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Die Erfindung betrifft eine Sicherheitsanordnung für ein Fahrzeug nach dem Oberbegriff des Patentanspruchs 1.
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Aus Sicherheitsgründen ist es in modernen Fahrzeugen erforderlich, dass im Crashfall die Türen geschlossen bleiben. Das bedeutet, dass das Türschloss nicht entriegelt sein darf und die Türscharniere mit der Tür und der Karosserie verbunden sein müssen. Dennoch kann es im Crashfall insbesondere an den Fondtüren zu Problemen mit entriegelten Türschlössern kommen. Die Türschlösser sind in der Regel so robust entwickelt, dass das Entriegeln des Türschlosses nicht durch Verformungen innerhalb des Türschlosses verursacht wird. Die häufigste Ursache für das Entriegeln des Türschlosses besteht in einer Aktivierung eines der Elemente in einer Auslösekette zwischen dem Türschloss und einem Außen-Betätigungshebel (ABH). So kann es beispielsweise durch Deformationen in einem Türaußenblech, welche beispielsweise Falten im Blech verursachen, die bis in den Bereich des Außen-Betätigungshebels laufen, zu einer Betätigung des Außen-Betätigungshebels kommen, so dass das Türschloss über einen Betätigungshebel-Schloss-Verbindungsmechanismus, der beispielsweise als Bowdenzug ausgeführt ist, entriegelt wird. Zudem kann es durch Deformationen der Türstruktur, welche beispielsweise eine Deformation bzw. Zerstörung eines Lagerbügels oder des Betätigungshebel-Schloss-Verbindungsmechanismus verursachen, zu einer Betätigung des Außen-Betätigungshebels kommen, wodurch das Türschloss entriegelt werden kann.
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Die gängigen Maßnahmen zur Vermeidung der Entriegelung des Türschlosses sind entweder Strukturverstärkungen oder die Verwendung von Deformationsverhinderungselementen, wie z. B. Polster, zusätzliche Aufprallträger usw., welche die Deformationen so weit reduzieren sollen, dass keines der Elemente in der Auslösekette zwischen dem Türschloss und dem Außen-Betätigungshebel aktiviert wird und somit das Türschloss entriegelt wird.
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In der Offenlegungsschrift
DE 10 2004 044 531 A1 werden beispielsweise eine Vorrichtung an einem Kraftfahrzeug zur Kopplung von Sicherheitsfunktionen im hinteren Fahrzeugbereich und ein zugehöriges Verfahren beschrieben. Die beschriebene Vorrichtung an einem Kraftfahrzeug umfasst eine Steuerung von hinteren Fahrzeugtürschlössern und mindestens eine Sicherheitsfunktions-Steuerung, die mindestens einen Aktor für eine Sicherheitsfunktion im hinteren Fahrzeugbereich ansteuert. Die beiden Steuerungen sind hierfür durch ein einstellbares Bedienelement koppelbar, um beide hintere Fahrzeugtürschlösser gemeinsam in einen bestimmten Verriegelungszustand und gleichzeitig die mindestens eine Sicherheitsfunktions-Steuerung in einen bestimmten Sicherheitsfuntionszustand durch einen einzigen Betätigungsvorgang des Bedienelements zu überführen. Darüber hinaus wird ein Verfahren zur Kopplung mehrere Sicherheitsfunktionen im hinteren Fahrzeugbereich eines Kraftfahrzeugs bereitgestellt. Bei der beschriebenen Vorrichtung werden mit dem Einschalten der Fensterheberkindersicherung, wählbar durch ein Bedienelement, die hinteren Fahrzeugtüschlösser vollständig verriegelt, so dass die hinteren Fahrzeugtüren weder durch äußere noch innere Türöffner zu öffnen sind. Die hinteren Fahrzeugtüren können in diesem Betriebsmodus automatisch verriegelt werden, wenn das Fahrzeug gestartet wird, oder entriegelt werden, wenn das Fahrzeug abgestellt wird.
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In der Offenlegungsschrift
DE 10 2004 024 265 A1 wird ein gattungsgemäßes Sicherheitssystem zum Betrieb wenigstens einer elektrisch betätigbaren Verschlusseinrichtung einer Fahrzeugtür beschrieben. Das beschriebene Sicherheitssystem umfasst zur Sensierung eines Unfallereignisses einen Crashsensor und einen Precrashsensor. Der Precrashsensor steuert eine Zentralverriegelung des Fahrzeugs bei Erkennung eines möglichen bevorstehenden Unfallereignisses so an, dass die Verschlusseinrichtung der Fahrzeugtür für eine vorgebbare erste Zeitspanne verriegelt ist. Die vorgebbare erste Zeitspanne weist eine solche Länge auf, dass der Eintritt des möglichen Unfallereignisses in die vorgegebene erste Zeitspanne fällt. Die Verriegelung wird für eine vorgegebene zweite Zeitspanne aufrechterhalten, wenn der Crashsensor innerhalb der vorgegebenen ersten Zeitspanne ein Unfallereignis detektiert. Die vorgegebene zweite Zeitspanne weist eine solche Länge auf, dass der gesamte zeitliche Ablauf des Unfallereignisses erfasst wird. Nach Ablauf der vorgegebenen zweiten Zeitspanne wird die Verschlusseinrichtung der Fahrzeugtür wieder entriegelt.
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Aufgabe der Erfindung ist es, eine Sicherheitsanordnung für ein Fahrzeug anzugeben, die einfach aufgebaut ist und den Insassen des Fahrzeugs während kritischer Fahrsituationen einen ausreichenden Schutz vor einer ungewollten Öffnungsbetätigung der Fahrzeugtür zur Verfügung stellt.
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Die Erfindung löst diese Aufgabe durch Bereitstellung einer Sicherheitsanordnung für Fahrzeug mit den Merkmalen des Patentanspruchs 1.
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Vorteilhafte Ausführungsformen und Weiterbildungen der Erfindung sind in den abhängigen Ansprüchen angegeben.
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Erfindungsgemäß aktiviert eine Auswerte- und Steuereinheit nach dem Schließen der Fahrzeugtür eine erste Betriebsart, wobei während der ersten Betriebsart eine Entriegelung des Türschlosses über eine Betätigung eines Außen-Betätigungshebels blockiert ist. Nach Beendigung eines erkannten Unfallereignisses aktiviert die Auswerte- und Steuereinheit eine zweite Betriebsart, wobei während der zweiten Betriebsart die Entriegelung des Türschlosses freigegeben ist, wenn eine Betätigung des Außen-Betätigungshebels erkannt ist. Durch die erfindungsgemäße Ausführung der Sicherheitsanordnung für ein Fahrzeug wird im Crashfall nicht die Betätigung des Außen-Betätigungshebels verhindert, sondern die Betätigung des Außen-Betätigungshebels führt nicht zu einer Entriegelung des Schlosses. Das bedeutet, dass eine Auslösekette zwischen dem Außen-Betätigungshebel und dem Türschloss durch die Auswerte- und Steuereinheit unterbrochen wird. Dadurch können in vorteilhafter Weise umfangreiche bauliche Maßnahmen in Form von Strukturverstärkungen oder Deformatiansverhinderungselementen zur Vermeidung der Betätigung des Außen-Betätigungshebels vermieden werden. Außerdem erfordert die erfindungsgemäße Ausführung der Sicherheitsanordnung keine zusätzliche Precrashsensorik zur Erkennung eines möglichen bevorstehenden Unfallereignisses.
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In Ausgestaltung der erfindungsgemäßen Sicherheitsanordnung erkennt die Auswerte- und Steuereinheit das Ende des Unfallereignisses durch Auswerten von Signalen einer Crashsensorik, die beispielsweise Informationen über eine Aktivierung einer Insassenschutzvorrichtung und/oder eine aktuelle Fahrzeuggeschwindigkeit an die Auswerte- und Steuereinheit überträgt. Die Auswerte- und Steuereinheit erkennt beispielsweise ein beendetes Unfallereignis daran, dass eine Insassenschutzvorrichtung, wie beispielsweise ein Airbag, aktiviert wurde bzw. ist und die aktuelle Fahrzeuggeschwindigkeit Null ist, woraus auf eine stehendes verunfalltes Fahrzeug geschlossen werden kann, und ein Zugriff von außen ermöglicht werden muss, um die verunfallten Insassen zu bergen.
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In weiterer Ausgestaltung der erfindungsgemäßen Sicherheitsanordnung umfasst jedes Türschloss ein Verriegelungselement mit einem korrespondierenden Aktuator. Der Außen-Betätigungshebel ist beispielsweise mechanisch und/oder elektrisch mit dem Aktuator des Türschlosses gekoppelt. Während der ersten Betriebsart unterbricht die Auswerte- und Steuereinheit eine Wirkverbindung zwischen dem Aktuator und dem Verriegelungselement und stellt während der zweiten Betriebsart die Wirkverbindung zwischen dem Aktuator und dem Verriegelungselement her.
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In weiterer Ausgestaltung der erfindungsgemäßen Sicherheitsanordnung aktiviert die Auswerte- und Steuereinheit die zweite Betriebsart der Sicherheitsanordnung nach einem erkannten korrespondierenden Bedienvorgang einer Bedieneinheit. Die Auswerte- und Steuereinheit aktiviert nach einer erkannten Fahrzeugbewegung wieder die erste Betriebsart der Sicherheitsanordnung. Die Auslösekette zwischen einem Innen-Betätigungshebel und dem Türschloss wird in der Regel nicht unterbrochen, um ein Öffnen der Fahrzeugtür von Innen in jeder Fahrsituation zu ermöglichen. Ein Ausnahmefall bildet eine so genannte Betriebsart „Kindersicherung”, welche die Auslösekette zwischen dem Innen-Betätigungshebel und dem Türschloss unterbricht.
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Eine vorteilhafte Ausführungsform der Erfindung ist in der einzigen Zeichnung dargestellt und wird nachfolgend beschrieben.
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Die einzeige Figur zeigt ein schematisches Blockaschaltbild einer erfindungsgemäßen Sicherheitsanordnung für ein Fahrzeug.
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Wie aus der Figur ersichtlich ist, umfasst eine erfindungsgemäße Sicherheitsanordnung 10 für ein Fahrzeug 1 mehrere Fahrzeugtüren, von denen beispielhaft eine Fahrzeugtür 20 dargestellt ist, eine Auswerte- und Steuereinheit 30, eine Crashsensorik 40 und eine Bedieneinheit 50. Wie aus der Figur weiter ersichtlich ist, weist jede Fahrzeugtür 20 einen Außen-Betätigungshebel 22 auf, der zur Entriegelung eines Türschlosses 24 über eine gestrichelt dargestellte Wirklinie mit einem Aktuator 24.1 des Türschlosses 24 gekoppelt ist, wobei der Aktuator 24.1 ein Verriegelungselement 24.2 des Türschlosses 24 aktiviert oder deaktiviert. Bei einem aktivierten Verriegelungselement 24.2 ist das Türschloss 24 verriegelt und bei einem deaktivierten Verriegelungselement 24.2 ist das Türschloss 24 entriegelt und die Fahrzeugtür 20 kann geöffnet werden. Bei einem rein mechanischen Türschloss 24 ist der Außen-Betätigungshebel 22 mechanisch, beispielsweise über einen Bowdenzug, mit dem Aktuator gekoppelt. Bei einem elektrischen Türschloss 24 ist der Außen-Betätigungshebel 22 elektrisch direkt und/oder über die Auswerte- und Steuereinheit mit dem Aktuator 24.1 gekoppelt. Zudem kann der Außen-Betätigungshebel 22 über mechanische und elektrische Koppelelemente mit dem Aktuator 24.1 des Türschlosses 24 gekoppelt werden. Zusätzlich kann der Außen-Betätigungshebel 22 Informationen über eine Betätigung an die Auswerte- und Steuereinheit 30 übertragen.
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Die Auswerte- und Steuereinheit 30 aktiviert nach dem Schließen der Fahrzeugtür 20 die erste Betriebsart, wobei die Auswerte- und Steuereinheit 30 während der ersten Betriebsart eine Wirkverbindung zwischen dem Aktuator 24.1 und dem Verriegelungselement 24.2 unterbricht. Nach Beendigung eines erkannten Unfallereignisses aktiviert die Auswerte- und Steuereinheit 30 eine zweite Betriebsart, wobei die Auswerte- und Steuereinheit 30 während der zweiten Betriebsart die Wirkverbindung zwischen dem Aktuator 24.1 und dem Verriegelungselement 24.2 herstellt und so die Entriegelung des Türschlosses 24 freigibt, wenn eine Betätigung des Außen-Betätigungshebels 22 erkannt wird.
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Zur Erkennung des Unfallereignisses wertet die Auswerte- und Steuereinheit 30 Signale von der Crashsensorik 40 aus. Die Crashsensorik 40 überträgt vorzugsweise Informationen über eine Aktivierung einer nicht dargestellten Insassenschutzvorrichtung und/oder eine aktuelle Fahrzeuggeschwindigkeit an die Auswerte- und Steuereinheit 30. Die Auswerte- und Steuereinheit 30 erkennt ein beendetes Unfallereignis beispielsweise daran, dass eine Insassenschutzvorrichtung aktiviert wurde bzw. ist, und die aktuelle Fahrzeuggeschwindigkeit als Null detektiert wird, woraus auf eine stehendes verunfalltes Fahrzeug geschlossen werden kann, und ein Zugriff von außen ermöglicht werden muss, um die verunfallten Insassen zu bergen.
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Zudem bewirkt ein entsprechender Bedienvorgang einer Bedieneinheit 50, die im Innenraum des Fahrzeugs 1 angeordnet ist, dass die Auswerte- und Steuereinheit 30 nach dem Schließen der Fahrzeugtür 20 und der damit verbundenen Aktivierung der ersten Betriebsart, wieder die zweite Betriebsart der Sicherheitsanordnung 10 aktiviert. Dadurch wird ein erneutes Entriegeln des Türschlosses 24 einer bereits geschlossenen Fahrzeugtür 20 nach einer entsprechenden Betätigung des Außen-Betätigungshebels 22 ermöglicht, so dass ein weiterer Fahrgast einsteigen kann. Nach dem erneuten Schließen der Fahrzeugtür 20 aktiviert die Auswerte- und Steuereinheit 30 wieder die erste Betriebsart. Erfolgt nach dem entsprechenden Bedienvorgang der Bedieneinheit kein Öffnen und Schließen der Fahrzeugtür 20, dann aktiviert die Auswerte- und Steuereinheit 30 nach einer erkannten Fahrzeugbewegung wieder die erste Betriebsart der Sicherheitsanordnung 10. In der Regel unterbricht die Auswerte- und Steuereinheit 30 eine Auslösekette zwischen einem nicht dargestellten Innen-Betätigungshebel und dem Türschloss 24 nicht, um ein Öffnen der Fahrzeugtür 20 von Innen in jeder Fahrsituation zu ermöglichen. Ein Ausnahmefall bildet eine so genannte Betriebsart „Kindersicherung”, die ebenfalls über die Bedieneinheit 50 aktiviert werden kann und während der die Auswerte- und Steuereinheit 30 die Auslösekette zwischen dem Innen-Betätigungshebel und dem Türschloss 24 unterbricht, so dass das Türschloss 24 nicht durch eine Betätigung des Innen-Betätigungshebel entriegelt werden kann.
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Bezugszeichenliste
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- 1
- Fahrzeug
- 10
- Sicherheitsanordnung
- 20
- Fahrzeugtür
- 22
- Außen-Betätigungshebel
- 24
- Türschloss
- 24.1
- Aktuator
- 24.2
- Verriegelungselement
- 30
- Auswerte- und Steuereinheit
- 40
- Crashsensorik
- 50
- Bedieneinheit