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Die Erfindung betrifft einen Bezug für prothetische Körperteile, insbesondere Liner und Kniekappen.
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Stand der Technik
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Bei bekannten Linern dient der Bezug der Liner hauptsächlich als Gleitfläche beim Anziehen der Liner, wobei hierzu die Liner mit der Gelseite am Stumpf angehalten und von links auf rechts gerollt werden. Die Kniekappe wird hingegen über die Schaftkante gerollt.
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Sowohl bei Silikonlinern als auch bei Gellinern – durch die noch höhere Elastizität hier noch in einem viel stärkeren Maß – dient der Stoffbezug der Aufnahme nahezu aller entstehenden Kräfte. So muss er über eine hohe Querelastizität für viele verschiedene Umfänge bei gleichzeitig niedriger Längselastizität aufweisen, um den so genannten Melkeffekt und einen Schlupf zu verringern! Der Melkeffekt entsteht, wenn das Gewicht der Prothese beim Anheben z. B. beim Laufen nach unten zieht. Sofern der Stoff am distalen Ende des Liners nicht auf hohe Zugkräfte ausgelegt ist, entsteht das sogenannte ”Melken” des Stumpfes, bei dem es zum Auslymphen, also unqualifizierten Volumenreduzierung kommt. Der Schlupf resultiert aus der Elongation des Liners. Dieses ist für den Patienten beim Laufen unangenehm spürbar.
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Des Weiteren wird beim manchen Gellinern die Aufnahme eines PINs auf den Stoff geklebt, was den Stoff bei der Kraftübertragung bei Nutzung der Prothese vor eine weitere Aufgabe stellt.
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Es ist daher festzustellen, dass der Stoffbezug insbesondere bei Gellinern aber auch bei Linern mit anderen elastischen Materialien eine elementare Rolle bei der Bestimmung der Haltbarkeit und Elastizitätsparameter spielt.
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Bezüge für Liner und Kniekappen sind allgemein bekannt. Als Beispiel können hier die Schriften
DE 69736815 T2 und
DE 19629317 A1 benannt werden. Stoffbezüge werden in Rundstrickstoffe und genähte Stoffe unterschieden, sie können dabei einteilig oder mehrteilig sein.
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Bei der Schrift
DE 69736815 T2 stellt sich der Liner als Verbindung aus einem Gel und einem Gewebe dar, wobei das Gewebe, wie in den
4 und
10 zu erkennen ist, derart mehrteilig gestaltet ist, dass ein auf der Vorderseite des Stumpfes liegendes Gewebestück, das das Stumpfende umfasst, mit einem rückseitig angebrachten kürzeren Gewebestück verbunden ist und bei am proximalen Ende einen gemeinsamen Abschluss in Form eines weiteren Gewebestückes aufweisen. Nachteilig ist dabei zu erkennen, dass stark auftragende Nahtstellen auftreten, die abgepolstert werden müssen, damit der Patient beim Tragen in diesen Bereichen keine Abschnürungen erleidet. Das führt dazu, dass die Prothese im Bereich des Liners einen großen Umfang aufweist, die Verwendung einer Kniekappe verstärkt diesen Eindruck. Als weitere Schwachstelle des genähten Linerstoffes haben sich die Naht und der Bereich um die Naht herausgestellt. Werden Stoffteile vernäht, ist der Stoff durch die Perforation der Nadeln an dieser Stelle anfälliger für Zug- und Scherkräfte. Dadurch wird die geringe Haltbarkeit eines Liners deutlich mitbestimmt.
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In der
DE 19629317 A1 wird ein Verfahren beschrieben, mit dem Bezüge für Liner im Rundstrick hergestellt werden. Dabei wird für einen Stumpfstrumpf im Bereich des Stumpfendes der Strickvorgang nur über einen Teil des Umfangs weitergestrickt und so der Stumpfstrumpf in seinem Öffnungsdurchmesser verkleinert. Ein Schließen kann mit Hilfe eines Pfropfens oder auch durch Verknüpfen sich gegenüberliegender Maschen erfolgen, so dass es zu einer einseitig geschlossenen Röhre kommt. Als Schwachstelle der Rundstrick-Linerstoffe ist der distale Abschluss zu betrachten. Die dort angeordnete Naht oder der Pfropfen führen dazu, dass es bei Auflast durch Benutzung der Prothese am besonders empfindlichen Stumpfende zu Druckstellen kommt. Das distale Ende des Liners muss daher besonders gepolstert werden, um den Patienten von dem störenden Druck durch den Rundstrickverschluss zu befreien und ihm auch ein längeres Tragen der Prothese zu ermöglichen. Zudem bringt die Naht am Stumpfende als ein eingearbeiteter Pfropfen die gleichen Nachteile der erhöhten Anfälligkeit, wie sie bereits zuvor geschildert worden sind.
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Ein weiterer Nachteil bei Linern, die im Rundstrickverfahren hergestellt worden sind, entsteht beim Anpassen an den Stumpf des Patienten. Der Liner muss in seiner Länge auf das erforderliche Maß gekürzt werden. Dabei werden die Maschen des Rundstricks aufgeschnitten, weshalb Nachbehandlung z. B. durch Aufsetzen einer Schutzkante nötig wird. Ohne Nachbehandlung entsteht ein optisch schlechter Eindruck.
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Um dem Problem des Melken genannten Effektes entgegenzuwirken, wird in der Schrift
WO 200567626 A2 ein Liner beschrieben, der an seinem distalen Ende über eine Verstärkung des Stoffes verfügt. Dabei ist vorgesehen, diese Verstärkung nach Herstellung des Liners von Außen aufzusetzen oder während der Produktion zu integrieren.
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Beide Möglichkeiten haben ihre eigenen Nachteile. Bei einer Integration der Verstärkung in den Liner wird der Raum zwischen Bezug und Stumpf des Patienten automatisch um die Dicke der Verstärkung reduziert, so dass nur eine dünne Gelschicht an dieser Stelle zur Verfügung steht. Hauptnachteil ist die Tatsache, dass die Vernetzung zwischen Gel und Stoff erschwert wird, so dass die Stabilität des Produktes verschlechtert wird. Das Gel löst sich zuerst an dieser Stelle vom Stoff und erhöht damit zum Nachteil des Patienten die Wechselintervalle für die Liner. Daneben weist dieser Liner ebenfalls das Problem einer Naht auf, womit er den schon oben beschriebenen Nachteilen ebenfalls unterliegt.
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Sofern bei Silikonlinern eine Verstärkung integriert werden soll, muss der Liner in zwei Güssen hergestellt werden. Zwischenzeitlich muss vor Auflegen der Verstärkung der erste Guss aushärten. Dies führt dazu, dass neben einem Mehraufwand für einen zweiten Prozessschritt in der Herstellung auch die sehr viel höhere Herstellungszeit als nachteilig zu betrachten ist. Zudem ergeben sich mehr Fehlerquellen.
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Bei einem Aufsetzen einer Verstärkung bleibt zwar die Gelschicht gleich, bei Einschieben des Liners in den Schaft der Prothese muss jedoch eine weitere auftragende Schicht mit eingebracht werden. Beide Möglichkeiten werden vom Patienten als unbequem erachtet. Sofern der Schaft in einer weiteren Form zur Erhöhung des Tragekomforts hergestellt wird, entstehen für den Patienten Probleme z. B. beim Einsteigen in Hosen oder beim Gehen. Zudem wird der optische Eindruck beeinträchtigt.
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Hinzu kommt, dass der Hauptgrund für den Ausfall von Linern in Schwächungen von Nähten zu finden ist. Ein Verschleiß in diesem Bereich führt dazu, dass Liner oder Kniekappen schneller ausgetauscht werden müssen. Dieses ist weder im Interesse der Patienten noch im Interesse der Kostenträger.
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Sich als beidseitig offene Röhren darstellende Kniekappen dienen in der Regel dazu, den Schaft und den darin eingesetzten Stumpf so gegeneinander abzuschließen, dass über das normale Halten zudem ein Vakuum angelegt werden kann, über das die Prothese am Körper hält. Die Kniekappe verfügt dabei über eine Naht, die sich von einem offenen Ende der Röhre zum anderen erstreckt. Die Vakuumtechnik mit der Verwendung von Gellinern hat es mit sich gebracht, dass die Kniekappen in gleicher Weise auf der Innenseite mit einem flexiblen Material beschichtet sind. Dadurch trägt eine solche Kniekappe stark auf.
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Aufgabe der Erfindung
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Aufgabe der Erfindung ist es daher, einen Stoffbezug für orthopädische Bauteile bereitzustellen, der entsprechende Kräfte aufnehmen kann, jedoch die geschilderten Nachteile des Standes der Technik verringert.
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Die Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, dass der Stoffbezug für einen Liner aus mehreren Stoffbereichen besteht, wobei jeder Stoffbereich unterschiedlich auf Kräfte reagiert und am distalen Ende des Liners ein zugfester Stoff und am proximalen Ende des Liners ein elastischer Stoff vorgesehen ist. Zur Formgebung werden Bereiche dieses Liners miteinander verklebt oder verschweißt.
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Beim Verkleben werden Bereiche des Stoffbezuges zur Überlappung gebracht und dann durch einen Klebeprozess miteinander verbunden. Das Verschweißen erfolgt durch ein Zusammenfügen von Stoffbereichen auf Stoß, wobei ein weiteres, schmales und sehr dünnes Trägerelement derart auf die Stoßkante gelegt wird, dass sie den Stoß überdeckt, und dann mit den Stoffbereichen verbunden wird.
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Mehrere Stoffbereiche können auch jeweils einzeln hergestellt und dann verklebt oder verschweißt werden. Der zugfeste Stoff am distalen Ende des Liners ist dabei derart ausgebildet, dass keine Naht in diesem Bereich auftritt. Erreicht wird dieses durch einen Formgebungsprozess für diesen Stoff.
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Darüber hinaus hat man die Möglichkeit, auch andere Bereiche des Linerbezuges durch Stoffe mit verschiedenen Zugeigenschaften an definierten Positionen gezielt einzusetzen. So können in Bereichen, die einer besonderen Belastung ausgesetzt sind, festere Stoffbereiche vorgesehen werden
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Um einen sanften Übergang zwischen zugfesten und elastischen Bereichen zu schaffen, greifen entweder die Stoffteile über Elemente ineinander über oder ist ein mit Elementen versehener Stoffteil mit einem elementelosen Teil verbunden. Dabei weisen die Elemente in einer bevorzugten Ausführungsform eine Wellenform auf. Es ist aber auch ein Übergang in anderen Mustern denkbar. Im Gegensatz zu genähten Linern kommt es beim Verkleben oder Verschweißen der Stoffe nicht zu Perforationen, so dass auch keine Schwächung des Stoffes erfolgt. Durch Verschweißen oder Verkleben kann dem Verschleiß des Liners bzw. der Kniekappe entschieden entgegengewirkt werden.
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Bei einem Verkleben oder verschweißen der Schichten kann trotzdem eine so geringe Materialstärke erreicht werden, dass eine dünne Polsterung durch eine elastische Schicht, z. B. eine Gelschicht, trotzdem einen maximalen Tragekomfort mit sich bringt.
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Trotzdem kann es nötig werden, dass an einigen, besonderen mechanischen Ansprüchen ausgesetzten Stellen, z. B. am oberen Rand des Liners, an dem der Patient anfasst, um den Sitz zu verändern, zusätzliche Verstärkungen angebracht werden müssen. Hierfür ist es sinnvoll, dass zusätzliche Stoffschichten durch Verkleben oder Verschweißen ergänzt werden.
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Bei der Kniekappe kann bei der Dickenreduzierung noch ein Schritt weiter gegangen werden, in dem diese nur in den Bereichen, an denen sie um den Schaft bzw. am Stumpf anliegt, über einen auf der Kniekappeninnenseite umlaufenden elastischen Ring z. B. einen Gelring, verfügt. Die Dichtigkeit, die für das Anlegen eines Vakuums notwendig ist, kann durch Imprägnieren oder Beschichten der Außenseite erreicht werden. Ein solche Kniekappe ist an dem Punkt der Prothese, der am stärksten hervortritt, nämlich der Schaftoberkante, durch nur eine oder zwei imprägnierte Stoffteile oder höchstens noch eine dünne Beschichtung sehr dünn ausgestaltet und trägt damit kaum auf.
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Vorteil dieser Erfindung ist, dass ein angenehmes Tragegefühl für den Patienten entsteht, da keine weiteren auftragenden Schichten oder störende Nähte im Falle des Liners in den Schaft mit eingeführt werden müssen und trotzdem andere Effekte, wie z. B. der Melkeffekt minimiert werden können.
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Im Falle der Kniekappe liegen die entscheidenden Vorteile darin, dass die Beanspruchung der Kniekappe im Bereich der Nähte, die ebenfalls die Lebensdauer einer Kniekappe mitbestimmen, vermieden werden können und zudem eine sehr dünne Ausführung einer solchen Kniekappe möglich ist.
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Eine solch dünne Ausführung ermöglicht den Einsatz solcher Röhren, die innen mit einem elastischen Material versehen sind, auch im veterinärmedizinischen Bereich. Z. B. bei der Behandlung der Gelenke von Pferden zeigen sich Vorteile gegenüber herkömmlichen Bandagen oder vergleichbaren Strümpfen, da sie nicht so stark auftragen und keine abstehenden Nähte aufweisen. Nähte bieten einen Ansatzpunkt für ein Verhaken an Gebüsch oder für die Zähne, was unweigerlich zur Beschädigung oder gar Zerstörung des Überzuges führt. Für diesen Fall sollte die Röhre mit dem erfindungsgemäßen Bezug allerdings an der Außenseite derartig ergänzt werden, dass das Tier vom Lecken oder Knabbern abgehalten wird.
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Beispiele
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Die Erfindung soll nachstehend anhand von Ausführungsbeispielen näher erläutert werden. Die dazugehörigen Zeichnungen zeigen in
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1 die Ansicht eines erfindungsgemäßen Stoffbezuges an einem Liner in einer verklebten Ausführungsform,
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2 die Ansicht eines erfindungsgemäßen Stoffbezuges an einem Liner in einer zweiten ebenfalls verklebten Ausführungsform
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3 die Ansicht eines erfindungsgemäßen Stoffbezuges an einer Kniekappe.
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Der in 1 gezeigte Liner 1 ist in einer Grundform gezeigt, bei der auf die Darstellung anderer zu einem prothetischen Körperteil gehörenden Bauteile verzichtet worden ist. Der für den Liner verwendete Stoffbezug gliedert sich erfindungsgemäß in mindestens zwei Bereiche, wobei der distale Stoffbereich 2 mit hoher Zugfestigkeit hergestellt worden ist, während der proximale Stoffbereich 3 über eine hohe Elastizität verfügt. Der distale Stoffbereich 2 ist dabei durch einen Formgebungsprozess – z. B. in einer Presse – so verformt worden, dass er eine im Wesentlichen halbkugelförmige Form hat, an deren Kante mehrere Elemente 4 angeordnet sind. Der proximale Stoffbereich 3 wird aus einer Stoffbahn hergestellt, wobei die Länge dieser Bahn von der Länge des Liners abhängig ist. Die Stoffbahn wird im Herstellungsprozess zu einer Röhre gerollt und in einem Überlappungsbereich 8 so verklebt, dass der Umfang dieser Röhre den Anforderungen des Liners genügt und Röhre und halbkugelige Form des distalen Stoffbereichs 2 aufeinander angestimmt sind. Das distale Ende des proximalen Stoffbereichs 3 ist mit Elementen 4 versehen, die in ihrer Anzahl ebenfalls auf die Anzahl der Elemente 4 am distalen Stoffbereich 2 angepasst sind. Beim Verkleben der Stoffbereiche 2 und 3 werden die Elemente 4 so gegeneinander versetzt angeordnet, dass es zu Überlappungsbereichen 8 kommt, an denen die Verklebung stattfindet. So wird ermöglicht, dass Kräfte, die auf den Stoffbezug wirken, sanft von dem zugfesten Stoffbereich 2 auf den elastischen Stoffbereich 3 übergehen zu lassen. Die Elemente 4 sind in einer besonders bevorzugten Form wellenförmig ausgeführt.
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In 2 ist ein weiterer Liner 1 mit dem erfindungsgemäßen Stoffbezug erkennbar, wobei in dieser Ausführungsform nur der distale Stoffbereich 2 über Elemente 4 verfügt. Der proximale Stoffbereich 3 ist wie zuvor als Röhre ausgebildet, wobei wiederum ein Überlappungsbereich für die Verklebung vorgesehen ist. Der distale Stoffbereich 2 in einer Halbkugelform mit Elementen 4 ist über den proximalen Stoffbereich 3 gestülpt und mit ihm verklebt worden. Die Elemente 4 ermöglichen auch hier eine sanfte Weitergabe der Kräfte von einem Stoffbereich auf den anderen.
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In 3 ist der gleiche Stoffbezug bei der Verwendung für eine Kniekappe 5 gezeigt. Die Kniekappe 5 stellt sich dabei als Röhre dar, wobei Ausformungen dieser Röhre vorgesehen sein können. Die Röhrenform wird durch Verklebung der Enden einer Stoffbahn in einem Überlappungsbereich 8 erreicht. Am distalen und auch am proximalen Ende der Kniekappe 5 können zudem Bereiche 9 vorgesehen sein, die auf der Innenseite mit einem elastischen Material, z. B. einem Gel, beschichtet sind, um die Kniekappe gegenüber dem Stumpf (nicht dargestellt) und dem Schaft 6 abzuschleißen. Um an der Kniekappe 5 ein Vakuum anlegen zu können, ist mindestens der Zwischenbereich 10 zwischen den beiden Bereichen 9 imprägniert oder beschichtet. Dies führt dazu, dass die Kniekappe 5 insbesondere am oberen Rand des Schafts 6 sehr dünn ist und damit nicht aufträgt.
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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- DE 69736815 T2 [0006, 0007]
- DE 19629317 A1 [0006, 0008]
- WO 200567626 A2 [0010]