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Die
Erfindung betrifft ein Reifenmodul gemäß Oberbegriff von Anspruch
1 sowie dessen Verwendung in einem Reifendrucküberwachungssystem.
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Die
Erfindung ist insbesondere dazu geeignet, Reifenzustandsgrößen mit
einem energieautarken System zu ermitteln.
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In
modernen Kraftfahrzeugen werden vermehrt Vorrichtungen eingesetzt,
die Defekte und Fehlfunktionen verschiedener Bereiche im Kraftfahrzeug
frühzeitig
erkennen und dem Fahrer melden. Dazu gehört beispielsweise die Erfassung
des Reifenluftdrucks, um Defekte oder Unfälle, welche auf einen zu niedrigen
Reifenluftdruck zurückzuführen sind,
zu vermeiden. Bei vielen der bereits für diesen Zweck eingesetzten
Systeme ist jeweils ein Reifenmodul an jedem Rad, insbesondere im
Inneren des Reifens, angeordnet. Ein Reifenmodul umfasst meist mindestens
einen Sensor zur Erfassung eines Reifenparameters, insbesondere
des Reifenluftdrucks, sowie eine Sendeeinheit und gegebenenfalls
eine zugeordnete Auswerteelektronik. Die Versorgung der elektronischen
Komponenten mit elektrischer Energie kann beispielsweise durch eine
Batterie, einen Mikrogenerator mit piezoelektrischem Element oder eine
Transponderspule erfolgen.
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Aus
der
DE 44 02 136 A1 ist
ein System zur Bestimmung der Betriebsparameter von Fahrzeugreifen
bekannt, bei dem auf einem Trägerkörper eine
Sensoreinheit, eine Auswerteelektronik und ein piezoelektrisches
Element angeordnet ist, das die übrigen
Systemkomponenten mit Energie versorgt. Das piezoelektrische Element
weist einen mehrschichtigen Aufbau auf.
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Aus
der
DE 44 02 136 A1 ist
ein System zur Bestimmung der Betriebsparameter von Fahrzeugreifen
bekannt, bei dem auf einem Trägerkörper eine
Sensoreinheit, eine Auswerteelektronik und ein piezoelektrisches
Element angeordnet ist, das die übrigen
Systemkomponenten mit Energie versorgt. Das piezoelektrische Element
weist einen mehrschichtigen Aufbau auf.
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Die
DE 10 2004 046 193
A1 beschreibt einen Drucksensor zur drahtlosen Druckmessung
in einem Reifen sowie eine zugehörige
Antenneneinrichtung zum Senden und Empfangen von elektromagnetischen
Feldern.
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Aus
der
DE 10 2006
003 825 A1 ist ein batterieloses Reifendruck-Überwachungssystem
bekannt, das über
einen Sensor Reifenparameter erfasst, wobei der Sensor eingangsseitig
mit einer Antenne verbunden ist, um ein moduliertes Mikrowellensignal
zu empfangen und über
eine Steuerschaltung einen Teil des modulierten Mikrowellensignals
in eine Versorgungsspannung umzuwandeln.
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Die
DE 10 2004 031 810
A1 benennt ein Reifenkontrollsystem, das über ein
piezoelektrisches Element, das innerhalb des Reifens angeordnet
ist, elektrische Energie wandelt.
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Aus
der
DE 43 29 591 C2 ist
eine Vorrichtung zur Überwachung
des Reifenluftdrucks bekannt, das über einen Sensor das Ausmaß der Verformung
des Reifens beim Latschdurchlauf einen elektrischen Impuls erhält und eine
Auswerteeinheit das Ausmaß der Verformung
ermittelt.
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Die
DE 103 29 700 A1 beschreibt
ein Verfahren, das aus der Reifenumdrehungsgeschwindigkeit sowie
aus der Latschlänge
und der Verformung über einen
differenzierenden Sensor die Radlast und den Reifenluftdruck ermittelt.
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In
der
DE 10 2004
001 250 B4 wird eine Vorrichtung offenbart, die aus der
Verformung des Reifens beim Latschdurchlauf in Kurven über Sensoreinheiten
die Seitenpositionen der Räder
bestimmt.
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Die
DE 10 2005 000 996
A1 sieht vor, dass ein Federelement eines Reifenmoduls
als Stab-, Torsions- oder Blattfeder ausgebildet ist. An einem nicht eingespannten
Ende des Federelementes ist eine seismische Masse angeordnet, die
durch das Abrollen des Reifens mit einem Impuls beaufschlagt wird. Durch
die Lagerung der seismischen Masse an dem Federelement entsteht
ein Feder-Masseschwinger, der im Gegensatz zu herkömmlichen
piezoelektrischen Energiewandlern einen erhöhten Wirkungsgrad hat. Die
Schwingung wird dadurch erzeugt, dass das Reifenmodul sich während des
Abrollens bei jedem Lastdurchtritt auf einer geraden Bahn bewegt, während es
sich nach dem Latschaustritt auf einer Kreisbahn bewegt. Während der
Kreisbahn wirkt die Zentripetalkraft auf die seismische Masse, im
Latsch ist sie idealerweise kraftfrei. Durch die Zentripetalkraft
wird der Feder-Masse-Schwinger ausgelenkt und strebt im Latsch die
Rückkehr
in seine Ruhelage an. Es kommt zu Über- und Nachschwingungen,
wodurch sich die seismische Masse auch während er Phasen konstanter
Kraft, also zwischen den Übergängen, in
Bewegung ist. Dies ist für
die elektrische Energiewandlung besonders günstig.
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Eine
Weiterbildung dieser Erfindung sieht vor, dass das Federelement
in einem Gehäuse
eingespannt ist und in Bewegungsrichtung zumindest ein piezoelektrisches
Element mit dem Federelement gekoppelt ist. Das piezoelektrische
Element wandelt die Bewegungsenergie des Feder-Masseschwingers in
elektrische Energie um, die ihrerseits an Verbraucher weitergeleitet
werden kann. Vorteilhafterweise sind piezoelektrische Elemente in
jeder Bewegungsrichtung des Federelements mit diesem gekoppelt, so
dass bei einer Schwingung in den jeweiligen Ebenen in beiden Auslenkrichtungen
von beiden piezoelektrischen Elementen elektrische Energie erhalten werden
kann.
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Bekannt
sind Mikrogeneratoren für
die Versorgung von Reifendrucküberwachungssystemen auf
der Basis von piezoelektrischen Materialien. Der piezoelektrische
Effekt basiert darauf, dass bei der Verformung bestimmter Materialien
auf der Oberfläche
elektrische Ladungen auftreten. Beispielsweise wird mittels Druck
durch Ladungstrennung eine elektrische Spannung üblicherweise in einer Keramik
erzeugt, d.h. durch den ausgeübten
Druck verschieben sich im Inneren Ionen, wo durch sich die Ladung
proportional zur einwirkenden Kraft verändert.
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Bei
der Verwendung eines Mikrogenerators zur Energieversorgung eines
Reifenmoduls, welches im Reifeninneren angebracht ist, muss sichergestellt werden,
dass der Mikrogenerator so gestaltet ist, dass er den Belastungen
während
der gesamten Lebensdauer des Reifens standhält. Dabei ist es von Vorteil,
wenn der Mikrogenerator mit den übrigen Komponenten,
wie z. B. den Bauteilen, ein kompaktes Modul bildet.
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Zur
Erzielung einer kompakten Bauweise ist das piezoelektrische Element
bzw. sind die piezoelektrischen Elemente unmittelbar auf dem Federelement
befestigt, so dass eine Auslenkung des Federelementes zu einer Dehnung
oder Stauchung der piezoelektrischen Schicht führt und an den entsprechenden
Kontaktflächen
eine elektrische Spannung abgegriffen werden kann.
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Da
sich bei sehr hohen Geschwindigkeiten sehr hohe Beschleunigungskräfte einstellen,
besteht bei dieser Ausführung
die Gefahr, dass eine Feder bricht, wenn sie frei eingespannt ist.
Daher kann vorgesehen sein, dass in dem Gehäuse Anschläge in Bewegungsrichtung des
Federelementes ausgebildet sind, die eine Bewegung der Feder begrenzen. Vorteilhafterweise
sind die Anschläge
so ausgebildet, dass sie der Biegelinie des Federelementes entsprechen
oder aber eine zu der Biegelinie des Federelementes geringere Krümmung aufweisen.
Dadurch ist es möglich,
dass das Federelement auf den Anschlägen abrollt, so dass die mechanischen
Belastungen des Federelementes reduziert werden.
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Zusätzlich oder
alternativ kann es vorgesehen sein, dass der seismischen Masse ein
Amplitudenbegrenzer zugeordnet ist, um eine Zerstörung bei sehr
hohen Geschwindigkeiten zu vermeiden.
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Ausgehend
von diesem Stand der Technik liegt der Erfindung die Aufgabe zugrunde,
ein verbessertes Reifenmodul mit piezoelektrischem Mikrogenerator
zur Anbringung im Inneren eines Reifens bereitzustellen, das eine
besonders hohe Lebensdauer aufweist und möglichst effektiv die Energieversorgung
des Reifenmoduls während
der gesamten Lebensdauer des Reifens sicherstellt.
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Diese
Aufgabe wird erfindungsgemäß durch das
Reifenmodul gemäß Anspruch
1 gelöst.
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Unter
einer Blattfeder wird in Verallgemeinerung eine elastische, flächige Feder
verstanden, welche Biegeschwingungen durchführen kann. Dabei kann die Form
der Fläche
beliebig sein. In einfachsten Fall handelt es sich um eine rechteckige
Blattfeder. Aber auch komplizierte Formen, beispielsweise durch
Ausstanzen hergestellt, sind denkbar. Als Beispiel sei eine Blattfeder
mit mäanderförmiger Grundfläche genannt.
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Die
Erfindung betrifft auch die Verwendung des Reifenmoduls in einem
Reifendrucküberwachungssystem.
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Weitere
bevorzugte Ausführungsformen
der Erfindung ergeben sich aus den Unteransprüchen und der nachfolgenden
Beschreibung anhand von Figuren.
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Während der
rotatorischen Bewegung 2 des Reifens 1 eines Kraftfahrzeugs,
Motorrades, Nutzfahrzeuges, Flugzeugs oder Fahrrads, wie in 1 dargestellt,
wirkt die Zentripetalbeschleunigung auf ein Reifenmodul 4,
welches im Bereich des Reifen-Innerliners angeordnet, insbesondere
mit dem Reifen-Innerliner
verbunden, ist. Befindet sich das Reifenmodul 4 innerhalb
der Aufstandsfläche 6,
wirkt hingegen nur die Erdbeschleunigung. Bei Ein- und Austritt
in diesen so genannten Latschdurchlauf verringert sich der Radius
des Reifens 1 durch die Abplattung und es kommt zu einer
Beschleunigungsüberhöhung, wie
schematisch in 2 dargestellt:
Die horizontale
Achse des Koordinatensystems stellt den Umlaufwinkel dar, die vertikale
Achse die radiale Beschleunigung nach außen. Der durch den Latschein-
sowie -austritt begrenzte Latschdurchlauf 8 sowie die Zentripetalbeschleunigung 10 erzeugen beim
Latschein- und -austritt zwei Überhöhungen 12.
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Ein
Reifenmodul 1, welches eine Beschleunigungsänderung
zur Energieumwandlung ausnutzt, benötigt nach W = m·a·s (die
Arbeit/Energie ergibt sich aus dem Produkt von Masse, Beschleunigung und
Wegstrecke) zwangsläufig
eine Masse, die durch die Beschleunigung ausgelenkt wird. Diese
Masse kann beispielsweise durch den Bauteileträger und die Bauteile selbst
dargestellt werden, wie in 3 dargestellt.
Während
der Wirkung der Zentripetalbeschleunigung 10 wird sich
das Element aufgrund der einwirkenden Beschleunigung auslenken.
Beim Latschdurchgang 8 erfolgt ein Rückschwingen. Diese Bewegungen
werden vom piezoelektrischen Material in elektrische Energie umgesetzt.
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In 3 ist ein beispielsgemäßes Reifenmodul 4 schematisch
dargestellt. Es umfasst eine Trägerschicht 14,
auf welcher elektronische Bauteile 16, z. B. Sensoren,
insbesondere ein Drucksensor, Auswerteelektronik, Sende- und/oder
Empfangseinrichtungen zum Austausch von Steuer- und Datensignalen,
Speicher, eine zweite Energiequelle etc., sowie piezoelektrisches
Material, z. B. in Form piezoelektrischer Elemente 20 auf
einer piezo-aktiven Fläche, angeordnet
sind. Die in der Mitte oder unterhalb gelegene Trägerschicht 14 kann
z. B. eine glasfaserverstärkte
Epoxydharz-Platte (FR4 oder FR5), eine Metallträgerschicht oder aus Carbon,
Glasfaser oder Keramik sein.
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Das
Reifenmodul 1 ist derart im Inneren des Reifens 1,
insbesondere am Innerliner 22, angeordnet, dass die Trägerschicht 14,
welche in einer geeigneten Einspannung 18 einseitig eingespannt
ist, als eine Art Federelement in radialer Richtung des Reifens 1 Schwingungen
ausführen
kann, in der 3 durch die beiden Richtungspfeile
angedeutet. Eine denkbare Ausführungsform
der Anordnung des Reifenmoduls 4 im Reifen 1 zeigt
die 3b. Hierbei wirken die elektronischen Bauteile 16,
welche an dem nicht-eingespannten Ende der Trägerschicht 14 angeordnet
sind, als seismische Masse. Das bedeutet, dass das piezoelektrische
Element 20 derart in dem Reifen 1 angeordnet ist,
dass es Änderungen der
radialen Beschleunigung (Richtung und/oder Absolutwert) in elektrische
Energie umwandelt.
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In
einer bevorzugten Ausführungsform
ist die Trägerschicht 14 eine
Leiterplatte, die als Bauteileträger
dient. Das piezoelektrische Material 20 wird direkt auf
den Bauteileträger
aufgebracht.
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Bei
der Verarbeitung von Piezokeramik, beispielsweise als Trimorph 23,
also einem System aus zwei piezoelektrischen, insbesondere piezokeramischen,
Komponenten 20 und einer passiven Zwischenlage 14,
wurden bisher als Trägermaterialien (passive
Zwischenlage) Kohlefasern (Carbon), uniaxiale Glasfasern oder Metalle
verwendet.
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Die 4a zeigt
ein Beispiel für
eine herkömmliche
Anwendung nach dem Stand der Technik mit einer Carbon-Trägerschicht 24.
Eine bevorzugte Ausführungsform
ist es nun, diese Trägerschicht 14 durch
einen Bauteileträger 26,
beispielsweise eine Leiterplatte, zu ersetzen, und die Piezokeramik 20, wie
in 4b dargestellt, direkt auf das die elektronischen
Bauteile 16 tragende Material aufzubringen. Die Leiterplatte 26 kann
beispielsweise aus FR4 oder FR5 (Hochtemperatur FR4) gefertigt sein
(glasfaserverstärktes
Epoxydharz). Die piezoelektrische Keramik 20 kann als Bleizirkonattitanat
(PZT) ausgeführt sein.
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Neben
der Anordnung als Trimorph 23 sind alle weiteren denkbaren
Anordnungen, z. B. als Monomorph, einem System aus piezoelektrischen
Komponenten 20 und einer passiven Lage, oder als Multimorph,
einem System aus vielen piezoelektrischen Komponenten 20,
von piezoelektrischem Material, insbesondere piezokeramischem Material
oder Piezofolie (z. B. Polyvinylidenfluorid, PVDF), auf einer Trägerschicht,
insbesondere Leiterplatte, möglich.
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Vorteil
dieser Anordnung ist, dass eine elektrische Schaltung aus elektrischen
Bauteilen mit einer Piezokeramik zusammen auf einem Bauteileträger 26 positioniert
sind. So entsteht ein kompaktes und geschlossenes System, da die
Kontaktierung des piezoelektrischen Materials 20 direkt über die Trägerschicht 14 erfolgen
kann. Es muss kein zusätzliches
(piezoelektrisches) Element mehr gehandhabt oder durch Kabel angeschlossen
werden.
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In
tangentialer Richtung zum Reifen 1 erfolgt beim Ein- und
Austritt in den Latsch 6 ebenfalls eine Beschleunigungsänderung,
wie in der 5 dargestellt, auf das Reifenmodul 4,
das am Reifeninnerliner 22 angeordnet ist. Die Beschleunigung
resultiert aus drei sich überlagernden
Effekten:
- 1. der Stauchung und Dehnung des
Innerliner-Materials,
- 2. die Kippbewegung beim Übergang
aus bzw. in die rotatorische Bewegung, und
- 3. die Erdbeschleunigung.
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Die
horizontale Achse repräsentiert
den Umlaufwinkel, wogegen die vertikale Achse die tangentiale Beschleunigung
nach außen
darstellt.
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Auch
diese Beschleunigungsänderung
kann durch ein Reifenmodul 4 zur Energiegewinnung genutzt
werden, wie in 3 dargestellt. Hierzu
wird das Reifenmodul 4 derart im Inneren des Reifens 1 angeordnet,
dass die Trägerschicht 14,
welche einseitig eingespannt ist, als eine Art Federelement in tangentialer
Richtung Schwingungen ausführen kann,
wie in den 6 und 7 durch
die beiden Richtungspfeile angedeutet. Das bedeutet, dass das piezoelektrische
Element 20 derart im Reifen 1 angeordnet ist,
dass es Krafteinwirkungen in tangentialer Richtung in elektrische
Energie umwandelt.
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6 zeigt
eine Ausführungsform
für die Nutzung
der tangentialen Krafteinwirkung in einer instabilen Anordnung, 7 zeigt
eine Ausführungsform
für die
Nutzung der tangentialen Krafteinwirkung in einer pendelartigen
Anordnung.
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Für die Energieumwandlung
im Reifen 1 kann auch ein Mikrogenerator verwendet werden, welcher
sowohl Biegungsänderungen
(z. B. die Deformation bzw. Verformung des Reifen-Innerliners 22 bei
Latschdurchlauf 8) als auch Beschleunigungsänderungen
ausnutzt. Bisherige Systeme nutzen entweder die Änderungen des Biegeradius am
Reifen-Innerliner 22 oder die Beschleunigungsänderung beim
Ein/Austritt in den Latsch 6 aus. Nutzt man beide Effekte
gleichzeitig, kann eine höhere
Effektivität erreicht
werden.
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Zwei
Ausführungsformen
eines Reifenmoduls 4 mit Mikrogenerator, welcher sowohl
Verformungen als auch Beschleunigungsänderungen in elektrische Energie
umsetzt, sind in 8a, 8b und 9 schematisch
dargestellt. Das Reifenmodul 4 ist beispielsgemäß durch
mindestens zwei Stützstellen
(siehe 7b und 1) derart
an dem Reifeninnerliner 22 befestigt, dass es bei Latschdurchlauf 8 zu
einer Verformung bzw. Biegung der Trägerschicht 14 des
Reifenmoduls 4 kommt, wie es in 1 schematisch
dargestellt ist.
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Dazu
sind die Positionen der Befestigungen 28 des Reifenmoduls 4 am
Innerliner 22 bevorzugt in Laufrichtung 2 des
Reifens 1 gelegen. Die Trägerschicht 14 ist
an zwei Enden in den Einspannungen 18 befestigt. In den
beiden äußeren Berei chen
ist die Trägerschicht 14 derart
ausgeführt,
beispielsweise durch die Materialstärke und/oder die Grundform,
z. B. mäanderförmig in 8 und 9), dass
sie Biegeschwingungen in radialer Richtung des Reifens 1 ausführen kann
(durch die Richtungspfeile in 8b gekennzeichnet).
Dabei wirken die elektronischen Bauteile 16 mit dem Bauteileträger 26 als
seismische Masse. Die elektronischen Bauteile 16 sind dazu
bevorzugt im mittleren Bereich des Reifenmoduls 4 angeordnet.
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Das
piezoelektrische Material 20 ist auf der Trägerschicht 14,
insbesondere in den äußeren Bereichen,
angeordnet, so dass sowohl durch direkte Verformung der Trägerschicht 14 bei
Latschdurchlauf 8 als auch durch Beschleunigungsänderungen
während
der Schwingungen bei Latschdurchlauf 8 elektrische Energie
wandelt wird. In einer bevorzugten Ausführungsform ist die Trägerschicht 14 eine
Leiterplatte (ein Bauteileträger 26).
Das piezoelektrische Material 20 wird dabei, wie oben bereits
beschrieben, direkt auf den Bauteileträger 26 aufgebracht.
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Für die den
beschriebenen Mikrogeneratoren wird u. a. eine Veränderung
der Beschleunigung zur Energiegewinnung genutzt. Es handelt sich
um ein schwingendes System. Solch ein System muss im Allgemeinen
vor zu großen
Auslenkungen geschützt
werden. Hierzu werden für
gewöhnlich
auslenkungsbegrenzende Anschläge 30 im
Gehäuse 32 vorgesehen,
wie auch in 8b dargestellt. Der Mikrogenerator
im Reifenmodul 4 soll mehrere 10 Millionen Mal ausgelenkt
werden, bei einem herkömmlichen
System mit Anschlägen 30 würde dies
zur Zerstörung
durch mechanischen Verschleiß führen.
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Um
dies zu verhindern, kann das Reifenmodul 4 in seiner Schwingung
gedämpft
werden. Beispielsweise kann das Reifenmodul 4 in einer
Flüssigkeit
gelagert werden, in der Art, dass es sich nur gegen einen Widerstand
bewegen kann. Es entsteht ein Tiefpass mit Dämpfung, d. h. niederfrequente Schwingungen
werden in das Reifenmodul 4 übertragen, hochfrequente Schwingungen,
wie sie bei sehr schnelle Fahrt auftreten können, werden bedämpft.
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Die 13 beschreibt
eine solche Ausführungsform.
Die Trägerschicht 14 ist
als PZT-Bimorph-Biegebalken ausgeführt. Auf diesen Biegebalken
würden
ohne Dämpfung
durch den Latschdurchlauf und die ansonsten wirksame Zentripetalbeschleunigung
mit jeder Umdrehung des Reifens 1 pulsierende Beschleunigungen
von 10 bis 5000 g einwirken.
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Dabei
würden
beschleunigte Massen des Biegebalkens mit Frequenzen bis zu 45 Hz
und mit effektiven Massen bis zu 5000 g gegen die Auslenkungsanschläge 30 schlagen.
Durch diese hohe Belastung würden
die Anschläge
aufgrund der für
das Reifenmodul 4 geforderten leichten Bauweise zerstört werden.
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Daher
wird in den V-förmigen,
abgeschlossenen Bewegungsraum 40 eine viskose Flüssigkeit
gefüllt,
die derart wirkt, dass der Biegebalken 14 bei geringer
Geschwindigkeit in seiner Bewegung wenig gedämpft wird, bei hoher Geschwindigkeit
dagegen stärker.
Die maximale Auslenkung des Biegebalkens 14 ist beidseitig
durch die zugelassenen Biegelinien des Bewegungsraums 40 vorgegeben.
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Die
Dämpfungsrate
ist dadurch beeinflussbar, dass der Biegebalken 14 in seinem
Strömungswiderstand
entsprechend aus gelegt ist. Auch die Gestaltung des mit der Dämpfungsflüssigkeit
befüllten seitlichen
Bewegungsraums 40 kann Einfluss auf das Dämpfungsverhalten
haben, weil die Flüssigkeit
hier durchströmt.
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Da
es auslegungsbedingt zu einer elektrischen Entladung oder einer
kapazitiven Belastung von piezoelektrischen Generatoren kommen kann, ist
die Flüssigkeit
derart vorzusehen, dass sie möglichst
gut isoliert sowie von geringer Dielektrizität ist, weiterhin ist ein geeignet
ausgelegter Masseanschluss 42 vorgesehen.
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Die
Dämpfung
kann auch durch andere geeignete Verfahren realisiert werden, beispielsweise pneumatisch
oder mit Hilfe eines Elastomers. Eine pneumatische Dämpfung kann
durch ein Luftvolumen realisiert werden, welches bei jeder Schwingung komprimiert
wird. Hierzu kann die Leiterplatte mit einer (fast) luftundurchlässigen Schicht,
beispielsweise einer Folie oder einer geeigneten Lack- oder Kunststoffschicht überzogen
werden und somit die obere und untere Kammer voneinander trennen,
wie die 11 zeigt.
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Bei
einer Auslenkung wird dann gegen das sich komprimierende Luftvolumen
gearbeitet. Eine andere denkbare Möglichkeit ist, pneumatische Dämpfungselemente
zu verwenden. Ein Elastomer kann als ein komprimierbarer elastischer
Kunststoff ausgeführt
sein. Die in 8b eingezeichneten Auslenkungsbegrenzungen
können
beispielsweise aus einem elastomeren Material ausgeführt sein.
So entsteht kein harter Anschlag, sondern eine „sanfte" Auslenkungsbegrenzung.
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Der
vorgesehene Mikrogenerator 34 kann mäanderförmig (10c und
d), spiralförmig (10b) oder einfach gerade (10a)
ausgeführt sein,
kann aber auch eine eckige (10a,
b, c), runde oder ovale („Tablette" oder „Bonbon", 10d) Grundform haben. Auf diese Art wird die Länge der schwingenden
Elemente vergrößert, die
Resonanzfrequenz der Anordnung wird erheblich gesenkt und somit
die Effektivität
gerade bei geringen Geschwindigkeiten gesteigert.
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Ein
oben beschriebenes Reifenmodul 4 kann neben dem Mikrogenerator 34 noch
eine zweite Energiequelle nutzen, um auch im Stand funktionsfähig zu sein
und/oder Daten speichern zu können.
Dies kann eine Batterie oder eine LF-Quelle (Low-Frequency-Quelle) auf einer ISM-Frequenz,
z. B. 125 kHz, sein. Hierdurch ergibt sich die Möglichkeit, das Reifenmodul 4 sowohl
während
der Fahrt als auch im Stand (z. B. in der Produktion) mit Energie
zu versorgen. Bei der Fahrt erfolgt die Energieversorgung mit Hilfe
des Mikrogenerators 34, im Stand kann die Energieversorgung über ein
Low-Frequency-(LF)-Feld erfolgen.
Das LF-Feld kann neben der Energieversorgung auch Daten an das Reifenmodul 4 übertragen.
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Auch
eine Kombination mit RFID 36 (Radio Frequency Identifier)
ist möglich.
Hierbei wird die bekannte RFID-Technik (Antenne und RFID-Chip mit EEPROM 38)
in Kombination mit dem Reifenmodul 4 angewendet, wie in
der 12 dargestellt. Mit RFID können Daten aus einem Speicher
gelesen bzw. in einen Speicher geschrieben werden. Dieser Speicher
kann identisch sein mit dem Datenspeicher, den das Reifenmodul 4 im
Fahrbetrieb (Mikrogenerator-Betrieb) verwendet. Über RFID können so Daten in den Reifen 1 geschrieben
und aus dem Rei fen 1 gelesen werden. Diese Datenübertragung
kann sowohl während
der Reifen- bzw. Fahrzeugproduktion als auch im Betrieb, zur Logistik
oder zur Diagnose im Service verwendet werden. Sowohl RFID als auch die
das Reifenmodul 1 steuernde Einheit verwenden in diesem
Fall denselben Speicher. Ein Vorteil ist hierbei, dass RFID-Technik
keine externe Spannungsversorgung benötigt. Dies prädestiniert
diese Technik zur Kombination mit einem Mikrogenerator 34 gespeisten
Reifenmodul 4, welches nur bei der Fahrt funktioniert.
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Der
das Reifenmodul 4 vollständig oder teilweise mit Spannung
versorgende Mikrogenerator 34 kann zur Erkennung der Länge des
Latsches 6 (bzw. des Verhältnisses zwischen der Zeit
des Latschdurchlaufs 8 und der Umlaufzeit) verwendet werden, wobei
der Mikrogenerator 34 als Signalgeber für die Latscherkennung verwendet
wird. Der Mikrogenerator 34, der dabei auch als Sensor
dient, kann dabei radiale oder tangentiale Beschleunigungsänderungen,
eine Verformung des Reifens 1 oder eine Kombination aus
beidem ausnutzen. Bevorzugt ist ein Mikrogenerator 34,
welcher auf einem piezoelektrischen Wandler basiert, wie oben beschrieben.
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Die
Zeit des Latschdurchlaufs 8 kann mit einem Beschleunigungssensor
bestimmt werden, der in tangentialer oder radialer Richtung des
Reifens 1 angeordnet ist. Beispielsweise kann ein piezoelektrischer
Beschleunigungssensor verwendet werden. Durch Beschleunigungsänderungen,
welche bei Latschein- und -austritt auftreten, wird die schwingungsfähig gelagerte
seismische Masse (Testmasse) zu Schwingungen angeregt. Diese Bewegungsenergie wird
durch ein piezoelektrisches Element 20 in elektrische Spannung
umgewandelt. Es können
die Zeiten zwischen den Spannungsspitzen auftreten, die zwischen
Latschein- und -austritt ermittelt werden. Aus den zeitlichen Abständen können die
Latschdurchlaufszeit und die Umlaufzeit bestimmt werden.
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Eine
andere Möglichkeit
ist es, die Verformung (oder Dehnung) des Reifen-Innerliners 22 zu messen,
speziell den Knick beim Ein- bzw. Auslauf in den Latsch und daraus
die Zeit des Latschdurchlaufs (und die Umdrehungszeit) zu bestimmen.
Dies kann ebenfalls mit Hilfe eines piezoelektrischen Materials 20,
welches an einem Bereich im Reifen 1 angeordnet ist, der
beim Latschdurchlauf 8 verformt wird, erfolgen. Da beim
Latschein- und Latschaustritt der Reifen 1 verformt wird,
erfolgt eine Ladungstrennung im piezoelektrischen Material 20,
welche als elektrische Spannung abgegriffen werden kann. Es können die
Zeiten zwischen diesen Spannungsspitzen ermittelt werden. Aus den
zeitlichen Abständen
ergeben sich die Latschzeit und die Umlaufzeit.
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Die
oben beschriebene Informationen und Daten, z. B. Latschzeit und
Umlaufzeit, werden dann als Bestandteil des Übertragungsprotokolls von dem Reifenmodul 4 an
die Fahrzeugelektronik, z. B. eine Zentraleinheit des Reifenüberwachungssystems
im Fahrzeug, gesendet. Die Verarbeitung der Daten kann dabei sowohl
im Reifenmodul 4 als auch in der Fahrzeugelektronik erfolgen.
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Das
Reifenmodul 4 ermittelt einen Indikator für die Latschlänge bzw.
das Verhältnis
von Latschlänge
zu Reifenumfang eines Reifens 1, hierbei kann beispielsweise
ein Quotient aus Latschzeit/Umlaufzeit gemessen werden. Der Indikator
kann von dem Reifenmodul 4 an eine Auswerteeinheit übertragen
werden.
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Das
ermittelte Verhältnis
von Latschzeit zu Umlaufzeit kann für eine oder mehrere der folgenden Systemaufgaben
verwendet werden, gegebenenfalls kann die Information bezüglich der
Latschzeit/Latschlänge
durch eine Information über
den Reifendruck, welcher z. B. mit einem, insbesondere in das Reifenmodul
integrierten, Drucksensor bestimmt wird, kalibriert, ergänzt oder
kombiniert werden:
- 1. Zuordnung der Reifenmodule
zu den einzelnen Positionen (Autolocation) durch „dynamische Achslastverteilung". Es treten der Fahrdynamik entsprechende
Radlasten auf und dementsprechend auch – je nach Fahrsituation – unterschiedliche
Latschlängen.
Bei einer Rechtskurve entsteht z. B. eine dynamische Belastung der
linken (kurvenäußeren) Räder. Der
Latsch auf der linken Seite wird also länger und der Latsch auf der
rechten Seite kürzer.
Bei einer Bremsung vergrößert sich
z. B. der Latsch vorne. So treten also bei Kurvenfahrt bzw. bei
Beschleunigungen oder Bremsungen unterschiedliche Latschlängen auf,
diese können
detektiert und genutzt werden.
- 2. Beladungsabhängige
Druckwarnung wird möglich
(durch mehr Gewicht wird die Latschlänge größer. Das bedeutet, dass mehr
Druck im Reifen notwendig ist. Reifenhersteller empfehlen, je nach Beladung
unterschiedliche Luftdrücke
einzustellen. Meist erfolgt die Unterteilung in zwei oder drei Stufen
(leer, teilbeladen, vollbeladen). Hier kann man ein intelligentes
Modell anwenden, welches z. B. zusätzlich die Fahrstrecke bzw.
die Fahrzeuggeschwindigkeit berücksichtigt
(Druckwarnung bei hoher Beladung und dafür nicht ausreichen dem Luftdruck
erfolgt z. B. erst nach bestimmter Wegstrecke oder ab einer bestimmten Geschwindigkeit).
- 3. Wankbewegungen können
erkannt und durch Kommunikation mit dem ESP Steuergerät reduziert
werden. Wenn ein Fahrzeug wankt, dann ändern sich ebenfalls die dynamischen
Radlasten. Dies kann wiederum durch eine Latschlängenmessung erkannt und für andere
Systeme genutzt werden.
- 4. Die einzelnen Radlasten können
gemessen und durch andere Systeme des Fahrzeugs genutzt werden.
Sind die Eigenschaften eines Reifens bekannt, kann man prinzipiell
mit Hilfe der Latschlänge
und des Reifendrucks die Radlast bestimmen. Die Radlasten können z.
B. für
die Optimierung des Bremssystems (EBV – Elektronische Bremsverteilung)
genutzt werden. Weiterhin lassen sich die Feder-Dämpfer-Wirkungen
moderner Fahrwerke einstellen. Bei bekannten Radlasten kann das
Fahrwerk den Gegebenheiten angepasst werden, was für den Fahrer
mehr Komfort und Sicherheit bedeutet. Ebenso kann die Lenkung auf
die einzelnen Radlasten (bzw. den Beladungszustand des Fahrzeugs)
reagieren. So können
Komfort und Handling bei beladenen Fahrzeugen verbessert werden,
insbesondere wird die Kipperzeugung bei Kurvenfahrt mit Vollbeladung
und/oder Dachlast reduziert.
- 5. Unebene Untergründe
können
erkannt werden und die Information darüber durch andere Systeme des
Fahrzeugs genutzt werden (z. B. Fahrwerke oder Bremsen).
- 6. Früherkennung
von Aquaplaning (oder Fahrt auf Schneematsch etc.) wird möglich (Aufschwimmen
eines Rades wird er kannt). Fahrzeugsysteme können darauf reagieren und eine
Steuerung/Regelung vornehmen.
- 7. Radlasterkennung ist möglich,
da die Latschlänge
direkt mit der Radlast zusammenhängt. Die
Radlasterkennung kann z. B. zu einer automatischen Leuchtweitenregulierung
genutzt werden, wodurch dafür
bisher notwendige Sensoren dann entfallen können.
- 8. Nutzung des Latschlängensignals
für eine Überschlagsfrüherkennung
und Vermeidung (Roll-Over-Protection), da ein drohendes Abheben
eines oder mehrere Räder
erkannt wird. Die Fahrdynamikregelung vermag durch gezielten Bremseneingriff
die Kippbewegung in eine seitwärts
gerichtete Rutschbewegung umzusetzen, was zu einer höheren Betriebssicherheit
führt.
- 9. Erkennung des Abhebens (oder bevorstehenden Anhebens) eines
Fahrzeugrades von der Fahrbahn.
- 10. Redundanz des Luftdrucksensors. Bisher lässt sich die Plausibilität des Druckwertes
nicht herstellen. Wenn als zweite Information noch die Latschlänge zur
Verfügung
steht, kann ein „hängender" Drucksensor oder
ein Drucksensor, der einen ganz falschen Wert ermittelt, erkannt
werden. Diagnostizierbare und/oder redundante Drucksensoren sind
deutlich teuerer als einfachere.
-
- 1
- Reifen
- 2
- Rotationsrichtung
- 4
- Reifenmodul
- 6
- Latsch
- 8
- Latschdurchlauf
- 10
- Zentripetalbeschleunigung
- 12
- Spannungsspitzen
- 14
- Trägerschicht
- 16
- elektronische
Bauteile
- 18
- Einspannung
- 20
- piezoelektrische
Elemente/Material
- 22
- Innerliner
- 23
- Trimorph
- 24
- Carbon-Trägerschicht
- 26
- Bauteileträger (Leiterplatte)
- 28
- Befestigung
- 30
- Auslenkungsanschlag
- 32
- Gehäuse
- 34
- Mikrogenerator
- 36
- RFID
- 38
- RFID-Chip
- 40
- Bewegungsraum
- 42
- Masseanschluss