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Die
Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung von mitteldichten
Faserplatten mit alkalisch härtenden Phenolformaldehydharzen
als Bindemittel. Die Erfindung betrifft auch ein Verfahren zur Beschleunigung
der Härtungsgeschwindigkeit von alkalisch härtenden
Phenolformaldehydharzen (PF-Harze), die als Bindemittel bei der
Herstellung von mitteldichten Faserplatten (MDF) verwendet werden.
Alkalisch härtende PF-Harze im Sinne der Erfindung sind Kondensationsprodukte
von einer Phenolkomponente mit dem Formaldehyd unter Verwendung
von Alkali, insbesondere von Natriumhydroxid als Katalysator. Als
Phenolkomponente können z. B. Phenole, Kresole, Resorcine,
Tannine und Lignine oder Gemische hiervon verwendet werden. Den
alkalisch härtenden PF-Harzen können weitere Zusatzstoffe
wie Stärke und Harnstoff zugesetzt werden, die die Viskosität
reduzieren (Harnstoff) und/oder das Bindemittel verbilligen (Stärke).
Das Molverhältnis Formaldehyd: Phenol kann über
einen großen Bereich variieren. Auch der Alkaligehalt im
PF-Harz kann meist zwischen 2% und 15% liegen.
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Unter
mitteldichten Faserplatten (MDF) werden erfindungsgemäß Faserplatten
verstanden, die nach dem Trockenverfahren hergestellt werden. MDF
werden je nach Rohdichte unterteilt in leichte MDF mit Rohdichten
unter 650 kg/m3 und Platten, die eine Rohdichte
zwischen ca. 650 kg/m3 und rd. 800 kg/m3 aufweisen. Faserplatten mit Rohdichten über 800
kg/m3 werden als HDF (high density fibreboards) bezeichnet.
Faserplatten mit Rohdichten unter 550 kg/m3 werden
als UL-MDF (ultra leichte Faserplatten) bezeichnet (EN 316):
Als Rohstoff für MDF sind im Prinzip Holz, Einjahrespflanzen
und Gebrauchtspan- und Faserplatten geeignet.
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Für
die Herstellung von mitteldichten Faserplatten (MDF) werden in Europa
vorwiegend Nadelhölzer, insbesondere Fichten- und Kiefernholz
(Waldindustrieholz) eingesetzt. Darüber hinaus wird auch Industrierestholz
der Kiefer und der Fichte als Rohstoff verwendet. Beim Einsatz von
Waldindustrieholz wird das Holz zunächst zu Hackschnitzeln
zerkleinert. Die Holzhackschnitzel werden gewaschen, um eventuell
anhaftende Fremdkörper, insbesondere Sandpartikel zu entfernen.
Nach dem Waschen werden die Hackschnitzel in der Regel bei Temperaturen von
60°C bis 80°C für einige Minuten vorgedämpft, um
eventuelle Feuchteunterschiede zwischen den Hackschnitzeln zu egalisieren.
Anschließend gelangen die Hackschnitzel über Schneckenförderung
in einen Kocher (Digester), wo sie unter Dampfdruck und üblicherweise
bei Temperaturen zwischen 160°C und 180°C thermohydrolytisch
aufgeschlossen werden. Dieses Verfahren zur Herstellung des Faserstoffs
wird als thermomechanischer Aufschluss (thermo-mechanical pulping)(TMP)
bezeichnet. Nach dem Aufschluss gelangen die Hackschnitzel in einen Druckrefiner
(Defibrator), wo sie zwischen Mahlscheiben unter Druck bei Temperaturen
von ebenfalls 160°C bis 180°C zu Einzelfasern
oder Faserbündeln zerfasert werden. Dem Zerfasern im Druckrefiner
kann eine weitere Refinerstufe folgen. Der Holzaufschluss kann chemothermo-mechanisch (CTMP)
erfolgen (
WO 93/25358 ).
Die Aufschlusstemperatur während des CTMP-Verfahrens kann weit über
180°C erhöht werden (
DE-OS 10160316 ). Das TMP-Verfahren
und das CTMP-Verfahren lassen sich auch auf andere Lignocellulosen
wie Einjahrespflanzen und Gebrauchtspanplatten anwenden.
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Nach
der Zerfaserung wird der Faserstoff durch den im Refiner herrschenden
Druck in eine Glasleitung bzw. in ein Beleimungsrohr (Blowline)
befördert. Üblicherweise werden in der Glasleitung
die noch feuchten Fasern mit Bindemitteln wie Harnstoffformaldehydharzen
(UF-Harze) oder Melamin-Harnstoffformaldehydharzen (MUF-Harze) beleimt
(Blowline-Beleimung). Harnstoffformaldehydharze (UF-Harze) sind
die am meisten verwendeten Beleimungsarten. Auch alkalisch härtende
Phenolformaldehydharze (PF-Harze) und Klebstoffe auf der Basis von
polymeren Diisocyanaten (PMDI) können verwendet werden.
Diese Vorgehensweise ist auch für die Herstellung von Faserformteilen
geeignet.
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Nach
der Beleimung wird der Faserstoff im Rohrtrockner getrocknet. Im
Trockner erreichen die beleimten Fasern kurzfristig Temperaturen
von 70°C bis 80°C, worauf die Feuchte der Fasern
auf 5%...15% absinkt. Der beleimte und getrocknete Faserstoff wird
einer Formmaschine zugeführt, wo er auf ein Sieb gestreut
wird, das sich mit hoher Geschwindigkeit bewegt. Die so geformten
Matten werden anschließend zu Platten gepresst. Zur Verkürzung
der Presszeit wird auch vorgeschlagen, die Matten vor dem Pressen
mit Wasser oder Wasserdampf zu behandeln oder anderweitig thermisch
zu erwärmen, wodurch die Temperatur der Matten vor dem
Pressen etwa 100°C erreicht. Mitteldichte Faserplatten
werden ein- oder mehrschichtig hergestellt, wobei in den verschiedenen
Schichten unterschiedliche Bindemittel eingesetzt werden können. Im
Prinzip kann die Beleimung der Fasern nach dem Trocknen erfolgen.
Während der Beleimung oder vorher kann den Fasern ein Hydrophobierungsmittel
in Form von Wachsdispersion oder in Form von anderen hydrophobierenden
Stoffen zugegeben werden.
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Die
mit PF-Harzen als Bindemittel nach dem beschriebenen Verfahren hergestellten
mitteldichten Faserplatten weisen eine hohe Feuchtebeständigkeit und
Hydrolyseresistenz der Verleimung und darüber hinaus meist
eine sehr geringe Formaldehydemission auf. Die Formaldehydemission
nimmt nach einer Stapelung der Platten ab. Trotz ihrer Vorteile
haben alkalisch härtende PF-Harze kaum oder wenig Einsatz
in der Industrie für die Herstellung von MDF gefunden.
Die Gründe dafür liegen an der relativ dunklen
Farbe der alkalisch härtenden Harze bzw. der damit gebundenen
MDF, aber vor allem an den relativ langen Presszeiten, die die alkalisch
härtenden PF-Harze benötigen, um ausreichend auszukondensieren
bzw. auszuhärten, um die volle Festigkeit der damit gebundenen
Platten zu entwickeln. Es werden zwar Härtungsbeschleuniger
für alkalisch härtende Phenolformaldehydharze
wie Kaliumcarbonat und Natriumcarbonat industriell verwendet, ihre
Wirkung ist jedoch nicht völlig ausreichend, um die Härtungsgeschwindigkeit
der PF-Harze auf das Niveau der Säure härtenden
Harnstoffformaldehydharze (UF-Harze) zu erhöhen, mit denen
der Hauptanteil von mitteldichten Faserplatten hergestellt wird
(vgl. Dunky und Nietuz: Holzwerkstoffe und Holzleime, S 342,
ISBN 3-540-42980-8).
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Der
Erfindung lag deshalb die Aufgabe zugrunde, die Härtungsgeschwindigkeit
der PF-Harze weiter zu erhöhen, ohne die physikalisch-technologischen
Eigenschaften der hergestellten Platten in Mitleidenschaft zu ziehen.
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Es
wurde nun überraschend festgestellt, dass die Härtungsgeschwindigkeit
der alkalisch härtenden PF-Harze erheblich erhöht
werden kann, wenn dem Härtungsbeschleuniger in Form von
Kaliumcarbonat oder Natriumcarbonat oder Gemische hiervon dem Holz
bzw. dessen Zerkleinerungsprodukten vor oder während des
Holzaufschlusses (Kochen und Zerfasern) zugesetzt werden. Es wurde darüber
hinaus überraschend gefunden, dass hierdurch die physikalisch-technologischen
Eigenschaften der hergestellten Platten deutlich verbessert werden.
Der Einsatz von Härtungsbeschleuniger vor dem Aufschluss
lässt sich auch auf Einjahrespflanzen und Gebrauchtspan-
und -faserplatten als Rohstoff für die MDF-Herstellung
einsetzen. Das Verfahren kombiniert durch die alkalische Reaktion
von Kaliumcarbonat in sinnvoller Weise die Herstellung von Faserstoff
nach dem CTMP-Verfahren mit der Beschleunigung der Härtung
von alkalisch härtenden Phenolformaldehydharzen.
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Es
ist weithin bekannt, dass das CTMP-Verfahren für die Herstellung
von Holzfaserplatten mit alkalisch härtenden PF-Harzen
weitaus besser geeignet ist als das TMP-Verfahren (Roffael
et al., 2006: Zur Feuchtigkeitsbeständigkeit und Hydrolyseresistenz
von mitteldichten Faserplatten (MDF), Teil 1 – Einfluss
des Aufschlussverfahrens und des Bindemittels auf die physikalisch-technologischen
Eigenschaften von MDF, Holzechnologie 47, 13–19)
Mit anderen Wortenes wird durch dieses erfindungsgemäße
Verfahren das Holz quasi durch den Einsatz von Kaliumcarbonat oder
Natriumcarbonat während des Aufschlusses unter CTMP-Bedingungen
aufgeschlossen, ohne in das System mehr Alkali einzutragen als im
Falle der Beleimung von thermo-mechanischen Holzstoffen (TMP) mit
alkalisch härtenden Phenolformaldehydharzen unter Zugabe
von dem Härtungsbeschleuniger Kaliumcarbonat oder Natriumcarbonat
der Fall ist. Natürlich kann die Menge des Härtungsbeschleunigers
den Gegebenheiten des Rohstoffes angepasst werden. Es wird lediglich der
Zeitpunkt der Zugabe des Härtungsbeschleunigers vorverlegt.
Es ist selbstverständlich ach möglich, anstelle
von Kaliumcarbonat andere Stoffe als Härtungsbeschleuniger
einzusetzen, die infolge Hydrolyse zur Bildung von Kaliumcarbonat
führen können.
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Das
folgende Beispiel soll die Erfindung verdeutlichen ohne sie einzuschränken:
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Beispiel
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Hackschnitzel
der Kiefer wurden zunächst bei 40°C gewaschen
und anschließend nach dem thermo-mechanischen Verfahren
(TMP) bei 180°C gekocht und anschließend in einem
Einscheibenrefiner ebenfalls bei 180°C zerfasert. Die Faserstoffe wurden
anschließend im Blow-Line mit 10% (Feststoff/atro Fasern)
eines alkalisch härtenden Phenolformaldehydharzes, dem
ein Härtungsbeschleuniger (Kaliumcarbonat) in Mengen von
6% (Feststoff/bezogen auf atro Harz) zugegeben wurde, beleimt und
anschließend bis zu einer Feuchte von 8% getrocknet, zu
Matten gestreut und anschließend bei einer Temperatur von
200°C zu 16 mm-Platten gepresst. Die Presszeit betrug 12
s/mm. Die Platten hatten eine Rohdichte von 0,7 g/cm3,
eine Querzugfestigkeit von 0,4 N/mm2, eine
Biegefestigketi von 30 N/mm2 sowie eine
Dickenquellung von 8% und 24% nach 2 h und 24 h nach Wasserlagerung.
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In
einem anderen Versuch wurden die gleichen Aufschluss- und Beleimungsbedingungen,
wie vorerwähnt, verwendet mit der Ausnahme, dass der Härtungsbeschleuniger
Kaliumcarbonat nicht dem Phenolformaldehydharz zugesetzt, sondern
den Holzhackschnitzeln nach dem Waschen und vor dem Kochen zugegeben
wurde. Mit anderen Worten, es wurden 6% Kaliumcarbonat (bezogen
auf atro Bindemittel) bzw. 0,6% (bezogen auf atro Holz) den Holzhackschnitzeln
vor dem Kochen zugegeben. Nach dem Beleimen mit dem Phenolformaldehydharz
(in diesem Fall ohne Härtungsbeschleuniger) in Mengen von
10% (Feststoff/atro Fasern) wurden die Fasern bis zu einer Feuchte
von 8% getrocknet und anschließend unter den gleichen Bedingungen
bei 200°C zu 16 mm dicken Platten gepresst. Die Presszeit
betrug 12 s/mm. Die Platten hatten eine Rohdichte von 0,7 g/cm3 und eine Querzugfestigkeit von 0,48 N/mm2, die Biegefestigkeit lag bei 32 N/mm2, die Dickenquellung bei 6% und 20% nach
Wasserlagerung von 2 h und 24 h. In weiteren Untersuchungen wurde
auch die Presszeit von 12 s/mm auf 11 s/mm ohne Nachteile für
die physikalisch-technologischen Eigenschaften der hergestellten
Platten gesenkt.
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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- - WO 93/25358 [0003]
- - DE 10160316 [0003]
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Zitierte Nicht-Patentliteratur
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- - EN 316 [0002]
- - Dunky und Nietuz: Holzwerkstoffe und Holzleime, S 342, ISBN
3-540-42980-8 [0006]
- - Roffael et al., 2006: Zur Feuchtigkeitsbeständigkeit
und Hydrolyseresistenz von mitteldichten Faserplatten (MDF), Teil
1 – Einfluss des Aufschlussverfahrens und des Bindemittels
auf die physikalisch-technologischen Eigenschaften von MDF, Holzechnologie
47, 13–19 [0009]