkörper montierte Stimmplatte wird durch einen Deckel abgedeckt und geschützt. Jede der Tonzungen umfasst einen Einspannabschnitt, der ein Vernieten mit der Stimmplatte erlaubt, um die Tonzunge an der Stimmplatte zu fixieren. Von dem Einspannabschnitt weg erstreckt sich ein Zungenabschnitt in seiner Längsrichtung. Bei höheren Tönen ist die Länge des Zungenabschnitts kürzer und bei tieferen Tönen länger. Nachteilig ist, dass auch hier Möglichkeiten für eine individuelle Anpassung des Instruments an den Spieler nicht möglich sind.
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Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es daher, einen Kanzellenkörper für ein Harmonikainstrument zu schaffen, der eine beeinflussbare Klangerzeugung erlaubt.
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Diese Aufgabe wird durch die Merkmale des Anspruchs 1 gelöst.
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Hierdurch wird ein Kanzellenkörper für ein Harmonikainstrument geschaffen, bei dem Hohlräume hinter und gegebenenfalls unter den Kanzellen geschaffen werden, in die Füllkörper einsetzbar sind. Die Füllkörper können dann einen Teil der Rückwand an der Rückseite des Kanzellenkörpers bilden. Die Füllkörper können als modulare Einsätze ausgebildet sein und aus unterschiedlichen Materialien wie Holz, Metall, Kunststoff oder Stein und/oder aus gefüllten Materialien bestehen.
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Über die Füllkörper besteht die Möglichkeit, das Gewicht des Instruments zu variieren. Die erfindungsgemäß vorgesehenen Hohlräume, die sich von der Rückseite des Kanzellenkörpers in diesen erstrecken, stellen insoweit ein quasi leeres Instrument zu Verfügung. Durch Einbringen von Füllkörpern lässt sich gegenüber diesem Leerzustand das Gewicht des Instruments vergrößern. Individuelle Anforderungen der Spieler können hierdurch berücksichtigt werden.
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Ferner eröffnen sich Anpassungsmöglichkeiten des subjektiv als am angenehmsten empfundenen Klangspektrums an die individuellen Vorstellungen des Spielers durch Austausch von Füllkörpern verschiedener Struktur und verschiedenem spezifischem Gewicht im Kanzellenkörper. Die schwingenden Oberflächen des Kanzellenkörpers können variiert werden, was in der Summe die abgestrahlte Lautstärke beeinflusst. Auch kann das Schwingverhalten des Gesamtinstruments beeinflusst werden, so dass der Spieler sein Instrument auch vom Schwingverhalten in der Hand her beeinflussen kann.
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Der Spieler kann schließlich über die Füllkörper auch die Handhabung des Instruments individuell nach seinen Vorstellungen ausbalancieren oder das Gewicht des Instruments einstellbar gestalten. Durch ein Weglassen von Füllkörpern oder durch Wahl eines bestimmten Gewichts des Füllkörpers bietet sich ein breites Spektrum an Möglichkeiten. Durch das Einschieben von beispielsweise keilförmigen Füllkörpern unterschiedlichen Materials und damit unterschiedlicher Massen und innerer Dämpfungswerte werden sowohl das spezifische Gewicht und der Schwerpunkt des Kanzellenkörpers in wählbaren Zonen und damit auch die Gesamtstruktur des Kanzellenkörpers beeinflusst, als auch der Grad der inneren akustischen Dämpfung.
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Weitere Ausgestaltungen der Erfindung sind der nachfolgenden Beschreibung und den Unteransprüchen zu entnehmen.
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Die Erfindung wird nachstehend anhand der in den beigefügten Abbildungen dargestellten Ausführungsbeispiele näher erläutert.
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1 zeigt schematisch die Rückseite eines Kanzellenkörpers mit in den Kanzellenkörper eingebauten Aufnahmen für Füllkörper,
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2 zeigt schematisch die Rückansicht des Kanzellenkörpers gemäß 1 mit einschiebbaren Füllkörpern,
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3 zeigt schematisch eine perspektivische Ansicht einer quer angeschnittenen Mundharmonika mit einem erfindungsgemäßen Kanzellenkörper vor der Positionierung von Füllkörpern gemäß einem ersten Ausführungsbeispiel,
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4 zeigt schematisch die Ansicht gemäß 3 einer Positionierung von Füllkörpern,
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5 zeigt schematisch die Ansicht gemäß 3 und 4 mit eingebrachten Füllkörpern,
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6 zeigt schematisch eine Seitenansicht der Mundharmonika gemäß 3,
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7 zeigt schematisch eine Seitenansicht der Mundharmonika gemäß 5,
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8 zeigt schematisch und schräg von hinten eine perspektivische Ansicht einer Mundharmonika mit einem erfindungsgemäßen Kanzellenkörper vor der Positionierung von Füllkörpern gemäß einem zweiten Ausführungsbeispiel,
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9 zeigt schematisch die Ansicht gemäß 8 mit teilweise eingeschobenen Füllkörpern,
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10 zeigt schematisch und schräg von vorn eine perspektivische Ansicht der Mundharmonika gemäß 8,
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11 zeigt schematisch die Ansicht gemäß 8 mit eingebrachten Füllkörpern,
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12 zeigt schematisch die Mundharmonika gemäß 8 von hinten,
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13 zeigt schematisch die Mundharmonika gemäß 9 von hinten,
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14 zeigt schematisch die Mundharmonika gemäß 8 von oben,
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15 zeigt schematisch die Mundharmonika gemäß 9 von oben,
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16 zeigt schematisch die Ansicht nach 11 teilweise geschnitten.
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Die Erfindung betrifft einen Kanzellenkörper 1 für ein Harmonikainstrument, insbesondere eine Mundharmonika aller Ausführungsformen, wozu diatonische und chromatische wie auch Orchesterinstrumente zählen.
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1 und 2 zeigen den Kanzellenkörper 1, der gemäß 3 bei einer Mundharmonika den Mittelteil bildet. Der Kanzellenkörper 1 weist eine Einblassseite E, eine Rückseite R und Kanzellen 2 auf. Bei Harmonikainstrumenten bezeichnet eine Kanzelle 2 nicht nur die Luftzuführung/-abführung zu einer oder mehreren Stimmzungen, sondern ebenfalls den Raum, in den durch einen Schlitz 3 die Stimmzunge 4 hineinschwingt. Die Kanzellen 2 werden bei Mundharmonikas direkt mit dem Mund mittels Atmung angespielt. Dazu sind vorderseitig Kanzellenöffnungen 20 vorgesehen.
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Der Kanzellenkörper 1 weist Kanzellen 2 auf, die in mindestens einer Kanzellenreihe angeordnet sind. Oben und/oder unten auf dem Kanzellenkörper 1 ist eine Stimmplatte 5 mit den darauf befestigten Stimmzungen 4 fixiert. Ein solcher Kanzellenkörper 1 kann aus jedem festen Material wie beispielsweise Holz, Kunststoff oder auch Metall bestehen. Der Kanzellenkörper 1 selbst besitzt vorzugsweise im allgemeinen eine homogene Massenverteilung.
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Eine Anzahl nebeneinander angeordneter und voneinander getrennter Hohlräume 9 erstreckt sich von der Rückseite R in den Kanzellenkörper 1. Die Hohlräume 9 bilden dabei Einsatzöffnungen zur Aufnahme von Füllkörpern 7. Die Füllkörper 7 reduzieren das Volumen der Hohlräume 9 und bilden Teilbereiche einer Rückwand 8 des Kanzellenkörpers. Zur lösbaren Aufnahme eines jeweiligen Füllkörpers 7 kann als Hohlraum 9 eine an Kanzellen 2 formangepasste Hohlform vorgesehen sein. Die Breite der Hohlräume 9 ist vorzugsweise anders wählbar als die Breite der Luftkanäle 6 der Kanzellen 2. Die Anzahl der Hohlräume 9 kann verschieden sein von der Anzahl Kanzellen 2. Die Füllkörper 7 sind, wie insbesondere 2 zeigt, vorzugsweise als keilförmige Einsatzkörper ausgebildet. Die Hohlräume 9 können eine Passform für das Einsetzen der Füllkörper 7 bilden. Die Füllkörper 7 können massiv sein und/oder ihrerseits Hohlräume enthalten, die leer und/oder mit einem anderen Material gefüllt sein können.
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Durch die Füllkörper 7 kann nun Einfluss genommen werden auf Massenverteilung. Unabhängig von den akustischen Gestaltungsmöglichkeiten ergibt sich der Vorteil, die Balance des Kanzellenkörpers 1 und damit die des Instruments in der Hand individuell auszutarieren. So kann eine spielerbezogene Favorisierung von unterschiedlichen Gewichtsverlagerungen des Instruments erstmalig umgesetzt werden, was zu einem entscheidenden ergonomischen Vorteil führt. Außerdem kann so auch das Gesamtgewicht des Instrumentes verändert werden.
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Die Kanzellen 2 des Kanzellenkörpers 1 bilden Luftkanäle 6 zur Luftversorgung der Stimmzungen 4 für einen Zieh- und einen Blaston, wie beispielsweise 3 bis 7 zeigen.
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Wie 3 bis 5 zeigen, können die Füllkörper 7 in im Kanzellenkörper 1 festmontierte Hohlformen der Hohlräume 9 einschiebbar oder einsteckbar sein. Vorzugsweise sind die Hohlräume 9 für die einzelnen Bereiche unterschiedlich dimensioniert. Alternativ gemäß einem nicht dargestellten Ausführungsbeispiel können die Füllkörper 7 auch so ausgebildet sein, dass sie ohne Hohlform in die Hohlräume 9 einsetzbar sind, wobei dann für eine geeignete Abdichtung zwischen eingesetzten Füllkörpern 7 und Kanzellenkörper 1 zu sorgen ist. Die Füllkörper 7 sind dabei jeweils modulare Einsätze, die an der Rückseite R, gegebenenfalls teilweise unter den Kanzellen 2, des Kanzellenkörpers 1 einbringbar sind.
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Die Füllkörper 7 können ein wählbares spezifisches Gewicht besitzen. Die Füllkörper 7 können dazu aus allen festen Materialien, wie beispielsweise Holz, Metall, Kunststoff und/oder einer Kombination von Materialien bestehen. Größe und/oder Gewicht der Füllkörper 7 ist wählbar abhängig von der Tonhöhe einer Stimmzunge 4, wie beispielsweise 3 bis 7 zeigen. Die 3 bis 7 verdeutlichen zudem das Einsetzen der Füllkörper 7 in die zugehörigen Hohlräume 9. Wie 5 und 7 zeigen, ist dabei nicht erforderlich, dass der jeweilige Füllkörper 7 den Hohlraum 9 ausfüllt. Bevorzugt ist ein Klemmsitz, der vorzugsweise lösbar ist. Dem Kanzellenkörper 1 ist ein Gehäuse 12 oder Deckel zugeordnet, das/der die Stimmplatten 5 mit den Stimmzungen 4 abdeckt.
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Vorzugsweise wird ein Füllkörper 7 mit einer flächigen als auch festen aber auch lösbaren Kopplung in den Kanzellenkörper 1 eingesetzt. Jeder Füllkörper 7 weist dazu vorzugsweise gegenüberliegende vordere und/oder hintere erste Kontaktflächen 13 auf, die beispielsweise über einen Reibschluss mit gegenüberliegenden zweiten Kontaktflächen 14 am Hohlraum 9 fest koppelbar sind mit dem Kanzellenkörper 1.
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Dadurch dass die Füllkörper 7 vorzugsweise keilförmig ausgebildet sind mit einem keilförmigen vorderen Ende 15, dem der jeweilige Hohlraum 9 einen Keilsitz 16 zuordnen kann, ergibt sich zudem eine Innenzentrierung des jeweiligen Füllkörpers 7 in dem Kanzellenkörper 1. Jeder Kontakt stellt eine zusätzliche akustische Kopplung dar. Es ist so, dass jede Stimmzunge 4 abhängig von ihrer Größe, ihrer Federsteifigkeit und ihrer Masse eine optimale Gegenmasse besitzt, bei deren Vorhandensein die Stimmzunge 4 fest gekoppelt ist, dabei möglichst wenig Energie über die Stiefel-Zungenverbindung an die Umgebung abgibt und dadurch mechanisch möglichst verlustfrei schwingen kann, was zu hohen Amplitudenwerten führt.
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Ob der Spieler nun aber diese zumindest teilweise formschlüssige Kopplung der Zusatzmassen der Füllkörper 7 an den Kanzellenkörper 1 wünscht, oder ob er den Hohlraum 9 offen lässt oder nur teilweise verschließt, kann er individuell selbst entscheiden. Neben dem relativ großen akustischen Einfluss des Gehäuses 12 bzw. eines Deckels wird erfindungsgemäß zum ersten Mal eine variable Stellgröße im gesamten akustischen Verbund geschaffen, die es dem Spieler erlaubt, durch wählbaren Einsatz von verschiedenartig gestaltbaren Füllkörpern 7 oder auch Weglassen derselben seine persönlichen musikalischen Vorstellungen zu verwirklichen.
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Zusätzlich zu der Möglichkeit, durch die Ankopplung verschiedener Formen und/oder Massen die akustischen Eigenschaften eines Instrumentes zu beeinflussen, können die sich ergebenden Trennflächen zwischen den Füllkörpern 7 und dem Kanzellenkörper 1 zu gewollten Mehrfachreflexionen des Körperschalls in dem Kanzellenkörper 1 führen, was ebenfalls akustisch beeinflussen kann. Die Größe des Reflexionsfaktors hängt dabei von den Impedanzunterschieden der diversen Materialien ab und kann über diese entsprechend auch bestimmt werden.
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Die 8 bis 16 zeigen ein zweites beispielhaftes Ausführungsbeispiel einer Mundharmonika mit einem Kanzellenkörper 1. Die Kanzellen 2 sind in mindestens zwei Kanzellenreihen 11 angeordnet. Durch einen Tonschieber 10 kann der Spielwind zu den mindestens zwei Kanzellenreihen 11 gesteuert werden. Alternativ können auch mehrere Tonschieber vorgesehen sein. Durch die Betätigung des Tonschiebers 10 können die beiden Kanzellenreihen 11 miteinander kombiniert werden. In mehreren Tonarten ist das Instrument dann spielbar. Man spricht insoweit von chromatischen Mundharmonikas. Die erfindungsgemäße Ausgestaltung des Kanzellenkörpers 1 ist auch auf diatonische Mundharmonikas in gleicher Weise anwendbar.
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Die erfindungsgemäße Gestaltung des Kanzellenkörpers 1 kann ferner bei allen Ausführungsformen von Harmonikainstrumenten, insbesondere Mundharmonikas, Anwendung finden. Bei Mundharmonikas sind dies neben diatonischen und chromatischen Instrumenten auch Orchesterinstrumente.
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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- DE 4129816 [0002]
- DE 102005028792 A1 [0003]