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Die
Erfindung betrifft die Herstellung und Verwendung einer pharmazeutischen
Präparation,
in der eine Exposition von Vertebraten- oder Insektenzellen an Lanthanoiden-Ionen
den Zellstoffwechsel so verändert,
dass die intrazelluläre
Vermehrung von Viren gehemmt wird, ohne die Zellvermehrung zu blockieren.
Da diese Veränderung
wirksam wird, wenn die Exposition vor der Infektion der Zellen,
während
der Infektion oder nach der Infektion der Zellen stattfindet, ist
eine darauf aufbauende Therapie sowohl prophylaktisch als auch therapeutisch
verwendbar. Die Blockade der Virusreplikation stellt eine bei einer
Teilmenge aller Viruserkrankungen wirksame Chemotherapie da. Zurzeit
wissen wir, dass die Vermehrung von Flaviviren durch diese Exposition
blockiert wird.
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Die
Erfindung betrifft ferner die Herstellung und Verwendung eines antiviralen
Chemotherapeutikums als Arzneimittel, welches eine Wirtszelle dahingehend
beeinflusst, dass eine Replikation von Viren in der Zelle blockiert
wird.
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Die
Chemotherapie von Viruskrankheiten umfasst ein großes Arbeitsgebiet. Üblicherweise
werden bei diesen Arbeiten Substanzen entwickelt, die die Aktivität viraler
Proteine hemmen und dadurch zur Hemmung der Virusvermehrung führen. Die
Zielproteine dieser Substanzen können
dabei entweder virale Strukturproteine oder virale Nichtstrukturproteine
sein. Eines der Hauptprobleme dieses Therapieansatzes besteht darin, dass
im Rahmen einer Virusinfektion eine starke Vermehrung der Viren
im Wirtsorganismus abläuft
und dabei eine große
Zahl von Virusvarianten gebildet wird, die sich vom Elternvirus
durch eine oder mehrere genetische Veränderungen unterscheiden. Unter
diesen Virusvarianten sind im Allgemeinen auch vereinzelt solche
Varianten, die ein Virusprotein synthetisieren, welches von dem
antiviral wirkenden Chemotherapeutikum nicht mehr gehemmt wird,
so dass diese Varianten im Wirtsorganismus hochwachsen. Wenn es
möglich
ist, werden daher heute Kombinationen verschiedener Chemotherapeutika
bei der Therapie von Viruserkrankungen eingesetzt, da die Wahrscheinlichkeit
des Auftretens einer Mehrfachmutante mit den benötigten Eigenschaften der Mehrfachresistenz
sehr gering ist. Insgesamt gibt es jedoch nur wenige Viruserkrankungen,
die man z. Zt. mit einer solchen kombinierten Chemotherapie behandeln
kann. Bekannt ist z.B. die Chemotherapie der Infektion mit dem humanen
Immundefizienz Virus.
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Eine
alternative Form der Chemotherapie von Viruserkrankungen besteht
darin, dass das Chemotherapeutikum in den Stoffwechsel der Wirtszelle
eingreift und diesen Stoffwechsel so verändert, dass in der Zelle eine
Virusvermehrung gehemmt oder sogar blockiert wird. Diese Strategie
der antiviralen Chemotherapie wird nur selten verwendet. Eine praktisch
wichtige und auch intensiv untersuchte Form einer solchen Chemotherapie
ist die Therapie durch Gabe von Interferon, wie sie z.B. bei der
chronischen Verlaufsform der Hepatitis C Virus Infektion beim Menschen
verwendet wird. Prinzipiell wirken die Interferone in folgender
Weise: Die Vermehrung von Viren in der Zelle führt in der infizierten Zelle
zur Induktion der Synthese von Interferonen. Diese Interferone sind
eine Gruppe verwandter Proteine. Diese Proteine werden von der infizierten
Zelle in das extrazelluläre
Medium abgegeben. Da die große
Mehrzahl aller Zellen von Vertebraten Rezeptoren für Interferon an
ihrer Oberfläche
haben, binden die Interferone an die Oberfläche von uninfizierten Zellen.
Diese Bindung initiiert eine Signalkaskade in diesen Zellen die
dazu führt,
dass in der Zelle zahlreiche Gene des zellulären Genoms aktiviert und transkribiert
werden. Die Präsenz
der daraus resultierenden Genprodukte in der Zelle führt dazu,
dass die Zelle bei einer später
eventuell erfolgenden Virusinfektion keine effiziente Virusreplikation mehr
durchführt.
Ein Mechanismus, der die Virusreplikation in diesen Zellen verhindert
besteht z.B. darin, dass die Virusinfektion in den durch Interferon
veränderten
Zellen direkt die Apoptose auslöst.
Die Apoptose ist ein programmierter Zelltod und das entsprechende
Programm kann in Zellen durch verschiedene Signale ausgelöst werden.
In Interferon behandelten Zellen wird es sehr effizient nach Virusinfektionen
ausgelöst
und der programmierte Tod der Wirtszelle tritt so schnell ein, dass
die Virusvermehrung in den sterbenden Zellen stark reduziert oder
sogar blockiert ist.
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In
der vorliegenden Erfindung wird ebenfalls eine Hemmung der Virusvermehrung
in behandelten Zellen hervorgerufen. Diese Hemmung unterscheidet
sich jedoch grundlegend von der durch Interferon hervorgerufenen,
unter anderem z.B. durch die folgenden drei Eigenschaften: (1) Die
vorliegend beschriebene Hemmung wird in Zellen hervorgerufen, die
mit Actinomycin D behandelt sind und in denen daher die Transkription zellulärer Gene
blockiert ist. Diese Hemmung kann also nicht dadurch erzeugt werden,
dass eine Induktion der Transkription zellulärer Gene zu einer Virusresistenz
führt,
wie das bei Interferonbehandlung der Fall ist. (2) Die in der vorliegenden
Erfindung beschriebene Hemmung der Virusvermehrung beruht nicht
darauf, dass virusinfizierte Zellen besonders schnell sterben, wie
es bei Interferonbehandlung der Fall ist. Ganz im Gegenteil führt die
Behandlung von infizierten Zellen gemäß der vorliegenden Erfindung
dazu, dass sie im Gegensatz zu unbehandelten, infizierten Zellen
eine Virusinfektion überleben.
(3) Interferone werden in Insekten nicht gebildet und sind in Insektenzellen
unwirksam. Die in der vorliegenden Erfindung beschriebene Induktion
einer Hemmung der Virusvermehrung dagegen wirkt auch auf Insektenzellen.
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Wir
haben im Jahr 2004 den Einfluss von Lanthanoiden-Ionen auf die Eintrittsreaktion
von Alphaviren in eine Wirtszelle untersucht. Alphaviren können unter
speziellen experimentellen Bedingungen im Labor Wirtszellen durch
Eintritt an der zellulären
Oberflächenmembran,
der Plasmamembran, infizieren. Dabei werden Oberflächenproteine
der Alphaviren in die Plasmamembran der Wirtszelle eingelagert und
bilden in dieser Membran kurzzeitig eine offene Proteinpore, durch
die ionische Moleküle
von weniger als 1000 Dalton Molekulargewicht fließen können. Auf
der Suche nach Hemmstoffen, die diese Poren blockieren, haben wir
zeigen können,
dass, wenn Lanthanoiden-Ionen im Moment dieser Eintrittsreaktion
anwesend sind, diese Ionen die Durchlässigkeit dieser Poren für Ionen
blockieren. Die durchgeführten
Untersuchungen haben weiterhin gezeigt, dass die Blockade der Poren
den Eintritt von Alphaviren in das Zellinnere und deren nachfolgende
Vermehrung unbeeinflusst lässt
(A. Koschinski, G. Wengler, G. Wengler, N. Repp, Journal of General
Virology, (2005), 86, 3311–3320)).
Eine chemo-therapeutische Anwendung von Lanthanoid-Verbindungen
zur Bekämpfung
von Alpha-Virus-Infektionen und anderen Virusinfektionen, die eine
typische Chemotherapie durch Hemmung der Funktion eines viralen
Proteins dargestellt haben würde,
ergab sich daher nicht.
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Vor
diesem Hintergrund stellt sich die Aufgabe, die vorab angeführten Nachteile
des Standes der Technik zu überwinden
und preisgünstig
herzustellende Substanzen sowie Verfahren zu deren Verabreichung
aufzufinden, mit denen Viruserkrankungen wirksam verhindert bzw.
behandelt werden können.
Diese Substanzen und Verfahren sollen für Zellen und Organismen gut
verträglich
sein und die Proliferation gesunder Zellen nicht beeinträchtigen.
Ferner sollen Art und Dauer der Anwendung variabel, nach Möglichkeit
jedoch recht kurz sein. Schließlich
wird angestrebt, Substanzen und Verfahren bereitzustellen, die auch
die Vermehrung von Viren blockieren können, die durch Mutation verändert sind.
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Dies
erreicht man durch ein Verfahren zur Herstellung eines Mittels zur
Behandlung einer Virusinfektion, bei dem erfindungsgemäß als wesentlicher
Bestandteil wenigstens eine mit einer Zelloberfläche wechselwirkende und aus
der Gruppe der Lanthanoid-Verbindungen
ausgewählte
Verbindung eingesetzt wird. Diese setzt Lanthanoid Ionen frei, welche
bei Wechselwirkung mit einer Zielzelle deren zellulären Stoffwechsel
so verändern,
dass eine intrazelluläre
Vermehrung von Viren blockiert wird.
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Ein
besonderer Vorteil dieses Verfahrens besteht darin, dass ein primärer Anknüpfungspunkt
einer mit einer verfahrensgemäßen Verbindung
durchgeführten
Chemotherapie die Wirtszelle und nicht das Virus selbst ist. Mithin
können
Virusmutationen das Verfahren nicht beeinträchtigen. Dies konnte besonders
eindrucksvoll an Viren aus der Familie der Flaviviridae und insbesondere
aus der Gruppe der Flaviviren gezeigt werden.
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Im
Vergleich zur exponentiellen Vermehrung von Viren ist die Vermehrung
von Wirtszellen gering und damit auch die durch Mutation bei der
Vermehrung erfolgende Entstehung von behandlungsresistenten Zellmutanten.
Das ist insbesondere auch deswegen der Fall, weil Wirtszellen zumeist
als diploide Zellen alle Gene zweimal enthalten und daher beide
Gene durch Mutationen unabhängig
voneinander verändert
werden müssten,
um auf das erfindungsgemäße Verfahren
nicht mehr ansprechende resistente Zellen zu erzeugen. Daraus ergibt
sich, dass das Auftreten von Resistenz gegen die verfahrensgemäße Behandlung
gemäß der vorgelegten
Erfindung relativ selten sein sollte. Darüber hinaus würden solche
Zellen, die auf das erfindungsgemäße Verfahren nicht mehr reagieren,
durch die Virusinfektion geschädigt
werden und könnten
keine Quelle andauernder Virusproduktion werden.
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Wesentlich
für die
nach der Erfindung verfahrensgemäß eingesetzten
Verbindungen ist ferner, dass sie an der Oberfläche einer infizierten oder
zu infizierenden Zelle ihre Aktivität entfalten und deshalb ausschließlich mit
besagter Zelloberfläche
in Kontakt gebracht werden. Vorzugsweise kontaktiert man die erfindungsgemäßen Verbindungen nur
für eine
kurze Zeitspanne von weniger als 1 Minute mit der Zelloberfläche, wobei
sie bereits ihre Wirkung entfalten. Dieser kurzzeitige Kontakt führt dazu,
dass der Zellstoffwechsel derart verändert wird, dass die intrazelluläre Vermehrung
von Viren blockiert wird. Diesen Effekt erreicht man, wenn Zellen
vor der Virusinfektion, aber auch während oder nach der Virusinfektion
mit wenigstens einer der erfindungsgemäßen Verbindungen kontaktiert
werden. Bei Vertebratenzellen haben sich eine oder mehrere aus der
Gruppe von La3+-, Ce3+-,
Ce4+-, Pr3+-, Nd3+-, oder Sm3+-Verbindungen ausgewählten Verbindungen
als besonders wirksam erwiesen.
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Die
Erfindung beansprucht ferner selbständigen Schutz für ein Arzneimittel
zur Behandlung einer Virusinfektion. Dieses beinhaltet als wesentlichen
Bestandteil eine mit einer Zelloberfläche wechselwirkende und aus
der Gruppe der Lanthanoid-Verbindungen
ausgewählte
Verbindung oder eine Kombination solcher Verbindungen. Lanthanoide
umfassend die Elemente La (57) bis Lu (71) des Periodensystems,
kommen alle als 3-fach positiv geladene Ionen vor. Daneben gibt
es die Lanthanoid Ionen Ce4+, Pr4+ und Eu2+. Besonders
gute Wirksamkeit an Vertebratenzellen ist bei Arzneimitteln nach
der Erfindung zu beobachten, die als wesentlichen Bestandteil eine
La3+, Ce3+, Ce4+, Pr3+ oder Nd3+ enthaltende Verbindung enthalten, insbesondere,
wenn es sich um gut lösliche
Chlorid-Salze und im Falle des Ce4+ um das
Sulfat handelt. Bei Insektenzellen hingegen zeigten alle verwendeten
Lanthanoid-Verbindungen eine mehr oder weniger stark ausgeprägte Wirksamkeit.
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Auch
für eine
pharmazeutische Zusammensetzung mit einem Arzneimittel, das nach
dem erfindungsgemäßen Verfahren
hergestellt und zur Behandlung von Virusinfektionen eingesetzt wird,
wird selbstständiger Schutz
angestrebt. Bevorzugt wird das erfindungsgemäße antivirale chemotherapeutisch
wirkende Arzneimittel in Form von Infusionslösungen, Aerosolen, Salben,
Tabletten, Kapseln, Zäpfchen
oder Tropfen als pharmazeutische Zusammensetzung formuliert. In
flüssigen
pharmazeutischen Zusammensetzungen ist es in einer solchen Menge
enthalten, dass bei kurzzeitigem Kontakt eine Lanthanoid Ionen Konzentration
von 10 bis 1000 μmol/l
und bevorzugt zwischen 50 und 500 μmol/l an der Oberfläche einer
Zielzelle erreicht wird.
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Laut
Merck Index liegt für
LaCl3 Heptahydrat die LD50 für Ratten
bei oraler Zufuhr bei 4.2 g/kg und bei intraperetonealer Zufuhr
bei 330 mg/kg. Da LaCl3 × 7H2O
ein Molekulargewicht von 371 g/mol besitzt, entspricht eine Konzentration
von 371 mg/kg in Wasser einer Konzentration von 1 mmol/l. Daraus
ergibt sich, dass eine intraperetoneale Gabe von 330 mg LaCl3 × 7H2O pro kg bei der Ratte bei Aufnahme der
Substanz in den tierischen Organismus im extrazellulären Raum
des Tieres eine La3+ Konzentration ergeben
sollte, die wesentlich höher
ist als 1 mM, da davon auszugehen ist, dass das La3+ Ion
auf Grund seiner Ladung im wesentlichen auf das extrazelluläre Kompartiment
des Tieres beschränkt
bleiben wird. Aus diesen Daten ergibt sich, dass eine kurzzeitige
Exposition der Zelle zu einer wirksamen Konzentration an La3+ Ionen zwischen 50 μM La3+ und 500 μM La3+ ohne schwerwiegenden generellen toxischen
Einfluss auf den Organismus möglich
sein sollte. Man muss davon ausgehen, dass bei einer länger andauernden
Exposition der Zellen im Bereich von Stunden oder Tagen eine wesentlich
geringere Konzentration von Lanthanoid Ionen für die Induktion von Virusresistenz ausreicht.
Mithin umfasst die Erfindung in einer interessanten Fortführung auch
solche pharmazeutischen Zusammensetzungen, aus denen Lanthanoid
Ionen über
Stunden, Tage oder Wochen hinweg in geringer Konzentration freigesetzt
werden.
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Unter
einer erfindungsgemäßen Verbindung
sind alle Substanzen zu verstehen, die an einer Zielzelle zur Resistenzinduktion
führen,
aus der Gruppe der Lanthanoiden ausgewählt sind und Virusinfektionen
durch Blockade der Virusreplikation verhindern, positiv beeinflussen
bzw. zum Abklingen bringen. Diese Substanzen haben vorzugsweise
eine ionische, salzartige Struktur, können jedoch auch aus Komplexen
bestehend aus einem Lanthanoid Ion und organischen oder anorganischen
Liganden bestehen. Als besonders wirksam an Vertebratenzellen haben
sich Salze oder Komplexverbindungen mit den Kationen La3+,
Ce3+, Ce4+, Pr3+, Nd3+ oder Sm3+ erwiesen. Beispiele sind LaCl3 × 7H2O, CeCl3 × 7H2O, Ce(SO4)2, PrCl3 × 6H2O und NdCl3 × 6H2O. Bei Insektenzellen hingegen konnte eine
mehr oder minder stark ausgeprägte
Wirksamkeit aller Lanthanoid-Ionen nachgewiesen werden.
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Mithin
lassen sich Arzneimittel nach der Erfindung in einer Verfahrensausgestaltung
auch unmittelbar in wässrigen
Lebensräumen
einsetzen. Sie kommen dort in Kontakt mit Viren übertragenden Insekten und bewirken
eine Reduzierung oder vollständige
Unterdrückung
der Vermehrung von Viren in diesen Tieren mit Außenskelett. Folglich wird auch
einer Virusvermehrung in Vertebraten, die von besagten Insekten
befallen werden, entgegengewirkt.
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Unter
dem Begriff Infektion versteht man nach der Erfindung einerseits
den Eintritt des Virus in einen Wirtsorganismus, worauf eine Inkubationszeit
folgt, nach der eine Erkrankung auftritt. Andererseits definiert
die Infektion auch den Eintritt des Virus in eine Zelle. Daran schließt sich
eine Latenzzeit an, nach welcher die Virusvermehrung beginnt.
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Pharmazeutische
Zusammensetzungen umfassen alle gängigen Träger und Vehikel, mit denen
Verbindungen nach der Erfindung an einen Wirkort, beispielsweise
innerhalb eines Organismus gebracht werden können. Beispielsweise versteht
man hierunter neben zu Infusionen geeigneten gelösten Zusammensetzungen auch
Feststoffpräparationen
mit Trägern
wie Talk, Stärke,
den verschiedensten Zuckern, Zellulose, pflanzlichen Extrakten und
deren Polymerisate wie Gum Arabikum, die verschiedensten Polyethylenglykole
und Poloxamere, unterschiedlichste Glyceride und gesättigte sowie
ungesättigte
Fettsäuren
genauso wie verkapselte Zubereitungen auf Gelatine- oder Kollagenbasis.
Besonders bevorzugt sind neben gelösten Zubereitungen auch solche
Zubereitungen, bei denen die Verbindung in biologisch abbaubare
Polymere wie beispielsweise Polylactide oder Polyglykolide eingebettet
ist und retardiert an unterschiedlichen Wirkorten freigesetzt wird.
Flüssige
Zusammensetzungen umfassen alle für die Galenik herangezogenen
Fluide, wie beispielsweise gereinigtes Wasser, Ethanol, Polyvinylpyrrolidon
(PVP) sowie Polyvinylalkohol.
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Unter
der Bezeichnung Behandlung ist jegliches miteinander in Wechselwirkung
Bringen einer erfindungsgemäßen Verbindung
mit einer Zelloberfläche
eines eukaryotischen Organismus zu verstehen. Ein Aufstreuen in
fester Form bzw. die Einnahme eines Feststoffs als galenische oder
pharmazeutische Zubereitung ist davon genauso eingeschlossen, wie
die Infusion oder Applikation einer Lösung oder die Diffusion der
an anderer Stelle verabreichten unter Umständen gelösten Verbindung an die Zelloberfläche als
Wirkort. Eine Virusinfektion lässt
sich nach der Erfindung zudem mit vernebelbaren Zubereitungen behandeln,
die oral oder topisch gegeben werden.
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Ferner
versteht man unter Behandlung nicht nur einen dauernden Kontakt
zwischen Verbindung und Zelloberfläche, sondern bevorzugt auch
ein kurzzeitiges Wechselwirken mit dem Wirkort. Kurzzeitig bedeutet 5
Sekunden bis 5 Minuten, vorzugsweise 5 Sekunden bis 1 Minute und
in einer besonders bevorzugten Ausführung 10 Sekunden bis 30 Sekunden.
Selbst wenn das Arzneimittel nach nur momentaner Wechselwirkung mit
der Zelle oder Zelloberfläche
vollständig
entfernt wird genügt
dies bereits, um eine Virusvermehrung in einer noch nicht infizierten
Zelle über
viele Stunden zu verhindern oder eine Virusproliferation in einer
bereits infizierten Zelle oder in einem infizierten Organismus über den
gleichen Zeitraum zu unterdrücken.
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Die
durch die Wechselwirkung der erfindungsgemäßen Verbindung erzeugte Blockade
der Virusvermehrung lässt
mit der Zeit nach. Eine Wirkungsaufrechterhaltung kann daher insbesondere
auch ein System wiederholter Gaben der Verbindung umfassen. Die
Ergebnisse des Beispiels 2 führen
zu dem Schluss, dass in vielen Fällen
eine Wiederholung der Gabe der Verbindung im Abstand eines Tages
bei entsprechender Dosierung ein wirksames Vorgehen darstellt.
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Darüber hinaus
ist der Begriff Behandlung nicht an einen bestimmten Zeitpunkt vor,
während
oder nach der Infektion einer Zelle durch ein Virus gekoppelt. Vielmehr
lässt sich
eine Zelle mit einem zeitlichen Vorlauf vor dem Eindringen des Virus
in die Zelle genauso wie nach dem Eintritt in die Zelle mit einer
erfindungsgemäßen Verbindung
behandeln, um die Virusvermehrung zu unterdrücken. Unter einem zeitlichen
Vorlauf versteht man bevorzugt 12 bis 0,5 Stunden und in einer besonders
bevorzugten Ausführungsform
6 bis 0,5 Stunden, während
nach der Infektion bedeutet, dass der Behandlungszeitpunkt vor dem
Ende des intrazellulären
Vermehrungszyklus der Viren liegt. Dieser Zeitpunkt hängt vom
Virus und von der Wirtszelle ab und ist frühestens 10 Stunden nach dem
Eintritt des Virus in die Zelle erreicht.
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In
einer weiteren Fortführung
der Erfindung versteht man unter Behandlung das Kontaktieren der
Zelloberfläche
einer infizierten Zelle für
wenigstens 10 Sekunden mit einer Verbindung nach der Erfindung.
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Einer
Virusinfektion kann umso schneller und effizienter begegnet werden,
je früher
die Behandlung eingeleitet wird, sprich je weniger Viruspartikel
in einer infizierten Zelle oder im infizierten Organismus vorhanden
sind. Grund hierfür
ist, dass die Verbindung nach der Erfindung nur eine intrazelluläre Vermehrung
von Viren verhindert, Viren jedoch nicht abtötet. Dies besorgt das mit zeitlicher
Verzögerung
sich gegen die Virusinfektion richtende Immunsystem.
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Schließlich umfasst
der Begriff Behandlung einen weiten Temperaturbereich, der bei 0°C beginnt
und sich bis 50°C,
jedenfalls aber bis zu einer maximalen Temperatur erstreckt, bei
der Zielzellen noch lebensfähig sind.
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Mit
einem Arzneimittel oder Wirkstoff nach der Erfindung zu behandelnde
Virusinfektionen sind alle diejenigen, bei denen Viren nach Gabe
einer Verbindung aus der Gruppe der Lanthanoiden ihre Biosynthese zur
Vermehrung in einer infizierten Zelle nicht mehr vollständig betreiben
können.
Unter diesen Infektionen sind insbesondere die durch Flaviviren
hervorgerufenen Erkrankungen zu verstehen. Die in den einzelnen
Genera zusammengehörigen
Viren sind aufgelistet in: "Virus
Taxonomy, Classification and Nomenclature of Viruses", Eighth Report of
the International Committee on the Taxonomy of Viruses, Edited by
C.M. Fauquet, M.A. Mayo, J. Maniloff, U. Desselberger and L.A. Ball,
ELSEVIER, Academic Press, 2005. Zur Zeit bekannte Flaviviren sind
in diesem Buch auf den Seiten 986, 987 und 988 aufgelistet. Die
mit den Flaviviren biochemisch verwandten Pestiviren und Hepaciviren
findet man auf den Seiten 992, bzw. 996. Die wahrscheinlich verwandten
Viren GBV-A und GBV-C
sind im gleichen Buch auf den Seiten 996 und 997 angegeben. Auf
den Seiten 981 bis 998 angeführter
Text fasst Flaviviren, Pestiviren, Hepaciviren und die Viren GBV-A
und GBV-C unter die Familie der Flaviviridae zusammen. Alle angegebenen
Textstellen aus dem vorgenannten englischsprachigen Standardwerk
sind ausdrücklich
Bestandteil des Anmeldungstextes. Man kann davon ausgehen, dass
gegenwärtig noch
nicht alle Flaviviren und alle Flaviviridae identifiziert worden
sind und dass in Zukunft das Genus Flaviviren und die Familie der
Flaviviridae um weitere Virus-Spezies
erweitert werden wird. Die im Anmeldetext formulierten Patentansprüche beziehen
sich in entsprechender Weise auch auf diese noch zu entdeckenden
Viren.
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Folgende
einzelnen Virustypen einer nicht abgeschlossenen Liste von Vertretern
der Flaviviren sind nach der erfindungsgemäßen Behandlung einer Zelle
oder eines Zellgewebes mit einer erfindungsgemäßen Verbindung aus der Gruppe
der Lanthanoiden nicht mehr in der Lage, innerhalb einer Wirtszelle
zu proliferieren: Absettarov, Alfuy, Apoi, Aroa, Bagaza, Banzi,
Bouboui, Bussuquara, Cacipacore, Carey Island, Dakar bat, Dengue
1, Dengue 2, Dengue 3, Dengue 4, Edge Hill, Entebbe bat, Early Spring
Meningitis, Gadgets Gully, Hanzalova, Hypr, Ilheus, Israel turkey
meningoencephalitis, Japanische Encephalitis, Jugra, Jutiapa, Kadam, Karshi,
Kedougou, Kokobera, Koutango, Kumlinge, Kunjin, Kyasanur Forest
disease, Langat, Louping ill, Meaban, Modoc, Montana myotis leukoencephalitis,
Murray valley Encephalitis, Naranjal, Negishi, Ntaya, Omsk hemoragisches
Fieber, Phnom-Penh bat, Powassan, Rio Bravo, Rocio, Royal Farm,
Russische Frühsommer Encephalitis,
Saboya, St. Louis Encephalitis, Sal Vieja, San Perlita, Saumarez
Reef, Sepik, Sokuluk, Spondweni, Stratford, Tembusu, Frühsommer
Meningoencephalitis (FSME), Tyuleniy, Uganda S (US), Usutu, Wesselsbron,
West Nile (WN), Yaounde, Gelbfieber (YF) und Zika.
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Unter
Zelloberflächen
im Sinne von Anspruch 1 ist die Zellmembran zu verstehen, die das
Zytoplasma begrenzt und von der Umgebung abgrenzt. In der Regel
ist diese Membran aus Phospholipiden und in manchen Fällen Terpenen
wie Cholesterin und verwandten Verbindungen als Membranverstärkern aufgebaut.
Weitere Bestandteile der Membran sind Proteine, die sowohl perifer
als auch als transmembranaler Baustein bzw. Komplex, beispielsweise
als Pore oder Kanal angeordnet sind. Ferner umfassen einige Zellmembranen
inner- und oder außerseits
Schichten aus zuckerartigen vernetzten Molekülen, beispielsweise Glykanen
und/oder Proteoglykanen.
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Zelloberflächen nach
der Erfindung umfassen Membranen verschiedenster eukaryotischer
Zelltypen, insbesondere von Insekten und Wirbeltieren und besonders
diejenigen Zelltypen, in denen sich Viren vermehren. Hierzu gehören insbesondere
solche des Blutes wie Leuco- und Erythrocyten, die verschiedenen
Zellen der Immunabwehr, beispielsweise B-Zellen, T-Zellen, T-Helferzellen,
Macrophagen aber genauso Gewebszellen wie Basalzellen, Endothelzellen,
BHK-Zellen, Verozellen, Insektenzellen, wie beispielsweise C2-Insektenzellen
und Zellen der einzelnen Organe von Vertebraten, insbesondere Säugern. Auch
maligne Zellen, wie die bei onkologischen Erkrankungen auftretenden
Tumorzellen, Karzinomzellen, Myelomzellen, Blastomzellen und andere
histologisch veränderte
Zellen weisen Zelloberflächen
nach der Erfindung auf.
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Unter
Mitteln, die auf Insekten anziehend wirken sind alle Verbindungen
zu begreifen, die ein Insekt anlocken oder ihm zur Nahrung dienen.
In erster Linie sind hier die Pheromone und insbesondere Sexualpheromone
beispielsweise der verschiedenen Mücken- bzw. Moskitoarten, aber
auch von Fliegen, Heuschrecken, Wespen, Bienen und Hummeln zu begreifen.
Es handelt sich hierbei in der Regel um Abkömmlinge des Isoprens mit einer
oder mehreren Doppelbindungen. Ferner fallen hierunter Duftstoffe,
die aus Drüsen
der Wirbeltiere abgegeben werden, beispielsweise die unterschiedlichen
im Schweiß vorhandenen
Verbindungen. Auch als Süßmittel
in Nahrungsmitteln bzw. als Bitterstoffe in Getränken wie Bier eingesetzte Substanzen,
also in der Regel auf einen Zucker zurückzuführende Spezies fallen unter
den Begriff des auf Insekten anziehend wirkenden Mittels.
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Bei
Untersuchungen des Einflusses der Salze von Lanthanoid Ionen auf
die Vermehrung von Flaviviren wurde überraschenderweise gefunden,
dass eine kurzzeitige Exposition von Wirtszellen mit diesen Ionen eine
intrazelluläre
Vermehrung von Flaviviren blockiert. Unsere Experimente zeigen,
dass diese Blockade auch dann eintritt, wenn die Exposition bei
0°C vorgenommen
wird. Auf Grund dieser Tatsachen muss man davon ausgehen, dass der
Kontakt der Lanthanoid Ionen mit der Zelle eine Veränderung
der Zellbiochemie auslöst,
die dazu führt,
dass die Vermehrung der Viren blockiert wird. Wie diese Veränderung
ausgelöst
wird, ist z. Zt. unbekannt. Mögliche
Mechanismen sind z.B. als erster Schritt eine Wechselwirkung der
Lanthanoid Ionen mit einem Rezeptor an der Zelloberfläche oder
ein Einstrom von Lanthanoid Ionen in die Zielzelle durch Ionenporen
an der Plasmamembran. Für
eine praktische Verwendung von Lanthanoid-Verbindungen ist es von besonderer
Bedeutung und von Vorteil, dass die Behandlung uninfizierter Zellen
mit erfindungsgemäßen Substanzen
die Lebensfähigkeit
und Vermehrung dieser Zellen nicht beeinträchtigt. Da der die Virusvermehrung hemmende
Effekt gleichsam auftritt, wenn ein Wirkkontakt vor der Infektion
der Zelle, während
der Infektion oder nach der Infektion der Zelle stattfindet, ist
eine entsprechende mit den erfindungsgemäßen Verbindungen durchführbare Therapie
sowohl prophylaktisch als auch post infectionem möglich.
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Überraschenderweise
wurde weiterhin gefunden, dass verschiedene Lanthanoid Ionen trotz
ihrer großen
chemischen Ähnlichkeit
sich in ihrer Aktivität,
eine Blockade der Virusreplikation auszulösen, stark unterscheiden. In
Vertebratenzellen waren La3+, Ce3+ und Ce4+ Ionen
sehr wirksam, Pr3+ und Nd3+ waren
etwas weniger wirksam, Sm3+ war sehr schwach
wirksam und alle weiteren Lanthanoide zeigten keine klar erkennbare Wirksamkeit.
Auch in Insektenzellen waren La3+ und Ce3+ Ionen sehr wirksam, aber in diesen Zellen
lösten auch
alle anderen Lanthanoid Ionen einen meist stark ausgeprägten virusproliferationshemmenden
Effekt aus. Dieser Befund ist von besonderer Bedeutung, da es zahlreiche
Viruserkrankungen gibt, bei denen sich das Virus nicht direkt von
Wirbeltier zu Wirbeltier ausbreitet, sondern bei denen es durch
ein Insekt von Wirbeltier zu Wirbeltier übertragen wird und bei denen
bei dieser Übertragung
eine Vermehrung des Virus im Insekt stattfindet. Wird also eine
Virusvermehrung im Insekt unterdrückt oder vollständig unterbunden,
kann auch ein hiermit einhergehendes Infektionsrisiko von Vertebraten
wie u.a. Menschen stark eingeschränkt oder aber vollständig ausgeschlossen
werden.
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Aus
den obigen Darlegungen ergibt sich, dass das erfindungsgemäße Verfahren
sowie das Arzneimittel und die pharmazeutische Zusammensetzung nach
der Erfindung die Vermehrung von Flaviviren blockieren. Sie haben
aber keinen Einfluss auf die Vermehrung von Alphaviren. Viren benötigen für ihre Vermehrung
zelluläre
Komponenten. Man kann wohl davon ausgehen, dass die Einwirkung eines
Lanthanoid Ions dazu führt, dass
eine zelluläre
Komponente, die für
die Replikation von Flaviviren benötigt wird, so verändert wird,
dass diese Komponente für
eine Virusreplikation nicht mehr verwendet werden kann. Im Falle
der Replikation von Alphaviren wird entweder diese zelluläre Komponente
nicht benötigt
oder die Veränderung
dieser Komponente ist mit ihrer Funktion bei der Alphavirus-Vermehrung
vereinbar. Aus diesen Ergebnissen ergibt sich, dass die erfindungsgemäße Verwendung
von Lanthanoid-Verbindungen
in der hier dargelegten Form nicht universell für eine Chemotherapie aller
Viruserkrankungen heranzuziehen ist, sondern nur bei einer Teilmenge
aller Virusinfektionen wirksam sein wird. Zur Zeit wissen wir, dass
die Flaviviren und die durch sie hervorgerufenen Erkrankungen Mitglieder
dieser Teilmenge sind. Eine Übersicht über die
z. Zt. bekannten Flaviviren und über ihre Übertragung
durch Insekten ist in der nachfolgenden Tabelle angegeben.
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Die
Tabelle zeigt, dass viele Flavivirus Erkrankungen durch Insekten übertragen
werden und dass daher eine mögliche
Anwendung der durch Lanthanoid Ionen hervorgerufenen Blockade der
Virusreplikation in Insektenzellen von großer Bedeutung ist. Flaviviren
sind wichtige Krankheitserreger. Die Weltgesundheitsorganisation
schätzt,
dass weltweit jährlich
allein 50 Millionen Dengue-Erkrankungen auftreten, die ungefähr 500.000
Krankenhausaufenthalte verursachen.
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Am
Beispiel der Dengue-Infektion des Menschen lassen sich die Einsatzmöglichkeiten
der Erfindung folgendermaßen
beschreiben: Nach Ausbruch der Krankheit sind das Arzneimittel,
die pharmazeutische Zusammensetzung und die erfindungsgemäßen Verfahren
wirksam, da sie die bestehende Virusvermehrung und eine Virusausbreitung
im erkrankten Organismus hemmen. In der Inkubationsphase der Infektion,
also nach dem ersten Eintritt des Virus in den Menschen und vor
dem Ausbruch von Krankheitssymptomen, sind sie ebenfalls bereits
wirksam, da eine bestehende Virusreplikation in primär infizierten
Zellen gehemmt wird und nicht infizierte Zellen so verändert werden,
dass sie eine Replikation des Virus nicht mehr erlauben. Schließlich ist
die Erfindung vor der Infektion des Menschen mit dem Virus bereits
prophylaktisch wirksam, da sie dazu führt, dass Zellen des Wirts
keine Virusreplikation unterhalten können.
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Weil
die Erfindung auch eine Replikation in Insektenzellen blockiert,
kann sie darüber
hinaus dazu verwendet werden, das Virus in einer Insektenpopulation
zu bekämpfen,
die als Überträger auf
den Menschen fungiert. Im Falle des Dengue Virus ist die Mücke Aedes
Aegypti ein wichtiger Überträger. Dieses
Insekt lebt in der häuslichen
Umgebung des Menschen, z.B. in Gartenteichen oder im Blumenwasser.
Derart wässrige Lebensräume von
Insekten sind gute Zielräume
für die
Anwendung der Erfindung, denn Salze der Lanthanoiden wie z.B. LaCl3 oder andere sind gut wasserlöslich und
können
somit mühelos
in besagte Lebensräume verbracht
werden.
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Die
Erfindung wird nachfolgend anhand von Ausführungsbeispielen erläutert, in
denen die Hemmung der Replikation von Flaviviren beschrieben wird.
Selbstverständlich
erstreckt sich der Erfindungsgedanke nicht nur auf die Bekämpfung von
Flaviviren, sondern auf alle Viren, deren Vermehrung erfindungsgemäß gehemmt oder
vollständig
unterdrückt
werden kann.
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Nachfolgend
wurden Expositionen von Zellen zu Ionen seltener Erden, wenn nicht
besondere Angaben gemacht werden, unter unseren Standardbedingungen
durchgeführt.
In unseren Standardbedingungen für
die Behandlung von Gewebekulturzellen in Monolayer-Kulturen mit
Ionen seltener Erden wurden die Zellen in Puffer E mit den zu analysierenden
Ionen inkubiert. Puffer E enthält
140 mM NaCl, 3 mM KCl, 2 mM MgCl2, 2 mM
CaCl2, 10 mM Glukose und 10 mM HEPES, pH
7.4. Puffer E ist ein physiologischer Puffer, der die Lebensfähigkeit
von Zellen nicht beeinträchtigt.
Die Salze aller verwendeten Ionen wurden als Trichlorid-Salze, als
Trifluormethansulfonat-Salze oder als Sulfat-Salze so eingesetzt,
dass Stammlösungen
von 100 mM jedes Salzes in H2O eingesetzt
wurden und das Salz kurz vor der Verwendung in Puffer E ohne Ca2+ zu der jeweils angegebenen Konzentration
zugesetzt wurde, gefolgt von der Zugabe von CaCl2 zu
2 mM aus einer 1 M Vorratslösung
von CaCl2 in H2O.
Unter diesen Bedingungen sind alle verwendeten Lanthanoid Ionen
und auch Sc3+ und Y3+ Ionen
ohne Bildung eines Präzipitats
zu einer Konzentration von 1 mM in Puffer E löslich. In unserem Standardexperiment
läuft die
Exposition von Zellen an die zu analysierenden Ionen folgendermaßen ab: Das
Medium der Zellkulturen wird verworfen, die Zellkultur wird 1 × mit eiskaltem
Puffer E gewaschen, die Kulturschale wird schwimmend auf einem Eis – Wasser
Gemisch inkubiert und Puffer E mit dem zu analysierenden Ion wird
auf den Zellrasen gegeben. Nach 30 sec Inkubation bei 0°C wird der
Puffer verworfen, der Zellrasen wird 1 × mit Puffer E gewaschen und
danach in Wachstumsmedium weiter bei 37°C inkubiert, wie für die einzelnen
Experimente beschrieben. Als Wachstumsmedium wurde Eagle's Medium in der Modifikation
nach Dulbecco mit 5. v/v fötalem
Kälberserum
verwendet.
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Beispiel 1:
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Einfluss einer Behandlung
von Gewebekulturzellen vor der Infektion mit Lanthanoid Ionen auf
die Fähigkeit
der Zellen, eine nachfolgende Infektion mit dem West Nil Virus zu überleben.
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8
halbkonfluente Kulturen von BHK-21 Zellen wurden in diesem Experiment
verwendet. Eine Zellkultur wurde gar keiner Behandlung unterzogen
und wuchs als unbehandelte, nicht infizierte Kontrolle weiter. 7
Zellkulturen wurden für
30 sec entweder mit Puffer E ohne Lanthanoid Ion oder mit einem
solchen Ion mit einer Konzentration von 500 μM für 30 sec bei 0°C behandelt.
Die folgenden Salze wurden im Experiment verwendet: LaCl3 × 7
H2O, CeCl3 × 7 H2O, GdCl3 × 6 H2O, TbCl3 × 6 H2O, Yb-trifluoromethansulfonat
und Lu-trifluoromethansulfonat. Nach dieser Behandlung wurden die
Kulturen mit Vollmedium bei 37°C
unter Wachstumsbedingungen für
2 Stunden inkubiert. Danach wurden diese 7 Kulturen mit West Nil
Virus mit einer Multiplizität von
ca. 5 PBE/Zelle (PBE = Plaque bildende Einheit) infiziert und weitere 24
Stunden in Wachstumsmedium bei 37°C
inkubiert. Lichtmikroskopische Aufnahmen mit 20 × Objektivvergrößerung und
320 × Gesamtvergrößerung aller
8 Kulturen nach Ablauf dieser Zeit sind in 1 gezeigt.
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Man
erkennt, dass die infizierte Kultur, die mit Kontrollpuffer ohne
das Ion einer seltenen Erde vorbehandelt wurde (Kontrolle ohne Ion),
erwartungsgemäß einen
starken, durch die Virusvermehrung hervorgerufenen zytolytischen
Effekt in Form abgelöster,
runder, stark lichtbrechender Zellen zeigt. Dieser Effekt ist auch in
den mit Gd3+, Tb3+,
Yb3+ oder Lu3+ vorbehandelten
infizierten Kulturen sichtbar. Die Daten zeigen ferner deutlich,
dass die kurze Vorbehandlung mit La3+ oder
mit Ce3+ die Zellen gegen das Auftreten
des zytolytischen Effekts durch die Virusinfektion schützt. Zudem
sieht man, dass diese Zellen nach der Virusinfektion zu einem konfluenten
Zellrasen hochgewachsen sind, der in der mikroskopischen Betrachtung
vergleichbar aussieht wie der Zellrasen, der gänzlich unbehandelten, nicht
infizierten Zellkultur (Kontrolle ohne Infektion, ohne Ion).
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Beispiel 2:
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Einfluss einer Behandlung
von West Nil Virus infizierten Gewebekulturzellen mit Lanthanoid
Ionen auf die Entwicklung des zytolytischen Effekts und die Fähigkeit
zum Zellwachstum.
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Im
Gegensatz zu dem in 1 beschriebenen Vorgehen wurden
hier die Zellen zuerst infiziert und nach der Infektion mit Ionen
behandelt. 7 frisch konfluente BHK-21 Zellkulturen wurden mit West
Nil Virus mit einer Multiplizität
von ca. 5 PBE/Zelle infiziert. 1,5 Stunden nach der Infektion wurden
6 Kulturen mit dem Standardverfahren mit einem Lanthanoid Ion behandelt
durch Inkubation mit 500 μM
des entsprechenden Salzes (siehe Beispiel 1) für 30 sec bei 0°C. Folgende
6 Ionen wurden verwendet: La3+, Ce3+, Gd3+, Tb3+, Yb3+ und Lu3+. Die 7. Kultur wurde als Kontrollkultur
mit Puffer E ohne Lanthanoid Ion behandelt. Für jede der 7 Kulturen wurde
diese Behandlung während
der Folgezeit alle 12 Stunden wiederholt. 30 Stunden nach der Infektion
wurden alle Kulturen mit Trypsin abgelöst und mit einer 1 : 10 Verdünnung wurden
die Zellen erneut auf Petrischalen ausgesät und in Vollmedium weiter
bei 37°C
inkubiert. Lichtmikroskopische Aufnahmen mit 20 × Objektivvergrößerung und
320 × Gesamtvergrößerung aller
7 Kulturen, die 18 Stunden nach dieser Aussaat aufgenommen wurden,
sind in 2 gezeigt. Das jeweils verwendete
Ion ist in den einzelnen Teilen der 2 angegeben.
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Die
Ergebnisse zeigen das Folgende: Erwartungsgemäß gibt es in der Kontrollkultur,
die mit Puffer der kein Lanthanoid Ion enthält, behandelt wurde, nur sehr
wenige Zellen, die die Virusinfektion und die nachfolgende Zellverdünnung überlebt
haben. Gleiches gilt für
Kulturen, die nach der Infektion mit Gd3+,
Tb3+, Yb3+ oder
Lu3+ behandelt wurden. Ganz anders ist das
Ergebnis bei Behandlung der Zellen mit La3+ oder
Ce3+. Hier wachsen die Zellen trotz Virusinfektion
und einer 1 : 10 Verdünnung
zu einem konfluenten Zellrasen. Diese Ergebnisse zeigen, dass die
Behandlung mit La3+ oder Ce3+ dazu
führt,
dass West Nil Virus infizierte Zellen ohne die Entwicklung eines
zytolytischen Effekts über
mehrere Zellteilungen weiterwachsen.
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Beispiel 3:
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Einfluss der Behandlung
mit La3+ oder Lu3+ nach
dem Viruseintritt auf den zeitlichen Verlauf der Vermehrung von
West Nil Virus.
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Drei
BHK-21 Zellkulturen auf Petrischalen wurden mit einer Multiplizität von ca.
5 PBE/Zelle mit West Nil Virus infiziert. 1,5 Stunden nach der Infektion
wurde je eine der Zellkulturen für
10 sec bei 37°C
als Kontrolle mit Puffer E ohne Lanthanoid Ion behandelt oder mit
Pufferlösung
mit entweder 500 μM
La
3+ Ionen oder 500 μM Lu
3+ Ionen.
Die Kulturen wurden anschließend
in Wachstumsmedium für
48 Stunden bei 37°C
inkubiert. Die Kinetik der Vermehrung des Virus in den 3 Kulturen
wurde durch Plaqueanalysen aus Aliquots aus den Wachstumsmedien
dieser 3 Kulturen bestimmt. Jedes infektiöse Virusteilchen wurde dabei
als Bildner eines Plaques auf einem konfluenten BHK-21 Zellrasen
nachgewiesen. Die so erhaltenen Wachstumskurven für das West
Nil Virus in der unbehandelten Kontrollkultur (o-o-o-o), in der
mit La
3+ behandelten Kultur (☐-☐-☐-☐)
und in der mit Lu
3+ behandelten
Kultur sind in
3 wiedergegeben.
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Die
Ergebnisse zeigen, dass in der Kontrollkultur 12 Stunden nach Infektion
der maximale Virustiter fast erreicht wird und dass in der mit La3+ behandelten Kultur keine Virusvermehrung
in diesem Zeitraum stattgefunden hat. Noch 36 Stunden nach der Infektion
ist der Virustiter der mit La3+ behandelten
Kultur weniger als 1. des Titers der unbehandelten Kontrollkultur.
Die Daten zeigen weiterhin, dass die Behandlung mit Lu3+ Ionen keine
Hemmung der Virusvermehrung hervorruft. Die Resultate belegen, dass
die Hemmung der Virusvermehrung nicht durch eine Hemmung des Eintritts
der Viren in die Zelle hervorgerufen wird, sondern dass ein späterer Schritt
der Virusvermehrung, der nach dem Viruseintritt stattfindet, durch
eine Behandlung mit dem wirksamen Ion gehemmt wird.
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Beispiel 4:
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Einfluss einer Behandlung
von West Nil Virus infizierten BHK-21 Zellen mit den Ionen seltener
Erden auf die Entwicklung des virusbedingten zytolytischen Effekts.
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Folgende
14 Lanthanoiden wurden analysiert: LaCl3,
CeCl3, PrCl3, NdCl3, SmCl3, EuCl3, GdCl3, TbCl3, DyCl3, HoCl3, ErCl3, TmCl3, Yb-trifluormethansulfonat und Lu-trifluormethansulfonat.
Diese Verbindungen umfassen alle Lanthanoiden mit Ausnahme von Promethium,
welches ein instabiles, radioaktives Element ist. Außerdem wurden
die Verbindungen ScCl3 und YCl3 analysiert,
an die sich die Gruppe der Lanthanoiden anschließt. 17 halbkonfluente Kulturen
von BHK-21 Zellen wurden mit West Nil Virus mit einer Multiplizität von ca.
5 PBE/Zelle infiziert. 1,5 Stunden nach der Infektion wurde eine
Kultur einer Kontrollbehandlung ohne Ion einer seltenen Erde unterworfen
und die anderen 16 Kulturen nach dem Standardverfahren mit dem Ion
einer seltenen Erde behandelt, und zwar durch Inkubation in Puffer
E mit 500 μM
des entsprechenden Salzes für
30 sec bei 0°C.
Danach wurden alle 17 Kulturen für
28 Stunden bei 37°C
in Wachstumsmedium bei 37°C
inkubiert. Lichtmikroskopische Aufnahmen mit 20 × Objektivvergrößerung und
320 × Gesamtvergrößerung aller
17 Kulturen nach dieser Inkubation sind in 4 gezeigt.
Das Ion, welches jeweils verwendet wurde, ist in den einzelnen Teilen
der Figur angegeben.
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Die
Ergebnisse zeigen das Folgende: Erwartungsgemäß ist in der Kontrollkultur,
die mit Puffer ohne Ion einer seltenen Erde behandelt wurde, ein
starker zytolytischer Effekt sichtbar in Form von zahlreichen abgerundeten,
refraktilen Zellen. Es ist deutlich sichtbar, dass die Behandlung
mit LaCl3 und CeCl3 die
Zellen vor der Entwicklung des zytolytischen Effekts sehr wirksam
geschützt
hat. Ein geringer zytolytischer Effekt ist in den mit PrCl3 und mit NdCl3 behandelten
Kulturen sichtbar, aber es ist klar erkennbar, dass diese Ionen
eine deutliche Hemmung der Entwicklung des zytolytischen Effekts
bewirken. Die Daten zeigen darüber
hinaus, dass die mit La3+, Ce3+,
Pr3+ oder Nd3+ behandelten
Zellen trotz der Virusinfektion zu einem dichten Zellrasen hochgewachsen
sind. Bei den Sm3+ Ionen ist die Hemmung
des zytolytischen Effekts fraglich und gegebenenfalls sehr gering
und bei den nachfolgenden Ionen nicht mehr erkennbar. An diesen
Ergebnissen erkennt man, dass die verwendeten Ionen trotz ihrer
großen
chemischen Ähnlichkeit
sich funktionell in ihrem Einfluss auf die Entwicklung des zytolytischen
Effekts stark unterscheiden. In der verwendeten Reihenfolge steigt
die Ordnungszahl des verwendeten Lanthanoid Ions und parallel dazu
wird der Ionenradius des Lanthanoid Ions geringer, eine Erscheinung
die als Lanthanoidenkontraktion bezeichnet wird. Daher zeigt dieses
Experiment, dass die Wirksamkeit der Lanthanoid Ionen mit sinkendem
Ionenradius abnimmt und dass die beiden Ionen mit dem größten Radius,
La3+ und Ce3+ die
größte Wirksamkeit
aufweisen. Die Ionen Sc3+ und Y3+,
die einen wesentlich kleineren Ionenradius als Sm3+ Ionen
haben, sind ebenfalls unwirksam.
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Beispiel 5:
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Einfluss einer Behandlung
von West Nil Virus infizierten Zellen nach der Infektion mit La3+ auf die Synthese von virusspezifischen
Proteinen.
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4
frisch konfluente Kulturen von BHK-21 Zellen wurden in diesem Experiment
benutzt. 2 Kulturen wurden mit West Nil Virus mit einer Multiplizität von ca.
5 PBE/Zelle infiziert und 2 Kulturen wurden scheininfiziert. 1,5
Stunden später
wurden eine infizierte und eine scheininfizierte Kultur mit 500 μM La3+ für
30 sec bei 0°C behandelt.
Zur gleichen Zeit wurden eine infizierte und eine scheininfizierte
Kultur einer Kontrollbehandlung ohne La3+ Ionen
unterworfen. 10 Stunden später
wurde in allen 4 Kulturen die Zellproteinsynthese analysiert. Dazu
wurden die Kulturen für
30 min mit 35S-markierten Aminosäuren inkubiert,
die Zellen wurden danach in denaturierendem Puffer abgelöst und in
ihnen enthaltene Proteine wurden auf einem denaturierenden Gel elekrophoretisch
getrennt. Die resultierende Trennung spiegelt im Wesentlichen das
Molekulargewicht des Proteins wider. Das Gel wurde getrocknet und
durch Exposition an einem Röntgenfilm
wurden die radioaktiv markierten Proteine im Gel lokalisiert. Das
auf diesem Röntgenfilm
entstandene Autoradiogramm der Proteine, die in den 4 Kulturen während der
30 minütigen
Markierungszeit synthetisiert wurden, ist in 5 gezeigt
zusammen mit der Herkunft der Lysate, die in den einzelnen Spuren
des Gels aufgetrennt wurden.
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Die
Ergebnisse ergeben das Folgende: Die radioaktiven Proteine aus uninfizierten
Zellen nach einer Kontrollbehandlung ohne La3+ zeigen
ein erwartetes, sehr komplexes Muster (Spur 1). Das Muster der radioaktiven
Proteine aus kontrollbehandelten, infizierten Zellen, welches in
der nächsten
Spur gezeigt ist, ist demgegenüber
stark verändert:
In diesen Zellen werden große
Mengen virusspezifischer Proteine synthetisiert, die als auffällige Einzelbanden
im Muster des Autoradiogramms sichtbar sind. 3 dieser Proteine (die
Proteine NS5, NS4 und V3) sind durch Dreiecke gekennzeichnet. Die
Virusinfektion führt
also erwartungsgemäß in den
nicht mit La3+ behandelten Kontrollkulturen
zu einer deutlich sichtbaren Synthese von viralen Proteinen. Entscheidend
ist, dass bei einer La3+ Behandlung auch
in den West Nil Virus infizierten Zellen keine erkennbare Synthese
von virusspezifischen Proteinen stattfindet, wie man Spur 4 durch
Zusammenschau mit Spur 3 entnehmen kann. Es ist aus dem Vergleich
dieser Spuren deutlich sichtbar, dass in den mit La3+ behandelten
Kulturen das Muster an Proteinen, welches während der Markierungszeit synthetisiert
wurde, keinen erkennbaren Unterschied zwischen den uninfizierten
(Spur 3) und den infizierten (Spur 4) Zellen aufweist. Die Daten
zeigen, dass die Behandlung von West Nil Virus infizierten Zellen
mit La3+ Ionen 1,5 Stunden nach der Infektion
dazu führt,
dass die spätere
Synthese viraler Proteine ausbleibt. Ein weiteres sehr wichtiges
Ergebnis dieser Analysen ist die Tatsache, dass in den uninfizierten,
kontrollbehandelten Zellen (Spur 1), in den uninfizierten mit La3+ behandelten Zellen (Spur 3) und in den
infizierten mit La3+ behandelten Zellen
(Spur 4) ein gleichartiges komplexes Muster von Proteinen synthetisiert
wird. Diese Daten zeigen, dass die La3+ Behandlung
keinen hemmenden Einfluss auf die Synthese zellulärer Proteine
hat, sondern spezifisch die Synthese viraler Proteine in infizierten
Zellen unterdrückt.
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Beispiel 6:
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Einfluss einer Behandlung
von Uganda S Virus infizierten Zellen nach der Infektion mit La3+ auf die Synthese von virusspezifischen
Nukleinsäuren.
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Die
Ergebnisse des 1. Teils dieses Experiments sind in den Teilen (a),
(b), (c) und (d) der 6 gezeigt. 4 frisch konfluente
Kulturen von BHK-21 Zellen wurden für diesen Teil des Experiments
benutzt. 2 Kulturen wurden mit dem Uganda S Flavivirus mit einer
Multiplizität
von ca. 5 PBE/Zelle infiziert, 2 Kulturen wurden scheininfiziert
und alle Kulturen wurden anschließend in Wachstumsmedium bei
37°C inkubiert.
Eine Stunde später
wurde zum Wachstumsmedium aller Platten Actinomycin D zu 1 μg/ml zugesetzt,
welches an die zelluläre
DNS bindet und die Transkription der zellulären DNS blockiert. Die Replikation
der viralen RNS, die unabhängig
von einem DNS-Intermediat
ist, wird durch diese Behandlung nicht beeinträchtigt. 30 Minuten nach der
Actinomycin D Zugabe wurde je eine der beiden infizierten Platten
mit La3+ Ionen behandelt (500 μM La3+, 30 sec, 0°C) oder ohne La3+ kontrollbehandelt
und anschließend
mit Wachstumsmedium weiter bei 37°C inkubiert.
Die beiden scheininfizierten Platten wurden ebenso behandelt. 8,5
Stunden später
wurden alle 4 Zellkulturen für
30 Minuten mit Markierungsmedium für die radioaktive Markierung
der in diesem Zeitraum synthetisierten RNS durch das radioaktive
Isotop 32P inkubiert. Die Zellen wurden
danach abgelöst
und die RNS wurde durch Phenolextraktion isoliert. Die RNS Moleküle wurden
dann durch Zentrifugation über
einen Zuckergradienten in Fraktionen aufgetrennt. Das Profil der
Verteilung der radioaktiven RNS, welches aus den 4 RNS Präparaten
nach dieser Zentrifugation erhalten wurde, ist in 6 gezeigt.
Die Fraktion 1 enthält
die am schnellsten und daher am weitesten sedimentierenden großen Moleküle und die
Fraktion 18 die kleinsten Moleküle,
die nicht sedimentiert sind. Die durchgehende dünne Linie zeigt den Verlauf
der optischen Dichte im Gradienten, der in einer Durchflußküvette gemessen
wurde. Die beiden Spitzen in diesem Profil in den Fraktionen 8 und
11 zeigen die Sedimentation der zellulären, ribosomalen 28 S bzw.
18 S RNS Moleküle.
Die dunkle, gestrichelte Linie mit den einzelnen Meßpunkten
stellt die Verteilung der radioaktiven Moleküle dar, wie sie im Flüssigkeitszähler bestimmt
wurde. Welche RNS Präparation
jeweils analysiert wurde, ist für
jeden Gradienten in dieser Figur angegeben.
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Die
Verteilung der radioaktiven RNS in den Gradienten zeigt das Folgende:
Teil (a) zeigt, dass in nicht infizierten Zellen ohne La3+ Behandlung keine hochmolekularen RNS Moleküle synthetisiert
werden, die in den Gradienten sedimentieren. Das ist so zu erwarten,
da die Synthese zellulärer
hochmolekularer RNS durch das Actinomycin D blockiert wurde. Teil
(b) zeigt erwartungsgemäß, dass
in uninfizierten, mit La3+ behandelten Zellen
ebenfalls keine hochmolekulare RNS unter Antinomycin D synthetisiert
wird. Teil (c) zeigt ein völlig
anderes Bild als die Teile (a) und (b). In den infizierten Zellen
werden hochmolekulare RNS Moleküle
synthetisiert, die in den Gradienten sedimentieren. Der durch einen
Pfeil markierte Radioaktivitätsgipfel
in Fraktion 4 enthält
die neu synthetisierte, radioaktiv markierte 42 S Genom RNS des
Uganda S Virus. Das RNS Profil von Teil (c) ist das Profil, welches
für diese
Analyse aus infizierten Zellen bekannt und genau charakterisiert
ist. Das entscheidende Ergebnis dieses Experiments ist im Profil
von Teil (d) enthalten. Diese Daten zeigen, dass in den infizierten
Zellen keine virale RNS mehr synthetisiert wird, wenn diese Zellen
bei 1,5 Stunden nach der Infektion für 30 sec mit La3+ behandelt
worden sind. Die Ergebnisse erlauben die Schlussfolgerung, dass
die oben in Beispiel 5 gezeigte Hemmung der viralen Proteinsynthese
durch die La3+ Behandlung darauf beruht,
dass die La3+ Behandlung die Synthese der
viralen RNS blockiert und dass daher auch keine virale Boten-RNS
für die Translation
viraler Proteine zur Verfügung
steht.
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Im
2. Teil dieses Experiments wurden die Experimente des 1. Teils mit
Insektenzellen an Stelle von BHK-21 Vertebratenzellen wiederholt.
4 frisch konfluente Kulturen von C2 Insektenzellen wurden benutzt.
Diese C2 Zellen entstammen eine Zelllinie aus dem Insekt Aedes Albopictus.
Die 4 Zellkulturen wurden experimentell genau so behandelt wie die
4 BHK-21 Zellkulturen des 1. Teils dieses Experiments und es wurden
die gleichen Analysen durchgeführt.
Die Ergebnisse sind in den Teilen (a'), (b'), (c') und (d') der 6 gezeigt.
Der Sinn dieser Wiederholung des Experiments liegt in der Beantwortung
der Frage, ob eine La3+ Behandlung auch bei
Insektenzellen wirksam ist. Die in dieser Figur gezeigten Ergebnisse
geben eindeutig an, dass eine La3+ Behandlung
auch in Insektenzellen zu einer Blockierung der Synthese von virusspezifischer
RNS führt.
In vielen Fällen
von menschlichen Erkrankungen durch Flaviviren wird ein Virus durch
ein Insekt auf den Menschen übertragen
und breitet sich nicht von Mensch zu Mensch aus. Die Frage nach
der Aktivität
von Lanthanoid Ionen bei der Hemmung der Replikation von Flaviviren
in Insektenzellen ist daher praktisch von erheblicher Bedeutung.
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Beispiel 7:
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Einfluss einer spät im Verlauf
der Infektion vorgenommenen La3+ Behandlung
von Uganda S infizierten Zellen auf die Fortführung der Synthese virusspezifischer
Nukleinsäuren.
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2
frisch konfluente Kulturen von BHK-21 Zellen wurden in diesem Experiment
verwendet. Beide Kulturen wurden mit Uganda S Virus mit einer Multiplizität von ca.
5 PBE/Zelle infiziert und danach bei 37°C in Wachstumsmedium mit 1 μg/ml Actinomycin
D zur Blockade der Transkription der zellulären DNS inkubiert. Unter diesen
Bedingungen repliziert sich das Uganda S Virus sehr effizient und
hat nach ca. 12 Stunden Inkubation den maximalen Virustiter erreicht.
In diesem Experiment wurde bei 9.5 Stunden nach der Infektion eine Zellkultur
mit La3+ (500 μM, 30 sec, 0°C) behandelt und die andere
Kultur parallel als Kontrollkultur ohne La3+ der
gleichen Behandlung unterzogen. Beide Kulturen wurden dann für eine weitere
Stunde in Wachstumsmedium inkubiert und danach wurde die RNS, die
in diesen Zellkulturen zwischen 10,5 Stdn. und 11,5 Stdn. nach der
Infektion synthetisiert wurde, mit 32P radioaktiv
markiert, anschließend
isoliert, durch Zentrifugation über Sucrosegradienten
aufgetrennt und die Gradienten wurden genau so analysiert wie in
Beispiel 6 beschrieben.
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Die
erhaltenen Gradientenprofile der beiden RNS Präparationen sind in 7 gezeigt.
In der nicht mit La3+ behandelten Kultur
wurde erwartungsgemäß die virale
RNS repliziert, was sich im Auftreten von radioaktiv markierter
42 S Genom RNS in der Region um Fraktion 5 des Gradienten zeigt.
Interessanterweise erkennt man in der anderen Gradientenanalyse,
dass die Replikation von viraler RNS und die Synthese von viraler
42 S Genom RNS in infizierten Zellen auch dann blockiert wird, wenn
die La3+ Behandlung erst 9,5 Stunden nach der
Infektion vorgenommen wird, da keine radioaktiv markierte virale
RNS auf dem Gradienten sichtbar ist. Dieses Ergebnis zeigt, dass
die viralen RNS Replikase-Komplexe, die 9,5 Stunden nach der Infektion
sehr aktiv virale Genom RNS synthetisieren, durch die Behandlung
mit La3+ inaktiviert werden. Dieses Ergebnis
ist praktisch sehr bedeutsam da es zeigt, dass eine Behandlung mit
einem geeigneten Ion einer seltenen Erde nicht nur die Bildung neuer
aktiver viraler Replikationskomplexe verhindern kann, sondern auch
zur Inaktivierung bereits bestehender aktiver Replikationskomplexe
führt.
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Beispiel 8:
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Einfluss der Behandlung
von Uganda S Virus infizierten BHK-21 – und C2 Zellen nach der Infektion
mit Ce3+ und Lu3+ auf
die Synthese virusspezifischer Nukleinsäuren.
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Je
3 frisch konfluente Kulturen von BHK-21 Zellen und von C2 Zellen
wurden mit Uganda S Virus mit einer Multiplizität von ca. 5 PBE/Zelle infiziert
und 1 Stunde in Wachstumsmedium inkubiert. Danach wurde dem Medium
Actinomycin D zu 1 μg/ml
zugesetzt und 30 Minuten später
wurde jeweils eine Zellkultur mit Kontrollösung ohne ein Lanthanoid Ion,
mit 500 μM
Ce3+ oder mit 500 μM Lu3+ nach
dem Standardverfahren behandelt. Alle Kulturen wurden für weitere
7 Stunden mit Vollmedium mit Actinomycin D inkubiert und danach wurde
die RNS-Synthese in allen 6 Kulturen durch Markierung mit 32P, Isolierung der RNS und Analyse der RNS
durch Gradientenzentrifugation genau so analysiert, wie im Beispiel
6 beschrieben. Die Analysen der RNS Moleküle aus den BHK-21 Zellen sind
in den Teilen (a), (b) und (c) der 8 gezeigt.
Die Analysen der RNS Moleküle
aus den C2 Zellen sind in den Teilen (a'), (b') und (c') dieser Figur gezeigt.
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Die
Verteilung der radioaktiven RNS in den Gradienten zeigt das Folgende:
Erwartungsgemäß werden in
den Kontrollen, die nicht mit einem Lanthanoid Ion behandelt wurden,
die virusspezifischen Nukleinsäuren synthetisiert
und eine Behandlung der Zellkulturen mit 500 μM Ce3+ Ionen
führt sowohl
in BHK-21 Zellen (Teil b) als auch in C2 Zellen (Teil b') zu einer Blockade
der Synthese der viralen RNS. Ebenfalls erwartet ist auf Grund der
Ergebnisse der Beispiele 3 und 4 der Befund, dass eine Behandlung
von BHK-21 Zellen mit Lu3+ die virale RNS-Synthese
nicht hemmt (Teil c). Das unerwartete Ergebnis dieses Experiments
zeigt der Teil (c') aus
dem hervorgeht, dass in C2 Insektenzellen die Lu3+ Behandlung
der Zellen eine Hemmung der Replikation der Virus-RNS hervorruft.
Da ähnliche
Ergebnisse auch bei Verwendung von Gd3+,
Tb3+ und Yb3+ erhalten
wurden, zeigen diese Analysen, dass die in Vertebratenzellen beobachtete
auf wenige Lanthanoid Ionen beschränkte antivirale Wirksamkeit
in Insektenzellen nicht vorhanden ist. Insgesamt ergeben die Daten,
dass in Insektenzellen im Gegensatz zu Vertebratenzellen alle Lanthanoid
Ionen eine, wenn auch individuell verschiedene, Aktivität bei der
Induktion einer Hemmung der Replikation der viralen RNS aufweisen.
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Die
Erfindung ist nicht auf eine der vorbeschriebenen Ausführungsformen
beschränkt,
sondern in vielfältiger
Weise abwandelbar.
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Man
erkennt, dass ein Verfahren zur Herstellung und Verwendung eines
Mittels zur Behandlung einer Virusinfektion, ein Arzneimittel und
eine pharmazeutische Zusammensetzung Gegenstand der Erfindung sind. Diese
umfasst mithin die Herstellung und Verwendung einer pharmazeutischen
Präparation,
in der eine Exposition von Vertebraten- oder Insektenzellen an Lanthanoiden-Ionen
den Zellstoffwechsel so verändert,
dass die intrazelluläre
Vermehrung von Viren gehemmt wird, ohne die Zellvermehrung zu blockieren.
Da diese Veränderung
wirksam wird, wenn die Exposition vor der Infektion der Zellen,
während
der Infektion oder nach der Infektion der Zellen stattfindet, ist
eine darauf aufbauende Therapie sowohl prophylaktisch als auch therapeutisch
verwendbar. Die Blockade der Virusreplikation stellt eine bei einer
Teilmenge aller Viruserkrankungen wirksame Chemotherapie dar. Zurzeit
wissen wir, dass die Vermehrung von Flaviviren durch diese Exposition blockiert
wird.