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Die
Erfindung betrifft kristalline Copolymere aus Glycolid und DL-Lactid
mit einer Zusammensetzung zwischen 55 und 80 Mol% Glycolid, zwischen
20 und 45 Mol% DL-Lactid und einer inhärenten Viskosität
von mindestens 1.0 dl/g, sowie Verfahren zu ihrer Herstellung und
ihre Verwendung in resorbierbaren, chirurgischen Implantaten.
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HINTERGRUND DER ERFINDUNG
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Copolymere
aus Glycolid und DL-Lactid sind aus dem Stand der Technik bekannt.
Sie werden nach dem Stand der Technik zur Implantation in den menschlichen
oder tierischen Körper verwendet. Nach Implantation in
den Körper degradieren die Materialien und ihre Zersetzungsprodukte
werden vom Körper resorbiert und verstoffwechselt. Poly(DL-lactid-co-glycolid)
zeichnet sich gegenüber den entsprechenden Homopolymerisaten – Poly(DL-lactid)
und Poly(glycolid) – sowie anderen resorbierbaren Polyestern,
wie beispielsweise Poly(L-lactid), durch eine schnelle Abbaukinetik
aus. Ebenso aus dem Stand der Technik bekannt sind chirurgische
oder pharmazeutische Formulierungen, welche Poly(DL-lactid-co-glycolid)
als Werk- bzw. galenischen Hilfsstoff verwenden.
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Je
nach Zusammensetzung der Copolymerisate werden kristalline oder
auch amorphe Werkstoffe erhalten. Insbesondere bei einer molaren
Zusammensetzung von mehr als 40% DL-Lactid werden vornehmlich amorphe
Copolymere erhalten.
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Beispielsweise
offenbart die
US 6,362,308 ein
Poly(DL-lactid-co-glycolid) mit einer Zusammensetzung zwischen 50
und 60 Mol% Glycolid und einer inhärenten Viskosität
bis zu 0.15 dl/g (gemessen in Chloroform), welche eine geringe Blocklänge
der Glycolateinheiten und eine gute Löslichkeit in organischen
Lösungsmitteln aufweisen. Ebenfalls offenbart ist ein Herstellverfahren
für diese Copolymere durch ringöffnende Polymerisation
von DL-Lactid und Glycolid bei Reaktionstemperaturen zwischen 175
und 200°C. Copolymere aus DL-Lactid und Glycolid in einer
Zusammensetzung zwischen 75 und 50 Mol% DL-Lactid und einer intrinsischen Viskosität
(gemessen in Chloroform) von bis zu 1.1 dl/g sind in der
EP 0 058 481 offenbart.
Die Herstellung dieser Copolymere erfolgt bei 160°C. Die
so hergestellten Copolymere sollen sich besonders für die Formulierung
von retardierten Freigabesystemen eignen, insbesondere für
die Formulierung von Peptidwirkstoffen.
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Derartige
Copolymere aus DL-Lactid und Glycolid weisen den Vorteil einer guten
Löslichkeit in organischen Lösungsmitteln, beispielsweise
Chloroform oder Dichlormethan, auf. Dies ist vorteilhaft für
die Verarbeitung zu Mikrokapseln, weil hierbei eine Verarbeitung
der Polymere über einen Lösungsschritt erfolgen muss.
Aus diesem Grund sind diese Polymere besonders für die
Herstellung von pharmazeutischen Formulierungen geeignet.
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Andererseits
limitiert ihre amorphe Struktur verbunden mit der niedrigen Glasübergangstemperatur und
dem nur relativ geringen Molekulargewicht ihre Anwendung als Werkstoff
in soliden chirurgischen Implantaten.
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Bei
amorphen Copolymeren aus DL-Lactid und Glycolid liegt die Glasübergangstemperatur
je nach ihrem Molekulargewicht in einem Temperaturbereich zwischen
ca. 20 und 45°C. Bei einer Temperatur oberhalb des Glasübergangs
erweichen diese Materialien und sind nicht mehr formstabil. Ihr
prinzipieller Nachteil ist es also, dass sie bei Anwendungstemperatur
im Körper von 37°C und teilweise schon bei üblichen
Lagertemperaturen keine Formstabilität aufweisen. Diese
Eigenschaft macht sie zur Herstellung von massiven chirurgischen
Implantaten, bei denen Formstabilität und eine bestimmte
Initialfestigkeit unabdingbar sind, ungeeignet. Ebenso ist die Handhabung
dieser Materialien und von daraus hergestellten Implantaten äußerst
schwierig, da sie einer temperaturkontrollierten Lagerung, auch
auf dem Transportweg, bedürfen.
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Ein
weiterer prinzipieller Nachteil von amorphen Polymeren gegenüber
teilkristallinen Polymeren ist die Limitierung von möglichen
Reinigungsverfahren. Die ringöffnende Polymerisation von
DL-Lactid und/oder Glycolid stellt eine Gleichgewichtsreaktion dar,
so dass in den Rohpolymerisaten immer ein Restgehalt an nicht umgesetzten
Monomeren vorhanden ist. Im Hinblick auf den vorgesehenen Verwendungszweck
im menschlichen Körper und auch unter dem Aspekt, Implantate
mit reproduzierbaren Eigenschaften hieraus herzustellen, müssen
die Restmonomere in einem separaten Reinigungsschritt aus den Werkstoffen
entfernt werden. Nicht umgesetztes Glycolid und DL-Lactid lässt
sich aus teilkristallinen Polymeren in einfachen Extraktionsverfahren entfernen.
Hierfür eignen sich verschiedene Lösungsmittel,
wie beispielsweise n-Hexan, welche die Monomeren löst,
das Polymere jedoch nicht löst. Besonders bewährt
in der industriellen Praxis haben sich Extraktionsverfahren mit überkritischem
oder druckverflüssigtem Kohlendioxid, weil hierbei eine
Entfernung des Lösungsmittels besonders einfach möglich
ist sowie Spuren an Restlösungsmittel physiologisch unbedenklich
sind. Demgegenüber lassen sich amorphe Copolymere nicht
extraktiv reinigen, weil geeignete Lösemittel für
die Monomeren auch das Polymere anlösen oder zum Quellen
bringen, was eine Extraktion erschwert. Für amorphe Copolymere
verbleiben an Reinigungsmethoden zur Abreicherung von Monomeren
nur Umfällungsverfahren, wie sie beispielsweise in der
US 4,810,775 offenbart sind.
Derartige Reinigungsverfahren haben im industriellen Maßstab
den Nachteil eines immensen Lösungsmittelverbrauchs und
Reaktorvolumenbedarfs und außerdem eine Rückstandsproblematik,
da Lösungsmittel aus Polymeren nur schwer zu entfernen
sind.
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Ein
Vorschlag zu kristallinen Copolymeren aus DL-Lactid und Glycolid,
welche auch bei höherer Temperatur formstabil sind und
für chirurgische Implantate geeignet sein sollen, ist in
der internationalen Patentanmeldung
WO
97/36553 offenbart. Beschrieben sind segmentierte Blockpolymere
aus DL-Lactid und Glycolid mit einem Glycolidanteil von bis zu 62
Gew.% (entsprechend 67 Mol% Glycolid). Die Blockpolymere werden bei
einer Reaktionstemperatur zwischen 180 und 210°C unter
sequentieller Zugabe der Monomeren hergestellt. Die inhärente
Viskosität dieser Polymere beträgt allerdings
nur maximal 0.74 dl/g (gemessen in Hexafluorisopropanol, HFIP).
Der Monomergehalt (nicht umgesetztes Lactid) in den Polymeren beträgt
bis zu 3.5%.
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Wie
dem Fachmann bekannt ist, haben Polymerisationsverfahren mit sequentieller
Zugabe der einzelnen Monomere den Nachteil, dass schon geringfügige
Schwankungen in der Prozessführung zu großen Variationen
in der Polymerarchitektur führen können, was wiederum
zu Schwankungen in den Materialeigenschaften, wie Schmelzpunkt,
möglichen Verarbeitungsparametern und Abbauverhalten führt.
Ein weiterer Nachteil der in der
WO
97/36553 offenbarten Polymere liegt in ihrem geringen Molekulargewicht,
was durch die Analysenwerte mit einer inhärenten Viskosität
von maximal 0.74 dl/g belegt wird. Die für die sequentielle
Polymerisation erforderlichen hohen Reaktionstemperaturen von bis
zu 210°C führen bereits während der Synthese
zu Zersetzungsreaktion, was das Molekulargewicht der Polymere limitiert.
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AUFGABE DER ERFINDUNG
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Aufgabe
der Erfindung ist es, resorbierbare Polymere auf der Basis von DL-Lactid
und Glycolid für den Einsatz in massiven, chirurgischen
Implantaten zur Verfügung zu stellen, welche folgende Eigenschaften
aufweisen:
- • Formstabilität
auch bei erhöhter Temperatur
- • eine hohe inhärente Viskosität
zur Erzielung einer hohen mechanischen Festigkeit des fertigen Formteils
- • ein geringer Restgehalt an nicht umgesetzten Monomeren
- • eine schnelle Abbaukinetik
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Eine
weitere Aufgabe der Erfindung ist es, ein Verfahren für
die Herstellung obiger Polymere zur Verfügung zu stellen,
welches möglichst einfach durchzuführen ist und
welches eine Anwendung auch in großem Maßstab
gestattet.
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DETAILLIERTE BESCHREIBUNG
DER ERFINDUNG
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Es
hat sich gezeigt, dass durch Copolymerisation von DL-Lactid und
Glycolid bei gemäßigten Reaktionsbedingungen,
d. h. gemäßigten Reaktionstemperaturen und geringen
Katalysatorkonzentrationen, glycolid-dominante Copolymere erhalten
werden können, die die beschriebenen Limitierungen des
Standes der Technik überwinden. Insbesondere weisen die
so hergestellten Copolymere eine hohe inhärente Viskosität, eine
hohe mechanische Festigkeit und eine Teilkristallinität
auf und sind somit auch bei hohen Temperaturen formstabil. Sie lassen
sich nach an sich bekannten Verfahren mittels Lösungsmitteln
oder Kohlendioxid zur Abreicherung von nicht umgesetzten Monomeren
extrahieren und mittels an sich bekannten Verfahren der thermoplastischen
Formgebung, beispielsweise der Spritzgusstechnik, zu fertigen Implantaten
verarbeiten. Weiterhin zeigen sie eine gewünschte, schnelle
Degradationskinetik.
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Die
erfindungsgemäßen Copolymere weisen einen Glycolidgehalt
zwischen 55 und 80 Mol% auf, bevorzugt zwischen 55 und 75 Mol%,
besonders bevorzugt zwischen 55 und 70 Mol%, ganz besonders bevorzugt
zwischen 60 und 70 Mol%.
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Die
inhärente Viskosität, gemessen in Hexafluorisopropanol
(HFIP) bei 30°C in 0.5 %iger Lösung, liegt zwischen
1 und 5 dl/g, bevorzugt zwischen 1.3 und 4.5 dl/g, besonders bevorzugt
zwischen 1.5 und 4.5 dl/g, ganz besonders bevorzugt zwischen 2 und
4 dl/g.
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Die
Synthesereaktion der Copolymere erfolgt nach an sich bekannten Verfahren
durch ringöffnende Copolymerisation von DL-Lactid und Glycolid
in Gegenwart von Metallkatalysatoren, umfassend die folgenden Schritte:
- (a) Aufschmelzen von DL-Lactid und Glycolid
in einem Rührwerksreaktor;
- (b) Zugabe einer geringen Konzentration eines Metallkatalysators;
- (c) gegebenenfalls Zugabe eines Kettenlängenmoderators;
- (d) Homogenisierung der Reaktionsmischung mittels eines Rührers;
- (e) Überführen der in Schritt (d) erhaltenen
Reaktionsmasse unter inerten Bedingungen in einen oder mehrere Behälter
und Durchführung der Polymerisationsreaktion bei niedriger
Temperatur, bis der erwünschte Umsetzungsgrad der Polymerisation
erreicht ist;
- (f) Entnahme und mechanische Zerkleinerung des entstandenen
Copolymers;
- (g) Extraktion des in Schritt (f) erhaltenen Granulats zur Reduzierung
des Restmonomergehalts;
- (h) Trocknen des erhaltenen Granulats und
- (i) gegebenenfalls Weiterverarbeitung zu chirurgischen Implantaten.
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Als
Rührwerksreaktor zum Aufschmelzen und Homogenisieren der
Reaktionsmischung in den Schritten (a) und (d) kann ein konventioneller
Reaktor eingesetzt werden, dessen Innenwandung aus einem gegenüber
der Reaktionsmischung chemisch inertem Werkstoff, beispielsweise
Edelstahl, Glas, Email oder Hastelloy besteht. Die bevorzugte Größe
des Reaktors richtet sich nach der gewünschten Chargengröße
und kann in einem Bereich zwischen 5 und 10.000 Litern betragen.
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Das
Füllvolumen der in Schritt (e) erwähnten Behälter
kann in einem Bereich zwischen 5 ml und 10 Litern liegen, bevorzugt
in einem Bereich zwischen 100 ml und 5 Litern, ganz bevorzugt in
einem Bereich zwischen 0.5 und 5 Litern, insbesondere bei etwa 1
Liter.
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Für
das Verfahren lassen sich Behälter aus Kunststoffen einsetzten,
die bei den gewählten Reaktionstemperaturen chemisch und
thermisch stabil sind. Bevorzugt werden Behälter aus Kunststoffen
der Gruppe der Polyolefine, Polycarbonate oder fluorierte und teilfluorierte
Kunststoffe. Besonders bevorzugt werden Polypropylen, Polymethylpenten
(PMP) und Polytetrafluorethan (Teflon®).
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Als
Metallkatalysatoren werden Zinn- oder Zinkverbindungen verwendet,
besonders bevorzugt sind Zinn(II)chlorid oder Zinn(II)octanoat.
Für die Eigenschaften der erfindungsgemäßen
Copolymere, wie Kristallinität und hohes Molekulargewicht
ist es vorteilhaft, die Polymerisation in langsamer Reaktion durchzuführen. Aus
diesem Grund werden geringe Katalysatorkonzentrationen bevorzugt.
Bevorzugt wird eine Konzentration zwischen 5 und 100 ppm, besonders
bevorzugt zwischen 10 und 50 ppm, ganz besonders bevorzugt zwischen 20
und 40 ppm. Die Angaben beziehen sich jeweils auf die Konzentration
des Metallkations bezogen auf die gesamte Reaktionsmasse.
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Aus
dem gleichen Grund sind für die Polymerisationsreaktion
gemäßigte Reaktionstemperaturen wesentlich. Bevorzugt
wird eine Reaktionstemperatur zwischen 95 und 130°C, besonders
bevorzugt zwischen 105 und 125°C.
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Aufgrund
der niederen Reaktionstemperatur und der niederen Katalysatorkonzentration
wird zur Erzielung eines möglichst hohen Umsetzungsgrades
der Monomere eine vergleichsweise lange Reaktionszeit gewählt.
Die Reaktionszeit liegt zwischen 0.5 und 20 Tagen, bevorzugt in
einem Bereich zwischen 1 und 15 Tagen, besonders bevorzugt zwischen
3 und 12 Tagen, ganz besonders bevorzugt zwischen 7 und 12 Tagen.
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Da
die Polymerisation von Glycolid und DL-Lactid durch die Anwesenheit
von protischen, polaren Verunreinigungen erheblich gestört
werden kann, ist es vorteilhaft, die Synthese unter striktem Ausschluss
von Luftfeuchtigkeit durchzuführen. Bei Anwesenheit von
Luftfeuchtigkeit kann es zu unerwünschten Kettenabbruchreaktionen
kommen, was insbesondere für die Reproduzierbarkeit der
erreichten Molekulargewichte nachteilig ist. Es wird bevorzugt,
den Reaktor, in dem die Polymerisationsreaktion durchgeführt
wird, mit einem trockenen, inerten Gas zu beaufschlagen. Geeignet
hierfür sind beispielsweise Helium, Argon und Stickstoff. Bevorzugt
wird Stickstoff.
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Optional
können bei der Reaktion geringe Mengen an Kettenlängenmoderatoren
zugesetzt werden, um die inhärente Viskosität
und damit das Molekulargewicht zu begrenzen. Geeignet hierfür
sind aliphatische Alkohole, wie beispielsweise Methanol, Ethanol,
Isopropanol, Hexanol oder Dodecanol oder auch Hydroxycarbonsäuren,
wie Milchsäure oder Glycolsäure.
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Die
bevorzugte Konzentration des Kettenlängenmoderators hängt
von der Struktur des Moderators und vom gewünschten Molekulargewicht
des Polymeren ab und liegt zwischen 0 und 100000 ppm, besonders bevorzugt
zwischen 0 und 10000 ppm, insbesondere 50 bis 9000 ppm bezogen auf
die gesamte Reaktionsmasse.
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Das
erfindungsgemäße Herstellverfahren bei niederen
Temperaturen, niederen Katalysatorkonzentrationen und mit langen
Reaktionszeiten lässt sich ohne Schwierigkeiten in einen
größeren, industriellen Maßstab überführen.
Technische Möglichkeiten zur Durchführung derartiger
Massepolymerisationen im industriellen Maßstab sind beispielsweise
in der
EP 1 468 035 offenbart.
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Im
Allgemeinen ist es wünschenswert, die Copolymere nach ihrer
Synthese einem Reinigungsschritt zur Abreicherung nicht umgesetzter
Monomere zu unterwerfen. Aufgrund ihrer teilkristallinen Struktur
lassen sie sich nach mechanischer Zerkleinerung, beispielsweise
mittels Granulierung, mit einfachen Extraktionsverfahren auf einen
geringen Restmonomergehalt abreichern.
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Für
die Extraktion sind Lösungsmittel geeignet, die die Monomere
(DL-Lactid und Glycolid) lösen, das Polymere jedoch nicht.
Bevorzugt sind physiologisch unbedenkliche Lösungsmittel,
die ausgewählt sein können aus der Gruppe bestehend
aus n-Hexan, Methanol, Ethanol, Aceton und Ethylacetat und überkritischem oder
druckverflüssigtem Kohlendioxid. Ganz besonders bevorzugt
ist überkritisches oder druckverflüssigtes Kohlendioxid.
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Die
extrahierten Copolymere weisen einen Restgehalt, bezogen auf die
einzelnen Monomere DL-Lactid und Glycolid, von unter 1% auf. Bevorzugt
wird ein Restgehalt von kleiner als jeweils 0.5%, besonders bevorzugt
von kleiner als jeweils 0.3%.
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Die
erfindungsgemäßen Polymere lassen sich nach an
sich bekannten Verfahren der thermoplastischen Formgebung zu fertigen
Implantaten verarbeiten. Beispielsweise sind Methoden der Extrusion,
des Schmelzpressens oder Spritzgusstechnik geeignet. Bevorzugt ist
die Spritzgusstechnik, da mit ihr eine besonders große
Vielfalt verschiedener Formkörper herstellbar ist. Beispielsweise
lassen sich die Polymere mittels Spritzgusstechnik zu Schrauben,
Platten, Dübeln, Ankern und anderen Fixationselementen
der unterschiedlichsten Dimensionierung und in unterschiedlichem
Design herstellen.
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Ein
weiterer Gegenstand umfasst die voranstehend definierten Copolymere,
die dadurch gekennzeichnet sind, dass sie in Form eines spritzgegossenes
Prüfkörpers vorliegen und eine Zugfestigkeit von
80 bis 100 MPas aufweisen.
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Die
erfindungsgemäßen Copolymere sind insbesondere
geeignet für die Herstellung von chirurgischen Implantaten,
bei denen aufgrund der medizinischen Anforderung eine schnelle Auflösung
und Resorption des Materials erforderlich ist und bei denen lange
Verweilzeiten im Körper, wie sie beispielsweise von Implantaten
aus Poly(L-Lactid) bekannt sind, unerwünscht sind. Beispielhaft
seien Implantate für schnell proliferierendes Gewebe oder
für pädiatrische Indikationen genannt.
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In
einer besonders bevorzugten Ausführungsform werden DL-Lactid
und Glycolid aufgeschmolzen und anschließend mit Zinn(II)octoat
als Katalysator versetzt. Der Zinngehalt liegt zwischen 10 und 50
ppm. Die Reaktionsmasse wird unter inerten Bedingungen in einen
oder mehrere Behälter überführt und bei
einer Temperatur zwischen 100 und 120°C über einen
Zeitraum von 3 bis 12 Tagen zu einem Copolymeren mit einem molaren
Anteil Glycolid zwischen 60 und 70% umgesetzt. Nach Abkühlung
auf Raumtemperatur wird das entstandene Polymer dem Behälter
entnommen und zu einem Granulat mit einer Korngröße
von maximal zwischen 2 und 5 mm vermahlen. Das Polymergranulat wird
anschließend mit Kohlendioxid extrahiert, bis der Gehalt
an Monomeren (DL-Lactid oder Glycolid) unter 0.1% liegt. Zur Entfernung
von restlichem Kohlendioxid wir das Granulat getrocknet und anschließend
mittels Spritzgusstechnik zu einem chirurgischen Implantat geformt.
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Beispiele:
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Beispiel 1: Poly(DL-lactid-co-glycolid)
40/60
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In
einem Labor-Rührwerksapparat wurden DL-Lactid und Glycolid
unter leichter Stickstoffinertisierung als Feststoff eingetragen.
Das Verhältnis betrug 42 Mol% DL-Lactid zu 58 Mol% Glycolid. Über
einen mit Öl beheizten Doppelmantel wurde der Reaktorinhalt
auf 120°C beheizt. Die Monomere wurden aufgeschmolzen und
unter Rühren homogenisiert. Anschließend wurde
Zinn(II)octanoat, gelöst in Toluol, zugegeben. Die Katalysatormenge
war so berechnet, dass der Zinngehalt, bezogen auf die gesamte Reaktionsmasse,
40 ppm betrug. Der Reaktorinhalt wurde noch 10 Minuten homogenisiert
und anschließend in ein Gefäß aus Polypropylen
mit einem Volumen von 1 Liter unter Stickstoffbegasung abgelassen.
Das Gefäß wurde in einen auf 110°C vortemperierten
Wärmeschrank gestellt und dort für 11 Tage belassen.
Nach dieser Zeit wurde das Gefäß dem Wärmeschrank
entnommen und auf Raumtemperatur abgekühlt. Der entstandene
Polymerblock wurde dem Gefäß entnommen. Eine Probe
aus diesem Block des Rohpolymeren lieferte folgende Analysenwerte:
Inhärente
Viskosität (HFIP, 30°C, 0.5%): | 4.3
dl/g. |
Restgehalt
DL-Lactid (GC): | 4.3% |
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Der
Polymerblock wurde anschließend zu einem Granulat mit einer
Körnung von maximal 4 mm gemahlen. Das Granulat wurde mittels
Kohlendioxid unter folgenden Bedingungen extrahiert:
Temperatur: | < 15°C |
Druck/Zeit: | 1
Stunde bei 90 bar und anschließend 4 Stunden bei 300 bar |
Durchflussrate: | ca.
120 kg Kohlendioxid pro Stunde |
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Das
Granulat wurde anschließend zur Entfernung von restlichem
Kohlendioxid getrocknet.
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An
dem extrahierten Polymer wurden folgende Analysenwerte ermittelt:
Inhärente
Viskosität (HFIP, 30°C, 0.5%): | 4.4
dl/g |
Restgehalt
DL-Lactid (GC): | 0.2% |
Restgehalt
Glycolid (GC): | < 0.05% (nicht nachweisbar) |
Copolymerzusammensetzung
(1H-NMR): | 60
Mol% Glycolid, 40 Mol% DL-Lactid |
Glasübergangstemperatur
(DSC, 10 K/min): | 53°C |
Schmelzpunkt
(DSC 10 K/min, Peakmaximum): | 163°C |
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Beispiel 2: Poly(DL-lactid-co-glycolid)
30/70
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Es
wurden 2397 g D,L-Lactid (32 mol%) und 4103 g Glycolid (68 mol%)
aufgeschmolzen. Bei 110°C wurde zu den geschmolzenen Edukten
444 mg Zinn(II) 2-ethylhexanoat (entspricht 20 ppm Zinn) zugegeben. Die
Mischung wurde bei 120°C 11 Tage lang in der Masse polymerisiert.
Das entstandene Rohpolymer wurde zerkleinert, in eine 16 L Extraktionskartusche
eingefüllt und mit folgenden Bedingungen extrahiert:
Zeit/Druck: | 1
h bei 90 bar, anschließend 4 h bei 300 bar |
Temperatur: | < 35 C |
Kohlendioxid-Strömung: | ca.
100 kg/h |
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Im
Anschluss wurde das Polymer getrocknet.
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An
dem extrahierten Polymer wurden folgende Analysenwerte ermittelt:
Inhärente
Viskosität (HFIP, 30°C, 0.1%): | 3.31
dl/g |
Restgehalt
DL-Lactid (GC): | 0.07% |
Restgehalt
Glycolid (GC): | < 0.01% (nicht nachweisbar) |
Copolymerzusammensetzung
(1H-NMR): | 72
Mol% Glycolid, 28 Mol% DL-Lactid |
Glasübergangstemperatur
(DSC, 10 K/min): | 44°C |
Schmelzpunkt
(DSC 10 K/min, Peakmaximum): | 181°C |
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Das
erfindungsgemäße Polymere aus Beispiel 2 wurde
nach aus dem Stand der Technik bekannten Spritzgussverfahren mit
folgenden Parametern zu Formkörpern verarbeitet (Prüfkörper)
und während des Abbaus zu den festgelegten Prüfzeiten
gemessen (ASTM D 638).
Düsentemperatur: | 180°C | |
Einspritzströme: | Q1: | 22
ccm/s |
| Q2: | 18
ccm/s |
Nachdruck: | p1: | 1500
bar |
| p2: | 800
bar |
Restkühlzeit: | 35
s | |
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Für
die Abbaustudie wurden die Prüfkörper in einem
Drahtgewebe fixiert und kamen so in ein auf 37°C temperiertes
Hydrolysebad. Dies wurde mit einer Phosphatpufferlösung
pH 7.4 befüllt, welche bei Probenentnahme gewechselt wird.
Zu festgelegten Prüfzeiten wurden Proben entnommen. Der
Abbau der Polymere wurde über die Veränderung
des Parameters inhärente Viskosität (i. V) im
zeitlichen Verlauf beobachtet.
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Der
für die inhärente Viskosität ermittelte
Wert zum Zeitpunkt 0 wurde auf 100% normiert. Das entspricht dem
Wert bevor der Prüfkörper in das Hydrolysebad
eingetaucht worden ist. Um den Abbau zu bestimmen, wurden die Messwerte
in % Bezug nehmend auf den Ausgangswert aufgetragen.
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Die
in 1 wiedergegebene Abbaustudie zeigt, dass die Prüfkörper
aus dem Polymer aus Beispiel 2 bereits nach 5 Tagen eine inhärente
Viskosität aufweisen, die nur noch knapp über
50% des Ausgangswerts beträgt. Nach etwa 3 Wochen sind
die Teststäbchen nicht mehr aus dem Bad zu entnehmen, ohne
zu brechen.
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KURZBESCHREIBUNG DER ABBILDUNGEN
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1 zeigt
eine Abbaustudie
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2 zeigt
mechanische Untersuchungen während der Abbaustudie
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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- - US 6362308 [0004]
- - EP 0058481 [0004]
- - US 4810775 [0008]
- - WO 97/36553 [0009, 0010]
- - EP 1468035 [0026]