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Die Erfindung betrifft eine Vorrichtung zum Festlegen von einem oder mehreren Haltepunkten auf einem Pferd, insbesondere eines Spezial-Kammdeckels und die Verwendung dieser Vorrichtung.
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Es ist bekannt Pferde zur Verbesserung oder zum Erlernen von Bewegungsabläufen einzusetzen, u.a. auch bei körperlichen Behinderungen oder nach Schlaganfällen. Angst, Stress Monotonie sowie kräftemäßige und koordinative Überforderung behindern allerdings das Erlernen von Bewegungsabläufen.
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Es ist nunmehr Aufgabe der vorliegenden Erfindung eine Vorrichtung zu schaffen, welche die Körperhaltung, insbesondere die Beckenaufrichtung und die Rumpfstabilität, verbessert.
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Die vorliegende Erfindung löst diese Aufgabe durch die Merkmale der Ansprüche 1 und 5.
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Dabei umfasst eine Vorrichtung zum Festlegen von einem oder mehreren Haltepunkten auf einem Pferd, insbesondere ein Spezial-Kammdeckel, ein Gerüst, zum Auflegen auf den Rücken des Pferdes und Befestigungsmittel zur Fixierung dieser Vorrichtung. Erfindungsgemäß weist das Gerüst eine Beinauflage für eine zu therapierende Person auf.
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Durch die Beinauflage erfolgt ein Aufrichten der zu therapierenden Person auf dem Rücken des Pferdes (bei Einsatz eines Spezial-Kammdeckels). Dieses Aufrichten ist die Grundlage für eine verbesserte Körperhaltung.
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Vorteilhafte Ausgestaltungen der Vorrichtung sind Gegenstand der Unteransprüche.
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Die Beinauflage ist vorzugsweise als Hörner ausgebildet. Hörner im Sinne der vorliegenden Anmeldung sind zylindrische oder kegelförmige Körper, welche seitlich vom Pferd aus der Vorrichtung herausragen. Dabei bildet je ein Horn und das Gerüst des Spezial-Kammdeckels vorzugsweise einen nach oben geöffneten Winkel von 70–120° aus, so dass die Beine nicht von den Hörnern r utschen können.
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Das Gerüst weist im Wesentlichen eine symmetrische Form auf, so dass die Kraft, die durch die Auflage der Oberschenkel auf die Beinauflage ausgeübt wird, sich gleichmäßig rechts und links verteilt. Zudem weist die Vorrichtung eine Kammer zur Aufnahme des Widerristes des Pferdes auf.
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Alternativ oder zusätzlich zu der Beinstütze weist das Gerüst der erfindungsgemäßen Vorrichtung einen Haltebügel mit Griffflächen für zwei Personen auf. Dadurch kann die Körperhaltung der auf dem Pferd sitzenden und zu therapierenden Person durch eine umgreifende zweite sichernde Person, die ebenfalls auf dem Pferd sitzt, korrigiert werden. Durch diese Korrektur wird, besonders im Anfangsstadium des Muskulatur- und Rückentrainings, bereits eine gute Körperhaltung ausgebildet. Die Griffflächen geben dabei der zu therapierenden Person und der dahinter sitzenden umgreifenden Person sicheren Halt.
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Vorteilhafte Ausgestaltungen der erfindungsgemäßen Vorrichtung sind Gegenstand der Unteransprüche.
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Dabei ist es besonders von Vorteil, wenn die lichte Höhe des Haltebügels vom Gerüst mindestens 10 cm, vorzugsweise mindestens 20 cm, beträgt. Durch einen derart hoch aufgerichteten Haltebügel kann sich die zu therapierende Person besser in eine aufrechte Sitzposition ziehen und sich auf dem hoch ausgeformten Haltebügel besser abstützen. Dadurch können die Arme zusätzlich zur Rückenpartie einen Teil der Kraft, die durch die Fortbewegung des Pferdes auf die Person wirkt, abfangen.
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Der Haltebügel weist vorteilhaft eine bogenförmige Grifffläche oberhalb des Gerüstes und zwei Schenkel auf, welche die bogenförmige Grifffläche mit dem Gerüst verbinden. Die zu therapierende Person kann daher von oben am Haltebügel anfassen und sich besser in eine aufrechte Position ziehen, während die Schenkel des Haltebügels zusätzlich eine optimale Grifffläche für die seitlich umgreifende Arme und Hände der dahinter sitzenden sichernden Person bieten.
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Haltebügel und Beinauflage ergänzen sich dabei optimalerweise, so dass die Armkraft und Beinkraft, insbesondere der Oberschenkel, die aufrechte Haltung und die Rückenmuskulatur einer Person beim Sitzen auf dem Pferd unterstützen können.
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Es ist von Vorteil, wenn das Gerüst aus Metall besteht, wobei der Haltebügel und/oder die Beinauflage am Gerüst angeschweißt oder eingeschraubt sind. Bei der eingeschraubten Variante sind die Höhe der Hörner und die Position des Haltebügels, je nach Person, unterschiedlich einstellbar. So kann die Vorrichtung universeller, beispielsweise für Kinder als auch für Erwachsene genutzt werden. Bei der verschweißten Variante ist die Vorrichtung insgesamt langlebiger.
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Die Vorrichtung kann besonders vorteilhaft zur Sitzschulung sowohl im Behinderten- oder Regelreitsport, insbesondere im Reha- und Präventionssport, eingesetzt werden. So können Haltungsschäden von Kindern und Erwachsenen korrigiert werden. Schlaganfallpatienten kann eine bessere Sitzposition – ja sogar das Autofahren – wieder ermöglicht werden oder es kann auch einfach nur bei Personen mit langjähriger Bürotätigkeit ein Training der sonst nur wenig beanspruchten Rückenmuskulatur gewährt werden.
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Nachfolgend wird die Erfindung anhand der beiliegenden Figuren näher erläutert. Sie zeigen:
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1 eine schematische Vorderansicht eines erfindungsgemäßen Spezial- Kammdeckels;
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2 eine Perspektivansicht des Spezial-Kammdeckels; und
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3 eine seitliche Darstellung der Sitzposition einer Person unter Verwendung des Spezial-Kammdeckels.
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1 zeigt eine Vorrichtung zum Festlegen von einem oder mehreren Haltepunkten auf einem Pferd, welche als ein Spezial-Kammdeckel 1 ausgebildet ist.
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Eine derartige Vorrichtung wird in der vorliegenden Ausführungsvariante durch einen Sattelgurt gesichert, wodurch Haltepunkte geschaffen werden. Dieser Sattelgurt befindet sich beidseitig in der Nähe des Schulterbereichs und umschließt den Bauchbereich des Pferd, wie dies u.a. in 3 dargestellt ist.
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Dabei wird der Person ein sicherer Sitz ermöglicht, wobei sich diese gut an einem daran befestigen Griff festhalten kann, was eine erhöhte Sicherheit beim Reiten gewährleistet.
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In 1 und 2 weist der Spezial-Kammdeckel 1 ein Gerüst 2 zum Auflegen auf dem Rücken des Pferdes und gurtförmige Befestigungsmittel 3 bzw. den Sattelgurt auf. Dabei ist das Gerüst vorzugsweise zumindest abschnittsweise aus Metall gefertigt und vorzugsweise mit Stoff oder Leder ausgekleidet.
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Das Gerüst 2 ist in der Vorderansicht sattelähnlich aufgebaut. Anders als ein Sattel befindet sich der Spezail-Kammdeckel 1 bei dessen bestimmungsgemäßer Verwendung vor einer zu therapierenden Person und dient somit nicht als Sitz. Dies ist u.a. auch aus 3 ersichtlich. In einer weniger bevorzugten Ausführungsvariante kann die erfindungsgemäße Vorrichtung allerdings auch als Sattel oder Reitgurt ausgebildet sein.
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Der Spezial-Kammdeckel 1 ist im Wesentlichen symmetrisch aufgebaut und weist an seinem Mittelbereich eine Kammer bzw. Sattelkammer 4 auf, in welche der Widerrist des Pferdes aufgenommen werden kann. Im Bereich der Sattelkammer 4 weist der Spezial-Kammerdeckel1 vorzugsweise ein festes Kopfeisen auf, welches mit Leder bezogen ist, um bei Belastung den Widerrist des Pferdes zu schützen und besseren Halt zu gewährleisten.
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Das Gerüst 2 weist zudem schmale Beinpolster 5 auf, welche vorzugsweise mit Leder ausgekleidet und ggf. gefüttert sind. Randseitig weisen die Beinpolster 5 Ringe 6 zum Befestigen von Ausbindern auf.
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Der Spezial-Kammdeckel 1 weist zudem Befestigungsmittel 3 in Form von Gurtstrippen auf, zum Befestigen des Sattelgurtes am Pferd. Unterhalb des Spezial- Kammdeckels 1 kann eine Pferdedecke 11, vorzugsweise ein Filz-Pad, angeordnet sein, welche vor dem Befestigen des Kammdeckels 1 dem Pferd auf den Rücken gelegt wird.
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Der Spezial-Kammdeckel 1 weist zudem einen Haltebügel 7 mit Griffflächen für zwei Personen 8, 9 auf. Ein derartiger Haltebügel 7 ermöglicht eine zusätzliche Absicherung einer auf dem Pferd sitzenden Person durch eine zweite dahinter sitzende Person. Diese zweite Person kann die erste Person umgreifen und sich ebenfalls am Haltebügel 7 festhalten. Dies ist besonders hilfreich im Bewegungsaufbautraining und in der Sitzschulung, bei Personen beispielsweise die durch einen Schlaganfall noch keine volle Kontrolle über Muskelfunktionen erlangt haben. Sowohl für Kindern, Sehbehinderte und Blinde ist ein solcher Haltebügel 7 hilfreich und schafft größere Sicherheit. Gleichzeitig kann die zweite Person die zu therapierende Person aufrichten und dadurch für eine geradere Sitzhaltung sorgen. Dabei kann die vordere Person sich an der ersten, vorzugsweise bogenförmigen Grifffläche 8 hochziehen und wird durch die hintere zweite Person gestützt, so dass kein Zusammensacken erfolgt und eine krummen Körperhaltung vermieden wird. Die hintere Person hält sich dabei an den Schenkeln des Haltegriffes 7 fest, welche die zweite Grifffläche 9 bilden. Dabei umgreift die hintere Person die vordere Person.
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1 und 2 zeigen zudem eine Beinauflage 10 in Form von Hörnern, welche seitlich aus dem Gerüst herausragen. Durch die Beinauflage erfolgt ein großes Sitzdreieck, ähnlich dem Sitzen auf einem Stuhl, was das Aufrichten des Beckens der auf dem Pferd sitzenden Person erleichtert, wie dies in 3 dargestellt ist. Dabei wird die Beinauflage 10 optimal durch den Haltebügel 7 ergänzt.
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Das Gerüst 2 besteht aus Metall, inklusive des Haltebügels 7 und der Beinauflage 10. Das Gerüst 2 verläuft vorzugsweise bis etwa 5 cm unter den Hörnern entlang.
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Die Beinauflage 10 und/oder der Haltebügel 7 sind vorzugsweise auf zwei Arten am Gerüst 2 festgelegt. Entweder sind der Haltebügel 7 und/oder die Beinauflage 10 am Gerüst 2 angeschweißt oder der Haltebügel 7 und/oder die Beinauflage 10 sind im Gerüst 2 eingeschraubt. Dabei ist die angeschweißte Variante ist langlebiger und die eingeschraubte Variante ist variabler zu verstellen.
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Der Spezial-Kammdeckel 1 ermöglicht eine sichere, schnelle und sehr gute Verbesserung der Balance, sowie den Aufbau der Rückenmuskulatur, sowohl für Kinder und Erwachsene im Regelsport als auch für leichte bis schwerste körperliche Behinderungen. Es kann eine ausgezeichnete Becken- und Rückenschule durchgeführt werden, als auch einer neurologischen Bewegungsschule, die so erfolgreich mit anderen Hilfsmitteln nicht zu erreichen ist. Mit diesem Spezial- Kammdeckel ist die Bewegungsschulung in allen drei Gangarten (Schritt, Trab und Galopp) sicher ab der ersten Trainingseinheit mit jeder Person möglich.
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Dabei erfolgt, aufgrund der Sitzpositionierung, ein Einschwingen der Bewegungen des Pferdes über die Beinauflage durch den Rumpf des Reiters und in die Extremitäten. Dadurch erfolgt auch die Kräftigung kleinerer und tiefer gelegener Muskelgruppen. Zusätzlich werden menschliche Bewegungsabläufe, durch die Grundgangarten des Pferdes – Laufen (Schritt), Rennen (Trab) und Hüpfen (Galopp) – perfekt vom Pferd auf den Sitzenden übertragen. Dies ist u.a. auf die größere Auflagefläche und den näheren Kontakt der Person mit dem Rückenmuskel des Pferdes zurückzuführen, welcher durch die Beinauflage erreicht wird.
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Die Bewegungserfahrung kann dadurch auch blinden oder gehbehinderten Menschen vermittelt werden, welche nicht in der Lage waren/sind zu laufen, zu rennen oder zu hüpfen.
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Das Anwendungsspektrum für den Spezial-Kammdeckel 1 ist vielfältig. Er kann vorzugsweise zur Angsttherapie im Allgemeinen, zum Rehasport insbesondere als Becken-, Rücken- und Laufschule (insbesondere für Schlaganfall- und Querschnittspatienten), Gleichgewichtsschulung, zur Behandlung von Depressionen oder zur Verbesserung der Funktion der inneren Organe (Verbesserung der Atemtechnik, Herzfrequenz, Durchblutung von Bauchspeicheldrüse und Nieren, Verbesserung der Darmtätigkeit), sowie ergänzend zur Sitzschulung für Reitanfänger und Fortgeschrittene eingesetzt werden.
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Der Spezial-Kammdeckel 1 ist nicht auf das aufgeführte Ausführungsbeispiel beschränkt. So können auch verschiedene Haltebügelvarianten und Beinauflagen variiert werden, um beispielsweise bei Kindern oder Patienten, die lediglich minimal ausspreizen können, die Nutzung des Spezial-Kammdeckels zu ermöglichen.
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Bezugszeichenliste
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- 1
- Spezial-Kammdeckel
- 2
- Gerüst
- 3
- Befestigungsmittel
- 4
- Sattelkammer
- 5
- Beinpolster
- 6
- Ringe
- 7
- Haltebügel
- 8
- Grifffläche (erste Person)
- 9
- Grifffläche (zweite Person)
- 10
- Beinauflage
- 11
- Satteldecke
- α
- Winkel