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Die
Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zur Herstellung von Spanplatten,
Faserplatten oder ähnlichen
Holzwerkstoffplatten und Kunststoffplatten gemäß dem Oberbegriff des Patentanspruchs
1 und eine kontinuierlich arbeitende Presse zur Durchführung des
Verfahrens nach Anspruch 8.
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Bei
den bekannten kontinuierlich arbeitenden Presse nach
DE 40 17 791 A1 , von der
die Erfindung ausgeht, ist die obere Heizplatte für die Pressspalt-Einstellung höhenverstellbar
und die untere Heizplatte mittels mehrerer in Reihen längs und
quer zur Längsachse
der Presse angeordneten Zylinderkolben-Anordnungen bzw. hydraulischen
Stellgliedern verformbar, wobei der Pressbär aus mehreren Einzelholmen
besteht, die elastisch und gegeneinander höhenverstellbar miteinander
verbunden sind. Dabei gehört
es zum Stand der Technik, dass eine derartige kontinuierlich arbeitende
Presse zur Steuerung des Verfahrensablaufes den notwendigen Prozessablauf
nachvollziehen kann, wie sie aus der bekannten Taktpressen-Technologie
zur Herstellung von Spanplatten, MDF-Platten (mitteldichte Faserplatten)
oder OSB-Platten (orientiert gestreuten Platten) bekannt ist. Der
Verfahrensablauf für
die Presskrafteinwirkung auf das Pressgut und die Entgasungszeit
werden im Wesentlichen durch die longitudinale Verformung der Heizplatten
entlang der Pressstrecke vollzogen. Bei kontinuierlich arbeitenden Pressen
ist zusätzlich
systembedingt die sphärische Verformung
quer zur Pressstrecke notwendig, das heißt, mindestens eine der beiden
Heizplatten muss zwischen Planebenheit (vornehmlich in der Kalibrierzone
im Auslaufbereich der Pressstrecke, also dem Niederdruckbereich)
und einer konvexen Geometrie (vornehmlich im Einlaufbereich der
Pressstrecke, im Hochdruck- und im Mitteldruckbereich) verformbar sein,
um in Abhängigkeit
der Pressgutplattendicke, der Rohdichte sowie dem Feuchtegehalt
des Pressgutes den minimalsten Pressfaktor bei optimalen physikalischen
Prozessanforderungen an dem Pressgut selbst, wie Querzug- und Biegefestigkeit einsteuern
zu können,
dass heißt
es ist erforderlich, entlang der Pressstrecke, längs und quer, unterschiedliche
Spaltabstände
zwischen der oberen und unteren Heizplatte einstellen zu können.
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Gemäß den bekannten
kontinuierlich arbeitenden Presse nach DE-PS 31 33 817 und DE-PS
39 14 105 erfolgt die sphärische
Einwirkung auf das Pressgut zweidimensional mit der oberen Heizplatte. Die
longitudinale Verformung erfolgt durch die hydraulischen Stellgliederreihen
in jedem Pressenrahmen entlang der Pressstrecke, wobei die Verformbarkeit
aufgrund der Bramme (mit einem Gegenheizsystem) durch die höhere Eigensteifigkeit
systembedingt eingeschränkt
ist. Die Querverformung erfolgt dabei im wesentlichen durch die
Gegenheizung in der Bramme, wobei entlang der Pressstrecke die Gegenheiztemperaturen
unterschiedlich eingestellt werden können, das heißt im vorderen
Bereich wird gegenüber
der Heizplattentemperatur zur Einsteuerung einer stärkeren konvexen
Verformung mit geringeren Gegenheiztemperaturen gearbeitet.
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Bei
kontinuierlich arbeitenden Presse mit Unterkolben-Systemen; wie
in
DE 21 57 746 A1 ,
DE 25 45 366 A1 und
DE 75 25 935 U1 ,
wird die untere Heizplatte wie bei dem vorher beschriebenen Oberkolbensystem
zweidimensional verformt. Die Heizplatte ist relativ dünn und folglich
sehr flexibel ausgeführt.
Mittels der Vielzahl der hydraulischen Unterkolben können durch
unterschiedlich eingeregelte Krafteinwirkungen in diesen Unterkolben
pro Pressenrahmen konvexe Querverformungen bewirkt werden. Die Längsverformung
für unterschiedliche
Verdichtung oder Entgasungszustände
des Pressgutes entlang der Pressstrecke wird durch veränderte Wegpositionen
bewirkt. Die Ansteuerung für
eine veränderte Längs- oder
Querverformung kann im Online-Verfahren erfolgen. Allerdings nicht
präventiv
im Leerlauf vor Einlauf des Pressgutes, weil die Heizplatte nur kraftschlüssig liegend
auf dem hydraulischen Plunger-Unterkolben-Teppich abgestützt ist.
Nachteilig ist weiter, dass sich bei dieser Ausführung der unterschiedliche
Pressspalt für
das Pressgut zwischen der oberen und unteren Heizplatte nur durch
die reaktiven Rückstellkräfte des
mehr oder weniger plastischen Pressgutes bei gleichzeitiger Überwindung
der Biege- und Beulsteifigkeit der unteren Heizplatte einstellen
kann.
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Mit
DE 44 05 342 A1 ist
eine kontinuierlich arbeitende Presse mit einer Steuerung der Presskraft bekannt,
mit der es möglich
ist entlang der Pressstrecke zwischen der oberen und unteren Pressheizplatte
längs und
quer, eine Veränderung
der Pressspalt-Abstände
sowohl im Leerlastbetrieb vor Einlauf des Pressgutes (Anfahrbetrieb)
als auch bei Lastbetrieb während
der Produktion im Online-Verfahren in wenigen Sekunden hydro-mechanisch
einzusteuern bzw. einzuregeln. Die dazu gefundene Lösung hat sich
in der Praxis bewährt.
Wesentlicher Teil dieser Lösung
ist die elastischkraftschlüssige
Aufhängung bzw.
Verbindung der oberen Pressheizplatte mit dem oberen flexibel hydro-mechanisch
steuerbaren Pressbär
und der unteren Pressheizplatte mit dem unteren stationären Presstisch,
auf dem mittig zur konvexen Biegeverformung quer pro Pressenständer bzw.
Pressengestellkonstruktion ein oder mehrere hydraulische Kurzhubplungerzylinder
angeordnet sind. In dieser kontinuierlich arbeitenden Presse kann
die longitudinale Biegeverformung der oberen Heizplatte in den Entlastungsabschnitt
b + c + d der Pressstrecke L, insbesondere wie bei der Faserplattenherstellung
(MDF) notwendig mit steilen Verformungsgradienten (Dekompressionswinkel β
1 und Kompressionswinkel β
2)
mittels der mechanischen Stellmechanismen hydraulisch an jedem beliebigen Pressenabschnitt
entlang der Pressstrecke L eingesteuert werden, der kostenmäßige Aufbau
dieser mechanischen Stellmechanismen ist jedoch erheblich.
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Die
DE 196 22 197 A1 lehrt
ein Verfahren zur Steuerung der Presskraft bei einer kontinuierlich
arbeitenden Presse, dass unter Reduktion der maximalen Presskraft,
die Pressspaltänderung
pro Meter Presslänge
erhöht
werden kann. Dabei wird bei einer Reduzierung der spezifischen Presskraft
von Maximal gegen Null die Einstellkraft für die Longitudinalverformung
der Pressheizplatten entsprechend erhöht bzw. bei einer Erhöhung der
spezifischen Presskraft von Null gegen Maximal die Einstellkraft
für die Longitudinalverformung
der Pressheizplatte entsprechend erniedrigt. Durch diese Anwendung
wird eine Vergrößerung des
Longitudinalverformungsgradienten der jeweiligen Heizplatten erreicht,
die sich ungefähr
bei einer Verdoppelung gegenüber
dem Stand der Technik einstellt. Zudem muss hierbei der spezifische
Druck reduziert werden um die größeren Pressspaltänderungen
einrichten zu können.
Neben dem kostspieligen Aufbau der mechanischen Stellmechanismen
besteht aber trotzdem noch die Gefahr, dass die Heizplatte nicht
mehr im elastischen Bereich verformt wird, sondern die Zug- und
Druckspannungen in der Heizplatte in Längsrichtung über die
Dicke der Heizplatte über
den materialbedingten Grenzwert ansteigen. Dabei spielt neben der
Kraft- und Wärmeübertragung
auch die Biegespannung in der Heizplatte eine große Rolle.
Je nach Stahltyp kann der Spannungsgrenzwert dazu noch variieren. Wird
die Spannung über
den Grenzwert erhöht,
können
plastische Dehnungen auftreten und die Heizplatte irreversibel schädigen. Für einen
Austausch von Heizplatten in einer kontinuierlich arbeitenden Doppelbandpresse
sind aber nicht nur eine hohe Zahl an Mannstunden erforderlich,
auch der Produktionsausfall bei einer Hochleistungspresse ist erheblich.
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Als
Grenzwert aus der Praxis gilt für
die Heizplatten eine Längsspannung
von 120 N/mm2-200 N/mm2 bei
einer Temperatur von etwa 270 °C.
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Der
maximale spezifische Druck der bei der Werkstoffplattenherstellung
notwendig sein kann beträgt
je nach Druckzone der kontinuierlich arbeitenden Presse zwischen
2 N/mm2 und 6 N/mm2.
Die vertikale Verbiegung bzw. die zulässige Verformung der Heizplatte
unter vollem spezifischem Druck bei einer durchzuführenden Änderung
der Größe des Pressspaltes
ist in Längsrichtung
durch die maximalen Zug-/Druckspannungen auf der Blechseite (Abstützung) und
Zug-/Druckspannungen auf der Pressgutmattenseite in der Heizplatte
begrenzt.
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Die
größte Veränderung
des Pressspaltes und damit die stärkste Verformung der Heizplatten
ist bei der MDF Herstellung im hinteren Bereich erforderlich. Bei
der Herstellung von dicken Span- und OSB-Platten (orientiert gestreuten
Platten) ist eine starke Veränderung
des Pressspaltes im vorderen Pressenteil in der Hochdruckzone notwendig.
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Es
besteht die Gefahr, dass bei der Herstellung dicker Werkstoffplatten
hoher Dichte nach der ersten Verdichtung im Einlaufbereich der kontinuierlich
arbeitenden Presse zu hohe spezifische Gegenkräfte aus dem Pressgut auf die
Heizplatten wirken und damit Druckspannungen in vertikaler Richtung entstehen. Üblicherweise
wird bei derartigen Vorfällen
eine Not-Abschaltung der kontinuierlich arbeitenden Presse eingeleitet
und die Presse zur Druckentlastung geöffnet. Bei der Produktion von
dicken Werkstoffplatten – also
Dicken über
40 bis 120 mm – dauert
die Erwärmung
der Pressgutmattenmitte sehr lange, so dass zum Teil bis zur Hälfte der
vollständigen
Presslänge
die Pressgutmatte verdichtet werden muss. Dabei müssen Veränderungen
des Pressspaltes von 5 mm/m Presslänge unter vollem spezifischem
Druck möglich
sein. Mit herkömmlichen
Steuer- und Regeleinrichtungen sind solche Änderungen des Pressspaltes
bei Heizplatten einer Dicke von mehr als 120 mm, meist bis zu 150
mm, nicht möglich.
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Die
Aufgabe der Erfindung ist es, ein Verfahren und eine kontinuierlich
arbeitende Presse zu schaffen um große Änderungen des Pressspaltes
pro Meter Presslänge
unter vollem spezifischem Druck bei Heizplattendicken über 100
mm zu ermöglichen. Die Änderung
der Pressspaltweite von geringer zu großer Pressspaltweite und umgekehrt
muss dabei online möglich
sein ohne dabei plastische Deformationen der Heizplatte zu verursachen.
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Die
Lösung
dieser Aufgabe für
das Verfahren besteht im kennzeichnenden Teil des Patentanspruches
1. Die Lösung
dieser Aufgabe für
eine kontinuierlich arbeitende Presse zur Durchführung des Verfahrens ist im
Anspruch 7 angegeben.
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Die
wesentliche Lehre der Erfindung zeigt, dass eine Änderung
des Pressspaltes mit der so genannten Progressionsverformungsberechnung
um ein Vielfaches gegenüber
dem Stand der Technik erhöht
werden kann. Beispielsweise beträgt
die maximal mögliche
Längsverformung
bei einer 130 mm dicken Heizplatte unter 5 N/mm2 spezifischem
Druck ca. 2 mm pro Meter. Durch Anwendung des Verfahrens kann aber
schon nach 4 m Presslänge
bei einer progressiven Verformung 7 mm Pressspaltänderung pro
m Presslänge
erreicht werden. Damit kann die Pressspaltänderung pro Meter Presslänge deutlich erhöht werden,
ohne dass die Heizplatte zu hohe Spannungen erfährt. Dies ermöglicht die
Verwendung von dicken und damit unflexiblen Heizplatten und damit
die Erhöhung
des Stegabstandes der Pressenrahmen in Längsrichtung. Es ergibt sich
damit keine unerwünschte
Durchbiegungen der Heizplatte zwischen den Stegen mit einer entsprechenden
Pressspalterhöhung,
bei einem hohen spezifischen Pressdruck.
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Durch
die progressive Verformung treten in der Heizplatte unter dem Stegblech
Druckspannungen und auf der Rollstangen- bzw. Stahlbandseite Zugspannungen
in Längsrichtung
(Produktionsrichtung) auf. Je nachdem ob sich die Heizplatte unter dem
Stegblech oder zwischen zwei Stegblechen befindet, ändert sich
die Höhe
der Zugspannungen in Längsrichtung.
Die größte Zugspannung
tritt dabei unter den Stegblechen auf. Die Änderung der Zugspannung in
Längsrichtung
wird aber mittels der progressiven Verformung relativ gering gehalten,
so dass die Spannungen immer unter den zulässigem Grenzwert liegen. Gleichzeitig
wird aber die maximal mögliche
Verbiegung und damit eine hohe Änderung des
Pressspaltes pro Meter Pressenlänge
ermöglicht.
Damit ergibt sich bei einer elastischen Anbindung der Heizplatte
an das Stegblech und einer progressiven Heizplattenverformung trotzdem
ein sicheres Betreiben der Anlage.
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Weitere
vorteilhafte Maßnahmen
und Ausgestaltungen des Gegenstandes der Erfindung gehen aus den
Unteransprüchen
und der folgenden Beschreibung mit der Zeichnung hervor.
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Es
zeigen:
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1 in
vollständiger
Seitenansicht eine kontinuierlich arbeitende Presse zur Durchführung des
erfindungsgemäßen Verfahrens,
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2 eine
schematische Schnittansicht durch die kontinuierlich arbeitende
Presse nach 1,
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3 einen
Ausschnitt aus der Seitenansicht nach 1,
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4 ein
Diagramm mit einer progressiven Änderung
des Pressspaltes bei einer kontinuierlich arbeitenden Presse und
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5a und
b zur Darstellung der Längsspannungen
in einer Heizplatte bei einer ebenen und einer progressiven Anwendung,
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6 eine
beispielhafte Ansicht der Biegeverformung einer Heizplatte mit jeweils
zwei fest verbundenen aber unbeweglichen Auflagern,
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7 eine
beispielhafte Ansicht der Biegeverformung einer Heizplatte mit jeweils
zwei fest verbundenen aber im Gegenlager beweglichen Auflagern,
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8 zeigt
in Seitenansicht die elastische Anbindung einer Heizplatte an ein
Stegblech.
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Die
kontinuierlich arbeitende Presse 1 für das Verfahren nach der Erfindung
besteht nach der Zeichnung in ihren Hauptteilen aus dem Presstisch 8 und
den, für
die Pressspalteinstellung wirkenden, vertikal beweglichen Pressbär 9 und
den sie formschlüssig
verbindenden Zuglaschen 14. An den Stirnseiten von Presstisch 9 und
Pressbär 8 sind
Umlenktrommeln 4 und 5 und Antriebstrommeln 6 und 7 für die oben
und unten umlaufenden endlosen Stahlbänder 2 und 3 vorgesehen.
Die aus den Stegblechen 18 und 19 herausragenden
Ansätze
bzw. Auskragungen wirken als Widerlager zum Heben und Senken des
Pressbärs 8,
wobei Hauptzylinder-Kolbenanordnungen 10 in Öffnungen 21 der
Zuglaschen 14 angeordnet sind. Die Zuglaschen 14 sind
wiederum mit den unteren Stegblechen 19 des Presstisches 9 kraftschlüssig verbunden.
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Aus
der 1 ist weiter zu entnehmen, wie die Umlenktrommeln 4 und 5 den Einlaufspalt
im Einlauf der kontinuierlich arbeitenden Presse 1 in Produktionsrichtung 17 bilden.
Es wurde darauf verzichtet im Einzelnen darzustellen, wie sich die
mit den Stahlbändern 2 und 3 um
Presstisch 2 und Pressbär 3 geführten Rollstangen
gegen die Heizplatten 12 und 13 abstützen. Dies
ist aus der einschlägigen
Literatur und dem oben genannten Stand der Technik bereits bekannt.
Die umlaufenden Rollstangen, als Beispiel für eine rollende Abstützung, sind
zwischen den Heizplatten 12 und 13 und den Stahlbändern 2 und 3 mitrollend
angeordnet und werden üblicherweise
mit außenseitig
angeordneten mitlaufenden Laschenketten (nicht dargestellt) geführt. Das
Pressgut bzw. eine gestreute Pressgutmatte wird mit den von den
Antriebstrommeln 6 und 7 angetriebenen Stahlbändern 2 und 3 durch
den Pressspalt 22 gezogen und zu Platten gepresst. Die
hydraulischen Multipot-Zylinder 11 sind
als Kurzhubzylinder mit Kurzhubkolben unterhalb der Heizplatte 13 angeordnet und
stützen
sich auf Stützbleche
der unteren Stegbleche 19 ab. Üblicherweise werden zwei Stegblechanordnungen
bestehend aus zwei Stegblechen 18 des Pressbärs 8,
den korrespondierenden Stegblechen 19 des Presstisches 19 mit
den verbindenden Zuglaschen 14 als ein Pressenrahmen 23 zusammengefasst.
Ein Pressenrahmen 23 wird dabei auf dem Fundament oder
einem Rahmen mittels eines Rollradsegmentes 20 beweglich
gelagert. Während
des Betriebes bringen die Hauptzylinderkolbenanordnungen 10 den
notwendigen Pressdruck auf um einen definierten Pressspalt 22 einzustellen
in dem mittels Druck und über
die Heizplatten 12 und 13 eingebrachte Wärme das
Pressgut zu Werkstoffplatten verpresst wird. Dabei sind die oberen
Heizplatten 12 über
eine Heizplattenaufhängung
zusätzlich
an den oberen Stegblechen 18 des Pressbärs 8 angelenkt. Die
Heizplattenaufhängungen
besteht dabei aus einer Zylinderkolbeneinheit 26, die die
Heizplatte 12 über
eine Zugstange 16 gegen das Stegblech 18 zieht.
Diese elastischen Heizplattenaufhängungen können aber auch als Zugseile
mit Tellerfedern oder Blattfedern ausgeführt sein. Die mögliche Krafteinleitung
durch die Heizplattenaufhängung
muss dabei so groß sein,
dass eine progressive Verbiegung möglich ist. Diese elastische
Anbindung der Heizplatte 12 gegen das Stegblech 18 dient
auch zur Erhöhung
der Betriebssicherheit der kontinuierlich arbeitenden Presse 1,
denn bei einem Ausfall der Wegsensorik an den Stegblechen 18/19 oder
an einem Pressenrahmen 23 schaltet unter Umständen die
Regelungsautomatik diesen Bereich auf Öffnen. Dann drücken die Rücktreibzylinder 15 die
Stegbleche 18/19 oder den Pressenrahmen 23 so
weit auseinander. Dies kann sogar dazu führen, dass sich die Stegbleche 18/19 von
den Heizplatten 12/13 ablösen. Dies würde in diesem Bereich der kontinuierlich
arbeitenden Presse 1 zu einer unkontrollierten Aufbiegung
der Heizplatten 12/13 bis hin zu einer plastischen
Verformung oder Zerstörung
der betroffenen Maschinenelemente führen, da die zulässige Stützweite
der Heizplatten 12/13 plötzlich überschritten wird.
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Zur
Einstellung des Pressspaltes 22 sind an den außenseitigen
Auskragungen der Stegbleche 18 und 19 Rücktreibzylinder 15 angeordnet
sind. Über die
Rücktreibzylinder 15 werden
die Stegbleche 18 entgegen der Wirkungsrichtung der Hauptzylinderkolbenanordnungen 10 verschoben
und erweitern so den Pressspalt 22. Dabei werden die oberen
Heizplatten 12 über
die Heizplattenaufhängung
ebenfalls mit nach oben geführt.
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Um
die Verbiegungen der Heizplatten 12 und/oder die Veränderungen
des Pressspaltes 22 messtechnisch zu erfassen und regelungstechnisch weiterverarbeiten
zu können
ist zwischen jedem korrespondierenden bzw. gegenüberliegendem Stegblech 18/19 ein
Wegmeßsystem
angeordnet. Die Messwerte der verformten Heizplatte 12 werden
mittels eines Diagnoseprogramms überprüft und anhand
der longitudinalen Verformung der Heizplatte 12 zwischen
zwei Auflagerpunkten mit der maximal möglichen Biegelinie verglichen.
Dabei wird um eine progressive Verformung der Heizplatte 12 über mehrere
Stegbleche 18 zu erreichen, die nächste Biegelinie auf die jeweils
in den Auflagerpunkten der Heizplatte 12 angelegte Tangente
bezogen.
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Um
dieses Verfahren zu verdeutlichen ist in 4 die progressive
Verformung der Heizplatte 12 je Stegblech 18 mit
einer Verformungslinie 25 in ein Koordinatensystem übertragen.
Die Ordinate zeigt die Öffnung
des Pressspaltes in mm und die Abszisse einen Bereich Pressstrecke
in Produktionsrichtung 17 mit einem Einlaufgelenksystem
(G0 bis G2). Der Kontakt der Pressgutmatte mit dem oberen Stahlband
erfolgt üblicherweise
bei diesem System zwischen G0 und G1. In einem Einlaufgelenksystem sind
in an sich bekannter Weise eine oder mehrere Einlaufheizplatten
(nicht dargestellt) mittels Gelenken verbunden und führen das
Pressgut nach dem ersten Kontakt mit den Stahlbändern mittels einer Keilverdichtung
in die kontinuierlich arbeitende Presse 1 ein. Je nach
Ausführung
wird nach dem Einlaufgelenksystem an einem Gelenk (G2) an eine Heizplatte 12 übergeben,
die über
die mehrere Stegbleche 18 (18/0, 18/1...18/n) hinweg progressiv
verbogen ist. Zur Verdeutlichung der progressiven Krümmung der
Heizplatte 12 findet sich die Linie 25 im Bereich
G2 bis 18/3. An den Auflagerpunkten 18/0, 18/1, 18/2 der Stegbleche 18 an
den Heizplatten 12 ist jeweils die Tangente 24 angetragen,
die zur Berechnung der möglichen
maximalen Biegelinie der Heizplatte 12 verwendet wird.
Im vorliegenden vereinfachten Diagramm wird die Heizplatte 12 von
der in der kontinuierlich arbeitenden Presse 1 eingestellten
Enddicke des Produktes (Ordinate = 0) ab dem Auflagerpunkt 18/3
zur Vergrößerung des
Pressspaltes 22 in Richtung Presseneinlauf aufgebogen.
Dabei beträgt
die Aufbiegung den Wert Δx
(bezogen auf einen Wert Δy
= Auflagerabstand), der sich mittels der Lehre der Technischen Mechanik
und der Festigkeitslehre so berechnen lässt, dass die Heizplatte 12 keine
plastische Verformung erfährt
und die Dauerfestigkeit ebenfalls in den notwendigen Bereichen erhalten
bleibt. Begrenzt wird Δx
im Wesentlichen durch die Druckspannungen längs in der Heizplatte 12 unter
dem Stegblech 18. Die Anbindung der Heizplatte 12 an
das Einlaufgelenksystem in Punkt G2 mittels einem Gelenk vermeidet
eine sonst notwendige Rückbiegung
der Heizplatte 12 an der Stelle des Punktes G2. Anstatt
einem Einlaufgelenksystem kann natürlich eine dünnere Heizplatte
hoher Flexibilität
Anwendung finden, die stärker
elastisch gebogen werden kann. Dies ist dadurch möglich, dass
im Einlaufbereich keine so hohen Drücke benötigt werden, da die Pressgutmatte
normalerweise aus locker gestreutem Pressgut besteht und im Einlaufbereich die
vorhandene Luft oder Gasgemische aus dem Pressgut herausgedrückt wird.
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Um
eine progressive Longitudinalverformung der Heizplatte 12 ohne
plastische Verformung und Schädigungen
zu ermöglichen,
wird die aktuelle Longitudinalverformung der Heizplatte 12 je
Längeneinheit
im aktuellen Produktionsbetrieb zwischen zwei Auflagerpunkten an
den Stegblechen 18 durch geeignete Messaufnehmer ermittelt
und ständig
mit den vorgegebenem Pressspaltprofil verglichen, damit bei möglichen
Abweichungen die Longitudinalverformung je Längeneinheit nachgeregelt werden kann.
So werden auch die Grenzwerte der Produktion überwacht um im Notfall schnell
eingreifen zu können.
Die notwendigen Führungsgrößen für die Regelkreise
ergeben sich aus dem zu verpressenden Gut, dem anzuwendenden Produktionsablauf,
der zu produzierenden Enddicke des Produktes und anderen Parametern.
Die Wegmesssysteme zur Aufnahme der Verformung der Heizplatten 12 können als
Wegaufnehmer am Heizplattenrand, an den seitlichen Rücktreibzylindern 15 und/oder
an den Hauptzylinderkolbenanordnungen 10 angeordnet sein.
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Die
Hauptzylinderkolbenanordnungen 10 weisen zur Ermöglichung
der progressiven Verbiegungen der Heizplatte 12 ein Dichtungsspiel
auf. Damit ist gewährleistet,
dass bei Verschiebungen durch die progressive Verbiegung der Heizplatte 12 keine Spannungen
in den Hauptzylinderkolbenanordnungen 10 auftreten und
die progressive Verbiegung reibungslos möglich ist. Bei extremen Verbiegungen können die
Hauptzylinderkolbenanordnungen 10 zusätzlich in Längsrichtung drehbar gelagert
sein. Aber auch die Stegbleche 18 können sich in Grenzen bewegen
und die Verbiegungen der Heizplatten 12 und damit verbundene
Verschiebungen der Auflagerpunkte ausgleichen.
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5a soll
die üblichen
longitudinalen Spannungsverhältnisse
an den Oberflächenseiten
ein den Heizplatten 12 und 13 im normalen Betriebszustand ohne
Verbiegung darstellen. Dazu sind beidseits der neutralen Faser 28 für die Spannungsart
Druck ein D und für
die Spannungsart Zug ein Z eingetragen. Zwischen zwei Auflagerpunkten
durch die Stegbleche 18 oder 19 ändern sich
die Belastung durch die zusätzlich
eintretenden Kraftvektoren 27 der abrollenden Rollstangen 29.
Bei einer Verbiegung der oberen Heizplatte 12, dargestellt
in 5b, ändern
sich die longitudinalen Spannungsverhältnisse in der oberen Heizplatte 12 dergestalt,
dass auf der Seite der Stegbleche 18 nur noch Druckspannungen
longitudinal herrschen und auf der Seite der Rollstangen 29 nur noch
Druckspannungen vorhanden sind.
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In
der nicht maßstabsgetreuen 6 ist
eine beispielhafte Ansicht der Biegeverformung einer Heizplatte 12 mit
jeweils zwei fest verbundenen aber unbeweglichen Pressenrahmen 23 angedeutet.
Dadurch, dass jeweils zwei Stegbleche 18 durch eine unbewegliche
Hauptzylinderkolbenanordnungen 10 beaufschlagt werden,
ergibt sich beim Öffnen
der Presse eine treppenartige Verformung der Heizplatte 12.
Eine derartige Verformung ist nicht nur hinsichtlich der Stahlband-
und Rollstangenführung
problematisch, sondern ergibt auch eine überaus starke Beeinflussung
der Dauerfestigkeit der Heizplatten 12. Besonders die Wendepunkte
der Treppensteigung zwischen zwei Pressenrahmen 23 ergeben
hinsichtlich der wechselnden Biegespannungen extreme Auswirkungen
auf die Dauerfestigkeit der Heizplatte 12. Auch die Dauerbruchgefahr
erhöht
sich signifikant, schließlich
wird die Heizplatte 12 durch die abrollenden Wälzkörper bzw.
Rollstangen belastet, die longitudinal wandernde Linienpressungen
auf die Heizplatten ausüben
und so eine schwingende Druckbelastung in die Heizplatten 12 einbringen,
die die wechselnden Zug- und Druckspannungen (vgl. 5) überlagern.
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In
der ebenfalls nicht maßstabsgetreuen 7 ist
eine beispielhafte Ansicht der Biegeverformung einer Heizplatte 12 mit
jeweils zwei fest verbundenen aber im Gegenlager (Hauptzylinderkolbenanordnungen 10)
beweglichen Auflagern dargestellt. Es ergibt sich keine treppenartige
Verbiegung der Heizplatte 12. Damit minimieren sich auch
die wechselnden Zug- und Druckspannungen longitudinal bzw. die wechselnden
Belastungen enden ganz und weichen einer reinen schwingenden Druckbelastung
auf der Stegblechseite der neutralen Faser 28 der Heizplatte 12.
Dementsprechend stellen sich reine Zugbeanspruchungen longitudinal
auf der Seite der Rollstangen der neutralen Faser 28 in
der Heizplatte 12 ein.
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Mit 8 ist
die elastische Aufhängung
der Heizplatte 12 über
Zugstange 16 und einer Zylinderkolbeneinheit dargestellt.
Dabei ist die Zugstange 16 drehbar an einem angeschweißten Auflager 31 an der
Heizplatte 12 angelenkt. Anstatt eines Zylinderkolbeneinheit
können
auch Tellerfedern oder Blattfedern zur elastischen Anbindung der
Heizplatte 12 an das Stegblech 18 verwendet werden.
Natürlich
kann diese Aufgabe auch noch durch andere Maschinenelemente gelöst werden.
Für eine
thermische Isolierung der Heizplatte 12 von den Stegbleche 18 ist
ein Gleitlager 30 eingefügt, das zusätzlich bei thermisch bedingten
Verformungen oder bei Verbiegungen der Heizplatten 12 eine
leichte Verschiebung der Stegbleche 18 zu den Heizplatten 12 ermöglicht.
Die Stegbleche 18/19 werden üblicherweise im Hochdruckbereich
in einem Abstand von 400 mm angeordnet. Im Niederdruckbereich der
kontinuierlich arbeitenden Presse 1, normalerweise gegen
Ende des Pressbereichs kann der Abstand der Stegbleche 18/19 durchaus
800 mm und mehr betragen. In letzterem Falle ist es natürlich sinnvoll
die Stegbleche 18/19 jeweils mit einer eigenen
Hauptzylinderkolbenanordnung anzusteuern und nicht zwei oder mehr Stegbleche 18/19 zu
einem Pressenrahmen 23 zusammenzufassen. In den neuesten
Entwicklungen der Holzwerkstoffplattenindustrie ist mittlerweile
die Dünnplattenproduktion
unter 8 mm bis zu 0,5 mm Enddicke der Platten sehr gefragt. Die
Dünnplattenproduktion
zeichnet sich dabei durch sehr hohe Produktionsgeschwindigkeiten
aus, da die Platten nicht überhitzt
aus der kontinuierlich arbeitenden Presse ausfahren sollen und der
Wärmeeintrag reguliert werden
soll. Bei derartigen Pressen kann es sinnvoll sein den Pressenauslauf
mit progressiv einsteuerbaren Heizplatten zu versehen, die es ermöglichen
das Pressgut oder die fertige Dünnplatte
bereits früh
von den heißen
Stahlbändern
zu lösen
um den Wärmeintrag
zu reduzieren. Gleichzeitig können
natürlich
auf einer derartigen Presse auch Produktionen für Dickplatten gefahren werden,
wobei die progressive Öffnung
des Pressenauslaufes nicht zum tragen kommt, da in der Dickplattenproduktion
möglichst
viel Wärme in
den Plattenstrang eingetragen werden soll. Bei der MDF-Plattenherstellung
kann eine progressive Verformung der Heizplatten im Niederdruckbereich
im hinteren Teil der Presse von Bedeutung sein um hier Entlastungs-
und Ausdampfungsvarianten der Pressgutmatte zu fahren, wobei hier
je nach Bedarf ein Gelenk angeordnet sein kann. Die Gelenke können auch
dergestalt ausgeführt
sein, dass sie gesperrt werden können
und so als ein starrer Übergang
zu den anderen Heizplatten verwendet werden kann. In dieser Ausführungsform
ergeben sich eine Vielzahl von einsteuerbaren Pressdruckprofilen über die
Produktionslänge
bzw. Presslänge
der kontinuierlich arbeitenden Presse.
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- 1
- kontinuierlich
arbeitende Presse
- 2
- Stahlband
oben
- 3
- Stahlband
unten
- 4
- Umlenktrommel
- 5
- Umlenktrommel
- 6
- Antriebstrommel
- 7
- Antriebstrommel
- 8
- Pressbär
- 9
- Presstisch
- 10
- Hauptzylinderkolbenanordnung
- 11
- Multipot-Zylinder
- 12
- Heizplatte
(8)
- 13
- Heizplatte
(9)
- 14
- Zuglaschen
- 15
- Rücktreibzylinder
- 16
- Heizplattenaufhängung
- 17
- Produktionsrichtung
- 18
- Stegblech
(8)
- 19
- Stegblech
(9)
- 20
- Rollradsegmente
- 21
- Öffnungen
- 22
- Pressspalt
- 23
- Pressenrahmen
- 24
- Tangente
- 25
- Verformungslinie
(12/13)
- 26
- Zylinderkolbeneinheit
- 27
- Kraftvektoren
der Rollstangen
- 28
- neutrale
Faser
- 29
- Rollstangen
- 30
- Gleitlager
- 31
- Lager