-
Die
Erfindung betrifft eine Rotationsdruckmaschine mit einer Vorrichtung
zum Fixieren eines eigenmotorisch angetriebenen Rotationskörpers, wobei
die Rotationsdruckmaschine eine Maschinensteuerung, ein Druckmaschinengestell,
Mittel zum Erkennen der Ruhestellung des eigenmotorisch angetriebenen
Rotationskörpers
sowie weitere Rotationskörper
mit oder ohne einen Antrieb aufweist.
-
Die
Erfindung betrifft weiterhin ein Verfahren zum Betreiben der erfindungsgemäßen Einrichtung.
-
Bedruckstoff-
und druckbildführende
Rotationskörper
in den Druckwerken von Druckmaschinen werden entweder gemeinsam
(zentral) über
einen durchgehenden Antriebsräderzug
bzw. über
mechanische Längswellen
von einem Hauptmotor angetrieben und/oder sind mit separaten Antrieben
(Einzelantrieben) ausgestattet. Bekannt sind Antriebe für Druckmaschinen,
bei denen die bisher übliche
mechanische Antriebskopplung der Plattenzylinder und/oder Gummizylinder
mit dem zentralen Antriebsräderzug
permanent aufgehoben ist und diese Rotationskörper jeweils einzeln separat
angetrieben werden (
DE
196 23 224 A1 ,
DE
199 03 869 A1 ). Weiterhin sind Antriebslösungen bekannt,
bei denen einzelne Rotationskörper
nur temporär
zur schnelleren Durchführung
bestimmter Hilfsprozesse mittels Schaltkupplungen aus dem Antriebsräderzug herausgelöst werden
und mit einem Einzelantrieb verbunden und nach Beendigung des Hilfsprozesses wieder
in den Antriebsräderzug
eingekoppelt werden (
DE
19723147 A1 ).
-
Bei
manuellen Eingriffen an einzeln angetriebenen Zylindern, wenn die
vorhandenen Schutzeinrichtungen deaktiviert oder entfernt sind,
müssen
die Zylinder zum Schutz vor Verletzungen mit den zugeordneten Einzelantriebsmotoren
gebremst werden. Bei zufälliger
oder situationsbedingter Abschaltung des Einzelantriebsmotors ist
die Zylinderfixierung durch den Motor wirkungslos.
-
Insbesondere
für Einstell-
und Servicearbeiten an einem einzeln angetriebenen Zylinder bei
inaktiven Schutzvorrichtungen muss die Einfehlersicherheit des Einzelantriebes
gewährleistet
werden, wenn der Zylinder zum Schutz vor Verletzungen infolge unbeabsichtigter
Rotation mittels Einzelantriebsmotor gebremst bzw. festgehalten
bzw. fixiert werden soll. Die Herstellung der Einfehlersicherheit
bedeutet jedoch zusätzliche
Maßnahmen
und erhebliche Kosten. Ein weiteres Arbeitsschutzrisiko entsteht
durch den Verlust des Bremsmomentes, wenn der Einzelantrieb mittels
Not-Aus stromlos geschaltet wird. Wenn ein solcher Bremsmomentverlust
während
eines manuellen Eingriffes am Zylinder erfolgt, besteht ebenfalls
ein Verletzungsrisiko durch Quetschungen.
-
Es
ist bekannt, für
Reinigungs- und Wartungsarbeiten an Zylindern mit Einzelantrieb
bei abgeschaltetem Einzelantrieb mindestens zwei Rollen zwischen
den einzeln angetriebenen Zylinder und einem über einen Hauptantrieb angetriebenen
Zylinder zu schalten, die den Zylinder mit Einzelantrieb mittelbar über den
Hauptantrieb antreiben.
-
Nachteilig
an dieser Lösung
ist der Aufwand für
die zusätzlichen
Rollen.
-
Der
Erfindung liegt deshalb die Aufgabe zugrunde, kostengünstige und
einfach zu realisierende Lösungen
für das
Fixieren von Rotationskörpern
mit eigenmotorischen Antrieb zur sicheren Durchführung von Einstell- und Servicearbeiten
an diesen Rotationskörpern
zu schaffen.
-
Erfindungsgemäß wird die
Aufgabe durch Verfahren mit den Merkmalen des Anspruchs 1 oder eine
Vorrichtung mit den Merkmalen des Anspruchs 9 gelöst.
-
Das
Verfahren zum Bremsen oder Fixieren eines Rotationskörpers in
einer Druckmaschine, der permanent von einem Einzelantrieb angetrieben wird,
ist entweder mit zusätzlichen
Spannmitteln durchführbar
oder nutzt das Vorhandensein weiterer Rotationskörper, die mit einem oder mehreren
weiteren Antriebsmotoren in Antriebsverbindung stehen. Das kann
beispielsweise ein durchgehender Antriebsräderzug sein, der von einem
Hauptantriebsmotor zentral angetrieben wird und der alle Druckzylinder,
Gummituchzylinder, Übergabetrommeln
und Farbwerke einer Offsetdruckmaschine antriebsseitig verbindet.
Zur sicheren Durchführung
von manuellen Eingriffen an den massereichen Zylindern einer Druckmaschine,
insbesondere für
Einstell- und Servicearbeiten an dem einzeln angetriebenen Rotationskörper, wird
erfindungsgemäß ein reibschlüssiger Oberflächenkontakt
zwischen dem einzeln angetriebenen Rotationskörper, an dem die Servicearbeiten durchgeführt werden
sollen, oder einem mit dem einzeln angetriebenen Rotationskörper in
einer Antriebsverbindung stehenden Rotationskörper und einem weiteren Rotationskörper, der
mit einem weiteren Antriebsmotor, z.B. dem Hauptantrieb, verbunden
ist, und/oder mit dem Druckmaschinengestell hergestellt.
-
Die
Erfindung hat den Vorteil, dass durch einfache Spannelemente hohe
Bremsmomente erzeugt bzw. durch vorhandene oder einfach realisierbare
Zylinder- bzw. Walzen-Kontakte
Bremsmomente anderer Antriebe auf den einzeln angetriebenen Rotationskörper übertragen
werden können.
-
Da
gegenwärtig
vor allem Plattenzylinder von Offsetdruckmaschinen mit Einzelantrieben
ausgerüstet
werden, soll die Erfindung an drei Ausführungsbeispielen für die Fixierung
eines Plattenzylinders in einer Bogenoffsetdruckmaschine näher erläutert werden.
Die vorgeschlagenen Verfahren oder Vorrichtungen sind aber ebenso
auf andere Rotationskörper
mit Einzelantrieb übertragbar,
ohne den Rahmen der Erfindung zu verlassen.
-
Die
dazugehörigen
Zeichnungen haben folgende Bedeutung:
-
1 Darstellung
einer axialen Zylinderverspannung mit Balgzylinder
-
2 Darstellung
eines Druckwerkes einer Offsetrotationsdruckmaschine mit Farb- und
Feuchtwerk, die mit einer anstellbaren Brückenwalze verbindbar sind
-
3 Darstellung
eines Druckwerkes einer Offsetrotationsdruckmaschine mit Farb- und
Feuchtwerk, wobei der Feuchtduktor separat antreibbar ist
-
In
der 1 ist beispielhaft ein Plattenzylinder 1.P in
einem Offsetdruckwerk einer Druckmaschine dargestellt, dem als eigenmotorischer
Antrieb ein (nicht dargestellter) Einzelantrieb M1 zugeordnet ist. Der
Plattenzylinder 1.P ist mit einer Antriebswelle 1.W in
einer Seitenwand eines Druckmaschinengestells 2 drehbeweglich
gelagert. Gegenüber
der Stirnfläche 1.S des
Plattenzylinders 1.P ist mindestens ein axial wirkender
Balgzylinder 5 in einer fest an einer Seitenwand eines
Druckmaschinengestells 2 gelagerten Führungsbuchse 3 angeordnet,
der auf eine Führungsplatte 4 mit
einem Gummielement 6 wirkt, die in der Führungsbuchse 3 axial
beweglich gelagert ist. Der Luftraum des Balgzylinders 5 wird über (nicht
dargestellte) Druckluftleitungen mit Druckluft beaufschlagt. Mindestens
ein zweites Spannelement 3, 4, 5, 6 befindet
sich an der gegenüberliegenden
Seitenwand und wirkt auf die gegenüberliegende Stirnfläche des
Plattenzylinders 1.P. Die Spannelemente 3, 4, 5, 6 sind
aufgrund ihres geringen Platzbedarfs vorzugsweise ortsfest eingebaut, können aber
ebenso zum Zwecke der Einstell- und Servicearbeiten temporär eingebaut
werden.
-
Wenn
am Plattenzylinder 1.P Einstell- oder Servicearbeiten vorgesehen
sind, wird dieser auf die erfindungsgemäße Weise arretiert. Das geschieht, indem
durch hier nicht näher
beschriebene Mittel der Bewegungszustand des Plattenzylinders 1.P detektiert
wird. Steht dieser still, werden die beiderseitig gegenüber den
Stirnflächen 1.S des
Plattenzylinders 1.P angeordneten Balgzylinder 5 mit
Druckluft beaufschlagt. Zusätzlich
kann ein Detektor vorgesehen werden, der den Motorstrom erfasst.
Damit wird erreicht, dass erst in dem Falle der Plattenzylinder 1.P fixiert
wird, wenn der Einzelantrieb M1 des Plattenzylinders 1.P stromlos
ist.
-
Bei
der Beaufschlagung mit Druckluft werden die Führungsplatten 4 mit
den darauf befindlichen Gummi-Stahl-Elementen 6 auf die
Stirnflächen 1.S des
Plattenzylinders 1.P gepresst und entfalten durch die Haftreibung
zwischen Gummi-Stahl-Element 6 und Stirnfläche 1.S das
erforderlichen Bremsmoment, wobei sich die entgegen gerichteten
Anpresskräfte
kompensieren, so dass keine zusätzlichen
Lagerkräfte
entstehen. Durch die Führung
des Balgzylinders 5 in der Führungsbuchse 3 können hohe
Seitenkräfte
aufgenommen werden, die das unbeabsichtigte Verdrehen des Plattenzylinders 1.P zuverlässig verhindern.
Eine weitere Möglichkeit
bilden um 180° gegeneinander
versetzte pneumatische Zylinder 5, die paarweise radial
auf die Welle 1.W oder die Schmitzringe 1.R des
Plattenzylinders 1.P wirken.
-
Eine
weitere Möglichkeit
zur Fixierung eines Plattenzylinders 1.P mit Einzelantrieb
M1 ist in 2 dargestellt. Zum Druckwerk
einer Bogenoffsetdruckmaschine gehören der bogenführende Druckzylinder 10,
der das Druckbild auf den Bogen übertragende Gummituchzylinder 9 und
der Plattenzylinder 1.P, der die Druckplatte mit dem Druckbild
trägt.
Zur Übertragung
der Druckfarbe und des Feuchtmittels auf die Druckform dienen jeweils
ein am Plattenzylinder 1.P angeordnetes bekanntes Farb-
und ein Feuchtwerk 7, 8 mit weiteren Rotationskörpern (Walzen 7.1, 7.2, 8.1, 8.2, 8.3).
Der Gummituchzylinder 9 ist für die Durchführung von
Hilfsprozessen vom Platten- und Druckzylinder 1.P, 10 abstellbar.
In einer bevorzugten Antriebsvariante ist der von einem Einzelantrieb M1
angetriebene Plattenzylinder 1.P mit dem Feuchtwerk 8,
insbesondere mit der Feuchtauftragwalze 8.1, antriebsseitig über ein
Getriebe gekoppelt. In der Zeichnung sind Antriebsverbindungen mit
einer die Drehachsen der Rotationskörper verbindenden Linie gekennzeichnet.
Die erfindungsgemäße Lösung ist jedoch
ebenso mit einem reibschlüssigen
Oberflächenkontakt
zwischen Plattenzylinder 1.P und Feuchtauftragwalze 8.1 realisierbar.
-
Das
zum Druckwerk gehörende
Farbwerk 7 wird von einem weiteren Antrieb, dem Hauptantrieb M2, über einen
zentralen Antriebsräderzug
ARZ angetrieben.
-
Zur
Regulierung der Feuchtmitteldosierung ist zwischen dem Farb- und
dem Feuchtwerk 7, 8 eine lageverstellbare Brückenwalze
B angeordnet, die im Druckbetrieb wahlweise gleichzeitig an die Farb-
und Feuchtauftragwalzen 7.1, 8.1 anstellbar ist und
dann im Verbund mit dem Farb- und Feuchtwerk 7, 8 rotiert,
oder vom Farbwerk 8 abgestellt wird. Die Verstellung der
Achslager der Brückenwalze
B erfolgt in bekannter Weise beispielsweise über pneumatisch verstellbare
Schwenklager.
-
Zur
Fixierung des Plattenzylinders 1.P während Einstell- oder Servicearbeiten
am Plattenzylinder 1.P sind Betätigungsmittel (beispielsweise
Taster) vorgesehen, die das Anstellen der Brückenwalze B auch außerhalb
des normalen Druckbetriebes über die
Druckmaschinensteuerung auslösen.
Die Brückenwalze
B stellt nun über
den gleichzeitigen reib schlüssigen
Oberflächenkontakt
zur Feuchtauftragwalze 8.1 und zur Farbauftragwalze 7.1 eine
Drehmomentkopplung zwischen dem Farb- und Feuchtwerk 7, 8 her.
Aufgrund der vorhandenen Antriebsverbindung des Plattenzylinders 1.P zur
Feuchtauftragwalze 8.1 und der Antriebsverbindung des Farbwerkes 7 zum
Antriebsräderzug
ARZ und damit zum Hauptantrieb M2 ist damit eine Drehmomentkopplung
zwischen Hauptantrieb M2 und Plattenzylinder 1.P geschaffen, über die
ein Bremsmoment des dazu zuschaltbaren Hauptantriebes M2 zur Fixierung
des Plattenzylinders 1.P aufgebracht wird. Aufgrund der hohen
Massen der mit dem Antriebsräderzug
ARZ verbundenen Rotationskörper
genügt
bereits das Trägheitsmoment
des Antriebsräderzuges
ARZ für eine
Fixierung des Plattenzylinders 1.P. Damit ist gesichert,
dass selbst bei Wegfall der Plattenzylinderfixierung durch den zugeordneten
Einzelantrieb M1 ein ausreichendes Bremsmoment über die Oberflächenreibung
der weiteren Rotationskörper 8.1,
B, 7.1 aufgebracht wird. Das über die Oberflächenkontakte der
Walzen 8.1, B, 7.1 übertragbare Bremsmoment ist
von den erreichbaren Oberflächenreibungskräften abhängig. Trockene
Walzenoberflächen
ermöglichen höhere Bremsmomente.
-
Eine
weitere Möglichkeit
zur Fixierung des Plattenzylinders 1.P bildet die Kopplung
mit dem Feuchtduktorantrieb M3 (siehe 3).
-
Diese
Variante geht ebenfalls von einer permanenten oder kuppelbaren Antriebsverbindung oder
zumindest einem reibschlüssigen,
drehmomentbelastbaren Oberflächenkontakt
zwischen Plattenzylinder 1.P und Feuchtauftragwalze 8.1 aus.
Die Feuchtauftragwalze 8.1 ist mit bekannten Stellmitteln (Schwenklager)
an den Plattenzylinder 1.P und/oder an die Feuchtwerkwalze 8.2 anstellbar.
-
Anstelle
des reibschlüssigen
Oberflächenkontaktes
der Feuchtauftragwalze 8.1 über die angestellte Brückenwalze
B zum Farbwerk 7 wird durch das Anstellen der Feuchtauftragwalze 8.1 der
Oberflächenkontakt
zur Feuchtwerkwalze 8.2 hergestellt.
-
Die
Feuchtwerkwalze 8.2 wird zusammen mit dem Feuchtduktor 8.3 vom
Feuchtduktorantrieb M3 angetrieben. Zwischen Feuchtduktorantrieb
M3 und Feuchtduktor 8.3 ist ein Untersetzungsgetriebe geschaltet,
dass optional über
mehrere Getriebestufen verfügt.
Der Feuchtduktor 8.3 und die Feuchtwerkwalze 8.2 rotieren
mit gleicher Drehzahl.
-
Zur
Fixierung des Plattenzylinders 1.P wird durch Bedienereingaben über die
Maschinensteuerung die Antriebsverbindung zur Feuchtauftragwalze 8.1 hergestellt
bzw. beibehalten und diese analog zum Druckbetrieb durch zugeordnete
Stellmittel in einen reibschlüssigen
Oberflächenkontakt
mit der Feuchtwerkwalze 8.2 gebracht.
-
Damit
ist die Drehmomentenkopplung zum Feuchtduktorantrieb M3 hergestellt,
der insbesondere bei Ausnutzung der Selbsthemmung des Untersetzungsgetriebes
die erforderlichen Bremsmomente auf den Plattenzylinder 1.P überträgt.
-
Eine
weitere Variante für
das Fixieren eines Rotationskörpers 1 mit
Einzelantrieb M1 bildet die Fixierung mittels reibschlüssigem Oberflächenkontakt zu
einem weiteren Rotationskörper 7.1, 8.2,
der von einem weiteren Antrieb M2, M3 gebremst werden kann, wobei
der weitere Rotationskörper 7.1, 8.2 mit den
Spannmitteln 3, 4, 5, 6 gegenüber dem
Druckmaschinengestell 2 fixiert wird. Dies kann vorteilhaft sein,
wenn der weitere Antrieb M2, M3 wegen geringer Leistung keine ausreichenden
Bremskräfte
aufbringen kann oder die direkte Fixierung des einzeln angetriebenen
Rotationskörpers 1 mit
den Spannelementen 3, 4, 5, 6 wegen
beengtem Bauraum nicht möglich
ist.
-
- 1
- einzeln
angetriebener Rotationskörper
- 1.P
- Plattenzylinder
- 1.S
- Stirnfläche
- 1.R
- Schmitzring
- 1.W
- Antriebswelle
- 2
- Druckmaschinengestell
- 3
- Führungsbuchse
- 4
- Führungsplatte
- 5
- Balgzylinder
- 6
- Gummi-Stahl-Element
- 7
- Farbwerk
- 7.1
- Farbauftragwalze
- 7.2
- Farbreiberwalze
- 8
- Feuchtwerk
- 8.1
- Feuchtauftragwalze
- 8.2
- Feuchtwerkwalze
- 8.3
- Feuchtduktor
- 9
- Gummituchzylinder
- 10
- Druckzylinder
- M1
- Einzelantrieb
- M2
- Hauptantrieb
- M3
- Feuchtduktorantrieb
- B
- Brückenwalze
- ARZ
- Antriebsräderzug