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Technisches Gebiet
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Die
Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zur Herstellung einer Lotlegierung
oder einer Lotvorlegierung, bei dem zu einem Basislotmaterial aus
einem Element oder mehreren Elementen wenigstens ein Legierungsmetall
beigegeben wird, das mit dem Basislotmaterial die Lotlegierung zum
Löten oder eine
Lotvorlegierung zur Fertigung einer Lotlegierung bildet.
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Stand der Technik
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Weich-
und Hartlote verfügen
aufgrund ihrer thermischen Schmelz- und Verfestigungseigenschaften über ein
hohes Anwendungspotenzial, so insbesondere die Weichlote in der
Elektrotechnik und Elektronik, zur Herstellung fester, mechanisch
belastbarer, aber insbesondere elektrisch leitender Verbindungen
zwischen einzelnen, zu meinst elektrischen Komponenten. Gängige Bestrebungen
auf dem Gebiet der Materialforschung bei der Weiterentwicklung von
Weichlötverbindungen
zielen auf die Verbesserung ihrer thermomechanischen Eigenschaften. Wünschenswert
sind thermomechanische Verbindungseigenschaften, die einen größtmöglich hohen Betriebstemperatur-
und damit breiten Einsatzbereich erlauben, deren obere Grenze nicht
nur durch die Schmelztemperatur des Lotes, sondern insbesondere
durch die Auslöttemperatur
als Schmelztemperatur der Korngrenzenphasen der Lötverbindung gegeben
ist.
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Erwähnenswert
sind in diesem Zusammenhang neben den homogenen Fertigloten auch
die sogenannten Verbundlote, bei denen in ein aus einem oder mehreren
Elementen bestehendes Basislotmaterial Festkörperpartikel, beispielsweise
in Form von insbesondere metallischen Körnern oder Fasern, eingebracht
werden, um den Verfestigungsvorgang und damit den verfestigten Zustand
des beim Löten
entstehendes Lötgutes
zu verbessern. Mit Hilfe dieser Maßnahmen ist es möglich, den
Bereich der zulässigen
Betriebstemperaturen der Lötverbindungen
relativ zur Auslöttemperatur
der Lötverbindungen
auszuweiten.
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Darstellung der Erfindung
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Der
Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren zur Herstellung
einer Lotlegierung oder einer Lotvorlegierung, bei dem zu einem
Basislotmaterial aus einem Element oder mehreren Elementen wenigstens
ein Legierungsmetall beigegeben wird, das mit dem Basislotmaterial
eine Legierung bilden kann, derart zu entwickeln, dass damit die
Herstellung neuartiger Lotlegierungen und Lotvorlegierungen möglich wird,
wobei die Anwendung der Lotlegierungen beim Löten zu Lötverbindungen mit verbesserten
thermomechanischen Eigenschaften führt und die Lotvorlegierungen
zur Fertigung solcher Lotlegierungen genutzt werden können. Zudem
sollen die mit der Herstellung erforderlichen Verfahrensmaßnahmen
resourcen- und energieschonend durchgeführt werden können.
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Die
Lösung
der der Erfindung zugrunde liegenden Aufgabe ist im Anspruch 1 angegeben.
Den Erfindungsgedanken vorteilhaft weiterbildende Merkmale sind
Gegenstand der Unteransprüche
sowie der weiteren Beschreibung insbesondere unter Bezugnahme auf
die Ausführungsbeispiele
zu entnehmen.
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Galt
es bislang bei der Herstellung von Lotlegierungen oder Lotvorlegierungen
in Form von Fertig- oder Verbundloten das Basislotmaterial vollständig in
die Schmelze überzuführen, in
die zur Herstellung der Lot- bzw. Lotvorlegierung zweckentsprechende
Metallpartikel in Form kleinster Granula oder in Pulverform in die
Schmelze eingebracht werden, so dass die Metallpartikel letztlich
teilweise oder auch vollständig
ebenso in Schmelze übergehen,
wird lösungsgemäß vorgeschlagen,
dass aus dem Legierungsmetall oder aber aus den Metalllegierungen vereinzelte
Ionen, Atome und/oder Atomcluster hergestellt werden, die in ausreichender
Menge in das Basislotmaterial unter Ausbildung der Lotlegierung oder
Lotvorlegierung eingebracht werden, so dass die mit der Lotlegierung
gefertigten Weichlötverbindungen
nachweisbar verbesserte Eigenschaften besitzen, vorzugsweise im
Hinblick auf die thermomechanischen Eigenschaften, die sich beispielsweise
in einem sich signifikant verbesserten Kriechwiderstand widerspiegeln,
und die Lotvorlegierung zur Fertigung solcher Lotlegierungen verwendet
werden kann.
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Im
Unterschied zu den bisher bekannten Maßnahmen zur Herstellung von
Lotlegierungen oder Lotvorlegierungen, letztere dienen als Halbfabrikat
zur Herstellung von Lotlegierungen, erlaubt das lösungsgemäße Verfahren
durch das Einbringen von einem in Form von Ionen, Atomen und/oder
Atomclustern vorliegenden Legierungsmetall in ein nicht notwendigerweise
in Schmelze vorliegendes Basislotmaterial die Herstellung einer
Lotlegierung oder Lotvorlegierung vor allem auch im Falle eines
in fester Phase vorliegenden Basislotmaterials.
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Vorzugsweise
werden die Ionen, Atome und/oder Atomcluster aus einem jeweils auszuwählenden
Legierungsmetall oder auch aus einer entsprechenden Metalllegierung
mittels elektrischer Entladung in einem gasförmigen oder flüssigen Schutzmedium
vereinzelt und unmittelbar in-situ, d.h. in status nascendi in das
Basislotmaterial eingebracht. In diesem Zustand verfügen die
vereinzelten Pikopartikel – dieser
Begriff leitet sich von der Größendimension
der lateralen Ausdehnung der Atome und Ionen ab, die nach Kenntnissen
der Quantentheorie im Bereich von 10–10 bis
10–12m
liegt – über eine
besonders hohe Reaktionsfreudigkeit und führen bereits nach Eindringen
in das Basislotmaterial über
eine Oberfläche
des Materials mit diesem zur Legierungsbildung. Insbesondere die
kinetischen Energien der einzelnen, vereinzelten Pikopartikel sind
durch geeignete Wahl des bei der elektrischen Entladung gewählten Spannungspotenzials
derart hoch, dass die einzelnen Pikopartikel in Form von Ionen,
Atome oder Atomcluster nahezu ungehindert über eine Oberfläche des
Basislotmaterials in dieses einzudringen vermögen und dies darüber hinaus
mit einer großen
in das Basislotmaterial hineinreichenden Tiefenwirkung. Auf diese
Weise kann sichergestellt werden, dass sich der Legierungsprozess
nicht nur in oberflächennahen
Schichtbereichen innerhalb des Basislotmaterials einstellt.
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Mit
Hilfe des lösungsgemäßen Verfahrens
ist es somit erstmals möglich,
Lotlegierungen oder Lotvorlegierungen herzustellen, ohne dabei das
Basislotmaterial zu schmelzen, wobei erst danach das Schmelzen mit
geringer Überhitzung
zur erforderlichen Durchmischung durchgeführt wird. Dies führt zu vereinfachten
und aufwandsarmen technischen Rahmenbedingungen, unter denen das
Verfahren anwendbar ist, gilt es doch weder überhitzte Metallschmelzen herzustellen
und diese entsprechend zu handhaben, noch den für die Herstellung der Metallschmelze
verbundenen Energieaufwand in Kauf nehmen zu müssen, wodurch sich merkliche
Kosteneinsparungen realisieren lassen.
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Es
ist aber nicht zwingend notwendig das Basislotmaterial während des
Einbringens der Ionen, Atome und/oder Atomcluster des jeweiligen
Legierungsmetalls ausschließlich
in fester Phase bereit zu stellen, da beispielsweise eine zumindest
partielle Erweichung oder zumindest lokale Überführung des Basislotmaterials
in den viskosen bzw. geschmolzenen Zustand einem erleichterten Eindringen
der aus dem Legierungsmaterial bestehenden Pikopartikel in das Basislotmaterial
sowie einer verbesserten Durchmischung mit diesem dient.
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Sehr
gute Legierungsergebnisse konnten bereits erzielt werden bei einem
lediglich an der Oberfläche
lokal erweichten oder partiell aufgeschmolzenen Basislotmaterial, über die
mittels einer elektrischen Entladung in-situ erzeugte Ionen, Atome und/oder
Atomcluster in das Basislotmaterial eindringen.
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Eine
weitere Verfahrensvariante dient einer verbesserten stofflichen
Durchmischung des Basislotmaterials mit den Ionen, Atomen und/oder
Atomclustern des Legierungsmaterials oder der Metalllegierung, indem
das Basislotmaterial in den geschmolzenen Zustand überführt wird
und dieses während
des Einbringes und/oder nach dem Einbringen der vereinzelten Ionen,
Atome und/oder Atomcluster des Legierungsmetalls oder der Metalllegierung
in das Basislotmaterial als Schmelze vorliegende Gemisch aus Basislotmaterial
und Pikopartikeln des Legierungsmaterials oder der Metalllegierung eine
durch Magnetfeldinduktion hervorgerufene Durchmischung erfährt, beispielsweise
durch Applizierung induktiver Wirbelfelder, die innerhalb des Gemisches
Stoffströme
hervorruft.
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In
einer alternativen Verfahrensvariante ist es ebenso denkbar, die
Ionen, Atome und/oder Atomcluster eines Legierungsmetalls oder einer
Metalllegierung innerhalb des Volumens des Basislotmaterials einzubringen,
beispielsweise durch ihre Zuführung
in einer im Volumen des Basislötmaterials
durch ein gasförmiges
Schutzmedium erzeugten Kaverne bis zur Funkenentladung innerhalb
des Volumens des Basislotmaterials.
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Zur
Herstellung der in Form von Ionen, Atome und/oder Atomcluster vorliegenden
Pikopartikel eines jeweils gewählten
Legierungsmetalls oder einer entsprechend geeigneten Metalllegierung,
vorzugsweise unter Verwendung einer elektrischen Entladung, ist
es nicht notwendigerweise erforderlich, dass das jeweilige Legierungsmetall
bzw. die jeweilige Metalllegierung in fester Form vorliegt, insbesondere
draht- oder stabförmig.
Gleichfalls ist es möglich,
dass das Legierungsmetall oder die Metalllegierung in einem teilweise
oder vollständig
geschmolzenen Zustand zur weiteren Vereinzelung in Pikopartikel
bereitgestellt wird.
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Das
lösungsgemäße Verfahren
lässt sich
sowohl zur Herstellung von Lotlegierungen für die Anwendung bei der Fertigung
von Lötverbindungen
als auch zur Herstellung von Vorlegierungen für die weitere Verwendung bei
der Fertigung solcher zum Löten
geeigneter Lotlegierungen einsetzen.
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Mit
Hilfe des lösungsgemäßen Verfahrens konnte
gezeigt werden, dass pikolegierte Lotlegierungen zu Lötverbindungen
und insbesondere zu Weichlötverbindungen
mit einem deutlich erhöhten Kriechwiderstand
führen,
was nach den derzeitigen Kenntnisstand auf eine Dispersionsverfestigung
des Lötgutes
der Lötverbindungen
zurückzuführen ist. Besonders
gute Werte konnten z. B. mit dem komplexen Einlegieren insbesondere
von einer FeCrNi-Legierung in ein konventionelles bleifreies SnAg3,8Cu0,7-Fertiglot
erzielt werden, das während des
Legierungsvorganges als Schmelze vorlag und in das mittels elektrischer
Funkenentladung die entsprechenden Metallionen bzw. Metallatome
in das als Fertiglotmaterial vorliegende Basislotmaterial eingebracht
worden sind.
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Das
lösungsgemäße Verfahren
erlaubt es nach Lotlegierungen zu suchen, mit denen Lötverbindungen
mit deutlich verbesserten thermo-mechanischen Eigenschaften hergestellt
werden können,
indem u. a. alle auf dem Markt verfügbaren Legierungen für das elektrische
Pikolegieren, wie vorstehend beschrieben, angewendet werden. Dazu
zählen
z.B. neben den Stählen,
Aluminiumlegierungen, Magnesiumlegierungen als auch solche Legierungen
wie
Ni-Legierungen (z.B. NiCU-, NiFe-, NiFeCr-, NiCr-, NiMoCr-
oder NiCrCo-Legierungen);
Mn-Legierungen
(z.B. CuMn(Ni)- oder AlMn-Legierungen);
Co-Legierungen (z.B.
CoCrMo- oder CoCrMoW-Legierungen);
Ti-Legierungen (z.B. TiAlV-,
TiMoZrSn- oder TiAlNb-Legierungen);
Widerstandslegierungen
(z. B. CuMn12Ni-, CuMn7Sn- oder NiCr20AlSi-Legierungen);
Thermolegierungen
(z.B. NiCr-, NiMnAlSi-, CuNiMn-, CuNiMnFe-, CuNiMn-, NiSiCr- oder
NiMnFe-Legierungen).
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Kurze Beschreibung der Erfindung
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Die
Erfindung wird nachstehend ohne Beschränkung des allgemeinen Erfindungsgedankens anhand
von Ausführungsbeispielen
unter Bezugnahme auf die Zeichnungen exemplarisch beschrieben. Es
zeigen:
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1 Schematische
Darstellung eines lösungsgemäßen Legierens
eines Basislotmaterials mittels Funkenentladung in einem Schutzgas
und
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2 Schematische
Darstellung eines lösungsgemäßen Legierens
eines Basislotmaterials mittels Funkenentladung in einer dielektrischen
Flüssigkeit/Schmelze.
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Wege zur Ausführung der Erfindung, gewerbliche Verwendbarkeit
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In 1 ist
eine Anordnung zur Durchführung
des lösungsgemäßen Verfahrens
ersichtlich, bei der in einem Gefäß 1 ein Basislotmaterial 2 als Schmelze
vorliegt. Das Gefäß 1 ist
an seiner oberen Öffnungsseite
durch einen Gefäßdeckel 3 abgeschlossen,
der wenigstens zwei Öffnungen 4, 5 vorsieht,
durch deren Öffnung 4 Schutzgas
S zur Vermeidung von Oberflächenoxidationen
im Oberflächenbereich
des in Schmelze vorliegenden Basislotmaterials 2 zugeführt wird.
Geeignete Schutzgase sind beispielsweise Edelgase, bspw. Ar. Durch
die Öffnung 5 innerhalb
des Gefäßdeckels 3 wird
eine aus einem Legierungsmetall 6 bestehende und als Anode
ausgebildete Elektrode durchgeführt.
Der Gehäusedeckel 3 ist
in dem dargestellten Ausführungsbeispiel
aus einem elektrisch leitendem Material, bspw. Graphit, ausgebildet
und mit dem Kathodenpotenzial 7 verbunden, so dass im Bereich
des Legierungsmetalls 6, der in die Öffnung 5 hineinragt
eine Funkenentladung erfolgt, durch die vermittels Stoßwellenbildung
Ionen, Atome und/oder Atomcluster des Legierungsmetalls 6 in
die Schmelze 2 eingebracht werden. Im Falle von Carbitbildenden
Legierungsmetallen, wie beispielsweise Fe, Cr oder Ti, kann der
als Kathode 7 dienende Gehäusedeckel 3 aus einer
elektrisch leitfähigen
Keramik, wie beispielsweise SiC gefertigt sein.
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Eine
außerhalb
des Gefäßes 1 vorgesehene elektrische
Spulenanordnung 8 sorgt vermittels magnetischer Induktion
für eine
intensive Badbewegung innerhalb der Schmelze 2, die einem
ausreichenden Konzentrationsausgleich sowie einer Homogenisierung
der Schmelze dient.
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Nicht
notwendigerweise ist es erforderlich, dass das Basislotmaterial 6 in
einer vollständigen Schmelze
vorliegt. Das lösungsgemäße Verfahren lässt sich
durchaus auch an festen Basislotmaterialien einsetzen, deren Oberflächenbereiche
sich durch eine lokale Induktionserwärmung in einem viskosen oder
flüssigen
Zustand befinden, wobei nach Abschluss des Einlegierens der Pikopartikel
ein vollständiges
Schmelzen bei gleichzeitigem Konzentrationsaugleich und Homogenisieren
erfolgt.
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In 2 ist
eine ähnliche
Schemazeichnung gemäß 1 dargestellt.
Jedoch handelt es sich hier nicht um ein Schutzgas, sondern um eine
dielektische Flüssigkeit 11,
in die die aus Legierungsmetall gefertigte Anode 6 eintaucht.
Gleichsam der Schemadarstellung in 1 kann auch
in 2 die Anode 6 mit einer Isolierung 10 gegenüber dem
flüssigen Dielektrikum
abgetrennt sein. Zur Erzeugung einer Funkenentladung ist innerhalb
der Lösung 11 eine leitfähige Kathode 7 aus
dem Basislotmaterial eingebracht, wodurch sich gleichfalls durch
den Materialabtrag an der Spitze der Anode 6 in Form von
Ionen, Atomen und/oder Atomclustern das Auflegieren des Basislotmaterials
ergibt.
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- 1
- Gefäß
- 2
- Basislotmaterial
in Schmelze
- 3
- Gefäßdeckel
- 4,
5
- Öffnung
- 6
- Legierungsmetall
- 7
- Kathode
- 8
- Elektrische
Spulenanordnung
- 9
- Isolierung
- 10
- flüssiges Dielektrikum