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Technisches Gebiet
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Die
Erfindung betrifft die Behandlung von Strahlfäule beim
Pferd.
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Strahlfäule
tritt vor allem bei Pferden auf, die mit ihren Hufen in Kontakt
zu ihren Ausscheidungen oder denen anderer Pferde kommen. Sie wird
durch anaerobe Bakterien, bisweilen auch Pilze, verursacht, die
das weiche Horn der Sohle und des Strahls zu einer schmierigen übelriechenden
Masse zersetzen, teilweise bis zur darunterliegenden Huflederhaut.
Das harte Horn der Hufwand wird nicht befallen, wohl aber die Verbindung
zwischen dem Horn der Hufwand und dem Sohlenhorn, die sogenannte „weiße
Linie". Dies kann zu Hornklüften führen.
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Starke
Strahlfäule und Fäule in der weißen Linie
verursachen Lahmheiten.
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Stand der Technik
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Strahlfäule
wird gewöhnlich entweder durch konsequente hygienische
Maßnahmen oder durch bakterienabtötende bzw. desinfizierende
Mittel behandelt.
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Es
ist aber bei weitem nicht jedes bakterienabtötende Mittel
zur Behandlung von Strahlfäule geeignet, da die mechanischen
Eigenschaften des Hufhorns, mit Hilfe dessen das Pferd ja läuft,
auf jeden Fall so gut wie möglich erhalten bleiben müssen!
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Ein
altes und an und für sich sehr wirksames Mittel gegen Strahlfäule
ist Holzkohlenteer. Die Anwendung ist jedoch nicht einfach, denn
das Teer muß mittels eines Kienspans bis auf das gesunde
Horn gerieben werden. Es dürfen keine großen Einschlüsse
verbleiben, da die Bakterien anaerob sind und unter einer Abdeckung
ungestört weiterarbeiten können. Der Vorteil der
starken mechanischen Einwirkung ist, daß auch die Bakterien
in Biofilmen, gegen die antibakterielle Mittel nichts ausrichten
können, entfernt werden. Das Teer trocknet auch das Horn aus
und macht es härter, wodurch es aber an Elastizität
verliert. Aus Kleidung lassen sich Flecken nur schwer oder gar nicht
beseitigen. Der Geruch ist von den Händen kaum zu entfernen.
Dem Holzkohlenteer werden auch krebserregende Eigenschaften nachgesagt.
Ein anderes althergebrachtes Mittel ist Kupfersulfat. Die wässrige
Lösung tötet Bakterien effektiv ab, doch es trocknet
bei häufiger Behandlung das Horn sehr stark aus, so daß es
seine Elastizität verliert.
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Andere
Mittel verwenden ebenfalls Kupfer-Ionen als antibakterielles Agens.
Ein Sprödewerden des Horns soll durch Lösungsmittel
wie zum Beispiel Propylenglykol verhindert werden.
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Die
meisten Tierärzte verwenden eine Lösung von Jodoform
in Äther. Diese ist teuer und extrem feuer- und explosionsgefährlich.
Der Äther entfettet das Horn ebenfalls und das Jodoform
hinterläßt auf Kleidung braune Flecken. Auch Jodoform
gilt als krebserregend.
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In
der
DE 44 28 774 A1 werden
bakterizide Pflanzenessenzen in Ölen vorgeschlagen. Diese
Mischungen sind aber auf nassen Hufen nicht anwendbar, da die Öle
hydrophob sind und auch nicht in den wasserhaltigen Schmierfilm
zersetzten Horns eindringen können, der sich in Taschen
im Strahl verborgen hält.
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Einige
Pferdehalter verwenden (mit mäßigem Erfolg) bestimmte
Zahnpasten oder auch Socatyl®,
eine bekannte desinfizierende Wundpaste.
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Gegen
Strahlfäule durch Hufpilz wird von einigen Pferdehaltern
Borsäure in wäßriger Lösung empfohlen.
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Bei
allen diesen verwendeten bakteriziden oder fungiziden Substanzen
handelt es sich um Verbindungen, an die sich der Körper
im Laufe seiner Evolution nicht anpassen konnte, da sie normalerweise
nicht mit ihm in Kontakt kamen. Es sind daher bei empfindlichen
Tieren bei langfristiger Anwendung Reizungen möglich, wenn
von der Substanz während der Behandlung Teile auf die Haut
oder bei starker Strahlfäule in eine offene Wunde auf der
Huflederhaut gelangen. Außerdem nehmen die Tiere leider auch
solche Strahlfäulebehandlungsmittel oral auf, da sie üblicherweise
durch ihr auf dem Boden liegendes Futter (Heu, Stroh) laufen.
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Gegen
Strahlfäule, sowohl bakteriell als auch durch Pilz verursacht,
läßt sich auch gut sehr starker (mindestens 12
gehäufte Teelöffel pro Liter Wasser!) Tee einsetzen
(s. Unterkapitel in „Ingwer und Meerrettich in
der Pferdefütterung", 2. Auflage 2008, S. Brosig, BGD-Verlag),
dessen Gerbstoffe, die Keime bekämpfen und gleichzeitig
das Horn durch Gerben widerstandsfähiger gegen Neubefall
machen. Der Tee muß aber relativ umständlich mittels Wattebäuschen
in den Strahlfurchen gehalten werden. Solche Wattebäusche
haben allerdings den Vorteil zu verhindern, daß neuer Kot
in die Strahlfurchen gelangt. Gelangt Tee ins Futter (Heu), so kann
dies bei Turnierpferden dopingrelevant sein (Koffein!).
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Auch
Moosextrakt läßt sich gut gegen Strahlfäule
einsetzen (
DE 102
51100 A1 ), wobei Moosextrakt vor allem fungizid wirkt,
aber auch etwas bakterizid.
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Aufgabe der Erfindung
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Aufgabe
der Erfindung ist es, ein bei unbeabsichtigter oraler Aufnahme und
bei Hautkontakt unschädliches, bevorzugt hydrophiles Mittel
anzugeben, welches effektiv Strahlfäule (durch Bakterien oder/und
Pilz bedingt) beseitigt, den Huf dabei bevorzugt nicht austrocknet
oder entfettet, keine dauerhaften Flecken auf Kleidung erzeugt,
und außerdem bevorzugt nicht oder nur schwer entflammbar
ist.
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Außerdem
soll es die empfindlichen Teile des Hufs auf einfache Weise präventiv
gegen den Kontakt mit Kot und Urin schützen.
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Darstellung der Erfindung
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Die
Aufgabe wird durch die im Kennzeichen des Anspruchs 1 angegebenen
Merkmale gelöst.
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Wesentliches
Merkmal der Erfindung ist dabei die Verwendung eines bei Wasserzusatz
klebrigen, breibildenden für die Pferdeverdauung unschädlichen
Nahrungsmittels (Anteil an der Gesamttrockenmasse mindestens 20%),
welches als Brei in den gereinigten Strahl eingebracht wird und aufgrund
seiner Viskosität und Klebrigkeit dort haftet und die Furchen
verschließt.
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Es
hat sich überraschenderweise gezeigt, daß bereits
durch eine solche einfache Maßnahme die Strahlfäule
deutlich gemindert werden kann! Ein Grund dafür könnte
sein, daß sich die nach der Reinigung noch verbliebenen
Bakterien statt auf das Hufhorn auf das Nahrungsmittel stürzen.
Viele Bakterien können nämlich fakultativ ihren
Stoffwechsel an das Nahrungsangebot anpassen und wenn ein besserer
Energielieferant für ihren Stoffwechsel auftaucht, tun
sie das auch und verschonen den schlechter verwertbaren, in diesem
Falle das Hufhorn.
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Ein
anderer Grund könnte sein, daß durch das Nahrungsmittel
andere Bakterienstämme gedeihen, die die hornschädlichen
Bakterien zurückdrängen.
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Als
geeignetes Nahrungsmittel, welches in die Strahlfuchen eingebracht
werden kann, haben sich Getreidemehle, aber auch käufliche
Babybreie, erwiesen, die, mit Wasser zu einem Brei angerührt, gefahrlos
eingebracht werden können und darüber hinaus auch
noch den Vorteil aufweisen, mit der Zeit durch Nachquellen noch
fester und viskoser zu werden, wodurch sie sich anfangs leicht auch
in schmale Furchen einbringen lassen und nachher trotzdem sehr gut
im Strahl haften und das Horn vor Kontakt mit Kot schützen.
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sAuch
ihre Adhäsion am Hufhorn ist gut, wobei die von Hafermehl
besser ist als die von Weizenmehl, welches als „Teig" stärker
zu einer Kohäsion neigt (was sich ja z. B. auch bei der
Mürbeteigbereitung zeigt, bei der es unter einem gewissen
Wassergehalt nicht mehr an den Fingern klebt).
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Durch
die breiartigen Getreidemehle (eventuell zusammen mit weiteren unschädlichen
Zuschlagstoffen wie Weizenkleie, aber auch nicht verdaulichen Zuschlagstoffen
wie z. B. wie Kieselerde) läßt sich zwar erneuter
Kontakt mit Kot und Urin vermeiden und der Befall mit hornschädlichen
Keimen stark reduzieren, allerdings hat man dafür andere Bakterien
in Hornkontakt, wodurch dieses zwar nicht mehr fault, aber trotzdem
sehr weich bleibt. Dadurch reagiert es noch empfindlich auf das
Auskratzen mit metallenen Hufauskratzern, die dieses weiche Horn abschaben,
wodurch immer tiefere Rinnen entstehen.
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Wünschenswert
ist daher, die Keimzahl gegenüber diesem Zustand deutlich
zu reduzieren, damit das Horn trockener und fester bleibt.
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Bevorzugt
weist daher das breiartige Mittel als einen weiteren Bestandteil
ein bei oraler Aufnahme und bei Hautkontakt unschädliches
antibakterielles oder/und fungizides Mittel auf.
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Als
solche Mittel sind sehr gut ein Großteil aller getrockneter
antibakterieller Speisekräuter, Gewürze, Wurzeln
oder Rhizome, Blüten, Blätter oder anderer Pflanzenteile
in gemahlener oder zumindest hinreichend zerkleinerter (z. B. gerebelter)
Form geeignet. (Man kann natürlich auch Extrakte daraus verwenden.)
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Als
einige Beispiele seien genannt Oregano, Thymian, Knoblauch und Meerrettich,
wobei man Meerrettich aus einem triftigen Grunde eher nicht verwenden
sollte: Meerrettich ist ein extrem vielseitig anwendbares, von vielen
Pferden gerne gefressenes und in hoher Dosierung gegen viele Keime
sehr stark antibiotisch wirkendes Nahrungsmittel (siehe „Ingwer und
Meerrettich in der Pferdefütterung", BoD-Verlag, 2. Auflage
2008, S. Brosig) und es wäre jammerschade, wenn
man durch ständigen Gebrauch im Stall auf diese Weise womöglich
Bakterienstämme heranzüchtete, die auf Meerrettich
weniger empfindlich reagierten und diese Eigenschaft womöglich
an gesundheitsschädliche Keime weitergäben!
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Es
ist auch möglich als Zusatzstoff zum breiartigen Nahrungsmittel
fein zerkleinertes Moos oder Moosextrakt zuzugeben, das bei oraler
Aufnahme unschädlich ist. Auch Tee oder Tee-Extrakt ist
möglich.
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Es
ist von Vorteil, wenn das breiartige Nahrungsmittel nicht zu dicht
ist, denn dann können die in ihm verteilten bakteriziden
oder/und fungiziden Wirkstoffe aus den pflanzlichen Zusätzen
nicht effektiv bis ans Horn diffundieren/wandern. In dieser Hinsicht
scheint Hafermehl dem Weizenmehl deutlich überlegen zu
sein. Der Brei aus Hafermehl weist offensichtlich einen geringeren
Diffusionswiderstand für die Wirkstoffe aus. Man kann aber
einen „diffusionsdichten" Getreidebrei durch Auflockerung
mittels anderer Zusatzstoffe durchlässiger machen. Solche Zusatzstoffe
können z. B. Weizenkleie, aber auch Sägemehl (ist
auch gesundheitsunbedenklich) oder auch nur erhöhte Kräutermengen
sein.
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Eine
besonders einfache Ausführung der Erfindung sieht Hafermehl
als Grundlage des Mittels vor (z. B. leicht in Form von Hafer Schmelzflocken
für Babys zu realisieren), in dem Oregano (günstig
in gerebelter Form käuflich) verteilt ist. Als ausreichend
für die meisten Fälle hat sich ein Gewichtsverhältnis
Hafermehl/Oregano von ungefähr 4:1 erwiesen. Die Wirksamkeit
ist abhängig von der Qualität des Oreganos; die
benötigte Mindestmenge läßt sich aber durch
sehr einfache Versuche an Pferden mit Strahlfäule schnell
und problemlos bestimmen. Die ermittelte Mindestmenge überschreitet
man dann einfach deutlich und ist dann auf der sicheren Seite. Dieses Vorgehen
ist natürlich auch für andere Mittel als Oregano
sinnvoll.
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sIm
allgemeinen enthält das erfindungsgemäße
Mittel zur Vorbeugung und Behandlung von Strahlfäule abgesehen
vom breibildenden Nahrungsmittel (plus eventueller auflockernder
Zuschlagstoffe) je nach Wirksamkeit der bakteriziden/fungiziden
Zusätze mindestens 2% von diesen (bei Verwendung von Extrakten
kann es allerdings aufgrund der hohen Wirkstoffkonzentrationen auch
weniger sein). In den meisten Fällen sind es mehr als 5%,
häufig mehr als 10%. Auch im Falle von Oregano in Hafermehl
waren 10% schon ausreichend, 20% aber sinnvoller. Höhere
Gehalte wirken noch stärker, was aber meistens nicht nötig
ist und das Mittel dann unnötig verteuern.
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Die
trockene Masse wird mit Wasser zu einem Brei angerührt,
der sich noch gut in die Furchen einbringen läßt.
Die Wassermenge ist abhängig von der Zusammensetzung und
dem Typ des Getreidemehls. Häufig benötigt man
auf einen Gewichtsteil der Trockenmischung ungefähr 1 bis
3 Gewichtsteile Wasser. Dies ist auch ein wenig abhängig
von den jweiligen Vorlieben der Anwender.
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Im
Beispiel der Mischung bestehend aus 80% Haferschmelzflocken und
20% gerebeltem Oregano waren für ungefähr 20 Gramm
Mischung 45 Milliliter Wasser notwendig um eine gut verarbeitbare Paste
zu bilden. Diese Menge reicht in den meisten Fällen auch
zur Strahlfäulebehandlung für alle 4 Hufe eines
mittelgroßen Pferdes aus.
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Der
Brei wird mit der Zeit durch Nachquellen des Getreidemehls immer
fester und trockener, so daß auch eine gewisse Wasserüberdosierung
teilweise durch einfaches Abwarten ausgeglichen werden kann.
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Die
Anwendung des erfindungsgemäßen Mittels geschieht
am besten am gereinigten Huf. Dabei spielt es kaum eine Rolle, ob
dieser trocken oder feucht ist. Auf trockenem ist die Haftung allerdings noch
besser.
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Bevorzugt
reibt und massiert man die breiige Masse mit den Fingern oder einem
weichen Gerät, z. B. einem Weichkunststoff- oder Gummispatel,
in die Strahlfurchen. Es ist von Vorteil, die Masse auch auf der
gesamten Hufsohle einzumassieren. Diese wird dadurch ebenfalls gegen
Dung besser geschützt, als wenn dies nicht geschähe.
Auch in Ritzen im Bereich der Hufwand (weiße Linie) massiert
man den Brei ein.
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Es
ist von Vorteil, den Brei an problematischen Hufen täglich
aufzutragen. Enthält das Mittel genügend antibakteriell
oder/und fungizid wirkenden Bestandteil ist aber auch ein längerer
Zeitraum möglich, falls das Mittel nicht aus den Furchen
herausgekratzt wird sondern darin verbleibt.
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Vorzugsweise
wird das Mittel bereits direkt nach dem Ausschneiden durch den Hufbearbeiter vom
Pferdehalter aufgetragen, um den Huf schon präventiv zu
schützen.
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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- - DE 4428774
A1 [0009, 0010]
- - DE 19957918 A1 [0009]
- - DE 10251100 A1 [0015]
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Zitierte Nicht-Patentliteratur
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- - „Ingwer
und Meerrettich in der Pferdefütterung", 2. Auflage 2008,
S. Brosig, BGD-Verlag [0014]
- - „Ingwer und Meerrettich in der Pferdefütterung", BoD-Verlag,
2. Auflage 2008, S. Brosig [0028]