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Die
vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zum Auffinden von Herstellungsprozessen
für Produkte
in der graphischen Industrie, wobei das Produkt durch eine oder
mehrere Produkteigenschaften beschrieben wird.
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Die
Herstellung von Produkten in der graphischen Industrie erfordert
eine genaue Planung des Herstellungsprozesses, da meist eine Vielzahl
von Bedruckstoffe verarbeitenden Maschinen und Verbrauchsmaterialien
bei der Herstellung eines solchen Produktes benötigt werden. Dies fängt bei
der Auswahl des Bedruckstoffes an, welcher in vielen Größen, Materialbeschaffenheiten,
Farben etc. erhältlich ist,
geht über
die Auswahl der geeigneten Druckmaschine in Abhängigkeit des bedruckten Formats,
des ausgewählten
Bedruckstoffes, der benötigten
Farben etc. bis hin zur Weiterverarbeitung mit Falzmaschinen und
Verpackungsmaschinen. Der Produktionsablauf muss daher genau analysiert
und geplant werden, damit die nötigen
Maschinen und Verbrauchsmaterialien vorhanden sind.
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Wenn
der Herstellungsprozess in einer Druckerei fertig geplant ist, so
wird er meist in sogenannten Auftragstaschen festgehalten, welche
als reale Taschen das Druckprodukt auf seinem Weg durch die Bearbeitungsstationen
begleiten, wobei bei modernen Workflow-Systemen diese realen Auftragstaschen
durch virtuelle Auftragstaschen ersetzt werden, welche aus digitalen
Dateien bestehen, die von Bearbeitungsstation zu Bearbeitungsstation
an die beteiligten Maschinen weitergegeben werden und so den Herstellungsprozess
begleiten. Die Erstellung einer solchen Auftragstasche wird dabei
durch einen Drucker vorgenommen, welcher den Maschinenpark der Druckerei
kennt und so Schritt für
Schritt den Herstellungsprozess von der Druckvorstufe über den
eigentlichen Druckprozess bis hin zu Weiterverarbeitung und Verpackung
plant.
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Diese
Vorgehensweise hat den großen Nachteil,
dass eine solche Herstellungsprozess-Planung nur durch Drucker möglich ist,
welche die Möglichkeiten
des vorhandenen Maschinenparks genau kennen. Aber selbst erfahrene
Drucker kennen nicht alle Möglichkeiten,
die in ihrem Maschinenpark stecken. Des Weiteren müssen die
Berechnungen zur Erstellung des Herstellungsprozesses einzeln durchgeführt und
gegebenenfalls mehrfach vom Drucker wiederholt werden, wenn Übergangsprobleme
zwischen einzelnen Prozessen auftauchen. Dies ist z. B. dann der
Fall, wenn der Bedruckstoff die Druckmaschine in einem Format verlässt, welches
eine nachgeschaltete Falzmaschine nicht verarbeiten kann. In diesem
Fall muss der Drucker von Hand noch einen zusätzlichen Schneideprozess einfügen, um
so den Herstellungsprozess zu komplettieren.
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Es
ist Aufgabe der vorliegenden Erfindung, insbesondere einem Sachbearbeiter
von Aufträgen in
der graphischen Industrie die Planung von Herstellungsprozessen
für Produkte
in der graphischen Industrie wesentlich zu erleichtern und das wiederholte Berechnen
von einzelnen Prozessen zu vermeiden. Weiterhin ist es Aufgabe der
vorliegenden Erfindung, alternative Herstellungsprozesse anzubieten
und so flexible Lösungen
zu schaffen. Zusätzlich
soll die Kalkulation und Optimierung von Aufträgen automatisiert werden, so
dass der Sachbearbeiter nicht über eingehende
Kenntnisse bezüglich
der Abläufe
in der graphischen Industrie verfügen muss.
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Die
vorliegende Aufgabe wird erfindungsgemäß durch Patentanspruch 1 gelöst. Vorteilhafte Ausführungsformen
sind den Unteransprüchen
und der Zeichnung zu entnehmen. Die vorliegende Erfindung stellt
ein Druckprodukt, welches am Ende des gesamten Herstellungsprozesses
steht, in den Mittelpunkt. Ausgehend von diesem Endprodukt, welches z.B.
eine Zeitung, ein Buch oder eine ganze Auflage sein kann, werden
Herstellungsprozesse gesucht, welche zu diesem Endprodukt führen, d.h.
der Herstellungsprozess wird von hinten aufgerollt. Ein solches
Druckprodukt setzt sich dabei meist aus mehreren Teilprodukten zusammen,
wobei auch zu den Teilprodukten jeweils vorgelagerte Herstellungsprozesse
bestehen. Für
das die dieser Erfindung zugrunde liegende Vorgehensweise, ist es
also unerheblich, ob es sich bei dem Produkt um das Endprodukt oder
ein Teilprodukt handelt. Konkret setzt sich z. B. das Produkt "Buch" aus den Teilprodukten "Einband" und "gebundene Seiten" sowie "einzelne Blätter" zusammen.
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Die
aufgezählten
Teile eines Buches werden dabei nachfolgend als Teilprodukte bezeichnet.
Sowohl das Hauptprodukt als auch die Teilprodukte lassen sich durch
Produkteigenschaften beschreiben. So lässt sich das Teilprodukt eines
Buches "Blatt" durch Eigenschaften
wie Format, Farbe, Material etc. beschreiben. Auch die zum Bedrucken
der einzelnen Blätter
verwendete Farbe lässt
sich wiederum durch Eigenschaften wie Farbart, Farbschema, Farbname oder
Farbdeckung während
des Druckprozesses beschreiben. All diese Eigenschaften von Druckprodukten
oder Teilprodukten sind bei der Erfindung zweckmäßigerweise in einer elektronischen
Datenbank auf einem Rechner, wie einem PC oder Laptop, gespeichert
bzw. es kann von diesem Rechner aus ein Zugriff über drahtgebundene oder drahtlose
Kommunikationsverbindungen zu dieser Datenbank erfolgen. Der erwähnte Rechner
mit der Software zum automatischen Auffinden von Herstellungsprozessen
ermöglicht
es dem Sachbearbeiter dabei, alle anhand der eingegebenen oder abgerufenen
Daten eines Druckproduktes möglichen
Herstellungsprozesse zu berechnen und anzuzeigen. Die Berechnung
der möglichen
Herstellungsprozesse geschieht dabei unter Berücksichtigung des Druckprodukts
und der an den Herstellungsprozessen beteiligten Geräte oder
Ressourcen, wobei unter Ressourcen sowohl zugelieferte und eigene
Teilprodukte als auch Verbrauchsmaterialien verstanden werden. Auch
das Endprodukt ist nach dieser Sprachregelung eine Ressource, welche am
Ende des Netzes steht. Auf dem Rechner kann dabei der Sachbearbeiter
entweder die Eigenschaften seines Druckprodukts vollständig oder
teilweise selbst eingeben oder ein im Rechner abgelegtes fertiges
Druckprodukt aufrufen und gegebenenfalls modifizieren. Wenn die
Definition des Druckprodukts abgeschlossen ist, erstellt der Rechner
ein sogenanntes Netz aus Herstellungsprozessen, dessen Umfang von
der Anzahl der beteiligten Ressourcen abhängt. Durch die vorliegende
Erfindung wird auf jeden Fall sichergestellt, dass dem Sachbearbeiter
alle Möglichkeiten
für die
Herstellung eines Druckproduktes aufgezeigt werden können, ohne
dass er befürchten muss,
eine Möglichkeit übersehen
zu haben. Dies ist um so wichtiger, wenn der Sachbearbeiter kein
Drucker ist und nicht über
ausreichend Erfahrung mit Druckprozessen verfügt. Die vorliegende Erfindung unterstützt ihn
entscheidend bei der Angebotserstellung eines Druckauftrags, der
Produktionsplanung und der anschließenden Produktion.
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In
einer vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung ist vorgesehen,
dass die unter Berücksichtigung
der Ressourcen ermittelten Prozessnetze in einer Speichervorrichtung
eines Rechners abgelegt werden. Somit kann auf jedes Prozessnetz
jederzeit zugegriffen werden, wenn dasselbe Produkt wieder hergestellt
werden soll bzw. das Prozessnetz des abgespeicherten Produktes für die Erstellung
weiterer Produkte benötigt
wird, bei deren Herstellung das abgelegte Prozessnetz den Herstellungsprozess
eines Teilproduktes beschreibt. Somit müssen nicht sämtliche
Teile eines Prozessnetzes neu berechnet werden, wenn Teile dieses
neuen Prozessnetzes schon bekannt und daher berechnet worden sind.
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Weiterhin
ist vorteilhafter Weise vorgesehen, dass die Prozessnetze mit den
Daten der Ressourcen eines graphischen Betriebs verglichen werden und
Prozessnetze aussortiert werden, deren Durchführung mit den Ressourcen des
graphischen Betriebes nicht möglich
sind. Nach dem ausgehend von dem herzustellenden Produkt oder den
Teilprodukten die Herstellungsprozesse als Prozessnetz vorliegen, erleichtert
es dem Sachbearbeiter das weitere Vorgehen ungemein, wenn er sofort
eine Antwort auf die Frage erhält,
ob die berechneten Herstellungsprozesse mit den in seinem Betrieb
vorhandenen Maschinen überhaupt
durchzuführen
sind. Wenn die Daten der in der Druckerei vorhandenen Maschinen
der Software zum Auffinden von Herstellungsprozessen bekannt sind,
so kann sie die Prozessnetze mit diesen Daten abgleichen, so dass
am Ende nur die Prozesswege in dem Prozessnetz übrig bleiben, welche eine Herstellung
der entsprechenden Produkte in diesem Betrieb auch tatsächlich erlauben.
Falls mehrere Wege im Prozessnetz übrig bleiben, so kann der Sachbearbeiter
weitere Angaben wie Auslastung der Maschinen oder Auftragstermine
oder sonstige Prioritäten
durch die Software berücksichtigen
lassen, wodurch dann nur der oder die diesen Anforderungen genügenden Wege
aus dem Prozessnetz ausgewählt
werden.
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Außerdem ist
vorteilhafter Weise vorgesehen, dass das Produkt ein abstraktes
Produkt ist, bei dem bestimmte Parameter variabel sind. Ein solches abstraktes
Produkt wird nachfolgend auch als "Template" bezeichnet, d. h. dieses Produkt ist
nicht eindeutig definiert, sondern weist wenigstens ein Parameter
auf, d. h. eine Produkteigenschaft, die zumindest in bestimmten
Grenzen noch variieren kann. Dies kann z. B. bedeuten, dass bei einem
Template "Buch" das Format der Seiten
im Innern des Buches festliegt, aber die Anzahl der Seiten offengelassen wird.
In diesem Fall erhält
man ein Template für
ein Buchinnenteil in einem bestimmten Format aber mit variabler
Seitenzahl. Dafür
gibt es nun die Möglichkeit,
dass entweder alle Prozesse in einem Prozessnetz dargestellt werden,
die ein Buch mit diesem bestimmten Format und beliebiger Seitenzahl
herstellen können,
oder dass auch die Prozesse in dem Prozessnetz berücksichtigt
werden, welche zumindest eine Lösung
für dieses
Template darstellen, mit denen aber nicht sämtliche Bücher hergestellt werden können, welche
unter dieses Template fallen würden. Die
Auswahl kann der Sachbearbeiter am Rechner durch Angabe seiner jeweiligen
Wünsche
beim Erstellen der Prozessnetze berücksichtigen lassen.
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Vorteilhafter
Weise ist die Erfindung so ausgestaltet, dass dem Rechner der Zugriff
auf den in einer Speichereinrichtung hinterlegten Zeitaufwand der einzelnen
Prozesse möglich
ist und der Zeitaufwand für
die Prozessnetze berechnet wird. Somit erhält der Sachbearbeiter nicht
nur ein Prozessnetz, sondern kann auch die zeitliche Planung seines
Endproduktes vornehmen. Wenn ein bestimmter Termin vorgegeben ist,
sortiert der Rechner alle Prozessnetze aus, mit welchen dieser Termin
nicht zu halten wäre.
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Weiterhin
ist die Erfindung so ausgestaltet, dass dem Rechner der Zugriff
auf den in einer Speichereinrichtung hinterlegten Kostenaufwand
der einzelnen Prozesse möglich
ist und der Kostenaufwand für
die Prozessnetze berechnet wird. Dadurch wird automatisch eine Kalkulation
der Prozessnetze vorgenommen, so dass diese nach Kosten gestaffelt vom
Rechner angezeigt werden können
und der Sachbearbeiter sofort die Kosten für den günstigsten Auftrag ablesen kann.
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In
einer besonders vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung ist vorgesehen,
dass bei Ausfall einer Ressource alternative Prozessnetze berechnet werden.
Falls eine Ressource nicht mehr zur Verfügung steht, z.B. wenn eine
Maschine oder der Zulieferer eines Zwischenprodukts ausfällt, so
wird durch den Rechner ein neues Prozessnetz berechnet, welches
ohne diese Ressourcen auskommt. Mit diesem Prozessnetz erhält der Sachbearbeiter
eine Alternative, mit der er weiterhin zu seinem Endprodukt gelangen
kann.
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Des
Weiteren ist vorgesehen, dass die Ressourcen physikalische Verbrauchsgüter oder
Daten für
den Herstellungsprozess eines Produktes umfassen. Als Ressourcen
sind daher auch Geräte
der Druckvorstufe, Druckmaschinen, Falzmaschinen, Verpackungsmaschinen
oder weitere Bedruckstoffe verarbeitende Maschinen anzusehen. Zu
den bei der Erstellung der Prozessnetze zu berücksichtigenden Ressourcen zählen zudem
die physikalischen Verbrauchsgüter
wie Farbe, Bedruckstoff, Verpackungsmaterial, Druckplatten etc.
Die Daten für
den Herstellungsprozess eines Produktes sind natürlich von den eingesetzten
Maschinen abhängig.
Diese Daten beinhalten die Möglichkeiten
der verwendeten Geräte und
Maschinen, wodurch die Teilprodukte nach dem Durchlaufen eines Gerätes in den
Prozessnetzen festgelegt sind. Ressourcen können aber auch zugelieferte
Teilprodukte sein. Nur wenn sowohl die Daten der Geräte als auch
die der Verbrauchsgüter
in der Software hinterlegt sind bzw. die Software auf diese Daten
zugreifen kann, ist gewährleistet,
dass realistische Prozessnetze erstellt werden und diese mit vorhandenen
Ressourcen auch durchgeführt
werden können.
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Die
vorliegende Erfindung wird nun anhand einer Zeichnung näher beschrieben
und erläutert.
Es zeigt:
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Figur
ein berechnetes Prozessnetz mit zwei Alternativwegen.
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Das
Verfahren zum Auffinden von Herstellungsprozessen für Produkte
in der graphischen Industrie wird vorzugsweise als Software erstellt.
In dem nachfolgenden Ausführungsbeispiel
läuft diese Software
auf einem Rechner, wie einem PC oder Laptop, welcher entweder in
der Nähe
einer Bedruckstoffe verarbeitenden Maschine angebracht ist oder separat
als Büro-PC
aufgestellt ist. Der PC, auf dem die Software läuft, sollte mit den die Produktion
vornehmenden Maschinen kommunizieren können, da so eine mit dieser
Software erstellte Auftragstasche direkt an die ausführenden
Maschinen weitergeleitet werden kann. Grundsätzlich kann dabei jeder handelsübliche Rechner
verwendet werden.
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Da
das erfindungsgemäße Verfahren
von dem Endprodukt oder den Teilprodukten ausgeht, sind von dem
Bediener der Software, wie z. B. einem Sachbearbeiter, zunächst dieses Produkt
oder diese Produkte festzulegen. Das Produkt "Buch" besteht
in dem vorliegenden Ausführungsbeispiel
aus den Teilprodukten "Schutzumschlag", "Buchdeckel" und "Innenteil". Dabei kann die "Buchdecke" wiederum aufgeteilt
werden in "Bezug", "Buchdeckenkarton", "Buchdeckeninnenteil" usw. An diesem Beispiel
wird deutlich, dass sich fast jedes Produkt in weitere Teilprodukte
untergliedern lasst. Bei der Festlegung des Endproduktes durch den
Sachbearbeiter gibt es zwei Möglichkeiten,
ein Produkt auszuwählen
bzw. Produkteigenschaften festzulegen, denn der Sachbearbeiter kann
entweder von einem Softwareassistenten unterstützt die gewünschten Eigenschaften seines Produktes
auswählen
oder eingeben, wodurch dann das Produkt festgelegt wird, oder er
wählt aus
einer Liste vorgegebener Produkte ein Produkt aus, wodurch dann
die Eigenschaften des entsprechenden Produkts festgelegt sind.
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Bei
der Auswahl der Eigenschaften können in
der Software bestimmte Grenzen gesetzt sein, so dass unsinnige Produkte
in unüblichen
oder unsinnigen Formaten oder Formen von vorne herein ausgeschlossen
werden, so dass nur sinnvolle Produkte entstehen können. Anstelle
des Ausschlusses solcher Produkte kann auch eine Warnung signalisieren,
dass der Sachbearbeiter ein unübliches
Produkt ausgewählt
hat. Statt einem konkreten fertigen Produkt, wie einem Buch in einem
bestimmten Format mit einer bestimmten Seitenanzahl aus bestimmten Materialien
und mit einem festgelegten Einband, kann auch ein abstraktes Produkt,
ein sogenanntes "Template", ausgewählt werden.
Bei einem solchen Template sind ein oder mehrere Eigenschaften bzw. Parameter
noch nicht festgelegt, so dass die für dieses Template berechneten
Prozessnetze für
eine ganze Produktschar gültig
sind. Im Nachhinein kann dann der Sachbearbeiter immer noch die
unbestimmten Eigenschaften festlegen, und so aus der Produktschar
ein konkretes Produkt machen.
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Jedes
Produkt und jedes Teilprodukt wird durch seine Produkteigenschaften
beschrieben, so ist z. B. das Teilprodukt "Blatt" durch Eigenschaften wie Format, Farbe,
Material usw. charakterisiert. Die Produkteigenschaft Farbe weist
wiederum mehrere Parameter bzw. Eigenschaften wie Farbart, Farbschema,
Farbname oder Farbdeckung auf, wodurch sich bei den Produkteigenschaften
verschiedene Ebenen ergeben. Auf der untersten Ebene der Eigenschaften
wird eine Eigenschaft letztendlich durch einen Datentyp in physikalischen Einheiten
beschrieben. Die Teilprodukte und letztendlich auch das Endprodukt
stellen gleichzeitig die Ressourcen in einem Prozessnetz dar. Am
Anfang des Prozessnetzes stehen Ressourcen, welche nach der Verarbeitung
in Prozessen in weitere Ressourcen umgewandelt werden, bis letztendlich
am Ende Ressourcen als Endprodukte vorliegen. Die Umwandlung von
einer Ressource in eine andere wird durch Prozesse festgelegt, welche
die Bearbeitung der eingehenden Ressourcen beschreiben. Solche Prozesse
sind z. B. Heftung, Falzung oder wie eine Postkarte in eine Broschüre eingefügt wird,
entweder durch Einlegen, Einheften, Ankleben oder weitere Möglichkeiten.
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In
der Figur besteht das Prozessnetz aus zwei Prozesswegen, den alternativen
Wegen A und B. Am Ende des Prozessnetzes stehen aber in jedem Fall
die beiden Endprodukte, die Ressourcen 4 und 5.
Von diesen Endprodukten geht die Software bei der Erstellung des
Prozessnetzes aus, indem alle Herstellungsprozesse gesucht werden,
welche zu diesem Endprodukt führen.
Zu den gefunden Prozessen werden dann weitere vorgelagerte Prozesse
gesucht, bis der Anfang des Prozessnetzes gefunden ist, an dem die
unbearbeiteten Bedruckstoffe als Ressourcen stehen. Das heißt nichts
anderes, als dass bei diesem Prozessnetz als Endprodukte ausgehend
von angegebenen Eingangsressourcen 1, 2, 1', 2' immer die Endprodukte,
die Ressourcen 4, 5, herauskommen. Gleichbezeichnete
Ressourcen und Prozesse in der Figur sind dabei jeweils identisch. Die
beiden alternativen Wege in dem Prozessnetz in 1 kommen z. B. durch sogenannte unterschiedliche
Drucknutzen zustanden. Die Daten der Prozesse und der Ressourcen
müssen
dem Rechner zugänglich
sein, so dass er mittels Vergleich die vorgelagerten Prozesse und
Ressourcen ermitteln kann.
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Das
Endprodukt 4, welches sich aus dem Prozess P2 ergibt, soll
in beiden Fällen
ein Prospekt mit vier Seiten sein, welcher ein Format 44 cm × 31,5 cm
aufweist. Bei der Wegalternative A wird ein Bogen im Format 63 cm × 44 cm
bedruckt, welcher sich in zwei Prospektseiten falzen lässt. Beim
Alternativweg B wird dagegen ein Format 88 cm × 63 cm bedruckt, das einen
zusätzlichen
Trennschnitt erforderlich macht, so dass der geschnittene Bedruckstoff
in zwei Prospektseiten gefalzt werden kann. Das Bedrucken der Bedruckstoffe
kann dabei in dem gleichen Prozess P1, d. h. derselben Druckmaschine,
mit der Formatbreite 63 cm erfolgen, wobei im ersten Falle Quer-
und im zweiten Falle Längsformat
gedruckt wird. Allerdings muss bei der Wegalternative B ein zusätzlicher
Prozess P4 eingefügt
werden, bei dem der fertig bedruckte Bedruckstoff zunächst geschnitten
wird, bevor er wiederum dem Prozess P2, d. h. dem Falzvorgang, zugeführt werden
kann. Auf diese Art und Weise erhält der Sachbearbeiter ein Prozessnetz
mit zwei alternativen Möglichkeiten.
Sollte der Druckbetrieb jedoch die für den Schneideprozess P4 erforderliche
Maschine nicht besitzen, so wird der Sachbearbeiter die Alternative
B aus dem Prozessnetz aussortieren. Wenn der Maschinenpark der Druckerei
hinterlegt ist, kann dieses Aussortieren auch automatisch geschehen,
da dann der Software bekannt ist, dass die Druckerei nicht über die
erforderliche Schneidemaschine verfügt.
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Das
Prozessnetz in der Figur kann auch die Variation der Druckgänge darstellen.
So kann ein Acht-Farben-Druck auf einer Acht-Farben-Maschine in
einem Druckdurchgang hergestellt werden, oder es erfolgt eine Teilung
in zwei Vier-Farb-Druckgänge. Zusätzlich in 1 könnte noch die Möglichkeit
hinzukommen, in vier Zwei-Farb-Druckgängen zu drucken. In diesem
Fall gäbe
es noch einen hier nicht gezeigten alternativen Weg C.
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Genauso
gut kann ein Vier-Farben-Schön- und
Widerdruck auf einer Acht-Farben-Maschine
mit Wendeeinrichtung in einem Druckdurchgang ausgeführt werden,
oder es erfolgt eine Teilung in zwei Vier-Farb-Druckgänge auf
zwei Maschinen oder auf ein und derselben Maschine hintereinander.
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Die
unterschiedlichen Wege in dem Prozessnetz können dabei zusätzlich bewertet
werden, indem die Zeit bei den einzelnen Prozessen hinterlegt ist,
welche diese zum Durchlaufen benötigen
oder es können
die Kosten hinterlegt sein, welche bei der Umwandelung einer Eingangsressource
durch einen Prozess in eine Ausgangsressource anfallen. Dies ermöglicht die
automatische Optimierung der Produktion und letztendlich auch die
automatische Erstellung eines Angebotes an den Kunden. Je nachdem,
ob es auf ein möglich
günstiges
Angebot ankommt oder ob ein Termin unbedingt einzuhalten ist, wird
das optimale Prozessnetz ausgegeben. Weiterhin können dem Sachbearbeiter Ausfallszenarien
angezeigt werden, wenn eine Maschine ausfällt und kein gleichartiger Ersatz
zur Verfügung
steht. Hier wird dann z.B. in der Figur auf den Pfad B im Prozessnetz
ausgewichen, welcher auf die ausgefallene Maschine im Pfad A nicht
angewiesen ist, wobei auch dieses Netz unter Anwendung der Kriterien
Zeit und Kosten ausgewählt
wird, wenn noch weitere alternative Netze bestehen. So kann es unter
Umständen günstiger
sein, einen Schritt im Prozess auf eine vorhergehende Ressource
zurückzugehen,
das bisherige Zwischenprodukt zu verwerfen und von dort neu zu starten.
Diese Vorgehensweise ist in dem neuen Prozessnetz enthalten, so
dass sich der Sachbearbeiter nicht den Kopf über Ausfallszenarien zerbrechen
muss.
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- 1,
1'
- Ressourcen
- 2,
2'
- Ressourcen
- 3
- Ressourcen
- 4
- Ressourcen
- 5
- Ressourcen
- 6
- Ressourcen
- P1
- Herstellungsprozess
- P2
- Herstellungsprozess
- P4
- Herstellungsprozess