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Die Erfindung betrifft ein Sehnennahtbesteck zur Wiedervereinigung durchtrennter Beuge- und Strecksehnen an Händen und Füßen sowie zur Rekonstruktion von Achillessehnen.
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Es sind Vorrichtungen zur Herstellung einer Sehnen-Stoßnaht bekannt, bei denen eine Kombination von geflochtenem Drahtseil, Nadeln und Haken zur Wiedervereinigung von durchtrennten Sehnen benutzt wird.
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So wird gemäß
DE 3227984 C2 eine Vorrichtung vorgeschlagen, die aus einem Zugmittel mit zwei Zugmittelenden und Blockiermittel besteht, wobei das Zugmittel mit einem Zugmittelende nadelartig und die Stoßstelle überbrückend in den einen der zu verbindenden Sehnenstümpfe einführbar sowie aus dem anderen Sehnenstumpf wieder herausführbar ist, wobei ferner eines der Zugmittelenden mit einem festen Blockiermittel versehen ist und an das freie Zugmittelende ein anderes Blockiermittel anschließbar ist. Als Zugmittel wird ein Drahtseil verwendet. Der an das freie Zugmittelende anschließbare Haken wird mittels Pressverbindung auf dem Zugmittel befestigt. Für die Befestigung des Ankers am Seil wird eine Klemmhülse verwendet. Hiermit soll aktive Übungsstabilität erreicht werden.
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Die Adaptation der Sehnenstümpfe durch Doppelankernaht reicht jedoch nicht aus, um bei postoperativ einsetzender, aktiver Übungsbehandlung eine Dehiszenz der Sehnenenden zu verhindern. Es kommt zur Konzentration der Verankerungskräfte, die eine zusätzliche Schädigung der Sehne bedingen können. Das verwendete Nahtmaterial ist u. U. unverträglich, kann brechen und erfordert ggf. einen notwendigen Zweiteingriff zur Entfernung. Die Klemmhülse des zweiten Ankers garantiert keine ausreichende Arretierung am Nahtmaterial.
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In
DD 297911 A5 wird ein Sehnennahtbesteck offenbart, welches dadurch gekennzeichnet ist, daß es aus einem zentralen, resorbierbaren Doppelfaden besteht, auf dem sich ein primär fester, resorbierbarer Häkchenanker befindet, aus dessen peripherem Ende zwei separate, resorbierbare, monofile Fäden heraustreten, die jeweils mit einem Teil einer Teleskopnadel fest verbunden sind. Ein zweiter, sekundär aufschiebbarer Häkchenanker weist in seinem Hülsenansatz je eine mediale und laterale Perforationsöffnung auf und der zentrale Doppelfaden besitzt an seinen anderen beiden Enden ebenfalls je einen Anteil einer Teleskopnadel. Beide Häkchenanker liegen partiell den Sehnenenden auf, also nicht komplett intratendinös.
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Darstellung der Erfindung
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Die Erfindung stellt sich die Aufgabe, ein Sehnennahtbesteck zu entwickeln, mit dem die Verankerungskräfte verteilt und die Reißfestigkeit erhöht werden kann und das für das Sehnengewebe weitgehend unschädlich ist. Weiterhin ist es die Aufgabe, daß das Nahtbesteck die primäre, aktive Übungsstabilität durchtrennter Sehnen gewährleistet.
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Das erfindungsmäßige Sehnennahtbesteck besteht aus einem zentralen, resorbierbaren Material, an dessen peripheren Enden mindestens je ein separater, resorbierbarer, monofiler Faden heraustritt, der jeweils mit einer Nadel fest verbunden ist und dadurch gekennzeichnet ist, daß er ein Faden oder Doppelfaden ist, auf dem sich proximal und distal mindestens zwei primär feste, resorbierbare, entgegengesetzt fest angebrachte Häkchendoppelanker befinden.
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Einfache Häkchendoppelanker-Variante
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In einer Ausführungsform befindet sich auf dem Faden oder dem Doppelfaden ein primär fester, resorbierbarer, entgegengesetzt angebrachter Häkchendoppelanker. Zwischen den gegenläufigen, multiplen Häkchendoppelankern befindet sich ein häkchenfreies Areal.
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Schmale Plättchen-Variante
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Eine zweite Variante des Sehnennahtbestecks besteht aus einem zentralen, resorbierbaren Plättchen, an dessen peripheren Enden mindestens je ein separater, resorbierbarer, monofiler Faden heraustritt, der jeweils mit einer Nadel fest verbunden ist und dadurch gekennzeichnet ist, daß das Material ein zentrales, resorbierbares, multipel perforiertes, an den Enden dreieckförmig auslaufendes Plättchen ist. Die Plättchenseiten erreichen die Sehnenränder nicht.
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Breite Plättchen-Variante
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Das zentrale Plättchen ist in einer weiteren Ausführungsmodifikation bis zum medialen und lateralen Sehnenrand verbreitert. Es weist einen kompletten, perforationsfreien Rand sowie einen ebenfalls perforationsfreien Mittelsteg auf. Die Perforationszonen sind medial und lateral zwischen dem perforationsfreien Rand und dem perforationsfreien Mittelsteg angeordnet.
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Kombinierte Häkchen-Plättchen-Variante
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Die aus dem zentralen Plättchen heraustretenden Fäden sind in einem vierten Ausführungsbeispiel jeweils multipel mit Häkchendoppelankern besetzt und mit diesen fest verbunden. Die Verlaufsrichtung der Häkchendoppelanker zeigt sich am proximalen Faden gegenläufig zur Verlaufsrichtung der Häkchendoppelanker am distalen Faden.
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Multiple Häkchen-Variante
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Eine fünfte Variante entspricht der einfachen Häkchendoppelanker-Variante mit dem Unterschied, daß sich distal und proximal jeweils mehr als zwei Häkchenanker befinden.
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Das vorliegende Nahtbesteck ermöglicht bei geringer Traumatisierung eine optimale Entlastung der Sehnenenden und schließt Nachteile metallischen Nahtmaterials aus.
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Ausführung der Erfindung
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Die Erfindung soll nachstehend an einem Ausführungsbeispiel näher erläutert werden. In den zugehörigen Zeichnungen zeigen:
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1 die Vorderansicht des eingebrachten Sehnenbestecks (Häkchen-Variante)
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1.1. den Schnitt A-A gemäß 1
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2 die Vorderansicht des eingebrachten Sehnennahtbestecks (Häkchen-Variante 2, multiple Häkchenvariante)
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2.1. den Schnitt A-A gemäß 2
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3 die Vorderansicht des eingebrachten Sehnennahtbestecks (Plättchen-Variante)
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3.1. den Schnitt A-A gemäß 3
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4 die Vorderansicht des eingebrachten Sehnennahtbestecks (kombinierte Häkchen-Plättchen-Variante)
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4.1. den Schnitt A-A gemäß 4
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5 eine Modifikation der Plättchen-Variante (breite Plättchen-Variante)
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Beispiel 1: In 1 besteht das Sehnennahtbesteck aus einem zentralen, resorbierbaren Doppelfaden 4.1., auf dem sich zwei primär feste, resorbierbare, entgegengesetzt fest angebrachte Häkchendoppelanker 5 und 6 befinden, aus deren peripheren Enden je zwei separate, resorbierbare, monofile Fäden 8 heraustreten, die jeweils mit einem Teil einer hier nicht gezeigten Teleskopnadel fest verbunden sind. (Häkchen-Variante) 1.1. zeigt einen Schnitt A-A gemäß 1
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Beispiel 2: Eine Abwandlung der Häkchen-Variante wird in 2 gezeigt. 2.1. zeigt den Schnitt A-A gemäß 2. Hier besteht das Sehnennahtbesteck aus einem zentralen, resorbierbaren Faden 4.1., auf dem sich multiple, primär feste, resorbierbare, entgegengesetzt fest angebrachte Häkchendoppelanker 5 und 6 befinden, aus deren peripheren Enden je ein separater, resorbierbarer, monofiler Faden 8 heraustritt, der jeweils mit einer Nadel fest verbunden ist. Der zentrale Faden 4.1. weist zwischen den gegenläufigen multiplen Häkchendoppelankern 5 und 6 ein häkchenfreies Areal auf.
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Beispiel 3: 3 zeigt die Vorderansicht des eingebrachten Sehnennahtbestecks in der Plättchen-Variante. Bei der Plättchen-Variante besteht das Sehnennahtbesteck aus einem zentralen, resorbierbaren, multipel perforierten, beidendig dreieckförmig auslaufenden Plättchen 4.2., aus dessen peripheren Enden 5.1. und 6.1. zwei separate, resorbierbare, monophile Fäden 8 heraustreten, die jeweils mit einem Teil einer Teleskopnadel fest verbunden sind. Die Perforationen des Plättchens sind kreisrund.
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Beispiel 4: Das Sehnennahtbesteck besteht in 4 (kombinierten Häkchen-Plättchen-Variante) aus einem zentralen, resorbierbaren, multipel perforierten, beidendig dreieckförmig auslaufenden Plättchen 4.2., an dessen peripheren Enden je ein separater, resorbierbarer, monofiler Faden 4.1. heraustritt, der jeweils mit einer geraden Nadel fest verbunden ist. Die aus dem Plättchen heraustretenden Fäden sind jeweils multipel mit Häkchendoppelankern 5 und 6 besetzt und fest verbunden. Ihre Verlaufsrichtung zeigt sich am proximalen Faden gegenläufig zur Verlaufsrichtung der Häkchendoppelanker 5 und 6 am distalen Faden. Sowohl die Häkchendoppelanker 5 und 6 mit zentralem Faden 4.1. als auch das Plättchen 4.2. befinden sich nach Ausführung der Sehnenrekonstruktion komplett intratendinös.
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Die multiplen Perforationsöffnungen im Plättchenanteil des Sehnennahtbestecks stellen ein zusätzliches, entscheidend stabilisierendes Verankerungsprinzip bei der Rekonstruktion von Sehnen dar.
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Beispiel 5: 5 zeigt eine Modifikation der Plättchen-Variante. Das zentrale Plättchen 4.2. ist jetzt bis zum medialen und lateralen Sehnenrand verbreitert. Es weist einen kompletten, perforationsfreien Rand 11, sowie einen ebenfalls perforationsfreien Mittelsteg 7 auf. Die kreisrunden Perforationszonen 2 beschränken sich medial und lateral auf die Areale zwischen dem perforationsfreien Rand 1 und den perforationsfreien Mittelsteg 7. Das Plättchen 4.2. befindet sich unverändert komplett intratendinös. Alle anderen Parameter des Sehnennahtbestecks bleiben unverändert.
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Für die Wiedervereinigung durchtrennter Beuge- und Strecksehnen an Händen und Füßen sowie zur Rekonstruktion von Achillessehnen fädelt man mit der Teleskopnadel (Häkchen-Variante) das distale Sehnenende 2 vom Zentrum der Durchtrennungsfläche auf, bis der erste Häkchendoppelanker 6 komplett intratendinös liegt. Bei der Häkchen-Variante 2 wird bis zur Grenze zwischen den gegenläufigen Ankern aufgefädelt. Die Arretierung der Anker erfolgt durch einen kurzen Ruck. Ebenso wird mit dem proximalen Sehnenende 1 verfahren. Beide Sehnenenden 1 und 2 sind jetzt Stoß auf Stoß 3 fest adaptiert. Das Sehnennahtbesteck liegt komplett intratendinös.
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Treten aus den peripheren Enden zwei separate, resorbierbare, monofile Fäden 8 heraus, so werden die beiden Nadeln voneinander getrennt und schnürsenkelartig jeweils in die jeweilige Sehnenperipherie geführt. Abschließend erfolgt jeweils eine Verknotung der Fadenenden 8 sowie Rückführung derselben jeweils an den Seiten der Sehnenstümpfe 1 und 2 Zickzackförmig bis auf Höhe der Adaptation, wo sie jeweils mit dem Fadenende der Gegenseite verknotet 10 werden. In den 3 und 5 ist die Fadenführung 9 gezeigt. Bei der verbreiterten Plättchen-Variante (5) werden bei der rückläufigen Fadenführung aus Stabilitätsgründen die jeweiligen Plättchenränder mitgefasst.
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Die Sehnenstümpfe 1 und 2 sind am Sehnenstoß 3 zusammengeführt. Der Faden 4.1. verbindet mit den Häkchenankern 5 und 6 die Sehnenstümpfe 1 und 2 in der Häkchen-Variante bzw. mit dem distalen und proximalen Plättchenanteil 4.2. bei der Plättchen-Variante. Ebenso sind die Sehnenstümpfe 1 und 2 mit dem distalen und proximalen Häkchen-Plättchenanteil 4.2. und Häkchenketten 5 und 6 bei der kombinierten Häkchen-Plättchen-Variante verbunden. Bei der Modifikation der Plättchen-Variante wird beim abschließenden zickzackförmigen Rückführen der Fäden der mediale und seitliche Rand 11 des zentralen Plättchens 4.2. mitgefasst. Dadurch sowie durch den perforationsfreien Mittelsteg 7 wird die Zugfestigkeit des Sehnennahtbestecks wesentlich erhöht.
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Das vorliegende Sehnennahtbesteck ermöglicht bei geringer Traumatisierung eine optimale Entlastung der Sehnenenden und schließt die Nachteile metallischen Nahtmaterials aus.
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Das biochemische/biophysikalische Wirkungsprinzip der zentralen, übungsstabilen, resorbierbaren Sehnennaht kann wie folgt beschrieben werden. Das Prinzip des Rekonstruktionsmechanismus verletzter Sehnen bei Anwendung des benannten Sehnennahtbestecks besteht in einem harmonischen, gewebeschonenden Zusammenspiel zwischen primär physikalischen Stabilisationsparametern der verschiedenen Bestandteile des Sehnennahtbestecks sowie sekundär biochemischer Stabilität der wiedervereinigten Sehnenstümpfe im Zuge des fortschreitenden Zusammenwachsens.
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Nach Abschluß des Rekonstruktionsprozesses (Sehnenheilung) ist das verwendete Nahtmaterial (Nahtbesteck) komplett resorbiert (ca. 30 bis 50 Tage/Gewebeschonung). Der Resorbierungszeitraum des Nahtmaterials wurde so gewählt, daß in dem Maße die Reißfestigkeit des Nahtbestecks abnimmt und im gleichen Zeitraum durch die Sehnenregeneration die Reißfestigkeit des zusammenwachsenden Sehnengewebes wieder zunimmt. Das harmonische Ineinandergreifen dieser beiden gegenläufigen Prozesse gewährleistet die primäre Übungsstabilität der rekonstruierten Sehne. Als wesentliche Neuheit kommt hierbei der Umstand zum Tragen, daß sofort nach Einbringen des Nahtbestecks das Sehnengewebe durch die multiplen Perforationen des Nahtbesteckplättchens wächst und damit entsprechend der Perforationen Halte- bzw. Stabilisationspunkte entwickelt. Im zentralen Längsquerschnitt der rekonstruierten Sehne entstehen damit (täglich im Zuge der Sehnenheilung zunehmend) eine Vielzahl von Verankerungs- bzw. Widerstandszonen gegen die unmittelbar nach Ende der Naht einsetzenden Zugkräfte. Sie entlasten damit wirkungsvoll die Adaptationsregion des proximalen und distalen Sehnenendes, so daß hier ein ungestörtes Zusammenwachsen erfolgen kann.
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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- DE 3227984 C2 [0003]
- DD 297911 A5 [0005]