DE102005063257A1 - Okklusaler Schild zur Zahnstabilisierung - Google Patents
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Abstract
Die Erfindung betrifft einen okklusalen Schild zur Zahnstabilisierung sowie seine Verwendung bei - vorzugsweise mit adhäsiven Restaurationstechniken - behandelten Zähnen zu deren Schutz vor Frakturen. Adhäsive Restaurationstechniken werden z.B. bei tief zerstörten Zähnen und endodontisch versorgten Zähnen angewandt. Der erfindungsgemäße okklusale Schild ist dadurch gekennzeichnet, dass er ein Okklusalrelief darstellt, dessen Unterseite passgenau die präparierte plane Kaufläche des Zahnes bedeckt und dessen Obersetie in anatomisch und funktionell natürlicher Form die Kaufläche des Zahnes nachbildet.
Description
- Die Erfindung betrifft einen okklusalen Schild zur Zahnstabilisierung sowie seine Verwendung bei – vorzugsweise mit adhäsiven Restaurationstechniken -behandelten Zähnen zu deren Schutz vor Frakturen, insbesondere während der Kaubewegung. Adhäsive Restaurationstechniken werden z.B. bei tief zerstörten Zähnen und endodontisch versorgten Zähnen angewandt.
- Die klinische Krone des Zahnes ist nach größerem Verlust an Zahnhartsubstanz durch die klassische Füllungstherapie nur unzureichend vor Frakturen geschützt. Die okklusions-tragenden Höcker sind durch kariöse Destruktion geschwächt; die therapeutisch notwendige klassische Präparation führt zusätzlich zu einer "Schlitzung" der klinischen Krone überwiegend in mesio-distaler Richtung.
- Bei einem endodontisch behandelten Zahn ist die präparative Teilung besonders intensiv, da durch die Zugangskavität zum Erreichen der Wurzelkanäle auch die Zahnhartsubstanz im Kern der klinischen Krone entfernt werden musste. Das Frakturrisiko steigt während der Aufbereitung des Wurzelkanals mit jedem weiteren Behandlungsschritt durch den fortschreitenden Abtrag von Dentin und die damit einhergehende mechanische Schwächung des Zahnes. Der maximale Erhalt vorhandener, natürlicher Zahnsubstanz ist deshalb wünschenswert und kann durch moderne Verfahren der adhäsiven Rekonstruktion der klinischen Krone mit einem Kompositmaterial auch realisiert werden. Damit wird eine weitgehende Stabilisierung des Zahnes erreicht, ein ausreichender Frakturschutz jedoch nicht gewährleistet. Nach der Reduktion der einwirkenden Kaukräfte durch Einschleifen sichert dieses Vorgehen während einer sich über mehrere Sitzungen erstreckenden endodontischen Behandlung die Stabilität des temporären Verschlusses und die Keimfreiheit des Wurzelkanals. Nach Abschluss der Wurzelbehandlung muss aber auch die Kaufläche rekonstruiert und der Antagonistenkontakt wiederhergestellt werden. Weder die mechanisch noch die adhäsiv verankerte Füllung oder das Inlay bieten jedoch ausreichenden Schutz vor den während der Kaubewegung auftreffenden axialen und lateralen Kräften; entsprechend hoch ist hier die Gefahr, dass vestibuläre oder orale Höcker frakturieren. Eine Stabilisierung gegenüber okklusaler Belastung erfolgt gegenwärtig i.d. R. durch Überkronung des Zahnes. Die Mittel der Wahl sind Metall- oder Keramikkronen, welche die Kaufläche bedecken und weiterhin kegelstumpfförmig die Kronenwände des Zahnes nach deren Präparation durch den Zahnarzt umfassen. Mechanische Friktion und Befestigung mit z.B. einem Zinkphoshatzement sichern die Lage einer solchen Krone.
- Die zahlreichen Materialien und Möglichkeiten der Überkronung dürfen nicht darüber hinwegtäuschen, dass sie Risiken und Fehlermöglichkeiten besitzen, so dass der Erhalt von Zahnhartsubstanz gegenüber dem Ersatz durch künstliche Materialien stets Vorrang haben sollte. Eine Überkronung des Zahnes bedeutet zusätzlichen präparativen Aufwand, der eine erhebliche Reduktion der Zahnhartsubstanz im Bereich der Seitenflächen der klinischen Krone verlangt. Die Gestaltung der marginalen Präparationsgrenze ist schwierig und bei ungünstigen anatomischen Bedingungen und besonders bei subgingivalem Verlauf nur unter hoher Konzentration des Behandlers zu realisieren. Nach der Eingliederung der Krone bildet die Zementierungsfuge einen Ort erhöhter Plaqueretention mit der erhöhten Gefahr der Entstehung von Sekundärkaries, der Herausbildung von Entzündungen des sich in unmittelbarer Nähe befindlichen marginalen Parodonts und daraus resultierenden ästhetischen Problemen durch Gingivaretraktionen.
- Der Erfindung lag deshalb die Aufgabe zugrunde, nach Möglichkeiten der Zahnstabilisierung zu suchen, die die Nachteile einer Überkronung, insbesondere des weiteren Hartsubstanzverlustes, vermeiden. Weiterhin bestand die Aufgabe der Erfindung darin, vorhandene Zahnhartsubstanz behandelter Zähne und das Füllmaterial vor Frakturen während der Kaubewegung zu schützen.
- Erfindungsgemäß wird die Aufgabe durch einen so genannten okklusalen Schild (auch als Okklusalkappe definiert) mit den Merkmalen des Anspruchs 1 gelöst. Dieser okklusale Schild kann bevorzugt mittels der in der Zahnmedizin zunehmend Verwendung findenden Adhäsivtechnik auf entsprechend präparierte Kauflächen aufgebracht werden. Die Unteransprüche stellen Vorzugsvarianten dar. Gegenstand der Erfindung ist auch ein Verfahren zur Herstellung des okklusalen Schildes sowie seine Verwendung gemäß den Ansprüchen 4 bis 7.
- Der okklusale Schild ist dadurch gekennzeichnet, dass er in seiner Form einem okklusalen Kronensegment entspricht. Erfindungsgemäß wird ein Okklusalrelief des behandelten Zahnes erstellt, welches seine zuvor präparierte Kaufläche bedeckt. Die Gestaltung der Höcker und des Fissurenreliefs erfolgt entsprechend der ursprünglichen Morphologie des behandelten Zahnes unter Berücksichtigung gnathologischer Gesichtspunkte, d.h. sie orientiert sich im wesentlichen an der bestehenden natürlichen Okklusion. Die Höckerneigung sollte den übrigen Zähnen angeglichen werden, um okklusale Interferenzen zu vermeiden. Die Unterseite des okklusalen Schildes ist so konstruiert, dass sie einen flächigen Kontakt zum Zahn passgenau gewährleistet. Die Kaufläche des behandelten Zahnes wird zur Aufnahme des okklusalen Schildes entsprechend reduziert und eben oder leicht konvex gestaltet, wobei vorhandene Höckerspitzen abgetragen werden. Danach wird der okklusale Schild vorzugsweise adhäsiv auf der im wesentlichen planen Oberfläche des Zahnes befestigt. Die Mantelflächen des Zahnes müssen nicht präpariert werden und bleiben erhalten. Durch bevorzugt adhäsive Verankerung eines Befestigungskomposits kommt die Haftung des okklusalen Schildes auf der bearbeiteten Kaufläche zustande.
- Der Schild kann aus mechanisch widerstandsfähigen Materialien wie z.B. Metall, Keramik oder (armiertem) Kompositmaterial hergestellt werden. Seine Anfertigung erfolgt nach dem Aufbau der verlorenen Hartsubstanz eines Zahnes durch adhäsive Rekonstruktion unter Verwendung von Kompositmaterialien und anschließender Reduktion der gesamten Kaufläche.
- Im direkten Verfahren wird danach Kompositmaterial auf die reduzierte Kaufläche unter ggf. zusätzlichem Einlegen einer Faserverstärkung in noch nicht auspolymerisiertes Material aufgetragen und anschließend schrittweise polymerisiert oder ein (vorgeformter) Keramikblock wird auf der reduzierten Kaufläche des Zahnes adhäsiv befestigt. Abschließend wird das Kauflächenrelief entsprechend den anatomischen Gegebenheiten durch präparative Maßnahmen hergestellt, bearbeitet und eine Politur vorgenommen.
- Beim indirekten Vorgehen werden über Negativabdrücke des behandelten Zahnes, seiner Nachbarschafts- und antagonistischen Beziehungen Modelle hergestellt, auf denen die Modellation des Schildes auf dem Modell (analog zur Herstellung einer Krone) vorgenommen werden kann. Im Munde des Patienten erfolgt die adhäsive Befestigung des gefertigten Schildes auf der Kaufläche des Zahnes, ggf. die Korrektur von Störungen der Okklusion oder Artikulation sowie eine abschließende Politur. Alternativ kann unter Verwendung einer CAD/CAM- Maschine das reduzierte Kauflächenrelief des Zahnes mit einem CAD- System im Munde des Patienten oder anhand eines Modells wie beim indirekten Vorgehen erfasst werden, der okklusale Schild nach der CAD/CAM- Technik vorzugsweise aus industriell gefertigter Keramik hergestellt und danach adhäsiv auf der Kaufläche des Zahnes befestigt werden. Nach der ggf. notwendigen Korrektur von Störungen der Okklusion oder Artikulation erfolgt die abschließende Politur.
- Vorzugsweise kommen kostengünstige metallfreie Materialien zum Einsatz, die die positiven Eigenschaften von Keramiken und Kunststoffen in sich vereinen, so z.B. Ceromere (Ceramic Optimized Polymers), welche einen anorganischen Füllstoffanteil von 75–85 Gew.% in Form silanisierter Feinstpartikel besitzen.
- Eine adhäsive Befestigung kann z.B. mit einem dual oder chemisch härtenden Kompositmaterial erfolgen, wobei der Verbund z.B. durch Haftvermittler erreicht wird, die nach entsprechender Oberflächenkonditionierung einen dauerhaften, spaltfreien Verbund mit dem okklusalen Schild gewährleisten. Für die adhäsive Befestigung stehen eine Vielzahl aufeinander abgestimmter Dentinadhäsiva und Befestigungskomposite zur Verfügung. In der Regel handelt es sich um aromatische, aliphatische oder alicyclische Dimethacrylate. Außerdem sind Urethane (U-DMA-Addukte) enthalten. Die chemisch und lichtinduzierte Polymerisation erfolgt i.d.R. radikalisch.
- Der erfindungsgemäße okklusale Schild wird bevorzugt zur Zahnstabilisierung von tief zerstörten Zähnen, welche z.B. mit Kompositmaterialien unter Verwendung von Dentinadhäsiva aufgebaut wurden, und bei endodontisch behandelten, in gleicher Weise zuvor restaurierten Zähnen angewandt und können diese vor Frakturen – insbesondere während der Kaubewegung – schützen.
- Ein Aufbau stark destruierter Zähne ist Voraussetzung für deren langfristige Erhaltung und für die Umsetzung eines vorausschauenden therapeutischen Gesamtkonzeptes. Erfindungsgemäß ist ein solcher Schild zur Stabilisierung von stark destruierten Zähnen geeignet und verleiht diesen nach ihrem Aufbau einen langzeitigen Schutz. Somit können defekte Zähne, die z.B. durch umfangreiche bzw. multiple Karies, durch traumatische Zerstörung oder großflächige bzw. multiple Füllungen stark geschädigt sind, zunächst durch plastische Füllungsmaterialien bzw. Einlagefüllungen vorzugsweise mittels adhäsiver Restaurationstechniken versorgt werden und danach mit dem passgenauen erfindungsgemäßen Schild vor einer weiteren Zerstörung der Zahnsubstanz bewahrt werden. Durch den okklusalen Schild ist der Schutz des behandelten Zahnes vor Frakturen auch ohne Überkronung möglich. Die voraus gegangenen Behandlungsschritte einer bevorzugten adhäsiven Rekonstruktion werden in die definitive Versorgung ohne weitere Reduktion und damit ohne weitere Schwächung der Außenflächen des Zahnes integriert. Die Präparation ist vergleichsweise einfach. Die Präparationsgrenze liegt weit vom marginalen Parodontium entfernt, so dass dessen Reizung mit den daraus resultierenden Folgen ausgeschlossen ist. Durch das homogene Material des okklusalen Schildes werden die während der Kaubewegung einwirkenden Kräfte relativ gleichmäßig verteilt und ebenso gleichmäßig auf die darunter liegende natürliche, zuvor durch adhäsive Kompositrestauration verstärkte Zahnhartsubstanz übertragen.
- Der wichtigste Vorteil aus der Anwendung des okklusalen Schildes ergibt sich für den Patienten gegenüber der Überkronung dadurch, dass keine weitere präparativ bedingte Schwächung der Mantelfächen der Krone vorgenommen werden muss. Die Lage der Präparationsgrenze im okklusalen Drittel der klinischen Krone ist parodontalprophylaktisch als günstig einzuschätzen. Präparation und Herstellung des Schildes sind gegenüber einer Krone technisch weniger aufwändig und damit kostengünstiger.
- Die Erfindung wird im folgenden anhand
1 erläutert. -
1 stellt eine Vorzugsvariante eines erfindungsgemäßen okklusalen Schildes (Okklusalkappe) für einen endodontisch behandelten Zahn dar. - Legende:
-
- 1
- Okklusaler Schild aus Keramik, Metall oder faserverstärktem Komposit
- 1a
- Oberseite des Schildes
- 1b
- Unterseite des Schildes
- 2
- Schmelz-/Dentinadhäsiv
- 3
- Kompositaufbaufüllung
- 4
- Wurzelkanal mit Wurzelkanalfüllung
- 5
- Dentin
- 6
- Wurzelstift (bei Bedarf)
Claims (7)
- Okklusaler Schild (
1 ) zum Aufbringen auf eine präparierte ebene oder leicht konvexe Kaufläche eines Zahnes, dadurch gekennzeichnet, dass der Schild ein Okklusalrelief darstellt, dessen Unterseite (1b ) passgenau die präparierte plane Kaufläche des Zahnes bedeckt und dessen Oberseite (1a ) in anatomisch und funktionell natürlicher Form die Kaufläche des Zahnes nachbildet. - Schild nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass er aus Keramik, Metall oder Kompositmaterial besteht, vorzugsweise aus faserverstärktem Kompositmaterial.
- Schild nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass die plane Fläche klebefähig und zur adhäsiven Befestigung auf der präparierten Kaufläche unter Verwendung eines Schmelz-Dentinadhäsivs (
2 ) geeignet ist. - Verfahren zur Herstellung eines okklusalen Schildes zur adhäsiven Befestigung auf der Kaufläche eines Zahnes nach Aufbau verlorener Hartsubstanz des Zahnes durch adhäsive Rekonstruktion unter Verwendung von Kompositmaterialien und Reduktion der gesamten Kaufläche, gekennzeichnet durch die Schritte: a) – Erstellen von Negativabdrücken des behandelten Zahnes, seiner Nachbarschafts- und antagonistischen Beziehungen, – Erstellen von Modellen anhand der Negativabdrücke, – Herstellung des Schildes auf dem Modell; oder b) unter Verwendung einer CAD/CAM- Maschine – Erfassung des reduzierten Kauflächenreliefs des Zahnes mit einem CAD- System im Munde des Patienten oder anhand eines Modells wie unter a) beschrieben – Herstellung des okklusalen Schildes nach der CAD/CAM- Technik vorzugsweise aus industriell gefertigter Keramik.
- Verfahren zur Erzeugung eines okklusalen Schildes am Patienten gekennzeichnet durch die Schritte: – Aufbau verlorener Hartsubstanz des Zahnes durch adhäsive Rekonstruktion unter Verwendung von Kompositmaterialien und – Reduktion der gesamten Kaufläche; anschließend – Auftragen von Kompositmaterial auf die reduzierte Kaufläche, ggf. Einlegen einer Faserverstärkung in noch nicht auspolymerisiertes Material, schrittweise Polymerisation und Rekonstruktion des Kauflächenreliefs entsprechend den anatomischen Gegebenheiten oder – adhäsive Befestigung eines vorgeformten Keramikblocks auf der reduzierten Kaufläche des Zahnes, präparative Gestaltung des Kauflächenreliefs und Politur.
- Verwendung eines okklusalen Schildes nach einem der Ansprüche 1 bis 3 zur Zahnstabilisierung.
- Verwendung nach Anspruch 6 zur Stabilisierung von mit adhäsiven Restaurationstechniken versorgten Zähnen.
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