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Die vorliegende Anmeldung betrifft eine Sicherheitskanüle, insbesondere eine Sicherheitskanüle für die extrakorporale Blutbehandlung wie zum Beispiel für die Dialyse.
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Die Unfallverhütungsvorschrift TRBA 250 fordert, dass an allen medizinischen Arbeitsplätzen, bei denen eine Verletzungsgefahr für Anwender von der Handhabung von Kanülen ausgeht, soweit verfügbar, Sicherheitskanülen eingesetzt werdend die nach Gebrauch aktiv oder passiv so geschützt sind, dass sie den Anwender oder Dritte nicht mehr verletzen können. Diese Forderung gilt unter anderem auch für Dialyse-Stationen und Dialyse-Zentren. Bei der Dialyse wird ein künstlich unter der Haut angelegtes Gefäß, ein sogenannter Shunt, zumeist mit zwei Kanülen punktiert. Diese Kanülen sind großlumig und enthalten daher relativ große Blutmengen, so dass bei der Verletzung des Anwenders mit diesen Kanülen die Infektionsgefahr als besonders hoch einzuschätzen ist. Dazu kommt, dass die Häufigkeit durch Blut übertragbarer Infektionen, wie etwa Hepatitis P und C sowie HIV, unter Dialyse-Patienten deutlich höher ist als im Durchschnitt der Bevölkerung.
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Um die Infektionsgefahr hier zu vermindern, wurden bereits sogenannte Sicherheitskanülen für die Dialyse vorgeschlagen. Das Prinzip dieser Sicherheitskanülen beruht darauf, dass nach Gebrauch der Kanüle, jedoch vor dem Entfernen des mit der Haut des Patienten verklebten Kanülenansatzes die Kanüle durch Ziehen am Schlauchansatz der Kanüle aus dem Blutgefäß entfernt wird und in den Kanülenansatz hineingezogen wird. Dort rastet die Kanüle dann ein, so dass die Kanülenspitze nicht wieder aus dem Kanülenansatz hervortreten kann.
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Bedauerlicherweise hat es mit diesen Sicherheitskanülen schwerwiegende Zwischenfälle gegeben, die dadurch entstanden sind, dass der Schlauch an der Kanüle nicht – wie vom Hersteller gefordert – separat mit Pflaster auf der Haut des Patienten befestigt worden ist. Dadurch konnten z. B. durch Bewegung des Patienten Zugkräfte auf den Schlauch wirken, was dazu führen konnte, dass die Kanüle während der Dialyse in ihre Schutzvorrichtung zurückgezogen wurde. Dadurch wurde bei der venösen Kanüle das Blut aus der Dialysemaschine nicht in den Patienten zurückgefördert, sondern in die Umgebung. Da der Ausfluss des Blutes nicht behindert wird und es damit zu keiner Drucksteigerung im venösen Schenkel kommt, pumpt die Dialysemaschine in einem solchen Fall weiter, ohne Alarm zu geben. Dies kann im schlimmsten Fall zum Verbluten des Patienten führen.
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Die aufgetretenen Zwischenfälle mit den Sicherheitskanülen beleuchten ein Problem der Dialyse, das von Beginn an bestanden hat und bis heute nicht gelöst ist. Dies ist die Sicherheitsüberwachung des venösen Schenkels der Dialyse. Die Dialysemaschinen sind mit sensiblen Sensoren versehen, die Störungen im Ablauf der Dialyse wahrnehmen und die Maschine gegebenenfalls abschalten und/oder Alarm geben. Wenn etwa die arterielle Kanüle herausrutscht, so wird zunächst, solange die Kanülenspitze noch im Gewebe liegt, die Kanüle kein Blut mehr ansaugen können, und es kommt zum Unterdruck im arteriellen Schlauchschenkel. Dies registriert die Dialysemaschine, sie schaltet sich ab und gibt Alarm. Rutscht die arterielle Kanüle komplett aus dem Gewebe heraus, so zieht sie Luft statt Blut. Dies wird in der Maschine sofort z. B. durch einen Ultraschall-Luftdetektor bemerkt, die Maschine schaltet sich aus und gibt Alarm. Insofern stellt der arterielle Schenkel kein Sicherheitsproblem dar.
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Anders ist dies beim venösen Schenkel. Wenn die venöse Kanüle verrutscht und mit der Spitze im Gewebe, also zwischen Shunt und Haut liegt, wird sie durch den gepumpten Blutstrom sofort komplett aus dem Gewebe ausgeworfen, und der Blutstrom entleert sich in die Umgebung. Dabei treten in der Regel nur so kleine und kurzfristige Druckänderungen auf, dass der Drucksensor des Dialyse-Gerätes diese häufig nicht wahrnehmen kann. Deshalb hat es durch das Herausrutschen der venösen Kanüle auch schon zahlreiche Todesfälle durch Verbluten der Dialyse-Patienten gegeben. Bei den verwendeten Förderraten kann der Patient nach drei bis fünf Minuten tot sein.
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Im Stand der Technik sind verschiedene Verfahren und Vorrichtungen beschrieben, mittels derer der korrekte Sitz einer Kanüle überwacht werden kann, vgl. z. B.
DE 10 2009 004 018 A1 ,
US 2006/0130591 A1 ,
DE 199 53 068 A1 und
WO 99/24145 . Diese Verfahren und Vorrichtungen sind jedoch ausgesprochen komplex und verlangen insbesondere nach einer speziellen Sensorik. Dementsprechend sind diese bekannten Verfahren und Vorrichtungen teuer und wenig praktikabel.
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Es ist daher eine Aufgabe der vorliegenden Erfindung, eine Sicherheitskanüle bereitzustellen, die den oben genannten Sicherheitsanforderungen auf einfache Weise, aber dennoch zuverlässig Rechnung trägt. Es ist eine weitere Aufgabe der vorliegenden Erfindung, eine Sicherheitskanüle bereitzustellen, die kostengünstig herstellbar ist und in ihrer Anwendung einfach handhabbar ist.
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Diese und weitere Aufgaben werden mit einer Sicherheitskanüle gemäß Anspruch 1 gelöst. Weitere bevorzugte Merkmale sind in den abhängigen Ansprüchen beschrieben.
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Entsprechend stellt die vorliegende Erfindung eine Sicherheitskanüle mit einem Gehäuse und einer Punktionskanüle mit angeschliffener Spitze bereit. Das Gehäuse ist dafür vorgesehen, während des Gebrauchs an der Haut eines Patienten anzuliegen. Die Sicherheitskanüle weist ferner eine Sicherheitseinrichtung auf die dazu geeignet ist, bei Ablösen des Gehäuses von der Haut des Patienten automatisch die Punktionskanüle in eine geschützte Position in das Gehäuse zurückzuziehen. Mit anderen Worten ist die erfindungsgemäße Sicherheitskanüle derart ausgestaltet, dass sich die Kanüle nicht mit offenliegender Spitze vom Patienten lösen kann, da ein Ablösen des Gehäuses von der Haut des Patienten die Punktionskanüle zusammen mit der angeschliffenen Spitze im Gehäuse sichert. Auf diese Weise kann das Verletzungsrisiko wirksam minimiert werden.
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Die vorliegende Erfindung ist grundsätzlich für alle jene Kanülen von Bedeutung, deren Gehäuse vorübergehend in Kontakt mit der Haut eines Patienten gebracht wird. Insbesondere ist jedoch die Sicherheitskanüle der vorliegenden Erfindung für die extrakorporale Blutbehandlung geeignet.
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Ein besonders bevorzugtes Anwendungsgebiet stellt aus den oben genannten Gründen die Dialyse dar.
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Im Falle der Dialyse oder einer anderen extrakorporalen Blutbehandlung beruht die Erfindung unter anderem darauf, dass durch das automatische Zurückziehen der Punktionskanüle in das Gehäuse der Blutstrom durch die Kanüle behindert wird. Dadurch erhöht sich der Druck im venösen Zulauf, was durch die Dialysemaschine registriert werden kann, so dass sich diese automatisch abschaltet. Hierfür ist die Sicherheitskanüle bevorzugt derart ausgestaltet, dass ein Zurückziehen der Punktionskanüle in die geschützte Position einen Flüssigkeitsstrom durch die Kanüle behindert und/oder reduziert. Besonders bevorzugt wird der Flüssigkeitsstrom zumindest teilweise unterbunden. Bevorzugt wird diese Behinderung des Flüssigkeits- bzw. Blutstroms dadurch erzielt, dass im Falle der zurückgezogenen Kanüle die Summe der Querschnittsflächen aller Öffnungen im Gehäuse der Sicherheitskanüle kleiner ist als die Querschnittsfläche der Kanüle, so dass ein Zurückziehen der Kanüle in das Gehäuse eine Druckerhöhung in der Kanüle bzw. in deren Zulauf generiert.
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Bevorzugt weist das Gehäuse der Sicherheitskanüle an seinem distalen Ende eine Öffnung auf, durch die sich die Punktionskanüle während des Gebrauchs der Kanüle erstreckt, so dass die angeschliffene Spitze im Gewebe des Patienten eingeführt werden kann. Diese Öffnung hat bevorzugt in etwa die Maße der Punktionskanüle. Mit anderen Worten entspricht der Innendurchmesser dieser Öffnung im Wesentlichen dem Außendurchmesser der Punktionskanüle mit Spiel von bevorzugt weniger als 0,5 mm, stärker bevorzugt von weniger als 0,2 mm, besonders bevorzugt von weniger als 0,1 mm. Bevorzugt ist die Sicherheitseinrichtung dazu geeignet, diese distale Gehäuseöffnung zumindest teilweise, bevorzugt vollständig, abzudecken, sobald die Punktionskanüle in das Gehäuse zurückgezogen ist. Bevorzugt wird die distale Gehäuseöffnung zumindest teilweise, bevorzugt im Wesentlichen vollständig, durch eine Einrichtung der Sicherheitseinrichtung verschlossen. Dadurch wird nach dem Zurückziehen der Punktionskanüle in das Gehäuse ein Blutstau verursacht, der den Druck in der Punktionskanüle bzw. in deren Zulauf wirkungsvoll erhöht.
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Das automatische Zurückziehen der Punktionskanüle in eine geschützte Position erfolgt vorzugsweise rein mechanisch. Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung weist die Sicherheitseinrichtung eine erste Feder zum automatischen Zurückziehen auf, mit Hilfe derer die Punktionskanüle automatisch in eine geschützte Position in das Gehäuse zurückgezogen werden kann. Bevorzugt liegt das distale Ende der ersten Feder am distalen Ende des Gehäuses der Sicherheitskanüle an und/oder ist mit diesem verbunden. Das proximale Ende der ersten Feder ist bevorzugt direkt oder indirekt mit der Punktionskanüle verbunden. Während des Gebrauchs der Sicherheitskanüle, das heißt so lange die Spitze der Punktionskanüle distal aus dem Gehäuse herausragt, ist die erste Feder gespannt bzw. komprimiert. Wird das Gehäuse der Sicherheitskanüle von der Haut des Patienten abgelöst, wird das proximale Ende der ersten Feder freigegeben, so dass sich die erste Feder entspannen kann. Dies führt dazu, dass sich das mit der Punktionskanüle verbundene proximale Ende der ersten Feder in proximaler Richtung bewegt, wodurch die Punktionskanüle in proximaler Richtung in das Gehäuse zurückgezogen wird.
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Das automatische Freigeben des proximalen Endes der ersten Feder beim Ablösen des Gehäuses von der Haut des Patienten kann erfindungsgemäß auf unterschiedlichen Mechanismen beruhen. Bevorzugt weist die Sicherheitseinrichtung hierfür ein auf irgendeine Weise vorgespanntes Element auf, das durch das Anliegen des Gehäuses an der Haut des Patienten in seiner vorgespannten Position verbleibt. Sobald sich jedoch das Gehäuse von der Haut des Patienten ablöst bzw. von dieser abgelöst wird, kann sich das vorgespannte Element selbsttätig entspannen und auf diese Weise die erste Feder freigeben, die sich daraufhin ebenfalls selbsttätig entspannen kann. Alternativ kann aber auch ein die erste Feder blockierendes Element vorgesehen sein, das leicht an der Haut des Patienten anhaftet (zum Beispiel mit Hilfe eines Klebestreifens). Löst sich das Gehäuse von der Haut des Patienten, wird das an der Haut anhaftende Element relativ zum Gehäuse bewegt, so dass die Blockierung der ersten Feder aufgehoben werden kann.
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Gemäß einer bevorzugten Ausführung der Erfindung weist die Sicherheitseinrichtung eine zweite Feder auf, die dazu geeignet ist, sich beim Ablösen des Gehäuses von der Haut automatisch zu entspannen und dadurch die erste Feder freizugeben. Mit anderen Worten ist die zweite Feder während des Gebrauchs der Sicherheitskanüle vorgespannt. Diese Vorspannung wird dadurch, dass das Gehäuse an der Haut des Patienten anliegt, aufrecht erhalten. Sobald der durch die Haut auf die zweite Feder ausgeübte Druck nachlässt, kann sich diese entspannen und dadurch die erste Feder, bzw. deren proximales Ende, freigeben. Um die erste Feder zunächst zu blockieren, weist die zweite Feder bevorzugt ein Blockierelement auf, das mit der ersten Feder unmittelbar oder mittelbar in Eingriff treten kann. Das Blockierelement kann Teil der zweiten Feder sein, mit dieser integral verbunden sein oder an dieser angebracht sein. Das Blockierelement kann beispielsweise einen oder mehrere Rasthaken und/oder einen oder mehrere Stifte aufweisen, der oder die die erste Feder direkt oder indirekt blockieren kann/können. Bevorzugt weist das proximale Ende der ersten Feder eine Hülse mit einem Vorsprung auf, mit dem die Rasthaken oder Stifte des Blockierelements in Eingriff treten. Entspannt sich die zweite Feder, so werden die Rasthaken oder Stifte zurückgezogen, so dass die Hülse bzw. die erste Feder nicht länger blockiert wird und sich in proximaler Richtung entspannen kann.
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Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung weist die Sicherheitseinrichtung eine Abdeckeinrichtung auf, die dazu geeignet ist, bei bzw. nach dem Zurückziehen der Punktionskanüle in das Gehäuse die Spitze der Kanüle und/oder die distale Gehäuseöffnung zumindest teilweise abzudecken. Bevorzugt ist dabei die Abdeckeinrichtung dazu geeignet, bei bzw. nach dem Zurückziehen der Punktionskanüle die Spitze der Kanüle irreversibel abzudecken, so dass die Kanülenspitze nicht weiter zugänglich ist und das Verletzungsrisiko wirksam minimiert werden kann. Insbesondere verhindert die Abdeckeinrichtung bevorzugt ein erneutes Ausbringen der Kanülenspitze aus dem Gehäuse.
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Bevorzugt weist die Abdeckeinrichtung eine dritte Feder auf. Die dritte Feder ist während des Gebrauchs der Sicherheitskanüle bevorzugt ebenfalls vorgespannt und kann sich erst dann entspannen, wenn die Kanülenspitze vollständig in das Gehäuse zurückgezogen worden ist. Durch das dann erfolgende Entspannen der dritten Feder wird ein Abdeckelement, das Teil der dritten Feder sein kann oder an dieser angebracht sein kann, vor die Kanülenspitze geschoben. Das Abdeckelement weist bevorzugt eine Abdeckfläche und/oder ein bevorzugt elastomeres Dichtungselement auf, mittels derer/dessen die Kanülenspitze und/oder die distale Gehäuseöffnung zumindest teilweise abgedeckt werden kann, um einen Flüssigkeitsstrom durch die Kanüle zu reduzieren. Bevorzugt wird durch die Abdeckfläche und/oder das Dichtungselement die distale Gehäuseöffnung zumindest teilweise, bevorzugt vollständig, verschlossen, um einen Blutstau im Gehäuseinneren zu erzeugen, der einen vom Dialysegerät registrierbaren Druckanstieg verursacht. Außerdem hat das Abdeckelement bevorzugt die Funktion, ein Wiederaustreten der Kanülenspitze aus dem Gehäuse irreversibel zu verhindern. Falls das Abdeckelement als elastomere Rückschlagklappe oder als Rückschlagventil ausgebildet ist, kann die irreversible Verriegelung der Kanüle bevorzugt an anderer Stelle durch einen Rasthaken erfolgen
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Bei der ersten, zweiten und/oder dritten Feder kann es sich grundsätzlich um beliebige Federn oder Federmechanismen handeln. Für die erste Feder ist eine Schraubendruckfeder besonders vorteilhaft, da die Punktionskanüle durch diese hindurchgeführt werden kann. Bei der zweiten und/oder dritten Feder handelt es sich bevorzugt um eine Blattfeder, da diese platzsparend am inneren und/oder äußeren Gehäuserand angebracht werden kann. Besonders bevorzugt bilden dabei die zweite und dritte Feder eine einteilige Blattfeder mit zwei im Wesentlichen parallelen Federarmen, von denen einer die zweite Feder und einer die dritte Feder bildet.
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Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung ist die Sicherheitseinrichtung manuell blockierbar, um ein automatisches Zurückziehen der Punktionskanüle zu unterbinden. Bevorzugt ist hierfür ein Teil des Gehäuses mit Fingerkraft verformbar, so dass sich durch Zusammendrücken dieses verformbaren Gehäuseabschnittes die erste Feder und/oder die Punktionskanüle auch dann fixieren lässt, wenn sich die zweite Feder entspannt hat.
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Es wird ferner bevorzugt, dass die Kanüle gegenüber dem Gehäuse verdrehbar angeordnet ist. Bevorzugt lässt sich ein Verdrehen der Kanüle gegenüber dem Gehäuse manuell blockieren, bevorzugt durch Zusammendrücken des verformbaren Gehäuseabschnittes.
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Es ist ferner bevorzugt, dass die Sicherheitskanüle ausklappbare Griffflügel aufweist, die unter anderem dazu dienen, das Gehäuse an der Haut des Patienten zu fixieren. Bevorzugt lässt sich mittels dieser Griffflügel die Sicherheitseinrichtung und/oder ein Verdrehen der Kanüle gegenüber dem Gehäuse blockieren.
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Es ist ferner bevorzugt, dass das Gehäuse teleskopartig ausgebildet ist, um die Länge der Sicherheitskanüle möglichst gering zu halten.
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Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform weist das Gehäuse der Sicherheitskanüle eine lösbare Einrichtung auf, mittels derer ein Auslösen des Sicherheitsmechanismus vor Gebrauch der Sicherheitskanüle verhindert werden kann. Vor Gebrauch der Sicherheitskanüle und während des Einführens der Punktionskanüle in das Gewebe des Patienten liegt das Gehäuse der Sicherheitskanüle nicht an der Haut des Patienten an und kann somit beispielsweise die zweite Feder nicht in ihrer vorgespannten Position halten. Daher ist es bevorzugt, dass die lösbare Einrichtung den Sicherheitsmechanismus, das heißt zum Beispiel die zweite Feder, so lange blockiert, bis das Gehäuse an der Haut des Patienten anliegt. Anschließend kann die lösbare Einrichtung entfernt werden, um den Sicherheitsmechanismus zu aktivieren. Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform ist hierfür ein Klebestreifen vorgesehen, mit dessen Hilfe die zweite Feder an dem Gehäuse festgeklebt ist. Sobald das Gehäuse an der Haut des Patienten anliegt, kann der Klebestreifen entfernt werden, um den Sicherheitsmechanismus zu aktivieren. Alternativ könnte zu diesem Zweck auch ein lösbarer Stift oder Haken vorgesehen sein, der die zweite Feder blockiert und der nach dem Setzen der Kanüle entfernt werden kann.
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Dem Fachmann wird klar sein, dass ein automatisches Zurückziehen der Punktionskanüle in eine geschützte Position bei Ablösen des Gehäuses der Sicherheitskanüle von der Haut je nach Ausbildung der Sicherheitseinrichtung erst bei einem gewissen Mindestabstand zwischen Gehäuse und Haut erfolgen kann. Daher ist der Terminus ”Ablösen” im Kontext der vorliegenden Erfindung so zu verstehen, dass das Gehäuse im Bereich der Sicherheitseinrichtung (das heißt im Falle der bevorzugten Ausführungsform im Bereich der zweiten Feder) soweit von der Haut des Patienten entfernt wird, dass die entsprechende Sicherheitseinrichtung ausgelöst wird. Bevorzugt erfolgt dies bei einem Abstand zwischen Gehäuse und Haut des Patienten von mindestens 2 mm, stärker bevorzugt von mindestens 4 mm, besonders bevorzugt von mindestens 5 mm.
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Bevorzugt weist das Gehäuse ein Anschlussstück für einen Schlauch auf oder ist integral mit einem Schlauch verbunden.
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Die erfindungsgemäße Sicherheitskanüle lässt sich einfach und kostengünstig herstellen, gewährleistet ein hohes Maß an Sicherheit gegenüber Verletzungen und löst die eingangs erwähnten Probleme im Zusammenhang mit Dialysekanülen.
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Eine bevorzugte Ausführungsform der erfindungsgemäßen Sicherheitskanüle wird nachfolgend mit Bezug auf die Figuren im Detail beschrieben. Es zeigen:
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1 eine perspektivische Ansicht der bevorzugten Ausführungsform der erfindungsgemäßen Sicherheitskanüle;
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2 eine Draufsicht auf die Sicherheitskanüle der 1;
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3 eine Seitenansicht der Sicherheitskanüle gemäß 1;
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4 einer Vorderansicht der Sicherheitskanüle gemäß 1;
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5 eine seitliche Schnittansicht der Sicherheitskanüle gemäß 1;
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6 eine perspektivische Schnittansicht der Sicherheitskanüle gemäß 1;
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7 eine perspektivische Sicht der Sicherheitskanüle gemäß 1 mit zurückgezogener Kanülenspitze; und
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8 eine seitliche Schnittansicht der Sicherheitskanüle gemäß 1 mit zurückgezogener Kanülenspitze.
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Die 1 bis 4 zeigen eine bevorzugte Ausführungsform der erfindungsgemäßen Sicherheitskanüle in einer perspektivischen Ansicht, einer Draufsicht, einer Seitenansicht und einer Vorderansicht. Die Sicherheitskanüle weist ein Gehäuse 1, eine Punktionskanüle 2 mit angeschliffener Spitze 3, einen Schlauch 4 und zwei Griffflügel 5a und 5b auf. Die beiden Griffflügel weisen einen ringförmigen Vorsprung 6 bzw. eine ringförmige Nut 7 auf, die bei hochgeklappten Griffflügeln miteinander in Eingriff treten können. Das Gehäuse 1 weist zwei einander gegenüberliegende verformbare Gehäuseabschnitte 9a und 9b auf, in denen die Gehäusewand besonders dünn ausgebildet ist und/oder aus einem weichen Material besteht, so dass diese Gehäuseabschnitte leicht mit Fingerkraft deformiert werden können. Werden die beiden Griffflügel 5a und 5b nach oben geklappt, so dass sie mittels der Ringe 6 und 7 miteinander in Eingriff treten, so drücken die beiden Vorsprünge 8a und 8b auf den Griffflügeln 5a und 5b auf die verformbaren Gehäuseabschnitte 9a und 9b und blockieren so die Sicherheitseinrichtung.
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Die Sicherheitseinrichtung ist in den Schnittansichten der 5 bis 8 zu erkennen. Die Sicherheitseinrichtung weist unter anderem eine erste Feder 10 zum automatischen Zurückziehen der Punktionskanüle 2 auf, mit deren Hilfe die Punktionskanüle 2 aus der in den 5 und 6 dargestellten Position in eine geschützte Position in das Gehäuse zurückgezogen werden kann, wie dies in den 7 und 8 zu sehen ist. Während des Gebrauchs der Sicherheitskanüle ist die erste Feder 10 vorgespannt bzw. komprimiert, wie dies in 5 dargestellt ist. Dass distale Ende der ersten Feder 10 liegt am distalen Ende des Gehäuses 1 an und/oder ist mit diesem verbunden. Das proximale Ende der ersten Feder 10 ist mit einer Hülse 11 verbunden. Ferner ist das proximale Ende der ersten Feder 10 und/oder die Hülse 11 mit der Punktionskanüle 2 verbunden, so dass ein Expandieren der ersten Feder 10 aus dem in 5 dargestellten Zustand in den in den 7 und 8 dargestellten Zustand die Hülse 11 und die Punktionskanüle 2 in proximaler Richtung bewegt.
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Die Sicherheitseinrichtung weist ferner eine zweite Feder 12 und eine dritte Feder 13 auf, die in der dargestellten bevorzugten Ausführungsform als einteilige Blattfeder mit zwei Armen ausgebildet sind. Die zweite Feder 12 weist an ihrem distalen Ende zwei Rasthaken 12a auf, die mit einem ringförmigen Vorsprung 11a am distalen Ende der Hülse 11 in Eingriff treten (vgl. 6), so dass die Hülse 11 in ihrer in den 5 und 6 dargestellten distalen Position fixiert und die erste Feder 10 in ihrem komprimierten Zustand blockiert wird. Dadurch dass das Gehäuse während des Gebrauchs der Sicherheitskanüle an der Haut eines Patienten anliegt, wird die zweite Feder 12 entgegen ihrer Federkraft an die Gehäusewand angepresst, so dass die Rasthaken 12a in den ringförmigen Vorsprung 11a eingreifen. Löst sich das Gehäuse von der Haut des Patienten, kann die zweite Feder 12 von der Gehäusewand zurückfedern, wie dies in den 7 und 8 dargestellt ist, so dass die Rathaken 12a hinter dem ringförmigen Vorsprung 11a der Hülse 11 herausgleiten und dadurch die Hülse 11 bzw. die erste Feder 10 freigeben. Dies erlaubt der ersten Feder 10, sich selbsttätig zu expandieren, so dass deren proximales Ende sowie die Hülse 11 zusammen mit der Punktionskanüle 2 in proximaler Richtung bewegt werden, bis die Kanülenspitze 3 vollständig in das Gehäuse 1 der Sicherheitskanüle zurückgezogen ist.
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Sobald die Kanülenspitze 3 an dem an der dritten Feder 13 vorgesehenen Abdeckelement 13a vorbeigeglitten ist, entspannt sich die dritte Feder 13 derart, dass das Abdeckelement 13a zwischen die Kanülenspitze 3 und eine distale Gehäuseöffnung 14 gleitet, wie dies in den 7 und 8 zu sehen ist. Das Abdeckelement 13a verhindert somit, dass die Kanüle 2 wieder aus dem Gehäuse 1 hervortritt, und verschließt gleichzeitig die distale Gehäuseöffnung 14, was zu einem Blutstau im Inneren des Gehäuses 1 führt. Selbst wenn die distale Gehäuseöffnung 14 durch das Abdeckelement 13a nicht vollständig verschlossen wird, wird der Blutfluss durch das Abdeckelement 13a gehemmt, so dass innerhalb der Kanüle 2 bzw. innerhalb des Schlauchs 4 ein Druckanstieg erfolgt, der von einem angeschlossenen Dialysegerät registriert werden kann.
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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- DE 102009004018 A1 [0007]
- US 2006/0130591 A1 [0007]
- DE 19953068 A1 [0007]
- WO 99/24145 [0007]