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Die
Erfindung betrifft ein Verfahren zur Modifikation nicht-spezifisch
wirkender Inhibitoren der 11beta-Hydroxysteroid-Dehydrogenase (11beta-HSD)
mit pentacyclischem Grundgerüst
des Oleanan- und Ursan-Typs, welches es ermöglicht, chemische Verbindungen
herzustellen, die im wesentlichen spezifisch die Isoform der 11beta-Hydroxysteroid-Dehydrogenase
Typ 1 (11beta-HSD1) hemmen und dabei im wesentlichen keine hemmende
Aktivität
gegenüber
der Isoform der 11beta-Hydroxysteroid-Dehydrogenase Typ 2 (11beta-HSD2)
aufweisen. Des Weiteren betrifft die Erfindung neue chemische Verbindungen
mit Nor-Oleanan- oder Nor-Ursan-Grundgerüst. Diese Inhibitoren wirken
als im wesentlichen spezifische Inhibitoren der 11beta-HSD1 und
sind damit etwa zur Behandlung und Vorbeugung etwa von Diabetes,
Metabolischem Syndrom, Fettsucht, Hyperlipoproteinämien, Hyperglykämie, Hyperinsulinämie, Arteriosklerose,
Demenz, Depressionen, Osteroporese, Glaukom oder Viruserkrankungen
geeignet.
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Das
Enzym 11beta-Hydroxysteroid-Dehydrogenase (11beta-HSD) katalysiert
die Umwandlung von Cortisol zu Cortison, bzw. von Cortison zu Cortisol,
wobei zwei gewebespezifische Isoformen bekannt sind, die als 11beta-Hydroxysteroid-Dehydrogenase Typ
1 (11beta-HSD1) und 11beta-Hydroxysteroid-Dehydrogenase Typ 2 (11beta-HSD2) bezeichnet
werden. Während
11beta-HSD1 ein
ubiquitär
vorkommendes Enzym ist, findet sich 11beta-HSD2 hauptsächlich in
der Niere. 11beta-HSD1 arbeitet, abhängig vom zellulären Kontext,
entweder als Reduktase oder als Dehydrogenase, während 11beta-HSD2 nur als Dehydrogenase
wirkt. 11beta-HSD2 schützt
die entsprechenden Gewebe vor Cortisol, indem es das aktive Hormon,
Cortisol, in inaktives Cortison umwandelt. In der Niere zum Beispiel
verhindert 11beta-HSD2 die Aktivierung des Mineralocorticoid-Rezeptor
durch Cortisol. Diese Aktivierung hätte eine unerwünschte Blutdrucksteigerung
durch Hypervolämie
und Störung
des Elektrolythaushalts der Niere zur Folge.
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Die
Entwicklung spezifischer Inhibitoren der 11beta-HSD1 und Hemmung
der 11beta-HSD1 in Geweben zur Regulation der Glucocorticoid-Wirkung
ist in den letzten Jahren in den Focus der pharmazeutischen Industrie
getreten, seitdem in Tierexperimenten gezeigt werden konnte, daß eine Dysregulation
der 11beta-HSD1
zu metabolischen Störungen
führt. Masuzaki
et al. (Science 2001, 294, 2166-2170) beschreiben eine
transgene Maus, in deren Adipocyten zusätzlich noch das Rattengen für 11beta-HSD1
eingeführt
worden ist und so zu einer Überexpression
von 11beta-HSD1 führte.
Dieses Mausmodell zeigt mit Hyperglykämie, Glukose-Intoleranz, Hyperinsulinismus,
Insulin-Resistenz und visceraler Stammfettsucht alle Symptome eines metabolischen
Syndroms. Im Gegenzug zeigen 11beta-HSD1 knock-out Mäuse eine
Resistenz in der Entwicklung eines Diabetes Mellitus Typ 2 (Kotelevtsev
et al.. Proc. Natl. Acad. Sci. 1997, 94, 14924-14929).
Auch bei energiereicher Nahrung bleiben die Blutglukose-Werte und
die Aktivität
der Schlüsselenzyme
der Glukoneogenese in der Leber, die Phosphoenol-Pyruvat-Kinase
und Glukose-6-Phosphatase, im Normbereich im Vergleich zu einer
Kontrollgruppe normaler Mäuse.
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Walker
et al. (J. Clin. Endocrinol. Metab. 1995, 80, 3155-3159)
beschreiben, daß Carbenoxolon,
ein starker nicht-spezifischer Inhibitor von 11beta-HSD1 und 11beta-HSD2,
die Insulin-Empfindlichkeit der Leber von gesunden Menschen erhöht, sagen
aber auch, daß der
Anwendung von Carbenoxolon als Medikament Beschränkungen unterliegt, die durch
Hemmung der renalen 11beta-HSD2 verursacht werden.
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Somit
ist die Entwicklung von spezifisch 11beta-HSD1 inhibierenden Substanzen
ein hochaktuelles Forschungsgebiet der pharmazeutischen Industrie.
WO 01/90094 beschreibt Arylsulfoamidothiazole
als spezifische Inhibitoren der humanen 11beta-HSD1. Diese Verbindungen
zeigten aber in klinischen Studien der Phase 2 ein zu schlechtes
pharmakokinetisches Profil.
US
2005/0154038 und
US
2006/0106008 beschreiben Triazole als spezifisch 11beta-HSD1
hemmende Verbindungen, die auch im Mausmodell günstige pharmakodynamische und
-kinetische Eigenschaften zeigen (
Olsen et al.. Biorg. Med.
Chem. Lett. 2005, 15, 4359-4362).
WO 2004/065351 beschreibt Säureamide,
abgeleitet von der Benzoesäure,
als spezifische Inhibitoren der 11beta-HSD1 Aktivität. Verbindungen
dieses Typs verhindern im Mausmodell eine Aktivierung der Glukocorticoide
um bis zu 70% (
Coppola et al.. J. Med. Chem. 2005, 48, 6696-6712).
WO 03/086410 und Sandeep
et al. (
Proc. Natl. Acad, Sci. 2004, 101, 6734-6739)
beschreiben ein Verfahren, die unerwünschten Nebenwirkungen des
nicht-spezifischen Inhibitors Carbenoxolon zu vermeiden. Um eine,
durch 11beta-HSD2 Inhibition ausgelöste, Blutdrucksteigerung abzufangen
bzw. wieder umzukehren, wird zusätzlich
ein Diuretikum gegeben. Die Gabe eines Diuretikums schränkt die
Anwendung von 11beta-HSD Inhibitoren jedoch stark ein, da z.B. Diuretika
bei Patienten mit Diabetes kontraindiziert sind.
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Triterpene
(Moleküle
die im Grundgerüst
aus 30 Kohlenstoffatomen bestehen) mit pentacyclischem Grundgerüst aus kondensierten
Cyclohexanringen sind in der Natur weit verbreitet und können aus
den verschiedenen Pflanzen isoliert werden. Viele der bekannten
pflanzlichen Triterpene sind für
den Menschen physiologisch aktive Verbindungen, die als Wirkstoffe – häufig in
Form von Derivaten oder auch als Inhaltsstoffe von Pflanzenextrakten – in Apotheken
und Drogerien frei erhältlich
sind, teilweise ohne deren genaue Wirkmechanismen zu kennen. Die
hier betrachteten pentacyclischen Triterpene können dabei in zwei Klassen
unterteilt werden, die sich nur bezüglich ihres Substitutionsmusters
am Grundgerüst
unterscheiden:
- 1.) Unter einer Verbindung mit
Oleanan-Grundgerüst
wird erfindungsgemäß eine im
Folgenden abgebildete Verbindung verstanden, die in Position C20
zwei Substituenten trägt.
Im einfachsten Fall bestehen diese beiden Substituenten z.B. aus
zwei Methylgruppen, wie dieses zum Beispiel in der Oleanolsäure (1) der
Fall ist.
- 2.) Unter einer Verbindung mit Ursan-Grundgerüst wird
erfindungsgemäß eine im
Folgenden gezeigte Verbindung verstanden, bei der die Position C20 monosubstituiert
ist und die in Position C19 eine weitere Methylgruppe aufweist.
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Verbindung
mit Oleanan-Grundgerüst
Verbindung mit Ursan-Grundgerüst
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Pentacyclische
Triterpene des Oleanan- bzw. des Ursan-Typs werden für die blutzuckersenkende
Wirkung bestimmter hypoglykämisch
wirkender Pflanzen verantwortlich gemacht. Zu diesen pentacyclischen
Triterpenen mit hypoglykämischer
Wirkung gehört
u.a. die Oleanolsäure
(1). Die Isolierung von Oleanolsäure-Glycosiden
wurde unter anderem aus den Pflanzen Momordica charantia (Murakami
T et al.. Chem. Pharm Bull 2001; 49(1): 54-63), Gymnema
sylvestre (Yoshikawa et al.. Chem. Pharm. Bull. 1996, 45,
2034-2038),
Kalopanax pictus (Kim et al.. Biol. Pharm. Bull. 1998, 21,
360-365) und Gymnema inodorum (Shimizu et al..
J. Vet. Med. Sci. 1997, 59, 753-757),
die für
ihre hypoglykämische
Wirkung bekannt sind, beschrieben. Als möglicher Wirkmechanismus der
hypoglykämischen
Eigenschaften der Oleanolsäure
wird eine Hemmung der gastro-intestinalen Aufnahme von Glukose,
verursacht durch die Oleanolsäure,
diskutiert (Matsuda et al.. Chem. Pharm. Bull. 1998, 46,
1399-1403). Die Oleanolsäure wurde ebenfalls als nicht-spezifischer Inhibitior
der 11beta-HSD Aktivität
der Ratte in der Literatur beschrieben (Bühlen H.
et al.. Biochim. Biophys. Acta 1991, 1075, 206-212). Der
Succinylester der Oleanolsäure
verursacht in Ratten Bluthochdruck, durch Hemmung der 11beta-HSD2
in der Niere, bei gleichzeitiger Gewichtsverminderung (Filczewski
et al.. Pol. J. Pharmacol. Pharm. 1988, 40, 233-239). In
eigenen Versuchen konnte die Oleanolsäure als schwacher, nicht-spezifischer Inhibitor
von 11beta-HSD1 (Ki = 500 µM)
und 11beta-HSD2 (Ki = 400 µM)
der Ratte bestätigt
werden. Die humanen Enzyme 11beta-HSD1 und 11beta-HSD2 werden aber
durch Oleanolsäure
nicht in ihrer Aktivität
beeinflusst (eigene Versuche), das heißt, daß Oleanolsäure die menschliche 11beta-HSD
Aktivität
nicht hemmt.
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18beta-Glycyrrhetinsäure (1),
ein Triterpen mit Oleanan-Grundgerüst und Inhaltsstoff von Lakritz, und
Carbenoxolon (1), ein Derivat der 18beta Glycyrrhetinsäure, sind
als die stärksten,
nicht-spezifischen 11beta-HSD Inhibitoren bekannt. 18beta-Glycyrrhetinsäure ist
durch Hemmung der 11beta-HSD2
in der Niere dafür
verantwortlich, daß bei
exzessivem Genuss von Lakritz der Blutdruck steigt. Beide Substanzen
hemmen 11beta-HSD1 und 11beta-HSD2 gleichermaßen. Die Inhibitionskonstanten
für 18beta-Glycyrrhetinsäure wurden
für humane
11beta-HSD1 mit 12 nM und für
humane 11beta-HSD2 mit 10 nM in eigenen Experimenten ermittelt.
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Spezifische
Inhibitoren der 11beta-HSD1 sind beschrieben, aber keiner dieser
Inhibitoren verfügt über ein
Ursan- oder Oleanan-Grundgerüst.
Es wurden viele vergebliche Versuche unternommen, durch Modifikation
der 18beta-Glycyrrhetinsäure einen
spezifischen 11beta-HSD1 Inhibitor zu entwickeln. In der
WO 02/072084 wird beschrieben,
wie durch Modifikationen der Säurefunktion
der 18beta-Glycyrrhetinsäure
zu verschiedenen Estern und Säureamiden
die inhibitorische Spezifität
gegenüber
11beta-HSD2 verstärkt
wurde. Auch Su et al. (
Biorg. Med. Chem. 2004, 12, 4439-4457)
beschreiben, daß das
Produkt der Umsetzung von 18beta-Glycyrrhetinsäure mit Ethanolamin, N-(2-Hydroxyethyl)-glycyrrhetinsäureamid,
spezifisch 11beta-HSD2 hemmt. Damit war es zwar bekannt, dass durch
Derivatisierung der Säurefunktion
der 18beta-Glycyrrhetinsäure eine
Steigerung der inhibitorischen Aktivität gegenüber 11beta-HSD2 erzielt werden kann, doch bestand
kein Anlass zu vermuten, daß eine
derartige Derivatisierung der Säurefunktion
zu Verbindungen führt,
die spezifisch die 11beta-HSD1 hemmen und dabei keine signifikante
inhibitorische Aktivität
gegenüber
11beta-HSD2 zeigen.
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Natürlich vorkommende
oder synthetisch hergestellte, im Wesentlichen spezifische Inhibitoren
der humanen 11beta-HSD1, die ein pentacyclisches Grundgerüst aufweisen,
wie man es in Oleanan- und Ursan-Triterpenen vorfindet, sind bislang
nicht bekannt. 18beta-Glycyrrhetinsäure und Carbenoxolon (1)
sind sehr potente und unspezifische Hemmstoffe der 11betaHSD-Aktivität, d.h.
sie zeigen sowohl gegenüber 11beta-HSD1
als auch gegenüber
11beta-HSD2 inhibitorische Aktivität und weisen daher bei Einsatz
als Medikament den Nachteil auf, daß sie durch Hemmung der 11beta-HSD2
in der Niere den Elektrolythaushalt stören und durch eine Hypervolämie Bluthochdruck
auslösen.
Eine Blutdrucksteigerung ist aber gerade für Diabetes Mellitus Typ 2 Patienten
kontraindiziert, da diese in der Regel einen zu hohen Blutdruck
haben.
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Es
besteht daher ein Bedarf für
spezifische 11beta-HSD1 Inhibitoren mit Ursan- und Oleanan-Grundgerüst, die
den Vorteil hätten,
daß die
Ausgangssubstanzen weit verbreitet im Pflanzenreich sind und daher wirtschaftlich
attraktiv sind und nur ein geringes toxikologisches Potential besitzen.
Jeder Mensch nimmt Triterpene des Ursan- und Oleanan-Typs jeden
Tag mit der pflanzlichen Nahrung zu sich. Ein weiterer Vorteil solcher
spezifischer 11beta-HSD1 Inhibitoren mit Ursan- und Oleanan-Grundgerüst wäre, daß durch
Auswahl entsprechender Substituenten am Grundgerüst pharmako-dynamische und
-kinetische Eigenschaften der Substanzen entsprechend günstig beeinflusst
werden können.
Chemische Verbindungen mit Nor-Oleanan- oder Nor-Ursan-Grundgerüst, die
als spezifische Inhibitoren der 11beta-HSD1 wirken, wären ferner
bedeutsam als Medikamente zur Behandlung und Vorbeugung von Diabetes,
Metabolischem Syndrom, Fettsucht, Hyperlipoproteinämien, Hyperglykämie, Hyperinsulinämie, Arteriosklerose,
Demenz, Depressionen, Osteroporese, Glaukom und Viruserkrankungen.
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Es
ist daher die Aufgabe der Erfindung, Stoffe und Medikamente bereitzustellen,
die etwa zur Behandlung und Vorbeugung von Diabetes, Metabolischem
Syndrom, Fettsucht, Hyperlipoproteinämien, Hyperglykämie, Hyperinsulinämie, Arteriosklerose,
Demenz, Depressionen, Osteroporese, Glaukom und Viruserkrankungen
eingesetzt werden können
und die die im Stand der Technik bekannten Nachteile unspezifischer 11beta-HSD
Inhibitoren und vorzugsweise auch die Nachteile der bekannten spezifischen
11beta-HSD1 Inhibitoren vermeiden.
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Ferner
ist es eine Aufgabe der vorliegenden Erfindung solche Stoffe bzw.
Medikamente bereitzustellen, die von chemischen Verbindungen mit
Oleanan- oder Ursan-Grundgerüst abgeleitet
sind.
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Eine
weitere Aufgabe ist es, ein Verfahren zur Herstellung spezifischer
Inhibitoren bereitzustellen, wobei die Inhibitoren im wesentlichen
spezifisch die Isoform der 11beta-HSD1 hemmen, dabei aber im wesentlichen
keine inhibitorische Aktivität
gegenüber
der Isoform der 11beta-HSD2 aufweisen und die die im Stand der Technik
bekannten Nachteile unspezifischer 11beta-HSD Inhibitoren und vorzugsweise
auch die Nachteile der bekannten spezifischen 11beta-HSD1 Inhibitoren
vermeiden.
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Eine
weitere Aufgabe der Erfindungen ist es bereits bekannte unspezifische
Inhibitoren so zu modifizieren, daß sie im Wesentlichen spezifisch
die Isoform der 11beta-HSD1 hemmen. Ferner ist eine Aufgabe der Erfindung
ein Verfahren anzugeben, welches es ermöglicht, nicht-spezifisch wirkende
11beta-HSD Inhibitoren mit pentacyclischen Grundgerüsten des
Oleanan- oder Ursan-Typs, wie z.B. 18beta-Glycyrrhetinsäure und Carbenoxolon,
siehe 1, dahingehend zu modifizieren, daß sie im
wesentlichen spezifisch die Isoform der 11beta-HSD1 – im wesentlichen
nicht aber die Isoform der 11beta-HSD2 – hemmen.
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Des
weiteren ist es die Aufgabe der Erfindung ein Verfahren anzugeben,
welches es ermöglicht
im wesentlichen spezifische 11beta-HSD1 Inhibitoren bereitzustellen,
die im wesentlichen keine inhibitorische Aktivität gegenüber 11beta-HSD2 aufweisen,
wobei die hergestellten Verbindungen solche mit einem Nor-Oleanan-
oder Nor-Ursan-Grundgerüst
(2) darstellen.
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Die
Aufgabe wird gelöst
durch die in den Ansprüchen
definierten Gegenstände
der Erfindung.
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In
einem ersten Aspekt wird eine Verbindung vom Typ Triterpen mit einem
pentacyclischen Grundgerüst
des Nor-Oleanan- oder Nor-Ursan-Typs bereitgestellt, die 11β-Hydroxysteroid-Dehydrogenase
Typ 1 im wesentlichen spezifisch hemmt, dadurch gekennzeichnet,
daß die
Verbindung an der Position C11 einen Substituenten trägt, der
in der Lage ist, Wasserstoffbrücken
auszubilden und sich an der Position C20 keine Carboxylgruppe befindet.
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Es
ist bevorzugt, daß die
Verbindung an der Position C11 einen Substituenten trägt, der
in der Lage ist, Wasserstoffbrücken
auszubilden. Der Substituent an der Position C11 ist vorzugsweise
ausgewählt
aus einer Gruppe bestehend aus -F, -Cl, -Br, -OH, =O, -CO2H, -SH, -S-Alkyl, -O-Alkyl, -NH2,
sekundärer
Aminstickstoff, tertiärer
Aminstickstoff oder ein Ester.
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Es
ist des weiteren bevorzugt, daß durch
die Decarboxylierung anstelle der Carbonsäurefunktion ein Substituent
eingefügt
wird, der in der Lage ist, Wasserstoffbrücken auszubilden, wobei der
Substituent vorzugsweise eine -OH, -F, -Cl, -Br, =O, -SH, -S-Alkyl,
-O-Alkyl, -NH2, sekundärer Aminstickstoff oder tertiärer Aminstickstoff,
aber keine Carbonsäurefunktion
oder ein Derivat einer Carbonsäurefunktion,
z.B. Ester oder Säureamid,
ist.
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Auch
ist bevorzugt, daß der
Substituent an der Position C20 der erfindungsgemäßen Verbindung
ein -OH -F, -Cl, -Br, =O, -SH, -S-Alkyl, -O-Alkyl, -NH2,
sekundärer
Aminstickstoff oder tertiärer
Aminstickstoff ist.
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Ferner
ist es bevorzugt, wenn die Verbindung eine der folgenden Strukturformeln
aufweist:
oder jeweils
ein Derivat davon ist. Ein Derivat kann sein, daß die 3-OH Gruppe als Succinat
vorliegt, wie es im Carbenoxolon der Fall ist.
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Überraschenderweise
hat es sich gezeigt, dass die erfindungsgemäßen Verbindungen über eine
hohe Spezifität
der Inhibition der Aktivität
der 11beta-Hydroxysteroid-Dehydrogenase
Typ 1 verfügen,
wie dies aus den Beispielen deutlich wird und so vorzugsweise die
Nachteile der vorbekannten unspezifischen 11beta-Hydroxysteroid-Dehydrogenase
Inhibitoren vermeiden. Dank dieser spezifischen inhibitorischen
Eigenschaft erweisen sich diese Verbindungen als effektive Wirkstoffe
für die
Behandlung und Vorbeugung etwa von Diabetes, Metabolischem Syndrom,
Fettsucht, Hyperlipoproteinämien,
Hyperglykämie,
Hyperinsulinämie,
Arteriosklerose, Demenz, Depressionen, Osteroporese, Glaukom und
einer Viruserkrankung.
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In
einem weiteren Aspekt der Erfindung werden pharmazeutische Verbindungen,
pharmazeutische Zusammensetzungen und Arzneimittel bereitgestellt,
die die erfindungsgemäßen Verbindungen
umfassen. Vorzugsweise enthalten die pharmazeutischen Zusammensetzungen
Träger
und/oder Hilfsstoffe und sind idealer Weise pharmazeutische verträglich. Derlei
Träger
und Hilfsstoffe sind dem Fachmann allgemein bekannt. Auch werden
die erfindungsgemäßen Verbindungen
zur Verwendung in der Medizin bereitgestellt, vorzugsweise zur Diagnose,
Prophylaxe oder Therapie.
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In
einem weiteren Aspekt der Erfindung wird ein Verfahren zur Behandlung
eines Patienten oder zur Vorbeugung bei einem Patienten bereitgestellt,
der einer solchen Therapie bedarf, wobei dem Patienten eine erfindungsgemäße Verbindung,
eine erfindungsgemäße pharmazeutische
Zusammensetzung oder ein erfindungsgemäßes Medikament in einer therapeutisch
effektiven Menge verabreicht wird. Vorzugsweise wird das Verfahren
zur Vorbeugung oder Behandlung von Diabetes, Metabolischem Syndrom,
Fettsucht, Hyperlipoproteinämien,
Hyperglykämie,
Hyperinsulinämie,
Arteriosklerose, Demenz, Depressionen, Osteroporese, Glaukom oder
einer Viruserkrankung angewandt.
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Dabei
ist es allgemein bekannt, wie derlei therapeutisch effektive Mengen
und Dosen bestimmt werden. Diese werden von dem Patienten und dem
Zweck der Anwendung und der vorzubeugenden oder der zu behandelnden
Krankheit abhängen
und können
vom Fachmann routinemäßig bestimmt
werden. Vorzugsweise handelt es sich bei der therapeutische wirksamen
Dosis um eine Dosis, die im Bereich von etwa 0,1 mg/kg bis 100 mg/kg
Körpergewicht
liegt, bevorzugt von etwa 0,9 mg/kg bis 10 mg/kg, mehr bevorzugt
von 1,0 bis 3,0 mg/kg. Der angegebene Dosisbereich kann entweder
die bei einer gegebenen Applikation verabreichte Dosis oder die
an einem gegebenen Tag oder innerhalb einer gegebenen Woche verabreichte
Dosis sein. Die Verabreichung kann einmalig, als Bolus-Verabreichung,
jeden Tag, wöchentlich
oder monatlich verabreicht werden kann. Der Weg der Verabreichung
ist ebenfalls leicht zu bestimmen. Grundsätzlich kommt eine orale, rektale,
parenterale wie intravenöse,
intramuskuläre,
subkutane, transdermale Gabe, intrapulmonale Verabreichung sowie
Gabe als Aerosol, intravesikale Instillation, intraperitoneale oder
intrakardiale Injektion, Aufnahme über Schleimhäute oder
intravaginale Applikation zum Beispiel über Suppositorien in Betracht.
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Die
erfindungsgemäßen Verbindungen
werden vorzugsweise bereitsgestellt zur Verwendung in der Behandlung
und Vorbeugung von Diabetes, Metabolischem Syndrom, Fettsucht, Hyperlipoproteinämien, Hyperglykämie, Hyperinsulinämie, Arteriosklerose,
Demenz, Depressionen, Osteroporese, Glaukom oder einer Viruserkrankung.
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Die
vorliegende Erfindung stellt über
die natürlich
vorkommenden Triterpene hinaus neue, Nor-Triterpenverbindungen bereit,
die spezifisch 11beta-HSD1 inhibieren.
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Bevorzugte
spezifische 11beta-HSD1 Inhibitoren im Sinne der Erfindung sind
30-Nor-3beta-hydroxy-11-oxo-18beta-olean-12-en;
30-Nor-3beta und 20-dihydroxy-11-oxo-18beta-olean-12-en.
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Der
Begriff "11beta-Hydroxysteroid-Dehydrogenase", wie er erfindungsgemäß verstanden
wird, bezieht sich auf die 11beta-HSD Enzyme des Typs 1 und 2, die aus
Wirbeltieren stammen, vorzugsweise aus Säugetieren, vorzugsweise aus
Nagetieren wie Ratten oder Mäusen,
noch bevorzugter aus Menschen.
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Der
Begriff "11beta-Hydroxysteroid-Dehydrogenase
Typ 1", wie er erfindungsgemäß verstanden
wird, bezieht sich auf das 11beta-HSD1 Enzyms, das aus Wirbeltieren
stammt, vorzugsweise aus Säugetieren,
vorzugsweise aus Nagetieren wie Ratten oder Mäusen, noch bevorzugter aus
Menschen. Insbesondere bezieht sich der Begriff auf das Enzym mit
der Aminosäuresequenz,
die bei Whorwood et al. (Mol. Cell. Endocrinol. 1995, 110,
37-12) beschrieben wird.
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Der
Begriff "11beta-Hydroxysteroid-Dehydrogenase
Typ 2", wie er erfindungsgemäß verstanden
wird, bezieht sich auf das 11beta-HSD2 Enzym, das aus Wirbeltieren
stammt, vorzugsweise aus Säugetieren,
vorzugsweise aus Nagetieren wie Ratten oder Mäusen, noch bevorzugter aus
Menschen. Insbesondere bezieht sich der Begriff auf das Enzym mit
der Aminosäuresequenz,
die bei Whorwood et al. (Mol. Cell. Endocrinol. 1995, 110,
37-12) beschrieben wird.
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Die
Verbindungen im Sinne der Erfindung, auch spezifische 11beta-HSD1-Inhibitoren genannt,
zeichnen sich durch eine im Wesentlichen spezifische Inhibition
der 11beta-HSD1-Aktivität
aus. Im Sinne der Erfindung bedeutet im wesentlichen spezifische
Hemmung bzw. Inhibition in diesem Zusammenhang, daß die Verbindung
unter den Isoformen 11beta-HSD1 und 11beta-HSD2 im wesentlichen
nur inhibitorische Aktivität
gegenüber
der 11beta-HSD1 Isoform zeigt, während
die Verbindung gegenüber
der 11beta-HSD2 im wesentlichen keine inhibitorische Aktivität aufweist.
Es ist weiterhin bevorzugt, daß die
erfindungsgemäßen Verbindungen,
auch gegenüber
anderen Stoffen als den vorgenannten 11beta-HSD Enzymen, wie Enzymen
oder Proteinen im wesentlichen keine inhibitorische Aktivität aufweisen.
Geeignete Testverfahren zur Bestimmung der inhibitorischen Aktivität gegenüber einem
bestimmten Stoff sind dem Fachmann allgemein geläufig und werden in Abhängigkeit
von dem gewählten
Stoff, gegenüber
dem die inhibitorische Aktivität
zu bestimmen ist, unterschiedlich ausfallen. Alle bisher bekannten
Triterpene mit pentacyclischem Grundgerüst, die als Inhibitoren der
11beta-HSD bekannt sind, hemmen in der Regel die Aktivität beider
Isoformen des Enzyms. Diese, sowohl die 11beta-HSD1 als auch die 11beta-HSD2 betreffende,
hemmende Aktivität
eines Inhibitors wird erfindungsgemäß als nicht-spezifisch bezeichnet,
wenn der Quotient der Hemmkonstanten Ki11beta-HSD2/Ki11beta-HSD1 (Inhibitionsverhältnis) einen
Wert zwischen etwa 0,2 und etwa 5 aufweist. Vorzugsweise wird dabei
der Quotient aus der Hemmkonstanten für die Dehydrogenaseaktivität von 11beta-HSD2 und der Hemmkonstanten
für die
Reduktaseaktivität
der 11beta-HSD1 zugrundegelegt, wie dies in den Beispielen illustriert
wird. Im Gegensatz hierzu wird die hemmende bzw. inhibitorische
Wirkung der erfindungsgemäßen Verbindungen
auf ein Enzym, entweder auf 11beta-HSD1 oder auf 11beta-HSD2, als
spezifisch bezeichnet, wenn das Inhibitionsverhältnis der Hemmkonstanten (Ki) beider Isoenzyme kleiner als 0,2 bzw.
größer als
etwa 5 ist: Ein für
die 11beta-HSD1 spezifischer Inhibitor hat ein Inhibitionsverhältnis größer etwa
5, wohingegen ein spezifischer Inhibitor für die 11beta-HSD2 ein Inhibitionsverhältnis von
kleiner als etwa 0,2 besitzt.
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Die
Hemmkonstanten (Ki) der beiden Isoenzyme
(Ki11beta-HSD2/Ki11beta-HSD1)
können
nach allgemein bekannten Verfahren bestimmt werden, z.B. nach dem
weiter unten in den Beispielen und im Material & Methoden-Abschnitt definierten Verfahren.
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Hier
konnte erstmalig und überraschend
gezeigt werden, daß eine
Säurefunktion
an der Position C20 des pentacyclischen Grundgerüstes des Oleanan-Typs Ursache
für die
starke Hemmung der 11beta-HSD2 ist, während ein Wasserstoffbrücken-Akzeptor
oder -Donator in Position C11 des pentacyclischen Grundgerüstes für die starke
Hemmung der 11beta-HSD1 verantwortlich ist. Die Inhibition der 11beta-HSD1
durch an Position C11 substituierte, pentacyclische Triterpene erfolgt,
indem der Substituent in Position C11 mit dem katalytischen Zentrum
der 11beta-HSD1 in Wechselwirkung tritt und somit die Aktivität des Enzyms
beeinflusst. Die Säurefunktion
in Position C20 des Oleanan-Grundgerüsts interagiert mit Aminosäuren der
11beta-HSD2 und arretiert auf diese Weise den Inhibitor in der katalytischen
Tasche des Enzyms, so daß das
natürliche
Substrat, Cortisol, nicht mehr umgesetzt werden kann. Die Interaktion
des Substituenten in Position C11 mit dem katalytischen Zentrum
der 11beta-HSD2 ist sehr schwach, so daß diese Wechselwirkung für die Inhibition
der 11beta-HSD2 keine Rolle spielt. Dieses wird beispielhaft belegt
durch die Verbindungen 30-Nor-3beta-hydroxy-11-oxo-18beta-olean-12-en
und 30-Nor-3beta,20-dihydroxy-11-oxo-18beta-olean-12-en
(siehe Beispiele unten), die beide eine hohe spezifische inhibitorische
Wirkung bezüglich
11beta-HSD1 aufweisen, aber keine Carbonsäurefunktion im Molekül besitzen
und dabei im wesentlichen keine inhibitorische Aktivität gegenüber11beta-HSD2
zeigen. Diese Verbindungen zeigen überraschenderweise, daß es möglich ist,
durch Auswahl entsprechender oben definierter Substituenten und
funktioneller Gruppen in den Positionen C11 und C20 die inhibitorische
Spezifität
von pentacylischen Triterpenen des Oleanan- oder des Ursan-Typs
bezüglich der
Hemmung von 11beta-HSD1 deutlich und vorzugsweise gezielt zu steigern.
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Hier
konnte erstmalig und überraschenderweise
gezeigt werden, daß die
Decarboxylierung von pentacyclischen Triterpenen des Oleanan-Typs,
die nicht-spezifisch
11beta-HSD1 hemmen und in Position C20 eine Carbonsäurefunktion
tragen, die Spezifität
der 11beta-HSD Inhibition sehr stark in Richtung 11beta-HSD1 verschiebt (siehe
Beispiele).
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In
einem weiteren Aspekt der Erfindung wird ein Verfahren zur Herstellung
eines erfindungsgemäßen spezifischen
11beta-HSD1 Inhibitors aus einer Ausgangssubstanz, die ein Triterpen
ist bereitgestellt, wobei das Triterpen
- a)
ein pentacyclisches Grundgerüst
des Oleanan- oder Ursan-Typs aufweist,
- b) einen Substituent an der Position C11 aufweist, der in der
Lage ist, Wasserstoffbrückenbindungen
auszubilden; und die
- c) eine Carbonsäurefunktion
aufweist; und
der Verfahren den den Schritt der Decarboxylierung
der Carbonsäurefunktion
der Ausgangssubstanz umfasst.
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Ausgangsverbindungen
mit den oben dargestellten pentacyclischen Grundgerüsten und
den genannten Substituenten in der Position C11 sind synthetisch
herstellbar, kommen aber auch in der Natur in Form verschiedener Triterpene
vor. Hierzu zählen
die in 1 dargestellten, sehr starken, nicht-spezifischen Inhibitoren der
11beta-HSD, 18beta-Glycyrrhetinsäure
und Carbenoxolon (1).
-
Vorzugsweise
ist das Triterpen ein solches das 11beta-HSD unspezifisch inhibiert,
d.h. dass das Triterpen kein wie oben definierter spezifischer Inhibitor
der 11beta-HSD1 ist und vorzugsweise dabei gegenüber 11beta-HSD2 eine signifikante
inhibitorische Aktivität
aufweist, vorzugsweise dabei gegenüber beiden Isoformen 11beta-HSD1
und 11beta-HSD2 eine signifikante inhibitorische Aktivität aufweist.
Es ist ferner bevorzugt, daß die
Carbonsäurefunktion
der Ausgangssubstanz sich an Position C20 befindet. Um eine Spezifität hinsichtlich
der Hemmung der 11beta-HSD1 zu erreichen, wird der nicht-spezifisch
wirkende 11beta-HSD Inhibitor 18beta-Glycyrrhetinsäure an der
Position C20 decarboxyliert (3). Etwa
durch Barton-Decarboxylierung kann die Säuregruppe durch andere Funktionen
ersetzt werden, die die inhibitorische Wirksamkeit der Verbindung
bezüglich
11beta-HSD1 steigert, dabei die inhibitorische Aktivität hinsichtlich
11beta-HSD2, im Vergleich zu 30-Nor-3beta-hydroxy-11-oxo-18beta-olean-12-en, aber
im wesentlichen unbeeinflusst läßt (4).
-
Ferner
ist es bevorzugt, daß der
Substituent an der Position C11 ein -F, -Cl, -Br, -OH, =O, -CO2H, -SH, -S-Alkyl, -O-Alkyl, -NH2,
sekundärer
Aminstickstoff, tertiärer
Aminstickstoff oder ein Ester ist. Dieser Substituent kann als Wasserstoffbrücken-Donor
oder -Akzeptor dienen und somit zu den katalytisch wichtigen Aminosäuren des
katalytischen Zentrums der 11beta-HSD1 Wasserstoffbrückenbindung
bilden (2).
-
Es
ist auch bevorzugt, daß die
Ausgangssubstanz 18beta-Glycyrrhetinsäure oder ein Derivat der 18beta-Glycyrrhetinsäure ist.
Eine bevorzugte Ausführungsform
des Verfahrens sieht vor, daß das
Verfahren nach der Decarboxylierung den Schritt des Einbringens
eines Substituenten umfasst, der in der Lage ist, Wasserstoffbrücken auszubilden
an der Position der Decarboxylierung. Vorzugsweise ist der Substituent
ein -F, -Cl, -Br, -OH, =O, -SH, -S-Alkyl, -O-Alkyl, -NH2,
sekundärer
Aminstickstoff oder tertiärer
Aminstickstoff ist.
-
Im
folgenden wird am Beispiel der 18beta-Glycyrrhetinsäure, einem
starken nicht-spezifischen Inhibitor der 11beta-HSD das erfindungsgemäße Verfahren
zur Modifikation der Spezifität
in Richtung 11beta-HSD1 beschrieben. Im Zuge der Decarboxylierung
der 18beta-Glycyrrhetinsäure
sind neue, bisher nicht beschriebene Verbindungen entstanden, die
ebenfalls Gegenstand der Erfindung sind.
-
Die
Erfindung wird im Folgenden anhand der Beispiele und der Figuren
näher erläutert. Es
zeigen:
-
1 Natürlich vorkommende
Triterpene mit pentacyclischem Grundgerüst, die als nicht-spezifische Inhibitoren
der 11beta-Hydroxysteroid-Dehydrogenase
Aktivität
bekannt sind, das heißt,
daß sie
in der Regel beide Isoformen der 11beta-HSD hemmen.
-
2 Allgemeine
Reaktionsgleichung der Decarboxylierung eines C30-Triterpens mit pentacyclischem
Grundgerüst
und einem Wasserstoffdonor oder Akzeptor in der Position C11 und
einer Säurefunktion zu
einem C29-Nor-Triterpen.
-
3 Syntheseweg
zu einem erfindungsgemäßen Inhibitor,
der Verbindung 30-Nor-3beta-hydroxy-11-oxo-18beta-olean-12-en.
-
4 Einführung verschiedener
Substituenten in Position C20 des pentacyclischen Grundgerüstes und
Darstellung von der erfindungsgemäßen Verbindung 30-Nor-3beta,20-dihydroxy-11-oxo-18beta-olean-12-en.
-
Beispiele
-
Nor-Triterpene,
die sich von einem Oleanan oder Ursan-Grundgerüst ableiten, und an der Position
C11 einen Wasserstoffbrücken
bildenden Substituenten aufweisen und in der Position C20 keine
Säurefunktion
besitzen, sind selektive Inhibitoren der 11beta-HSD1. Diese Verbindungen
lassen sich durch Decarboxylierung von Triterpenen des Oleanan oder
Ursan-Grundgerüstes
synthetisieren.
-
Im
folgenden wird als Beisspiel ein Syntheseweg zu dem erfindungsgemäßen Inhibitor, 30-Nor-3beta-hydroxy-11-oxo-18beta-olean-12-en,
beschrieben (3).
-
30-Nor-3beta-hydroxy-11-oxo-18beta-olean-12-en
-
30-Nor-3beta-hydroxy-11-oxo-18beta-olean-12-en
wird durch Decarboxylierung der 18beta-Glycyrrhetinsäure erhalten.
Im ersten Reaktionsschritt wird die Alkoholfunktion der 18beta-Glycyrrhetinsäure mit 3,4-Dihydro-2H-pyran
geschützt.
Im zweiten Reaktionsschritt wird die geschützte 18beta-Glycyrrhetinsäure mit 1-Oxa-2-oxo-3-thia-indoliziniumchlorid
unter basischen Bedingungen zu dem entsprechenden Barton-Ester umgesetzt.
Der erhaltene Barton-Ester wird, in Gegenwart von tert-Butylmercaptan
als Wasserstoff-Donor, zu geschütztem
30-Nor-3beta-hydroxy-11-oxo-18beta-olean-l2-en verkocht. Im letzten
Schritt wird die Schutzgruppe wieder abgespalten und es wird 30-Nor-3beta-hydroxy-11-oxo-18beta-olean-12-en
erhalten.
-
Die
ermittelten Inhibitionskonstanten K
i für 30-Nor-3beta-hydroxy-11-oxo-18beta-olean-12-en
zeigen, daß die
Verbindung im wesentlichen spezifisch 11beta-HSD1 hemmt: Tabelle 1
Inhibitionskonstante 30-Nor-3beta-hydroxy-11-oxo-18beta-olean-12-en | Dehydrogenaseaktivität 11beta-HSD1 | Reduktaseaktivität 11beta-HSD1 | Dehydrogenaseaktivität 11beta-HSD2 |
Ki | 25
nM | 300
nM | 8 µM |
Inhibitionsverhältnis Ki11beta-HSD2/Ki11beta-HSD1 | 320 | 27 | |
-
Im
Vergleich die Inhibitionskonstanten Ki und Inhibitionsverhältnisse
des nicht spezifischen Inhibitors 18beta-Glycyrrhetinsäure: Tabelle 2
Inhibitionskonstante 18beta-Glycyrrhetinsäure | Dehydrogenaseaktivität 11beta-HSD1 | Reduktasesaktivität 11beta-HSD1 | Dehydrogenaseaktivität 11beta-HSD2 |
Ki | 12
nM | 15
nM | 8
nM |
Inhibitionsverhältnis Ki11beta-HSD2/Ki11beta-HSD1 | 0.66 | 0.53 | |
-
Die
Barton-Decarboxylierung ermöglicht
es, auch andere Substituenten als Wasserstoff einzuführen. Im
folgenden wird ein Syntheseweg zu einem erfindungsgemäßen Inhibitor,
30-Nor-3beta,20-dihydroxy-11-oxo-18beta-olean-12-en, beschrieben (4).
-
Der
Barton-Ester der geschützten
18beta-Glycyrrhetinsäure
(siehe oben) wird mit Bromtrichlormethan zu dem entsprechenden Bromid
umgesetzt. Das erhaltene Bromid wird im nächsten Reaktionsschritt mit
ethanolischer Natronlauge zu dem entsprechenden geschützten Alkohol
substituiert. Im letzten Schritt wird die Schutzgruppe abgespalten
und es wird 30-Nor-3beta,20-dihydroxy-11-oxo-18beta-olean-12-en erhalten.
-
30-Nor-3beta,20-dihydroxy-11-oxo-18beta-olean-12-en
-
30-Nor-3beta,20-dihydroxy-11-oxo-18beta-olean-12-en
hemmt im wesentlichen spezifisch 11beta-HSD1. Tabelle 3:
Inhibitionskonstante 30-Nor-3beta,20-dihydroxy-11-oxo-18beta-olean-12-en | Dehydrogenaseaktivität 11beta-HSD1 | Reduktaseaktivität 11beta-HSD1 | Dehydrogenaseaktivität 11beta-HSD2 |
Ki | 15
nM | 200
nM | 8 µM |
Inhibitionsverhältnis Ki11beta-HSD2/Ki11beta-HSD1 | 533 | 40 | |
-
30-Nor-3beta,20-dihydroxy-11-oxo-18beta-olean-12-en
zeigt im Vergleich zu 30-Nor-3beta-hydroxy-11-oxo-18beta-olean-12-en überraschenderweise
eine deutlich bessere Spezifität
bei der Inhibition von 11beta-HSD1. Dieses Ergebnis bestätigt, daß man durch
Auswahl entsprechender Substituenten an Position C20 die Spezifität hinsichtlich
11beta-HSD1 verbessern kann.
-
Weitere
Verfahren zur Gewinnung von Nor-Triterpen, mit einem Wasserstoffbrücken bildenden
Substituenten in der Position C11 und keiner Säurefunktion in der Position
C20 sind mittels Decarboxylierung von Triterpenen des Ursan- oder
Oleanan-Typs möglich.
-
Materialen und Methoden
-
Die
hier eingesetzten molekularbiologischen und biochemischen Methoden
sind z.B. bekannt aus Sambrook et al. 2001, Molecular cloning.
A laboratory manual. Cold Spring Harbor Laboratory
Press, Cold Spring Harbor, 2001. Die Präparation von gereinigter 11beta-HSD1
aus menschlicher Leber, menschlichen Lebermikrosomen und rekombinanter
menschlicher 11beta-HSD1, überexprimiert
in der Hefe Pichia pastoris, wurde nach den Angaben aus der Literatur
vorgenommen (Slum et al.. Toxicology 2000, 144, 113-120;
Maser et al.. Biochemistry 2002, 41, 2459-2465). Alternative
Verfahren sind allgemein bekannt.
-
Die
11beta-HSD2 wurde aus menschlichen Plazentamikrosomen gewonnen:
Die
Placentaproben wurden in 4 Volumenteilen Homogenisierungspuffer
(20 mM Tris/HCl, 250 mM Sucrose, 1 mM EDTA, 0,1 mM PMSF, pH 7,4)
mit einem Glass-Teflon Potter-Elvehjem aufgeschlossen. Das Homogenat wurde
bei 600 × g
für 10
min und bei 10000 × g
für 10
min zentrifugiert, um die Zellkerne, Mitochondrien und Zelltrümmer abzutrennen.
Der Überstand
wurde danach bei 170.000 × g
für eine
Stunde zentrifugiert, um die Mikrosomen abzutrennen. Das erhaltene
Pellet, das die Mikrosomen enthält,
wurde wieder in Homogenisierungspuffer aufgenommen, so daß die Proteinkonzentration ungefähr 20 mg/ml
beträgt.
Alternative Verfahren zur Isolierung von 11beta-HSD2 sind allgemein bekannt.
-
Für die Analyse
der Inhibition der Reduktase-Aktivität der 11beta-HSD1 wurde die
Carbonylreduktion von Cortison zu Cortisol gemessen. Ein typischer
Reaktionsansatz enthielt: 10 µl
gereinigte 11beta-HSD1, 5 µl
einer 250 µM
Cortison-Lösung
(Endkonzentration: 2,5 µM),
100 µl
NADPH-regenerierendes System (2 mg NADP, 6 mg Glukose-6-Phosphat,
5 µl Glukose-6-Phosphat-Dehydrogenase, 100 µl eines
20 mM Phosphatpuffer pH 7,4 und 100 µl 0,1 M Magnesiumchlorid-Lösung). Nach
Zufügen
der zu testenden, in DMSO gelösten Substanzen,
wurde der Ansatz auf 500 µl
mit 20 mM Phosphat-Puffer, pH 7,4, aufgefüllt. Die Konzentration an DMSO
im Testansatz betrug 10%. Der Ansatz wurde für drei Stunden bei 37 °C inkubiert.
Alternative Verfahren zur Analyse der Inhibition der Reduktase-Aktivität der 11beta-HSD1
sind ebenfalls bekannt.
-
Zur
Analyse der Inhibition der Dehydrogenase-Aktivität der 11beta-HSD1 wurde die
Oxidation von Cortisol zu Cortison gemessen. Der Ansatz wurde wie
oben beschrieben durchgeführt,
mit der Veränderung,
daß das
NADPH-regenerierende System durch 100 µl 5 mM NADP-Lösung ersetzt
wurde und Cortisol anstatt Cortison als Substrat eingesetzt wurde.
Die Inkubationszeit betrug eine Stunde.
-
Dieselben
Bedingungen wurden benutzt, um die Inhibition der 11beta-HSD2 Dehydrogenase-Aktivität zu messen.
Anstatt gereinigter 11beta-HSD1 Fraktionen wurden 50 µl Plazentamikrosomen
eingesetzt. Auch wurde das NADP gegen 100 µl 5 mM NAD-Lösung ausgetauscht,
da 11beta-HSD2 nicht NADP sondern NAD als Cofaktor benutzt. Die
Inkubationszeit betrug auch hier eine Stunde. Alternative Verfahren
zur Analyse der Inhibition der Dehydrogenase-Aktivität der 11beta-HSD1
oder 11beta-HSD2 sind dem Fachmann bekannt.
-
Nach
der Inkubationszeit wurde die Reaktion durch Zugabe von 500 µl Ethylacetat
und vortexen gestoppt. Die Phasen wurden durch Zentrifugation getrennt,
die wässrige
Phase noch zweimal mit je 500 µl
Ethylacetat ausgeschüttelt.
Die organischen Phasen wurden vereinigt und das Lösungsmittel
in einer SpeedVac (Thermosavant) abdestilliert. Der Rückstand
wurde in 120 µl Methanol/H2O (58:42, v/v) aufgenommen und 100 µl dieser
Lösung
der HPLC-Detektion
der Glukocorticoide zugeführt.
Die HPLC-Bedingungen und Retentionszeiten sind in der Literatur
beschrieben (Slum et al.. Toxicology 2000, 144, 113-120;
Maser et al.. Biochemistry 2002, 41, 2459-2465).
-
Literatur
-
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