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Die Erfindung betrifft einen genähten, konfektionierten Fingerhandschuh, insbesondere aus Textilmaterial, Leder oder Kunststoff, mit einem Handschuhkörper und Handschuhfingern, wobei der Handschuh eine vorderseitige Innenhandfläche und einen rückseitigen Handschuhrücken aufweist, welche an ihren äußeren Konturlinien mit Ausnahme eines Einsteckbereichs zum Einschieben der Hand in den Handschuh mittels Nähten zusammengenäht sind.
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Derartige genähte Fingerhandschuhe sind schon lange bekannt und werden bereits seit der Antike aus den verschiedensten Materialen wie Fell, Leder, Textilstoff – in neuerer Zeit auch unter Verwendung von Kunststoffen – hergestellt. Die Handschuhe finden vielfältige Verwendung, zum Beispiel im Arbeitsbereich als Schutzhandschuhe zum Schutz der Hände gegen Kälte, Hitze oder gegen Hautverletzungen bei groben mechanischen Handarbeitsgängen, im beruflichen Bereich, beispielsweise als Pilotenhandschuhe oder als Rennfahrerhandschuhe, aber auch als dekorativer Teil einer eleganten Bekleidung, etwa in Form von Ball- oder Uniform-Handschuhen sowie im Sportbereich, beispielsweise als Skihandschuhe, als Torwart-Handschuhe, als Kletterhandschuhe oder in ähnlichen Funktionen.
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Die Herstellung solcher konfektionierten Fingerhandschuhe erfolgt dabei in der Regel durch Zusammennähen eines vorgefertigten Handschuhrückens mit einer ebenfalls vorgefertigten Innenhandfläche, wobei der hohle Handschuhkörper und die ebenfalls hohlen Handschuhfinger gebildet werden. Die dabei entstehenden Nähte verlaufen insbesondere auch längs der Seiten der Handschuhfinger.
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Üblicherweise werden Fingerhandschuhe entweder mit einer Innen- oder einer Außennaht genäht.
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Aus
US 6,006,359 A ist beispielsweise ein Sporthandschuh mit Innennähten im Bereich der Fingerspitzen beschrieben. Die
DE 842 631 B zeigt u. a. einen Handschuh, dessen Oberhandteil einschließlich Daumenteil mit Maschinen-W-Außennaht vernäht ist, während das Unterhandteil einschließlich Daumenteil mit Handschuhnähmaschineninnennaht ausgeführt ist.
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Eine Außennaht wird hauptsächlich bei Modehandschuhen verwendet, bei denen es auf kein sehr gutes Tastgefühl ankommt und die nach außen liegenden Nahtstellen keiner großen mechanischen Belastung ausgesetzt sind.
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Die meisten Handschuhe werden aber mit einer Innennaht („Linksnaht”) genäht, wobei der Handschuh nach dem Nähen auf rechts gewendet wird, so dass die Nahtstelle innen im Handschuh liegt. Ein großer Vorteil ist hierbei, dass man dadurch wesentlich taktilere Handschuhe erhält und die Naht mechanisch geschützt innen liegt. Der Hauptnachteil liegt allerdings in einem geringeren Tragkomfort, da die innen liegenden Nähte etwas drücken und somit störend wirken können.
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Obgleich dieser „klassische” Fingerhandschuh nun schon seit vielen Zeitaltern erfolgreich seinen Dienst tut, indem er die Hand des Anwenders vor schädlichen Umwelteinflüssen zuverlässig schützt ohne dabei – wie etwa beim Fausthandschuh – die Beweglichkeit seiner Finger allzu sehr einzuschränken, fehlt beim Tragen eines – vor allem mit Außennaht genähten – Fingerhandschuhs gerade während sehr feinfühliger Tätigkeiten oftmals eben dennoch das nötige „Fingerspitzengefühl”.
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Daher werden vom Benutzer bisweilen die oberen Teile im Bereich der Fingerspitzen von einem oder mehreren Handschuhfingern oder ganze Fingerlinge des Handschuhs entfernt, damit die dann frei liegenden Fingerkuppen wieder ein feines Tastgefühl sowie eine erhöhte Beweglichkeit in ihrer „Arbeitsumgebung” entwickeln können. Dies kann etwa bei der Ausübung des Klettersportes günstig sein, wo die Fingerspitzen die Umgebung des Kletterers auch an Stellen erkunden sollen, in die er mit den Augen noch nicht einsehen kann, und wo die „nackten” Finger schon in sehr kleinen Felsspalten einen gewissen Halt finden.
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Allerdings hat ein bloßes Abschneiden von Teilen der Handschuhfinger bei einem – gattungsgemäß – genähten Fingerhandschuh den erheblichen Nachteil, dass beim Abtrennen dieser Fingerteile zwangsläufig auch der Nähfaden des Handschuhs an der entsprechenden Stelle durchtrennt wird. Ohne aufwändige weitere Behandlung, wie etwa ein Verschweißen der „Fingerstümpfe” an den „beschnittenen” Partien des Fingerhandschuhs, wird wohl in der Regel – früher oder später – an den Schnittstellen die Handschuhnaht aufgehen und der Fingerhandschuh zumindest teilweise in Auflösung übergehen, was dann überhaus lästig und hinderlich bei der gerade durchgeführten „manuellen Tätigkeit mit Handschuh” sein kann. Außerdem ist ein derart irreversibel „verschnittener” Handschuh dann keine Neuware mehr und kann nur noch individuell und in der vom „Beschneider” beabsichtigten speziellen Funktion benutzt werden.
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Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es demgegenüber, mit möglichst einfachen technischen Mitteln unaufwändig und kostengünstig einen gattungsgemäßen Fingerhandschuh der eingangs beschriebenen Art bereit zu stellen, mit dem der Träger einerseits ein optimales Tastgefühl an den Fingerspitzen erhält, wo es besonders auf die Taktilität ankommt, aber andererseits dennoch nicht generell auf den Tragekomfort der außen liegenden Nähte verzichten muss.
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Erfindungsgemäß wird diese Aufgabe auf ebenso überraschend einfache wie wirkungsvolle Weise dadurch gelöst, dass die Nähte im Bereich der Fingerspitzen der Handschuhfinger als Innennähte und überall sonst als Außennähte ausgeführt sind.
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Die Erfindung beruht also im Wesentlichen darauf, einen Fingerhandschuh herzustellen, bei dem beide oben beschriebenen, bisher ausschließlich alternativ eingesetzten Techniken kombiniert werden. Die Fingerspitzen der Handschuhe werden bei der Erfindung mit einer Linksnaht versehen und alle übrigen Nähte mit einer außen liegenden Naht. Durch die erfindungsgemäße Nähtechnik erhält man gerade im Bereich der Fingerspitzen Handschuhe mit deutlich verbesserter Taktilität, wobei die Naht dort geschützt innen liegt. Der Tragkomfort im übrigen Bereich des Fingerhandschuhs bleibt jedoch optimal erhalten, da hier keine innen liegenden Nähte drücken oder störend wirken können.
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Besonders bevorzugt sind Ausführungsformen der Erfindung, bei denen die Innennähte im Bereich der Fingerspitzen mindestens über die Länge des jeweiligen ersten Fingergliedes vorgesehen sind, so dass die gewünschte wesentliche Erhöhung der Taktilität gerade im dafür wichtigsten Bereich erzielt wird, während in den übrigen Teilen des Handschuhs die Vorteile der Außennaht genutzt werden können.
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Bei einer Klasse von Weiterbildungen dieser Ausführungsformen sind die Innennähte im Bereich der Fingerspitzen nur über die Länge des jeweiligen ersten Fingergliedes vorgesehen. Der größte Teil des Handschuhs ist also mit Außennähten versehen.
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Alternativ sind bei einer weiteren Klasse von Weiterbildungen die Innennähte im Bereich der Fingerspitzen über die Länge des jeweiligen ersten und zweiten Fingergliedes vorgesehen. Eine erhöhte Taktilität über das zweite Fingerglied hinaus würde zu keinem ergonomischen Vorteil führen, weil das Tastgefühl selbst bei „nackter Hand” in diesem Bereich nicht mehr sonderlich fein ist, während die Vorzüge einer Außennaht, Insbesondere der erhöhte Tragekomfort, dort dann nicht genutzt werden könnten.
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Eine weitere Klasse von besonders bevorzugten Ausführungsformen des erfindungsgemäßen Fingerhandschuhs zeichnen sich dadurch aus, dass der Handschuhkörper zumindest im Bereich der Fingerspitzen aus einem temperaturbeständigen Material, insbesondere aus Aramid oder Para-Aramid gefertigt ist. Vor allem für Rennfahrer oder Piloten, aber auch für den Einsatz bei der Feuerwehr ergeben sich hier deutliche Vorteile gegenüber der Verwendung anderer Materialien.
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Günstig für den Gebrauch kann es auch sein, wenn der erfindungsgemäße Fingerhandschuh für die Innenhandfläche ein Trägermaterial aus einem fusselfreien Material, insbesondere aus Leder oder einem Kunststoff, vorzugsweise Polyamid, Nylon, Polyester oder Acryl, aufweist und der Handschuhrücken ebenfalls aus diesem Material (also auch fusselfrei) ausgebildet ist.
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Bei weiteren vorteilhaften Ausführungsformen können auf die Handschuhfinger der Innenhandfläche zumindest im Bereich der jeweiligen Fingerkuppen Verstärkungen aufgebracht werden, um die mechanische Beanspruchbarkeit sowie die Dauerhaltbarkeit des erfindungsgemäßen Fingerhandschuhs auch bei kräftiger Nutzung zu erhöhen.
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Damit im Bedarfsfall an allen möglichen Stellen beliebige große Teile der Handschuhfinger in gewünschter Länge abgeschnitten werden können, ohne dass sich die davon betroffenen Nähte später öffnen, und ohne dass irgendeine mehr oder minder aufwändige Nachbehandlung des Fingerhandschuhs – wie etwa ein Verschweißen an den entsprechenden Stellen – erforderlich ist, können bei Ausführungsformen der Erfindung die Nähte zwischen Innenhandfläche und Handschuhrücken zumindest abschnittsweise mit einer Kunststoffbeschichtung versehen sein. Wenn später vom Anwender Teile eines oder mehrerer Handschuhfinger an beliebigen Positionen und in gewünschter Länge oder sogar ganze Fingerlinge vom Handschuhkörper abgeschnitten werden, verhindert die Kunststoffbeschichtung sicher ein anschließendes Aufgehen der Nähte an den entsprechenden Stellen mit dem durchtrennten Nähfaden.
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Besonders bevorzugt sind Weiterbildungen dieser Ausführungsformen, bei denen die Kunststoffbeschichtung die Nähte versiegelt, insbesondere in atmungsaktiver Weise. Möglich ist allerdings – je nach verwendetem Kunststoff und Beschichtungsdicke, sowie abhängig vom beabsichtigten Verwendungszweck – auch eine luft- und wasserdichte Versiegelung.
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Die Nähte können beispielsweise durch Bestreichen, Bedrucken oder Besprühen mit flüssigem Kunststoff versiegelt werden, was eine optimale und räumlich „zielgenaue” Beschichtung der Nähte ermöglicht. Alternativ können die Nähte aber auch durch Tauchen mit flüssigem Kunststoff versiegelt werden. Bevorzugt umfasst eine derartige Kunststoffbeschichtung des erfindungsgemäßen Fingerhandschuhs Materialien wie Gummi, Latex, Nitril, PVC oder Silikon. Allerdings können auch andere Beschichtungsmaterialien Verwendung finden. Um Beschichtungsmaterial einzusparen, wird die Kunststoffbeschichtung bevorzugt nur auf den Nähten, nicht auf den Handschuhflächen aufgetragen.
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Besonders bevorzugt schließlich ist eine Klasse von Ausführungsformen des erfindungsgemäßen Fingerhandschuhs, die sich dadurch auszeichnet, dass die Nähte auch beim Übergang von Innennaht auf Außennaht und umgekehrt mit einem durchgehenden Faden genäht sind, was übrigens auch die Haltbarkeit und Festigkeit erhöht.
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In den Rahmen der vorliegenden Erfindung fällt auch ein Verfahren zur Herstellung dieser Ausführungsformen, bei welchem in einem ersten Schritt die Innennaht der Fingerkuppen links genäht, dann der Handschuh gewendet und in einem zweiten Schritt die Außennaht angefertigt wird.
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Ebenso gehört auch ein dazu alternatives Herstellungsverfahren zur vorliegenden Erfindung, bei welchem in einem ersten Schritt die Außennaht rechts genäht wird, wobei die Fingerspitzen frei gelassen werden, dann der Handschuh nach links gewendet wird, in einem zweiten Schritt die Fingerspitzen mit einer Innennaht zusammengenäht werden, und schließlich der Handschuh wieder auf rechts zurückwendet wird.
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Weitere Merkmale und Vorteile der Erfindung ergeben sich aus der nachfolgenden detaillierten Beschreibung von Ausführungsbeispielen der Erfindung anhand der Figuren der Zeichnung, die erfindungswesentliche Einzelheiten zeigt, sowie aus den Ansprüchen. Die einzelnen Merkmale können je einzeln für sich oder zu mehreren in beliebigen Kombinationen bei Varianten der Erfindung verwirklicht sein.
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In der schematischen Zeichnung sind Ausführungsbeispiele der Erfindung dargestellt, welche in der nachfolgenden Beschreibung näher erläutert werden.
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Im Einzelnen zeigen:
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1 einen schematischen Querschnitt durch die Nahtstruktur im oberen Teil eines Handschuhfingers in einer Ausführungsform des erfindungsgemäßen Fingerhandschuhs;
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2a eine schematische Draufsicht auf eine Ausführungsform des erfindungsgemäßen Fingerhandschuhs mit Blick auf die Innenhandfläche;
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2b die Ausführungsform von 2a in größerem Detail mit gespreizten Fingern; und
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2c eine schematische Seitenansicht auf zwei Handschuhfinger der Ausführungsform von 2a in noch größerem Detail.
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Generell illustrieren die Figuren der Zeichnung einen genähten, konfektionierten Fingerhandschuh 1, der eine vorderseitige Innenhandfläche 2 und einen rückseitigen Handschuhrücken 3 aufweist, welche an ihren äußeren Konturlinien mit Ausnahme eines Einsteckbereichs zum Einschieben der Hand in den Handschuh 1 mittels Nähten zusammengenäht sind. Erfindungsgemäß zeichnet sich der Fingerhandschuh 1 dadurch aus, dass die Nähte im Bereich der Fingerspitzen der Handschuhfinger 5 als Innennähte 4i und überall sonst als Außennähte 4a ausgeführt sind.
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Die in 1 schematisch dargestellte Ausführungsform eines Handschuhfingers 5 verdeutlicht das erfindungsgemäße Prinzip der Verwendung einer Innennaht 4i zur Erhöhung der Taktilität an der Fingerkuppe und von Außennähten 4a überall sonst, wo keine besondere Feinfühligkeit vonnöten ist und statt dessen der Tragkomfort im Vordergrund stehen soll.
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Die Innennaht 4i ist hier im Bereich der Fingerspitzen mindestens über die Länge des jeweiligen ersten Fingergliedes vorgesehen.
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Das gezeigte Ausführungsbeispiel zeichnet sich weiter dadurch aus, dass die Nähte auch beim Übergang von Innennaht 4i auf Außennaht 4a und umgekehrt mit einem durchgehenden Faden genäht sind.
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Wie aus den 2a bis 2c gut zu erkennen ist, können auf den Handschuhfingern 5 der Innenhandfläche 2 zumindest im Bereich der jeweiligen Fingerkuppen Verstärkungen 6 aufgebracht sein, die im Übrigen auch an anderen mechanisch besonders beanspruchten Partien des erfindungsgemäßen Fingerhandschuhs 1 eingesetzt werden können.
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In der Zeichnung nicht eigens dargestellt sind Ausführungsformen des erfindungsgemäßen Fingerhandschuhs 1, bei denen die Nähte 4a, 4i zwischen Innenhandfläche 2 und Handschuhrücken 3 zumindest abschnittsweise mit einer die Nähte 4a, 4i vorzugsweise versiegelnden, insbesondere atmungsaktiven Kunststoffbeschichtung versehen sind.