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Die
Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung oder zur Bereitstellung
von wasserführenden
Bauteilen aus Messinglegierungen mit verringerter Metallionenfreisetzung
und die entsprechenden Bauteile selbst.
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Bauteile
aus Messinglegierungen werden für
ganz unterschiedliche Einsatzzwecke verwendet. Besonders wichtig
sind diejenigen Anwendungen, bei denen diese Bauteile bestimmungsgemäß mit Wasser,
insbesondere auch mit Trinkwasser, in Berührung kommen. Dies sind im
weitesten Sinne die Gebiete der Sanitärtechnik, der Wasser- und Trinkwassergewinnung
sowie der Wasseraufbereitung. Dort werden Messinglegierungen zur
Herstellung von wasserführenden
oder wasserspeichernden Bauteilen eingesetzt. Übliche Herstellungsverfahren
für solche
Bauteile sind beispielsweise das Ziehen, Drehen, Warmpressen (Schmieden)
oder Gießen.
Bei den entsprechenden Bauteilen handelt es sich dann beispielsweise
um Rohre, Ventile, Armaturen und dergleichen.
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Grundsätzlich können für die genannten
Zwecke die unterschiedlichsten Messinglegierungen eingesetzt werden.
Diese Legierungen sind dem Fachmann bekannt. Besonders hervorzuheben
sind dabei auch die bleihaltigen Messinglegierungen, wobei hier
das Blei in der Regel zur besseren mechanischen Bearbeitbarkeit der
daraus gefertigten Bauteile zugesetzt wird.
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Bei
allen Bauteilen aus Messinglegierungen, die mit Wasser in Berührung kommen,
und insbesondere wasserführend
sind, muß berücksichtigt
werden, daß aus
diesen Bauteilen oder aus Beschichtungen, die auf diesen Bauteilen
aufgebracht sind, bei Gebrauch Metallionen an das Wasser abgegeben
werden. Im Falle der Messinglegierungen sind dies zum einen Kupferionen
und Zinkionen, die im Messing ja regelmäßig enthalten sind. Hinzu kommen
die häufig
als Legierungsbestandteil enthaltenen Bleiionen. Weiter können Nickelionen an
das Wasser abgegeben werden, wobei diese Nickelionen in der Regel
aus Beschichtungen stammen, die bei der Weiterverarbeitung der Messingteile,
insbesondere galvanisch aufgebracht werden. Bekanntlich werden Bauteile
aus Messinglegierungen, insbesondere auf dem Gebiet der Sanitärtechnik,
mit Beschichtungen, insbesondere metallischen Beschichtungen, versehen.
Solche Beschichtungen werden vorzugsweise auf die sogenannten dekorativen
Oberflächen
aufgebracht, d. h. diejenigen (äußeren) Oberflächen, die
dem Benutzer des Bauteils, beispielsweise der Sanitärarmatur,
zugänglich
sind. Die genannten Beschichtungen haben dabei entweder eine technische
Funktion, z. B. Korrosionsschutz, oder eine dekorative Funktion,
z. B. Glanz, oder beides. Bekanntestes Beispiel für solche
Beschichtungen ist die sogenannte Verchromung, d. h. das Aufbringen
einer, meist abschließenden,
Chromschicht auf das Bauteil. Diese Chromschicht wird in der Regel
galvanisch aufgebracht, wobei sich unterhalb der Chromschicht unterschiedliche
weitere Beschichtungen befinden können, die üblicherweise mit einer Nickelschicht
abschließen.
Obwohl die genannten Beschichtungen nur auf die dekorativen Oberflächen des
Bauteils aufgebracht werden sollen, läßt es sich in der Regel nicht
vermeiden, daß sich
solche Beschichtungen (teilweise) auch in den wasser führenden
(inneren) Oberflächen
des Bauteils abscheiden. Man spricht hier davon, daß diese
Schichten in die wasserführenden
Teile des Bauteils und deren Oberflächen „einstreuen". Aus solchen eingestreuten
Schichten stammen dann beispielsweise die oben erwähnten Nickelionen,
die sich im Wasser, das das Bauteil durchströmt, nachweisen lassen.
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Die
Freisetzung von Metallionen, insbesondere der erwähnten Kupfer-,
Zink-, Blei- und Nickelionen, in das Wasser, das mit dem Bauteil
bei Gebrauch bestimmungsgemäß in Berührung kommt,
insbesondere das Bauteil durchströmt, wird jedoch immer weniger
toleriert. Dies gilt insbesondere für den Trinkwasserbereich. So
bestehen entweder bereits Grenzwerte für solche Metallionen bei einer
Produktzulassung, oder es ist mit der Einführung entsprechender Grenzwerte
zu rechnen. So gibt es beispielsweise für den Trinkwasserbereich bei
Messinglegierungen in den USA bereits den sogenannten NSF61-Standard,
der Grenzwerte definiert.
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Um
die entsprechenden Grenzwerte einzuhalten, werden deshalb bereits
verschiedene Beschichtungsverfahren vorgeschlagen, um einen Übertritt
der entsprechenden Metallionen in das Wasser, insbesondere Trinkwasser,
zu verhindern. So werden Bauteile beispielsweise chemisch verkupfert
oder chemisch verzinnt. Diese Vorgehensweise hat allerdings den
Nachteil, daß immer
das gesamte Bauteil mit den entsprechenden Schichten versehen wird.
Deshalb müssen
solche Schichten beispielsweise bei Sanitärarmaturen an deren dekorativen
Oberflächen
(Sichtbereich) wieder entfernt werden, beispielsweise durch Abschleifen
oder Abpolieren. Dies ist verständlicherweise
sehr aufwendig. Hinzu kommt, daß erst
nach diesen zusätzlichen
Beschichtungsverfahren und Polierverfahren das Messingteil dann
galvanisch weiterbeschichtet werden kann, beispielsweise durch das übliche Vernickeln
und anschließende
Verchromen.
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Die
Erfindung stellt sich dementsprechend die Aufgabe, ein neues Verfahren
zur Verringerung der Metallionenfreisetzung aus wasserführenden
Bauteilen, die aus Messinglegierungen gefertigt sind, bereitzustellen.
Insbesondere soll dieses Verfahren in einfacher Weise in bestehende
Produktions- oder Beschichtungsverfahren für solche Bauteile, insbesondere
für Sanitärarmaturen,
eingegliedert werden können.
Idealerweise soll ein bereits weitgehend fertig beschichtetes, vorzugsweise
verchromtes Bauteil durch ein solches neues Verfahren behandelt
werden können.
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Diese
Aufgabe wird gelöst
durch das Verfahren mit den Merkmalen des Anspruchs 1 und durch
das Bauteil mit den Merkmalen des Anspruchs 21. Bevorzugte Ausführungen
dieses Verfahrens bzw. dieses Bauteils sind in den abhängigen Ansprüchen 2 bis
20 bzw. 22 bis 24 dargestellt. Eine neue Verwendung einer Kupfersulfidschicht
im Zusammenhang mit der Erfindung beansprucht Anspruch 25.
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Der
Wortlaut sämtlicher
Ansprüche
wird hiermit durch Bezugnahme zum Inhalt dieser Beschreibung gemacht.
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Das
eingangs genannte Verfahren zur Herstellung oder Bereitstellung
von wasserführenden
Bauteilen, die aus Messinglegierungen gefertigt sind und bei Gebrauch
eine verringerte Metallionenfreisetzung aufweisen, ist erfindungsgemäß derart
ausgestaltet, daß zumindest
auf den bei Gebrauch mit Wasser in Kontakt tretenden Oberflächen der
Bauteile eine Kupfersulfidschicht ausgebildet wird. Diese Kupfersulfidschicht
verhindert, daß Metallionen
aus den darunterliegenden Oberflächen
in das Wasser, das im Bauteil vorhanden ist oder dieses durchströmt, übertreten
können.
Die erfindungsgemäßen Vorteile
werden im folgenden noch näher
erläutert.
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Das
erfindungsgemäße Verfahren
ist dabei vorzugsweise zusätzlich
so ausgestaltet, daß die
bei Gebrauch mit Wasser in Kontakt tretenden Oberflächen des
Bauteils teilweise entzinkt werden. Dieses Entzinken bewirkt, daß die entsprechenden
Oberflächen
an Zink verarmen, wobei sich insbesondere feinste Kanäle in der
Oberfläche
ausbilden. In diesen Kanälen
kann sich dann das Kupfersulfid ausbilden, und zwar durch Reaktion
zwischen den dort vorhandenen Kupferionen und dem für die Kupfersulfidbildung
eingesetzten Reagenz. Das so entstehende Kupfersulfid verschließt (verblockt)
die durch die Entzinkung entstandenen Kanäle zuverlässig, so daß von dort aus keine Metallionenfreisetzung
an die Umgebung und damit in das Wasser/Trinkwasser hinein, stattfinden
kann. Aus diesem Grund ist eine Kombination von Ausbildung der Kupfersulfidschicht
mit teilweiser Entzinkung besonders bevorzugt.
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Bei
den zuletzt genannten Ausführungsformen
können
die bei Gebrauch mit Wasser in Kontakt tretenden Oberflächen entweder
zunächst
in einem ersten Verfahrensschritt entzinkt und dann in einem zweiten
Verfahrensschritt mit der Kupfersulfidschicht versehen werden, oder
es können
diese Oberflächen
in einem (einzigen) Verfahrensschritt gleichzeitig entzinkt und
mit der Kupfersulfidschicht versehen werden. Die letztere Vorgehensweise
ist deshalb bevorzugt, da ein Verfahrensschritt eingespart werden
kann. Beide Vorgehensweisen werden im folgenden ebenfalls noch näher erläutert.
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Bei
weiter bevorzugten Ausführungsformen
des erfindungsgemäßen Verfahrens
sind die Bauteile an ihren dekorativen Oberflächen bei Durchführung des
Verfahrens bereits verchromt. Insbesondere kann es sich dabei um
galvanisch aufgebrachte Chromschichten handeln. Diese Vorgehensweise
hat den besonderen Vorteil, daß die
erfindungsgemäßen Verfahrensschritte
leicht in eine bereits bestehende Verfahrensabfolge integriert werden
können.
Außerdem
ist keine zusätzliche
Behandlung der dekorativen Oberflächen, wie beispielsweise ein
Abschleifen oder Abpolieren, notwendig.
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In
Weiterbildung ist das erfindungsgemäße Verfahren so ausgestaltet,
daß die
bei Gebrauch mit Wasser in Kontakt tretenden Oberflächen des
Bauteils teilweise mit einer Nickelschicht versehen sind. Auch hier handelt
es sich vorzugsweise um eine galvanisch aufgebrachte Nickelschicht.
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Derartige
Ausführungsformen
stehen mit den einleitend gemachten Erläuterungen im Zusammenhang.
Wie dort geschildert, werden beim Aufbringen von Schichten auf die
dekorativen Oberflächen
des Messingteils, diese Schichten, beispielsweise Nickelschichten,
in die wasserführenden
Teile des Bauteils „eingestreut". In der Regel wird
es sich also hier um solche Nickelschichten handeln, die sich (teilweise)
auf den mit Wasser in Kontakt tretenden Oberflächen des Bauteils befinden.
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In
solchen Fällen
ist es weiter bevorzugt, wenn die genannte Nickelschicht entfernt
und auf den entsprechenden Oberflächen, an denen das Nickel dann
entfernt ist, ebenfalls eine Kupfersulfidschicht ausgebildet wird.
Dementsprechend wird dann die Kupfersulfidschicht nicht nur auf
den Oberflächen
ausgebildet, an denen die Messinglegierung von vorne herein frei
zugänglich
war, sondern auch auf denjenigen Oberflächen, auf denen zunächst die
Nickelschicht vorhanden war und entfernt wurde.
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Auch
im Falle des Entfernens der Nickelschicht von den bei Gebrauch mit
Wasser in Kontakt tretenden Oberflächen ist es bevorzugt, wenn
dieses Entfernen der Nickelschicht und die Ausbildung der Kupfersulfidschicht
in einem Verfahrensschritt erfolgt. Dann kann auch in diesen Fällen ein
Verfahrensschritt eingespart werden.
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In
gleicher Weise ist es auch bei einer solchen Vorgehensweise in einem
Verfahrensschritt bevorzugt, wenn in diesem einen Verfahrensschritt
gleichzeitig auch das bereits erwähnte Entzinken der bei Gebrauch
mit Wasser in Kontakt tretenden Oberflächen erfolgt.
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In Übereinstimmung
mit den bisherigen Ausführungen
lassen sich dementsprechend besonders bevorzugte Verfahrensführungen
bei der Erfindung wie folgt definieren.
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Zum
einen ist ein erfindungsgemäßes Verfahren
besonders bevorzugt, bei dem ein wasserführendes Bauteil aus einer Messinglegierung
an seinen dekorativen (äußeren) Oberflächen bereits
verchromt ist und dieses Bauteil bei diesem Verfahren an seinen
bei Gebrauch mit Wasser in Kontakt tretenden (inneren) Oberflächen entzinkt
und mit einer Kupfersulfidschicht versehen wird.
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Zum
anderen ist ein erfindungsgemäßes Verfahren
besonders bevorzugt, bei dem ein wasserführendes Bauteil aus einer Messinglegierung
an seinen dekorativen (äußeren) Oberflächen bereits
verchromt ist, wobei sich an seinen bei Gebrauch mit Wasser in Kontakt
tretenden Oberflächen
mindestens teilweise eine Nickelschicht befindet. Dieses Bauteil
wird dabei an den Stellen, an denen die Nickelschicht freiliegt,
entnickelt sowie an den bei Gebrauch mit Wasser in Kontakt tretenden
Oberflächen,
an denen das Messing von vorneherein oder nach dem Entnickeln freiliegt,
entzinkt und mit einer Kupfersulfidschicht versehen.
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Zur
Ausbildung der Kupfersulfidschicht kann erfindungsgemäß eine sulfidische
Lösung
oder eine Lösung
mit einem sulfidbildenden Bestandteil eingesetzt werden. Derartige
Lösungen
sind dem Fachmann bekannt. Hier kann es sich beispielsweise um eine
Natriumsulfid (Na2S)-Lösung handeln.
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Zur
Entzinkung kann erfindungsgemäß mindestens
eine Säure
oder mindestens ein säurebildendes Salz
eingesetzt werden. Auch derartige Substanzen sind dem Fachmann bekannt.
In diesem Zusammenhang versteht sich, daß hier in der Regel keine Reagenzien
eingesetzt werden sollen, die auch das in der Messinglegierung enthaltene
Kupfer stark angreifen. Die Entzinkung (Überführung des Zinks in Zinkionen)
soll deutlich schneller verlaufen als die Entkupferung (Überführung des
Kupfers in Kupferionen). Dementsprechend wird zur Entzinkung in
der Regel beispielsweise keine Salpetersäure eingesetzt werden.
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Bevorzugte
Reagenzien für
die Entzinkung sind Kupferchlorid, Schwefelsäure oder organische Säuren, vorzugsweise
Zitronensäure.
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Zum
Entnickeln wird erfindungsgemäß vorzugsweise
mindestens eine oxidierende Säure,
insbesondere mindestens eine Sulfonsäure, eingesetzt. Von den Sulfonsäuren sind
insbesondere aromatische Sulfonsäuren,
vorzugsweise 3-Nitrobenzolsulfonsäure, hervorzuheben.
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In Übereinstimmung
mit den bisherigen Ausführungen
ist die Verwendung von Reagenzien bevorzugt, die in einem Verfahrensschritt
mehrere der erwünschten
Wirkungen entfalten.
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In
diesem Zusammenhang ist es erfindungsgemäß von Vorteil, wenn zum (gleichzeitigen)
Entnickeln und Ausbilden der Kupfersulfidschicht das gleiche Reagenz,
insbesondere mindestens eine Sulfonsäure, vorzugsweise die bereits
erwähnte
3-Nitrobenzolsulfonsäure,
eingesetzt wird.
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In
entsprechender Weise können
erfindungsgemäß zum gleichzeitigen
Entzinken und Ausbilden der Kupfersulfidschicht, vorzugsweise zum
gleichzeitigen Entnickeln, Entzinken und Ausbilden der Kupfersulfidschicht,
eine Mischung aus mindestens zwei Reagenzien eingesetzt werden.
Insbesondere handelt es sich dabei um eine Mischung aus mindestens
zwei Säuren,
wobei eine Mischung aus Schwefelsäure und 3-Nitrobenzolsulfonsäure besonders
bevorzugt ist.
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In
dem zuletzt geschilderten Fall dient eine der Säuren, vorzugsweise die erwähnte Schwefelsäure, zum
Entzinken, und eine zweite Säure, vorzugsweise
die 3-Nitrobenzolsulfonsäure,
dient zum gleichzeitigen Entnickeln und Ausbilden der Kupfersulfidschicht.
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Die
Konzentrationsbereiche für
alle verwendeten Reagenzien sind innerhalb weiter Grenzen variierbar und
können
vom Fachmann je nach verwendeter Messinglegierung und je nach Einsatzgebiet
des Bauteils in entsprechender Weise frei festgelegt werden. Im
Falle der eingesetzten Säuren
ist als bevorzugt ein Bereich von 2 %igen bis 30 %igen Säuren, insbesondere
5 %igen bis 20 %igen, vorzugsweise 5 %igen bis 10 %igen Säuren, zu
nennen. Im Falle einer Mischung aus Schwefelsäure und 3-Nitrobenzolsulfonsäure wird
die Schwefelsäure
als 5 %ige bis 10 %ige Säure
eingesetzt und die 3-Nitrobenzolsulfonsäure als 5 %ige bis 20 %ige
Säure.
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Bezüglich der
erhaltenen Kupfersulfidschicht wird davon ausgegangen, daß es sich
hier um CuS (Kupfer(II)-Sulfid) handelt. Wie im Zusammenhang mit
dem Beispiel erläutert
wird, handelt es sich hierbei um eine schwarze, beständige Schicht,
die sich geschlossen auf der entsprechenden Oberfläche ausbildet
und im Falle einer Entzinkung besonders fest innerhalb dieser Oberfläche verankert
ist.
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Eine
Beschränkung
auf die Form CuS soll jedoch nicht gemacht werden. Es ist nicht
auszuschließen, daß zusätzlich teilweise
Cu2S (Kupfer(I)-Sulfid) gebildet wird.
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Die
Behandlungszeit, innerhalb derer die entsprechenden Reagenzien mit
den entsprechenden Oberflächen
zur Ausbildung der Kupfersulfidschicht in Kontakt sind, ist bei
der Erfindung grundsätzlich
nicht kritisch. Um die erfindungsgemäßen Verfahrensschritte sinnvoll
in bereits bestehende Verfahren zu integrieren, sollten die entsprechenden
Zeiträume üblicherweise
mehrere Stunden nicht überschreiten.
Dementsprechend wird bei dem erfindungsgemäßen Verfahren bei erhöhten Temperaturen,
in der Regel bis zu 80 °C,
gearbeitet. Eine bevorzugte Temperatur liegt beispielsweise bei
ca. 70 °C.
Dann liegen übliche
Verfahrensdauern zwischen wenigen, beispielsweise 5 Minuten und
5 Stunden, insbesondere zwischen 30 Minuten und 3 Stunden.
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Die
je nach Behandlung erhaltenen Schichtdicken der Kupfersulfidschicht
betragen in der Regel weniger als 50 µm, wobei höhere Schichtdicken ohne weiteres
auch erreicht werden können.
Vorzugsweise betragen die Schichtdicken weniger als 25 µm, wobei
insbesondere Schichtdicken zwischen 0,05 µm und 5 µm weiter bevorzugt sind.
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Obwohl
das erfindungsgemäße Verfahren
gemäß Anspruch
auf wasserführende
Bauteile aus Messinglegierungen beschränkt ist, ist es grundsätzlich auch
möglich,
die erfindungsgemäßen Verfahrensschritte
mit Kupfer oder Kupferlegierungen durchzuführen. Bevorzugt sind allerdings,
wie der Hauptanspruch zum Ausdruck bringt, Bauteile aus Messinglegierungen.
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Bei
bevorzugten Ausführungsformen
kann es sich bei dieser Messinglegierung um eine bleihaltige Messinglegierung
handeln. Vorzugsweise liegen die Bleianteile solcher Messinglegierungen
unterhalb von 10 %, vorzugsweise unterhalb von 5 %. In diesem Zusammenhang
soll erwähnt
werden, daß auf
dem Gebiet der Sanitärtechnik
in den USA bleihaltige Messinglegierungen mit einem Bleianteil von
ca. 7 % verwendet werden. Für
Europa seien als bevorzugte bleihaltige Messinglegierungen CuZn37Pb oder CuZn39Pb3 erwähnt.
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Zusätzlich zu
dem geschilderten erfindungsgemäßen Verfahren
umfaßt
die Erfindung auch ein Bauteil aus einer Messinglegierung, vorzugsweise
aus einer bleihaltigen Messinglegierung, bei dem mindestens auf den
bei Gebrauch mit Wasser in Kontakt tretenden Oberflächen eine
Kupfersulfidschicht vorgesehen ist. Auf die vorherigen Ausführungsformen
zum erfindungsgemäßen Verfahren
wird hiermit ausdrücklich
verwiesen und Bezug genommen. Die dort geschilderten Merkmale sollen,
soweit über tragbar,
ausdrücklich
auch im Zusammenhang mit dem erfindungsgemäßen Bauteil Gültigkeit
besitzen.
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Dementsprechend
soll an dieser Stelle lediglich hervorgehoben werden, daß bei dem
erfindungsgemäßen Bauteil
in Weiterbildung die bei Gebrauch mit Wasser in Kontakt tretenden
Oberflächen
unterhalb der Kupfersulfidschicht entzinkt sein können. Dies
verstärkt,
wie erwähnt,
die Verankerung der Kupfersulfidschicht auf den entsprechenden Oberflächen.
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In Übereinstimmung
mit den vorherigen Ausführungen
beträgt
die Schichtdicke der auf dem Bauteil vorhandenen Kupfersulfidschicht
vorzugsweise weniger als 50 µm,
insbesondere weniger als 25 µm.
Besonders hervorzuheben sind Schichtdicken der Kupfersulfidschicht
zwischen 0,05 µm
und 5 µm.
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Vorzugsweise
handelt es sich bei dem erfindungsgemäßen Bauteil um einen Sanitärgegenstand,
insbesondere einen wasserführenden
Sanitärgegenstand.
Vorzugsweise handelt es sich um eine sogenannte Sanitärarmatur,
d. h. um einen Mischer oder dergleichen.
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Die
Vorteile des erfindungsgemäßen Verfahrens
und des erfindungsgemäßen Bauteils
ergeben sich bereits aus den bisherigen Ausführungen. Die Kupfersulfidschicht,
die zumindest auf den bei Gebrauch mit Wasser in Kontakt tretenden
Oberflächen
der Bauteile ausgebildet wird bzw. ausgebildet ist, verhindert,
daß Metallionen
aus der Kupfersulfidschicht selbst und aus den darunterliegenden
Oberflächenbereichen
freigesetzt werden. Bei diesen Metallionen handelt es sich in erster
Linie um die im Messing zwingend vorhandenen Kupferionen und Zinkionen
und die Ionen der gegebenenfalls vorhandenen weiteren Legierungsmetalle,
insbesondere um Bleiionen. Weiter verhindert die Kupfersulfidschicht
die Freisetzung gegebenenfalls vorhandener Nickelionen, die aus
Beschich tungen stammen, die auf das eigentliche Messingbauteil aufgebracht
werden.
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Durch
ein zusätzlich
vorgesehenes Entzinken der entsprechenden Oberflächenbereiche des Bauteils kann
die Verankerung der Kupfersulfidschicht auf diesen Oberflächen weiter
verbessert werden. Ein zusätzliches
Entnickeln der Oberflächen
kann die Freisetzung von Nickelionen weiter minimieren.
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Als
weiterer Vorteil ist hervorzuheben, daß die erfindungsgemäßen Verfahrensschritte
bereits auf einem mit zusätzlichen
Beschichtungen versehenen Bauteil, insbesondere auf einem bereits
verchromten Bauteil, durchgeführt
werden können.
Damit kann das erfindungsgemäße Verfahren
in einfacher Weise in bereits bestehende Verfahrensabläufe, beispielsweise
einer sogenannten Galvanik, eingebaut und integriert werden.
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Die
geschilderten und weitere Merkmale der Erfindung ergeben sich aus
den nachfolgenden Beispielen und den Zeichnungen in Verbindung mit
den Unteransprüchen.
Dabei können
die einzelnen Merkmale für sich
allein oder in Kombination miteinander verwirklicht sein.
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In
den Zeichnungen zeigen
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1 das
GDS (glow discharge spectroscopy)-Spektrum einer unbehandelten Messingoberfläche aus
CuZn37
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2 das
GDS (glow discharge spectroscopy)-Spektrum einer erfindungsgemäß behandelten
Messingoberfläche
aus CuZn37.
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Beispiel 1
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Zunächst wurden
zwei Proben aus Messing, nämlich
aus einer Messinglegierung CuZn37 bereitgestellt.
Eine dieser Proben wurde zum Vergleich unbehandelt gelassen.
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Die
Oberfläche
der anderen Probe wurde über
einen Zeitraum von 15 Minuten in einer 40 °C warmen Lösung aus Schwefelsäure und
einer 3-Nitrobenzolsulfonsäure
behandelt. Pro Liter Lösung
waren dabei 25 ml konzentrierte Schwefelsäure (98 %ig) und 40 g 3-Nitrobenzolsulfonsäure enthalten.
Nach dieser Behandlung ergab sich auf dieser Oberfläche eine
Kupfersulfidschicht von 0,3 µm
Dicke.
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Um
die Oberflächen
der beiden Proben (unbehandelt bzw. behandelt) miteinander zu vergleichen, wurde
jeweils ein sogenanntes GDS (glow discharge spectroscopy)-Spektrum
erstellt. Dieses Verfahren ist dem Fachmann bekannt. Mit Hilfe dieser
Methode kann man die Elementverteilung von Atomen direkt an der Oberfläche bis
hinein in die Tiefe des Materials untersuchen.
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Die
beiden erhaltenen Spektren sind in der beigefügten 1 (unbehandelte
Messingprobe) und 2 (behandelte Messingprobe)
dargestellt.
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Gemäß 1 ist
zu erkennen, daß bei
der unbehandelten Probe bis zu einer Tiefe von 0,3 µm im wesentlichen
nur Kupfer und Zink, d. h. die Bestandteile der Messinglegierung,
detektierbar sind. Die erhaltenen Werte stimmen sehr gut mit der
Messingzusammensetzung (CuZn37) überein.
Lediglich an der Oberfläche
sind Sauerstoff und Kohlenstoff in geringer Menge detektierbar (in 1 nicht
dargestellt).
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Im
Gegensatz dazu zeigt 2 bei der behandelten Probe,
daß an
der Oberfläche
eine Kupfersulfidschicht ausgebildet ist. Man sieht auch deutlich,
daß bis
mindestens zu einer Tiefe von 0,2 µm eine deutliche Entzinkung
der Oberfläche
durch die 3-Nitrobenzolsulfonsäure
bewirkt wird, wobei sich der Zinkgehalt erst ab einer Tiefe von
0,3 µm
wieder in Richtung des eigentlichen Legierungswertes einpendelt.
Auch das Kupfer ist bis zu einer Tiefe von 0,3 µm im Vergleich zur eigentlichen
Legierung verarmt, allerdings in wesentlich geringerem Maße als dies
beim Zink der Fall ist. Daß der
Kupferanteil (bezogen auf CuS (Kupfer(II)-Sulfid)) höher ist als der entsprechende
stöchiometrische
Schwefelanteil, dürfte
darauf zurückzuführen sein,
daß nicht
das gesamte Kupfer an der Oberfläche
als Kupfersulfid vorliegt, sondern bevorzugt an den Stellen, an
denen eine Entzinkung stattgefunden hat.
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Beispiel 2
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Es
werden insgesamt 4 Exemplare einer bereits in einer Galvanikanlage
verchromten Sanitärarmatur (Einhebelmischer)
bereitgestellt. Wie bereits erläutert,
ist bei solchen Armaturen eine Nickelschicht unterhalb der abschließenden Chromschicht
aufgebracht, wobei diese Nickelschicht prozeßbedingt auch in die (inneren) wasserführenden
Teile der Armatur einstreut.
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Zwei
dieser 4 Armaturen werden nicht weiter behandelt und dienen als
Vergleichsarmaturen.
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Die
beiden anderen Armaturen werden über
einen Zeitraum von 1 Stunde einer 70 °C heißen Lösung aus Schwefelsäure und
3-Nitrobenzolsulfonsäure
ausgesetzt (Eintauchen unter Bewegung der Armaturen), wobei die
Zusammensetzung der Lösung
derjenigen aus Beispiel 1 entspricht. Durch diese Behandlung werden
diese beiden Armaturen erfin dungsgemäß behandelt, und zwar wird
unter Entzinken und Entnickeln auf den mit Wasser in Kontakt tretenden
Oberflächen
(inneren Oberflächen)
der Armaturen eine Kupfersulfidschicht ausgebildet.
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Um
die Metallionenfreisetzung bei den beiden unbehandelten Armaturen
und bei den beiden behandelten Armaturen zu vergleichen, werden
alle 4 Armaturen mit voll entsalztem Wasser gefüllt, mit geeigneten Stopfen
verschlossen und dann bei einer Temperatur von 70 °C für 3 Stunden
in einen Ofen gestellt. Anschließend wurde das sich im Inneren
der Armaturen befindende Wasser mit Hilfe einer ICP-OES-Anlage (Inductively
Coupled Plasma Optical Emission Spectrometry) untersucht, und zwar
auf die Ionen von Zink, Nickel, Kupfer und Blei. Die Ergebnisse
dieser Untersuchung sind in der folgenden Tabelle dargestellt.
Probe | Zn
(mg) | Ni
(mg) | Cu
(mg) | Pb
(mg) |
1
(unbehandelt) | 2,65 | 0,57 | 0,99 | 0,16 |
2
(unbehandelt) | 4,35 | 0,53 | 1,54 | 0,24 |
3
(behandelt) | 0,08 | 0,13 | 0,17 | 0,08 |
4
(behandelt) | 0,05 | 0,03 | 0,18 | 0,03 |
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Ohne
die Ergebnisse der vorstehenden Tabelle absolut zu quantifizieren,
ist deutlich zu erkennen, daß bei
den beiden behandelten Armaturen die Freisetzung aller untersuchten
4 Metallionenarten signifikant verringert wird. Dies insbesondere,
wenn man die Fehlergrenzen berücksichtigt,
die beim Zink 0,03, bei Nickel und Kupfer 0,01 und beim Blei 0,05
betragen.
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Damit
ist anhand der Beispiele deutlich nachgewiesen, daß das erfindungsgemäße Verfahren
in der Lage ist, durch die ausgebildete Kupfersulfidschicht, gegebenenfalls
in Verbindung mit einer Entzinkung und einem Entnickeln, die Metallionenfreisetzung
in wasserführenden
Bauteilen deutlich zu reduzieren.