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Die
Erfindung betrifft ein Verfahren zum Ausgleich von Antriebseinflüssen eines
Antriebsstranges eines Kraftfahrzeuges auf seine Lenkung, das eine elektrische
Servolenkung aufweist.
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Bei
starker Beschleunigung eines Kraftfahrzeuges kann beobachtet werden,
daß Kraftfahrzeuge mit
angetriebener Vorderachse durch die Antriebskräfte die Lenkung beeinflussen.
Der Fahrzeugführer muß aktiv
eingreifen, um dem erzeugten Lenkkraftfehler entgegenzuwirken, und
die gewählte
Spur zu halten. Ursachen hierfür
sind sekundäre
Momente aus den äußeren Gleichlaufgelenken
der Antriebswellen, falls auf den beiden Seiten des Fahrzeugs unterschiedliche
Knickwinkel vorliegen, sowie unsymmetrische Antriebskräfte, die
aus der Reibung im Differentialgetriebe, einem selbst oder geregelt
sperrenden Differentialgetriebe oder aus Trägheitskräften resultieren. Weiterhin
kommen starke Einflüsse
aus den Geometrieverhältnissen
der angetriebenen Vorderräder
zur Straßenoberfläche, wodurch
sich der Kraftangriffspunkt der Reifenkraft verschiebt.
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Bekannt
ist, in der längeren
Halbwelle einen Lagerbock zu verwenden, um eine gleiche Länge der linken
und rechten Halbwelle zu erreichen. Dieser Lagerbock ist jedoch
in der Anschaffung als auch in der Montage äußerst kostenintensiv und beaufschlagt das
Kraftfahrzeug mit einem zusätzlichen
Gewicht, so daß beispielsweise
der Kraftstoffverbrauch steigt. Bekannt ist auch, die Reibung der
Kegelraddifferentialgetriebe zu verringern. Dieses erfordert aber
hohen technischen Aufwand und ist daher nur begrenzt möglich. In
manchen Kraftfahrzeugen ist diese Reibung als Sperrwirkung sogar
erwünscht,
um die Beschleunigungsfähigkeit
des Fahrzeuges zu erhöhen. Weiterhin
ist bekannt, daß ein
kurzer Hebelarm der Reifenkraft zur virtuellen Lenkachse des Rades
vorteilhaft ist. Aus konstruktiven Gründen ist eine Verkürzung dieses
Hebelarms aber oft nicht möglich.
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Sowohl
hydraulische Servolenkungen als auch manuelle Lenkungen bzw. Lenksysteme
der bekannten Art lassen sich nur unter äußerst großen und kostenintensiven Umständen in
ihrer Lenkeigenschaft bzw. in ihren Einstellungen (tuning) verändern, so
daß oben
genannte Nachteile reduziert werden können. Diese Änderungen
gehen aber in der Regel immer mit einer Verschlechterung anderer
gewünschter
Eigenschaften einher. Die elektrische Servolenkung (EPAS) dagegen
benutzt einen Mikroprozessor und kann daher ein bestimmtes "smartes" Betriebsniveau erreichen.
Dieses "smarte" Betriebsniveau erlaubt
es, die Lenkeigenschaften des Kraftfahrzeuges an die Bedürfnisse
und Betriebsbedingungen des Fahrzeuges bzw. des Fahrers wunschgemäß anzupassen,
oder gar den Störungen
aktiv entgegenzuwirken.
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Ein
fundamentales Problem in der Auslegung von Kraftfahrzeugen, insbesondere
der Handlingseigenschaften sind für den Fahrzeugführer spürbare Lenkmomente
bzw. Störgrößen. Hierbei
stehen dem Konstrukteur des Kraftfahrzeuges einige alternative Ansätze zur
Verfügung,
wobei alle derzeit bekannten Optionen aber auch mit Nachteilen behaftet sind.
Elektronisch gesteuerte Lenksysteme (EPAS) werden heutzutage mehr
und mehr in der Automobilindustrie eingesetzt. Hierdurch sind heutzutage
aber auch einige seinerzeit unvorhergesehene Vorteile erreichbar,
da die Kraftfahrzeugindustrie vermehrt die Mikroprozessortechnologie
in den Lenksystemen (EPAS) einsetzt
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Möglich ist,
daß sich
beispielsweise Antriebsstrangeinflüsse bzw. Antriebseinflüsse insbesondere
auf eine lenkbare Achse des Kraftfahrzeuges derart negativ auf ein
Lenkgefühl
des Fahrzeugführers
auswirken, daß der
Fahrer des Kraftfahrzeuges die Kontrolle über das Kraftfahrzeug verlieren könnte. Insbesondere
bei front- aber auch bei allradgetriebenen Fahrzeugen treten Beeinflussungen
des Lenkgefühles
durch die Antriebskräfte
des Motors auf. Diese Einflüsse
sind Bauart bedingt und hängen in
ihrer Intensität
stark von der Vorderachskonstruktion, äußeren Einflüssen und dem Leistungsvermögen des
Antriebsstranges ab. Diese Veränderungen
des Lenkmoments entsprechen nicht der natürlichen Rückmeldung des Fahrzeugs auf
eine bestimmte Situation und werden vom Fahrer deshalb als Störung wahrgenommen.
In Extremfällen
können
die Einflüsse
so stark sein, daß sie
eine Richtungsänderung
des Fahrzeugs verursachen, was zu erheblichen Schäden, ja
sogar Personenschäden
führen
kann.
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Der
Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren zum Ausgleich
von Antriebseinflüssen der
Eingangs genannten Art mit einfachen Mitteln dahingehend zu verbessern,
daß störende Einflüsse vom
Fahrer des Kraftfahrzeuges ferngehalten werden bzw. Veränderungen
der gewünschten
Fahrtrichtung des Fahrzeugs vermieden werden.
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Erfindungsgemäß wird die
Aufgabe durch ein in das Kraftfahrzeug integriertes, permanent aktiviertes
Simulationsmodell des Antriebsstranges gelöst, in dem aus einem Antriebsverhalten
Störgrößen vorhergesagt
werden, so daß ein
Ausgleichsmoment für
die Servolenkung erzeugt wird, welches den Störgrößen entgegenwirkt.
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Der
Erfindung liegt die Erkenntnis zugrunde, daß eine auf einem Bremssystem
aufbauende Hilfsvorrichtung zur Stabilitätskontrolle eines Kraftfahrzeuges
mit der elektrischen Servolenkung kombiniert werden kann. Diese
Hilfsvorrichtung beeinflußt
ein möglicherweise
sich abrupt änderndes
Lenkgefühl des
Fahrzeugführers,
wenn sich der Reibungswiderstand eines der Räder einer Achse asymmetrisch verändert. Dabei
wird ein autonomes Gegenlenksignal erzeugt, welches vom Fahrzeugführer wahrgenommen
werden kann. Die Eingabegrößen hierzu basieren
auf einem Radlängsschlupf.
Mittels der Erfindung dagegen kann ein sich abrupt änderndes Lenkgefühl unter
Beschleunigungskräften
ohne Zuhilfenahme der auf dem Bremssystem aufbauenden Hilfsvorrichtung
zur Stabilitätskontrolle
kompensiert werden.
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Vorteilhaft
lassen sich die (ungewünschten) Störgrößen zuverlässig erkennen,
und von den (gewünschten)
Rückmeldungen
des Reifen-Straße-Kontaktes
separieren. Das Simulationsmodell ist bevorzugt in einem Steuergerät des Kraftfahrzeuges
abgelegt. Mittels der Erfindung wird vorteilhaft erreicht, daß eine Amplitude
und eine Wirkrichtung der Antriebseinflüsse ermittelt, und durch eine
gegengerichtete Kraft im Lenkungssystem eliminiert werden. Dadurch
wird das Ziel der Ausgleichsfunktion erreicht, das die störenden Einflüsse vom
Fahrer ferngehalten bzw. Veränderungen der
gewünschten
Fahrtrichtung des Fahrzeugs vermieden werden. Hierbei handelt es
sich vorteilhaft um eine permanent aktivierte Funktion, die Antriebseinflüsse bzw.
das Antriebsverhalten berechnet und durch die Vorgabe eines Korrekturmomentes
bzw. Ausgleichmomentes an die elektrische Servolenkung ausgleicht.
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Die
Vorhersage bzw. Berechnung der Antriebseinflüsse auf die Lenkung, welche
im Folgenden als Störgröße bzw.
Störmoment
bezeichnet werden, beruht auf einem vereinfachten Simulationsmodell
des Antriebsstranges, das Eingabedaten von anderen bzw. von zumindest
einem elektronischen Steuergerät
des Kraftfahrzeuges (Fahrzeugbus) empfängt. Zu diesen Eingabedaten
gehören
beispielsweise Fahrerwünsche,
wie Gaspedalstellung, Kupplung und Lenkeingabe als auch Reaktionen
des Fahrzeugs auf diese Vorgaben, wie Motormoment, Motordrehzahl,
Raddrehzahlen und Querbeschleunigung. Aus diesen Eingabedaten kann
mit einer geeigneten Parametrierung des Modells in weiten Bereichen
der Fahrzustände
eine sichere Vorhersage der Störgrößen bzw.
Störmomente
getroffen werden. Zu diesen Parametern gehören unter anderen die Rotationsträgheiten
der angetriebenen Räder
und des Differentials, die Steifigkeiten der Antriebswellen, Reibbeiwerte
für die
Differentialgetriebeverzahnungen, Geometriedaten der angetriebenen
Vorderachse und ihrer Räder,
sowie Lenk- und Getriebeübersetzungen.
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Weiterhin
gibt es aber auch Bereiche, in denen diese Vorhersage der Störgrößen nicht
sicher ist. Dieses gilt insbesondere wenn die Drehzahldifferenz der
angetriebenen Vorderräder
sich mit kleinen Amplituden um den Nullpunkt bewegt. In diesen Bereichen
muß das
Korrekturmoment bzw. Ausgleichsmoment bei starken Beschleunigungen,
in denen Störgrößen bzw.
Störmomente
mit hoher Wahrscheinlichkeit auftreten, einer Differenz aus gemessener
bzw. abgeschätzter
Zahnstangenkraft und einer intern oder extern zu berechnenden Referenz
nachgeregelt werden. Diese Referenz (Sollkraft Zahnstange) ist beispielsweise
aus den Fahrbedingungen des Kraftfahrzeugs zu berechnen. In Betracht
gezogen werden hier z.B. Fahrzeuggeschwindigkeit, Querbeschleunigung,
Gierrate, Lenkwinkel und Lenkwinkeländerung. Zusätzlich können Störmomente
durch Fahrbahneinflüsse
wie einseitige Bodenwellen oder Spurrillen verursacht werden. Diese
Ereignisse werden durch einen weiteren Algorithmus detektiert und die
Abweichung zur oben angegebenen Referenz entsprechend ausgeglichen.
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Durch
Beobachtung von Raddrehzahlen werden dabei vorteilhaft im Kontext
mit dem Fahrzustand Situationen erkannt, in denen aufgrund der Reifen-Fahrbahn
Reibungsverhältnisse
ungleichmäßiger Schlupf
von Reifen der lenkbaren Achse und daraus Antriebseinflüsse bzw.
Störgrößen entstehen. Zweckmäßig im Sinne
der Erfindung ist daher, daß das
Ausgleichsmoment abhängig
von einem ungleichmäßigen Schlupf
von Reifen der lenkbaren Achse eingeregelt wird, so daß diese
Störgrößen eliminiert
werden können.
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Vorteilhafterweise
lassen sich mit dem Simulationsmodell und einem zugeschalteten Algorithmus Situationen
erkennen, in denen aufgrund der geometrischen Reifen-Fahrbahn Kontaktverhältnisse
Antriebseinflüsse
bzw. Störgrößen entstehen.
In diesen Fällen ändert sich
beispielsweise der Mittelpunkt des Reifenlatsches (Reifenaufstandsfläche). Dieser
Mittelpunkt des Reifenlatsches – projiziert
in der Radebene auf die Raddrehachse – bildet den Kraftangriffspunkt
der Antriebskräfte
auf die Vorderradaufhängung.
Durch den unsymmetrisch in Bezug auf die Fahrzeuglängsachse
veränderten
Hebelarm dieses Kraftangriffspunktes zur virtuellen Lenkachse des Rades
wird ein Störmoment
erzeugt, welches über die
Lenkung ausgeglichen werden muß.
Die Amplitude dieser Störung
kann aus den Fahrzeugdaten nicht abgeleitet werden. Vorteilhafterweise
ist daher vorgesehen, daß in
diesen Fällen
das Ausgleichsmoment der Differenz der Zahnstangenkraft zur oben
beschriebenen Referenz (Sollkraft Zahnstange) nachgeregelt wird,
so daß die
Störgrößen eliminiert
werden.
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Beim
Einschlagen der Lenkung dreht sich das Rad um die so genannte virtuelle
Lenkachse. Die virtuelle Lenkachse im Sinne der Erfindung ist diejenige,
welche aus kinematischen Gelenkpunkten oder aus Schnittpunkten von
Strebenverlängerungen
konstruiert werden kann.
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Um
zu vermeiden, daß der
Fahrer sprunghafte Änderungen
des spürbaren
Lenkmomentes wahrnimmt, ist es günstig
im Sinne der Erfindung, wenn das Ausgleichmoment derart gestaltet
wird, daß eben
diese sprunghaften Änderungen
des für den
Fahrer spürbaren
Lenkmomentes vermieden werden, wobei das Ausgleichsmoment günstigerweise
sich stufenlos anpassend erzeugt wird. Zur Arbitrierung des Ausgleichsmomentes
sind daher günstigerweise Übergangsbereiche
definiert, in denen sich mehrere der Ausgleichsmechanismen ergänzen, so daß die Störgröße eliminiert
wird. Diese Übergangsbereiche
sind immer dort definiert, wo aufgrund der Umgebungsbedingungen
wie zum Beispiel Motormoment, Raddrehzahlen, Querbeschleunigung
und gemessenem Lenkmoment angenommen wird, daß Störmomente auftreten und das
Simulationsmodell am Rande seines Gültigkeitsbereiches arbeitet,
wodurch die Vorhersage der Störgröße ungenau
wird.
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Möglich ist,
daß das
Kraftfahrzeug ein Bremskontrollsystem, beispielsweise ABS aufweist. Das
Bremskontrollsystem kann einen einseitigen Bremseingriff an der
lenkbaren Achse und damit eine daraus resultierende Antriebsmomentenverteilung bewirken,
was wiederum ein Störmoment
in der Lenkung hervorruft. Im Falle eines einseitigen Bremseingriffs
an der lenkbaren Achse wird daher vorteilhaft die daraus resultierende
Antriebsmomentenverteilung der beiden Räder der lenkbaren Achse zur
Berechnung des Ausgleichmomentes herangezogen, so daß zweckmäßig vorgesehen
ist, daß das
Ausgleichsmoment abhängig
von einer Antriebsmomentenverteilung der lenkbaren Achse erzeugt
und die Störgröße eliminiert
wird.
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Möglich ist,
daß das
Kraftfahrzeug mit einem selbstsperrenden oder geregelt sperrenden
Differentialgetriebe ausgerüstet
ist, so daß zweckmäßigerweise
vorgesehen ist, daß das
Ausgleichsmoment abhängig
von einer Sperrwirkung des selbstsperrenden oder geregelt sperrenden
Differentialgetriebes erzeugt wird, so daß die Störgröße eliminiert wird. Bei einem
selbstsperrenden Differentialgetriebe werden die Amplitude und das
Ansprechverhalten der Sperrwirkung in die Parametrierung des Modells
zur Simulation des Antriebsstranges aufgenommen. Ist das Kraftfahrzeug
mit einem geregelt sperrenden Differentialgetriebe ausgerüstet, kann
aus dessen Regelung der Sperrwert entnommen werden, um ihn in die Berechnung
des Lenkausgleichmoments mit einzubeziehen.
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Da
der Antriebseinfluß bzw.
ein Störgrößeneinfluß wiederholbar
reproduzierbar und meßbar
ist, ist es für
das Lenksystem (insbesondere EPAS) oder andere in dem Kraftfahrzeug
angeordnete Systeme möglich,
diese zu detektieren und vorherzusagen. Die vorliegende Erfindung
befaßt
sich allerdings weitergehend damit, daß auf den Antriebseinfluß bzw. die
Störgröße reagiert
wird. Sobald also ein Antriebseinfluß bzw. eine Störgröße erkannt
wird, kann die elektronische Servolenkung sicher auf diesen Vorgang
reagieren und eine entsprechend gegengerichtete Kraft erzeugen,
so daß die
Störgröße eliminiert werden
kann, ohne daß der
Fahrer des Kraftfahrzeuges die Störgrößen und das Ausgleichsmoment
bemerkt.
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Weiterhin
gibt es Situationen, in denen der Störgrößeneinfluß nicht vorhersagbar ist. In
diesen Fällen
kann jedoch die Abweichung der Reaktionskräfte in der Lenkung zur oben
angesprochenen Sollkraft Zahnstange erkannt werden. In Fällen starker Beschleunigung
des Kraftfahrzeugs kann dann der Kompromiß zwischen guter Rückmeldung
des Reifen-Fahrbahn-Kontaktes und der Reduktion von Störgrößen durch
eine andere Gewichtung besser aufgelöst werden.
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Das
Ausgleichsmoment kann durch eine der im Folgenden genannten Optionen
erzeugt werden, wobei natürlich
auch eine Kombination der folgenden Optionen möglich ist:
- 1.
Beeinflussung der Lenkkraft (Räder
einer lenkbaren Achse), indem der Servolenkung eine zusätzliche
Hilfskraft entgegen der Störgröße hinzugefügt wird,
so daß der
negative Effekt bzw. die Störgröße eliminiert
wird bevor der Fahrer des Kraftfahrzeuges dieses überhaupt
feststellen kann, und/oder
- 2. die elektrische Servolenkung wird mit geeigneten Mitteln
zusätzlich
gedämpft,
wobei die zusätzliche
Dämpfung
die Rauheit des Störgrößenaufbaus
aufhebt, was nicht dazu führt,
daß die
Störgröße eliminiert
wird, sondern dazu führt,
daß sprunghafte Änderungen
des für
den Fahrer spürbaren
Lenkmomentes vermieden werden, indem der Aufbau der Störgröße in ihrer
Geschwindigkeit und Rauheit reduziert wird, und/oder
- 3. Änderung
der Hilfskraft, wobei eine zusätzliche Hilfskraft
zusätzlich
zur elektrischen Servolenkung dem Fahrer die Möglichkeit gibt, über Sensormechanismen
gegen den unerwünschten
Antriebseinfluß bzw.
gegen die unerwünschte
Störgröße zu reagieren.
Hierbei wird auch das Fahrermoment dem momentanen Fahrzustand angepaßt, so daß dem Fahrer
die Möglichkeit
zur Verfügung
gestellt wird, den Vorgang besser zu kontrollieren. Die Art der
Reaktion und ein Betrag der Reaktion, also die Art bzw. der Betrag
des Ausgleichsmomentes kann eine Funktion von anderen Fahrzeugsignalen
bzw. Eingabedaten wie beispielsweise Fahrzeuggeschwindigkeit, Motormoment,
Reifendruck usw. sein. Hierdurch wird der Fahrer in die Fähigkeit
versetzt, eine ordentliche Kontrolle des Kraftfahrzeuges insbesondere
unter starker Beschleunigung aufrechtzuerhalten, ohne daß nachteilige
Kompromisse bezüglich
gesteigerten Kosten, reduzierter Leistung oder begrenztem Bauraum
hingenommen werden müssen,
da auf separate mechanische Bauteile verzichtet werden kann.
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Weitere
vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung sind in den Unteransprüchen und
der folgenden Figurenbeschreibung offenbart. Es zeigen beispielhaft:
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1 eine
Systemskizze einer elektrisch unterstützten Zahnstangenlenkung,
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2 ein
Blockdiagramm zur Berechnung eines Lenkkraftfehlers aus Antriebskräften bzw.
-einflüssen,
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3 ein
Blockdiagramm zur Berechnung der Sollkraft an der Zahnstange,
-
4 ein
Blockdiagramm für
eine Gewichtung der synthetischen Soll-Zahnstangenkraft, und
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5 ein
Blockdiagramm zur Einbeziehung des berechneten Lenkkraftfehlers,
der Sollkraft an der Zahnstange und der Gewichtung dieser synthetischen
Sollkraft in die Servounterstützung.
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1 zeigt
ein beispielhaftes Prinzip einer Zahnstangenlenkung 1 mit
elektrischer Servounterstützung
(EPAS) (Lenksystem). Zum einen gibt es das Lenkradhandmoment Mhand, zum anderen das Unterstützungsmoment
des Servomotors Mservo, das genau wie das
Lenkradhandmoment über
ein geeignetes Getriebe 2 in die Zahnstangenkraft FZS umgesetzt wird. Eine Zahnstange 3 wiederum
stützt
sich über
Spurstangen 4 an Schwenklagern ab und kontrolliert damit
die Drehung der Räder
um eine virtuelle Lenkachse 6, welche aus dem Reifen/Fahrbahnkontakt
das Radlenkmoment Mrad in das Lenksystem
einleiten. Auf die Zahnstange 3 wirkt ein Servomotor 5.
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Beispielsweise
wird angenommen, daß im Lenksystem
ein Drehmoment- und/oder Kraftsensor angeordnet ist, sowie, daß aus der
elektrischen Ansteuerung das Antriebsmoment des Motors bekannt ist.
Aus diesen Größen kann
man durch Auswertung der Kräftegleichgewichte
unter Berücksichtigung
dynamischer Effekte auf die weiteren Kraftgrößen, insbesondere die Zahnstangenkraft
FZS, schließen. FZS ist
zum Beispiel eine Funktion von Lenkradhandmoment Mhand,
Unterstützungsmoment
des Servomotors Mservo, Trägheit, Reibung
(FZS = f(Mhand,
Mservo, Trägheit, Reibung)).
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Das
Wirkprinzip einer Lenkung, daß im
quasistatischen Fall das Lenkradhandmoment Mhand in Summe
mit dem unterstützenden
Servomoment Mservo die Momente der Räder um die
virtuelle Lenkachse Mrad ausgleicht gilt
unabhängig
von der Bauform, weshalb sich die Erfindung bzw. das erfindungsgemäße Verfahren
ohne Veränderungen
auf andere Bauformen von Lenkungen vorteilhaft übertragen läßt, wobei sich lediglich eine
in Amplitude, Zeitverlauf und Wirkrichtung kontrollierte Hilfskraft
in dieses Lenksystem einbringen lassen sollte.
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Grundsätzlich lassen
sich die Radlenkmomente Mrad aufteilen in
solche, die durch Kräfte
am Reifenlatsch 20 (1) verursacht
werden und in solche, die aus Antriebskräften entstehen, welche in der
Projektion des Reifenlatsches auf die Drehachse des Rades angreifen.
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Diese
Kräfte
erzeugen jeweils mit dem entsprechenden Hebelarm ein Lenkmoment
um die virtuelle Lenkachse. Im Sinne einer optimalen Rückmeldung
an den Fahrer sind idealerweise nur die Kräfte am Reifenlatsch im Lenkradhandmoment
spürbar, das
heißt,
daß asymmetrische
Antriebskräfte
prognostiziert und ihre Einflüsse
auf das Lenksystem durch den Servomotor eliminiert werden.
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Mittels
des Verfahrens wird aus den verfügbaren
Größen (üblicherweise
CAN Bus) Motormoment, Motordrehzahl und Raddrehzahlen der angetriebenen
und gelenkten Räder
die Verteilung der Antriebskräfte
auf diese Räder
berechnet. Bei Kenntnis der konstruktiv bedingten geometrischen
und kinematischen Verhältnisse
kann unter Berücksichtigung des
Lenkradwinkels der Einfluß der
Antriebskräfte auf
die Radlenkmomente und damit auf die Zahnstange bestimmt werden.
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2 zeigt
den bevorzugten Signalfluß.
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In 2 bedeuten
die Bezugszeichen:
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- 7
- Antriebsmotormoment
[Nm]
- 8
- Antriebsmotordrehzahl
[Nm]
- 9
- Antriebsraddrehzahl
links [rad/s]
- 10
- Antriebsraddrehzahl
rechts [rad/s)
- 11
- Mittelwert
aus 9 und 10
- 12
- Getriebegesamtübersetzung
- 13
- Modell
Differentialgetriebe/Antriebswellen
- 14
- Antriebsachsmoment
[Nm]
- 15
- Radantriebskraft
links [N]
- 16
- Radantriebkraft
rechts [N]
- 17
- Lenkradwinkel
[rad]
- 18
- Modell
Achskinematik/Lenkkinematik
- 19
- Lenkkraftfehler
aus Antriebskräften
berechnet
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- wobei mit den Bezugszeichen 11, 12, 13 und 18 Modellblöcke, ansonsten
Signale angesprochen sind.
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Das
Antriebsmotormoment 7 und die Antriebsmotordrehzahl 8 wird
mit dem Mittelwert 11 der Getriebegesamtübersetzung 12 zugeleitet,
so daß das
Antriebsachsmoment 14 dem Modell 13 zugeleitet
wird. Das Modell 13 entspricht dem permanent aktivierten
Simulationsmodell des Antriebsstranges. Dem Modell 13 werden
auch jeweils die Antriebsraddrehzahl 9 und 10 zugeleitet.
Das Modell 13 erzeugt die Radantriebskraft links bzw. rechts 15 bzw. 16, welche
dem Modell 18 zugeleitet werden. Dem Modell 18 wird
auch der Lenkradwinkel 17 zugeleitet. In dem Modell 18 wird
der Lenkkraftfehler 19 erzeugt. Mit der Kenntnis dieser
beispielhaften Einflüsse
werden die störenden
Lenkmomente durch die Antriebskräfte
vom Servomotor abgestützt
und sind vom Fahrer im Lenkradhandmoment nicht spürbar.
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Neben
dem allgemeinen Fall kann es für
bestimmte Betriebspunkte und Konfigurationen zutreffen, daß die Berechnungen
im Modell Differentialgetriebe/Antriebswelle 13 des in 2 dargestellten Blockdiagramms
nicht zuverlässig
sind. Dieses gilt insbesondere für
kleine Differenzen der Raddrehzahlen 9 und 10.
In diesem Fall werden die Radantriebskräfte links und rechts als gleich
groß angenommen.
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Weiterhin
können
im Kontakt Reifen/Fahrbahn geometrische Unregelmäßigkeiten, wie zum Beispiel
Spurrillen, auftreten, die mathematisch nicht vorhersehbare Einflüsse auf
das Lenkmoment haben. Für
diese Fälle
wird im entwickelten Algorithmus aus verfügbaren Größen (üblicherweise CAN Bus) eine
Sollkraft an der Zahnstange errechnet, siehe dazu auch 3.
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In 3 bedeuten
die Bezugszeichen:
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- 21
- Fahrzeuggeschwindigkeit
[km/h]
- 22
- Querbeschleunigung
[m/s2]
- 23
- Gierrate
[rad/s]
- 24
- Lenkradgeschwindigkeit
[rad/s]
- 25
- Synthetische
Sollberechnung der Zahnstangenkraft – Mehrdimensionales
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- Kennfeld
mit Korrekturfunktionen
- 26
- Sollkraft
Zahnstange [N]
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Die
Fahrzeuggeschwindigkeit 21, die Querbeschleunigung 24,
die Gierrate 23 und die Lenkradgeschwindigkeit 24 werden
der Sollwertberechnung 25 zugeleitet, welche die Sollkraft
Zahnstange 26 berechnet. Hierzu wird ein Kennfeld aus Fahrzeugdaten entwickelt,
welches in den Block 25 eingegeben wird. Ersatzweise kann
die Sollkraft an der Zahnstange statt aus diesem Kennfeld auch aus
geeigneten mathematischen Gleichungen mit den gleichen Eingabegröße gebildet
werden. Statt der Gierrate kann auch die Gierbeschleunigung als
Eingangsgröße dienen.
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Weicht
jetzt die Sollkraft an der Zahnstange von der um den Lenkkraftfehler
korrigierten wirklich auftretenden Kraft ab und sind weitere Vorraussetzungen,
wie beispielsweise hohes Achsantriebsmoment oder geringe Differenzdrehzahl
der Antriebsräder
bei Kurvenfahrt in der Fahrsituation gegeben, wird diese Sollkraft
mit in die Berechnung des Ausgleichsmomentes einbezogen. Die Servounterstützung regelt
dann ein Lenkradhandmoment entsprechend einer Zahnstangenkraft zwischen
der Sollkraft und der wirklich auftretenden Kraft ein.
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Das
vom Fahrer spürbare
Lenkradhandmoment beruht grundsätzlich
auf der Zahnstangenkraft, unabhängig
davon ob die Servounterstützung
durch Zahnstangenkraft aus einem Beobachtermodell berechnet wird,
aus einem Drehmomentensensor in der Lenksäule oder durch ein anderes
Verfahren. Bevorzugter Weise wird davon ausgegangen, daß die Servounterstützung anhand
der Zahnstangenkraft aus einem Beobachtermodell generiert wird.
Für andere Fälle sind
die Schnittstellen entsprechend anzupassen.
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Der
fließende Übergang,
ob an den Fahrer ein Lenkradhandmoment, entsprechend der Soll Zahnstangenkraft 26,
um den Lenkkraftfehler korrigierter, wirklicher Zahnstangenkraft 27 oder
dazwischen weitergeleitet wird, wird von der in 4 dargestellten
Vermittlerfunktion 28 übernommen.
Diese Vermittlerfunktion ist bevorzugt so abgestimmt, daß die Servounterstützung im
Sinne einer genauen Rückmeldung
der Kontaktverhältnisse
zwischen Reifen und Fahrbahn grundsätzlich auf der wirklichen Zahnstangenkraft
beruht, das bedeutet eine Gewichtung 29 von 0. Nur in Fällen, in
denen mit störenden Lenkeinflüssen aus
Antriebskräften
gerechnet werden muß und
die wirkliche Zahnstangenkraft von der Sollkraft abweicht, soll
progressiv zur Abweichung in Richtung der Sollkraft geregelt werden.
Im Extremfall der Gewichtung 29 von 1 würde ein vollständig synthetisch
erzeugtes Lenkradhandmoment eingeregelt, das keine Rückmeldung
des Reifen-Fahrbahn-Kontakts
zuläßt, aber
auch keine Störeinflüsse aufweist. Die
Bezugszeichen in 4 entsprechen den zuvor genannten,
wobei die Signale 14, 21, 22, 9, 10, 17, 27,
und 26 an 28 geleitet werden, um die Gewichtung 29 [0....1]
durchzuführen.
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Grundsätzlich gilt,
daß mit
steigendem Antriebsachsmoment die Wahrscheinlichkeit von Antriebseinflüssen auf
die Lenkung größer wird
und deshalb die Gewichtung mehr zur synthetischen Sollkraft verschoben
wird. Mit steigender Fahrzeuggeschwindigkeit ist die Gewichtung
wiederum der wirklichen Zahnstangenkraft anzunähern, gleiches gilt für hohe Querbeschleunigung.
Sind Lenkradwinkel und Querbeschleunigung im Vorzeichen entgegengerichtet
kann man von Gegenlenken und damit einem hochdynamischen Fahrmanöver ausgehen.
In diesem Fall ist im Sinne der Rückmeldung die tatsächliche
Zahnstangenkraft weiterzugeben.
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5 zeigt,
wie die oben beispielhaft beschriebenen Größen Lenkkraftfehler, Sollkraft
Zahnstange und die Gewichtung in die Berechnung des Ausgleichsmoments
einbezogen werden.
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Der
Lenkkraftfehler 19, die Gewichtung 29 und die
Sollkraft Zahnstange 26 werden in den Block 31 Korrektur
der Zahnstangenkraft eingeleitet. Das Lenkradhandmoment 32 und
das EPAS Servomoment 33 werden dem Block 34 (Lenkgetriebe)
zugeleitet, so daß die
wirkliche Zahnstangenkraft 27 erzeugt wird. Diese wird
der Schnittstelle 35 zum Signal Sollkraft Zahnstange 26 zugeleitet,
so daß für den Block 31 hieraus
eine Sollkraftabweichung 36 erzeugt wird.
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In
dem Block 31 wird das Signal Ausgleich Zahnstangenkraft 37 erzeugt,
so daß das
Ausgleichsmoment 38 der Schnittstelle 39 zugeführt wird.
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Sowohl
die Servounterstützung
als auch das Ausgleichsmoment sind in diesen Blockdiagrammen mit
der entsprechenden Getriebeübersetzung
auf die Zahnstange bezogen. Hierbei ist es unerheblich, ob die Grundlage
für die
Berechnung der unterstützenden
Servokraft die Zahnstangenkraft aus einem Beobachtermodell ist oder
das in der Lenksäule
von einem Sensor gemessene Lenkradhandmoment MHand. Die
Schnittstelle zwischen der Gesamtfunktion zum Ausgleich der Antriebseinflüsse und
der Servokraft ist dann entsprechend anzupassen.
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Aus Übersichtsgründen sind
die 2 bis 5 voneinander separat dargestellt,
wobei die Blockschaltbilder auch in einem einzigen zusammengefaßt werden
können.
In den 2 bis 4 ist dargestellt, wie die Eingangsgrößen für den Block 31 erzeugt
werden.
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In
die Berechnung der Servounterstützung können weitere
Kenngrößen wie
zum Beispiel die Fahrzeuggeschwindigkeit hinzugezogen werden.
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Das
erfindungsgemäße Verfahren
eignet sich insbesondere an Fahrzeugen mit einer front getriebenen
Achse und/oder allradbetriebenen Fahrzeugen.