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Die
vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung eines
kohlenstoffhaltigen porösen
Erzeugnisses, ein solches Erzeugnis sowie dessen Verwendung.
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Beispiele
für poröse Erzeugnisse
sind Aerogele. Der Begriff „Aerogel” steht
für einen,
nach dem Sol-Gel-Syntheseverfahren abgeleiteten, porösen Formkörper. Ein
Aerogel weist in vereinfachter Sicht ein dreidimensionales Netzwerk
aus miteinander verschmolzenen, kugelartigen Partikeln auf. Die
Herstellung erfolgt über
einen Sol-Gel-Prozess. Aerogele zeichnen sich im Allgemeinen durch
eine, über
die Prozessparameter einstellbare Morphologie, d. h. über einen
weiten Bereich voneinander unabhängig
einstellbare Porengrößen und
Dichten und insbesondere durch einstellbare niedrige Dichten und
Wärmeleitfähigkeiten
aus. Soweit nicht explizit bezeichnet, sind mit Porengrößen diejenigen
von Meso- und Makroporen gemeint, also Poren größer als 2 nm.
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Der
Begriff „kohlenstoffhaltig” bezeichnet
Materialien, die das Element Kohlenstoff enthalten, also Materialien,
bei denen das Element Kohlenstoff molekular neben anderen Elementen
auftritt, wie in organischen Materialien oder Karbiden, amorphen
oder grafitischen Kohlenstoffen und Hybridmaterialien, die neben
den kohlenstoffhaltigen auch kohlenstofffreie Phasen enthalten.
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Bei
der Herstellung von Kohlenstoffaerogelen wird bekanntermaßen zunächst eine
organische Aerogelvorstufe synthetisiert. Diese kann dann über eine
Karbonisierung (Pyrolyse) in ein kohlenstoffhaltiges Aerogel überführt werden.
Die ersten organischen Aerogele wurden auf der Basis der Ausgangsstoffe
Resorcin (im Folgenden abgekürzt
mit „R”) und Formaldehyd
(im Folgenden abgekürzt
mit „F”) in einem
Sol-Gel-Prozess hergestellt. Alternativ ist die Synthese über eine
Reihe anderer, insbesondere ähnlicher,
Stoffe möglich,
z. B. kann Resorcin in bestimmten Fällen durch das preisgünstigere
Phenol oder Cresol ersetzt werden. Allgemein können prinzipiell alle Edukte
für duroplastische
Harzsysteme zur Synthese eines porösen organischen Formkörpers eingesetzt
werden; insbesondere werden Kombinationen aus Polyhydroxybenzolen
und Aldehyden als Reaktanden verwendet.
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Beispielsweise
reagieren Resorcin und Formaldehyd in wässriger Lösung zu einem Monomermolekül (Hydroxymethylresorcin).
Zugegebene Säuren
oder Basen dienen hierbei als Katalysator. Die entstehenden RF-Monomere
können
nun unter Abspaltung von H2O zu Dimeren
und weiter zu dreidimensionalen Polymerstrukturen kondensieren.
Diese Makromoleküle
bilden feste, in der Flüssigkeit
dispergierte, sogenannte Sol-Partikel. Im Laufe der Zeit verwachsen
diese Sol-Partikel clusterartig miteinander, bis die gesamte Lösung zu
einem (Nass-)Gel erstarrt ist.
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Es
ist weiterhin bekannt, zur Überführung des
Gels in ein Aerogel die Porenflüssigkeit
aus dem Gel zu entfernen. Dies kann grundsätzlich dadurch geschehen, dass
man die Flüssigkeit
einfach aus dem Gel abdampfen lässt.
Allerdings bilden sich dabei an der Phasengrenze zwischen Porenflüssigkeit
und darüberliegender
Gasphase starke Zugkräfte
aufgrund der Oberflächenspannung
der Flüssigkeitsmenisken
in den Gelporen aus und belasten das Festkörpergerüst mechanisch. Je nach Gelmorphologie
und Stärke
dieser Kräfte kann
es zu starkem Schrumpfen, zu Rissen oder zum Auseinanderbrechen
des Aerogels kommen. Aerogele mit geringen Dichten – und daher
geringer mechanischer Stabilität – und gleichzeitig
kleinen Porendurchmessern sind besonders gefährdet, denn die geringere Stabilität ihres
Festkörpergerüsts steht
größeren Kapillarkräften gegenüber. Einer
Veränderung
oder Zerstörung
des Gelgerüsts
beim Trocknen kann durch eine sog. überkritische Trocknung in einem
Autoklaven begegnet werden. Dabei wird z. B. zunächst die Porenflüssigkeit durch
eine Flüssigkeit
mit hoher Löslichkeit
für die
Porenflüssigkeit
und CO2 (wie z. B. Aceton) ausgetauscht: anschließend wird
diese Flüssigkeit
unter Druck gegen flüssiges
CO2 ausgetauscht und die Trocknung im überkritischen
Temperatur- und Druckbereich durchgeführt. Im diesem Zustand sind
flüssige
und gasförmige Phase
nicht mehr unterscheidbar und vereinigen sich zu einer überkritischen
Phase. Da somit auch keine Phasengrenzen mehr existieren, verschwinden
die Oberflächenspannungen.
Das Gelgerüst
bleibt somit unbeschädigt.
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Eine
weitere Möglichkeit
zum Entfernen der Porenflüssigkeit
besteht in der sog. Gefriertrocknung.
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Die
einfache Trocknung der organischen Nassgele an Luft, ohne Verwendung
von überkritischen
Fluiden, aber unter Erhalt der Porosität, ist seit 1995 bekannt. Nach
der Trocknung stellt man eine, von Dichte, Porengröße, Porenfluid
und Trocknungsverfahren abhängige,
irreversible Schrumpfung des Aerogels fest. Diese beeinflusst – neben
z. B. dem Massenverhältnis
(s. weiter unten) – entsprechend
dessen Dichte bzw. die Porosität.
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Bekanntermaßen können organische
Aerogele durch Pyrolyse in Kohlenstoffaerogele umgewandelt werden.
Die organischen Verbindungen im Aerogel werden dabei unter Sauerstoffausschluss
durch thermische Einwirkung gespalten. Es verbleibt ein Aerogelgerüst aus Kohlenstoff.
Die restlichen Bestandteile entweichen als Pyrolysegas aus dem Aerogel.
Während
der Pyrolyse, die in einem Hochtemperaturofen bei Temperaturen oberhalb
von 700°C
(typisch 800°C
bis 1050°C)
durchgeführt
wird, schrumpfen RF-Aerogele linear auf etwa 80% der ursprünglichen
Abmessungen. Entsprechend nimmt das Volumen um die Hälfte (0,803 = 0,51) ab. Da der Masseverlust aber ebenfalls
bei Werten um 50% liegt, unterscheiden sich die Dichtewerte eines Kohlenstoffaerogels
kaum von denen eines RF-Aerogels. Bei der Pyrolyse wird das organische
Aerogel in einem mit Schutzgas (z. B. Ar oder N2)
gespülten
Ofen auf die Pyrolysetemperatur (z. B. 800°C) erhitzt. Die Endtemperatur
wird vor dem Abkühlen
ca. 30 min gehalten; die Dauer hängt
u. a. auch von der Probengröße ab.
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Bekannt
sind des Weiteren in Sandwichbauweise hergestellte Aerogele, wobei
aufeinander folgende Schichten jeweils eine sukzessiv ab- oder zunehmende
Massendichte aufweisen.
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Es
ist Aufgabe der vorliegenden Erfindung, ein Verfahren anzugeben
bzw. ein kohlenstoffhaltiges poröses
Erzeugnis, insbesondere ein organisches oder organisch/anorganisches
Hybrid-Aerogel und/oder ein aus diesen abgeleitetes Aerogel, vorzuschlagen,
das den Anwendungsbereich von derartigen Erzeugnissen erweitert
und für
den Einsatz in industriellen Anwendungen besser geeignet ist als
bekannte Erzeugnisse, insbesondere bekannte Aerogelsysteme.
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Diese
Aufgabe wird durch die Merkmale der unabhängigen Ansprüche gelöst.
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Gemäß der Erfindung
wird erstmals ein Verfahren zur Herstellung eines kohlenstoffhaltigen
porösen Gradientenmaterials
im Sinne einer gezielten Variation von Materialparametern als Funktion
des Ortes vorgeschlagen. Hierbei können gemäß einer Variante die Ausgangssubstanzen
für mindestens
einen Eduktansatz, beispielsweise Resorcin und Formaldehyd für die Herstellung
eines organischen Aerogels, gemischt werden, um anschließend die
Mischung vor oder während
der Sol-/Gelbildung in mindestens einer Raumrichtung unterschiedlichen
Bedingungen als Funktion des Ortes zu unterwerfen.
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Ein
besonderer Vorzug des erfindungsgemäßen Erzeugnisses ist die Möglichkeit,
durch die Wahl der Synthesebedingungen (einschließlich der
bei der Synthese beteiligten Stoffe) die Morphologie und damit auch die
Eigenschaften des Gradientenerzeugnisses, insbesondere eines Gradientenaerogels,
gezielt einzustellen. In diesem Sinne können die Materialparameter
Dichte, Partikel- bzw. Porengröße und/oder
die chemische Zusammensetzung des Aerogelskeletts über große Bereiche
als kontinuierliche Gradienten eingestellt werden. Diese Tatsache
erlaubt es insbesondere, speziell angepasste Aerogele für spezifische
Anwendungen herzustellen.
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Eine
besonders bevorzugte Verwendung der neuartigen Gradientenerzeugnisse
ist deren Verwendung zu thermischen Isolationszwecken, insbesondere
dann, wenn sie bei hohen Temperaturdifferenzen zum Einsatz kommen.
Deshalb sind insbesondere kohlenstoffhaltige Gradientenaerogele,
die in oxidationsarmer Atmosphäre
temperaturstabil sind, gerade für
technische Isolationsmaterialien im Hochtemperaturbereich – beispielsweise
als Wandauskleidung für
Hochtemperaturöfen – interessant,
da hier naturgemäß hohe Temperaturunterschiede überbrückt werden
müssen
und die optimale Struktur des Dämmmaterials
temperaturabhängig
und somit von der Position in der Dämmschicht entlang des Gradienten
abhängig
ist. Ein kontinuierlicher Gradient reduziert dabei auch thermische
Spannungen. Generell sind Aerogele aufgrund ihrer Morphologie und
Porosität
prädestiniert
für den
Einsatz in der thermischen Isolation. Gebräuchliche Materialien z. B.
aus Silica oder Steinwolle weisen eine Temperaturobergrenze unterhalb
von 1000°C
auf. Für
höhere
Temperaturen werden z. B. poröse
Keramiken verwendet. Deren Wärmeleitfähigkeiten
sind jedoch vergleichsweise hoch und die Porosität wird schon ab Temperaturen
um 1500°C
durch Sintervorgänge
zerstört.
Eine Alternative ist die Verwendung von Kohlenstoff-Isolationsmaterialien.
Mit einem extrem hohen Schmelzpunkt von etwa 3500°C ist Kohlenstoff
ein Material mit exzellenter Temperaturstabilität. Diese ist allerdings nur
dann gewährleistet, wenn
die Isolation mit inerten Gasen wie Argon vor Oxidation geschützt wird.
Kommerziell wird Kohlenstoff beispielsweise zur thermischen Isolation
in Hochtemperaturöfen
in Form von Graphitfilzen eingesetzt.
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Erfindungsgemäß werden
Gradientenerzeugnisse und insbesondere Gradientenaerogele auf Kohlenstoffbasis
als technische Isolationswerkstoffe für den Hochtemperaturbereich
vorgeschlagen. Besonders die mikroskopische Struktur des Kohlenstoffaerogels,
die auf alle drei Anteile der Wärmeleitfähigkeit – Festkörper-, Strahlungs-
und Gasanteil – einen
günstigen
(also reduzierenden) Einfluss hat, begründet dessen großes Potenzial.
Hierbei sind die drei Anteile wie folgt klassierbar:
- • Festkörperanteil:
Wird reduziert durch die unvollständige und ungeordnete Verknüpfung des
Aerogelnetzwerks und durch die hohe Gesamtporosität (typisch:
80 bis 95%);
- • Strahlungsanteil:
Wird durch hohe Extinktionswerte stark unterdrückt;
- • Gasanteil:
Bei Aerogelen mit entsprechend kleinen Poren (Porendurchmesser kleiner
als 1 μm,
abhängig von
der Temperatur, insbesondere kleiner als 100 nm für den Einsatz
bei Raumtemperatur) werden die Moleküle des Porengases nicht mehr
untereinander, sondern lediglich mit den Festkörperoberflächen Energie austauschen. Dies
reduziert die Wärmeleitung über das
Gas dramatisch.
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Eine
weitere bevorzugte Anwendung von erfindungsgemäßen kohlenstoffhaltigen Gradientenerzeugnissen
und hierbei insbesondere von Kohlenstoffaerogelen mit Morpohologiegradienten,
insbesondere Porendurchmessergradienten, ist ihr Einsatz in Filtern,
insbesondere Nanofiltern. Hierbei sind dünne Filterschichten bevorzugt,
um einen möglichst
geringen Druckabfall über
den Filter zu haben. Die Dicke der eigentlichen Filterschicht beträgt meist
nur ein 5 bis 20-faches des für
die Filtration wirksamen Porendurchmessers, beispielsweise 20 nm.
Die Poren zur Nanofiltration haben – je nach Filteraufgabe – einen
Durchmesser von ca. 0,5 bis zu einigen Nanometern. Die Filterschicht
ist auf einem Trägermaterial
aufgebracht, wobei im Kontaktbereich Filter/Träger die Materialstrukturen
zur besseren Ankopplung ähnlich
sein sollten. In größerer Entfernung
zur eigentlichen Filterschicht ist neben der mechanischen Trägerfunktion
auch eine hohe Gasdurchlässigkeit
des Materials wichtig. Hier sind die Porendurchmesser daher wesentlich
größer als
im filternden Bereich.
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Durch
Wahl der Randbedingungen im Sol-Gel-Prozess kann vorteilhafterweise
erreicht werden, dass sich der Morphologiegradient kontinuierlich
zumindest über
einen Abschnitt entlang des Aerogels ändert. Hierdurch lassen sich
Aerogele mit bestimmten thermischen, absorbierenden oder anderen
Eigenschaften herstellen, die eine graduelle kontinuierliche Morphologie-
und/oder Dichtevariation in der besagten Raumrichtung aufweisen.
Somit ist – ohne
Unterbrechungen, Stoßkanten, dazwischen
befindlichen Anlageflächen
usw. – eine
Anpassung des Aerogels an unterschiedliche Anwendungsbedingungen
an zumindest zwei Seiten des Aerogels möglich.
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Es
hat sich herausgestellt, dass verschiedene Möglichkeiten in Frage kommen,
den besagten Morphologiegradienten zu erhalten. Gemäß einem
bevorzugten Herstellungsverfahren wird ein Temperaturgradient entlang
der mindestens einen Raumrichtung eingestellt. Ein solcher Temperaturgradient
beeinflusst die Reaktionsgeschwindigkeit der Reaktanden. Bei niedrigeren
Temperaturen ist die Gelierung unterdrückt, während höhere Temperaturen die Gelierung
fördern.
Zur Einstellung eines Temperaturgradienten entlang der Probe sind
beispielsweise Peltierelemente einsetzbar. Bei einer Alternative
kann auf der einen Seite ein Heizelement angeordnet sein, während die
andere Seite auf Raumtemperatur bleibt. Auf diese Weise können flächig homogene
Proben mit einem Morphologiegradienten in einer Raumrichtung erhalten
werden.
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Weiterhin
sind alternativ auch radiale Gradienten, z. B. durch aktive Heizung
oder Kühlung
auf der Achse oder Oberfläche
einer zylinderförmigen
Probe, möglich.
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Gemäß einer
weiteren Alternative ist auch eine räumliche Strukturierung (Patterning)
der Morphologie z. B. in Form einer alternierenden Struktur (Gitter-
oder Punktmuster) möglich,
indem z. B. linien- oder punktförmig
temperiert wird und/oder eine Diffusionssubstanz (s. unten) entsprechend
strukturiert aufgebracht wird.
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Alternativ
oder auch zusätzlich
umfasst das Verfahren zur Einstellung der Randbedingungen den Schritt,
einen elektrischen Feldgradienten entlang der mindestens einen Raumrichtung
zu erzeugen. Diese Maßnahme
ruft z. B. ein Konzentrationsgefälle
der katalytisch wirkenden H30+-
bzw. OH–-Ionen
in wässriger Lösung hervor.
Aufgrund der durch das örtlich
unterschiedlich starke elektrische Feld verursachten Konzentrationsunterschiede
dieser Katalysatoren ist die Solbildung als Funktion des Orte unterschiedlich,
so dass ein Morphologie- und als Resultat auch ein Dichtegradient
entsteht. Auch andere Katalysatoren können zur Herstellung von Gradienten
verwendet werden.
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Eine
weitere alternative oder zusätzliche
Variante zur Erzeugung eines Morphologiegradienten besteht darin,
dass ein Konzentrationsgradient hinsichtlich mindestens einer beispielsweise
auf dem Eduktansatz aufgeschichteten Diffusionssubstanz entlang
der mindestens einen Raumrichtung erzeugt wird. Die Diffusionssubstanz
schwächt
oder verstärkt
entsprechend ihrer lokalen Konzentration die Sol-/Gelbildung, so
dass sich dementsprechend ein Morphologiegradient einstellt.
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Die
Diffusionssubstanz kann beispielsweise eine verstärkte katalytische
Wirkung oder eine neutralisierende Wirkung auf einen der Mischung
zugesetzten basischen oder sauren Katalysator haben oder selbst
als Katalysator wirken. Dabei können
beispielsweise verschiedene Morphologiegradienten (und damit bei
kleinen Poren auch verschiedene Dichtegradienten) bei gleichbleibenden
Eduktkonzentrationen, aber unterschiedlichen Katalysatorentypen
oder -konzentrationen erhalten werden.
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Des
Weiteren kann Wasser (als Lösungsmittel)
oder ein organisches Lösungsmittel
als Diffusionssubstanz eingesetzt werden. Ein Lösungsmittelgradient kann somit
bei gegenüber
dem Stand der Technik gleichen Reaktandenmengen und Katalysatormengen
einen Morphologiegradienten erzeugen. Bei einer anderen Konstellation,
die einen Morphologiegradienten hervorruft, werden verschiedene
Gradienten – bei
ansonsten unveränderten
Bedingungen – erzeugt,
wenn statt Wasser ein organisches Lösungsmittel verwendet wird.
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Bei
einer weiteren Möglichkeit
lässt man
zwei unterschiedliche Eduktansätze
ineinander diffundieren. Es ist beispielsweise möglich, bei Verwendung von Eduktansätzen mit
unterschiedlichen Konzentrationen insbesondere einen Dichtegradienten
zu erzeugen. Auch lässt
sich durch Einsatz einer Diffusionssubstanz, die gegenüber dem
mindestens einen Eduktansatz zusätzlich
oder ausschließlich
an dere Reaktanden enthält,
ein Gradient in der chemischen Zusammensetzung des Gelgerüsts realisieren.
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Gleichfalls
kann ein poröser
Körper
mit einem Morphologiegradienten hinsichtlich seiner chemischen Zusammensetzung
erzeugt werden, indem man beispielsweise einen Silica-Ansatz in
einen organischen Ansatz diffundieren lässt. Diese Situation kann auch
als Morphologiegradient bezüglich
der Konzentration zweier oder mehrerer Phasen bezeichnet werden.
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Durch
eine optionale anschließende
Pyrolyse der zuvor genannten Probe wird ein Körper mit einem Konzentrationsgradienten
hinsichtlich von im Körper
verteilten Silica-Inseln in Kohlenstoff erhalten, wenn Pyrolysetemperaturen
bis ca. 1100°C
gewählt
werden. Bei höheren
Pyrolysetemperaturen wird ein Übergang
von Kohlenstoff/Silica- zu Karbidaerogelen erhalten.
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Bei
Alternativen zu den oben dargestellten Aufschichtungsbeispielen
wird die Diffusionssubstanz über Kontakt
mit einem mit der Diffusionssubstanz getränkten porösen Material oder durch Auflegen
einer für
die Diffusionssubstanz durchlässigen
Membran oder flüssigen
Trennschicht, die sich den Reaktanden gegenüber inert verhält und sich
nicht mit der eingesetzten Diffusionssubstanz bzw. dem Lösungsmittel
mischt, in die Probe eingebracht. Ggf. sind das poröse Material
oder die Membran vor dem Einsetzen oder nach der Gelierung zu entfernen.
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Bei
einer weiteren Möglichkeit
wird die Diffusionssubstanz durch chemische Gruppen bereit gestellt, die
aus einem Festkörper
in den angrenzenden Eduktansatz übergehen,
sich dort lösen
und damit eine Diffusionssubstanz bilden.
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Bei
einer alternativen oder zusätzlichen
Möglichkeit
zur Einstellung der Randbedingungen kann ein mechanischer Kräftegradient
eingestellt werden, so dass unterschiedlich starke Kräfte auf
die Substanzen in der Mischung wirken. Beispielsweise können hierzu
Zentrifugalkräfte
eingesetzt werden, wie sie z. B. in Zentrifugen erzeugt werden können.
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Die
Erfindung betrifft gleichfalls ein kohlenstoffhaltiges monolithisches
Erzeugnis, insbesondere ein solches Aerogel und insbesondere ein
Kohlenstoffaerogel, wobei dieses Erzeugnis zumindest in einer Raumrichtung
einen Morphologiegradienten aufweist. Dieser verändert sich bevorzugt kontinuierlich
in der besagten Raumrichtung, so dass eine weitgehend vorhersagbare
definierte physikalische Wirkung entlang des Gradientenprofils auftritt,
die beispielsweise für
eine thermische Isolation oder eine Nanofiltration ausgenutzt werden kann.
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Besonders
bevorzugt ist der besagte Morphologiegradient ein Dichtegradient.
Hierbei ist ein monotoner Dichtegradient bevorzugt, so dass an einem
Ende der Probe eine niedrigere und am anderen Ende der Probe eine
höhere
Dichte vorhanden ist. Im Zwischenbereich ist dann eine monotone
oder sogar eine streng monotone Dichteerhöhung vorhanden.
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Alternativ
oder zusätzlich
ist der Morphologiegradient ein Gradient hinsichtlich der chemischen
Zusammensetzung des Gelgerüsts.
Hierbei sind verschiedenste Ausführungen
denkbar. Entsprechende Beispiele zur Herstellung dieser Körper sind
bei den obigen Verfahrensdarstellungen beschrieben.
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Alternativ
oder zusätzlich
ist der Morphologiegradient ein Partikelgrößengradient, der bei gegebener Dichte
einem Porengrößengradienten
entspricht. Sowohl Dichte- als auch Porengrößengradient treten in vielen
Fällen
herstellungsbedingt gleichzeitig auf, was mit dem Sol-/Gel-Prozess
und der nachfolgenden Trocknung zusammenhängt. Die Dichte kann mit Hilfe
des sog. Massenverhältnisses
M abgeschätzt
werden, womit das Verhältnis
der Summe der Massen der in das (noch nicht pyrolysierte) Aerogel
eingebauten Substanzen zu der Gesamtmasse des Ansatzes gemeint ist,
also bei dem bekannten Ansatz zur Herstellung eines Kohlenstoffaerogels
mit Resorcin und Formaldehyd in wässriger Lösung:
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Ein
hohes Massenverhältnis
führt zu
einem Aerogel hoher Dichte bzw. niedriger Porosität. Eine
exakte Zuordnung von M zu konkreten Dichtewerten ist hierbei aber
nicht möglich.
Der Grund dafür
ist, dass zusätzliche
Effekte – wie
die Schrumpfung des Aerogels (auf die auch andere Faktoren einen
Einfluss haben) – unberücksichtigt
sind. Mit der Wahl des Massenverhältnisses kann nach dem Vorgesagten
ebenfalls vorteilhafterweise der Dichtegradient beeinflusst werden.
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Die
Partikelgröße eines
Aerogels auf der anderen Seite ist über einen außergewöhnlich großen Bereich
einstellbar. Dies liegt daran, dass die Anzahl der in der Anfangsphase
der Gelierung gebildeten Kondensationskeime über die Katalysatorkonzentration
gesteuert werden kann. Die Größe der Partikel
am Ende des Gelierprozesses wird dann durch das Verhältnis von
in der Lösung
vorhandener „Bausubstanz” (im vorhergehenden
Beispiel also Resorcin und Fomaldehyd) zur Anzahl der gebildeten
Kondensationskeime festgelegt. Dieses Verhältnis kann z. B. für ein RF-Gel
durch den Quotienten der Stoffmengen von Resorcin (R) und Katalysator
(C) ausgedrückt
werden:
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Ein
höheres
R/C-Verhältnis
bedingt, dass pro Kondensationskeim mehr Bausubstanz zur Verfügung steht.
Die Kondensationskeime werden somit zu größeren Partikeln heranwachsen
können.
Mit anderen Worten lässt
sich bei gegebener Temperatur über
das R/C-Verhältnis
die Partikelgröße einstellen
und über
das Massenverhältnis
M die Dichte.
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Neben
der Katalysatorkonzentration und dem Katalysatortyp wird das Verhältnis von
Partikelwachstums- zu Vernetzungsrate auch durch die Temperatur
während des
Sol-Gel Prozesses und das verwendete Lösungsmittel bestimmt; entsprechend
stellen diese beiden Parameter zusätzliche Kontrollparameter für den Prozess
dar.
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Mit
der Vorgabe der beiden Parameter Massenverhältnis M und R/C-Verhältnis sind
die für
die Synthese benötigten
Eduktmengen ableitbar. Zur Erzeugung eines Morphologiegradienten
sind demnach die oben genannten Parameter mit Hilfe von Randbedingungen
in Form mindestens eines Gradientenerzeugers (insbesondere die oben
genannten: Temperatur, elektrisches Feld, Diffusionseffekte, Zentrifugalkräfte) in
mindestens einer Raumrichtung beeinflussbar.
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Eine
weitere Möglichkeit
eines Morphologiegradienten ist ein Porendurchmessergradient bzw.
ein Oberflächengrößengradient.
Porendurchmesser bzw. Oberflächengradient
hängen
mit der Dichte und der Partikelgröße zusammen, können aber
auch einzeln betrachtet werden.
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Ein
Morphologiegradient kann auch durch eine unterschiedliche chemische
Zusammensetzung des Gelgerüsts
im Verlauf des Gradienten bedingt sein.
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Teil
der vorliegenden Erfindung ist auch die Verwendung eines erfindungsgemäßen Erzeugnisses,
insbesondere eines Aerogels, mit einem Morphologiegradienten, welches
zu thermischen Isolationszwecken oder für Filtrationszwecke eingesetzt
wird. Insbesondere in letzterem Fall bietet es sich an, ein erfindungsgemäßes Aerogel
zusätzlich
auf einer Seite mit einem Träger,
insbesondere einem Trägerschaum,
zu koppeln, wobei sich die Partikelgrößen und/oder die Porengrößen des
Aerogels und des Trägers
im aneinander angrenzenden Bereich ähnlich sind oder die Poren
des Trägers über einen
signifikanten Dickenbereich, d. h. mind. das 3- bis 10-fache der
Porengröße des Trägers, durchdrungen
werden. Hierdurch wird eine gute mechanische Ankopplung in den aneinander
angrenzenden Bereichen ohne wesentliche mechanische Spannungen erreicht.
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Wird
das erfindungsgemäße Aerogel
zur thermischen Isolation z. B. in Hochtemperaturöfen eingesetzt,
wird bei hohen Temperaturen der Strahlungstransport durch die dichteren
Aerogelbereiche behindert. Bei niedrigen Temperaturen mindern die
geringen Porengrößen bzw.
die hohe Porosität
in den Aerogelbereichen mit geringerer Dichte den Gas- bzw. den
Festkörperanteil
der Wärmeleitung.
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Im
Folgenden wird die Erfindung anhand von Figuren näher erläutert. Hierbei
zeigen:
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1 Eine
schematische Darstellung der Synthese eines Gradientenaerogels durch
einen Diffusionsprozess;
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2 Eigenschaften
einer Kohlenstoff-Gradientenprobe mit starkem Porengrößengradienten;
das mittlere Teilbild zeigt ein Photo der Vorstufe, d. h. des organischen
Gradientenaerogels;
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3 Dichte
des Kohlenstoff-Aerogelgradienten in Abhängigkeit der Position entlang
des Gradienten;
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4 REM-Aufnahmen
an verschiedenen Positionen im grobstrukturierten Gradientenbereichs
mit 10.000-facher Vergrößerung,
und
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5 mittlere
Partikel- und Porendurchmesser des Kohlenstoffgradienten nach Auswertung
von SAXS-(Röntgenkleinwinkelstreuung)
und REM-Daten.
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In
der 1 ist schematisch dargestellt, wie eine Aerogelprobe
mit einen Dichte- und
Partikelgrößen- bzw.
Porengrößengradienten
erhalten werden kann. Hierbei wurde die Diffusion einer geeigneten
Substanz in einen Aerogeleduktansatz ausgenutzt, wie er zur Synthese
normaler, homogener RF-Aerogele herangezogen wird. Die flüssige Diffusionssubstanz
hat die Funktion, die Parameter M und/oder R/C im Eduktansatz einzustellen.
Die Diffusionssubstanz kann jedoch nur dann einen Einfluss auf die
resultierende Morphologie ausüben,
wenn die Diffusion erfolgt, bevor der Sol-Gel-Prozess bzw. die Partikelbildung
zu weit fortgeschritten ist. Deshalb wird die Substanz direkt nach
dem Zusammenmischen der Aerogeledukte auf den Eduktansatz aufgeschichtet
und die Temperatur ausreichend niedrig gehalten (20°C genügen i. d.
R.). Bei diesem Temperaturniveau sind die Reaktionen im Sol-Gel
Prozess stark verlangsamt.
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Um
einen definierten Ausgangszustand zu erhalten, muss beim Aufschichten
ein übermäßiges Vermischen
der Substanzen vermieden werden. Da sich anfangs eine Phasengrenzschicht
zwischen dem Eduktansatz und der Diffusionssubstanz ausbildet, ist
es möglich,
die Qualität
der Aufschichtprozedur optisch zu überprüfen.
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Über die
Kontrolle der Diffusionszeit ist es möglich, die Eindringtiefe der
Substanz und damit die Abmessungen des entstehenden Gradienten festzulegen.
Es muss des Weiteren darauf geachtet werden, dass die Flüssigkeit
im Reaktionsgefäß bis zur
Gelierung unbewegt bleibt und definierte Temperaturen herrschen. Beendet
wird die Diffusionsphase durch eine Beschleunigung des Sol-/Gel-Prozesses.
Dies wurde durch eine Erhöhung
der Temperatur auf Werte von ca. 60°C bis 85°C erreicht, wobei die Erwärmung zur
Verhinderung von Konvektionseffekten nicht zu schell erfolgen darf.
Unter diesen Bedingungen geliert die Probe in wenigen Minuten bis
Stunden, wobei der graduelle Strukturverlauf fixiert bleibt.
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Nach
der Gelierung wird das Gradienten-Gel vorzugsweise nach den üblichen
Verfahren für
homogene Aerogele behandelt und getrocknet, also z. B. überkritisch
oder an Luft.
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Prinzipiell
gibt es insbesondere drei Gradientengrundtypen, den Dichtegradienten
(z. B. mit reinem Wasser als Diffusionssubstanz), den Partikel-
bzw. Porengrößengradienten
(z. B. mit einer Katalysatorlösung als
Diffusionssubstanz oder einer den Katalysator neutralisierenden
Substanz) und den Gradienten in der chemischen Zusammensetzung des
Gelgerüsts.
Neben dem Einsatz von verdünnten
Katalysa torsubstanzen könnte
man z. B. auch zwei unterschiedliche Eduktansätze ineinander eindiffundieren
lassen.
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Gradientenaerogele
können
insbesondere Gradienten sowohl hinsichtlich Dichte als auch Partikel- und/oder
Porengröße aufweisen.
Bei Dichtegradienten werden auch die R/C-Werte geringfügig manipuliert, wenn
die Katalysator- und Resorcinmoleküle unterschiedliche Diffusionsgeschwindigkeiten
aufweisen. Bei Partikelgrößegradienten
können
Basen und Säuren
in wässriger
Lösung
vorliegen und dadurch die M-Werte beeinflussen. Anstelle von wässrigen
Lösungen
können
auch andere Lösungsmittel
eingesetzt werden (wobei dann allerdings die Begriffe Säure/Base
nicht ganz nomenklaturgetreu sind). Ein Partikelgrößegradient
ergibt sich auch aufgrund eines Lösungsmittelgradienten (als
Beispiel für
einen Konzentrationsgradienten einer Diffusionssubstanz), z. B.
wegen der unterschiedlichen Löslichkeit
der Reaktanden. Noch gravierender kann sich auswirken, dass die
Probe mit einem Partikelgrößegradienten
wegen ihrer unterschiedlich großen
Poren und Gerüststabilität auch bei
der Trocknung (unter Normalbedingungen) unterschiedlich stark schrumpfen
wird. Dies induziert aber wiederum einen Dichtegradienten.
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Die
Ausdehnung des Gradienten ist die Abmessung der Probe in einer Richtung
des Gradienten innerhalb derer deutliche Unterschiede in Struktur
oder den physikalischen Eigenschaften gegenüber den Bereichen ohne Gradient
zu verzeichnen sind; der Gradient kann entweder makroskopisch durch
den Farbverlauf oder eine lokal unterschiedliche Schrumpfung der
Probe bestimmt werden; mikroskopisch lässt sich insbesondere durch
elektronenmikroskopische Untersuchung der Bereich, über den
strukturelle Änderungen
auftreten, festlegen. Darüber
hinaus können
auch andere physikalische Methoden, die eine Ortsauflösung gewährleisten,
herangezogen werden um die Ausdehnung des Gradienten zu quantifizieren.
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Vorliegend
wurde ein Eduktansatz für
zwei Proben mit basischem Katalysator (Na2CO3), einem R/C-Verhältnis von 2000 und einem Massenverhältnis von
30% hergestellt, s. oberen Teil von 2. In zwei verschließbare Reagenzgläser mit 17
cm Durchmesser wurden je 15 g Eduktansatz gefüllt und 500 μl verdünnte Ameisensäure (0,01
normale CH2O2) als
Diffusionssubstanz aufgeschichtet. Die Funktion der Ameisensäure liegt
hier darin, den basischen Katalysator zu neutralisieren. Ameisensäure kann
jedoch auch selbst katalytisch wirksam werden. Die Diffusionszeit
der Proben betrug 72 Stunden. Nach Flüssigkeitstausch mit Ethanol
und erfolgreicher rissfreier Trocknung an Luft wurden die Proben
mit einer Diamantpräzisionssäge in dünne Abschnitte
von 0,6 mm Stärke
zersägt
und später
bei 800°C
zu Kohlenstoffaerogel pyrolysiert. Dabei wurde eine Probe in 15
kreisrunde Scheibchen quer zur Gradientenrichtung und die andere
Probe in Längsschnitte
zersägt.
Auffällig
bei den Proben ist der Farbverlauf im Gradientenbereich des RF-Aerogels.
Auch nach der Pyrolyse zu Kohlenstoff ist die Gradientenstruktur
durch einen leichten Farbverlauf von Dunkelgrau nach Tiefschwarz
mit dem Auge erkennbar.
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Der
Gradientenbereich ist optisch gut vom homogenen Bereich unterscheidbar,
der nicht von der Diffusionssubstanz erreicht wurde und dessen Struktur
sich nicht von einem Aerogel unterscheidet, welches aus einem reinen
Eduktansatz synthetisiert ist. Um die Messdaten einheitlich darstellen
zu können,
wird der Nullpunkt der Längenachse
auf den – optisch
eindeutig bestimmbaren – Übergang
zwischen dem homogenen Bereich und dem Gradienten festgelegt, s. 2.
Die Ausdehnung des Gradientenbereichs beträgt nach der Pyrolyse für diese
Probe etwa 20 mm.
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Die
als Gradientenbildner verwendete verdünnte Ameisensäure hat
z. T. eine neutralisierende Wirkung auf den basischen Katalysator
im Eduktansatz, wirkt aber auch selbst katalytisch. Wegen der höheren Konzentration
der Ameisensäure
zum Probenende hin, treten in dieser Richtung ansteigende R/C-Werte
und damit zunehmende Partikel- und Porendurchmesser auf, wie sie
auch bei der Synthese eines Gels mit reiner Ameisensäure beobachtet
werden. Dieser Sachverhalt ist schon mit einer Lupe direkt an der
Probe verifizierbar.
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Neben
dem Partikelgröße- und
Porengrößengradienten
ist auch ein Dichtegradient zu beobachten. Ein Grund dafür ist die
Verdünnung
des Eduktansatzes durch die eindiffundierende, „baustofflose” Ameisensäure und
die damit verbundene Reduktion des Massenverhältnisses M. Außerdem ist,
wie oben erwähnt,
die beim Trocknungsvorgang auftretende Schrumpfung morphologieabhängig. Bei
einem aus einem Partikelgrößegradienten
sich ergebenden Porengrößengradienten
ist die Dichte in Bereichen mit feinerer Morphologie durch stärkere Schrumpfung
erhöht.
Die beiden Effekte überlagern
sich konstruktiv und führen – vom homogenen
Bereich aus – zu
abfallenden Dichtewerten. Diese grundlegenden Eigenschaften der
Gradientenprobe, Herstellungsparameter und Abmessungen sind im unteren
Teil in 2 schematisch dargestellt. Zu
beachten ist, dass sich die folgenden Messungen, wenn nicht anders
angegeben, immer auf die pyrolysierten Kohlenstoff-Aerogelproben
beziehen.
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Die
nachfolgend beschriebenen Messungen wurden wegen der günstigen
Geometrie an den Scheibchenproben und einem ca. 1 cm dicken, homogenen
Zwischenstück
(Position: –3
mm) durchgeführt.
Die Messungen ergaben Folgendes:
Das Verhältnis von Durchmesser und Dicke
der einzelnen aus dem Gradientenaerogel ausgeschnittenen Scheibchenproben
vor und nach der Pyrolyse zu einem Kohlenstoffaerogel blieb entlang
der Probe weitgehend konstant. Es ist lediglich ein schwach ansteigender
Trend zum Probenende hin feststellbar. Die Pyrolyse führte hierbei
zu einer Längenreduktion
auf etwa 81%; die Dickenreduktion lag im selben Bereich. Die Pyrolyse wirkte
sich also insgesamt einheitlich auf die Geometrie des Gradientensystems
aus.
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Die
Masse der pyrolysierten Proben fiel im Mittel auf ca. 51% des nicht
pyrolysierten Werts ab. Wegen der Abnahme des Volumens auf 0,813 = 52% ändert
sich somit die Dichte bei der Pyrolyse kaum.
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Um
das Schrumpfungsausmaß (dreidimensionale
Größe) während der
Trocknungsphase des Nassgels zum Aerogel zu bestimmen, wurde die
Schrumpfung durch den Durchmesser der Gradientenprobe (eindimensionale
Größe) angenähert. Hierbei
stellte sich heraus, dass der feinporige Bereich tendenziell stärker schrumpfte
als der grobporige Bereich am Gradientenende.
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Die
sich aus Durchmesser, Dicke und Masse ergebende Dichte der Scheibchen
ist in 3 dargestellt. Die untersuchte Probe weist einen
deutlichen, kontinuierlichen Dichtegradienten auf. Die gesamte Dichtedifferenz
beträgt
etwa 1/3 der Dichte im homogenen Abschnitt und fällt angesichts der geringen
Menge an Ameisensäure,
mit der dieses Gradientensystem erzeugt wurde, überraschend hoch aus. An die
Messdaten wurde ein Polynom vierter Ordnung angefittet und nach
Erreichen der Dichte im homogenen Teil konstant fortgesetzt (durchgezogene
Linie). Am Übergang
zum homogenen Bereich (Positionsnullpunkt) wird der volle Dichtewert
noch nicht ganz erreicht. Dies liegt daran, dass der Probenquerschnitt
an dieser Steile noch nicht vollständig aus homogenem Material
besteht.
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Der
ausgeprägte
Dichteverlauf mit Werten zwischen 240–380 kg/m3 wird
im Wesentlichen einerseits durch das unterschiedliche Ausmaß der irreversiblen
Schrumpfung des Gels bei der Gel-Trocknung und andererseits durch
die Verdünnung
des Eduktansatzes durch den eindiffundierenden, baustofflosen Gradientenbildner
(hier Ameisensäure)
während
der Synthese erklärlich.
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Die
Partikel- und Porengrößen wurden
mittels rasterelektronischen Aufnahmen sowie Röntgenkleinwinkelstreuung (SAXS)
ermittelt. Weder Partikel noch Poren haben jedoch einheitliche Formen
mit einer festen Geometrie, so dass es notwendig ist, über die
Einführung
vereinfachender Modelle mittlere Größen zu bestimmen. Es hat sich
gezeigt, dass diese mittleren Größen die
Aerogelmorphologie sinnvoll charakterisieren können und zur weiteren Auswertung
geeignet sind. Aus ihnen abgeleitete Größen können in vielen Fällen in
gute Übereinstimmung
mit den Ergebnissen aus anderen Messverfahren gebracht werden.
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In 4 sind
die an einer Längsschnittprobe
im Millimeterabstand angefertigten rasterelektronischen Aufnahmen
wiedergegeben, wobei eine ZEISS DSM 962 An lage verwendet wurde.
Da diese eine Auflösung bis
maximal 50 nm erreicht, konnte nur die grobstrukturierte Hälfte des
Aerogels untersucht werden. Man erkennt, dass die Partikelgrößen über zwei
Größenordnungen
von etwa 40 nm–4000
nm anwachsen. Mit der Auswertesoftware der Anlage wurden per Augenmaß einige
Partikel pro Aufnahme vermessen.
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Die
SAXS-Messungen wurden ebenfalls an Gradientenlängsschnitten vorgenommen, wobei
die Probe in 1,5 mm-Schritten längs
des Gradienten vermessen wurde. Es wurden hiermit spezifische Oberflächen erhalten,
die sich mit Ergebnissen aus gleichfalls durchgeführten Stickstoffsorptionsmessungen
deckten.
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Die
Kenntnis der sogenannten externen spezifischen Oberfläche des
Aerogels erlaubt es, mittlere Abmessungen der Partikel und Poren
abzuleiten. Dazu betrachtet man nicht die reale Aerogelgerüststruktur,
sondern vereinfachende Modelle, die aus gleichförmigen Strukturen mit definierten
Abmessungen bestehen. Hierbei haben sich für die Partikel ein einfaches
Kugelmodell und für
die Poren hohle Zylinder bewährt,
wobei ausgenutzt wird, dass die Partikel- und Porenoberfläche identisch
sind. In 5 sind die mittels SAXS-Messungen unter
den Modellannahmen errechneten mittleren Partikel- und Porendurchmesser
des Kohlenstoffgradienten aufgetragen. Im Gradientenendbereich (rechter
Figurenrand) sind zwei offensichtlich fehlerhafte SAXS-Daten anhand
der REM-Daten korrigiert worden, da diese in dem dortigen grobporigen
Bereich die zuverlässigeren Daten
liefern.
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Aus
der 5 wird deutlich, dass der mittlere Partikeldurchmesser
von ca. 70 nm im feinporigen Bereich am Probenanfang streng monoton
bis auf 10 μm
im grobporigen Bereich am Probenende anwächst. Der mittlere Porendurchmesser
steigt im selben Bereich von ca. 40 nm auf 4 μm. Insgesamt ist aus den 3–5 ist
ersichtlich, dass erfindungsgemäß Aerogele
mit Gradienten hinsichtlich Dichte und Partikelgröße (sowie
Porendurchmesser) erhalten werden können.
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Die
verschiedenen Verfahren zur Herstellung von kohlenstoffhaltigen
porösen
Gradientenerzeugnissen sind miteinander kombinierbar. So können beispielswei se
Aerogele mit einem Dichtegradienten sowie zusätzlich einem Gradienten hinsichtlich
der Gerüstbestandteile
realisiert werden.