-
Die
Erfindung betrifft eine Druckmaschine mit einer Baugruppe und einem
Kurvengetriebe zur Bewegung wenigstens eines Teiles der Baugruppe.
-
Zur
Erzeugung von Bewegungen in Druckmaschinen, insbesondere Bogendruckmaschinen, werden
an vielen Stellen zwangläufige, ungleichmäßig übersetzende
Getriebe wie Kurvengetriebe, Koppelgetriebe oder Kombinationen dieser
Getriebe eingesetzt. Ungleichmäßige Bewegungen
in Bogendruckmaschinen sind beispielsweise die Vordermarkenbewegung
und Ziehmarkenbewegung, die schwingende Bewegung des Vorgreifers
oder die Schließbewegungen und Öffnungsbewegung
der Greifersysteme. Die zwangläufigen, ungleichmäßig übersetzenden
Getriebe sind meistens mit dem gleichmäßig laufenden
Hauptantrieb der Maschine fest gekoppelt. Getriebe dieser Art erfüllen
die hohen Anforderungen an die Bewegungsgenauigkeit und die Prozessgeschwindigkeit
bei hoher Zuverlässigkeit. Jedoch regen die beim Bewegungsablauf
eingebrachten Kräfte und Trägheitskräfte
häufig störende Schwingungen der Baugruppen oder
der Arbeitsorgane, zum Beispiel von Greifersystemen, an. Die Höhe
der auftretenden Schwingungsamplituden hängt dabei wesentlich
von der Übertragungsfunktion des verwendeten ungleichmäßig übersetzenden Getriebes,
insbesondere bei Kurvengetrieben von der Auslegung der Kurvenscheiben,
und vom Betriebszustand der Druckmaschine, insbesondere von der
Druckgeschwindigkeit der Druckmaschine, ab.
-
Den
Vorteilen einer hohen Bewegungspräzision sowie der Realisierung
einer hohen Prozessgeschwindigkeit und Prozesssicherheit ungleichmäßig übersetzender
Getriebe steht allerdings eine geringe Flexibilität der
erzeugten Bewegung gegenüber. Beispielsweise liegt das Übertragungsverhalten
eines Kurvengetriebes durch die Auslegung der Kurve, insbesondere
auf einer Kurvenscheibe, fest. Eine flexible Anpassung seiner Übertragungsfunktion
an verschiedene Betriebszustände der Druckmaschine, insbesondere
zum Zweck der Schwingungsminderung des Systems, ist bei gleichmäßig
umlaufendem Antrieb der Kurvenscheibe nicht möglich.
-
Generell
ist bei der Konstruktion und Auslegung von Kurvengetrieben vorgesehen,
dass die VDI Richtlinie 2143 berücksichtigt wird. In der
Richtlinie 2143 (siehe VDI-EKV: Richtlinie 2143, Bewegungsgesetze
für Kurvengetriebe, Berlin, Köln: Beuth Verlag
1980) werden die mathematischen Grundlagen zur Berechnung günstiger Übertragungsfunktionen nullter
bis zweiter Ordnung für Kurvengetriebe beschrieben. Die
Kurven können mehrere Bewegungsbereiche aufweisen, das
heißt, es können mehrere Abschnitte auf der Kurve
mit voneinander unterschiedlichen Übertragungsfunktionen
oder stückweise aneinander gesetzten Übertragungsfunktionen existieren.
Dabei ist die Übertragungsfunktion nullter Ordnung der
funktionale Zusammenhang zwischen dem Antriebswinkel (insbesondere
Drehwinkel der Kurvenscheibe, Winkel φ1)
und dem Abtriebswinkel beziehungsweise dem Abtriebsweg (insbesondere Drehwinkel
eines Rollenhebels, Winkel ψ1)
eines Kurvengetriebes. Die Übertragungsfunktionen erster und
zweiter Ordnung sind die entsprechenden Ableitungen dψ1/dφ1 und
d2ψ1/dφ1 2. Als schwingungstechnisch
günstig werden richtliniengemäß ausdrücklich nur
Auslegungen der Abtriebsbewegung eines Kurvengetriebes mit stetiger Übertragungsfunktion
zweiter Ordnung empfohlen. Nach der Richtlinie 2143 erfolgt die
mathematische Beschreibung der entsprechenden Übertragungsfunktion
nullter Ordnung unter Verwendung geeigneter Polynomfunktionen oder
trigonometrischer Funktionen. Bei schnelllaufenden Kurvengetrieben,
wie sie in Druckmaschinen eingesetzt werden, führen entsprechende
Bewegungsgesetze häufig zu einer hohen Schwingungsanregung des
mechanischen Systems.
-
Eine
weitere gängige Methode zur Auslegung günstiger Übertragungsfunktionen
ist die harmonische Synthese, das heißt, die Darstellung
der Übertragungsfunktion nullter Ordnung eines Kurvengetriebes
als Summe harmonischer Anteile (Summe von Sinus und Cosinus Funktionen).
In der Literatur werden derartige Bewegungsgesetze auch als HS-(high
speed) Bewegungsgesetze bezeichnet. Die höchste Frequenz
der harmonischen Anteile eines HS-Bewegungsgesetzes liegt dabei
deutlich unterhalb der Eigenfrequenzen des angetriebenen mechanischen
Systems, zum Beispiel einer kurvengesteuerten Greiferwelle in einer
Druckmaschine. Die entsprechenden Eigenfrequenzen werden damit nur in
geringem Maß angeregt, so dass Schwingungen des angetriebenen
Systems in vielen Fällen wirksam gemindert werden können.
HS-Bewegungsgesetze besitzen jedoch prinzipbedingt den Nachteil,
dass im Bewegungsverlauf des Abtriebsgliedes keine exakten Rastphasen
(Phasen mit stillstehendem Abtriebsglied des Kurvengetriebes) erzeugt
werden können. Schwingungsarme Bewegungen mit Rastphasen werden
in Druckmaschinen jedoch häufig verlangt.
-
Eine
weitere Möglichkeit zur Erzeugung schwingungsarmer Bewegungen
ist die Kombination ungleichmäßig übersetzender
Getriebe (Kurvengetriebe und Koppelgetriebe sowie deren Kombinationen)
mit mindestens einem elektronischen Antrieb.
-
Beispielsweise
im Artikel „Hybride Antriebssysteme zur Erzeugung
veränderlicher Übertragungs- und Führungsbewegungen"
vom M. Berger und J. Matthes (VDI-Berichte Nr. 1963, S. 631–642 Düsseldorf,
VDI-Verlag 2006) werden hybride Mechanismen zur Erzeugung
von Bewegungen mit zeitlich veränderlichem Geschwindigkeitsverlauf
der Abtriebsbewegung beschrieben. Während bei zwangläufigen,
ungleichmäßig übersetzenden Getrieben der
Zusammenhang zwischen der Antriebsgröße φ1 (zum Beispiel der Winkellage einer gleichmäßig
umlaufenden Kurvenscheibe) und der Abtriebsgröße ψ1 (zum Beispiel der Winkellage eines mit
der Kurvenscheibe arbeitenden Rollenhebels) festliegt, kann die entsprechende
Funktion ψ1(φ1)
hierbei in Grenzen variiert werden. Die beschriebenen Mechanismen basieren
jeweils auf ebenen fünfgliedrigen kinematischen Ketten
mit dem Laufgrad 2, in denen die Abtriebsbewegung durch zwei voneinander
unabhängige Antriebsbewegungen erzeugt wird. Entsprechend besitzen
die Getriebe einen gleichmäßig umlaufenden Hauptantrieb
und einen elektronisch gesteuerten Verstellantrieb, durch den es
möglich ist, die Abtriebsbewegung des Getriebes in Grenzen
gezielt zu beeinflussen. Gegenüber Getrieben mit einem
einzigen Antrieb wird mit dem Getriebelaufgrad auch die Anzahl der
Getriebeglieder und der Gelenke erhöht. Hierdurch steigt
zum einen der konstruktive Aufwand, ebenso werden unter Umständen
zusätzliche Nachgiebigkeiten und Lagerspiele erzeugt, die
das dynamische Verhalten des Systems negativ beeinflussen können.
-
Aus
verschiedenen Publikationen sind auch ungleichmäßig übersetzende
Getriebe (Kurvengetriebe und Koppelgetriebe) beschrieben, die durch
einen einzigen, elektronisch gesteuerten Motor angetrieben werden.
Beispielsweise sind zu nennen: Braune, R. „Koppelgetriebe
mit Servo-Antrieb in schnellen Verarbeitungsmaschinen" in
Tagungsband zur Tagung Verarbeitungsmaschinen und Verpackungstechnik,
Technische Universität Dresden 2006, Callesen,
M. und Braune, R. „Kombination von gesteuerten Antrieben
mit Koppelgetrieben – Nutzungspotentiale und Konzipierungsaspekte"
in Tagungsband zur VDI/VDE-Tagung Elektrisch-mechanische Antriebssysteme
in Fulda 2004, Düsseldorf, VDE-Verlag 2004 sowie Corves,
B., Abel, D., Plesken, W., Harmeling, F., Robertz, D. und Maschuw,
J. „Methoden zum Entwurf mechatronischer Bewegungssysteme
mit ungleichmäßig übersetzenden Getrieben"
in VDI-Berichte Nr. 1963, S. 557–573, Düsseldorf,
VDI-Verlag 2006. Kurvengetriebe oder Koppelgetriebe besitzen üblicherweise
gleichmäßig umlaufende Antriebsmotoren. Die gewünschte
Abtriebsbewegung mit ungleichmäßigem Geschwindigkeitsverlauf
wird bei Kurvengetrieben durch eine entsprechende Auslegung der
Kurvenscheiben und bei Koppelgetrieben durch die Stellungsabhängigkeit
ihrer Übersetzung erreicht. Die genannten Veröffentlichungen
heben die Einschränkung einer konstanten Winkelgeschwindigkeit
des Antriebsmotors auf und verwenden gesteuerte beziehungsweise
geregelte Motoren zum Antrieb von Kurven- oder Koppelgetrieben,
insbesondere kann auch eine Regelung des Antriebsmotors mit dem
Ziel der Minimierung störender Schwingungen erfolgen. Dabei
wird der Antriebsmotor in einem geschlossenen Regelkreis mit entsprechendem
Aufwand betrieben. Beim Einsatz derartiger Lösungen in
Druckmaschinen ist insbesondere zu bedenken, dass hier eine Vielzahl
von Teilfunktionen und Bewegungen mit hoher Prozesssicherheit koordiniert
ablaufen müssen. Dies wird bei heutigen Druckmaschinen
durch den Einsatz eines einzigen, zentralen Hauptantriebes für
die Teilfunktionen (zum Beispiel Vordermarkenbewegung und Ziehmarkenbewegung,
Vorgreiferbewegung, Drehbewegung der Zylinder, Greifersteuerung)
erreicht. Beim Einsatz dezentraler Antriebskonzepte (gesteuerte
beziehungsweise geregelte Einzelantriebe der Teilfunktionen) kann
der koordinierte Bewegungsablauf nicht in jedem Fall mit gleicher
Sicherheit erreicht werden. Als Beispiel sind Notstopsituationen
(eventuell im Zusammenhang mit Stromausfall) zu nennen, bei denen
die korrekte Steuerung beziehungsweise Regelung der verwendeten
Einzelantriebe nur eingeschränkt gewährleistet
ist.
-
In
Druckmaschinen gelangen als Aktoren zur Realisierung einer möglichst
schwingungsarmen Bewegung des Antriebsorgans oder einer Baugruppe häufig Piezoaktoren
zum Einsatz. In diesem Zusammenhang sind insbesondere die folgenden
Publikationen zu nennen.
-
In
der Offenlegungsschrift
DE
103 35 621 A1 wird ein allgemeines Verfahren zur aktiven
Schwingungsbeeinflussung in Bogendruckmaschinen mit Hilfe von Piezoaktoren
beschrieben. Dabei ist das schwingende Bauteil, zum Beispiel ein
Greifer oder eine Greiferwelle unmittelbar mit einem Piezoaktor versehen.
Durch eine geeignete Ansteuerung des Aktors können dem
System Kräfte aufgeprägt werden, die störenden
Schwingungen entgegenwirken.
-
Die
Offenlegungsschriften
DE 200
11 948 ,
DE
196 52 769 A1 ,
WO
03/064763 A1 und
DE
101 07 135 A1 schlagen den Einsatz aktiver Lagerungen zur Beeinflussung
von Schwingungen vor. Dabei werden die Lager von Rotoren, zum Beispiel
die Lager der Zylindern einer Druckmaschine, mit Aktoren versehen.
Damit können die Lager jeweils senkrecht zur Drehachse
des Rotors bewegt werden. Durch eine geeignete Ansteuerung der Aktoren
können Schwingungen des Rotors, beispielsweise Biegeschwingungen
von Druckformzylinder, Gummituchtuchzylinder und Gegendruckzylinder
oder Schwingungen der Kontaktkräfte zwischen aufeinander
abrollenden Zylindern, reduziert werden. Die hierzu erforderlichen Verschiebungen
der Lagerstellen sind im Allgemeinen klein, so dass auch bei diesen
Anwendungen piezoelektrische Aktoren vorgeschlagen werden.
-
Die
Offenlegungsschrift
DE
199 63 945 C1 beschreibt die Integration piezoelektrischer
Aktoren in die rotierenden Zylinder von Druckmaschinen. Mit Hilfe
der Aktoren können die Zylinder gezielt verformt werden.
Im Betrieb auftretende, störende Verformungen durch Schwingungen
werden durch eine geeignete Ansteuerung der Aktoren zumindest teilweise kompensiert.
-
In
der Offenlegungsschrift
DE
198 31 976 A1 wird ein Antrieb für den Vorgreifer
einer Bogendruckmaschine beschrieben. Die zyklische Bewegung des Vorgreifers
entsteht dabei durch die Überlagerung der Bewegung eines
Kurvengetriebes und eines gesteuerten Aktors, insbesondere zur Korrektur
von Bewegungsfehlern. Dabei wird insbesondere auch der Einsatz piezoelektrischer
Aktoren vorgeschlagen.
-
Bei
der aktiven Schwingungsminderung werden einem schwingungsfähigen
System mit Hilfe geeigneter Aktoren gezielt Kräfte aufgeprägt,
die den Schwingungen eines Arbeitsorgans entgegenwirken. Aufgrund
ihrer hohen Dynamik können in vielen Fällen insbesondere
piezoelektrische Aktoren zur Erzeugung der entsprechenden Kraftsignale
eingesetzt werden. Bei entsprechenden technischen Lösungen wird
der Aktor in einem geschlossenen Regelkreis betrieben, in dem die
zu bekämpfende Schwingung gemessen und in ein entsprechendes
Signal zur Ansteuerung des Aktors umgerechnet wird. Insbesondere
entfällt die schwingungsmindernde Wirkung vollständig,
wenn der Aktor nicht angesteuert wird.
-
Aufgabe
der vorliegenden Erfindung ist es, in einer Baugruppe einer Druckmaschine
eine schwingungsreduzierte Bewegung wenigstens eines Teiles der
Baugruppe der Druckmaschine zu erzeugen.
-
Diese
Aufgabe wird erfindungsgemäß durch eine Druckmaschine
mit den Merkmalen gemäß Anspruch 1 gelöst.
Vorteilhafte Weiterbildungen der Erfindung sind in den abhängigen
Ansprüchen charakterisiert.
-
Eine
erfindungsgemäße Druckmaschine, insbesondere eine
Bogendruckmaschine und/oder eine Offsetdruckmaschine, mit einer
Baugruppe und einem Kurvengetriebe zur Bewegung wenigstens eines
Teiles der Baugruppe umfasst eine Kurve des Kurvengetriebes, die
einen Krümmungsverlauf mit nicht stetig differenzierbaren
Stellen innerhalb eines Bewegungsbereichs der Kurve aufweist.
-
Auf
diese Weise kann eine starke Reduzierung bis hin zu einer völligen
Eliminierung störender Schwingungen erreicht werden, insbesondere
mit speziell auf das Eigenschwingungsverhalten der Baugruppe abgestimmten
nicht stetig differenzierbaren Stellen im Krümmungsverlauf
des Kurvenscheibenprofils.
-
Die
Bewegung kann insbesondere ungleichmäßig sein.
Die Bewegung kann insbesondere periodisch und/oder zyklisch sein.
Das Kurvengetriebe kann zwangläufig und/oder ungleichmäßig übersetzend
sein. Der Krümmungsverlauf kann (bevorzugt) die zweite
Ableitung oder eine höhere Ableitung als die zweite Ableitung
des Kurvenverlaufs sein. Erfindungsgemäß kann
der Krümmungsverlauf insbesondere die Krümmung
oder der Ruck sein. In anderen Worten ausgedrückt, der
Krümmungsverlauf kann Punkte aufweisen, an denen die als
Funktion aufgefasste Krümmung der Kurve unstetig oder nicht
differenzierbar im Sinne der Infinitesimalrechnung oder mathematischen
Analysis der Kurve ist. Insbesondere kann die Lage der Punkte auf
das Eigenschwingungsverhalten der angetriebenen Baugruppe abgestimmt
oder angepasst sein. Das Kurvengetriebe kann ein Kurvengetriebe
in eigentlichem Sinne oder ein mit weiteren Getriebeelementen, insbesondere mit
einem Koppelgetriebe kombiniertes Kurvengetriebe sein. Das Kurvengetriebe
kann Teil eines Antriebssystems, insbesondere eines Antriebssystems für
eine Baugruppe einer Druckmaschine sein. Die Baugruppe kann ein
Arbeitsorgan eines Aggregats der Druckmaschine oder einer Komponente
der Druckmaschine sein.
-
In
der erfindungsgemäßen Druckmaschine können
die nicht stetig differenzierbaren Stellen Knicke oder Sprünge
im Krümmungsverlauf der Kurve sein. Die Knicke oder Sprünge
im Krümmungsverlauf sind jedoch gleichbedeutend mit entsprechenden Knicken
oder Sprüngen in der Übertragungsfunktion zweiter
Ordnung oder in der Übertragungsfunktion höherer
als zweiter Ordnung. Mit anderen Worten, die erfindungsgemäße
Druckmaschine umfasst ein Kurvengetriebe mit nicht differenzierbarer
oder unstetiger Übertragungsfunktion zweiter oder höherer als
zweiter Ordnung. Alternativ zu einer Kurvenscheibenauslegung mit
Sprüngen in der Kurvenkrümmung, also Sprüngen
in der Übertragungsfunktion zweiter Ordnung des Kurvengetriebes
(entspricht dem Winkelbeschleunigungsverlauf eines Rollenhebels)
können mit dem Ziel einer gezielten Schwingungsanregung
des angetriebenen Systems (Anregung einer kompensierenden Schwingung
eines Arbeitsorgans) können auch Sprünge in den Übertragungsfunktionen
höherer Ordnung vorgesehen werden. Insbesondere entsprechen
Sprünge in der Übertragungsfunktion zweiter Ordnung
eines Kurvengetriebes Sprüngen im Krümmungsverlauf
des entsprechenden Kurvenscheibenprofils. Bei Sprüngen
in der Übertragungsfunktion dritter Ordnung (Ruckfunktion)
entstehen Kurvenscheibenprofile mit Knicken im Krümmungsverlauf.
Anders ausgedrückt, sind Sprünge in der Übertragungsfunktion
dritter Ordnung des Kurvengetriebes (entspricht dem Ruckverlauf
eines Rollenhebels) vorgesehen, entstehen Kurvenscheiben mit Knicken
in der Profilkrümmung.
-
In
bevorzugten Ausführungsformen der erfindungsgemäßen
Druckmaschine ist die Kurve die Umfangslinie einer Kurvenscheibe
oder eine Kurvenscheibenkontur. Anders ausgedrückt, die
Kurve ist auf einer Kurvenscheibe ausgeprägt, insbesondere eine
geschlossene und/oder zyklische und/oder periodische Kurve.
-
Das
erfindungsgemäße Kurvengetriebe kann prinzipiell
zur Realisierung beliebiger ungleichmäßiger Bewegungen
in der erfindungsgemäßen Druckmaschine verwendet
werden. Als Anwendungsfelder sind insbesondere zweckmäßig:
Vordermarkenantrieb, Vorgreiferantrieb, Greifersteuerung, Integration
von Aktoren in die Zahnsegmente einer Wendetrommel.
-
Es
ist besonders vorteilhaft, wenn in einer Ausführungsform
der erfindungsgemäßen Druckmaschine das Kurvengetriebe
einen Aktor zur zeitlichen Verschiebung der von den nicht stetig
differenzierbaren Stellen, insbesondere Knicken und Sprüngen,
induzierten Stöße auf das wenigstens eine Teil
der Baugruppe umfasst. Der Aktor kann insbesondere gesteuert, elektronisch
gesteuert oder elektronisch geregelt sein. Kurvengetriebe und Aktor
zusammen können als Antriebssystem bezeichnet werden. Insbesondere
kann der Aktor ein mit einem von der Kurve gesteuerten Rollenhebel
verbundener Piezoaktor sein. Der Piezoaktor kann in einer Koppel
des Abtriebsstranges integriert sein oder auf eine Koppel des Abtriebsstranges
wirken. Des Weiteren oder alternativ dazu kann vorgesehen sein,
dass die erfindungsgemäße Druckmaschine eine Steuerungseinheit
aufweist, mit welcher der Aktor druckgeschwindigkeitsabhängig
ansteuerbar ist. Beispielsweise kann die Steuerungseinheit die allgemeine
Maschinensteuerungseinrichtung sein.
-
In
diesen vorteilhaften Ausführungsformen kann die erzeugte
Bewegung in gewissen Grenzen an den Betriebszustand der Druckmaschine
angepasst werden. Eine deutliche Reduzierung von Schwingungen ist
für alle Druckgeschwindigkeiten erreichbar. Der erhöhte
konstruktive Aufwand ist geringfügig.
-
Alternativ
zu Piezoaktoren können auch elektrodynamische Aktoren,
insbesondere Elektromotoren und Elektrolinearmotoren, eingesetzt
werden. Der erfindungsgemäße Einsatz erfordert
Aktoren mit einer hohen Dynamik und hoher Kraftdichte bei verhältnismäßig
geringem Aktorweg. Piezoelektrische Aktoren erfüllen diese
Anforderungen in besonders vorteilhafter Weise.
-
Einige
Ausführungsformen der erfindungsgemäßen
Druckmaschine können einen Hauptantrieb aufweisen, von
welchem der wesentliche Teil der Energie für die Erzeugung
sämtlicher Bewegungsformen abgegriffen wird und der auch
eine Taktung des Maschinenzyklus vorgibt. Auch das Kurvengetriebe
kann mit dem Hauptantrieb der Druckmaschine gekoppelt sein. Dadurch
wird insbesondere in vorteilhafter Weise eine Prozesssicherheit
für den möglichen Ausfall der gegebenenfalls verwendeten Aktoren
oder deren Steuerungen oder Regelungen erreicht. Das erfindungsgemäße
Kurvengetriebe bleibt, wenn auch mit ungünstigerem Schwingungsverhalten,
ohne Kollisionsgefahr lauffähig.
-
In
besonders bevorzugten Ausführungsformen der Druckmaschine
liegen die nicht stetig differenzierbaren Stellen des Krümmungsverlaufs
derart auf der Kurve, dass Schwingungen des Teiles der Baugruppe
in Rastphasen der Bewegung des Teiles gemindert oder kompensiert
werden. Die Rastphase ist definiert als eine Phase oder ein Zeitintervall
mit stillstehendendem angetriebenen Teil der Baugruppe, insbesondere
mit stillstehendem Abtriebsglied oder Abtriebsstrang des Kurvengetriebes.
-
Des
weiteren oder alternativ dazu können in besonders bevorzugten
Ausführungsformen der Druckmaschine zwei nicht stetig differenzierbare Stellen
des Krümmungsverlaufs mit einem Abstand auf der Kurve liegen,
welcher bei Abtastung der Kurve mit einem Kurvenfolger unter Relativbewegung zur
Kurve in Auslegungsgeschwindigkeit der Kurve während eines
Vielfachen der halben Schwingungsdauer der Baugruppe durchlaufen
wird. Für den Fall von gradzahligen Vielfachen wird im
Vergleich zur Situation mit ungradzahligen Vielfachen an der zweiten nicht
stetig differenzierbaren Stelle ein Stoß mit invertierter
Amplitude gegeben, um eine vergleichbare Situation zu erreichen.
-
In
einer konkreten Ausführung ist die Druckmaschine eine Bogendruckmaschine,
insbesondere eine Mehrfarbenbogendruckmaschine, und die Baugruppe
ein Vordermarkenmechanismus für die Anlage von Bogen am
ersten Druckwerk. Für den Vordermarkenmechanismus ist in
vorteilhafter Weise ein einfaches dreigliedriges Kurvengetriebe
als Grundgetriebe einsetzbar. Auf diese Weise erfolgt keine Erhöhung
der Nachgiebigkeit und es wird ein zusätzliches Lagerspiel
vermieden.
-
Weitere
Vorteile und vorteilhafte Ausführungsformen und Weiterbildungen
der Erfindung werden anhand der nachfolgenden Beschreibung unter Bezugnahme
auf die beigefügten Figuren dargestellt. Es zeigt im Einzelnen:
-
1 eine
schematische Darstellung eines Antriebssystems zur Überlagerung
einer kurvengesteuerten Bewegung mit unstetigem Beschleunigungsverlauf
(Kurvenscheibe mit unstetigem Krümmungsverlauf) und der
Bewegung eines elektronisch gesteuerten Aktors,
-
2 Schema
einer vorteilhaften Ausführungsform des Antriebssystems,
-
3 Beispielhafte
Weg-Zeit-Verläufe für die Bewegung der Masse m
(Sollverlauf mit exakter Rastphase, Verlauf bei herkömmlicher
Kurvenscheibenauslegung mit abklingender Schwingung in der Rastphase),
-
4 Schwingungskompensierte
Wirkung der Sprünge in der Kurvenscheibenkrümmung
bei einer festgelegten Auslegungsgeschwindigkeit,
-
5 eine vorteilhafte Ausführungsform
eines Vordermarkenantriebs für eine Bogendruckmaschine,
Aufsicht in Teilbild A und Seitenansicht in Teilbild B,
-
6 eine Teilbildfolge zur Darstellung der Bewegung
des Vordermarkenantriebs aus 5, Warteposition
in Teilbild A und abgeschwenkte Position in Teilbild B,
-
7 Abklingverhalten
eines Vordermarke bei 15.000 Druck pro Stunde,
-
8 Bezogene
dynamische Überhöhung für verschiedene
Druckgeschwindigkeiten,
-
9 Abklingkurven
für 12.000 Druck pro Stunde,
-
10 Verläufe
des Aktorhubs für verschiedene Druckgeschwindigkeiten,
-
11 Schwingungsminderung
durch geeignete Steuerung der Aktoren (geschwindigkeitsabhängiges
Input Shaping), und
-
12 Abklingverhalten
bei konventionellem Antrieb mit sprungloser Kurvenscheibe und bei Verwendung
des erfindungsgemäßen Antriebssystems mit aktivem
Rollenhebel.
-
Die 1 ist
eine schematische Darstellung eines Antriebssystems zur Überlagerung
einer kurvengesteuerten Bewegung mit unstetigem Beschleunigungsverlauf
(Kurvenscheibe mit unstetigem Krümmungsverlauf) und der
Bewegung eines elektronisch gesteuerten Aktors, wie es in Ausführungsformen
der erfindungsgemäßen Druckmaschine 10 zum
Einsatz gelangen kann. Die anzutreibende Baugruppe 12 einer
erfindungsgemäßen Druckmaschine 10 wird
im Folgenden als schwingungsfähiges mechanisches System,
genauer als Einmassenschwinger mit Masse m, Steifigkeit c und Dämpfungskonstante
k, mit der Eingangsgröße φs und
der Ausgangsgröße ψs aufgefasst
(1, mit c gekennzeichneter Bereich). Konkrete Ausführungsbeispiele
sind ein Vordermarkengetriebe und Deckmarkengetriebe, ein Vorgreifersystem
oder ein Greifersystem auf einem Gegendruckzylinder oder einem Transferzylinder.
Bei einem in Druckmaschinen 10 üblichen kurvengesteuerten Greifersystem
für Papierbögen könnte zum Beispiel der
Drehwinkel einer Greiferwelle am angetriebenen Ende als Eingangsgröße φs, die Orientierung der Greifer als drucktechnisch
relevante Ausgangsgröße ψs definiert
werden. In vorteilhafter Weiterentwicklung der Erfindung umfasst
die erfindungsgemäße Druckmaschine 10 ein
Antriebssystem für eine Baugruppe 12 oder ein
Arbeitsorgan, das ein Kurvengetriebe zum hauptsächlichen
Antrieb der Baugruppe 12 (1, Teilsystem
a) und einen elektronisch gesteuerten Aktor 18 (1,
Teilsystem b) aufweist. Erfindungsgemäß besitzt
die Kurvenscheibe 14 als besonderes Kennzeichen mindestens
einen, bevorzugt mehrere Sprünge oder Knicke im Krümmungsverlauf ihrer
Kontur, auch als Kurvenscheibe mit unstetiger Krümmung
bezeichnet. Die Sprünge oder Knicke sind nach Größe
und Ort auf der Kurvenscheibe so ausgelegt, dass Schwingungen des
angetriebenen Arbeitsorgans der Druckmaschine 10 (Schwingungen
im zeitlichen Verlauf der Größe ψs, 1) gemindert,
bei optimaler Auslegung und Anpassung an den Betriebszustand der
Druckmaschine sogar völlig eliminiert werden. Der elektronisch
gesteuerte Aktor 18, dessen Bewegung der Abtriebsbewegung
des Kurvengetriebes überlagert wird, dient zur flexiblen Anpassung
des zeitlichen Verlaufs der Größe φs (Eingangsgröße des anzutreibenden
Systems, 1) an den Betriebszustand der
Druckmaschine, beispielsweise an die Druckgeschwindigkeit. Die 2 zeigt schematisch
eine bevorzugte Ausführungsform des Antriebssystems.
-
Gegenüber
Kurvengetrieben und Koppelgetrieben herkömmlicher Auslegung
verwendet das in den 1 und 2 gezeigte
Antriebssystem oder Kurvengetriebe der erfindungsgemäßen
Druckmaschine 10 mindestens eine Kurvenscheibe 14 mit Sprüngen 16 im
Krümmungsverlauf. Größe und Ort dieser
Sprünge 16 auf dem Kurvenscheibenprofil sind so
berechnet und auf der Kurvenscheibe realisiert, dass Schwingungen
der angetriebenen Baugruppe 14 auch ohne Einsatz eines
aktiven Elements (gesteuerter oder geregelter Aktor 18)
deutlich gemindert werden können. Gegenüber Kurvengetrieben
und Koppelgetrieben mit aktivem Element zur Schwingungsminderung
dient der elektronisch gesteuerte Aktor (zum Beispiel ein Piezoaktor
in 2) erfindungsgemäß lediglich
zur Verbesserung des Betriebsverhaltens in einem möglichst
großen Bereich der Arbeitsgeschwindigkeit. Im Gegensatz
zu geläufigen Kurvengetrieben oder Koppelgetrieben mit
einem elektronisch gesteuerten Antriebsmotor läuft die Kurvenscheibe 14 des
erfindungsgemäßen Mechanismus bei vorgegebener
Druckgeschwindigkeit stets mit konstanter Winkelgeschwindigkeit
und kann damit in vorteilhafter Weise weiterhin fest mit dem Hauptantrieb
der Druckmaschine gekoppelt sein.
-
Die
Bewegung der Schwinge 22 entsteht durch Überlagerung
der Abtriebsbewegung eines Kurvengetriebes und der Bewegung eines
gesteuerten Aktors 18. Es sei an dieser Stelle angemerkt, dass
prinzipiell zur Erzeugung dieser Bewegung alle Getriebe mit dem
Laufgrad 2, insbesondere fünfgliedrige kinematische
Ketten, verwendet werden können. Im Gegensatz zu Kombinationen
aus Kurven und Koppelgetrieben auf Basis fünfgliedriger
kinematischer Ketten kommt das dargestellte Ausführungsbeispiel
mit aktivem Rollenhebel 20, insbesondere die in den 5 und 6 gezeigte
direkte Integration der Aktoren in den Hebel unter Verwendung eines
Festkörpergelenks, mit wenigen Bauteilen und wenig Gelenken
aus.
-
Das
zugrundeliegende physikalische Prinzip und weitere kennzeichnende
Eigenschaften der entsprechenden Kurvenscheibenprofile sowie des
Aktors 18 werden nachfolgend unter Bezugnahme auf die weiteren
Figuren näher beschrieben.
-
Zunächst
sei auf die Grundidee der Ausführungsform und des Arbeitsprinzips
des Antriebssystems in der erfindungsgemäßen Druckmaschine
eingegangen. Das hier vorgeschlagene Antriebssystem (2)
besteht zunächst aus der im Maschinengestell aufgenommenen
gleichmäßig umlaufenden Kurvenscheibe 14 (Drehpunkt
A0) und dem ebenfalls im Gestell gelagerten
Rollenhebel 20. Gezeigt ist auch der Hodograph 24 der
Kurvenscheibenkrümmung mit Sprüngen 16 in
der Kurvenscheibenkrümmung und Wendepunkten 26 des
Kurvenprofils (Punkte mit Krümmung 0). Die Bewegung des
Rollenhebels 20 wird durch einen elektronisch gesteuerten
Aktor 18 auf eine Schwinge 22 übertragen
(Schwenkpunkt B0). Der Schwenkwinkel φs der Schwinge 22 entspricht der
Summe aus dem Abtriebswinkel ψ1 des Kurvengetriebes
und dem Winkel ψ2 zwischen dem Rollenhebel 20 und
der Schwinge 22. Der Winkel ψ2 wird
dabei durch den Hub des Aktors 18 festgelegt. Die Schwinge 22 bewegt
ein Arbeitsorgan der Druckmaschine 10 (Baugruppe 12,
z. B. ein Greifersystem, Vordermarken oder Seitenmarken), das in 2 durch
ein schwingungsfähiges System (Einmassenschwinger) repräsentiert
wird. Der zeitliche Verlauf des Schwenkwinkels φs(t) ist die Eingangsgröße
dieses Systems, der zeitliche Hubverlauf ψs(t)
der Masse m beschreibt die Bewegung eines Arbeitsorgans der Druckmaschine 10.
Das hier beispielhaft skizzierte Getriebe soll eine schwingende
Bewegung der Masse m mit einer Rastphase erzeugen. Der entsprechende
Verlauf ψs(t) ist in 3 dargestellt.
Die Variable t bezeichnet die Zeit.
-
Ohne
Ansteuerung des Aktors 18 (Aktorhub konstant) und herkömmlicher
Kurvenscheibenauslegung ergäben sich zunächst
unerwünschte Schwingungen der Masse m in der Rastphase 28 der
Kurvenscheibe 14 (3). Um diesen
Schwingungen entgegenzuwirken besitzt die Kurvenscheibe 14 als besonderes
Merkmal Sprünge 16 in der Krümmung ihres
Profils. Der entsprechende Hodograph 24 der Krümmung
(Kehrwert des Krümmungsradius) ist in 2 dargestellt.
Im zeitlichen Verlauf der Winkelbeschleunigung φ ..s =
d2φs/dt2 der Schwinge 22 entsprechen oder
bewirken diese Sprünge 16 ein Rechtecksignal.
In der 3 ist zum einen der Sollverlauf 30 der
Größe ψs(t) und
zum anderen der tatsächliche Verlauf 32 von ψs(t) bei Verwendung einer herkömmlichen
(krümmungsstetigen) Kurvenscheibe gezeigt. Es ist deutlich
erkennbar, wie Schwingungen von ψs(t)
während der Rastphase 28 der Kurvenscheibe 14 auftreten.
Der Beginn der Rastphase 28 ist mit tRast angegeben.
-
Die 4 zeigt
die Schwingungsantwort ψs,stetig (erste
Schwingungsantwort 34) der Masse m auf ein Bewegungsgesetz
der Kurvenscheibe mit stetigem Beschleunigungsverlauf (Weg der Masse
m bei krümmungsstetiger Kurvenscheibe 14) und
die Schwingungsantwort ψs,Rechteck (zweite
Schwingungsantwort 36) auf das rechteckförmige,
durch die Sprünge 16 im Krümmungsverlauf
des Kurvenscheibenprofils erzeugte Beschleunigungssignal. Es ist
zu deutlich erkennen, dass die entsprechenden Schwingungen der Masse
m im Rastbereich 28 gegenphasig gleich sind. Gezeigt ist
des Weiteren der Anteil der Winkelbeschleunigung φ ..s des
Rollenhebels 22 aufgrund von Spüngen in der Kurvenscheibenkrümmung.
Bei dem Kurvenscheibenprofil in 2 ist das rechteckförmige
Beschleunigungssignal dem Bewegungsgesetz mit stetigem Beschleunigungsverlauf überlagert.
Der zeitliche Hubverlauf ψs(t)
der Masse m ergibt sich in diesem Fall als Summe der in 4 dargestellten
Verläufe ψs,stetig und ψs,Rechteck. Im Rastbereich 28 der
Kurvenscheibe löschen sich die entsprechenden Schwingungen
dieser Verläufe aus, und es wird eine exakte Rast der Masse
m erreicht.
-
Die
völlige Schwingungsfreiheit der Masse m im Rastbereich
wird zunächst bei einer bestimmten, bei der Getriebeauslegung
frei wählbaren Winkelgeschwindigkeit dφ1Auslegung/dt
der Kurvenscheibe 1 erreicht. Kennzeichnend für
die Kurvenscheibenauslegung ist, dass bei dieser Auslegungswinkelgeschwindigkeit
jeweils mindestens zwei Sprünge im Krümmungsverlauf
der Kurvenscheibe 14 um ein ganzzahliges Vielfaches der
halben Einschwingdauer des angetriebenen mechanischen Systems, hier
um die Schwingungsdauer T des angetriebenen mechanischen Systems
(Schwingungsdauer des Einmassenschwingers in 2) versetzt
erfolgen. Anders ausgedrückt, beim Betrieb des Antriebssystems
mit einer (in Grenzen frei wählbaren) Auslegungsgeschwindigkeit
folgen jeweils mindestens zwei Sprünge im Beschleunigungsverlauf
des Rollenhebels 20 um die Einschwingungsdauer der Masse
m versetzt. Bei dieser Auslegungsgeschwindigkeit treten keine Schwingungen
im Rastebereich (t > tRast) auf. Der gesteuerte Aktor 18 erlangt
besondere Bedeutung beim Betrieb der Kurvenscheibe 14 mit
einer von der Auslegungsgeschwindigkeit verschiedenen Winkelgeschwindigkeit
der Kurvenscheibe 14. Die Winkelgeschwindigkeit kann insbesondere
von der Arbeitsgeschwindigkeit oder Druckgeschwindigkeit der Druckmaschine abhängen.
Häufig ist die Winkelgeschwindigkeit proportional zur Druckgeschwindigkeit,
beispielsweise wenn das Kurvengetriebe mit dem Hauptantrieb der Druckmaschine
gekoppelt ist.
-
Weicht
die Winkelgeschwindigkeit der Kurvenscheibe 14 von der
Auslegungsgeschwindigkeit ω1Auslegung ab,
können die Schwingungen im Rastbereich der Abtriebsbewegung
nicht völlig eliminiert werden. Aufgabe des gesteuerten
Aktors 18 (2) ist es, die Bewegung der
Schwinge 22 über den gesamten vorgesehenen Bereich
der Arbeitsgeschwindigkeit so zu korrigieren, dass keine Schwingungen der
Masse m im prozesstechnisch wesentlichen Rastbereich 28 der
Abtriebsbewegung auftreten. Zu diesem Zweck sind häufig
nur geringe Aktorhübe bei hoher Dynamik erforderlich, so
dass piezoelektrische Aktoren für diese Aufgabe in vorteilhafter
Weise zum Einsatz gelangen.
-
Als
konkretes Anwendungsbeispiel in einer erfindungsgemäßen
Druckmaschine wird nachfolgend ein Vordermarkenmechanismus einer
erfindungsgemäßen Offsetdruckmaschine unter Bezugnahme
auf die 5 bis 12 beschrieben.
-
Im
Teilbild A der 5 ist eine Aufsicht
und im Teilbild B der 5 eine Seitenansicht
des Vordermarkenmechanismus für Vordermarken 38 mit
einem vorstehend näher erläuterten Antriebssystem gezeigt.
Die Bewegung der Vordermarkenwelle 40 wird durch ein ebenes
dreigliedriges Kurvengetriebe, eine gleichmäßig
umlaufend angetriebenen Kurvenscheibe 14 und einen Rollenhebel 20 mit
einer Kurvenrolle 42 aufweisend, erzeugt. In dieser Ausführungsform
des erfindungsgemäßen Kurvengetriebes besitzt
der Rollenhebel 20 ein Festkörpergelenk 46 und
ist mit zwei Linearaktoren 44 versehen (zur prinzipiellen
Erfüllung der Funktion wäre ein Aktor ausreichend,
aus Symmetriegründen werden im vorliegenden Beispiel zwei
Aktoren eingesetzt). Sie sind bevorzugt als Piezostapelaktoren ausgeführt.
Die Kurvenscheibe 14 ist fest mit dem hier nicht gezeigten Hauptantrieb
der Druckmaschine verbunden und rotiert bei vorgegebener Druckgeschwindigkeit
mit konstanter Winkelgeschwindigkeit. Die elektronisch gesteuerten
Linearaktoren 44 dienen als Nebenantriebe dazu, der Vordermarkenwelle 40 eine
zusätzliche Drehbewegung aufzuprägen.
-
Die
Vordermarken 38 schwenken ausgehend von der im Teilbild
A der 6 gezeigten Warteposition ab,
senken sich dabei gleichzeitig unter den ablaufenden Bogen 48 (Teilbild
B der 6) und kehren zum Ausrichten
der nächsten Bogenvorderkante in die Ausgangsposition zurück.
Wird die Bewegung der Vordermarkenspitze S in Bogenlaufrichtung
betrachtet, so ist die momentane Position der Vordermarkenspitze
S durch die Koordinate xS im ortsfesten
x,y-Koordinatensystem gegeben. Zum Ausrichten der Bögen
sollen die Vordermarken 38 möglichst völlig
stillstehen (xS = 0; dxS/dt
= 0).
-
Durch
Schwingungen der Vordermarkenwelle 40 bewegen sie sich
jedoch auch in der vorgesehenen Rastphase.
-
Die 7 zeigt
exemplarisch eine typische Abklingkurve für die Koordinate
xS einer Vordermarke 38 (5) am freien Ende der Vordermarkenwelle 40 als
Funktion des Maschinenwinkels. Gezeigt ist zum einen der schwingungsbehaftete
Istverlauf 50, welcher durch auftretende Torsionsschwingungen
der Vordermarkenwelle 40 begründet ist. Gezeigt
ist zum anderen der Sollverlauf 52, welcher mit einem erfindungsgemäßen
unstetigen Kurvenscheibenverlauf, der für 15.000 Druck
pro Stunde (Exemplare oder Bogen pro Stunde) ausgelegt ist, erreicht
wird. Als Kriterium für das dynamische Verhalten kann das
Maximum xS,max im Verlauf xS(φ) (Maschinenwinkel φ, 4)
verwendet werden. Für eine genaue Ausrichtung der Bogenvorderkante
wird eine möglichst kleine Überhöhung
xS,max angestrebt. Es ist deutlich zu erkennen,
dass in der Ausrichtungsphase 54 die ohne Einsatz der erfindungsgemäßen
Kurvenscheibe auftretenden Schwingungen eliminiert sind.
-
Zur
weiteren Erläuterung sei zunächst auf den Betrieb
ohne Bewegung der Linearaktoren 44 eingegangen. Die 8 zeigt
die dynamischen Überhöhungen der Vordermarkenbewegung
(Vordermarke 38, 2) für
verschiedene Druckgeschwindigkeiten, angegeben in Druck pro Stunde.
Zur besseren Vergleichbarkeit der Werte wurden die berechneten Überhöhungen
xS,max auf den bei 15.000 Druck pro Stunde
auftretenden Spitzenwert xS,max,15000 bezogen.
Der erste Verlauf 56 ergibt sich bei Verwendung einer Kurvenscheibe 14 mit
stetigem Krümmungsverlauf. Der zweite Verlauf 58 ergibt
sich bei einer Kurvenscheibe mit gezielt angeordneten Sprüngen 16 in der
Kurvenscheibenkrümmung. Als Auslegungsgeschwindigkeit des
Antriebssystems wurde für die nachfolgenden quantitativen
Berechnungen eine Druckgeschwindigkeit von 12.000 Druck pro Stunde gewählt.
Aus der 8 wird deutlich, dass genau
bei dieser Druckgeschwindigkeit praktisch keine dynamische Überhöhung
des Verlaufs xS(φ) mehr auftritt, wenn
der hier vorgeschlagene Antrieb zunächst ohne Ansteuerung
der Linearaktoren 44 eingesetzt wird. Die Schwingungen
der Vordermarken werden in der Rastphase fast völlig eliminiert:
In der 9 ist eine erste Abklingkurve 60 bei Verwendung
einer Kurvenscheibe 14 mit stetigem Krümmungsverlauf
gezeigt. Diese erste Abklingkurve 60 weist in dieser Darstellung
deutlich erkennbare Schwingungsoszillationen auf. Des Weiteren ist
eine zweite Abklingkurve 62 bei einer Kurvenscheibe mit
gezielt angeordneten Sprüngen 16 in der Kurvenscheibenkrümmung
gezeigt. Die Schwingungsoszillationen der ersten Abklingkurve 60 sind
kompensiert.
-
Prinzipbedingt
geht die schwingungsmindernde Wirkung der Krümmungssprünge
im Kurvenscheibenprofil zumindest teilweise verloren, wenn die Druckgeschwindigkeit
von der Auslegungsgeschwindigkeit 12000 Druck pro Stunde abweicht
(8, zweiter Verlauf 58). Dieser Nachteil
kann nun durch eine geeignete Steuerung der Linearaktoren 44 überwunden
werden.
-
Nun
sei zur weiteren näheren Erläuterung auf den Betrieb
des erfindungsgemäßen Antriebssystems der erfindungsgemäßen
Druckmaschine auf den Betrieb mit einer Ansteuerung der Linearaktoren 44 eingegangen.
-
Grundsätzlich
führen die angesteuerten Linearaktoren 44 im Rollenhebel 20 identische
Hubbewegungen aus. Es sei an dieser Stelle erwähnt, dass prinzipiell
die Integration eines einzigen Aktors zur Erfüllung der
kinematischen Funktion ausreichend wäre, aus konkreten
konstruktiven Gründen und zur Vermeidung unerwünschter
Verformungen des Rollenhebels 22 werden aber in dieser
vorteilhaften Ausführungsform zwei Aktoren eingesetzt.
Weiterhin wird erfindungsgemäß eine Kurvenscheibe
mit Sprüngen im Krümmungsverlauf (mit Auslegungsgeschwindigkeit
12.000 Druck pro Stunde) eingesetzt. Durch die Linearbewegung der
Linearaktoren 44 mit entsprechender Verformung des Rollenhebels 22 im
Festkörpergelenk 46 wird zu dem Verdrehwinkel ψ(Teilbild
B der 6) der Vordermarkenwelle 40,
der sich alleine durch die Kurvenscheibenauslegung ergibt, ein zusätzlicher
Betrag Δψ addiert. Durch eine geeignete Steuerung
der Linearaktoren 44 werden die Sprünge im Winkelbeschleunigungsverlauf
des Rollenhebels 22, die bei der Auslegungsgeschwindigkeit alleine
durch den unstetigen Krümmungsverlauf des Kurvenscheibenprofils
erzeugt werden, zeitlich verschoben.
-
Hierdurch
wird erreicht dass die schwingungsmindernden Sprünge im
Winkelbeschleunigungsverlauf des Rollenhebels 22 in jedem
Betriebszustand, insbesondere bei jeder Druckgeschwindigkeit der
Druckmaschine, zum richtigen Zeitpunkt erfolgen.
-
In
der 10 sind Hubverläufe der Linearaktoren 44 bei
verschiedenen Druckgeschwindigkeiten, hier 3.000, 6.000, 9.000,
12.000 und 15.000 Druck pro Stunde, als Funktion des Maschinenwinkels
gezeigt. Es ergibt sich für die Druckgeschwindigkeit 12.000
Druck pro Stunde der konstante Aktorhub 0, da in diesem Betriebszustand
alleine die Kurvenscheibenauslegung für eine nahezu vollständige
Minderung störender Schwingungen der Vordermarken 38 sorgt.
Die Hübe der Linearaktoren 44 bewegen sich insbesondere
bei hohen Druckgeschwindigkeiten lediglich in der Größenordnung
weniger Zehntel mm, so dass eine mechanisch einfache und wartungsfreie
Ausführung Realisierung des aktiven Rollenhebels mit Piezostapelaktoren
in vorteilhafter Weise möglich ist.
-
Das
Betriebsverhalten der erfindungsgemäß angetriebenen
Baugruppe der Druckmaschine anhand der dynamischen Überhöhung
xS,max bezogen auf den bei 15.000 Druck
pro Stunde auftretenden Spitzenwert xS,max,15000 als
Funktion der Druckgeschwindigkeit im Geschwindigkeitsbereich von
3.000 Druck pro Stunde bis 15.000 Druck pro Stunde ist in 11 dargestellt.
Der dritte Verlauf 64 zeigt das Betriebsverhalten mit einer
sprungfreien Kurvenscheibe bei inaktiven Linearaktoren. Der vierte
Verlauf 66 bezieht sich auf das Betriebsverhalten mit einer
erfindungsgemäßen Kurvenscheibe (ausgelegt für 12.000
Druck pro Stunde) bei inaktiven Linearaktoren. Der fünfte
Verlauf 68 stellt das Betriebsverhalten mit der erfindungsgemäßen
Kurvenscheibe bei aktiven Linearaktoren dar. Zusammenfassend ist
festzustellen, dass die dynamische Überhöhung
xS,max des Verlaufs xS(φ)
der Lagekoordinate xS durch den Einsatz
der Linearaktoren 44 im gesamten Geschwindigkeitsbereich
fast vollständig unterdrückt wird.
-
Zur
Verdeutlichung der erreichten Verbesserung zeigt 12 die
Abklingkurve der Vordermarke 38 (2) bei 15.000
Druck pro Stunde als Funktion des Maschinenwinkels, einerseits ohne
(dritte Abklingkurve 70) und andererseits mit dem erfindungsgemäßen
Antriebssystem mit krümmungsunstetiger Kurvenscheibe 14 und
aktivem Rollenhebel 20 (vierte Abklingkurve 72).
In der gezeigten Größenordnung weist die dritte
Abklingkurve 70 deutliche Oszillationen auf, während
die unter Einsatz des erfindungsgemäßen Antriebssystems
erhaltene Abklingkurve 72 nur noch leichte Oszillationen
zeigt, welche insbesondere unterhalb einer Toleranzschwelle liegen.
-
- 10
- Druckmaschine
- 12
- Baugruppe
- 14
- Kurvenscheibe
- 16
- Sprünge
- 18
- Aktor
- 20
- Rollenhebel
- 22
- Schwinge
- 24
- Hodograph
- 26
- Wendepunkt
- 28
- Rastphase
- 30
- Sollverlauf
- 32
- tatsächlicher
Verlauf
- 34
- erste
Schwingungsantwort
- 36
- zweite
Schwingungsantwort
- 38
- Vordermarke
- 40
- Vordermarkenwelle
- 42
- Kurvenrolle
- 44
- Linearaktor
- 46
- Festkörpergelenk
- 48
- Bogen
- 50
- Istverlauf
- 52
- Sollverlauf
- 54
- Ausrichtungsphase
- 56
- erster
Verlauf
- 58
- zweiter
Verlauf
- 60
- erste
Abklingkurve
- 62
- zweite
Abklingkurve
- 64
- dritter
Verlauf
- 66
- vierter
Verlauf
- 68
- fünfter
Verlauf
- 70
- dritte
Abklingkurve
- 72
- vierte
Abklingkurve
-
ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
-
Diese Liste
der vom Anmelder aufgeführten Dokumente wurde automatisiert
erzeugt und ist ausschließlich zur besseren Information
des Lesers aufgenommen. Die Liste ist nicht Bestandteil der deutschen
Patent- bzw. Gebrauchsmusteranmeldung. Das DPMA übernimmt
keinerlei Haftung für etwaige Fehler oder Auslassungen.
-
Zitierte Patentliteratur
-
- - DE 10335621
A1 [0010]
- - DE 20011948 [0011]
- - DE 19652769 A1 [0011]
- - WO 03/064763 A1 [0011]
- - DE 10107135 A1 [0011]
- - DE 19963945 C1 [0012]
- - DE 19831976 A1 [0013]
-
Zitierte Nicht-Patentliteratur
-
- - „Hybride
Antriebssysteme zur Erzeugung veränderlicher Übertragungs-
und Führungsbewegungen" vom M. Berger und J. Matthes (VDI-Berichte Nr.
1963, S. 631–642 Düsseldorf, VDI-Verlag 2006) [0007]
- - Braune, R. „Koppelgetriebe mit Servo-Antrieb in schnellen
Verarbeitungsmaschinen” in Tagungsband zur Tagung Verarbeitungsmaschinen
und Verpackungstechnik, Technische Universität Dresden
2006 [0008]
- - Callesen, M. und Braune, R. „Kombination von gesteuerten
Antrieben mit Koppelgetrieben – Nutzungspotentiale und
Konzipierungsaspekte" in Tagungsband zur VDI/VDE-Tagung Elektrisch-mechanische
Antriebssysteme in Fulda 2004, Düsseldorf, VDE-Verlag 2004 [0008]
- - Corves, B., Abel, D., Plesken, W., Harmeling, F., Robertz,
D. und Maschuw, J. „Methoden zum Entwurf mechatronischer
Bewegungssysteme mit ungleichmäßig übersetzenden
Getrieben" in VDI-Berichte Nr. 1963, S. 557–573, Düsseldorf, VDI-Verlag
2006 [0008]