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ALLGEMEINER STAND DER TECHNIK
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1. Gebiet der Erfindung
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Die
vorliegende Erfindung betrifft allgemein eine Spritzgussanordnung
und ein Verfahren zum Gießen
eines im Zwei-Schuss-Verfahren gegossenen Bauteils zur Verwendung
als Innenverkleidungsanordnung in einem Insassenraum eines Kraftfahrzeugs.
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2. Stand der Technik
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Fahrzeuginnenverkleidungen
wie etwa Türverkleidungen,
Armaturenbretter und dergleichen umfassen oft ein Bauteil aus einem
thermoplastischen Material. Gelegentlich ist es aus ästhetischen Gründen wünschenswert,
dass das Bauteil oder genauer ein Abschnitt des Bauteils, der zu
den Fahrzeuginsassen hin freiliegt (gemeinhin als die „A"- oder „Sicht"-Fläche bekannt),
zwei oder mehr farblich unterschiedliche Abschnitte aufweist. Zusätzlich oder alternativ
kann es wünschenswert
sein, dass das Bauteil zwei oder mehr Abschnitte mit unterschiedlichen
Texturen oder Mustern aufweist, so dass sich das Bauteil zweifach
texturiert anfühlt.
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Eine
derzeitige Art und Weise, ein zweifarbiges Bauteil zu erzielen,
umfasst das Lackieren eines ersten Bereichs in einer ersten Farbe
und das Lackieren eines zweiten Bereichs in einer zweiten Farbe.
In einer alternativen Gestaltung wird nur die erste Fläche lackiert
und die übrige
Fläche
verbleibt in ihrer natürlichen
Farbe. Eine weitere Gestaltung für
ein zweifarbiges Bauteil umfasst das Gießen eines Bauteils mittels
eines Pulverschlämmprozesses.
Genauer wird ein Abschnitt der Innenseite einer Gussform mit einem
Pulver einer ersten Farbe beschichtet, und der übrige Abschnitt der Innenseite
der Form wird mit einem Pulver einer zweiten Farbe beschichtet.
Die Form wird dann erhitzt, wodurch das erste und das zweite Pulver
versintert wird und sie zu dem Bauteil verbunden werden.
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Die
oben beschriebenen Gestaltungen können jedoch zu einer unerwünscht unregelmäßigen oder
nicht durchgängigen
Grenze zwischen den farblich verschiedenen Flächen führen. Außerdem können lackierte Bereiche der
Sichtfläche
mehr (als nicht lackierte Bereiche) zum vorzeitigen Verblassen des Lacks
und/oder zum Abblättern
oder Reißen
des Lacks neigen. Ferner kann es unmöglich sein, allein durch Lackieren
ein Bauteil mit einer zweifach texturierten Haut herzustellen.
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Noch
eine weitere bekannte zweifarbige Gestaltung verwendet einen Zwei-Schuss-Spritzgussprozess.
Ein erster Schuss geschmolzenen Materials wird in eine erste Kammer
eingespritzt, um eine erste Hautkomponente zu bilden, und ein zweiter
Schuss geschmolzenen Materials wird in eine zweite Kammer gespritzt,
um eine zweite Hautkomponente zu bilden. Dies kann in einer einzigen
Gussform erfolgen, wenn ein zurückziehbarer
Kern verschiebbar in der Spritzgussanordnung positioniert wird,
um die jeweiligen Kammern selektiv zu trennen und zu verbinden.
Beispielsweise wird der erste Schuss in die Gussform eingeführt, wenn
sich der zurückziehbare Kern
in einer geschlossenen Position befindet. Infolge dessen kann das
Material nur in eine erste Kammer des Formhohlraums fließen. Nach
dem Zurückziehen
des Kerns in eine offene Position kann ein zweiter Schuss Material
in den übrigen
Formhohlraum fließen.
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Eine
Beschränkung
des oben geschilderten Verfahrens besteht darin, dass, wenn der
Kern zurückgezogen
ist, der erste Schuss Material nicht mehr gegen die Gussformoberfläche gehalten
wird und anfällig
für Überfließen ist.
Genauer tritt ein Überfließen dann
auf, wenn sich der erste Schuss von der Gussform weg bewegen kann
und der zweite Schuss zwischen den ersten Schuss und die Gussformoberfläche fließt, wodurch
die Sichtfläche
des Bauteils mit zusätzlichem,
unerwünschtem
Material verunreinigt und/oder die jeweiligen Abschnitte des Bauteils
gegeneinander verschoben werden.
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Offensichtlich
wäre es
vorteilhaft, ein Bauteil mit einer Struktur bereitzustellen, die
gegen Überfließen unempfindlich
ist, sowie eine Spritzgussanordnung und ein Verfahren bereitzustellen,
die das Überfließen erheblich
reduzieren.
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KURZDARSTELLUNG DER ERFINDUNG
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Zur Überwindung
der Beschränkungen
und Nachteile des Standes der Technik stellt die vorliegende Erfindung
eine Spritzgussanordnung zum Fertigen eines Bauteils, ein Verfahren
zum Fertigen eines Bauteils und ein Bauteil für einen Fahrzeuginnenraum bereit.
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In
einem Aspekt der vorliegenden Erfindung umfasst eine Spritzgussanordnung
eine erste Formhälfte
mit einem Aufnahmeschacht, eine zweite Formhälfte, die mit der ersten Formhälfte einen Formhohlraum
bildet, und einen zurückziehbaren Kern,
der in dem Aufnahmeschacht solcherart angeordnet ist, dass er zwischen
einer zurückgezogenen Position
und einer ausgefahrenen Position verschiebbar ist. Die zweite Formhälfte bildet
eine Trennwand aus, die sich zum Aufnahmeschacht hin erstreckt und
am zurückziehbaren
Kern anliegt, wenn sich der zurückziehbare
Kern in der ausgefahrenen Position befindet, so dass der Formhohlraum
in eine erste und eine zweite Kammer geteilt wird. Die Trennwand
reduziert somit das Überfließen, indem
sie als eine Abschirmung des vorderen Randes des ersten Schusses
Material dient.
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Der
zurückziehbare
Kern umfasst eine Anliegefläche,
die an der Trennwand anliegt, wenn sich der zurückziehbare Kern in der ausgefahrenen
Position befindet. Der zurückziehbare
Kern bildet bevorzugt auch einen geneigten Abschnitt, der sich entlang einer
ersten Achse von der Anliegefläche
weg neigt und entlang einer zweiten Achse senkrecht zur ersten Achse
von der zweiten Formhälfte
weg neigt. Der geneigte Abschnitt reduziert damit weiter das Überfließen, indem
er den Fluss des zweiten Schusses Material zum zweiten Hohlraum
umleitet und den ersten Schuss Material zum engen Anliegen an der Formoberfläche zwingt.
Der geneigte Abschnitt kann jede geeignete Form aufweisen, wie etwa
eine lineare oder gekrümmte.
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In
einem anderen Aspekt der vorliegenden Erfindung umfasst ein Verfahren
zum Fertigen eines Bauteils für
einen Fahrzeuginnenraum folgende Schritte: Positionieren eines zurückziehbaren
Kerns in einer ausgefahrenen Position solcherart, dass er an einem
Trennwandabschnitt anliegt und einen Formhohlraum in eine erste
und eine zweite Kammer teilt, Einspritzen eines ersten Schusses
Material in die Kammer solcherart, dass der vordere Rand des ersten
Schusses an der Trennwand anliegt, Bewegen des zurückziehbaren
Kerns zu einer zurückgezogenen
Position und Einspritzen eines zweiten Schusses Material in die
zweite Kammer solcherart, dass das Material zwischen den ersten
Schuss und den zurückziehbaren
Kern fließt.
Der Schritt des Einspritzens des zweiten Schusses Material erfolgt
bevorzugt, bevor der erste Schuss Material vollständig ausgehärtet ist,
um die Arbeitsablaufzeit zu verringern und die Bindung zwischen
den jeweiligen Schüssen
zu verbessern.
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In
wieder einem anderen Aspekt der vorliegenden Erfindung umfasst ein
Bauteil für
einen Fahrzeuginnenraum einen ersten Hautabschnitt und einen zweiten
Hautabschnitt, die aneinander anliegen. Der erste Hautabschnitt
umfasst eine A-Fläche
und eine B-Fläche,
die sich entlang eines vorderen Randes der ersten Haut schneiden
und zusammen einen allgemein geneigten Abschnitt bilden. Der erste
und der zweite Hautabschnitt bilden zusammen eine Sichtfläche, die zum
Fahrzeuginneren hin freiliegt und bilden zusammen eine Vertiefung,
die entlang des vorderen Randes der ersten Haut verläuft.
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Weitere
Aufgaben, Merkmale und Vorteile der vorliegenden Erfindung erschließen sich
dem Fachmann ohne weiteres aus dem Studium der folgenden Beschreibung
anhand der Zeichnungen und Ansprüche,
die der vorliegenden Patentschrift beigefügt sind und deren Bestandteile
sie bilden.
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KURZBESCHREIBUNG DER ZEICHNUNGEN
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1 ist
eine Querschnittsansicht einer Spritzgussanordnung zum Gießen eines
Bauteils für einen
Fahrzeuginnenraum, die die Prinzipien der vorliegenden Erfindung
umsetzt.
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2 ist
eine vergrößerte Ansicht
der Spritzgussanordnung entlang der Linie 2-2 in 1 mit
einer oberen und einer unteren Form, die zusammen einen Formhohlraum
bilden, und mit einem zurückziehbaren
Kern, der in einem Schacht der unteren Form angeordnet ist.
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3 ist
eine vergrößerte Ansicht
der Spritzgussanordnung in 2, in der
eine erste Kammer des Formhohlraums mit einem ersten Schuss Material
gefüllt
wurde.
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4 ist
eine vergrößerte Ansicht
der Spritzgussanordnung in 3, in der
der Kern in eine zurückgezogene
Position bewegt wurde.
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5 ist
eine vergrößerte Ansicht
der Spritzgussanordnung in 4, in der
eine zweite Kammer des Formhohlraums teilweise mit einem zweiten Schuss
Material gefüllt
ist.
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6 ist
eine vergrößerte Ansicht
der Spritzgussanordnung in 5, in der
die zweite Kammer des Formhohlraums vollständig mit dem zweiten Schuss
Material gefüllt
ist.
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7 ist
eine vergrößerte Querschnittsansicht
einer alternativen Ausführungsform
einer Spritzgussanordnung zum Gießen eines Bauteils für einen Fahrzeuginnenraum,
die die Prinzipien der vorliegenden Erfindung umsetzt.
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8 ist
eine vergrößerte Querschnittsansicht
einer weiteren Ausführungsform
einer Spritzgussanordnung zum Gießen eines Bauteils für einen Fahrzeuginnenraum,
die die Prinzipien der vorliegenden Erfindung umsetzt.
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DETAILLIERTE BESCHREIBUNG
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In
den Zeichnungen zeigt 1 eine Spritzgussanordnung 10 zum
Gießen
eines Bauteils 12 (6) für den Innenraum
eines Kraftfahrzeugs. Die Spritzgussanordnung 10 umfasst
allgemein eine untere Form 14, eine obere Form 16,
einen zurückziehbaren
Kern 18, der in einem Schacht 20 der unteren Form 14 angeordnet
ist, und ein Paar Einspritzanordnungen 22, 24 zum
Zuführen
geschmolzenen Materials. Die Formen 14, 16 bilden
zusammen einen Formhohlraum 26, und die obere Form teilt
zusammen mit dem zurückziehbaren
Kern 18 den Hohlraum 26 in eine erste Kammer 28 und
eine zweite Kammer 30. Genauer ist der zurückziehbare
Kern 18 in dem Schacht 20 zwischen einer ausgefahrenen
Position 34 (1, 2 und 3)
und einer offenen Position 36 (4, 5 und 6)
verschiebbar. Befindet sich der zurückziehbare Kern 18 in
der ausgefahrenen oder geschlossenen Position 34, liegt
eine Anliegefläche 38 an
einer Trennwand 32 an, die an der Gussformoberfläche der
oberen Form 16 gebildet ist und zum Schacht 20 hin
verläuft.
Mit diesem Kontakt teilt der Kern 18 den Hohlraum 26 in
die erste und die zweite Kammer 28, 30.
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In 2 ist
der zurückziehbare
Kern 18 detaillierter dargestellt und umfasst die Anliegefläche 38 zur
Berührung
mit der Trennwand 32 und einen geneigten Abschnitt 40,
um den gewünschten
Fluss des geschmolzenen Materials zu bewirken. Die geneigte Oberfläche 40 ist
gegen die Anliegefläche 38 in
eine Richtung von der oberen Form 16 weg geneigt. Wie nachfolgend
vollständiger
erläutert
wird, bildet diese Oberfläche 40 eine
Designlinienanordnung an einem ersten Schuss Material, der in den ersten
Formhohlraum 28 eingespritzt wird. Diese geneigte Designlinienanordnung
fördert
den Druck auf die Rückseite
des ersten Schusses während
des zweiten Schusses Material und dichtet somit den ersten Schuss
wirksam gegen die Form 16 ab, um ein Überfließen entlang der Designlinie 63 zu
hemmen. Mit anderen Worten bildet der geneigte Abschnitt 40 allgemein
eine negative Neigung, gemessen entlang den in 2 dargestellten
Achsen 42, 44, zur Reduzierung des Überfließens.
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Aufgrund
ihrer Höhe
ist die Trennwand 32 in der Lage, das geschmolzene Material
des ersten Schusses, das sich in der ersten Kammer 28 befindet,
im Wesentlichen abzuschirmen und auch die Verringerung des Überfließens zu
unterstützen.
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Wie
in 1 und 3 dargestellt, führt die erste
Einspritzanordnung 22 einen ersten Schuss 50 geschmolzenen
Materials durch einen ersten Einspritzanschluss oder eine erste
Einspritzleitung 52 zu und in die erste Kammer 28 des
Hohlraums 26. Der erste Schuss bewegt sich allgemein auf
einer ersten Schussbahn in die Richtung des Pfeils 54.
Genauer füllt
bei geschlossenem Kern 18 der erste Schuss 50 die
erste Kammer 28 bevorzugt vollständig aus, so dass der erste
Schuss 50 an der Trennwand 32 anliegt.
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Der
erste Schuss 50 geschmolzenen Materials bildet eine erste
Hautkomponente 58 des Bauteils 12. Die erste Hautkomponente 58 kann
aus jedem geeigneten Material wie etwa aus einem Thermoplast bestehen.
Da sie typisch vom Fahrzeuginnenraum her sichtbar ist, besteht die
erste Hautkomponente 58 bevorzugt aus einem geschmolzenen
Material mit einer wünschenswerten
Farbe, so dass Lackieren und/oder Färben unnötig wird.
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Nachdem
der erste Schuss 50 geschmolzenen Materials die erste Kammer 28 füllt und
ausreichend abgekühlt
ist, um seine Form zu bewahren, wird der Kern 18 in seine
zurückgezogene
oder offene Position 36 zurückgezogen, wie in 4 dargestellt.
Der zurückziehbare
Kern 18 kann bevorzugt zurückgezogen werden, ohne die
Spritzgussanordnung 10 zu öffnen. Die Konstruktion von
zurückziehbaren
Kernen ist allgemein bekannt, und daher wird auf eine weitere ausführliche
Beschreibung verzichtet.
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Obschon
der zurückziehbare
Kern 18 zu jedem beliebigen Zeitpunkt, nachdem der erste
Schuss 50 in die erste Kammer 28 geleitet wurde
und sich der erste Schuss so weit abgekühlt hat, dass er ihre Form
behält,
in die offene Position 36 zurückgezogen werden kann, erfolgt
das Zurückziehen
bevorzugt, wenn der erste Schuss 50 noch nicht vollständig ausgehärtet ist.
Genauer wird der zurückziehbare
Kern 18 bevorzugt 10 Sekunden oder früher zurückgezogen, nachdem die erste
Kammer 28 vollständig
mit geschmolzenem Material gefüllt
wurde. Durch das Zurückziehen
des Kerns 18 kurz nach Zuführung des ersten Schusses 50 kann
die Gesamtarbeitszeit für das
fertige Bauteil reduziert werden, womit die Produktivität erhöht und die
Fertigungskosten verringert werden. Außerdem werden durch das relativ
schnelle Zurückziehen
des Kerns 18 und das Zuführen des zweiten Schusses unerwünschte Leerstellen oder Fehler
in demjenigen Abschnitt des Bauteils 12, den der erste
Schuss 50 bildet, verringert. Genauer schrumpft geschmolzenes
Material beim Abkühlen zusammen
und kann dabei Spalte zwischen dem Spritzling und den Formen 14, 16 erzeugen.
Diese Spalte können Überfließen und/oder
eine Fehlausrichtung der Teile während
späterer
Phasen des Gießprozesses
fördern,
wie an späterer
Stelle erläutert
wird.
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Während sich
der zurückziehbare
Kern 18 in die zurückgezogene
Position 36 bewegt, wird die zweite Kammer 30 vergrößert, und
eine B-Fläche 60 des
ersten Schusses 50 bildet teilweise die vergrößerte zweite
Kammer. In der vorliegenden Verwendung bezeichnet der Begriff „B-Fläche" eine Fläche, die
im normalen Gebrauch des Fahrzeugs nicht zum Fahrzeuginnenraum hin
freiliegt. Ein Abschnitt der B-Fläche 60, der der Fläche 40 des
Kerns 18 entspricht, bildet nun eine Auflauffläche 41,
die an die Designlinie 63 oder den Rand 63 des
Abschnitts der Komponente angrenzt, die von dem ersten Schuss 50 gebildet
wird. Diese Auflauffläche 41 erstreckt
sich allgemein vom Ende der Designlinie 63 in eine solche Richtung,
dass die Stärke
des ersten Schusses 50 allgemein auf die nominale Stärke der
Komponente zunimmt.
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Danach
führt die
zweite Einspritzanordnung 24 einen zweiten Schuss 62 geschmolzenen
Materials durch den zweiten Einspritzanschluss oder die zweite Einspritzleitung 64 in
die vergrößerte Kammer 30 des
Hohlraums 26 ein. Der zweite Schuss 62 fließt entlang
einer zweiten Schussbahn, die allgemein mit dem Pfeil 66 angegeben
ist. Während
der zweite Schuss 62 die zweite Kammer 30 füllt, fließt ein vorderer
Rand 68 des zweiten Schusses 62 an der Trennwand 32 vorbei
und stößt auf die Übergangsfläche 41 des
ersten Schusses 50. Infolge der geneigten Form dieser Fläche 41,
werden die Designlinie 63 und der erste Schuss 50 durch
den Druck, den der zweite Schuss 62 ausübt, in die obere Form 16 gedrückt oder
gepresst. Der zweite Schuss 62 fließt weiter, bis die vergrößerte zweite
Kammer 30 vollständig
gefüllt
ist und der vordere Rand 68 des zweiten Schusses 62 an
einer Seitenwandung 69 des Schachts 20 anliegt.
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Nach
dem Füllen
der vergrößerten zweiten Kammer 30 tritt
der Gießprozess
in eine Phase ein, die als „Verdichtungs-
und Haltephase" des
Gießarbeitsablaufs
bezeichnet wird. Während
dieser Phase wird über
den zweiten Schuss 62 Druck ausgeübt, der beide Schüsse gegen
die Hohlraumseite oder die A-Flächenseite
der oberen Form 16 drückt.
Der vom zweiten Schuss 62 ausgeübte Druck dichtet die Designlinie 63 wirksam
gegen den ersten Schuss 50 gegen die obere Form 16 ab
und lässt
nicht zu, dass der zweite Schuss 62 auf die A-Flächenseite
des ersten Schusses 50 überfließt, womit
bei dem fertigen Bauteil eine klare Designlinie 63 ohne Überfließen gewährleistet
wird.
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Der
zweite Schuss 62 geschmolzenen Materials bildet einen zweiten
Hautabschnitt 70 des Bauteils 12. Der zweite Hautabschnitt 70 kann
aus jedem geeigneten Material wie etwa einem Thermoplast bestehen.
Da er typisch vom Fahrzeuginnenraum her sichtbar ist, besteht der
erste Hautabschnitt 70 bevorzugt aus einem geschmolzenen
Material mit einer wünschenswerten
Farbe, so dass Lackieren und/oder Färben unnötig wird. Es kann wünschenswert
sein, dass die Farben der jeweiligen Hautabschnitte 58, 70 unterschiedlich
sind, so dass das Bauteil 12 ein Erscheinungsbild mit zwei
Farbtönen aufweist.
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Wie
in den Figuren ersichtlich, erstreckt sich die Trennwand 32 über eine
Strecke, die im Wesentlichen gleich der Stärke des ersten Schusses 50 ist. Aufgrund
ihrer Höhe 46 kann
die Trennwand 32 im Wesentlichen die Designlinie 63 des
ersten Schusses 50 gegen den zweiten Schuss 62 geschmolzenen
Materials abschirmen und das Überfließen reduzieren.
Genauer leitet die Trennwand 32 den Fluss des zweiten Schusses 62 um
den ersten Schuss 50 herum und auf die geneigte Fläche 41,
die den ersten Schuss 50 in die obere Form 16 presst.
Daher ist es wahrscheinlicher, dass der umgeleitete zweite Schuss 62 Material
in die vergrößerte zweite
Kammer 30 fließt,
statt zwischen den ersten Schuss 50 und die obere Form 16 überzufließen.
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Ebenfalls
infolge der Höhe 46 der
Trennwand 32 ist der zweite Schuss 62 solcherart
geformt, dass seine A-Fläche
etwa die gleiche „wahrgenommene" Höhe aufweist
wie die A-Fläche
des ersten Schusses 50. Die Trennwand 32 bildet
damit die Verbindung oder Linie zwischen den beiden Hautabschnitten
entlang der A-Fläche
des fertigen Bauteils.
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Um
das nützliche
Drücken
des ersten Schusses 50 an die Hohlraumflächen der
oberen Form 16 zu maximieren, ist der Winkel der Übergangsfläche 41 flach
und bildet bevorzugt in Bezug auf eine horizontale Achse 42 (oder
allgemein die A-Fläche
des ersten Schusses 50) einen Winkel, der kleiner oder gleich
45 Grad ist. Bevorzugter beträgt
der Winkel etwa 25 Grad oder weniger.
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Nachdem
die vergrößerte zweite
Kammer 30 vollständig
mit dem zweiten Schuss 62 gefüllt wurde, lässt man
den ersten und den zweiten Hautabschnitt 58, 70 abkühlen, die
Form wird geöffnet
und das Bauteil 12 entnommen. Die Hautabschnitte 58, 70 lässt man
bevorzugt über
einen Zeitraum abkühlen,
der länger
als die Zeit zwischen dem ersten und dem zweiten Schuss ist, damit
das fertige Bauteil 12 vor der Entnahme im Wesentlichen
ausgehärtet
ist. Genauer lässt
man das Bauteil 12 vor der Entnahme aus der Spritzgussanordnung 10 bevorzugt
30 Sekunden lang oder länger
aushärten.
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Wie
in 6 dargestellt, bildet der erste Hautabschnitt 58 eine
A-Fläche,
die die A-Fläche
des zweiten Hautabschnitts 70 schneidet. Der erste und der
zweite Hautabschnitt 58, 70 bilden somit zusammen
eine Sichtfläche 77, 78,
die zum Fahrzeuginnenraum hin freiliegt.
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In 7 ist
eine alternative Ausführungsform der
vorliegenden Erfindung dargestellt. Diese Ausführungsform unterscheidet sich
von der vorhergehenden Ausführungsform
darin, dass die Spritzgussanordnung 110 einen zurückziehbaren
Kern 118 mit einem allgemein gekrümmten geneigten Abschnitt 140 aufweist,
statt eines flachen Abschnitts 40. Demzufolge umfasst der
erste Hautabschnitt 158 einen allgemein gekrümmten geneigten
Abschnitt 141, so dass der zweite Schuss 162 Material
den ersten Hautabschnitt 158 zur oberen Form 116 drückt.
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In 8 ist
eine weitere alternative Ausführungsform
der vorliegenden Erfindung dargestellt. In dieser Ausführungsform
weist die Spritzgussanordnung 210 einen zurückziehbaren
Kern 218 mit einem allgemein flachen Abschnitt 282 und
einem nach oben (zur oberen Form 216) geneigten Abschnitt 284 auf.
Infolgedessen umfasst der erste Schuss 250 einen entsprechenden
flachen Abschnitt 283 und einen nach oben geneigten Abschnitt 285.
Diese Anordnung bewirkt, dass der zweite Schuss 262 Material entlang
einer horizontalen Achse 42 oder eines Fließwegs mit
minimalen Reaktionskräften
fließt,
wenn er den flachen Abschnitt 283 passiert, und dass er
nach oben fließt
(relativ zur vertikalen Achse 44), wenn er den geneigten
Abschnitt 285 passiert. Dies zwingt die Ausrichtung des
ersten Schusses 250 nach oben und nach links (in 8),
was das Anliegen des ersten Schusses 250 an der oberen
Form 216 weiter fördert.
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Die
vorangegangene ausführliche
Beschreibung soll daher als illustrativ und nicht als begrenzend
betrachtet werden, und es versteht sich, dass es die folgenden Ansprüche sind,
einschließlich
aller Äquivalente,
die den Sinn und den Schutzumfang der vorliegenden Erfindung bestimmen
sollen.
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- 2
- Schnittlinie
- 10
- Spritzgussanordnung
- 12
- Bauteil
- 14
- untere
Form
- 16
- obere
Form
- 18
- zurückziehbarer
Kern
- 20
- Aufnahmeschacht
- 22
- erste
Einspritzanordnung
- 24
- zweite
Einspritzanordnung
- 26
- Formhohlraum
- 28
- erste
Kammer
- 30
- zweite
Kammer
- 32
- Trennwand
- 34
- ausgefahrene
(geschlossene) Position des Kerns
- 36
- zurückgezogene
(offene) Position des Kerns
- 38
- Anliegefläche
- 40
- geneigter
Abschnitt des Kerns, geneigte Oberfläche
- 41
- Auflauffläche
- 42
- horizontale
Achse
- 44
- vertikale
Achse
- 46
- Höhe der Trennwand
- 48
- Stärke des
ersten Schusses
- 50
- erster
Schuss
- 52
- erste
Einspritzleitung
- 54
- Richtung
des ersten Schusses
- 56
- vorderer
Rand des ersten Schusses
- 58
- erste
Hautkomponente
- 60
- B-Fläche des
ersten Schusses
- 62
- zweiter
Schuss
- 63
- Designlinie,
Rand
- 64
- zweite
Einspritzleitung
- 66
- Richtung
des zweiten Schusses
- 68
- vorderer
Rand des zweiten Schusses
- 69
- Seitenwandung
- 70
- zweiter
Hautabschnitt
- 72
- Richtung
- 74
- Neigungswinkel
- 77
- Sichtfläche
- 78
- Sichtfläche
- 110
- Spritzgussanordnung
- 116
- obere
Form
- 118
- zurückziehbarer
Kern
- 140
- gekrümmter geneigter
Abschnitt des Kerns
- 141
- gekrümmter geneigter
Abschnitt des ersten Hautabschnitts
- 158
- erster
Hautabschnitt
- 162
- zweiter
Schuss
- 210
- Spritzgussanordnung
- 216
- obere
Form
- 218
- zurückziehbarer
Kern
- 232
- Trennwand
- 250
- erster
Schuss
- 262
- zweiter
Schuss
- 282
- flacher
Abschnitt des Kerns
- 283
- flacher
Abschnitt des ersten Schusses
- 284
- nach
oben geneigter Abschnitt des Kerns
- 285
- nach
oben geneigter Abschnitt des ersten Schusses
- 290
- Fläche der
oberen Form