DE102009049505A1 - Desinfektionsverfahren mit gleichzeitiger Ultraschallbehandlung - Google Patents
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Abstract
Die Erfindung betrifft die Verwendung eines antimikrobiellen Wirkstoffs zur Herstellung eines Antiseptikums zur Verwendung in einem Desinfektionsverfahren, bei dem gleichzeitig Ultraschall eingesetzt wird. Dadurch wird die Keimzahl stärker reduziert, als es bei der separaten Anwendung des Antiseptikums und von Ultraschall beobachtet wird. Bevorzugte Antiseptika enthalten Octenidindihydrochlorid als antimikrobiellen Wirkstoff.
Description
- Die Erfindung betrifft die Verwendung von antimikrobiellen Wirkstoffen zur Herstellung eines Antiseptikums zur Verwendung in einem Desinfektionsverfahren, bei dem gleichzeitig Ultraschall eingesetzt wird. Vorzugsweise enthält das Antiseptikum den Wirkstoff Octenidindihydrochlorid. Außerdem betrifft die Erfindung ein Antiseptikum zur Verwendung in einem Desinfektionsverfahren, insbesondere einem Verfahren zu Wundreinigung, bei dem gleichzeitig mit dem Antiseptikum eine Ultraschallbehandlung durchgeführt wird.
- Zur Bekämpfung von Infektionen werden mikrobizide Zusammensetzungen (Antiseptika) auf der Basis verschiedener Wirkstoffe eingesetzt. Der Wirkstoff Octenidindihydrochlorid wird beispielsweise in dem Wund- und Schleimhautantiseptikum Octenisept®, dem präoperativen Hautantiseptikum Octeniderm®, der antimikrobiellen Mundspüllösung Octenidol® und der antimikrobiellen Waschlotion Octenisan® eingesetzt. Octenidindihydrochlorid (im Folgenden Octenidin) verfügt über ein weites antimikrobielles Wirkspektrum. Allerdings setzt man in diesen Einsatzbereichen auch andere Wirkstoffe (z. B. Chlorhexidin, Polyhexanid, PVP-Iod, Triclosan) einzeln oder in Kombination ein. Außerdem kann Octenidin mit einem oder mehreren von diesen weiteren Wirkstoffen kombiniert werden.
- Für die Hautantiseptik werden häufig Formulierungen in alkoholischer (vorzugsweise in Isopropanol) oder in wässriger Lösung eingesetzt, wobei alkoholische Lösungen in klinischen Studien insbesondere vor Eingriffen an intakter Haut einen guten Schutz vor schwerwiegenden Entzündungen (z. B. katheterassoziierte Sepsis) zeigen. Der antimikrobielle Wirkstoff kann dem Erreger also gelöst präsentiert werden, insbesondere in den o. a. Lösungen, wobei die reine Exposition des Erregers (in diesem Falle die letale Interaktion des Wirkstoffes mit der Hülle des Organismus) dem Wirkstoff gegenüber zum gewünschten Effekt (Abtötung des Erregers) führt. Die genannten Wirkstofflösungen können durch Auftupfen oder Gießen aufgebracht werden.
- Der antimikrobielle Wirkstoff kann auch in Aerosolform eingesetzt werden (Sprühanwendung), wobei auch hier die Exposition des Erregers dem Wirkstoff gegenüber zum gewünschten Effekt führt. Besondere Probleme bei Einsatz von Aerosolen sind (i) die Passivität der Erregerexposition dem Wirkstoff gegenüber, welche eine schlechte Steuerbarkeit der Zuführung des Wirkstoffes bedingt, und (ii) die dadurch bedingten nötigen hohen Wirkstoffkonzentrationen und damit verbunden eine hohe Rate an Unverträglichkeitsreaktionen der Wirkstoffe (insbesondere bei empfindlichen Patienten, wie z. B. immunsupprimierten Patienten, onkologischen Patienten).
- Unabhängig davon, ob man den Wirkstoff als Lösung oder Aerosol einsetzt, wird die Wirkung von Antiseptika in Wunden, insbesondere in chronischen Wunden, durch die Bildung von Biofilmen beeinträchtigt. Biofilme sind dünne-Schleimschichten, in die Mikroorganismen (z. B. Bakterien, Algen, Pilze, Protozoen) eingebettet sind. Für die Reinigung von Wunden oder zur Ablösung von Biofilmen in Wunden oder auch auf intakter Haut und sonstigem Gewebe (z. B. intraoperativ) wird deshalb häufig neben der Antisepsis eine mechanische Reinigung oder ein chirurgisches Debridement durchgeführt. Außerdem sind Verfahren zur Förderung der Wundheilung durch Wundreinigung mittels Ultraschall bekannt. Beispielsweise beschreiben K. H. Breuing et. al. in Annals of Plastic Surgery, Vol. 55(2), 8/2005 die wiederholte Wundreinigung durch Niederfrequenten Ultraschall (Low Frequency Ultrasonic Debridement, LFUD).
- C. Schulze et al. offenbaren in Zeitschrift für Wundheilung, Sonderheft 2/2005 die mechanische Zerstörung von bakteriellen Biofilmen durch LFUD. Berichtet wird eine moderat (um eine Zehnerpotenz gegenüber einer Kontrolle) reduzierte Keimzahl.
- Eine Kombination aus Ultraschallexposition und anschließender Wundantiseptis führt bei Einsatz von PVP-Iod zu einer Reduktion von Staphylococcus aureus um zwei Zehnerpotenzen. Eine solche geringe Keimreduktion ist völlig unbefriedigend.
- Der vorliegenden Erfindung hat somit die Aufgabe zu Grunde gelegen, Verfahren und Zusammensetzungen bereitzustellen, mit denen Infektionen, insbesondere von Wunden, wirksamer bekämpft werden können.
- Diese Aufgabe wird durch die gleichzeitige Anwendung von (i) antimikrobiellem Wirkstoff in einem Antiseptikum und (ii) Ultraschall gelöst. Die Erfindung beruht demzufolge unter anderem darauf, dass überraschend gefunden wurde, dass die Wirkung von antimikrobiellen Wirkstoffen, insbesondere Octenidin, durch gleichzeitige Anwendung von Ultraschall verbessert wird. Erfindungsgemäß wird die Keimzahl stärker reduziert, als es bei der separaten Anwendung des Antiseptikums und von Ultraschall beobachtet wird.
- In einer ersten Ausführungsform betrifft die Erfindung die Verwendung eines antimikrobiellen Wirkstoffs zur Herstellung eines Antiseptikums zur Verwendung in einem Desinfektionsverfahren, bei dem gleichzeitig Ultraschall eingesetzt wird.
- Das Antiseptikum enthält a) einen oder mehrere Wirkstoffe und typischerweise b) einen oder mehrere Hilfsstoffe. Beispielhafte Wirkstoffe sind ausgewählt aus Octenidin, Chlorhexidin(salzen), Polyhexanid, PVP-Iod und Triclosan, wobei in allen Ausführungsformen der Erfindung Octenidin, gegebenenfalls in Kombination mit einem oder mehreren der anderen genannten Wirkstoffe, besonders bevorzugt ist.
- Bevorzugt eingesetzte Octenidin enthaltende Antiseptika enthalten die folgenden Bestandteile:
Wundspüllösung: 90–99 Gew.-% Hochgereinigtes Wasser 0,01–10 Gew.-% 85 Gew.-% Glycerin 0,01–0,5 Gew.-% 1-(2-Ethylhexyl)glycerinether 0,001–1 Gew.-% Octenidin Hautantiseptikum: 10–50 Gew.-% Gereinigtes Wasser 20–70 Gew.-% Isopropanol 15–50 Gew.-% Propanol 0,001–1 Gew.-% Octenidin Wundgel: 70–99 Gew.-% Gereinigtes Wasser 0,01–30 Gew.-% Propylenglycol 0,001–1 Gew.-% Octenidin 0,1–20 Gew.-% Hydroxyethylcellulose Waschlotion: 0,1–10 Gew.-% Polyol-Fettsäureester (wie Cetiol HE) 0,01–10 Gew.-% 85 Gew.-% Glycerin 1–50 Gew.-% Aminoxid (wie Rewominox B204) 10–75 Gew.-% Gereinigtes Wasser 0,01–2 Gew.-% Allantoin 0,001–1 Gew.-% Octenidin 0,1–20 Gew.-% Hydroxyethylcellulose 0,1–10 Gew.-% Milchsäure Wundantiseptikum: 90–99 Gew.-% Gereinigtes Wasser 0,1–10 Gew.-% Phenoxyethanol 0,001–1 Gew.-% Octenidin 0,001–1 Gew.-% Natriumgluconat 0,01–10 Gew.-% 30 Gew.-% Cocamidopropylbetain 0,01–10 Gew.-% 85 Gew.-% Glycerin Natriumhydroxid Mundspüllösung: 0,01–10 Gew.-% Macrogolglycerolhydroystearat-40EO 0,01–10 Gew.-% Aroma Mint Cool 0,001–1 Gew.-% Butylhydroxytoluol 90–99 Gew.-% Gereinigtes Wasser 0,001–1 Gew.-% Octenidin 0,01–10 Gew.-% 85 Gew.-% Glycerin 0,001–1 Gew.-% Natriumgluconat 0,001–1 Gew.-% Sucralose 0,001–1 Gew.-% Citronensäure-Monohydrat - Weitere geeignete Antiseptika sind polyhexanidhaltige-, chlorhexidinhaltige oder alexidinhaltige Antiseptika.
- In einer weiteren Ausführungsform betrifft die Erfindung ein Antiseptikum, das ein oder mehrere antimikrobielle Wirkstoffe enthält, zur Verwendung in einem Desinfektionsverfahren, insbesondere einem Verfahren zur Wundreinigung, bei dem gleichzeitig mit dem Antiseptikum eine Ultraschallbehandlung durchgeführt wird.
- Die erfindungsgemäß vorgesehene Verwendung zusammen mit einer Ultraschallbehandlung ist dadurch gekennzeichnet, dass die Arbeitsfrequenz des Ultraschalls vorzugsweise im Bereich von 1 bis 1 MHz, vorzugsweise 10 bis 60 kHz, vorzugsweise 15 bis 45 kHz, insbesondere 20 bis 30 kHz, wie bei etwa 25 kHz liegt. Die Amplitude der Sonotrode liegt vorzugsweise im Bereich von 20 bis 200 μm, vorzugsweise 50 bis 150 μm, insbesondere 80 bis 140 μm. Die akustische Leistung beträgt vorzugsweise 1 bis 100 Watt, bevorzugter 10 bis 50 Watt, insbesondere 15 bis 40 Watt, beispielsweise 18 bis 35 Watt. Typische Intensitäten liegen im Bereich von 10 mW/cm2 bis 10 W/cm2.
- Erfindungsgemäß vorgesehene Desinfektionsverfahren, die vorzugsweise ausgeführt werden, sind die Wundbehandlung, die präoperative Hautdesinfektion, die Dekontaminierung intakter Haut, die Flächendesinfektion und die Instrumentendesinfektion, wobei die Wundbehandlung in allen Ausführungsformen der Erfindung bevorzugt ist.
- Die Vorteile der Erfindung ergeben sich insbesondere aus den folgenden Beispielen (Mengenangaben beziehen sich, wenn nicht anders angegeben, auf das Gewicht).
- Die bakterizide Wirksamkeit wurde im quantitativen Suspensionsversuch gemäß den Standardmethoden der Deutschen Gesellschaft für Hygiene und Mikrobiologie e. V. zur Prüfung chemischer Desinfektionsverfahren (Stand: 1.9.2001) bestimmt. Abweichend von der Standardmethode:
- – wurde die Untersuchung nur mit Staphylococcus aureus und Pseudomonas aeruginosa durchgeführt;
- – wurde keine organische Belastung verwendet;
- – wurden die Versuche in einem Gesamtvolumen von 50 ml (statt 10 ml) durchgeführt, dies war notwendig, damit genug Flüssigkeit zum Eintauchen der Sonotrode vorhanden war;
- – erfolgte die Herstellung des Prüfprodukt-Prüfsuspensionsgemischs wie folgt: Statt 0,1 ml Prüfsuspension in 10 ml des Prüfproduktes (DGHM) wurden 5 ml Prüfsuspension in 45 ml des Prüfproduktes gegeben, Keimzahl des Prüfprodukt-Prüfsuspensionsgemisches: 108 KBE/ml;
- – wurden ausgehend vom Prüfsuspensionsgemisch 1:10-Verdünnungen (in Neutralisationsmedium) ausplattiert (statt 1:100-Verdünnungen);
- – wurde der Versuch unter Eiskühlung (statt Raumtemperatur) durchgeführt, um eine Keimreduktion durch Temperaturanstieg bedingt durch den Ultraschall auszuschließen;
- – wurde keine Wasserkontrolle mitgeführt, die Reduktionsfaktoren wurden über die Ausgangskeimzahl berechnet; und
- – wurde, um die Wirkung des Ultraschalls zu testen, hierfür statt des Prüfproduktes Wasser verwendet bzw. zusätzlich zum Prüfprodukt Ultraschall eingesetzt (entsprechend der jeweiligen Einwirkzeit).
- ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
- Diese Liste der vom Anmelder aufgeführten Dokumente wurde automatisiert erzeugt und ist ausschließlich zur besseren Information des Lesers aufgenommen. Die Liste ist nicht Bestandteil der deutschen Patent- bzw. Gebrauchsmusteranmeldung. Das DPMA übernimmt keinerlei Haftung für etwaige Fehler oder Auslassungen.
- Zitierte Nicht-Patentliteratur
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- K. H. Breuing et. al. in Annals of Plastic Surgery, Vol. 55(2), 8/2005 [0005]
- C. Schulze et al. [0006]
Claims (7)
- Verwendung eines antimikrobiellen Wirkstoffs zur Herstellung eines Antiseptikums zur Verwendung in einem Desinfektionsverfahren, bei dem gleichzeitig Ultraschall eingesetzt wird.
- Verwendung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass das Antiseptikum neben a) einem oder mehreren Wirkstoffen auch b) einen oder mehrere Hilfsstoffe enthält.
- Verwendung nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass der Wirkstoff ausgewählt ist aus Octenidindihydrochlorid, Chlorhexidin(salzen), Polyhexanid, PVP-Iod und Triclosan, insbesondere Octenidindihydrochlorid.
- Verwendung nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, dass der Wirkstoff Octenidindihydrochlorid ist.
- Verwendung nach einem der Ansprüche 2 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass das Antiseptikum 1 bis 100 ppm Wirkstoff enthält, vorzugsweise 5 bis 80 ppm, insbesondere 10 bis 60 ppm, wie beispielsweise 20 bis 50 ppm Wirkstoff.
- Antiseptikum, das ein oder mehrere antimikrobielle Wirkstoffe enthält, zur Verwendung in einem Desinfektionsverfahren, bei dem gleichzeitig mit dem Antiseptikum eine Ultraschallbehandlung durchgeführt wird.
- Antiseptikum nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, dass das Desinfektionsverfahren Teil einer Wundbehandlung ist.
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