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Die Erfindung betrifft ein Personenleitsystem und ein entsprechendes Verfahren für die Evakuierung eines Gebäudes oder eines Gebäudeabschnittes.
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Aus dem Stand der Technik sind vielerlei Personenleit- sowie Gefahrenwarnsysteme bekannt. Derartige Gefahrenwarnsysteme umfassen beispielsweise Brandmelder, welche als ortsfeste Systeme etwa an der Decke eines zu überwachenden Raumes bzw. Gebäudes befestigt sind und ein akustisches Warnsignal ausgeben, sobald ein Brandherd über die von ihm ausgehende Qualmentwicklung identifiziert wird. Darüber hinaus sind dezentrale Systeme bekannt, bei denen in Folge einer ermittelten Gefahrenquelle ein entsprechender Warnhinweis auf einer dezentral angeordneten Anzeige dargestellt oder dieser sofort an ein Brandbekämpfungsteam oder die Feuerwehr weitergeleitet wird.
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Des Weiteren sind Personenleitsysteme in Form von Anzeigetafeln und dergleichen bekannt, welche entweder statisch oder in Abhängigkeit von einer lokalisierten Gefahrenquelle den gezielten Abfluss der sich in einem Gebäude befindenden Personen aus diesem heraus sicherstellen sollen.
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Die
DE 295 14 339 U1 beschreibt ein elektronisches Personenleitsystem, bei dem die auf Hinweisschildern angezeigte Information kontinuierlich den tatsächlichen Gegebenheiten angepasst werden kann. Wesentlicher Bestandteil des beschriebenen Systems ist ein zentraler Computer, welcher mit den in dem Gebäude verteilten Hinweisschildern kommunikativ in Verbindung steht und Personen- und/oder dienstleistungs- und/oder raumbezogene digitale Daten auswertet und entsprechend die mit ihm verbundenen Hinweisschilder zwecks Anzeige einer Information ansteuert.
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Aus der
DE 11 2004 002 865 T5 ist ein Personenleitsystem für ein Personentransportsystem bekannt, das eine Personentrajektorie-Erfassungsvorrichtung umfasst, welche die Bewegungsrichtung von in einem Raum befindlichen Personen auswertet und mit einer Datenverarbeitungseinrichtung kommunikativ in Verbindung steht, welche in Abhängigkeit der von der Personentrajektorie-Erfassungsvorrichtung ermittelten Personenbewegung in dem Raum die Zugangsbereiche zu dem Raum ansteuert.
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Die
DE 10 2004 057 000 B3 offenbart ein sensorgesteuertes Notfall- und Evakuierungssystem für Großobjekte, bei dem im Evakuierungsfall der Personenfluss über in die Fußböden integrierte Drucksensoren ermittelt wird. Auf diese Weise ist es möglich, die Laufrichtung von zu evakuierenden Personen zu ermitteln und Information darüber zu erlangen, in welchem Bereich eines Gebäudes sich Personen aufhalten, um Rückschlüsse darüber treffen zu können, wie diesen am Besten geholfen werden kann.
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Die
AT 502 163 A1 beschreibt ein Evakuierungssystem mit Rettungskennzeichenleuchten und Überwachungssensoren, bei dem Meldungen von den Überwachungssensoren von einer zentralen Rechenanlage ausgewertet werden, woraufhin die zentrale Rechenanlage Fluchtwege durch gezielte Ansteuerung von Gebäudeeinrichtungen und Rettungskennzeichenleuchten wahlweise freigibt oder sperrt. Es wird weiterhin vorgeschlagen, dass die Rettungskennzeichenleuchten eine mit einer Anzeige koppelbare, über ein Netzwerk mit der Rechenanlage verbundene Steuereinheit umfassen, die zur Ansteuerung wahlweise mit einer oder mit wenigstens zwei Anzeigen über eine Schnittstelle verbunden ist.
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Aus der
DE 10 2005 055 164 A1 ist ein sensorgesteuertes Notfall- und Evakuierungssystem für Großobjekte bekannt, bei dem Sensoren drahtlos von einer Erfassungszentrale erfassbar sind, und bei dem zum Erfassen und Orten von Personen in dem Großobjekt ein Sensor in einem von der Person mitzuführenden Ausweis oder in einer Legitimationskarte integriert ist. Das vorgeschlagene System ermöglicht somit bei der Evakuierung die Berücksichtigung des Aufenthaltsortes einer einzelnen Person. Nachteilig ist, dass zur Gewährleistung einer zuverlässigen Funktionsweise des Evakuierungssystems stets gefordert sein muss, dass sämtliche Personen, welche sich in dem Großobjekt befinden, mit einer entsprechenden Karte ausgestattet sind und diese stets mit sich führen.
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Schließlich beschreibt die
DE 196 44 127 B4 ein Evakuierungssystem, bei dem eine Rettungsweg-Beschilderung variabel und an jeweilige Gefahrensituationen anpassbar ausgebildet ist. Ferner sind Detektoren zur Objektüberwachung und automatischen Gefahrenerkennung vorgesehen, die mit einer zentralen Erfassungseinheit kommunikativ in Verbindung stehen, so dass über die zentrale Erfassungseinheit in Abhängigkeit eines Risikopotentials die variable Rettungsweg-Beschilderung ansteuerbar ist. Ferner wird vorgeschlagen, die Ansteuerung der variablen Rettungsweg-Beschilderung in Abhängigkeit einer ermittelten mittleren, tageszeitabhängigen Personenaufenthaltswahrscheinlichkeit, bezogen auf einen Gefahrenabschnitt, insbesondere einen Brandabschnitt, zu variieren. Nachteilig hierbei ist jedoch, dass nicht tatsächlich vorliegende Personenanzahlen herangezogen werden, sondern lediglich gemittelte, abgeschätzte oder aus Erfahrungswerten abgeleitete Werte berücksichtigt werden.
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In Evakuierungsfällen in Großobjekten entstehen in der Regel schwer vorhersehbare Personenströme, welche bedingt durch die Panik der flüchtenden Personen Anomalitäten im Fließverhalten aufweisen und insofern mitunter als chaotisch angesehen werden können. Dies bedingt jedoch gerade, dass für eine effektive Evakuierung der sich im Evakuierungsfall tatsächlich ausbildende Personenstrom zu berücksichtigen ist.
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Es ist daher die Aufgabe der Erfindung, ein gattungsgemäßes Personenleitsystem vorzuschlagen, das die in Bezug auf den Stand der Technik genannten Nachteile nicht aufweist. Insbesondere sollte das anzugebende Personenleitsystem unabhängig davon verlässlich funktionieren, ob die sich in einem Gebäude befindenden Personen einen von einem Sensor auslesbaren Ausweis, eine Legitimationskarte oder dergleichen mitführen. Schließlich sollte das vorzuschlagende Personenleitsystem ermöglichen, dass zwecks Generierung eines individuellen Evakuierungskonzeptes die im Evakuierungsfall tatsächlich auftretenden Personenströme berücksichtigt werden.
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Diese Aufgabe löst ein System für die Evakuierung eines Gebäudes oder eines Gebäudeabschnitts nach Anspruch 1. Ein entsprechendes Verfahren ist Gegenstand des nebengeordneten Anspruchs 6. Vorteilhafte Ausführungsformen sind Gegenstand der abhängigen Ansprüche.
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Das erfindungsgemäße System für die Evakuierung eines Gebäudes oder eines Gebäudeabschnittes umfasst:
- – mindestens eine gebäudefeste Sensoreinheit, die einen Sensor aufweist, wobei die Sensoreinheit darauf ausgelegt ist, periodisch oder quasikontinuierlich mindestens ein charakteristisches Merkmal eines Personenstromes innerhalb des Gebäudes oder Gebäudeabschnittes zu bestimmen; und
- – mindestens eine Einheit für die Bestimmung zumindest des Ortes einer Gefahrenquelle innerhalb des Gebäudes oder Gebäudeabschnittes;
wobei die Sensoreinheit und die Einheit für die Bestimmung mindestens einer Gefahrenquelle kommunikativ mit einer Auswerte- und Steuereinheit verbunden sind, die darauf ausgelegt ist, in Abhängigkeit des mindestens einen von der Sensoreinheit bestimmten charakteristischen Merkmals und zumindest des bestimmten Ortes der Gefahrenquelle einen Steuerbefehl an eine Einheit für die Regulierung des Personenstromes auszugeben.
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Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform ist der Sensor darauf ausgelegt, eine dreidimensionale Abbildung des Personenstromes zu erzeugen. Besonders bevorzugt ist ein solcher 3D-Sensor eine Stereokamera. Es ist zweckmäßig, die Sensoren und/oder Sensoreinheiten des erfindungsgemäßen Systems an den wesentlichen Wegpunkten eines Gebäudes oder Gebäudeabschnittes anzuordnen. An diesen können diese beispielsweise dazu herangezogen werden, eine Geschwindigkeit, eine Richtung, eine Personendichte, eine Personenanzahl oder einen Gradient eines der vorgenannten charakteristischen Merkmale über den für die Bestimmung herangezogenen Gebäudeabschnitt oder über das gesamte Gebäude zu ermitteln. Wesentliche Wegpunkte sind beispielsweise Zu- und Ausgänge von Räumen, Knotenpunkte oder Verengungen auf Fluren. Besitzt ein Raum beispielsweise einen definierten Zugang und einen definierten Ausgang, so kann es gemäß einer Ausführungsform der Erfindung vorgesehen sein, dass sowohl an dem Zugang als auch an dem Ausgang jeweils ein Sensor angeordnet ist, der die den Raum betretenden bzw. die den Raum verlassenden Personen zählt. Auf diese Weise kann über die Auswerte- und Steuereinheit auf die tatsächliche Anzahl der sich in dem entsprechenden Raum befindenden Personen geschlossen werden. Es ist jedoch auch denkbar, dass die Sensoren bzw. Sensoreinheiten selbst darauf ausgelegt sind, die Anzahl sich in einem Raum befindlicher Personen oder ein anderes charakteristisches Merkmal zu bestimmen. Dazu kann es zweckmäßig sein, dass die Sensoren bzw. Sensoreinheiten kommunikativ verbunden ist. Bei einer anderen Ausführungsform ist vorgesehen, dass ein einziger Sensor bzw. eine einzige Sensoreinheit sowohl die den Raum verlassenden als auch die den Raum betretenden Personen bestimmt. Ist ein solcher Sensor an dem einzigen Zugang zu dem Raum angeordnet, so ist über diesen allein ein Rückschluss auf die Anzahl der sich in dem Raum befindenden Personen möglich. Wie bereits erwähnt, ist die Bestimmung der Personenanzahl nur ein mögliches charakteristisches Merkmal. Demnach ist es ebenfalls denkbar, dass die in den vorgenannten Beispielen erwähnten Sensoren nicht eine tatsächliche Personenanzahl bestimmen, sondern eine Strömungsgeschwindigkeit, eine Strömungsrichtung, eine Personendichte oder einen entsprechenden Gradienten, jeweils bezogen auf eine einzelne Person oder eine Gruppe von Personen.
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Die Verwendung von 3D-Sensoren, insbesondere von Stereokameras, hat den Vorteil, dass diese eine hochgenaue Abbildung dreidimensionaler Objekte, wie Personen erlauben. 3D-Sensoren sind somit für die Identifikation und Klassifikation von Personen besonders geeignet. Darüber hinaus sind 3D-Sensoren unempfindlich gegenüber Schatteneffekten bzw. erlauben sie bei Schattenbildung besonders effektiv die Trennung zwischen Objekt und Schatten.
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Weiterhin weist das erfindungsgemäße System für die Evakuierung eines Gebäudes oder eines Gebäudeabschnittes mindestens eine Einheit für die Bestimmung zumindest des Ortes einer Gefahrenquelle innerhalb des Gebäudes oder Gebäudeabschnittes auf. Die Bestimmung des Ortes der Gefahrenquelle ist lediglich die Minimalinformation, welche die Einheit an die Auswerte- und Steuereinheit weiterleitet. Je nach Ausführungsform ist es auch denkbar, dass die mindestens eine Einheit für die Bestimmung zumindest des Ortes einer Gefahrenquelle neben dem Ort der Gefahrenquelle auch eine weitere Qualifizierung der Gefahrenquelle vornimmt. So ist beispielsweise aus der Qualmentwicklung im Brandfall auf das Ausmaß des Brandherdes bzw. aus den dabei entstehenden Gasen auf das Gefahrenpotential des Brandherdes rückschließbar. Die vorliegende Erfindung soll jedoch nicht auf Systeme für die Evakuierung im Brandfall beschränkt sein. Die Einheit für die Bestimmung zumindest des Ortes einer Gefahrenquelle kann sämtliche denkbaren Sensoren und dergleichen aufweisen, welche für die Charakterisierung einer Gefahr im weitesten Sinne geeignet sind. So kann beispielsweise aus den Messwerten, welche von einem Durchfluss- oder Wasserstandssensor bereitgestellt werden, auf ungewollt austretende Flüssigkeiten, beispielsweise Wasser, geschlossen werden.
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Erfindungswesentlich ist, dass die Sensoreinheiten zwar gebäudefest angeordnet sind, jedoch periodisch oder quasi kontinuierlich das mindestens eine charakteristische Merkmal eines Personenstromes bestimmen. Mit Hilfe der Auswerte- und Steuereinheit, welche kommunikativ mit der Sensoreinheit in Verbindung steht, ist es somit möglich, in Echtzeit eine Analyse der im Evakuierungsfall entstehenden Personenströme innerhalb eines Gebäudes oder Gebäudeabschnittes durchzuführen und unter Berücksichtigung des Messergebnisses der Einheit für die Bestimmung zumindest des Ortes einer Gefahrenquelle ein individuelles Evakuierungskonzept zu entwickeln. Entsprechend diesem kann die Auswerte- und Steuereinheit einen oder mehrere Steuerbefehle, einmalig oder periodisch bzw. quasikontinuierlich aktualisiert, an eine oder mehrere Einheiten für die Regulierung des Personenstromes ausgeben.
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Auch die genannte Einheit für die Regulierung des Personenstromes soll auf keine besonderen Vorrichtungen beschränkt sein. Vorzugsweise umfasst sie jedoch wahlweise aktivierbare visuelle oder akustische Hinweiszeichen, wie Anzeigetafeln, welche den bevorzugten Fluchtweg weisen, Personenbeförderungsmittel oder Sicherheitsbarrieren.
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Bei einer bevorzugten Ausführungsform ist die Einheit für die Bestimmung zumindest des Ortes einer Gefahrenquelle ein Brandmelder oder eine Brandmeldezentrale und darauf ausgelegt, einen Brandherd oder die Qualmkonzentration innerhalb des Gebäudes oder des Gebäudeabschnittes zu bestimmen.
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Bei einer besonderen Ausführungsform der Erfindung ist die Sensoreinheit darauf ausgelegt, einzelne Personen aus dem Personenstrom nach vorgegebenen und mittels der Sensoreinheit bestimmbaren Kriterien zu identifizieren und/oder zu klassifizieren. So ist es beispielsweise denkbar, dass mit Hilfe der Sensoreinheit eine Grobidentifikation nach Erwachsenen, Kinder oder verletzten Personen durchgeführt wird. Dabei können verletzte oder in anderer Weise beeinträchtigte Personen dadurch identifiziert werden, dass sie sich atypisch, d. h. beispielsweise langsamer, bewegen als der übrige Personenstrom im Durchschnitt. Auch aus der Bewegungsrichtung einzelner Personen in Bezug auf die mittlere Bewegungsrichtung des Personenstromes ist auf hilfsbedürftige Personen zu schließen. So ist es beispielsweise bei einer Ausführungsform denkbar, dass die Auswerte- und Steuereinheit darauf ausgelegt ist, in Folge einer identifizierten, beeinträchtigten Personen einen entsprechenden Warnhinweis an ein Rettungsteam auszugeben. Dieser Warnhinweis kann entweder an eine dezentrale Rettungszentrale oder dergleichen weitergeleitet werden, oder über die zumindest eine Einheit für die Regulierung des Personenstromes ausgegeben werden.
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Unabhängig davon, ob die Einheit für die Bestimmung zumindest des Ortes einer Gefahrenquelle bereits das Vorliegen einer solchen an die Auswerte- und Steuereinheit kommuniziert hat, ist es mit Hilfe allein der Sensoreinheit, welche ebenfalls mit der Auswerte- und Steuereinheit kommunikativ verbunden ist, möglich, aus dem von der Sensoreinheit aus zumindest einem ermittelten charakteristischen Merkmal bestimmten Verhalten der sich in dem Gebäude befindenden Personen auf einen Gefahrenzustand rückzuschließen. So ist es beispielsweise denkbar, dass Grenzwerte für die von der Sensoreinheit bestimmten charakteristischen Merkmale eines Personenstromes vorgegeben werden, deren Überschreitung als ein Hinweis auf eine potentielle Gefahrenquelle von der Auswerte- und Steuereinheit gedeutet wird. So ist beispielsweise aus einer charakteristischen Geschwindigkeitsänderung des Personenstromes oder aufgrund eines erhöhten Gradienten in einem der vorgenannten charakteristischen Merkmale auf eine Gefahrensituation schließbar. Denkbare Kriterien sind etwa eine abrupte Änderung der Geschwindigkeit eines Personenstromes oder der Anzahl der Personen, welche sich innerhalb eines Gebäudes oder eines Gebäudeabschnittes befinden. Als einen besonders charakteristischen Hinweis auf ein entstandenes Gefahrenpotential kann es angesehen werden, wenn Laufwege häufiger frequentiert werden, als im Durchschnitt. Bei einer Ausführungsform der Erfindung wird die Bestimmung eines derartigen Ereignisses als ein Triggersignal für die Aktivierung der mindestens einen Einheit für die Bestimmung zumindest des Ortes einer Gefahrenquelle innerhalb des Gebäudes oder des Gebäudeabschnittes verwendet. Diese Ausführungsform hat insbesondere den Vorteil, dass Fehlmessungen einer Einheit für die Bestimmung des Ortes einer Gefahrenquelle nicht zu einer ungewollten Aktivierung des Systems und damit Evakuierung des Gebäudes oder Gebäudeabschnittes führen. Anderenfalls wäre es beispielsweise denkbar, dass in Folge einer Fehlmeldung der mindestens einen Einheit für die Bestimmung zumindest des Ortes einer Gefahrenquelle das erfindungsgemäße System aktiv wird und die Evakuierung des Gebäudes oder Gebäudeabschnittes einleitet. Derartige Fehlalarme könnten beispielsweise dadurch entstehen, dass ein Rauchmelder auf Zigarettenqualm anschlägt und ein entsprechendes Signal an die Auswerte- und Steuereinheit weiterleitet.
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Ein erfindungsgemäßes Verfahren für die Evakuierung eines Gebäudes oder Gebäudeteils weist die Schritte auf:
- – Bestimmen mindestens eines charakteristischen Merkmals eines Personenstromes innerhalb eines Gebäudes oder Gebäudeabschnittes;
- – Bestimmen zumindest des Ortes einer Gefahrenquelle innerhalb des Gebäudes oder Gebäudeabschnittes;
- – Ausgeben eines Steuerbefehls an eine Einheit für die Regulierung des Personenstroms, wobei der Steuerbefehl in Abhängigkeit des mindestens einen bestimmten charakteristischen Merkmals und zumindest des bestimmten Ortes der Gefahrenquelle erzeugt wird.
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Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens umfasst das Bestimmen mindestens eines charakteristischen Merkmals eines Personenstromes das Durchführen einer Nettostromanalyse, bei der aus der Differenz zwischen einer Anzahl von Personen, die in ein Gebäude oder einen Gebäudeabschnitt eintreten, und einer Anzahl von Personen, die aus einem Gebäude oder einem Gebäudeabschnitt heraustreten, auf das charakteristische Merkmal geschlossen wird.
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Bei einer anderen Ausführungsform umfasst das Bestimmen mindestens einen charakteristischen Merkmals das Identifizieren und/oder Klassifizieren einzelner Personen aus dem Personenstrom mittels vorgebbarer Kriterien. Besonders bevorzugt wird in Abhängigkeit des Ergebnisses des Identifiziervorganges und/oder des Klassifiziervorganges ein Notrufsignal abgesetzt.
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Vorteilhafte Ausführungsformen der Erfindung werden anhand der nachstehenden Figur erläutert. Diese zeigt eine mögliche Ausführungsform der Erfindung, bei der drei gebäudefeste Sensoreinheiten 1, die jeweils einen Sensor 2 umfassen, kommunikativ mit einer Auswerte- und Steuereinheit 4 verbunden sind. Ebenso sind zwei Einheiten 3 für die Bestimmung zumindest des Ortes einer Gefahrenquelle kommunikativ mit der Auswerte- und Steuereinheit 4 verbunden. Ebenso steht die Auswerte- und Steuereinheit 4 mit vier Einheiten 5 für die Regulierung eines Personenstromes in kommunikativer Verbindung. Die kommunikativen Verbindungen sind jeweils durch die gestrichelten Linien dargestellt. Die Einheiten 3 sind vorliegend Brandmelder 6.
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Bei der dargestellten Ausführungsform können die Sensoreinheiten 1 jeweils auf einer Etage eines Gebäudes angeordnet werden, beispielsweise in dem jeweiligen Flur der Etage. Ist der Flur der einzige Zugang zu der jeweiligen Etage, so kann die Sensoreinheit 1 oder mehrere dieser dazu verwendet werden, um zu überwachen, wie viele Personen sich auf der jeweiligen Etage befinden. Das jeweilige Messergebnis übersendet die jeweilige Sensoreinheit 1 an die Auswerte- und Steuereinheit 4. Dies erfolgt sinnvollerweise periodisch oder quasikontinuierlich. Auf diese Weise wird die Auswerte- und Steuereinheit 4 in Kenntnis darüber gesetzt, wie sich die Personenanzahl auf einer jeweiligen Etage verändert, um daraus auf geeignete Maßnahmen für die Regulierung des Personenstromes auf der jeweiligen Etage zu schließen.
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Erfindungswesentlich ist, dass die Auswerte- und Steuereinheit 4 ihr Evakuierungskonzept nicht nur in Abhängigkeit der sich auf einer jeweiligen Etage befindenden Personenzahl auswählt, sondern auch den Ort zumindest einer Gefahrenquelle berücksichtigt, welcher von zumindest einer der Einheiten 3 ermittelt und an die Auswerte- und Steuereinheit 4 weitergeleitet wird.
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Bei der beschriebenen Ausführungsform würde die Auswerte- und Steuereinheit 4 im Evakuierungsfall die Einheiten 5 für die Regulierung des Personenstromes in einer Weise ansteuern, dass der Personenstrom beispielsweise in Richtung eines Treppenhauses geleitet wird, welches von der Gefahrenquelle entfernt gelegen ist. Die Auswerte- und Steuereinheit 4 wird bei der Bestimmung des Evakuierungskonzeptes auch vorgegebene Randbedingungen berücksichtigen. Diese können beispielsweise einen gebäudeseits vorgesehenen Rettungsweg oder einen anderweitig vorgeschriebenen Rettungsweg mit einbeziehen. Die Auswerte- und Steuereinheit 4 wird den optimalen Fluchtweg auch danach auswählen, ob dieser im Hinblick auf den sich einstellenden Personenstrom einen ausreichend schnellen Personenabfluss ermöglicht. Insofern wird die Auswerte- und Steuereinheit 4 in Abhängigkeit der ermittelten Personenzahlen auch mehr als einen Fluchtweg vorsehen und die Einheiten 5 für die Regulierung des Personenstromes entsprechend ansteuern.
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Hat zumindest eine der Einheiten 3 einen versperrten Fluchtweg ermittelt und dies an die Auswerte- und Steuereinheit 4 kommuniziert, so wird diese einen alternativen Fluchtweg bestimmen und die Einheiten 5 für die Regulierung des Personenstromes entsprechend ansteuern.
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Nach vollständiger Evakuierung zumindest eines Gebäudeabschnittes kann die Auswerte- und Steuereinheit 4 Maßnahmen zur Bekämpfung der Gefahrenquelle einleiten. Im Brandfall kann dies beispielsweise das Ansteuern einer Löschanlage, etwa einer CO2-Löschanlage, umfassen. Auf diese Weise ist es möglich, eine Gefährdung der sich im Evakuierungsfall noch innerhalb des Gebäudes oder des Gebäudeabschnittes befindlichen Personen durch die verfrühte Einleitung von Maßnahmen zur Bekämpfung der Gefahrenquelle auszuschließen.
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Hat zumindest eine der Sensoreinheiten 1 eine beeinträchtigte Person ermittelt, oder einen Gebäudeabschnitt bestimmt, innerhalb welchem sich trotz eingeleiteter Evakuierung noch immer Personen befinden, so kann diese Information von der Auswerte- und Steuereinheit 4 dazu verwendet werden, Rettungskräfte entsprechend in Kenntnis zu setzen, oder um die Einheiten 5 für die Regulierung des Personenstromes in einer Weise anzusteuern, dass Rettungskräften der Weg zu den genannten Personen bzw. Gebäudeabschnitten gewiesen wird.
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Die in der vorstehenden Beschreibung, in der Zeichnung sowie in den Ansprüchen offenbarten Merkmale der Erfindung können sowohl einzeln als auch in beliebiger Kombination für die Verwirklichung der Erfindung wesentlich sein.
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Bezugszeichenliste
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- 1
- Sensoreinheit
- 2
- Sensor
- 3
- Einheit für die Bestimmung zumindest des Ortes einer Gefahrenquelle
- 4
- Auswerte- und Steuereinheit
- 5
- Einheit für die Regulierung eines Personenstromes
- 6
- Brandmelder
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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- DE 29514339 U1 [0004]
- DE 112004002865 T5 [0005]
- DE 102004057000 B3 [0006]
- AT 502163 A1 [0007]
- DE 102005055164 A1 [0008]
- DE 19644127 B4 [0009]