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Die vorliegende Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zum Schutz einer Kettenführung einer Druckmaschine vor dem Eindringen von Puder und entstand vor folgendem Hintergrund:
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In Bogenauslegern von Druckmaschinen werden die Bedruckstoffbogen mittels eines Kettenförderers transportiert und dabei mit Puder bestäubt, welches eine abschmierfreie Bogenstaplung gewährleistet. Praktisch unvermeidlich ist, dass dabei ein gewisser Anteil des verwendeten Puders in dem Bogenausleger unkontrolliert vagabundiert. Es besteht die Gefahr, dass der vagabundierende Puder in die Kettenführung des Kettenförderers eindringt, sich darin festsetzt und ansammelt, so dass mit einer im Laufe der Zeit zunehmenden Schwergängigkeit der in der Kettenführung geführten Kette zu rechnen ist. Diese Schwergängigkeit kann schlimmstenfalls zu einer Zerstörung des Antriebes der Kette infolge von Überlastung führen.
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In
DE 199 01 670 A1 und
DE 199 08 266 A1 ist ein Verfahren zum Sauberhalten einer Bogenauslage beschrieben, bei dem aus einem Düsenkasten Frischluft nach unten geblasen wird. Die Frischluft beduscht Bogengreifer und Ketten eines Kettenauslegers, so dass daran anhaftende Puderpartikel mit nach unten geführt werden.
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Zur Abwendung der geschilderten Gefahr wird in
DE 198 59 358 A1 vorgeschlagen, den Innenraum der Kettenführung mit einem Druckluft-Überdruck zu beaufschlagen, der das Eindringen des Puders in den Innenraum verhindert. Diese technische Lösung ist zwar für kurze, nicht jedoch für lange Kettenführungen geeignet. Eine lange Kettenführung würde nämlich eine große Anzahl in geringem Abstand voneinander angeordneter Druckluft-Einlassmündungen und eine sehr leistungsstarke Auslegung des den Überdruck erzeugenden Gebläses erfordern, um einen von der Einlassmündung ausgehenden Überdruck-Abfall zu begegnen und somit in jedem Abschnitt der Kettenführung eine für seine Abdichtungsfunktion hinreichende Größe des Überdrucks zu gewährleisten. Die hohe Einlassmündungs-Anzahl wäre mit einem unakzeptabel großen konstruktiven Aufwand für das Anschließen der Einlassmündungen an das Gebläse verbunden. Die sehr leistungsstarke Auslegung des Gebläses hätte einen hohen Energieverbrauch und eine verstärkte Lärmemission zur Folge.
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Deshalb liegt der Erfindung die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren zum Schutz einer Kettenführung einer Druckmaschine vor dem Eindringen von Puder anzugeben, das auch zum Schutz langer Kettenführungen geeignet ist.
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Diese Aufgabe wird durch ein Verfahren mit den Merkmalen des Anspruchs 1 gelöst.
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Der Erfindung liegt folgende Erkenntnis zugrunde:
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Die Kettenführung ist besonders verschmutzungsgefährdet, wenn eine den Puder mit sich reißende Blasluftströmung auf die Kettenführung gerichtet ist. Diese Situation ist beispielsweise gegeben, falls die Kettenführung neben einer Bogenführung angeordnet ist, die mit Blasluftdüsen zum Erzeugen eines im Wesentlichen zu den Seitenkanten des von der Bogenführung geführten Bedruckstoffbogens hin gerichteten Querluftstroms versehen ist. Der vagabundierende Puder lässt sich mittels entsprechender strömungstechnischer Schutzmaßnahmen kontrolliert von der Kettenführung bzw. deren kritischen Stellen wegleiten, indem der Quer- bzw. Blasluftstrom, in welchem der vagabundierende Puder gewissermaßen gebunden ist, in dementsprechender Weise weggeleitet wird. Die Erfindung macht sozusagen aus der Not (Vorhandensein des Blasluftstroms) eine Tugend (Ausnutzung des Blasluftstroms).
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Das erfindungsgemäße Verfahren lässt sich konstruktiv unaufwendig und ohne Erhöhung des Energieverbrauchs und der Lärmemission realisieren. Deshalb ist es nicht nur für den Schutz kurzer Kettenführungen, sondern auch für den Schutz langer Kettenführungen bestens geeignet.
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In den Unteransprüchen genannte Weiterbildungen werden nachfolgend im Einzelnen kurz erläutert:
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Bei einer hinsichtlich der Nachrüstung vorteilhaften Weiterbildung wird die Blasluftströmung mittels eines Luftleitelements bzw. dessen Luftleitfläche umgelenkt. Dieses Luftleitelement kann spoilerartig bzw. schildförmig ausgebildet sein und sein Einbauort kann in Abhängigkeit von den konstruktiven Gegebenheiten der nachzurüstenden Druckmaschine gewählt werden. Das Luftleitelement kann beispielsweise an der Kettenführung angebracht werden, wenn dort genug Bauraum zur Verfügung steht, und kann anderenfalls auch an einer neben der Kettenführung angeordneten Bogenführung angebracht werden.
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Bei einer Weiterbildung, die sich konstruktiv in einer formschönen und den Zugang ins Maschineninnere nicht behindernden Art und Weise realisieren lässt, wird die Blasluftströmung mittels einer Coandaeffekt-Rundung umgelenkt. Diese Rundung, deren Verlauf die Blasluftströmung aufgrund des Coanda-Effektes zwangsweise folgt, kann z. B. am Seitenrand der Bogenführung ausgebildet sein.
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Bei einer hinsichtlich des Bewirkens eines Selbstreinigungs-Effektes vorteilhaften Weiterbildung wird die Blasluftströmung mittels eines konvexen Strömungsprofils umgelenkt. Dieses Strömungsprofil kann z. B. an der Kettenführung und/oder der darin geführten Kette ausgebildet sein, so dass die von dem Strömungsprofil an zwischen der Kettenführung und der Kette vorhanden Spalten vorbeigeleitete Blasluftströmung aufgrund ihrer Sogwirkung aus besagten Spalten darin festsitzende Verschmutzungen herauszieht.
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Bei einer hinsichtlich der Kollisionsfreiheit problemlosen Weiterbildung wird die Blasluftströmung mittels einer Luftleit-Strömung bzw. Störströmung umgelenkt. Diese strömungstechnische Schutzmaßnahme lässt sich auch in sehr großer Nähe zu sich bewegenden Maschinenteilen, wie z. B. die Bedruckstoffbogen entlang der Bogenführung transportierenden Greiferbrücken, durchführen. Mittels der einen Luftvorhang vor der Kettenführung bildenden Luftleit-Strömung wird die mit dem Puder belastete Blasluftströmung pneumatisch umgelenkt. Die Greiferbrücken können sich dabei kollisionsfrei durch diesen Luftvorhang hindurch bewegen. Eine die Luftleit-Strömung ausstoßende Blaslufteinrichtung kann in hinreichend großem Abstand zur Bewegungsbahn der Greiferbrücken platziert sein, so dass Kollisionen der Greiferbrücken mit der Blaslufteinrichtung ausgeschlossen sind.
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Zur vorliegenden Erfindung gehört auch eine zur Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens oder einer seiner Weiterbildungen ausgebildete Druckmaschine.
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Konstruktiv und funktionell vorteilhafte Ausbildungen dieser Druckmaschine und weitere Weiterbildungen des Verfahrens ergeben sich aus der nachfolgenden Beschreibung bevorzugter Ausführungsbeispiele der Erfindung und der dazugehörigen Zeichnung.
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In dieser zeigen:
- 1 eine Druckmaschine mit einem Kettenförderer und einer zugeordneten Blasluft-Bogenführung und
- 2 bis 6 eine der Schnittslinie X-X in 1 entsprechende Darstellung verschiedener Ausführungsbeispiele des Kettenförderers und der Blasluft-Bogenführung.
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In 1 ist eine Druckmaschine 1 mit einem Druckwerk 2 für den lithographischen Offsetdruck und mit einem Ausleger 3 zum Auslegen von Bogen 4 aus Bedruckstoff auf einem Bogenstapel 5 dargestellt.
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Der Ausleger 3 umfasst einen Kettenförderer 6 mit mehreren Exemplaren einer Greiferbrücke 7 zum Festhalten der Bogen 4 während deren Transports in eine Bogenlaufrichtung 8 zum Bogenstapel 5.
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Unterhalb des Kettenförderers 6 ist eine Blasluft-Bogenführung 9 angeordnet, die ein die transportierten Bogen 4 tragendes Blasluftpolster erzeugt. Dazu stößt die Blasluft-Bogenführung 9 aus einer mit Blasluftdüsen (zeichnerisch nicht dargestellt) besetzten Düsenfläche 10 eine Blasluftströmung 11 aus, die zwischen der Düsenfläche 10 und dem darüber transportierten Bogen 4 zu einer schienenförmigen Kettenführung 12 und einer darin geführten Kette 13 hin strömt. Die Blasluftströmung 11 ist eine sogenannte Querströmung und strömt in horizontaler Richtung und unter einem leicht schrägen oder vorzugsweise genau rechten Winkel bezüglich der Bogenlaufrichtung 8 zu einer Bogenseitenkante 14 des Bogens 4 hin.
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In den 2 bis 6 ist ersichtlich, dass die Kettenführung 6 im Wesentlichen C-förmig profiliert und die Kette 13 teilweise umschließend ausgebildet ist und einen Innenraum 15 aufweist. Die endlose Kette 13 weist Kettenbolzen 13.1, Kettenlaschen 13.2 und Kettenrollen 13.3 auf und läuft um durch die Kette 13 führende Kettenräder bestimmte Umlenkachsen 16 um.
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Um zu verhindern, dass die Blasluftströmung von einem Puderbestäuber 17 (vgl. 1) des Auslegers 3 stammendes, vagabundierendes Puder 18 zu der Kettenführung 12 hin treibt und infolgedessen der Puder 18 in Spalte 19 zwischen der Kettenführung 12 und der Kette 13 eindringt und dabei die Kettenführung 12 verstopft, sind bei den vorliegenden Ausführungsbeispielen verschiedene strömungstechnische Schutzmaßnahmen ergriffen, die nachfolgend im Einzelnen beschrieben werden.
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Bei den in den 2 und 3 dargestellten Ausführungsbeispielen wird jeweils mittels eines vorzugsweise aus Blech bestehenden Luftleitelements 21 die Blasluftströmung 11 vertikal abgelenkt. Das Luftleitelement 21 längserstreckt sich streifenförmig in zur Kettenführung 12 paralleler Richtung, also bezüglich der 2 und 3 senkrecht zu deren Bildebene.
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Das Luftleitelement 21 in 2 ist mehrfach abgewinkelt bzw. gekröpft profiliert und an der Kettenführung 12 angeordnet, so dass es die Blasluftströmung 11 mitsamt des vagabundierenden Puders 18 nach unten ablenkt.
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Das Luftleitelement 21 in 3 ist bezüglich seiner Luftleitfläche konkav konturiert und ist an der Blasluft-Bogenführung 9 angeordnet, so dass es die Blasluftströmung 11 mitsamt des vagabundierenden Puders 18 nach oben ablenkt.
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Bei dem in 4 dargestellten Ausführungsbeispiel wird die Blasluftströmung 11 mitsamt des vagabundierenden Puders 18 mittels einer an der Blasluftbogenführung 9 angeordneten Coandaeffekt-Rundung 22 abgelenkt. Diese Ablenkung erfolgt in vertikaler Richtung nach unten. Die Düsenfläche 10 geht stufenlos in die Coandaeffekt-Rundung 22 über, welche den Seitenrand der Düsenfläche 10 bildet. (Eine solche Coandaeffekt-Rundung wird auch bei dem in 2 dargestellten Ausführungsbeispiel in Kombination mit dem Luftleitelement 21 angewendet.)
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Bei dem Ausführungsbeispiel gemäß 5 sind die außerhalb der Kettenführung 12 liegenden Kettenlaschen 13.2 mit jeweils einem als Abdeckkappe auf die jeweilige Kettenlasche 13.2 aufgesteckten Dichtungsschild 20 bestückt, der auch dazu beiträgt, das Verschmutzen des Innenraumes 15 der Kettenführung 12 zu verhindern. Sowohl dieser Dichtungsschild 20 als auch die Kettenführung 12 ist auf seiner bzw. ihrer der Blasluftbogenführung 9 zugewandten Seite mit einem konvexen Strömungsprofil 23 bzw. 24 versehen. Die Strömungsprofile 23 und 24 ergeben zusammen eine Stromlinienform, welche die Blasluftströmung 11 mitsamt des vagabundierenden Puders 18 nach oben und unten an der Kette 13 und der Kettenführung 12 vorbei ablenkt und an dem Spalt 19 vorbeilenkt. Der von der derart abgelenkten Blasluftströmung 11 in den Spalten 19 erzeugte Sog saugt Verschmutzungen aus den Spalten 19 heraus, die z. B. von der Kette 13 dahinein getragen worden sind.
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In 6 ist ein Ausführungsbeispiel dargestellt, bei welchem die Blasluftströmung 11 mitsamt des von ihr getragenen vagabundierenden Puders 18 mittels einer von einer Blaslufteinrichtung 25 ausgestoßenen Luftleit-Strömung 26 vertikal nach oben abgelenkt wird. Die Luftleit-Strömung 26 ist als scharfer Luftstrahl bezüglich ihres Volumenstroms und Luftdruckes derart bemessen, das sie die BlasluftStrömung 11 dominiert. Die Blaslufteinrichtung 25 kann eine sich zur Bogenlaufrichtung 8 parallel längserstreckende Blasdüsenreihe oder eine sich derart längserstreckende Schlitzdüse aufweisen. Die Blaslufteinrichtung 25 ist zwischen der Kettenführung 12 und der Blasluft-Bogenführung 9 angeordnet und ihre Luftleit-Strömung 26 ist im Wesentlichen quer zur Blasluftströmung 11 ausgerichtet.
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Bezugszeichenliste
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- 1
- Druckmaschine
- 2
- Druckwerk
- 3
- Ausleger
- 4
- Bogen
- 5
- Bogenstapel
- 6
- Kettenförderer
- 7
- Greiferbrücke
- 8
- Bogenlaufrichtung
- 9
- Blasluft-Bogenführung
- 10
- Düsenfläche
- 11
- Blasluftströmung
- 12
- Kettenführung
- 13
- Kette
- 13.1
- Kettenbolzen
- 13.2
- Kettenlasche
- 13.3
- Kettenrolle
- 14
- Bogenseitenkante
- 15
- Innenraum
- 16
- Umlenkachse
- 17
- Puderbestäuber
- 18
- Puder
- 19
- Spalt
- 20
- Dichtungsschild
- 21
- Luftleitelement
- 22
- Coandaeffekt-Rundung
- 23
- Strömungsprofil (von 20)
- 24
- Strömungsprofil (von 12)
- 25
- Blaslufteinrichtung
- 26
- Luftleit-Strömung