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Die
Erfindung betrifft ein Verfahren zur Erkennung eines drohenden Heckaufpralls
gemäß dem Oberbegriff des Patentanspruchs 1.
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Auffahrunfälle
in niedrigen und mittleren Geschwindigkeitsbereichen werden häufig
durch Unaufmerksamkeit verursacht. Oft wird die Eigengeschwindigkeit
beziehungsweise die Relativgeschwindigkeit unter- oder die mögliche
Eigenverzögerung überschätzt und deswegen
ein zu geringer Sicherheitsabstand eingehalten. Aus dem Stand der
Technik sind einige Schriften zur automatischen Auffahrwarnung bekannt,
bei denen der nachfolgende Verkehr mittels Umfeldsensorik beobachtet
und mittels blinkender Rückleuchten gewarnt wird, wenn
aufgrund einer kritischen Annäherung des nachfolgenden
Verkehrs ein Auffahrunfall droht.
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Durch
eine frühzeitige Ansteuerung von Signalleuchten oder reversibler
Insassenschutzmittel, auch als Pre-Safe-Maßnahmen bezeichnet,
ist ein Heckaufprall unter Umständen vermeidbar oder eine
Unfallschwere kann verringert werden.
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Die
DE 10 2005 062 274
A1 betrifft ein Verfahren zur Erkennung eines drohenden
Heckaufpralls auf ein erstes Fahrzeug mittels eines von dem ersten
Fahrzeug nach hinten gerichteten Abstands- und/oder Relativgeschwindigkeitssensors,
wobei mindestens ein Abstand und eine Relativgeschwindigkeit eines
nachfolgenden zweiten Fahrzeugs zu dem ersten Fahrzeug erfasst und
anhand zumindest dieser Bestimmungsgrößen ermittelt
wird, ob ein Aufprall des zweiten Fahrzeugs auf das Heck des ersten
Fahrzeugs droht oder zumindest nicht ausgeschlossen ist. Es wird
vorgeschlagen, dass als weitere Bestimmungsgröße
zur Identifizierung eines drohenden Heckaufpralls eine auf das zweite
Fahrzeug bezogene Verzögerung herangezogen wird, insbesondere
die Relativverzögerung, die Eigenverzögerung des
zweiten Fahrzeugs oder eine vom zweiten Fahrzeug aufzubringende
Mindestverzögerung zur Vermeidung des Heckaufpralls.
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Der
Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein verbessertes Verfahren
zur Erkennung eines drohenden Heckaufpralls anzugeben.
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Die
Aufgabe wird erfindungsgemäß durch ein Verfahren
zur Erkennung eines drohenden Heckaufpralls mit den Merkmalen des
Anspruchs 1 gelöst.
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Bevorzugte
Ausgestaltungen und Weiterbildungen der Erfindung sind in den abhängigen
Ansprüchen angegeben.
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Beim
erfindungsgemäßen Verfahren zur Erkennung eines
drohenden Heckaufpralls auf ein erstes Fahrzeug, wobei zumindest
ein Abstand und eine Relativgeschwindigkeit zwischen einem nachfolgenden zweiten
Fahrzeug, also dem potentiellen Kollisionsobjekt einerseits, und
dem ersten Fahrzeug andererseits erfasst werden, wird eine Maßzahl
ermittelt, welche eine potentielle Heckaufprallgefahr kennzeichnet
und in Abhängigkeit eines Werts der Maßzahl werden
unfallvermeidende und/oder eine Unfallschwere reduzierende Maßnahmen
ausgelöst. Somit ist es möglich, einen Heckaufprall
zu verhindern bzw. eine Schwere des Heckaufpralls und die daraus
resultierenden Unfallfolgen an Fahrzeug und Fahrzeuginsassen zu
minimieren.
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Die
Einbeziehung einer Verzögerung des zweiten Fahrzeugs zur
Ermittlung der Maßzahl ermöglicht eine differenzierte
Analyse der Gefahr eines Heckaufpralls, bei der Fälle als
unkritisch eingestuft werden können, die bei einer ausschließlichen
Betrachtung auf der Basis von Abstand und Relativgeschwindigkeit
zwischen dem nachfolgenden zweiten Fahrzeug und dem ersten Fahrzeug
ein unnötiges Auslösen unfallvermeidender und/oder
eine Unfallschwere reduzierender Maßnahmen hervorgerufen
hätte.
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Damit
werden beispielsweise die die Unfallschwere reduzierenden Maßnahmen
nur noch ausgelöst, wenn ein Heckaufprall zwingend droht,
weil der Fahrer des zweiten Fahrzeugs keine sichere Möglichkeit
mehr hat, den Aufprall zu vermeiden.
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Wenn
hingegen die Fahrsituation dem Fahrer des zweiten Fahrzeugs noch
erlaubt, durch einen willkürlichen Eingriff den Aufprall
zu vermeiden, unterbleibt das Auslösen der die Unfallschwere
reduzierenden Maßnahmen und es werden nur unfallvermeidende
Maßnahmen ausgelöst. Als unfallvermeidende Maßnahmen
wird beispielsweise von dem ersten Fahrzeug eine Warnung an das
nachfolgende zweite Fahrzeug übermittelt. Als eine solche
Warnung werden beispielsweise Signalleuchten des ersten Fahrzeugs
angesteuert, z. B. die herkömmlichen Warnblinker und/oder
ein herkömmliches adaptives Bremslicht. Ein Fahrer des
zweiten Fahrzeugs wird dadurch aufmerksam auf die drohende Unfallsituation.
Er kann entsprechend reagieren, indem er seine Geschwindigkeit reduziert
und/oder dem ersten Fahrzeug ausweicht.
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Als
eine weitere unfallvermeidende Maßnahme kann ein Bremsmoment
des ersten Fahrzeugs vor dem drohenden Heckaufprall verringert oder
das erste Fahrzeug beschleunigt werden, sofern für das
erste Fahrzeug keine Frontkollision droht, um die Relativgeschwindigkeit
zwischen dem zweiten Fahrzeug und dem ersten Fahrzeug zu verringern
und einen drohenden Heckaufprall zu verhindern.
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Als
die Unfallschwere reduzierende Maßnahmen können,
falls der drohende Heckaufprall als unabwendbar prognostiziert wird,
reversible Insassenschutzmittel im ersten Fahrzeug ausgelöst
werden. Dies verringert die Schwere des Unfalls insofern, dass die
möglichen Unfallfolgen für die Fahrzeuginsassen
abgeschwächt werden. Als reversible Insassenschutzmittel
werden herkömmliche Insassenschutzmittel wie reversible
Gurtstraffer, aktive Kopfstützen, aktive Rückenlehnen,
reversibel aufblasbare Prallkissen und/oder Überrollbügel
verwendet.
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Als
reversibel wird ein Insassenschutzmittel verstanden, das mehrmals
durch eine Aktivierung von einem Ausgangszustand in einen Wirkzustand
versetzt und durch Deaktivierung aus diesem in den Ausgangszustand
zurück versetzt werden kann.
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Ausführungsbeispiele
der Erfindung werden im Folgenden anhand von Zeichnungen näher
erläutert.
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Dabei
zeigen:
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1 eine
Situation mit drohendem Heckaufprall zwischen zwei Fahrzeugen und
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2 ein
Ablaufdiagramm des erfindungsgemäßen Verfahrens.
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Einander
entsprechende Teile sind in allen Figuren mit den gleichen Bezugszeichen
versehen.
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In 1 befindet
sich ein erstes Fahrzeug 1 mit einer Eigengeschwindigkeit
v1 in Bewegung, beispielsweise auf einer
Fahrbahnoberfläche 3 einer Straße. Hinter
dem ersten Fahrzeug 1 fährt ein zweites Fahrzeug 2 in
einem Abstand srelativ zum vorausfahrenden
ersten Fahrzeug 1 und mit einer Eigengeschwindigkeit v2, die größer ist als die
Eigengeschwindigkeit v1 des ersten Fahrzeugs 1,
was zu einer stetigen Verringerung des Abstands srelativ führt.
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Das
erste Fahrzeug 1 ist mit einem in einen Heckstoßfänger
integrierten und einen rückwärtigen Bereich 5 hinter
dem ersten Fahrzeug 1 erfassenden Radarsensor 4 ausgerüstet,
der über eine Steuereinheit 6 mit Signalleuchten 7 verbunden
ist. Die Signalleuchten 7 sind als herkömmliche
Warnblinker und/oder ein herkömmliches adaptives Bremslicht
ausgebildet. Die Steuereinheit 6 ist zur Durchführung
des erfindungsgemäßen Verfahrens vorgesehen.
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Die
Steuereinheit 6 ist mit reversiblen Insassenschutzmitteln 8 und
einer Motor-, Getriebe- und Bremsensteuereinheit 9 verbunden.
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Die
reversiblen Insassenschutzmittel 8 sind beispielsweise
herkömmliche reversible Gurtstraffer, aktive Kopfstützen,
aktive Rückenlehnen, reversibel aufblasbare Prallkissen
und/oder Überrollbügel.
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Die
Motor-, Getriebe- und Bremsensteuereinheit 9 ist als herkömmliche
integrierte Steuereinheit ausgebildet. In einer alternativen Ausführungsform
können separate Steuereinheiten für die Motorsteuerung,
die Getriebesteuerung und die Bremsensteuerung vorhanden sein, welche
jeweils separat mit der Steuereinheit 6, beispielsweise
mittels eines herkömmlichen Bussystems, verbunden sind.
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2 zeigt
ein Ablaufdiagramm eines erfindungsgemäßen Verfahrens.
In Schritt S1 wird automatisch fortlaufend der Abstand srelativ und die Relativgeschwindigkeit vrelativ zwischen dem nachfolgenden zweiten
Fahrzeug 2, also dem potentiellen Kollisionsobjekt, und
dem ersten Fahrzeug 1 von der Steuereinheit 6 mittels
des Radarsensors 4 erfasst. Die Relativgeschwindigkeit
vrelativ kann beispielsweise aus der Eigengeschwindigkeit v1 des ersten Fahrzeugs 1 und der
Eigengeschwindigkeit v2 des zweiten Fahrzeugs 2 ermittelt
werden.
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Anhand
dieser Daten wird in Schritt S2 unter Verwendung der resultierenden
Verzögerung a1 des ersten Fahrzeugs 1 eine
Sollverzögerung a2,soll des Fahrzeugs 2 ermittelt,
welche bereits ein unmittelbares Maß für die Gefahr
eines drohenden Heckaufpralls darstellt. Die Verzögerung
a1 des ersten Fahrzeugs 1 wird
beispielsweise von einem herkömmlichen Fahrerassistenzsystem
ermittelt und an die Steuereinheit 6 übertragen. Überschreitet
die ermittelte Sollverzögerung a2,soll des
Fahrzeugs 2 einen vorgebbaren Schwellwert wird das Verfahren
mit Schritt S3 fortgeführt. Ansonsten beginnt es in Schritt
S1 erneut.
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In
Schritt S3 werden erste unfallvermeidende Maßnahmen im
oder am Fahrzeug 1 ausgelöst. Dabei handelt es
sich um das Aufleuchten zumindest einer Signalleuchte 7.
Die Signalleuchten 7 sind beispielsweise die herkömmlichen
Warnblinker oder das herkömmliche adaptive Bremslicht des
Fahrzeugs 1. Die adaptive Ansteuerung der Bremslichter
kann anhand verschiedener Funktionen, z. B. einem Blinken, einer
Variation einer Leuchtintensität und/oder einer Aktivierung
zusätzlicher Leuchten, erfolgen und somit den Fahrer des
zweiten Fahrzeugs 2 vor dem drohenden Heckaufprall warnen.
Anhand einer dadurch erreichten Warnung des Fahrers des nachfolgenden
Fahrzeugs 2 kann dessen Aufmerksamkeit auf den drohenden
Unfall gelenkt werden, wodurch er Maßnahmen zur Verminderung
der Stärke des Heckaufpralls oder der gänzlichen
Verhinderung des Heckaufpralls ergreifen kann.
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In
Schritt S4 wird eine Reibwertabschätzung der unter dem
ersten Fahrzeug 1 befindlichen Fahrbahnoberfläche 3 vorgenommen
und in Abhängigkeit dieses Reibwerts der Fahrbahnoberfläche 3 wird
ein maximal erreichbarer Wert für die Sollverzögerung
a2,soll,max des zweiten Fahrzeugs 2 ermittelt.
Zur Reibwertabschätzung der Fahrbahnoberfläche 3 wird
bei einem aktiv regelnden herkömmlichen Antiblockiersystems
die resultierende aktuelle Fahrzeuggesamtbeschleunigung des Fahrzeugs 1 ausgewertet.
Die maximal erreichbare Sollverzögerung a2,soll,max des
zweiten Fahrzeugs 2 ist mit anderen Worten die physikalisch
größtmögliche tatsächlich zu
realisierende bzw. zwischen Fahrbahnoberfläche 3 und
den Reifen des Fahrzeugs 2 zu übertragende Verzögerung
des Fahrzeugs 2.
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In
Schritt S5 wird eine Maßzahl k aus der in Schritt S2 ermittelten
Sollverzögerung a
2,soll des Fahrzeugs
2 und
der in Schritt S4 ermittelten maximal erreichbaren Sollverzögerung
a
2,soll,max des zweiten Fahrzeugs
2 nach
der folgenden Gleichung ermittelt:
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Die
Maßzahl k kennzeichnet eine potentielle Heckaufprallgefahr.
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In
Schritt S6 werden in Abhängigkeit eines Wertes der Maßzahl
k unfallvermeidende und/oder eine Unfallschwere reduzierende Maßnahmen
ausgelöst.
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Erlaubt
beispielsweise die Fahrsituation und der daraus resultierende Wert
der Maßzahl k dem Fahrer des zweiten Fahrzeugs 2 noch,
durch einen willkürlichen Eingriff den Aufprall auf das
Heck des Fahrzeugs 1 zu vermeiden, unterbleibt das Auslösen
der die Unfallschwere reduzierenden Maßnahmen und es werden
nur unfallvermeidende Maßnahmen ausgelöst. Dabei
leuchten die am Heck des Fahrzeugs 1 angeordneten Signalleuchten 7 auf.
Die Signalleuchten 7 sind die herkömmlichen Warnblinker
sowie das herkömmliche adaptive Bremslicht des Fahrzeugs 1.
Der Fahrer des zweiten Fahrzeugs 2 wird dadurch aufmerksam
auf die drohende Unfallsituation. Er kann entsprechend reagieren,
indem er seine Geschwindigkeit reduziert und/oder dem ersten Fahrzeug 1 ausweicht.
Somit kann die Stärke des Heckaufpralls vermindert oder
dieser gänzlich verhindert werden.
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Als
eine weitere unfallvermeidende Maßnahme kann die Verzögerung
a1 bzw. ein Bremsmoment des ersten Fahrzeugs 1 vor
dem drohenden Heckaufprall verringert oder das erste Fahrzeug 1 beschleunigt
werden, sofern für das erste Fahrzeug 1 keine
Frontkollision droht, um die Relativgeschwindigkeit vrelativ zwischen dem
zweiten Fahrzeug 2 und dem ersten Fahrzeug 1 zu
verringern und einen drohenden Heckaufprall zu verhindern. Auf diese
Weise können ein Zeitraum und eine Wegstrecke vergrößert
werden, die dem Fahrer des zweiten Fahrzeugs 2 zur Verfügung
stehen, um die Stärke des drohenden Heckaufpralls zu vermindern
oder diesen gänzlich zu verhindern.
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Als
die Unfallschwere reduzierende Maßnahmen können,
falls der drohende Heckaufprall mittels der Maßzahl k als
unabwendbar oder zumindest sehr wahrscheinlich prognostiziert wird,
reversible Insassenschutzmittel 8 im ersten Fahrzeug 1 ausgelöst
werden. Dies verringert die Schwere des Unfalls insofern, dass die
möglichen Unfallfolgen für die Fahrzeuginsassen
abgeschwächt werden. Als reversible Insassenschutzmittel 8 werden
herkömmliche Insassenschutzmittel wie reversible Gurtstraffer,
aktive Kopfstützen, aktive Rückenlehnen, reversibel
aufblasbare Prallkissen und/oder Überrollbügel
verwendet.
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Damit
werden vorteilhafterweise die die Unfallschwere reduzierenden Maßnahmen
nur noch ausgelöst, wenn ein Heckaufprall zwingend droht,
weil der Fahrer des zweiten Fahrzeugs 2 keine sichere Möglichkeit mehr
hat, den Aufprall zu vermeiden.
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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