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Die
Erfindung betrifft Impfstämme mit abgestuften Koloniegrößen/Attenuierungen
und eine für alle bakteriellen Seuchen- und Krankheitserreger
gleichermaßen geeignete Methode, welche mit geringem Personal-,
Material- und Zeitaufwand potentielle Impfstämme für
unter Feldbedingungen absolut stabile Lebendvakzinen mit gewünschter
Attenuierungshöhe bereitstellt. Hierbei wird die Stoffwechseldrift
(Stwd)-Attenuierung benutzt.
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Den
Sicherheitsanforderungen der WHO – gefordert werden zwei
unabhängig voneinander virulenzreduzierende Attenuierungsmarker – wird
mit Stämmen, welche drei bzw. vier (fünf wäre
möglich, aber eher akademisch) verschiedene Stwd-Marker
besitzen, mehr als entsprochen. Über eine orientierende
Koloniegrößen-Bestimmung (Generationszeit(GT)-Verlängerung)
im Vergleich zum Wildstamm kann die schrittweise abgestufte Attenuierung
(GT als Attenuierungsäquivalent) eingeschätzt
werden. Auf Grund der Möglichkeit zur Angleichung des Attenuierungsgrades
an die Wirtsempfänglichkeit lassen sich nicht-vertretbare
Nebenwirkungen bei Impfungen vermeiden.
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Unbeschadet
der zahlreich vorgestellten potentiellen Impfstämme und
der großen Möglichkeiten moderner Gentechnik gibt
es noch nicht für alle bakteriellen Seuchen- und Krankheitserreger
uneingeschränkt überzeugende Lebendvakzinen. Grund
hierfür ist vermutlich der beträchtliche Zeit-
und Kostenaufwand für solche Entwicklungen. Hinzu kommt,
dass die vielversprechenden Entwicklungen der letzten Jahre oft
noch im Versuchsstadium sind. Übersehen wurde bislang die
Möglichkeit, kurzfristig mittels Stwd-Auslese Impfstämme bereitstellen
zu können, bei denen trotz Markerkopplungen keine Überattenuierung
vorliegt. So ist aus der
EP 026
352 88 B1 ein Salmonella-Lebendimpfstoff mit Wirtsspezies-angepassten
Attenuierungshöhen und antiepidemischer Potenz, aus der
DD 294 420 A5 ein
Verfahren zur Herstellung von Lebendimpfstoffen gegen Listeriose,
aus der
US 6,136,325 ein
Lebendimpfstoff mit vermindertem Risiko für Menschen und
aus der
US 5,792,452 ein
Salmonella-Lebendimpfstoff mit erhöhter Stabilität
bekannt. In den genannten Patentschriften ist auch der bekannte
Stand der Technik auf diesem Gebiet ausführlich referiert.
Bekannt sind mittels Stwd(Antibiotika-Resistenz)-Mutationen isolierte
Ribosomen (Streptomycin), DNA-Replikations(Nalidixinsäure)-
sowie RNA-Polymerase (Rifampicin)-Mutanten mit abgestuften Attenuierungshöhen
und deren gezielte Kopplung zu Prototyp-Impfstämmen mit
zwei unabhängig voneinander virulenzreduzierenden Markern.
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Die
Praxisrelevanz dieser auf einzelne Stämme bezogenen Entwicklung
wurde am Beispiel von Salmonellen, Shigellen und Listerien im Tierversuch,
durch klinische Prüfung Stufe I, über klinische
Erprobung und in zwei Feldversuchen nachgewiesen und inzwischen
durch eine über zehnjährige Anwendung der Vakzinen
VacT und VacE bestätigt (Linde, K. et al. Vaccine
1991, 9, 101–105; Linde, K. Zbl. Bakt.
Hyg. I. Abt. Orig. A 1981, 249, 350–361; Kirsch,
W.D. und Mitarb. Klinische Prüfung Stufe I von Typhus Oral
Impfstoff, Leipzig 21.06.1989; Dentchev, V. et
al. Vaccine 1990, 8, 30–34; Linde, K.
et al. Vaccine 1990, 8, 278–282; Linde,
K. et al. Vaccine, 1990, 8, 25–29; Linde,
K. et al. Vaccine 1992, 10, 337–340; Linde,
K. et al. Vaccine 1995, 13, 923–926; Linde,
K. et al. Tierärztl. Umschau 1996, 51, 23–31).
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Ferner
wurde am Beispiel von Salmonella Typhimurium mittels Transduktion
gezeigt, dass bei der Stwd die „Resistenz und Attenuierung"
eine funktionelle Einheit bilden (
Linde, K. et al. Vet.
Microbiol 1998, 62, 121–134). Außerdem
von Bedeutung ist, dass in Bouillonkultur-Passagen von VacT und
VacE sich anreichernde Revertanten mit verkürzten GT, die
zwischen Originalimpfstamm und Wildstamm liegen, unvermindert attenuiert
sind (
US 5,792,452 ).
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Ferner
ist erwähnenswert, dass unter Resistenzmutanten gegen toxische
Substanzen ebenfalls attenuierte Stwd-Klone auftreten (Linde,
K und Mitarb. Zbl Bakt. Hyg. I Abt. Orig. A 1981, 250, 478–489).
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Die
damit verbundene theoretische Vorstellung zur Stwd war, dass die
attenuierenden Antibiotika Resistenzmutationen – im Vergleich
zur klinisch problematischen chromosalen Resistenz – andere
Sequenzen im entsprechenden Gen betreffen. Zwischenzeitlich berichteten
mehrere Autoren, dass Antibiotika-Resistenzmutationen generell einen
Fitnessverlust bedingen, welcher in der Regel über eine
Zweitmutation kompensiert wird (Andersson, D.I. Current
Opinion in Microbiology 2003, 6, 452–456; Björkmann,
J. et al. Science 2000, 287, 1479–1482; Gillepsi,
St. H. and McHugh, T.D. Trends Microbiol. 1997, 5, 337–339; Spratt,
B.G. Curr. Biol. 1996, 6, 1219–1221).
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Einzelne
Klone behalten jedoch eine mehr oder weniger ausgeprägte
Attenuierung (Andersson, D.I. et al. In: Antibiotic Development
and Resistence, ed. Hughes, D. and Andersson, D.I.; Taylor
and Francis, London 2001, 155–162; Andersson,
D.I. and Levin, B.R. Curr. Opin. Microbiol 1999, 2, 489–493; Björkmann,
J. and Andersson, D.I. Drug Resistance Updates 2000, 3, 237–245;
Giraud, E. et al. Journ. of Medical Microbiol. 2003, 52, 697–703; Gustafsson,
I. et al. Journ. of Antimicrob. Chemother. 2003, 52, 258–263)
und entsprechen somit der sogenannten Stwd-Definition.
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Diese
neueren und ergänzenden Fakten in Verbindung mit
- – Einsichten zu evolutionären
Vorgängen (Bayliss, Ch.D. and Moxon, E.R. SAM Neves
2002, 68, 549–555; Lenski, R.E. and Travisano,
M. Proc. Natl. Acad. Sci. USA 1994, 91, 6808–6814; Levin,
B.R. Genetics 2000, 154, 985–997; Müller,
H.E. Mikrobiologe 1997, 7, 204–208; Wolf-Watz,
H. and Miller, V.L. Curr. Opinion in Microbiol 2003, 6, 3–6),
- – dem nur in vitro möglichen Nachweis von
spontan auftretenden attenuierten Klonen (Linde, K. et al.
Vet. Microbiol. 1998, 62, 121–134; Giraud,
E. et al. Antimicrob. Agents Chemother. 1999, 43, 2131–2137; Nilsson,
A.I. et al. Antimicrob. Agents Chemother. 2003, 47, 2850–2858),
- – der auf beiderseitiges Überleben orientierenden
Erreger-Wirt-Wechselwirkung (Fenner, F. and Racliffe, F.N.
Myxomatosis, Cambridge, University Press 1965; Myers,
K. et al. J. Hyg. (Camb) 1954, 52, 337–360) und
- – der etwa im Ein-Promille-Bereich liegenden Häufigkeit
von Mutanten mit vermutlich evolutionärem Vorteil (Hofemeister,
J. und Böhme, H. Wissenschaft und Fortschritt 1982, 32,
90–94)
haben zu neuen Erkenntnissen beigetragen,
die zu einem umfassenderen, mithin neuen Verständnis der
biologisch vorprogrammierten Stwd führen.
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Die
Aufgabe der Erfindung besteht darin, dass mittels eines mit Stwd-Mutationen
arbeitenden Verfahrens (Zwei-), Drei- und Viermarker-Mutanten isoliert
werden, wobei jede Einzelmutation eine zusätzlich geringe Attenuierung
aufweist, so dass Mehrmarker-Impfstämme ohne Überattenuierung
entstehen. Diese sind als potentielle Impfstämme zur Herstellung
von Lebendvakzinen einsetzbar.
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Die
Aufgabe wird erfindungsgemäß gelöst durch
die im Anspruch 1 beanspruchten Impfstämme und durch das
im Anspruch 5 beanspruchte Verfahren zu deren Isolierung. Impfstämme
und Verfahren werden in weiteren Ansprüchen vorteilhaft
ausgestaltet. Wesentliches Merkmal ist, dass mittels eines mit Stwd-Mutationen
arbeitenden Verfahrens (Zwei-), Drei- und Viermarker-Mutanten isoliert
werden, welche eine gewünschte Attenuierungshöhe
besitzen und als potentielle Impfstämme zur Herstellung
von Lebendvakzinen eingesetzt werden.
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Der
Erfindung liegt die Erkenntnis über ein neues Verständnis
der biologisch vorprogrammierten Stwd zu Grunde, das nachfolgend
beschrieben wird:
- • Ribosomen und
essentielle Enzyme realisieren (u. a.) mittels Drift die Wirts-/bzw.
Umweltanpassung.
- • Antibiotika – Nährböden
simulieren gleichzeitig
– eine toxisch veränderte,
für noxenresistente Mutanten aber geeignete Umwelt,
– einen
hochempfänglichen Wirt, der attenuierte (Resistenz-)Klone
nicht eliminiert.
- • Antibiotika, wie z. B. Sm, Rif, Fusidinsäure
(Fus) und Fosfomycin (Pho), erweisen sich unter diesem Blickwinkel
als Werkzeuge der Molekularbiologie und sind – bezogen
auf den speziellen Stwd-Klon – praxisrelevante Attenuierungsmarker
(Linde, K. et al. Vet. Microbiol. 1998, 62, 121–134).
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Daraus
ergibt sich:
- 1. Eignung der Stwd-Attenuierung
für alle Bakterien
Über Stwd-Mutanten und
Impfstämme von Salmonellen, Shigellen und Listerien liegen,
wie bereits offenbart, praxisrelevante Erfahrungen vor. Die problemlose
Stwd-Attenuierung nunmehr auch bei E. coli, Staphylococcus aureus,
Bacillus cereus und Clostridium perfringens ermöglicht
die Aussage: Die Stwd als Methode zur Attenuierung eignet sich für
alle Bakterien.
- 2. Eignung der Sm-id Zweimarker-Klone von aerob wachsenden Bakterien
als Ausgangsstämme für den Einbau von Rif- und/oder
Fus- und/oder Pho-Stwd-Markern
Die dadurch entstehenden Drei-
und Viermarker-Impfstämme sind unter Feldbedingungen absolut
stabil.
Zu den Sm-id Stämmen sind erläuternde
Hinweise angebracht: Die Proteinsynthese am Ribosom zeigt in Größenordnungen
ein misreading mit Einbau falscher Aminosäuren. Dieses
misreading kann durch Mutationen erhöht oder gesenkt werden.
(Acken, U. Mol. Gen. Genet. 1975, 140, 61–68; Bjare,
U. and Gorini, L. J. Mol. Biol. 1971, 57, 423–435; Björkmann,
J. et al. Mol. Microbiol. 1999, 31, 53–58; Hasenbank,
R. et al. Mol. Gen. Genet. 1973, 127, 1–18; Jorgensen,
F. and Kurland, G. J. Mol. Biol. 1990, 215, 511–521; Hill, W.E.
et al. The Ribosome: structure, function & evolution, Washington, D.C.: American
Society for Microbiology 1990).
Ein Sonderfall mutativ
veränderter Ribosomenproteine ist die Sm-Dependenz (Sm-d:
Wachstum nur mit Sm) und deren Mutation zur Sm-Independenz (Sm-id).
Letztere Mutanten mit zwei unabhängig voneinander attenuierenden
Mutationen (Likhoded, V.G. and Shuster, B. Yu. Zh. Microbiol
(Moscow) 1976, 3, 23–28 (in Russian); Shuster,
B.Y. et al. Zh. Microbiol (Moscow) 1971, 12, 58–42 (in
Russian)) zerfallen in ein Spektrum von Klonen mit unterschiedlich
verlängerten Generationszeiten (GT) bzw. verminderten Koloniegrößen
und entsprechend korrelierendem Attenuierungsgrad (Blatz,
R. und Knoll, E. Promotion A. Medizinische Fakultät, Universität
Leipzig 1974; Linde, K. und Keller, H.P. Arch exper.
Vet. Med. Leipzig 1976, 30, 845–851; Linde,
K. und Keller, H.P. Zschr. f. ges. Hyg. und Grenzgebiete 1978, 24,
6, 452–458). Diese an sich idealen Impfstämme,
welche den Sicherheitskriterien der WHO vollauf entsprechen (WHO
1972, World Health Org., Tech. Rep. Ser. 500, p. 25), wurden in
den 60 er und 70 er Jahren von den damaligen Experten irrtümlich
sowie pauschal als virulente Rückmutanten verworfen. Diese
Fehleinschätzung bewirkte offensichtlich, dass sich die
Etablierung der Stwd als Methode um etwa 25 Jahre verzögerte.
Als Folge dessen ist in dem 1990 erschienenen Standardwerk zum Ribosom
kein Kapitel zu Sm-d und Sm-id Mutanten enthalten (Rill,
W.E. et al. The Ribosome: structure, function & evolution, Washington, D.C.: American
Society for Microbiology 1990) und die Sm-id Attenuierung
eines Brucella melitensis-Lebendimpfstoffes nur aus der Erstpublikation
ersichtlich (Elberg, S.S. and Faunce, K. J. Bacteriol. 1957,
73, 211–220). Spätere Publikationen und
Lehrbücher bezeichnen ohne weitere Erklärung diese
Vakzine nur mit Rev 1.
- 3. Einbau einer dritten Sm-Stwd-Attenuierung in ausgewählte
Sm-id Klone
Die Mehrzahl der Sm-id Mutanten verliert das Merkmal
Sm-Resistenz und hat gegenüber dem Wildstamm einen nur
um etwa den Faktor 2 erhöhte MIC für Sm. Überraschenderweise
konnten wir feststellen, dass sich in diese Sm-id Klone vorteilhaft
eine weitere Sm-Stwd-Mutation einführen lässt,
so dass dann Mutanten mit drei Ribosomen-Mutationen vorliegen.
Anmerkung:
In diese Sm-id/Sm-Stwd Klone können außerdem anschließend – entsprechend
2. vorstehend – wahlweise Rif-, Fus- und/oder Pho-Stwd
Mutationen als vierter (und akademisch fünfter) Marker
eingeführt werden.
- 4. Eignung der Fus(Elongationsfaktor G) – und Pho(Zellwandveränderungen)-Resistenzmutation
zur Gewinnung von Stwd-Mutanten mit abgestuften Koloniegrößen/Attenuierungsgraden
Erläuterung
zur Problematik: Clostridien und Anaerobier generell sind absolut
Sm-resistent (Fehlen eines Transportsystems durch die Zellwand:
Bryan, L.E.et al. Antimicrob. Agents Chemother. 1979, 15, 7–13),
so dass eine Sm- und Sm-id Stwd entfällt. Für
eine wenigstens Zweimarker-Attenuierung war zumindest ein zusätzlicher
Stwd-Marker notwendig. Überraschenderweise erwies sich
die Fus- und Pho-Stwd-Resistenzmutation als gut geeignet, so dass
sich von Clostridium perfringens problemlos Rif-, Fus- und Pho-Stwd-Klone
mit abgestuften Koloniegrößen herstellen ließen.
Sinnvolles Einsatzgebiet wären z. B. Hochleistungskühe
und ihre Kälber, die bei starker Kontamination des Futters
mit Clostridium perfringens deutliche Leistungseinbussen, verminderte
Käsereitauglichkeit der Milch sowie Durchfälle
zeigen. Eine orale Impfung mit attenuierten Stämmen lässt
eine antitoxische Grundimmunität und damit die Problemlösung erwarten.
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Bei
jedem neu vorgestellten Attenuierungprinzip sowie dessen angestrebter
Nutzung für die Herstellung von Lebendimpfstoffen wird
von Experten und Rezensenten automatisch die Frage nach der Stabilität
dieser Stwd-Marker gestellt: Eine absolute genetische Stabilität
gibt es nicht, gefordert ist unter Feldbedingungen das Fehlen von
Rückmutanten zum Wildtyp. Für spontane Mutationen
wird eine Reversion zur vollen Virulenz mit etwa 10–8 angenommen.
Daher fordern die WHO-Security-Demands bezogen auf solche Vakzinen
zwei unabhängig voneinander attenuierende Mutationen (WHO,
1972 World Health Org. Tech. Rep. Ser. 500, p. 25). Die vorgestellte
erfindungsgemäße Lösung ermöglicht
problemlos den Einbau von drei bis vier virulenzreduzierenden Mutationen.
Dies ergibt eine Gesamtstabilität von etwa 10–24 bzw.
10–32, womit sich Diskussionen über
Stabilität erübrigen. Voraussetzung ist natürlich,
dass solche Klone über mindestens zehn Passagen geführt
werden und hierbei unvermindert die volle Wachstumsrestriktion aufweisen.
Diese Stabilität war bei unseren Untersuchungen die Regel.
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In
diesem Kontext sind zwei Hinweise bedeutsam:
- • Die
Reversion einer spontan attenuierten Shigella-Mutante zur Virulenz
erfolgte bei Probanden im Bereich von 109 bis
1010 oral verabreichten Keimen (DuPont,
H.L. et al. Symp. Series immunobiol. Standard 1971, 15, 213–218,
Karger, Basel/München/New York; Formal,
S.B. et al. ebenda p.73–8), ein in-vivo-Genrepair am
Beispiel der Enterotoxin-A-Subunit von Vibrio cholerae liegt bei ≤ 10–10, falls nicht als seltenes Ereignis ein
P-Fertilitätsfaktor vorkommt. (Kaper, J.B. et al.
Infect. Immun 1994, 62, 1480–1483). Hieraus kann
abgeleitet werden, dass unter Praxisbedingungen bereits Dreimarker-Stwd-Mutanten
hinsichtlich ihrer Stabilität vergleichbar sind mit Stämmen,
die zwei Deletionen aufweisen.
Für die ubiquitär
verbreiteten Clostridien dürfte, bei eventueller prophylaktischer
oraler Gabe an Hochleistungskühe, eine Zweimarker-Attenuierung
voll ausreichen.
- • Ein weiterer Diskussionspunkt ist die Antibiotikaresistenz
der Stämme, zumal das Robert Koch Institut (RKI) solche
Resistenzen als Erkennungsmarker ablehnt (Aktuell: RKI fordert
Verzicht auf Antibiotikaresistenz-Marker: Hyg. Med. 1999, 24, 273–274).
Wie bereits ausgeführt, besteht – nachgewiesen
am Beispiel Salmonella Typhimurium (Linde, K. et al. Vet.
Microbiol 1998, 62, 121–134) – bei der
Stwd eine funktionelle Einheit von Resistenz und Attenuierung, so
dass hier der klinisch geprägte Begriff „Resistenz"
im eigentlichen Sinne nicht zutrifft.
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Aus
dieser Darstellung der erfindungsgemäßen Lösung
lassen sich die methodischen Vorteile der Stwd und die sich hieraus
ergebende potentielle Praxisrelevanz wie folgt zusammenfassen:
- • anwendbar bei allen Bakterienspezies
- • abgestufte Attenuierung möglich
- • garantierte Stabilität durch (Zwei-), Drei-
oder Viermarker-Attenuierung
- • einfache klassische Arbeitsmethoden
- • geringer Personalaufwand (ein erfahrener Mikrobiologe
oder eine versierte technische Kraft genügen)
- • geringer Materialaufwand/eng begrenzter Geräteaufwand
- • geringer Zeitaufwand (potentielle Mehrmarker-Impfstämme
binnen etwa drei Monaten)
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Aus
diesen Verfahrensvereinfachungen ergibt sich eine Vielfalt möglicher
Anwendungskonzeptionen, von denen hier nur einige angeführt
werden sollen:
- • Lebendimpfstoffe,
wo wünschenswerte Vakzinen fehlen oder nicht überzeugen
- • Austausch inaktivierter Autovakzinen gegen (hoch?)
attenuierte Stämme, zur denkbaren Bekämpfung von z.
B. Staphylokokken-Rezidiven durch intrazellulär persistierende
small colony variants
Stwd-Mutanten und die für Rezidive
verantwortlichen small colony variants (Proctor, R.A. et
al. Nature Reviews/Microbiology 2006, 4, 295–305; Maloin,
F. et al. FEMS Immunol. Med. Microbiol. 2005, 45, 245–252) haben
offensichtlich differente Überlebensstrategien:
– Mutation
zur Attenuierung zwecks Anpassung an hochempfängliche Tierspezies
bzw.
– temporär latente intrazelluläre
Persistenz als Stressantwort des Erregers im immunkompetenten Wirt.
- • Mischvakzinen aus enterotoxischen u. a. E. coli:
z. B. zweimalige Gabe vor Reiseantritt in Problemländer zwecks
Grundimmunität gegen Kolonisationsfaktoren und L-Enterotoxin
- • Attenuierte Clostridien: Antitoxische Grundimmunität
bei Hochleistungs-Nutztieren
- • Sanierung von Tierbeständen als Reservoir
von Zooanthroponosen, z. B. EHEC, Campylobacter; sinngemäß wie
Einsatz von VacT und VacE zur Eliminierung von Salmonellen in Hühnerbeständen
-
Das
Verfahren zur Herstellung von Impfstämmen gestaltet sich
für Sm-sensible (bzw. in vitro durch Sm hemmbare) aerob
wachsende Keime und die absolut Sm (und Chinolonderivat)- resistenten
Anaerobier unterschiedlich.
- • Aerob
wachsende Bakterien
Zweckmäßig als erster
Schritt ist die Isolierung von Sm-d Mutanten und deren Reversion
zu Sm-id Stämmen, welche in ein Spektrum von Klonen mit
unterschiedlich abgestufter Virulenzreduktion aufspalten. Von diesen
Zweimarker-Mutanten (an sich bereits geeignete Impfstämme)
werden Klone mit gering bis moderater Koloniegrößen-Reduktion/Attenuierung
ausgewählt und vorteilhaft als Ausgangsstämme
für den weiteren Einbau von Rif-, Fus- und Pho-Stwd-Markern
mit jeweils schrittweise gering verminderten Koloniegrößen/zunehmender
Attenuierung verwendet. Die so entstandenen Drei- und Viermarker-Mutanten
sind unter Feldbedingungen absolut stabil.
Sonderfall: In Sm-id
Stämme mit weitgehend restaurierter Sm-Sensibilität
kann vorteilhaft eine Sm-Stwd als dritter (oder vierter) attenuierender
Marker eingebaut werden. Diese Stämme besitzen drei ribosomale
Mutationen.
Ferner ist bei Verzicht auf Sm-id Ausgangsstämme
die Isolierung von Dreimarker- und Viermarker-Mutanten möglich
unter Verwendung der Rif-, Fus-, Pho- und Sm-Stwd-Mutationen. Die
Reihenfolge der Marker-Einführung ist beliebig.
- • Strikt anaerob wachsende Bakterien
Infolge der
absoluten Sm-Resistenz werden zur Herstellung von Zweimarker-Mutanten
(Stabilität unter Praxisbedingungen gewährleistet)
vorteilhaft die Rif-, Fus- und Pho-Stwd-Mutationen verwendet. Auch
hier kann die Reihenfolge des Marker-Einbaus beliebig gewählt
werden.
-
In
der vorteilhaften Gestaltung des Verfahrens wird an den Beispielen
von Clostridium perfringens, Staphylococcus aureus ATCC 25923, Staphylococcus aureus
(rinderpathogen), Bacillus cereus und E. coli O:157 die generell
auf alle pathogenen Erreger übertragbare Prinziplösung „Stwd"
mit ihren Markerkombinationen demonstriert (Eignung der Stwd-Attenuierung
für Salmonellen, Shigellen und Listerien: siehe oben)
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Anmerkung:
Zwecks überzeugender Demonstration des Anliegens werden
im folgenden eindeutige Koloniegrößen-Unterschiede
ausgewählt. Für die Isolierung von Impfstämmen
zur Herstellung von Lebendvakzinen, welche zur Anwendung bei Menschen
und Nutztieren vorgesehen sind, ist eine exakte automatische GT-Bestimmung
angezeigt (GT als Attenuierungäquivalent: Linde,
K. et al. Vaccine 1990, 8, 278–282; ebenda 1991,
9, 101–105). Diese erfasst auch geringe – mit
bloßem Auge nicht sicher als Koloniegrößen-Differenzen erkennbare – Anhebungen
der Attenuierung. Mittels solcher GT-Bestimmung sind Drei- und Viermarker-Impfstämme
herstellbar, welche in der Größe/Attenuierung
etwa den Werten der in den Tabellen/Abbildungen gezeigten Sm-id
Zweimarker-Basisstämmen entsprechen.
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Die
demonstrierten Viermarker-Klone dürften, übertragen
auf pathogene Erreger, vermutlich überattenuiert sein.
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Im
Folgenden werden an acht Beispielen Mutanten mit abgestuften Koloniegrößen
demonstriert, welche durch die schrittweise Isolierung von (einem),
zwei (vorzugsweise Sm-id), drei und vier unabhängig voneinander
attenuierenden Stwd-Markern erhalten wurden.
- 1:
Clostridium perfringens: Zweimarker-Mutante Rif 7/Fus1
- 2: Staphylococcus aureus ATCC 25923: Dreimarker-Mutante Smi-id3/Fusll
- 3: Staphylococcus aureus (rinderpathogen): Dreimarker-Mutante
Sm-id2/Pho1
- 4: Bacillus cereus: Dreimarker-Mutante Sm-id2/Fus4
- 5: Staphylococcus aureus ATCC 25923: Viermarker-Mutante Sm-id3/Rif1/Fus1
- 6: Bacillus cereus: Viermarker-Mutante Sm-id1/Fusk/Rif1
- 7: Bacillus cereus: Viermarker-Mutante Sm-id2/Rif2/Pho5
- 8: Escherichia coli O 157: Viermarker-Mutante Sm-id5/Sm2/Fus4
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Hinweis:
Die jeweiligen Nummer bzw. Markierung des Stwd-Markers bezeichnen
den ausgewählten Klon.
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Durchschnittliche
Koloniegrößen der verwendeten Wildstämme
und ihrer Einmarker(I)-, Zweimarker(II)-, Dreimarker(III)- und Viermarker(IV)-Stwd-Mutanten:
Angegeben sind die Mittelwerte(Mw) in Millimetern und die Standardabweichung
(StAbw) (n = 10) der Koloniegrößen nach 20/48h
Bebrütungsdauer bei 37°C.
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-
Im
folgenden werden die erfindungsgemäßen Impfstämme
und das Verfahren zu deren Herstellung in Ausführungsbeispielen
näher beschrieben.
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Ausführungsbeispiele
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1. Bearbeitete Bakterien und Material 1.1. Wildstämme und Herkunft
Escherichia
coli O:157 | Friedrich
Löffler Institut Wusterhausen |
Staphylococcus
aureus | ATCC
25923 |
Staphylococcus
aureus (rinderpathogen) | Stammsammlung
Dr. Felgenträger und Co. Rodleben |
Bacillus
cereus | Stammsammlung
des Institutes für Bakteriologie und Mykologie Vet. med.
Fakultät der Universität Leipzig |
Clostridium
perfringens | ebenda |
1.2. MIC-Werte
Spezies | Streptomycin | Rifampicin | Fusidinsäure | Fosfomycin
(ohne Glukose-6-Phosphat) |
E.
coli O: 157 | 8 | 8 | 200 | ≈10 |
Staphylococcus aureus
ATCC 25923 | 8 | < 0,25 | 0,25 | ≈10 |
Staphylococcus aureus
(rinderpathogen) | 16 | 0,25 | 0,25 | ≈10 |
Bacillus
cereus | 8 | 0,5 | 0,5 | ≈10 |
Clostridium
perfringens | ⌀ | ≤ 0,25 | ≤ 0,25 | ≈5 |
-
1.3. Nährmedien
-
- • Nähragar I/SIFIN mit 0,1%
Glucose (NA): E. coli, Bacillus cereus, Staphylococcus aureus
- • Clostridial medium nach EP (RCM, SIFIN) mit 19,5
g/l Agar (RCA): Clostridium perfringens
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1.4. Verwendete Antibiotika, deren Konzentrationen
und Hersteller
Streptomycin
(Sm)
| 400 μg/ml:
E. coli, Bacillus cereus,
Staphylococcus aureus | Streptomycinsulfat
(Roth,
Germany) |
Rifampicin
(Rif) | 200 μg/ml:
E. coli, Bacillus cereus,
Staphylococcus aureus
50 μg/ml:
Clostridium perfringens | Rifampicin
(Fluka,
Switzerland) |
Fusidinsäure
(Fus) | 1600 μg/ml:
E. coli
50 μg/ml: Clostridium perfringens
12,5 μg/ml:
Bacillus cereus,
Staphylococcus aureus | Natriumfusidat
(Fagron,
Germany) |
Fosfomycin
(Pho)
(ohne Giukose-6-Phosphat) | 200 μg/ml:
E. coli, Bacillus cereus,
Staphylococcus aureus
50 μg/ml:
Clostridium perfringens | Fosfomycin
(InfektoPharm,
Germany) |
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2. Beispiel 1
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Isolierung von Sm-, Rif-, Fus-, Pho-Stwd-(Ribosomen-,
RNA-Polymerase-, Elongationsfaktor G-, Zellwand-)Mutanten mit abgestuften
Koloniegrößen/Attenuierungen
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Das
Material einer 24h/37°C Petrischalen-Kultur (48h/37°C
bei Clostridium perfringens) wird in 1 ml PBS suspendiert und hiervon
0,1 ml pro Petrischale mit dem jeweiligen Antibiotika-Medium (Clostridium
perfringens siehe Beispiel 6) gespatelt. Bei Fosfomycin ist die ≥ 10fach
höhere Mutationsrate zu berücksichtigen. Die aerobe
Bebrütung erfolgt für 24 bis 36h/37°C
(für Nachbeurteilungen erfolgt die Aufbewahrung bei Zimmertemperatur)
bzw. anaerob für 48 bis 72h/37°C. Koloniezahlen
zwischen 30 und 70 pro Platte sind für die Auswertung optimal.
In Einzelfällen ist eine Wiederholung des oben beschriebenen
Verfahrens mit einer entsprechend verdünnten bzw. konzentrierteren
Suspension angezeigt.
-
Anmerkung:
Das Restwachstum bei zu hohen Konzentrationen kann die Mutanten
unterdrücken, die Kompensation erfolgte wie z. B. bei Bacillus
cereus/Fusidinsäure dann mittels höherer Plattenzahl.
-
Die
zwischen den „normal großen" Resistenz-Kolonien
aufgetretenen dwarf-like Mutanten werden mittels Verdünnungs-Impfstrich
auf dem jeweiligen Antibiotika-Medium isoliert. Etwa 50% dieser
Klone wachsen jetzt als „normal große" Kolonien
und werden verworfen. Die verbleibenden Klone werden nochmals auf
Selektivmedium und viermal auf NA bzw. RCA passagiert. Die überwiegende
Mehrzahl dieser Stwd-Mutanten erweist sich auch bei weiteren Passagen
als stabil kleiner wachsende Kolonien. Diese werden nunmehr grob
orientierend hinsichtlich der Größendifferenzen
zum Wildstamm (= 100) unterteilt: Groß (G) ≈75,
Mittel (M) ≈50, Klein (K) ≈25, Z (Zwerg) ≤ 10.
Eventuell erst nach 48 Stunden (Aufbewahrung unter Zimmertemperatur)
auftretende und nur mit der Lupe deutlich erkennbare Kolonien werden
als Mini (MI) klassifiziert.
-
3. Beispiel 2
-
Isolierung von Sm-d Mutanten als Ausgangsstämme
zur Isolierung von Sm-id Doppelmarker-Mutanten
-
Die Überimpfung
aller Sm-resistenten Kolonien (nach ein- bis zweimaligen Sm-Medium-Passagen) parallel
auf Sm-NA und NA zeigt bei Salmonellen Ausbeuten von 1 Sm-d-Klon
auf etwa 1000 Sm-r-Kolonien (Blatz, R. und Knoll, E. Prom. A, Medizinische
Fakultät der Universität Leipzig, 1974). Das gleiche
Verfahren ergab bei den von uns bearbeiteten E. coli und Staphylokokken
ebenfalls nur 1 Sm-d-Stamm auf ≥ 500 Sm-r-Mutanten.
-
Bei
einer unter Zeitlimit stehenden Bearbeitung ist dieses Vorgehen
wenig relevant. Überraschenderweise erwiesen sich etwa
ein Drittel der K- und MI-Klone (neben den gesuchten Stwd-Mutanten)
als Sm-d Stämme, welche nach weiteren Sm-NA-Passagen analog
zu den klassisch isolierten Sm-d-Mutanten etwa 75% der Wildstammgröße
erreichten. Bei Bacillus cereus wuchsen auf Sm-Selektionsmedium
nur wenige Kolonien, etwa ein Drittel erwiesen sich als Sm-d-Mutanten.
-
Anmerkung:
Unsere Sm-d Mutanten zeigen beginnendes Wachstum erst bei 50 μg
Sm/ml, das Optimum liegt bei 400/800 μg Sm/ml. Laut Literatur
(Plunkett, G.E. Gen. Microbiol. 1965, 38, 189–195)
variiert bei Zugabe diverser Salze die Wachstumsförderung/Wachstumshemmung
durch Sm von bis zu extrem niedrigen bis zu extrem hohen Werten.
Ob durch Salzsubstituierung eine Optimierung der Sm-d-Isolierung
möglich ist, war für uns ohne Relevanz.
-
4. Beispiel 3
-
Isolierung der Sm-id Stämme von
Sm-d Mutanten
-
Das
Material einer 24h/37°C-Petrischalen-Kultur (NA mit 400 μg
Sm/ml) wird auf NA-Platten gespatelt. Als zweite vereinfachte Variante
wird mittels Impföse oder Glasstab eine Materialmenge von
Hirse- bis Linsengröße je Petrischale mit NA homogen
ausgebreitet. Die nach 24h bis 48h/37°C-Bebrütung
auftretenden Kolonien werden auf NA passagiert und nach der dritten
Passage dann die Koloniegrößen/Attenuierungsgrade – wie
in Beispiel 1 beschrieben – ermittelt. Mutanten mit den Größen
G bis M werden als Ausgangsstämme für den Einbau
eines dritten und vierten Stwd-Marker verwendet.
-
5. Beispiel 4
-
Unterteilung der Sm-id Mutanten hinsichtlich
ihrer Sm-Resistenz zwecks Auswahl von Klonen, deren MIC-Werte gegenüber
dem Wildstamm nur um etwa den Faktor 2 erhöht sind, und
die sich für den Einbau einer zusätzlichen Sm-Stwd-Mutation
eignen
-
In Übereinstimmung
mit der Literatur (Blatz, R. und Knoll, E. Prom A Medizinische
Fakultät der Universität Leipzig, 1974)
zeigen etwa zwei Drittel der Sm-id Mutanten diese nur moderate Sm-Resistenz.
Von solchen Sm-id Mutanten mit MIC-Werten ≤ 25 μg
Sm/ml lassen sich überraschenderweise erneut auf Selektionsplatten
mit 400 μg Sm/ml Sm-Stwd-Klone isolieren, wodurch Mutanten
mit drei Ribosomen-Mutationen entstehen. Diese Sm-id Mutanten mit
weitgehend restaurierter Sm-Sensibilität erweisen sich
dann als vorteilhaft für eine weiterführende Mehrmarker-Attenuierung,
welche sogar den (allerdings akademischen) Einbau von fünf unabhängig
voneinander attenuierenden Stwd-Mutationen ermöglichen
würde.
-
6. Beispiel 5
-
Isolierung von (Zwei-), Drei- und Viermarker
Stwd-Mutanten mit abgestuften Koloniegrößen/Attenuierungen
-
Ausgehend
von Stwd-Klonen, die sich als Ein-, Zwei- (insbesondere Sm-id) oder
Dreimarker-Mutanten hinsichtlich der Koloniegrößen
eben noch eindeutig vom Wildstamm bzw. von der jeweiligen Stwd-Ausgangsmutante
abgrenzen lassen, wird sinngemäß wie unter Beispiel
1 beschrieben, der zusätzliche Rif-, Fus-, Pho- bzw. Sm-Stwd-Marker
eingebaut. Die Reihenfolge des zusätzlichen Stwd-Marker-Einbaues
ist beliebig.
-
Bei
potentiellen Impfstämmen mit drei (bzw. vier) unabhängig
voneinander attenuierenden Markern können Erörterungen
zur Stabilität unter Feldbedingungen entfallen.
-
7. Beispiel 6
-
Isolierung von Clostridium perfringens-Zweimarker-Mutanten
mit abgestuften Koloniegrößen/Attenuierungen
-
Infolge
der absoluten Sm-Resistenz der anaeroben Toxinbildner wurden nur
Rif-, Fus- und Pho-Stwd-Attenuierungsmarker getestet. Der Einbau
der Rif-, Fus- und Pho-Stwd-Marker erfolgt wie in den Beispielen
1 und 5 aufgeführt. Bei Einsatz solcher Doppelmarker-Stämme,
z. B. als orale Applikation bei Hochleistungskühen zwecks
Stimulierung einer antitoxischen Grundimmunität, dürfte
bereits die Zweimarker-Attenuierung eine hinreichende Stabilität
vermitteln (zumal die Wildstämme ubiquitär im
Boden vorkommen).
-
8. Beispiel 7
-
Abtrennung der Impfstämme von
Wildstämmen
-
Die
Abtrennung erfolgt über die jeweiligen Sm-, Rif-, Fus-
und/oder Pho-Resistenzmarker.
-
Anmerkung:
Hierbei ist jedoch zu beachten, dass in Einzelfällen bei
den Drei- und Viermarkern Dwarf-Stämme die Resistenzwerte
sich etwa um den Faktor 2 reduzieren können. Sinngemäß erfolgt
eine geringgradige Resistenzreduktion auch bei Clostridium perfringens.
Für eine Abtrennung von den Wildstämmen ist dies
ohne Relevanz.
-
9. Beispiel 8
-
Massenkultur, Präparation und
Anwendung der Impfstämme
-
Zur
Herstellung der Lebendimpfstoffe werden die Zweimarker(Clostridien)-,
Dreimarker- und Viermarker-Impfstämme in einem geeigneten,
an sich bekannten Vollmedium als Flüssigkultur bis zum
Ende der logarithmischen Phase gezüchtet. Die Bakteriensuspensionen
werden mit einem üblichen Stabilisator versetzt und lyophilisiert.
Die so erhaltenen Impfstoffe werden entsprechend dem Indikationsgebiet
ein- bis zweimal parenteral mit Keimzahlen um 107 Kolonie-bildende
Einheiten (KBE) (oral ein bis zwei log.- Stufen höher)
verabreicht.
-
Anmerkung:
Wahlweise ist die Primärimpfung mit einem hochattenuierten,
die Boosterung mit einem moderat attenuierten Impfstamm zu erwägen.
-
ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
-
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