-
Die
Erfindung betrifft ein Granulat, welches sich insbesondere als pharmazeutisches
Vehikel für lipophile Arzneistoffe eignet, ein Herstellungsverfahren
für das Granulat, eine geeignete Granulierflüssigkeit,
eine Arzneiform, welche das Granulat enthält oder aus dem
Granulat hergestellt ist sowie die Verwendung einer Pickering-Emulsion
im Kontext von lipophilen Arzneistoffen.
-
Die
orale Verabreichung von Arzneistoffen stellt nach wie vor eine bevorzugte
Verabreichungs- bzw. Darreichungsform dar. Dies ist einerseits bedingt
durch Vorteile bei der Herstellung und Entwicklung entsprechender
Arzneistoffe bzw. Arzneiformen. Andererseits ist im Hinblick auf
die zu erwartende Therapietreue der Patienten, die sogenannte Komplianz
(compliance), die orale Gabe besonders günstig.
-
Damit
jedoch ein Arzneistoff auf peroralem Weg seine gewünschte
Wirkung entfalten kann, muß er am Resorptionsort eine ausreichend hohe
Löslichkeit bzw. Lösungsgeschwindigkeit aufweisen.
Bei vielen neuen Wirkstoffkandidaten ist die Löslichkeit
bzw. Lösungsgeschwindigkeit aufgrund der angewandten Entwicklungstrategien
zu gering und kann somit zu einem limitierenden Faktor für
die Arzneistoffresorption und damit für die Bioverfügbarkeit
werden. Dieses Problem besteht typischerweise bei Arzneistoffen
der Klasse II des biopharmazeutischen Klassifizierungssystems.
-
Die
meisten Formulierungsstrategien zielen daher auf eine Vergrößerung
der benetzbaren Oberfläche ab. Hierzu bieten sich grundsätzlich
verschiedene Möglichkeiten an, beispielsweise eine Oberflächenmodifikation
mit geeigneten Polymeren oder Tensiden, die Herstellung fester Dispersionen
oder fester Lösungen oder die Bildung von Komplexen, beispielsweise
mit Cyclodextrinen. Insoweit ist jedoch zu sagen, dass bei festen Dispersionen
und festen Lösungen die physikalisch-chemische Stabilität
problematisch sein kann. Bei der Komplexierung mit Cyclodextrinen
ist häufig deren Kapazität für Arzneistoffe
nur begrenzt. Ein weiteres Problem besteht darin, dass bei konventionellen
Formulierungsstrategien häufig organische Lösungsmittel
verwendet werden oder aber hohe Verarbeitungstemperaturen erforderlich
sind.
-
Eine
alternative Strategie setzt auf den Einsatz von lipidbasierten Trägersystemen.
Hierbei liegt der Arzneistoff im Lipid gelöst vor. Zur
verbesserten Arzneistoffaufnahme werden die physiologischen Mechanismen
der Fettverdauung genutzt. Bisher beschriebene Systeme basieren
auf dem Einsatz von selbstemulgierenden, tensidhaltigen Formulierungen,
welche in Weichgelatinekapseln oder mit Einschränkungen
auch in Hartgelatinekapseln abgefüllt werden können
(oral lipid-based formulations; David J. Hauss; Informa
healthcare, New York; 2007, 339 pp; ISBN: 978-8247-2945-5).
Problematisch hierbei ist, dass die enthaltenen klassischen Emulgatoren
bzw. Tenside zum Teil nur eine begrenzte physiologische Verträglichkeit
aufweisen und insbesondere die Fettverdauung negativ beeinflussen
können.
-
Ein
weiteres Problem stellt die Herstellung von Arzneiformen ausgehend
von ”klassisch”, d. h. mit Tensiden, stabilisierten
Emulsionen dar. Diese Emulsionen koaleszieren beim Trocknen und
stehen daher nicht als Trägermaterialien für Arzneistoffe
zur Verfügung.
-
Die
vorliegende Erfindung stellt sich daher die Aufgabe, ein Drug Delivery
System für lipophile Arzneistoffe bereitzustellen, welches
insbesondere bei herkömmlichen Formulierungsstrategien
auftretende Nachteile vermeidet und möglichst einfach herzustellen
ist.
-
Diese
Aufgabe wird erfindungsgemäß gelöst durch
ein Granulat mit den Merkmalen gemäß unabhängigem
Anspruch 1. Bevorzugte Ausführungsformen des Granulats
sind Gegenstand der abhängigen Ansprüche 2 bis
25. Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist auch ein Verfahren
zur Herstellung eines Granulats mit den Merkmalen gemäß unabhängigem
Anspruch 26. Bevorzugte Ausführungsformen des Herstellungsverfahrens
sind Gegenstand der abhängigen Ansprüche 27 bis
31. Des Weiteren ist Gegenstand der vorliegenden Erfindung auch
die Verwendung eines Granulats gemäß unabhängigem
Anspruch 32, eine Arzneiform gemäß unabhängigem
Anspruch 33, eine Granulierflüssigkeit mit den Merkmalen
gemäß unabhängigem Anspruch 34 sowie
die Verwendung einer Pickering-Emulsion mit den Merkmalen gemäß unabhängigem
Anspruch 35.
-
Bei
dem erfindungsgemäßen Granulat handelt es sich
um ein Granulat, insbesondere als pharmazeutisches Vehikel oder
pharmazeutisches Trägersystem für lipophile Arzneistoffe,
umfassend
- a) eine lipophile Phase,
- b) Feststoffpartikel mit hydrophilen und lipophilen Eigenschaften,
insbesondere Oberflächeneigenschaften,
- c) zumindest einen pulverförmigen Hilfstoff und gegebenenfalls
- d) zumindest einen in der lipophilen Phase löslichen
Arzneistoff.
-
Durch
die Erfindung wird ein Granulat bereitgestellt, welches sich in
besonderer Weise als Vehikel oder Trägersystem bzw. Drug
Delivery System für lipophile Arzneistoffe eignet. Das
erfindungsgemäße Granulat erlaubt es mit besonderem
Vorteil, die Bioverfügbarkeit von lipophilen Arnzeistoffen
zu erhöhen, wodurch sich die medizinische Wirksamkeit der
entsprechenden Arzneistoffe besser im Körper eines Patienten
entfalten kann.
-
Unter
einer lipophilen Phase im Sinne der vorliegenden Erfindung soll
ein an sich homogener Bereich verstanden werden, welcher einen lipophilen
Charakter besitzt.
-
Die
lipophile Phase liegt vorzugsweise als Ölphase vor. Die
lipohile Phase kann als flüssiger oder zähflüssiger,
insbesondere viskoser oder gelartiger, Bestandteil des Granulats
vorliegen.
-
In
einer bevorzugten Ausführungsform weist das Granulat zumindest
einen in der lipophilen Phase, vorzugsweise Ölphase, löslichen,
d. h. lipophilen, Arzneistoff auf. Der zumindest eine Arzneistoff
kann grundsätzlich im gesamten Granulat enthalten sein.
Bevorzugt ist der zumindest eine Arzneistoff jedoch ausschließlich
in der lipophilen Phase des Granulats enthalten. In der Regel liegt
der zumindest eine Arzneistoff gelöst in der lipophilen
Phase vor.
-
In
einer weiteren Ausführungsform weist die lipophile Phase
als Bestandteil, insbesondere als Hauptbestandteil, zumindest eine
Verbindung aus der Gruppe Öle, Fette, Lipide, Wachse und
Polyglykol-Fett säureester auf. Bei den Ölen kann
es sich um polare und/oder unpolare Öle handeln. Bevorzugte
polare Öle sind Lecithine und/oder Fettsäuretriglyceride.
Besonders bevorzugt sind Triglycerinester von gesättigten,
ungesättigten, verzweigten und/oder unverzweigten Alkancarbonsäuren
mit einer Kettenlänge zwischen 8 und 24, insbesondere 12
und 18, Kohlenstoffatomen.
-
Des
Weiteren kann es sich bei den im vorherigen Abschnitt genannten Ölen
auch um Esteröle handeln. Bevorzugte Esteröle
stellen Ester aus gesättigten, ungesättigten,
verzweigten und/oder unverzweigten Alkancarbonsäuren mit
einer Kettenlänge zwischen 3 und 30 Kohlenstoffatomen und
gesättigten, ungesättigten, verzweigten und/oder
unverzweigten Alkoholen mit einer Kettenlänge zwischen
3 und 30 Kohlenstoffatomen dar. Bevorzugte Esteröle sind
daher aus der Gruppe Octylpalmitat, Octylcocoat, Octylisostearat,
Octyldodeceylmyristat, Octyldodecanol, Cetearylisononanoat, Isopropylmyristat,
Isopropylpalmitat, Isopropylstearat, Isopropyloleat, n-Butylstearat,
n-Hexyllaurat, n-Decyloleat, Isooctylstearat, Isononylstearat, Isononylisononanoat,
2-Ethylhexylpalmitat, 2-Ethylhexyllaurat, 2-Hexyldecylstearat, 2-Octyldodecylpalmitat,
Stearylheptanoat, Oleyloleat, Oleylerucat, Erucyloleat, Erucylerucat,
Tridecylstearat, Tridecyltrimellitat sowie synthetische, halbsynthetische
und natürliche Gemische solcher Ester ausgewählt.
-
Weiterhin
kommen erfindungsgemäß auch unpolare Öle
in Betracht. Beispiel für geeignete unpolare Öle
sind verzweigte und unverzweigte Kohlenwasserstoffe und Wachse,
insbesondere Mineralöl, Vaseline (Petrolatum), Paraffinöl,
Squalan und Squalen, Polyolefine, hydrogenierte Polyisobutene und
Isohexadecan.
-
Besonders
bevorzugt weist die lipohile Phase als Bestandteil, insbesonder
Hauptbestandteil, Triglyceride, insbesondere Caprylsäure
und/oder Caprinsäuretriglycerid, auf. Ein Triglyceridgemisch
auf der Basis von Caprylsäure- und Caprinsäuretriglycerid
ist beispielsweise unter der Bezeichnung Miglyol 812 oder Myritol
312 kommerziell erhältlich.
-
Bei
den Wachsen handelt es sich vorzugsweise um natürliche
Wachse tierischen und/oder pflanzlichen Ursprungs. Bei den in Frage
kommenden Polyglykol-Fettsäureester kann es sich zum Beispiel
um Propylenglykol- und/oder Butylenglykol-Fettsäureester
handeln.
-
Die
lipophile Phase weist in einer weiteren Ausführungsform
einen Anteil zwischen 2 und 30 Gew.-%, bevorzugt 5 und 15 Gew.-%,
bezogen auf das Gesamttrockengewicht des Granulats, auf.
-
Die
Feststoffpartikel weisen erfindungsgemäß hydrophile
und lipophile Eigenschaften, insbesondere hydrophile und lipophile
Oberflächeneigenschaften, auf. Mit anderen Worten weisen
die Feststoffpartikel einen amphiphilen Charakter auf, d. h. die
Feststoffpartikel sind sowohl von hydrophilen als auch lipophilen
Phasen benetzbar. Bei den erfindungsgemäß vorgsehenen
Fetsttoffpartikel handelt es sich vorzugsweise um feinteilige, insbesondere
um nano- bis mikrofeine, Feststoffpartikel. Bevorzugt weisen die
Partikel eine mittlere Partikelgröße zwischen
10 und 800 nm, insbesondere 50 und 200 nm, auf. Die Feststoffpartikel
können weiterhin einen Anteil > 0,5 Gew.-%, vorzugsweise zwischen 1 und
10 Gew.-%, bezogen auf das Gesamttrockengewicht des Granulats, aufweisen.
-
Bei
den Feststoffpartikeln kann es sich grundsätzlich um anorganische
oder organische Partikel handeln, die sowohl von hydrophilen Flüssigkeiten
als auch lipophilen Flüssigkeiten benetzbar sind. Bevorzugt sind
die Feststoffpartikel aus der Gruppe amphiphile Metalloxid-, anoganische
Pigment-, Polymer- und modifizierte Polysaccharidpartikel ausgewählt.
Besonders bevorzugt sind die Partikel aus der Gruppe Titandioxid-, Zinkoxid-,
Aluminiumoxid-, Magnesiumoxid-, Siliziumdioxid-, Mag nesiumtrisilikat-,
Eisen(III)oxid-, Veegum-, Bentonit-, Kohle-, Calciumcarbonat-, kristalline
Fettalkohol-, kristalline Fettsäure-, Polymer-Pseudolatices-, Polystyrol-,
Polyacrylat-, Polycarbonat-, und Polyether-Partikel ausgewählt.
Im Falle von Calciumcarbonat-Partikel handelt es sich bevorzugt
um nanopartikuläre, gefällte Calciumcarbonat-Partikel.
Im Falle von Siliziumdioxid-Partikel handelt es sich bevorzugt um
hochdisperses Siliziumdioxid-Partikel. Bevorzugte Polyacrylat-Partikel
sind Polymethacrylat-Partikel.
-
In
einer bevorzugten Ausführungsform liegen die Feststoffpartikel
beschichtet vor. Erfindungsgemäß kann es insbesondere
vorgesehen sein, dass die Feststoffpartikel eine Oberflächenbeschichtung
aufweisen. Geeignete Beispiele stellen beschichtetes Titandioxid
und/oder Zinkoxid dar. Bevorzugt sind die Feststoffpartikel mit
einem Gemisch aus Dimethylpolysiloxan, insbesondere Dimethylpolysiloxan
mit einer durchschnittlichen Kettenlänge zwischen 200 und
350 Disiloxan-Einheiten, und Silicagel beschichtet. Derartige Gemische werden
auch als Simethicone bezeichnet. Weiterhin können die Feststoffpartikel
auch mit Aluminiumhydroxid bzw. Aluminiumoxidhydrat beschichtet
sein. Besonders vorteilhaft sind dabei Titandioxide, die mit Simethiconen
und Alumina beschichtet sind, wobei die Beschichtung gegebenenfalls
auch Wasser enthalten kann. Ein entsprechendes Titandioxid ist beispielsweise
unter dem Handelsnamen Eusolex® T-2000
bei der Firma Merck kommerziell erhältlich. Ein geeignetes
Beispiel für ein beschichtetes Zinkoxid stellt der unter
dem Handelsnamen Cote Max erhältliche Feststoff der BASF
AG dar.
-
In
einer weiteren Ausführungsform ist das Granulat emulgatorfrei
bzw. frei von Emulgatoren. Dies hat den Vorteil, dass das Granulat
insgesamt eine verbesserte Bioverträglichkeit aufweist.
Unter Emulgatoren im Sinne der vorliegenden Erfindung sollen dabei ”klassische” Emulgatoren,
d. h. grenzflächenaktive Tenside, verstanden werden.
-
Bei
dem zumindest einen Arzneistoff handelt es sich vorzugsweise um
einen Arzneistoff der Gruppe II des biopharmazeutischen Klassifikationssystems.
So kann der zumindest eine Arzneistoff aus der Gruppe Antihypertonika,
Antiepileptika, Analgetika, Antirheumatika, Antidiabetika, Antihistaminika
und Antimykotika ausgewählt sein. Bevorzugt ist der zumindest
eine Arzneistoff aus der Gruppe Verapamil, Carbamazepin, Ketoprofen,
Ibuprofen, Diclofenac, Glipizid, Loratadin und Griseofulvin ausgewählt.
Der zumindest eine Arzneistoff weist vorzugsweise einen Anteil zwischen
0,1 und 15 Gew.-%, insbesondere 0,5 und 5 Gew.-%, bezogen auf das
Gesamttrockengewicht des Granulats, auf.
-
Bei
dem zumindest einen pulverförmigen Hilfstoff handelt es
sich bevorzugt um einen Keimbildner oder Trägerstoff zur
Durchführung einer Aufbaugranulation, insbesondere feuchten
Aufbaugranulation, vorzugsweise Wirbelschichtgranulation. Besonders
bevorzugt handelt es sich bei dem zumindest einen pulverförmigen
Hilfstoff um ein Binde- und/oder Füllmittel. Erfindungsgemäß kann
der zumindest eine pulverförmige Hilfsstoff aus der Gruppe
Monosaccharide, Oligosaccharide, Polysaccharide, Zuckeralkohole,
Proteine, Calciumphosphate und Derivate bzw. Modifikationen davon
ausgewählt sein. Geignete Beispiele sind Glucose, Fructose,
Lactose, Saccharose, Stärke, Cellulose, Manitol, Xylithol
und/oder Gelatine. Geignete Modfikationen sind modifizierte Stärken
und modifizierte Cellulosen, vorzugsweise Carboxymethylcellulose,
Hydroxyethylcellulose, Hydroxypropylcellulose, Methylcellulose und/oder
Propylcellulose.
-
Der
zumindest eine pulverförmige Hilfstoff weist gemäß einer
weiteren Ausführungsform einen Anteil zwischen 70 und 98
Gew.-%, vorzugsweise 90 und 95 Gew.-%, bezogen auf das Gesamttrockengewicht
des Granulats, auf.
-
In
einer weiteren Ausführungsform weist das Granulat Zusatzstoffe,
insbesondere aus der Gruppe Alkohole, Polyolether, Schaumstabilisatoren
und Verdickungsmittel, auf. Als Alkohole kommen einwertige Alkohole,
Diole, Triole und Polyole in Betracht. Geeignete einwertige Alkohole
sind vor allem niedere Alkohole, beispielsweise Ethanol und/oder
Isopropanol. Geeignete Diole und Triole sind vor allem niedere Diole
bzw. Triole, beispielsweise Ethylenglykol, Propylenglykol, Butylenglykol,
Hexylenglykol und/oder Glycerin.
-
Geeignete
Verdickungsmittel sind vor allem polymere Verdickungsmittel, welche
vorzugsweise zumindest teilweise wasserlöslich oder zumindest
in Wasser dispergierbar sind. Weitere bevorzugte Verdickungsmittel
sind Verdickungsmittel, welche zusammen mit Wasser wässrige
Gele oder viskose, wässrige Lösungen ergeben.
Geeignete Verdickungsmittel sind daher Hydroxypropylcelluloseether,
Hydroxyethylcellulose, Hydroxypropylmethylcelluloseether, Agar-Agar,
Carageen, Polyosen, Stärken, Dextrine, Gelatine, Casein,
Vinylpolymere, Polyether, Polyimine, Polyamide und/oder Derivate
der Poylacrylsäure. Bevorzugt handelt es sich bei den Verdickungsmitteln
um Celluloseether, insbesondere Hydroxypropylmethylcellulose.
-
Gemäß einer
weitergehenden Ausführungsform weist das Granulat einen
Anteil an Verdickungsmittel zwischen 1 und 10 Gew.-%, insbesondere
2,5 und 5 Gew.-%, bezogen auf das Gesamttrockengewicht des Granulats,
auf.
-
Das
Granulat selbst weist vorzugsweise eine mittlere Korngrößenverteilung
zwischen 0,2 und 2 mm, insbesondere 0,3 und 1 mm, auf. Das Granulat
liegt vorzugsweise in getrockneter Form, insbesondere wirbelschichtgetrockneter
Form, vor.
-
Weiterhin
kann es erwünscht sein, dass das Granulat eine gewisse
Restfeuchtigkeit (Wassergehalt), insbesondere von bis zu 5 Gew.-%,
bezogen auf das Gesamttrockengewicht des Granulats, aufweist. Das noch
vorhandene Wasser im Granulat wirkt dabei wie eine Art Weichmacher,
wodurch sich das Granulat besser verarbeiten, insbesondere verformen,
beispielsweise tablettieren, lässt.
-
In
einer besonders bevorzugten Ausführungsform ist das erfindungsgemäße
Granulat aus einer Pickering-Emulsion hergestellt. Bei Pickering-Emulsionen
handelt es sich allgemein um feststoffstabilisierte Emulsionen,
bei denen es zu einer schichtartigen Anreicherung von Feststoffpartikeln
an der Phasengrenze zwischen lipophiler Phase und Wasserphase kommt,
wodurch eine Koaleszenz der Phasen vermieden wird. In der Regel weist
die erfindungsgemäß verwendbare Pickering-Emulsion
zumindest eine a) lipophile Phase, insbesondere Ölphase,
b) eine Wasserphase und c) Feststoffpartikel mit hydrophilen und
lipophilen Eigenschaften auf. Überraschender Weise konnte
insoweit festgestellt werden, dass sich Pickering-Emulsionen zu
einem Granulat verarbeiten, insbesondere trocknen, lassen. Bisherige
Anwendungen von Pickering-Emulsionen sind aus dem Bereich der Kosmetik
und Landwirtschaft bekannt und sind beispielsweise in den Druckschriften
DE 44 25 268 A1 ,
EP 0 987 008 A1 ,
EP 1 627 668 A1 ,
WO 2008/030749 A2 und
WO 2008/030753 A2 beschrieben.
-
In
einer weitergehenden Ausführungsform ist das Granulat zu
einer Pickering-Emulsion, insbesondere zu einer zumindest einen
lipohilen Arzneistoff enthaltenden Pickering-Emulsion, rekonstituierbar.
-
Besonders
bevorzugt liegt das Granulat in verdichteter bzw. kompaktierter
Form, insbesondere in tablettierter Form, vor. Mit besonderem Vorteil
ist das Granulat zur peroralen Verabreichung vorgesehen.
-
Des
Weiteren betrifft die vorliegende Erfindung auch ein Verfahren zur
Herstellung des Granulats, umfassend die folgenden Schritte:
- a) Herstellen einer zumindest einen lipohilen
Arzneistoff enthaltenden Pickering-Emulsion,
- b) Granulieren der hergestellten Pickering-Emulsion zu einem
Granulat.
-
In
einer bevorzugten Ausführungsform wird zum Herstellen der
Pickering-Emulsion der zumindest eine Arzneistoff in einer lipophilen
Phase gelöst und die daraus resultierende Lösung
anschließend mit einer wässrigen Dispersion, welche
Feststoffpartikel mit hydrophilen und lipohilen Eigenschaften aufweist,
gemischt. In der Regel wird hierzu die lipophile Phase mit dem zumindest
einen lipohilen Arneistoff zu der wässrigen Dispersion
mit den Feststoffpartikeln hinzugegeben. Bevorzugt weist die lipophile
Phase einen Anteil zwischen 2 und 40 Gew.-%, insbesondere 5 und
20 Gew.-%, bezogen auf das Gesamtgewicht der Pickering-Emulsion, auf.
Der Anteil der wässrigen Phase liegt vorzugsweise zwischen
60 und 98 Gew.-%, insbesondere 80 und 95 Gew.-%, bezogen auf das
Gesamtgewicht der Pickering-Emulsion. Bevorzugt weisen die Feststoffpartikel
einen Anteil zwischen 0,5 und 15 Gew.-%, insbesondere 0,75 und 10
Gew.-%, bezogen auf das Gesamtgewicht der Pickering-Emulsion, auf.
Der Anteil des zumindest einen lipophilen Arzneistoffes liegt vorzugsweise
zwischen 0,1 und 25 Gew.-%, insbesondere 0,5 und 10 Gew.-%, bezogen
auf das Gesamtgewicht der Pickering-Emulsion.
-
Zum
Granulieren der Pickering-Emulsion wird diese vorzugsweise auf zumindest
einen pulverförmigen Hilfstoff aufgesprüht. In
der Regel handelt es sich bei dem zumindest einen pulverförmigen
Hilfstoff um einen Keimbildner oder eine Feststoffvorlage zum Aufbau
eines Granulats. Gemäß einer besonders bevorzugten Ausführungsform
erfolgt das Gra nulieren der Pickering-Emulsion durch eine feuchte
Aufbaugranulation, vorzugsweise in einer Wirbelschicht. Mit anderen
Worten ist es besonders bevorzugt, dass die Pickering-Emulsion einer
Wirbelschichtgranulation unterworfen wird. Hierzu wird der zumindest
eine pulverförmige Hilfstoff gewöhnlich als Schüttung
in einen Produktionsbehälter vorgelegt und durch eine aufwärts
gerichtete Fluidströmung in einen Schwebezustand, einen
sogenannten fluidisierten Zustand, überführt und
in diesem Schwebezustand auch gehalten (Wirbelschicht). Bei dem
Fluid handelt es sich typischerweise um ein Gas oder Gasgemisch,
zum Beispiel Luft. Erfindungsgemäß kann es vorgesehen
sein, dass das Fluid vor der Erzeugung einer Wirbelschicht erwärmt
wird. Auf diese Weise ist es möglich, den zumindest einen
Hilfsstoff vor dem Beginn einer Aufbaugranulation zu erwärmen.
In einem nächsten Schritt kann dann die Pickering-Emulsion
auf den zumindest einen, vorzugsweise aufgewärmten, Hilfstoff
aufgesprüht werden. Bevorzugt wird die Pickering-Emulsion
unter Druck insbesondere zwischen 2 × 104 und
8 × 104 Pa, insbesondere 4 × 104 und 6 × 104 Pa,
beispielsweise bei ca. 5 × 104 Pa,
auf den zumindest einen pulverförmigen Hilfstoff aufgesprüht.
Des Weiteren kann die Pickering-Emulsion in einem Temperaturbereich
zwischen 30 und 70°C, insbesondere 50 und 70°C,
zum Beispiel bei ca. 50°C, auf den zumindest einen pulverförmigen
Hilfstoff aufgesprüht werden. Die Granulation der Pickering-Emulsion
basiert im Falle einer Feuchtgranulation auf Kapillarkraftwirkung.
Durch das Aufsprühen der Pickering-Emulsion, auf den zumindest
einen pulverförmigen Hilfstoff kommt es zu einer Agglomeration
des besprühten Hilfsstoffes über Kapillarkräfte
und somit zum Aufbau eines Granulats.
-
In
einer weiteren Ausführungsform wird das Granulat getrocknet,
vorzugsweise durch eine Wirbelschichttrocknung. Die Wirbelschichttrocknung
stellt eine sehr effektive Art der Feststofftrocknung dar. So steht die
Oberfläche jedes einzelnen Granulatkorns in der Wirbelschicht
für die Trocknung zur Verfügung, wobei der Wärmeübergang
optimal ist.
-
Das
Granulat kann dabei so lange getrocknet werden, bis eine gewünschte
Restfeuchtigkeit erreicht ist. Ergänzend kann es vorteilhaft
sein, das Granulat einer Nachtrocknung, beispielsweise einer sogenannten Hordentrocknung,
zu unterwerfen. Bei einer Hordentrocknung wird das Granulat auf
Horden ausgebreitet und beispielsweise in einem Trockenschrank nachgetrocknet.
Auf diese Weise kann die Restfeuchtigkeit des Granulats zusätzlich
verringert werden.
-
Grundsätzlich
ist es ebenso möglich, dass zur Herstellung des erfindungsgemäßen
Granulats die hergestellte Pickering-Emulsion einer Batch-Granulation
und einer anschließenden Trocknung unterworfen wird. Allerdings
müssen in diesem Fall die Mengen an Pickering-Emulsionen
an das Verfahren angepasst werden, um eine Überfeuchtung
des Granulates zu vermeiden.
-
Bezüglich
weiterer Merkmale und Einzelheiten zu dem Verfahren wird auf die
bisherige Beschreibung Bezug genommen.
-
Wie
bereits eingangs erwähnt, eignet sich das erfindungsgemäße
Granulat vor allem als pharmazeutisches Vehikel oder Drug Delivery
System für lipophile Arzneistoffe. Darüber hinaus
kann das Granulat als pharmazeutische Applikationsform für
lipophile Arzneistoffe oder als pharmazeutisches Zwischenprodukt,
insbesondere als Füllmasse, verwendet werden. In einer
besonders vorteilhaften Ausführungsform wird das Granulat
zur Herstellung von Darreichungs- oder Verabreichungs- bzw. Arzneiformen,
insbesondere festen Darreichungs- oder Verabreichungs- bzw. Arzneiformen,
für lipophile Arzneistoffe verwendet. Als Darreichungsformen
kommen vor allem Kapseln, Dragees und/oder Tabletten in Betracht.
-
Ein
weiterer Aspekt der Erfindung betrifft eine Arzneiform, welche das
erfindungsgemäße Granulat enthält oder
aus dem erfindungsgemäßen Granulat hergestellt
ist. In der Regel handelt es sich um eine feste Arzneiform, welche
vorzugsweise zur peroralen Verabreichung vorgesehen ist. Beispiele
für in Frage kommende Arzneiformen sind daher Kapseln,
Dragees und/oder Tabletten.
-
Bezüglich
weiterer Merkmale und Einzelheiten zu dem Granulat wird vollständig
auf die bisherige Beschreibung Bezug genommen.
-
Die
vorliegende Erfindung betrifft außerdem eine Granulierflüssigkeit
in Form einer Pickering-Emulsion, umfassend
- a)
eine lipophile Phase,
- b) eine Wasserphase,
- c) Feststoffpartikel mit hydrophilen und lipophilen Eigenschaften,
wobei die Granulierflüssigkeit zumindest einen in der lipophilen
Phase löslichen Arzneistoff aufweist.
-
Der
Anteil der lipophile Phase in der Granulierflüssigkeit
beträgt vorzugsweise zwischen 2 und 40 Gew.-%, insbesondere
5 und 20 Gew.-%, bezogen auf das Gesamtgewicht der Granulierflüssigkeit
bzw. Pickering-Emulsion. Der Anteil der Wasserphase liegt bevorzugt
zwischen 60 und 98 Gew.-%, insbesondere 80 und 95 Gew.-%, bezogen
auf das Gesamtgewicht der Granulierflüssigkeit bzw. Pickering-Emulsion.
Die Feststoffpartikel weisen bevorzugt einen Anteil zwischen 0,5
und 15 Gew.-%, insbesondere 0,75 und 10 Gew.-%, auf, bezogen auf
das Gesamtgewicht der Granulierflüssigkeit bzw. Pickering-Emulsion.
Der Anteil des zumindest einen Arzneistoffes kann zwischen 0,1 und
25 Gew.-%, insbesondere 0,5 und 10 Gew.-%, bezogen auf das Gesamtgewicht
der Granulierflüssigkeit bzw. Pickering-Emulsion, liegen.
Die Granulierflüssigkeit eignet sich ebenso als pharmazeutisches
Vehikel bzw. Drug Delivery System für lipophile Arneistoffe.
Insbesondere kann die Granulierflüssigkeit zur Herstellung
von Darreichungs- oder Verabreichungs- bzw. Arzneiformen, insbesondere
festen Darreichungs- oder Verabreichungs- bzw. Arzneiformen, für
lipophile Arzneistoffe verwendet werden. Bezüglich weiterer
Einzelheiten und Merkmale wird auf die bisherige Beschreibung Bezug
genommen.
-
Schließlich
betrifft die vorliegende Erfindung auch die Verwendung einer Pickering-Emulsion,
umfassend
- a) eine lipophile Phase,
- b) eine Wasserphase und
- c) Feststoffpartikel mit hydrophilen und lipophilen Eigenschaften,
als
pharmazeutisches Vehikel für lipohile Arzneistoffe und/oder
zur Herstellung von Darreichungs- oder Verabreichungs- bzw. Arzneiformen
für lipophile Arzneistoffe. Der Anteil der lipophilen Phase
in der Pickering-Emulsion beträgt vorzugsweise zwischen
2 und 40 Gew.-%, insbesondere 5 und 20 Gew.-%, bezogen auf das Gesamtgewicht
der Pickering-Emulsion. Der Anteil der Wasserphase liegt bevorzugt
zwischen 60 und 98 Gew.-%, insbesondere 80 und 95 Gew.-%, bezogen
auf das Gesamtgewicht der Pickering-Emulsion. Die Feststoffpartikel
weisen bevorzugt einen Anteil zwischen 0,5 und 15 Gew.-%, insbesondere
0,75 und 10 Gew.-%, auf, bezogen auf das Gesamtgewicht der Pickering-Emulsion.
Bei den in Frage kommenden Arzneiformen kann es sich um Kapseln,
Dragees und/oder Tabletten handeln. Bezüglich weiterer
Merkmale und Einzelheiten wird ebenfalls auf die bisherige Beschreibung
Bezug genommen.
-
Weitere
Merkmale der Erfindung ergeben sich durch die nachfolgende Beschreibung
von bevorzugten Ausführungsformen anhand von Beispielen.
Hierbei können die einzelnen Merkmale der Erfindung allein
oder in Kombination miteinander verwirklicht sein. Die beschriebenen
Ausführungsformen dienen zur Erläuterung und zum
besseren Verständnis der Erfindung und sind in keiner Weise
einschränkend zu verstehen.
-
Beispiel 1: Herstellung einer Granulier-Emulsion
-
Geeignete
Granulier-Emulsionen wurden hergestellt, indem zunächst
3 g Pigment Eusolex
® T-2000 in einem
Homogenisator (Ultra-Thurax
®, IKA,
D-Staufen) fünf Minuten bei ca. 1.000 rpm in 87 g Wasser
dispergiert wurden. Danach wurden 20 g einer Ölphase bestehend
aus Miglyol 812 mit einem lipophilen Arzneistoff (Diclofenac) hinzugefügt
und für weitere fünf Minuten dispergiert. Zu dieser
Pickering-Emulsion wurde schließlich 10 g Pharmacoat 606
(Hydroxypropylmethylcellulose, Hypromellose) in 80 g Wasser als
Verdickungsmittel unter weiterer Homgenisierung der resultierenden
Mischung langsam hinzugefügt.
Name
des Systems | Inhaltsstoff | Emulsion
5%
[Gehalt in 5] | Emulsion
10%
[Gehalt in %] | Emulsion
15%
[Gehalt in %] |
Polymerlösung | Pharmacoat
606 | 5 | 5 | 5 |
Wasser | 40 | 40 | 40 |
Pickering-Emulsion | MCT | 5 | 10 | 15 |
Pigment | 0,75 | 1,5 | 2,25 |
Wasser | 49,25 | 43,5 | 37,75 |
Emulsion
(gesamt) | | 100 | 100 | 100 |
- Pharmacoat 606 = Hydroxypropylmethylcellulose
(HPMC) = Hypromellose
- Pigment = z. B. Eusolex® T-2000,
gecoatet mit 10% Aluminiumoxid und 2,5% Simethicon (Beiersdorf,
D-Hamburg).
-
Beispiel 2: Herstellung eines Granulats
-
Vor
Sprühbeginn wurde ein Wirbelschichtgranulator für
10 Minuten bei einer eingestellten Zulufttemperatur von 60°C
aufgeheizt. Danach wur den 400 g Lactose in den Produkt- oder Materialraum
des Granulators eingesaugt und durch einen im Granulator aufwärts
gerichteten Luftstrom in einen fluidisierten Zustand unter Ausbildung
einer Wirbelschicht versetzt. Nach weiteren 10 Minuten, in denen
die Lactose erwärmt wurde, wurde mit dem Aufsprühen
von gemäß Beispiel 1 hergestellten Granulier-Emulsionen
begonnen. Hierzu wurden die Emulsionen über eine Schlauchpumpe
zu den Sprühdüsen des Granulators befördert
und bei einem Sprühdruck von ca. 5 × 104 Pa mit einer gleichbleibenden Sprührate
versprüht. Nach dem Auftrag von ca. 200 g Granulier-Emulsion
wurde der Sprühvorgang beendet, und die erhaltenen Granulate
wurden für kurze Zeit in der Wirbelschicht getrocknet,
bis eine relative Feuchte von 15% erreicht war. Anschließend
wurden die Granulate zur weiteren Trocknung auf Horden ausgebreitet
und bei ca. 50°C in einem Trockenschrank für 24
Stunden nachgetrocknet.
-
Bei
dem hier beschriebenen Verfahren handelt es sich um eine feuchte
Aufbaugranulation in der Wirbelschicht. Der Vorteil dieser Art der
Granulation ist ein gutes Fließverhalten und eine gute
Tablettierbarkeit.
-
ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
-
Diese Liste
der vom Anmelder aufgeführten Dokumente wurde automatisiert
erzeugt und ist ausschließlich zur besseren Information
des Lesers aufgenommen. Die Liste ist nicht Bestandteil der deutschen
Patent- bzw. Gebrauchsmusteranmeldung. Das DPMA übernimmt
keinerlei Haftung für etwaige Fehler oder Auslassungen.
-
Zitierte Patentliteratur
-
- - DE 4425268
A1 [0032]
- - EP 0987008 A1 [0032]
- - EP 1627668 A1 [0032]
- - WO 2008/030749 A2 [0032]
- - WO 2008/030753 A2 [0032]
-
Zitierte Nicht-Patentliteratur
-
- - David J. Hauss;
Informa healthcare, New York; 2007, 339 pp; ISBN: 978-8247-2945-5 [0005]