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STAND DER TECHNIK
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Die
vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Vorrichtung
zum Erfassen eines Hindernisses in einem Umgebungsbereich eines
Kraftfahrzeugs sowie ein Kraftfahrzeug.
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Für so genannte
Fahrassistenzsysteme für Kraftfahrzeuge
ist eine Analyse insbesondere des Umgebungsbereichs vor dem Kraftfahrzeug
auf Hindernisse notwendig. Mit Hilfe dieser Analyse wird allgemein
das Vorhandensein oder die Entfernung von Hindernissen, z.B. eines
vorausfahrenden weiteren Kraftfahrzeugs, ermittelt und entsprechend
das Fahrassistenzsystem angesteuert.
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Fahrassistenzsysteme
können
allgemein in so genannte Komfortsysteme und Sicherheitssysteme kategorisiert
werden. Ein Komfortsystem unterstützt die das Kraftfahrzeug lenkende
Person während
der Fahrt und soll dadurch dieser Person ein komfortableres Fahren
ermöglichen.
Bin Sicherheitssystem soll dagegen einen potenziellen Unfall des Kraftfahrzeugs
mit einem Hindernis vermeiden oder zumindest die Auswirkungen des
Unfalls vermindern.
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Ein
Komfortsystem ist z.B. ein automatisches Abstands- und Geschwindigkeitssteuersystem,
das im Englischen als „Adaptive
Cruise Control (ACC)" bezeichnet
wird. Das automatische Geschwindigkeitssteuersystem stellt automatisch
die Geschwindigkeit des Kraftfahrzeugs aufgrund von erkannten Hindernissen
vor dein Kraftfahrzeug, wie vorausfahrende weitere Fahrzeuge, ein.
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Sicherheitssysteme
sind auch unter dem Begriff „Predictive
Safety System (PSS)" bekannt.
Ein Beispiel eines Sicherheitssystems ist ein System, das automatisch
beim Erkennen eines potenziellen Zusammenstoßes des Kraftfahrzeugs mit
einem Hindernis eine Notbremsung des Kraftfahrzeugs einleitet.
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Die
DE 10 2004 007 553
A1 offenbart eine Erfassungsvorrichtung für ein Kraftfahrzeug
zur Erfassung eines Hindernisses in einem Umgebungsbereich des Kraftfahrzeugs.
Ein Rechner des Kraftfahrzeugs erzeugt aufgrund von einem am Kraftfahrzeug befestigten
Umgebungssensor erzeugten Signalen eine Wahrscheinlichkeitsverteilung
für das
Vorhandensein des Hindernisses im Umgebungsbereich. Der Umgebungsbereich
ist dabei in mehrere Felder aufgeteilt und für jedes der Felder berechnet
der Rechner einen Wahrscheinlichkeitswert als Maß für das Vorhandensein des Hindernisses
im jeweiligen Feld.
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OFFENBARUNG DER ERFINDUNG
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Gemäß der Erfindung
weist ein Verfahren zum Erfassen eines Hindernisses in einem Umgebungsbereich
eines Kraftfahrzeugs folgende Verfahrensschritte auf:
- – Erzeugen
eines Abbildes eines Umgebungsbereichs eines Kraftfahrzeugs mit
wenigstens einem bildgebenden Sensor des Kraftfahrzeugs, wobei der
Umgebungsbereich in eine Mehrzahl von Feldern aufgeteilt ist,
- – aufgrund
einer Analyse des Abbildes des Umgebungsbereichs, Ermitteln für jedes
Feld des Umgebungsbereichs einer Wahrscheinlichkeit als Maß für das Vorhandensein
eines Hindernisses im relevanten Feld,
- – für jedes
der Felder, Vergleichen der relevanten Wahrscheinlichkeit mit einem
ersten Schwellwert und mit einem zweiten Schwellwert, der größer als
der erste Schwellwert ist,
- – Ermitteln
einer ersten Klassifizierung der Felder durch Klassifizieren der
Felder als das Hindernis enthaltend, wenn die Wahrscheinlichkeit
des relevanten Feldes größer als
der erste Schwellwert ist und Verwenden der ersten Klassifizierung
für ein Komfortsystem
des Kraftfahrzeugs, und
- – Ermitteln
einer zweiten Klassifizierung der Felder durch Klassifizieren der
Felder als das Hindernis enthaltend, wenn die Wahrscheinlichkeit
des relevanten Feldes größer als der
zweite Schwellwert ist und Verwenden der zweiten Klassifizierung
für ein
Sicherheitssystem des Kraftfahrzeugs.
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Wie
bereits in der Einleitung ausgeführt,
können
Kraftfahrzeuge mit Fahrassistenzsystemen versehen sein, die die
das Kraftfahrzeug lenkende Person während der Fahrt unterstützen. Fahrzeugassistenzsysteme
können
dabei in Komfortsysteme und in Sicherheitssysteme unterteilt werden.
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Komfortssysteme
sind dafür
vorgesehen, die das Kraftfahrzeug lenkende Person während der Fahrt
zu unterstützen,
wodurch das Steuern des Kraftfahrzeugs erleichtert wird. Beispiele
von Komfortsystemen sind ein automatisches Abstands- und Geschwindigkeitssteuersystem,
insbesondere ein adaptierendes Abstands- und Geschwindigkeitssteuersystem
für ausgebaute
Landstraßen
und Autobahnen oder ein Stop&Go-fähiges Abstands-
und Geschwindigkeitssteuersystem für den Stadtverkehr oder ein
Spurhaltesystem.
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Sicherheitssysteme
sind dagegen vorgesehen, automatisch in einer Notsituation einzugreifen. Ein
Beispiel eines Sicherheitssystems ist ein automatisches Notbremssystem,
das automatisch eine Notbremsung des Kraftfahrzeugs einleitet, um
einen potenziellen Zusammenstoß des
Kraftfahrzeugs mit einem Hindernis zu verhindern oder zumindest
die negativen Auswirkung des Zusammenstoßes für Fahrzeuginsassen des Kraftfahrzeugs
zu verringern.
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Beiden
Arten von Fahrassistenzsystemen ist gemeinsam, dass sie eine Information über das
Vorhandensein eines Hindernisses im Umgebungsbereich des Kraftfahrzeugs
benötigen.
Ein Hindernis ist insbesondere ein vor dem Kraftfahrzeug vorausfahrendes
Kraftfahrzeug, sodass der Umgebungsbereich des Kraftfahrzeugs insbesondere
ein Umgebungsbereich unmittelbar vor dem Kraftfahrzeug ist.
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Um
zu ermitteln, ob sich ein Hindernis im Umgebungsbereich des Kraftfahrzeugs
befindet, insbesondere dass sich vor dem Kraftfahrzeug ein Hindernis,
wie ein vor dem Kraftfahrzeug fahrendes weiteres Kraftfahrzeug befindet,
wird erfindungsgemäß ein Abbild
des Umgebungsbereichs mit dem wenigstens einen bildgebenden Sensor
erzeugt.
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Geeignete
bildgebende Sensoren sind z.B. Radarsensoren, optische Kameras oder
Ultraschallsensoren, die z.B. im Frontbereich des Kraftfahrzeugs
angeordnet sind.
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Des
Weiteren wird erfindungsgemäß der Umgebungsbereich
in eine Mehrzahl von Feldern oder Zellen eingeteilt und das Abbild
des Umgebungsbereichs bzw. der dem Abbild zugeordnete Bilddatensatz
auf das Vorhandensein eines Hindernisses analysiert. Aufgrund z.B.
von Messungenauigkeiten des bildgebenden Sensors, Rauschen einer dem
Sensor nachgeschalteten Verarbeitungselektronik, Verschmutzungen
oder schlechter Sicht ist es in der Regel nicht möglich, mit
100%-iger Wahrscheinlichkeit festzustellen, ob sich ein Hindernis
im relevanten Feld befindet. Daher wird aufgrund der Analyse für jedes
Feld eine Wahrscheinlichkeit als Maß für das Vorhandensein des Hindernisses
ermittelt, wie es prinzipiell z.B. aus der in der Einleitung genannten
DE 10 2004 007 553
A1 bekannt ist.
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Sicherheitssysteme
sollen nur in Notfällen aktiviert
werden. Für
das Sicherheitssystem ist es daher wichtig, dass dieses zuverlässig nur
bei einem bevorstehenden Unfall auslöst, also beispielsweise nur
dann, wenn ein Zusammenstoß des
Kraftfahrzeugs mit dem Hindernis unvermeidbar ist. Daher ist es
notwendig, dass eine Fehlauslösung
des Sicherheitssystems möglichst
nahezu ausgeschlossen ist. Somit darf das Sicherheitssystem z.B.
nicht auslösen,
wenn kein Hindernis vorhanden ist. Dagegen sind die Anforderungen
für das
zuverlässige
Erkennen eines Hindernisses für
das Komfortsystem in der Regel weniger streng.
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Erfindungsgemäß wird daher
der Umgebungsbereich mittels der beiden Schwellwerte unterschiedlich
klassifiziert, indem die einzelnen Wahrscheinlichkeiten der Felder
mit dem ersten und dem zweiten Schwellwert verglichen werden. Nur
wenn die Wahrscheinlichkeit des relevanten Feldes größer als
der entsprechende Schwellwert ist, dann wird das Feld als ein Hindernis
enthaltend klassifiziert. Da nun erfindungsgemäß der zweite Schwellwert größer als der
erste Schwellwert ist, ist die Zuverlässigkeit der Entscheidung,
dass das relevante Feld ein Hindernis enthält, für die zweite Klassifizierung,
die auf dem größeren, d.h.
dem zweiten Schwellwert basiert, größer als für die erste Klassifizierung.
Da erfindungsgemäß die zweite
Klassifizierung dem Sicherheitssystem des Kraftfahrzeugs zugeführt wird,
sind Voraussetzungen gegeben, eine Fehlauslösung des Sicherheitssystems
möglichst
zu vermeiden, d.h. es sind Vorraussetzungen gegeben zu vermeiden,
auf das Vorhandensein eines Hindernisses zu schließen, obwohl
keines vorhanden ist.
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Die
erste Klassifizierung des Umgebungsbereichs basiert auf dem kleineren,
d.h. dem ersten Schwellwert. Die erste Klassifizierung ist für das Komfortsystem
des Kraftfahrzeugs bestimmt, für
das die Forderung einer Vermeidung eines versehentlichen Erkennens
eines Hindernisses weniger stark ist als für das Sicherheitssystem.
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Aufgrund
des erfindungsgemäßen Verfahrens
ist es demnach möglich,
ausgehend von einer Analyse des Umgebungsbereichs bzw. des Abbildes des
Umgebungsbereichs Informationen sowohl für das Sicherheitssystem als
auch für
das Komfortsystem zu erhalten. Demnach ist es möglich, dasselbe Abbild bzw.
denselben dem Abbild zugeordneten Bilddatensatz sowohl für das Komfortsystem
als auch für
das Sicherheitssystem zu verwenden, wodurch z.B. der Aufwand für die Analyse
des Umgebungsbereichs verringert wird, obwohl unterschiedliche Anforderungen
an die Zuverlässigkeit
des Erkennens eines Hindernisses gegeben sind.
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Nach
einer Ausführungsform
des erfindungsgemäßen Verfahrens
ist der erste Schwellwert für
alle Felder derselbe erste Schwellwert oder sind verschiedenen Feldern
verschiedene erste Schwellwerte zugeordnet. Der zweite Schwellwert
kann für
alle Felder derselbe zweite Schwellwert oder verschiedenen Feldern
können
verschiedene zweite Schwellwerte zugeordnet sein. Für die Zuverlässigkeit
der Entscheidung für
das Vorhandensein eines Hindernisses in einem Feld kann z.B. die
Entfernung des Hindernisses vom Kraftfahrzeug wichtig sein. Dann bietet
es sich an, verschiedene erste oder zweite Schwellwerte für verschiedene
Felder vorzusehen. Auch kann wenigstens einer der Schwellwerte in
Abhängigkeit
der Geschwindigkeit des Kraftfahrzeugs, der Sichtverhältnisse
usw. variabel sein.
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Nach
einer Variante des erfindungsgemäßen Verfahrens
wird für
jedes Feld eine weitere Wahrscheinlichkeit als Maß für das Nicht-Vorhandensein eines
Hindernisses im relevanten Feld ermittelt und zusätzlich basierend
auf den weiteren Wahrscheinlichkeiten die erste und/oder die zweite
Klassifizierung ermittelt. Zusätzlich
zu den Wahrscheinlichkeiten als Maß für das Vorhandensein des Hindernisses im
relevanten Feld können
demnach zusätzlich
auch die Wahrscheinlichkeiten der Gegenhypothese berechnet werden,
d.h. die Wahrscheinlichkeiten, dass sich kein Hindernis im relevanten
Feld befindet und demnach z.B. die Straße vor dem ersten Fahrzeug befahrbar
ist. Auf diese Weise wäre
die Unterscheidung zwischen Objekt, Freifläche und Unwissen möglich.
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Nach
einem weiteren Aspekt der Erfindung ist eine Vorrichtung zum Erfassen
eines Hindernisses in einem Umgebungsbereich eines Kraftfahrzeugs derart
ausgeführt,
dass sie
- – ein
mit wenigstens einem am Kraftfahrzeug angeordneten bildgebenden
Sensor erzeugtes Abbild eines Umgebungsbereichs des Kraftfahrzeugs
analysiert, wobei der Umgebungsbereich in eine Mehrzahl von Feldern
aufgeteilt ist,
- – aufgrund
der Analyse für
jedes Feld des Umgebungsbereichs eine Wahrscheinlichkeit als Maß für das Vorhandensein
eines Hindernisses im relevanten Feld ermittelt,
- – für jedes
der Felder die relevante Wahrscheinlichkeit mit einem ersten Schwellwert
und mit einem zweiten Schwellwert, der größer als der erste Schwellwert
ist, vergleicht,
- – eine
erste Klassifizierung der Felder ermittelt durch Klassifizieren
der Felder als das Hindernis enthaltend, wenn die Wahrscheinlichkeit
des relevanten Feldes größer als
der erste Schwellwert ist und die erste Klassifizierung einem Komfortsystem
des Kraftfahrzeugs zuführt,
und
- – eine
zweite Klassifizierung der Felder ermittelt durch Klassifizieren
der Felder als das Hindernis enthaltend, wenn die Wahrscheinlichkeit
des relevanten Feldes größer als
der zweite Schwellwert ist und die zweite Klassifizierung einem
Sicherheitssystem des Kraftfahrzeugs zuführt.
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Mittels
der erfindungsgemäßen Vorrichtung kann
das erfindungsgemäße Verfahren
zum Erfassen eines Hindernisses in einem Umgebungsbereich eines
Kraftfahrzeugs durchgeführt
werden. Da die erfindungsgemäße Vorrichtung
basierend auf dem Abbild des Umgebungsbereichs des Kraftfahrzeugs bzw.
aufgrund der dem Abbild zugeordneten Bilddaten das Vorhandensein
des Hindernisses sowohl für das
Sicherheitssystem als auch für
das Komfortsystem ermittelt, kann die erfindungsgemäße Vorrichtung,
die z.B. ein Rechner ist, relativ einfach und demnach kostengünstig ausgeführt werden,
ohne insbesondere die relativ strengen Anforderungen an die Zuverlässigkeit
des Erkennens eines Hindernisses für das Sicherheitssystem zu
verringern.
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Der
erste Schwellwert kann für
alle Felder derselbe erste Schwellwert oder verschiedenen Feldern
können
verschiedene erste Schwellwerte zugeordnet sein. Der zweite Schwellwert
kann für
alle Felder derselbe zweite Schwellwert oder verschiedenen Feldern
können
verschiedene zweite Schwellwerte zugeordnet sein.
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Gemäß einem
weiteren Aspekt der Erfindung weist ein Kraftfahrzeug auf:
- – wenigstens
einen bildgebenden Sensor, der ein Abbild eines Umgebungsbereichs
des Kraftfahrzeugs erzeugt, wobei der Umgebungsbereich in eine Mehrzahl
von Feldern aufgeteilt ist,
- – die
erfindungsgemäße Vorrichtung
zum Erfassen eines Hindernisses, der das von dem wenigstens einen
bildgebenden Sensor erzeugte Abbild zugeführt wird,
- – ein
mit der erfindungsgemäßen Vorrichtung
zum Erfassen eines Hindernisses verbundenes Komfortsystem, dem die
erste Klassifikation zugeführt wird,
und
- – ein
mit der erfindungsgemäßen Vorrichtung
zum Erfassen eines Hindernisses verbundenes Sicherheitssystem, dem
die zweite Klassifikation zugeführt
wird.
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Das
Komfortsystem ist z.B. ein Abstands- und Geschwindigkeitssteuersystem,
insbesondere ein adaptierendes Abstands- und Geschwindigkeitssteuersystem
für ausgebaute
Landstraßen
und Autobahnen oder ein Stop&Go-fähiges Abstands-
und Geschwindigkeitssteuersystem für den Stadtverkehr oder ein
Spurhaltesystem. Das Sicherheitssystem ist beispielsweise ein automatisches
Notbremssystem, das automatisch eine Notbremsung des erfindungsgemäßen Kraftfahrzeugs
einleitet oder beispielsweise eine Warnsystem, wie ein Spurverlassenswarnsystem.
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Zusätzlich zu
den Wahrscheinlichkeiten als Maß für das Vorhandensein
des Hindernisses im relevanten Feld können zusätzlich auch die Wahrscheinlichkeiten
der Gegenhypothese berechnet werden, d.h. die Wahrscheinlichkeiten,
dass sich kein Hindernis im relevanten Feld befindet und demnach z.B.
die Straße
vor dem ersten Fahrzeug befahrbar ist. Auf diese Weise wäre die Unterscheidung
zwischen Objekt, Freifläche
und Unwissen möglich.
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KURZE BESCHREIBUNG DER ZEICHNUNGEN
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Ein
Ausführungsbeispiel
der Erfindung ist exemplarisch in den beigefügten Zeichnungen dargestellt.
Es zeigen:
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1 Kraftfahrzeuge,
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2A–2C Bilder
eines Umgebungsbereichs einer der Kraftfahrzeuge der 1,
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3 eine
Wahrscheinlichkeitsverteilung
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4, 5 Verteilungen
von erkannten Hindernissen und
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6 ein
Flussdiagramm.
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AUSFÜHRUNGSFORMEN DER ERFINDUNG
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Die 1 zeigt
ein fahrendes Kraftfahrzeug 1 und ein vor dem Kraftfahrzeug 1 fahrendes
Kraftfahrzeug 2 und die 6 veranschaulicht
das erfindungsgemäße Verfahren
zum Erfassen eines Hindernisses in einem Umgebungsbereich eines
Kraftfahrzeugs anhand eines Flussdiagramms.
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An
der Frontseite des Kraftfahrzeugs 1 ist ein bildgebender
Sensor 3 befestigt, der in den 2A–2C dargestellte
Bilder 21 von einem Umgebungsbereich 4 des Kraftfahrzeugs 1 erstellt. Im
Falle des vorliegenden Ausführungsbeispiels deckt
der Umgebungsbereich 4 einen Bereich vor dem Kraftfahrzeug 1 ab
und ist derart ausgeführt, dass
sich das Kraftfahrzeug 2 im Umgebungsbereich 4 befindet.
Des Weiteren ist der Umgebungsbereich 4 in eine Mehrzahl
von Zellen oder Feldern 5a–5h unterteilt, die
im Falle des vorliegenden Ausführungsbeispiels
matrixförmig
angeordnet sind, sodass der Umgebungsbereich 4 in acht
Zeilen und 20 Spalten aufgeteilt ist.
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Der
bildgebende Sensor 3 ist beispielsweise eine optische Kamera,
ein Radarsensor oder ein Ultraschallsensor und ist mit einer elektrischen
Leitung 6 mit einem im Kraftfahrzeug 1 befestigten
Rechner 7 verbunden. Auf dem Rechner 7 läuft ein
Rechnerprogramm, das aus den vom bildgebenden Sensor 3 erzeugten
Signalen das Bild 21 des Umgebungsbereichs 4 bzw.
einen dem Bild 21 zugeordneten Bilddatensatz erzeugt. Alternativ
kann das Bild 21 bzw. der Bilddatensatz des Bildes 21 bereits
vom Sensor 3 erzeugt werden, Schritt S1 des Flussdiagramms der 6.
Das Bild des Kraftfahrzeugs 2 ist mit dem Bezugszeichen 25 versehen.
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Im
Falle des vorliegenden Ausführungsbeispiels
sind der bildgebende Sensor 3 und der Rechner 7 derart
ausgeführt,
dass kontinuierlich, z. B. im Zeitabstand von 40 ms, Bilder 21 vom
Umgebungsbereich 4 erstellt werden.
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Das
auf dem Rechner 7 laufende Rechnerprogramm ist derart ausgeführt, dass
es das Bild 21 bzw. den dem Bild 21 zugeordneten
Bilddatensatz auf das Vorhandensein eines Hindernisses analysiert,
Schritt S2 des Flussdiagramms. Ein Hindernis ist insbesondere das
vor dem Kraftfahrzeug 1 fahrende Kraftfahrzeug 2.
Dies wird im Falle des vorliegenden Ausführungsbeispiels dadurch bewerkstelligt, dass
auf dem Rechner 7 dem Fachmann allgemein bekannte Bilderkennungs-Algorithmen
laufen, die im Bild 21 abgebildete Hindernisse, wie beispielsweise das
Kraftfahrzeug 2, automatisch erkennen.
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Im
Falle des vorliegenden Ausführungsbeispiels
ist das auf dem Rechner
7 laufende Rechnerprogramm außerdem derart
ausgeführt,
dass es aufgrund der Analyse des Bildes
21 für jedes
Feld
5a–
5h des
Umgebungsbereichs
4 eine Wahrscheinlichkeit für das Vorhandensein
eines Hindernisses ermittelt, Schritt S3 des Flussdiagramms. Das
Ermitteln solcher Wahrscheinlichkeiten ist dem Fachmann prinzipiell
beispielsweise aus der in der Einleitung genannten
DE 102 004 007 553 A1 bekannt
und wird daher nicht weiter erläutert.
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Wie
bereits erläutert,
umfasst der Umgebungsbereich 4 acht Zeilen von jeweils
20 Feldern 5a–5h.
Die 2A-2C zeigen als Beispiel eine Wahrscheinlichkeitsverteilung 22 entlang
derjenigen Zeile, der die Felder 5d zugeordnet sind. Im
Falle des vorliegenden Ausführungsbeispiels
ist die Wahrscheinlichkeitsverteilung 22 kontinuierlich
dargestellt. Die 3 zeigt die den Feldern 5d zugeordneten
und der Wahrscheinlichkeitsverteilung 22 entsprechenden
Wahrscheinlichkeitswerte. Die 3 zeigt
demnach die Wahrscheinlichkeitsverteilung 22 als eine diskrete
Wahrscheinlichkeitsverteilung.
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Wie
es der 3 zu entnehmen ist, ermittelt das auf dem Rechner 7 laufende
Rechnerprogramm eine Wahrscheinlichkeit von 0,93, dass die Felder 5d der
10. und 11. Spalte des Umgebungsbereichs 4 mit einem Hindernis
belegt sind. Für
die Felder 5d der 9. und 12 Spalte ergibt sich eine Wahrscheinlichkeit
von 0,8, für
die Felder 5d der 8. und 13. Spalte eine Wahrscheinlichkeit
von 0,1 und für
die restlichen Felder 5d eine Wahrscheinlichkeit von etwa
Null.
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Anschließend vergleicht
das auf dem Rechner 7 laufende Rechnerprogramm für jedes
der Felder 5a–5h die
einzelnen Wahrscheinlichkeitswerte mit einem ersten Schwellwert 23 und
mit einem zweiten Schwellwert 24. Im Falle des vorliegenden
Ausführungsbeispiels
hat der erste Schwellwert 23 einen Wert von 0,65 und der
zweite Schwellwert einen Wert von 0,9. Der Vergleich mit dem ersten
Schwellwert 23 ist in der 2B und
der Vergleich mit dem zweiten Schwellwert 24 ist in der 2C veranschaulicht.
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Aufgrund
des Vergleichs mit dem ersten Schwellwert 23 erstellt das
auf dem Rechner 7 laufende Rechnerprogramm eine in der 4 dargestellte
erste Klassifizierung 26, Schritt S4 des Flussdiagramms. Überschreitet
die Wahrscheinlichkeit des relevanten Feldes 5a–5h den
ersten Schwellwert 23, so wird das relevante Feld 5a–5h als
ein Hindernis, im vorliegenden Fall das Kraftfahrzeug 2,
enthaltend klassifiziert, was mit „1" für
die erste Klassifizierung 26 dargestellt ist; andernfalls
wird das entsprechende Feld 5a–5h als kein Hindernis
enthaltend klassifiziert, was mit einer „0" illustriert ist, Schritt S6 des Flussdiagramms.
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Aufgrund
des Vergleichs mit dem zweiten Schwellwert 24 erstellt
das auf dem Rechner 7 laufende Rechnerprogramm eine in
der 5 dargestellte zweite Klassifizierung 27,
Schritt S5 des Flussdiagramms. Überschreitet
die Wahrscheinlichkeit des relevanten Feldes 5a–5h den
zweiten Schwellwert 24, so wird das relevante Feld 5a–5h als
ein Hindernis, im vorliegenden Fall das Kraftfahrzeug 2,
enthaltend klassifiziert, was mit „1" für
die zweite Klassifizierung 27 dargestellt ist; andernfalls
wird das entsprechende Feld 5a–5h als kein Hindernis
enthaltend klassifiziert, was mit einer „0" illustriert ist, Schritt S7 des Flussdiagramms.
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Die
beiden Klassifizierungen 26, 27 werden im vorliegenden
Ausführungsbeispiels
für jedes
kontinuierlich erzeugte Bild 21 erstellt.
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Das
Kraftfahrzeug 1 umfasst ferner ein Komfortsystem 8 und
ein Sicherheitssystem 9. Das Komfortsystem 8 ist
im Falle des vorliegenden Ausführungsbeispiels
ein adaptierendes Abstands- und Geschwindigkeitssteuerungssystem
und ist mit einer elektrischen Leitung 10 mit dem Rechner 7 verbunden.
Das Sicherheitssystem 9 ist mit einer elektrischen Leitung 11 mit
dem Rechner 7 verbunden.
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Der
Rechner 7 ist derart ausgeführt, dass er über die
elektrische Leitung 10 dem Komfortsystem 8 die
erste Klassifizierung 26 bzw. kontinuierlich die ersten
Klassifizierungen 26 übermittelt,
Schritt S6 des Flussdiagramms. Aufgrund der ersten Klassifizierung 26 bzw.
der kontinuierlich zugeführten
ersten Klassifizierungen 26 steuert das adaptierende Abstands-
und Geschwindigkeitssteuerungssystem in allgemein bekannter Weise
die Geschwindigkeit des Kraftfahrzeugs 1 automatisch.
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Das
Sicherheitssystem 9 ist im Falle des vorliegenden Ausführungsbeispiels
ein automatisches Notbremssystem, das gegebenenfalls in allgemein bekannter
Weise eine Notbremsung des Kraftfahrzeugs 1 einleitet.
Dem Sicherheitssystem 9 wird über die elektrische Leitung 11 die
zweite Klassifizierung 27 bzw. kontinuierlich die zweiten
Klassifizierungen 27 des Umgebungsbereichs 4 vom
Rechner 7 übermittelt,
Schritt S7 des Flussdiagramms.
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Im
beschriebenen Ausführungsbeispiel
ist jedem der Felder 5a–5h derselbe erste
und derselbe zweite Schwellwert 23, 24 zugeordnet.
Es ist jedoch auch möglich,
dass verschiedenen Feldern 5a–5h verschiedene erste
und/oder zweite Schwellwerte zugeordnet sind. Die ersten und/oder
zweiten Schwellwerte können
geschwindigkeitsabhängig sein.
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Auch
das beschriebene adaptierende Abstands- und Geschwindigkeitssteuerungssystem
ist nur ein Beispiel eines Komfortsystems 8. Ein Komfortsystem
kann beispielsweise auch ein Spurhaltesystem sein. Auch das Notfallbremssystem
ist nur als Beispiel für
ein Sicherheitssystem 9 gedacht. Des Weiteren können auch
mehr als ein bildgebender Sensor 3 für das Erzeugen des Bildes 21 des
Umgebungsbereichs 4 verwendet werden.
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Zusätzlich zu
den Wahrscheinlichkeiten als Maß für das Vorhandensein
des Hindernisses im relevanten Feld können zusätzlich auch die Wahrscheinlichkeiten
der Gegenhypothese berechnet werden, d.h. die Wahrscheinlichkeiten,
dass sich kein Hindernis im relevanten Feld befindet und demnach z.B.
die Straße
vor dem ersten Fahrzeug befahrbar ist. Auf diese Weise wäre die Unterscheidung
zwischen Objekt, Freifläche
und Unwissen möglich.