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Die
Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung feststoffreicher
Kieselsole durch Zusatz von Polyethercarboxylaten sowie Kieselsole,
die nach diesem Verfahren erhältlich
sind.
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Kieselsole
sind sedimentationsstabile, kolloidale Lösungen aus amorphem SiO2 in Wasser, Alkoholen und/oder anderen polaren
Lösemitteln.
Sie sind in der Regel wasserflüssig
und die erhältlichen
Handelsprodukte haben zum Teil schon relativ hohe Feststoffkonzentrationen
in Abhängigkeit
von der Teilchengröße bzw. BET-Oberfläche und
weisen eine grosse Stabilität
gegen Gelierung auf. Die Feststoffkonzentrationen sind jedoch stark
von der Teilchengröße der SiO2-Partikel
im Sol abhängig.
So ist ein Kieselsol mit einer BET von ca. 500 m2/g
und einem Teilchendurchmesser von 5 bis 6 nm als stabiles Sol nur
mit 15 Gew.-% SiO2 im Handel und ein Sol
mit 300 bis 350 m2/g Oberfläche und
einem Teilchendurchmesser von 9 bis 10 nm wird als Kieselsol mit
lediglich 30 Gew.-% SiO2 in den Verkehr
gebracht. Nur bei BET-Oberflächen
kleiner gleich 200 m2/g und mittleren Teilchengrößen >40 nm für das Kieselsol
lassen sich Feststoffgehalte in Abhängigkeit von der Teilchengröße von bis
zu 40 und 50 Gew.-% einstellen. So liegt bei einem Kieselsol mit
einer Teilchengröße von ca.
12 nm (~200 m2/g) die maximale Feststoffgehaltgrenze
zwischen 35 bis 40 Gew.-% und bei einem Kieselsol mit einer Teilchengröße von 80
bis 100 nm zwischen 50 und 55 Gew.-%. Beispielsweise ist ein Kieselsol
mit einer BET-Oberfläche von
ca. 200 m2/g als Sol mit einem Feststoffgehalt
von 50 Gew.-% nicht stabil bzw. gar nicht herstellbar, da vorher
Gelierung auftritt. Ein Kieselsol mit 300 m2/g
und 40 Gew.-% Feststoffgehalt ist ebenfalls nicht ausreichend stabil.
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Insbesondere
bei kleinpartikulären
Solen ist es jedoch wünschenswert,
höhere
Feststoffkonzentrationen als 30 Gew.-% SiO2 zu
erreichen, da häufig
für unterschiedliche
Anwendungen die Vorteile der kleinen Teilchen, wie hohe Gelfestigkeit
beim Einsatz als Bindemittel und schnelle Reaktionszeiten bei der
Sol-Gelumwandlung, nicht ausgenutzt werden können, weil die Feststoffkonzentrationen
nicht ausreichend sind. Durch die geringen Feststoffkonzentrationen
ist zuviel Wasser im System, welches erst entfernt werden muss.
Dies führt
zu längeren
Reaktionszeiten beim Abbinden als Bindemittel bzw. beim Beschichten
von Substraten mit dem Sol anschließender Sol-Gelumwandlung. Es
ist erstrebenswert, z. B. bei Sol-Gel-Anwendungen, die hohe Reaktivität der Kieselsole
mit großen
spezifischen Oberflächen
und die hohe Festigkeit der Gele auszunutzen, um letztendlich feste
Filme, die aus diesen Solen mit hohen Oberflächen entstehen, zu erhalten.
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Es
bestand demnach weiterhin Bedarf daran, stabile Kieselsole mit hohem,
vorzugsweise über
dem Gelpunkt liegendem Feststoffgehalt bereitzustellen. Insbesondere
sind hier die feinteiligen Kieselsole mit hohen BET-Oberflächen von
Interesse.
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In
der Literatur werden immer wieder Kieselsole mit hohen über dem
Gelpunkt liegenden Feststoffgehalten beschrieben, aber es werden
keine Aussagen über
die Stabilität
dieser Kieselsole gemacht. In der Patentanmeldung
WO-A 99/01377 wird ein sehr aufwendiges
Verfahren zur Herstellung eines feinteiligen Kieselsols mit hohem
Feststoffgehalt beschrieben, dessen Aufkonzentration nur über einen
Ultrafiltrationsschritt erreichbar ist und die Stabilität durch
verschiedene Teil-Ionenaustauschschritte und Teil-Alkalisierungen
verbessert wird. Das in
WO-A
99/01377 beschriebene Verfahren hat den Nachteil, dass
es für
eine kommerzielle Anwendbarkeit zu aufwendig und nicht für das sonst übliche verfügbare Teilchendurchmessern-Spektrum
von Kieselsolen anwendbar ist. Das in
WO-A
99/01377 erhaltene Kieselsol weist zudem lediglich eine
Standzeit von weniger als 6 Monaten auf.
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Die
Aufgabe der vorliegenden Erfindung bestand somit darin, ein einfaches
Verfahren zur Herstellung von Kieselsolen mit hohen Feststoffgehalten
aufzufinden sowie solche stabilen Kieselsole mit hohen Feststoffgehalten
bereitzustellen.
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Überraschend
wurde gefunden, dass der Zusatz kleiner Mengen anionischer Polyethercarboxylate
die Herstellung von Kieselsolen mit höheren Feststoffgehalten ermöglicht.
Die Stabilität
solcher Kieselsole mit hohem Feststoffgehalt wird durch den Zusatz
der Polyethercarboxylate deutlich erhöht, in bevorzugten Ausführungsformen
sogar über
deren Gelpunkt hinaus. Ebenso wurde gefunden, das sich die Eigenschaften
wie z. B. Teilchendurchmesser, pH-Wert und BET-Oberfläche des Sols durch den Zusatz
nicht verändern.
Naturgemäß steigen
die Dichte und die Viskosität
entsprechend des Feststoffanteils an.
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Die
Möglichkeit,
hochkonzentrierte Kieselsole mittels Polyethercarboxylatzusatz zu
erzielen, ist in der Literatur bisher nicht beschrieben. Polycarboxylate,
im Zusammenhang mit Kieselsolen sind beispielsweise in Form einer
Mundwassermischungsrezeptur, die als Additiv ein Polyethercarboxylat
wie zB. Maleinanhydrid-Benzylmethylether-Copolymer und unter anderem
neben den üblichen
Bestandteilen ein Kieselsol enthält, beschrieben
(vgl.
WO-A 94/00103 ).
Weiterhin sind Mörtelzusammensetzungen
bekannt, die unter anderem als Zusatz auch Kieselsole und Polycarboxylate
und/oder sulfonierte Naphthalin-Formaldehyd-Kondensate enthalten
(vgl. z. B.
WO-A 2001098227 und
WO-A 2001090024 ). In
JP-A 11267585 wird
eine Zusammensetzung für
eine Beschichtungsrezeptur beschrieben, die neben zahlreichen verschiedenen
Komponenten auch Kieselsole und ein Polycarboxylat, wie z.B Glycidyl-Methacryl-Bu-Methacrylat-Me-Methacrylat-2-Ethyl-Acrylat-Copolymer
enthält.
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Gegenstand
der vorliegenden Erfindung ist ein Verfahren zur Aufkonzentrierung
eines Kieselsols, dadurch gekennzeichnet, dass
- • ein Kieselsol
mit einer BET-Oberfläche
von 15 bis 1000 m2/g und einem Feststoffgehalt
von bis zu 45 Gew.-% Siliziumdioxid, bezogen auf das Gesamtgewicht
des Kieselsols, mit 0,01 bis 10 Gew.-% eines oder mehrerer anionischer
Polyethercarboxylate, bezogen auf das Gesamtgewicht der Mischung,
gemischt wird und
- • anschließend die
erhaltene Mischung auf einen Feststoffgehalt von 20 bis 70 Gew.-% Siliziumdioxid,
bezogen auf das Gesamtgewicht der Mischung, aufkonzentriert wird.
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Die
Aufkonzentrierung von bis zu 45 Gew.-% auf einen Feststoffgehalt
von 20 bis 70 Gew.-% ist gemäß erfindungsgemäßem Verfahren
so zu verstehen, dass von einem niedrigeren Feststoffgehalt im eingesetzten
Kieselsol durch Aufkonzentrieren ein höherer Feststoffgehalt als vorher
erreicht wird. Um ein Kieselsol mit 20 Gew.-% Feststoffgehalt zu
erhalten muss demnach von einem Kieselsol mit einem Feststoffgehalt
von weniger als 20 Gew.-% ausgegangen werden.
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Das
oder die anionischen Polyethercarboxylate werden dem Kieselsol bevorzugt
in einer Menge von 0,05 bis 10 Gew.-%, besonders bevorzugt in einer
Menge von 0,1 bis 2,0 Gew.-% zugemischt.
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Als
anionische Polyethercarboxylate kommen sowohl lineare als auch verzweigte
Polyethercarboxylate in Frage. Die anionisch geladenen Polymere
werden beispielsweise durch Homo- oder Copolymerisation von Polycarbonsäuren oder
auch Sulfonsäuren
hergestellt und können
geladene oder ungeladene Seitenketten unterschiedlichster Art enthalten,
wie z. B Alkylketten, Polyethergruppen u. a.. Die Molekulargewichte
können
zwischen 1.000 und 2.000.000, bevorzugt zwischen 5.000 und 30.000
g/mol liegen.
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Bevorzugt
sind synthetische verzweigte anionische geladene Polyethercarboxylate.
Hierunter ist eine Gruppe von Verbindungen subsummiert, die aus
einer ladungstragenden Polyetherhauptkette bestehen und über – in Anzahl
und Kettenlänge – variierende
ungeladene Polyethylen-Seitenketten mit Molekulargewichten von 500
bis 6000 g/mol – bezogen
auf die Seitenketten und berechnet aus den Gesamtmolekulargewichten – verfügen. Die
Hauptkette erhält
man beispielsweise durch Copolymerisation von Polyacrylsäuren, Maleinsäuren oder
auch Polyolen und Vinylethern. Sie trägt über Carboxylgruppen die negative
Ladung, die durch Kationen wie z.B. Na, K oder Calcium und Ammonium
ausgeglichen wird. Die Molgewichte (Gewichtsmittel) reichen bevorzugt
von 1.000 bis 50.000 g/mol – besonders
bevorzugt sind Molgewichte von 5.000 bis 30.000 g/mol. Bestimmt
werden die Molekulargewichte beispielsweise durch Gelpermeationschromatographie.
Die Durchführung
der Gelpermeationschromatographie ist dem Fachmann bekannt. Ein
weiteres Kennzeichen dieser anionisch geladenen Polymere ist ihre
dreidimensionale Form, die durch das Verhältnis des Durchmessers zur
Länge der
Hauptkette ausgedrückt
werden kann. Der Durchmesser des Polyethercarboxylats (Ausdehnung
der Polyalkylseitenketten) kann beispielsweise zwischen 1,8 und
20 nm, die Länge
der Polyetherhauptkette zwischen 3 und 15 nm liegen. Die Länge der
Hauptkette und der der Durchmesser der Polyethercacarboxylate mit
den Seitenketten wird unter Annahme einer gewinkelten Kette durch
Berechnung ermittelt. Derartige Polyethercarbolxylate werden als
Dispergierhilfsmittel für
anorganische Pigmente, wie Titandioxid, transparentes Eisenoxid
oder Zinkoxid und Füllstoffe
eingesetzt. Solche im Rahmen der Erfindung geeigneten Polyethercarboxylate
sind beispielsweise in der nachstehenden Tabelle aufgeführt. Sie
werden in Form wässriger
Lösungen
von 35 bis 60 Gew.-% als auch in der Form von Pulvern eingesetzt
und haben verschiedene Gegenionen wie K
+,
Na
+ Ammonium und/oder Ca
2+.
Mit Na
+ oder K
+ als
Gegenion sind sie mit Kieselsolen besonders gut verträglich. Tab. 1: Auswahl geeigneter Polyethercarboylate
Produkt | Länge der
Hauptkette [nm] | Durchmesser
des Polymers [nm] | Gegenion | Molgewicht
gesamt [g/mol] |
Melpers® 2450 | 6,3 | 12,8 | Na+ | 10
000 |
Melpers® 4100 | 11,9 | 25,2 | Ca2+ | |
Melpers® 0030 | 6,6 | 75,6 | Na+ | 20
000 |
Melpers® 1000 | 3,4 | 12,8 | Na+ | |
Melpers® 5344 | 12,4 | 6,8 | Na+ | |
Melpers® 5940 | 9,9 | 25,2 | Na+ | |
Melpers® VP1828 | | | Na+ | |
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Derartige
Polyethercarboxylate und deren Herstellung sind dem Fachmann bekannt
(vgl. beispielsweise
DE
43 388 867 A1 ) und teilweise auch kommerziell erhältlich (vgl.
z.B. auch Produkte der Fa. SKW Polymers GMBH, Trostberg vertrieben
unter dem Handelsnamen Melpers
® gemäß Tab. 1).
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Das
Mischen des Kieselsols mit dem oder den Polyethercarboxylat(en)
kann in beliebiger Reihenfolge der Zugabe erfolgen. Es ist zum einen
möglich
das oder die Polyethercarboxylate) dem Kieselsol zuzugeben und die
beiden Komponenten anschließend
beispielsweise durch Rühren
zu vermischen. Es ist aber auch andererseits möglich, zuerst das oder die
Polyethercarboxylat(e) gegebenenfalls in Form einer Lösung, vorzugsweise
in Form einer wässrigen
Lösung,
vorzulegen und das Kieselsol zuzugeben und die beiden Komponenten anschließend beispielsweise
durch Rühren
zu vermischen. Das Zusammengeben und Mischen kann bei unterschiedlichsten
Temperaturen erfolgen. Bevorzugt sind Temperaturen von 5° bis 100°C, besonders
bevorzugt von 15 bis 50°C.
Ganz besonders bevorzugt erfolgt das Zusammengeben und Mischen bei
Raumtemperatur.
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Geeignete
Verfahren zur Aufkonzentrierung der Kieselsol-Polyethercarboxylat-Mischungen
gemäß erfindungsgemäßem Verfahren
sind beispielsweise das thermische Eindampfen dieser Mischung auf
die gewünschte
SiO
2-Konzentration oder auch die schonende
Aufkonzentration mit Hilfe der Ultrafiltration. Solche Verfahren
sind dem Fachmann grundsätzlich
bekannt und beispielsweise in
DE-A
42 16 119 beschrieben. Das Aufkonzentrieren mittels thermischem
Eindampfen kann beispielsweise bei Temperaturen von 20 bis 100°C erfolgen.
Dabei kann unter vermindertem Druck oder Atmosphärendruck gearbeitet werden.
Das Aufkonzentrieren mittels Ultrafiltration kann beispielsweise
in der Weise erfolgen, dass das Kieselsol über eine Membran (Keramik-
oder Polymermembran) geleitet wird, wobei ein Teil der flüssigen Phase
als Permeat durch die Membran hindurchgeht und das Kieselsol als
sogenanntes Retentat mit höherer
Konzentration an SiO
2 die Membran verlässt. Um
hohe Durchflüsse
zu erzielen wird bei Keramikmembranen bevorzugt bei höheren Temperaturen
gearbeitet, da daraus eine niedrigere Viskosität des Kieselsols resultiert.
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Bevorzugt
werden Kieselsole mit einer BET-Oberfläche von 15 bis 800 m2/g, besonders bevorzugt von 50 bis 700 m2/g, ganz besonders bevorzugt von 100 bis
600 m2/g eingesetzt. Die spezifischen Oberflächen können entweder
nach der BET-Methode (s. S. Brunauer P. H. Emmet und E.
Teller, J. Am. Soc.,1938, 60, S. 309) an getrocknetem SiO2-Pulver oder direkt in Lösung durch Titration nach G.W.
Sears (s. Analytical Chemistry, Bd. 28, S. 1981, Jg. 1956) bestimmt
werden. In der vorliegenden Beschreibung werden, soweit nichts anderes
angegeben ist, Werte für
die spezifische Oberfläche
angegeben, die nach der BET-Methode ermittelt wurden.
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Die
Siliziumdioxid-Partikel des eingesetzten Kieselsols weisen vorzugsweise
einen mittleren Teilchendurchmesser von 3 nm bis 250 nm auf, besonders
bevorzugt von 5 bis 150 nm und ganz besonders bevorzugt von 9 bis
120 nm auf. Für
die Messung der Teilchendurchmesser im Nanometerbereich sind neben
Elektronenmikroskop-Aufnahmen noch weitere verschiedene Methoden
geeignet wie z.B. Laserkorrelationsspektroskopie, Photonenkorrelations-spektroskopie,
Ultraschall-Messungen oder Messungen mit einer Ultrazentrifuge (Sedimentation).
Die Ultrazentrifuge ist aufgrund ihrer hohen Trennschärfe besonders
gut geeignet, Teilchengrößenverteilungen
von Nanopartikeln zu bestimmen. Das Besondere bei der Ultrazentrifuge
besteht darin, dass vor der eigentlichen Messung eine Fraktionierung
der Dispersion nach der Teilchengröße erfolgt. In einer homogenen
Dispersion sedimentieren bekanntlich die großen Partikel schneller als
die ebenfalls vorhandenen mittelgroßen und kleinen Partikel. Bei
Durchstrahlung der Ultrazentrifugenzelle mit Laserlicht tritt in
Abhängigkeit
von der Zeit eine deutlich ausgeprägte Intensitätsänderung
auf. Aus dieser Intensitätsänderung
läßt sich
die Konzentrationsänderung
der Teilchen und hieraus die Teilchengrößenverteilung berechnen. Lichtquelle
ist ein He-Ne-Laser. Die Ultrazentrifuge ermöglicht eine hohe Genauigkeit,
ein hohes Auflösungsvermögen, und
die Verteilungen sind exakt bestimmbar. Daher sind Messungen der
Teilchengrößenverteilung
mittels Ultrazentrifuge im Rahmen der Erfindung bevorzugt.
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Die
eingesetzten Kieselsole können
einen pH-Wert von 1,5 bis 12 aufweisen. Bevorzugt weisen sie einen
pH-Wert von 2 bis 12, besonders bevorzugt zwischen 8 und 11 auf.
Bei pH-Werten oberhalb von 12 tritt zunehmend Peptisierung und Auflösen der
Teilchen unter Bildung von Alkalisilikat-Lösung
ein, weshalb derartige pH-Werte eher nachteilig sind. Unter den
angegebenen pH-Werten sind, soweit nicht anders gekennzeichnet,
pH-Werte zu verstehen, die bei 25°C
bestimmt werden.
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Bevorzugt
werden Kieselsole mit einem Feststoffgehalt von 10 bis 40 Gew.-%
Siliziumdioxid, besonders bevorzugt von 15 bis 35 Gew.-% Siliziumdioxid,
bezogen auf das Gesamtgewicht des Kieselsols, eingesetzt.
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Bevorzugt
werden die Mischungen auf einen Feststoffgehalt von 35 bis 65 Gew.-%
Siliziumdioxid, bevorzugt 40 bis 60 Gew.-% Siliziumdioxid, bezogen
auf das Gesamtgewicht der Mischung, aufkonzentriert. Ganz besonders
bevorzugt werden mit dem erfindungsgemäßen Verfahren Kieselsol-Polyethercarboxylat-Mischungen
erhalten, die über
den Gelpunkt des Kieselsols hinaus aufkonzentriert wurden, d.h.
einen über
dem Gelpunkt des Kieselsols liegenden Feststoffgehalt an Siliziumdioxid
aufweisen.
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Unter
dem Gelpunkt eines Kieselsols ist im Rahmen der Erfindung der Feststoffgehalt
an Siliziumdioxid zu verstehen, bei der Kieselsole mit Kieselsolpartikel
einer bestimmten Partikelgröße bei einer
bestimmten Temperatur irreversibel gelieren. Im Rahmen der Erfindung
ist das definitionsgemäß der Feststoffgehalt
an Siliziumdioxid mit dem ein Kieselsol bei 50°C innerhalb von 6 Monaten geliert.
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Kieselsole
können
durch Kondensation von Monokieselsäuren über eine Keimbildungsphase
in einem sog, Aufwachsprozess, bei dem kleine SiO2-Partikel
auf anwesende Keime aufwachsen, hergestellt werden. Man geht von
molekularen Silikatlösungen,
frisch hergestellten verdünnten
Kieselsäurelösungen (sog.
Frischsol) aus, die Partikel kleiner 5 nm enthalten. Seltener wird
Kieselsol durch Peptisierung von Kieselgelen gewonnen oder über andere
Verfahren, z.B. Dispergieren von amorphen SiO2-Partikeln
hergestellt. Der überwiegende
Teil der im technischen Maßstab
durchgeführten
Verfahren zur Herstellung von Kieselsolen setzt als Ausgangsmaterial
technische Wassergläser
ein.
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Geeignet
für das
Verfahren sind Natronwassergläser
oder Kaliwassergläser,
wobei aus Kostengründen
Natronwassergläser
bevorzugt sind. Handelsübliches
Natronwasserglas hat eine Zusammensetzung von Na2O·3,34 SiO2 und wird bevorzugt durch Schmelzen von
Quarzsand mit Soda oder einer Mischung aus Natriumsulfat und Kohle
hergestellt, wobei man ein durchsichtiges farbloses Glas erhält, sog.
Stückglas.
Dieses Stückglas
reagiert in gemahlener Form mit Wasser bei erhöhter Temperatur und Druck zu
kolloidalen, stark alkalischen Lösungen,
die anschließend
noch einer Reinigung unterzogen werden.
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Bekannt
sind auch Verfahren, bei denen feinteiliger Quarz oder andere geeignete
SiO2-Rohstoffe unter hydrothermalen Bedingungen
mit Alkalien direkt zu wässrigen
Wassergläsern
aufgeschlossen werden.
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Zur
Herstellung der eingesetzten Kieselsole ist eine alkalifreie SiO2-Lösung
notwendig, die durch Entfernung der Alkalikationen aus dem Wasserglas
erzeugt wird. Die gebräuchlichste
Methode der Entalkalisierung ist die Behandlung der verdünnten Wasserglaslösungen mit
Kationenaustauscherharzen in der H+-Form. Geeignete
Ionenaustauscherharze sind Lewatit®-Typen
der Fa. Lanxess AG. Vorzugsweise werden Wasserglaslösungen mit
einem Siliziumdioxid-Gehalt unter 10 Gew.-% über Austauschersäulen mit
sauren Ionentauschern geleitet. Wichtig sind kurze Verweilzeiten
in der Austauschzone, in welcher der pH-Wert der Lösungen 5
bis 7 beträgt,
um eine Gelierung der Lösungen
und eine Verkieselung des Austauscherharzes zu vermeiden.
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Die
anfallende verdünnte
Kieselsäurelösung (das
sog. Frischsol) ist sehr instabil und wird vorzugsweise sofort durch
erneute Alkalisierung und durch Aufwachsen auf vorhandene Kieselsolteilchen
und durch gleichzeitige, zwischenzeitige oder nachgeschaltete thermische
Behandlung stabilisiert und aufkonzentriert. Die Aufkonzentration
kann thermisch durch Eindampfen oder durch Ultrafiltration über Membranen
erfolgen. Geeignet dafür
sind keramische Membranen. Besonders bevorzugt wird das Kieselsol
stabilisiert, indem man die Lösung
bis auf ein SiO2 : Na2O-Verhältnis von
60 bis 130 : 1 alkalisiert, einen Teil der Lösung zur Teilchenvergrösserung
auf 60 bis 100°C
erwärmt,
und anschließend
die Frischsollösung
koninuierlich zugibt und auf die bereits vorhandenen Teilchen aufwachsen
lässt.
Gleichzeitig oder nachfolgend kann durch Eindampfen eine Aufkonzentrierung
der Lösung
auf die gewünschte
Konzentration vorgenommen werden. Ein nur über anorganische Basen alkalisiertes
feinteiliges Kieselsol (mittlerer Teilchendurchmesser üblicherweise
kleiner 10 nm) hat den Nachteil, dass die BET-Oberfläche nicht
stabil bleibt. Daher können
solche Kieselsole beispielsweise mit Aluminiumionen stabilisiert
werden (s. K.K. Iler, The Chemistry of Silica, Wiley & Sons, New York, 1979,
Seiten 407-410).
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Eine
ausführliche
Darstellung der Eigenschaften, Charakterisierung und Herstellung
der Kieselsole findet sich in K.K. Tier, The Chemistry of
Silica, Wiley & Sons,
New York, 1979, Seiten 312 bis 461.
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Für den Einsatz
im erfindungsgemäßen Verfahren
geeignete Kieselsole sind auch kommerziell mit unterschiedlichen
Feststoffgehalten unterhalb des Gelpunktes im Handel erhältlich.
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Überraschend
besitzen die nach dem erfindungsgemäßen Verfahren hergestellten
Kieselsol-Polyethercarboxylat-Mischungen
eine hohe Stabilität.
Mit dem erfindungsgemäßen Verfahren
lassen sich in Abhängigkeit
von der Partikelgröße Feststoffgehalte
des Kieselsols bis zu 70 Gew.-% SiO2 einstellen.
Diese Feststoffgehalte liegen teilweise bereits über dem Gelpunkt, den ein aufkonzentriertes
Kieselsol des gleichen Festsoffgehalts an Siliziumdioxid ohne den
Polyethercarboxylatzusatz aufweisen würde.
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Solche
stabilen Kieselsol-Polyethercarboxylat-Mischungen sind bisher in
der Literatur nicht beschrieben und daher ebenfalls Gegenstand der
vorliegenden Erfindung.
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Die
erfindungsgemäßen Kieselsole
sind beispielsweise für
den Einsatz als Bindemittel im Feingussbereich, im Klebstoff-Sektor,
im Feuerfestbereich, bei der Herstellung von Katalysatoren und für Fasern,
weiterhin für
Beschichtungen von Papier, in der Getränkeklärung, im Textilsektor als Schiebefestausrüstung, im Papiersektor
für Rutschfestausrüstungen,
im Bausektor als Additive für
Beton, für
Gelbatterien, als Poliermittel für
Siliciumscheiben und bei der Herstellung von dünnen Schichten für die Elektronik
als auch bei der Papierretention geeignet.
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Die
folgenden Beispiele dienen der beispielhaften Erläuterung
der Erfindung und sind nicht als Beschränkung aufzufassen.
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Beispiele
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Beispiel 1: Erfindungsgemäße Herstellung
einer Kieselsol-Polyethercarboxylat-Mischung mit einer BET-Oberfläche von
300 m2/g, einem SiO2-Gehalt
von 40 Gew.-% und einem mittleren Teilchendurchmesser von 9 nm
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Es
wurden 999 g Kieselsol 300/30% (d.h. mit einer BET-Oberfläche von
300 m2/g, einem SiO2-Gehalt von 30 Gew.-%
und einem mittleren Teilchendurchmesser von 9,2 nm) in einem Reaktionskolben
vorgelegt, mit 1 g Melpers® 2450 der Fa. SKW Trostberg
(Polyethercarboxylat) versetzt und durch Kochen bei 100°C auf 40
Gew.-% SiO2 aufkonzentriert.
SiO2-Gehalt: 40 %
Viskosität: 13,3
mPas
Dichte: 1,290 g/ml
MittlererTeilchendurchmesser:
9,2 nm
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Zur
Bestimmung der Lagerstabilität
wird nach dem Abkühlen
das Kieselsols bei 50°C
gelagert. Nach 8 Monaten bei 50°C
ist das Kieselsol noch nicht geliert
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Vergleichsbeispiel 1: Herstellung eines
Kieselsols mit einer BET-Oberfläche
von 300 m2/g, einem SiO2-Gehalt von
40 Gew.-% und einem mittleren Teilchendurchmesser von 9 nm
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Es
wurden 1000 g Levasil 300/30% in einem Reaktionskolben vorgelegt,
und durch Kochen bei 100°C auf
40 Gew.-% SiO2 aufkonzentriert
SiO2-Gehalt: 40,1%
Viskosität: 20 mPas
Dichte:
1,292 g/ml
Mittlerer Teilchendurchmesser: 9 nm
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Zur
Bestimmung der Lagerstabilität
wird nach dem Abkühlen
ein Teil des Kieselsols bei 50°C
gelagert. Nach 3,5 Monaten bei 50°C
ist das Kieselsol geliert
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Beispiel 2: Erfindungsgemäße Herstellung
einer Kieselsol-Polyetherarboxylat-Mischung mit einer BET-Oberfläche von
200 m2/g, einem mittleren Teilchendurchmesser
von 15 nm und einem SiO2-Gehalt von 50 Gew.-%
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Es
wurden 999 g Kieselsol 200/40% mit einem BET-Oberfläche von
200 m2/g und einem mittleren Teilchendurchmesser
von 15,4 nm in einem Reaktionskolben vorgelegt, mit 1 g Melpers® 2450
der Fa. SKW Trostberg (Polyethercarboxylat) versetzt und durch Kochen
bei 100°C
auf 50 Gew.-% SiO2 aufkonzentriert.
SiO2-Gehalt: 50,1%
Viskosität: 72 mPas
Dichte:
1,392 g/ml
Mittlerer Teilchendurchmesser: 15,6 nm
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Zur
Bestimmung der Lagerstabilität
wird nach dem Abkühlen
das Kieselsols bei 50°C
gelagert. Das Kieselsol ist nach 6 Monaten bei 50°C unverändert und
noch nicht geliert.
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Vergleichsbeispiel 2: Herstellung eines
Kieselsols mit einer BET-Oberfläche
von 200 m2/g und einem SiO2-Gehalt
von 50 Gew.-%
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Es
wurden 1000 g Kieselsol 200/40% in einem Reaktionskolben vorgelegt
und versucht, langsam durch Kochen bei 100°C auf einen Feststoffgehalt
von größer 40 Gew.-%
SiO2 aufzukonzentrieren. Bei 46 Gew.-% Feststoffgehalt
steigt die Viskosität
stark an und es kommt zu Anbackungen. Ein weiteres Aufkonzentrieren
ist nicht möglich.
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Beispiel 3: Erfindungsgemäße Herstellung
einer Kieselsol-Polyetherarboxylat-Mischung mit einer BET-Oberfläche von
300 m2/g, einem mittleren Teilchendurchmesser
von 9,3 nm und einem SiO2-Gehalt von 40
Gew.-%
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Es
wurden 999 g Kieselsol 300/30% in einem Reaktionskolben vorgelegt,
mit 1 g Melpers® 1828
der Fa. SKW Trostberg (Polyethercarboxylat) versetzt und durch Kochen
bei 100°C
auf 40 Gew.-% SiO2 aufkonzentriert.
SiO2-Gehalt:
40 %
Viskosität:
13,3 mPas
Dichte: 1,290 g/ml
Mittlerer Teilchendurchmesser:
9,2 nm
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Zur
Bestimmung der Lagerstabilität
wird nach dem Abkühlen
ein Teil des Kieselsols bei 50°C
gelagert. Nach 7 Monaten bei 50°C
ist das Kieselsol noch nicht geliert.
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Die
Beispiele zeigen deutlich, dass durch den Zusatz der Polyethercarboxylate
ein Gelieren der erhaltenen Kieselsol-Polyetherarboxylat-Mischungen
verhindert werden kann, obwohl die Kieselsole ohne Polyethercarboxylatzusatz
mit gleicher BET-Oberfläche
und gleichem SiO2-Gehalt bereits gelieren,
d.h. Feststoffgehalte oberhalb ihres Gelpunktes aufweisen.