Nucleinsäuren haben
sich als besonders nützliche
Analyten für
die Bestimmung der An- oder Abwesenheit von Genen oder Mikroorganismen
in menschlichen Körperflüssigkeiten,
in der Nahrung oder in der Umwelt erwiesen. Besonders nach der Einführung der
Nucleinsäurevervielfältigung – der Polymerase
Kettenreaktion (PCR, siehe US Patent Nr. A-4,683,202) – hat die
Nucleinsäureanalytik
eine weit verbreitete Anwendung gefunden. Nunmehr sind ausreichende
Mengen der Nucleinsäuren
aus jeder Probe durch Amplifkation erhältlich. Die Nucleinsäure kann
aus einer entsprechend vorbehandelten Probe bestimmt werden, wobei
verschiedene Techniken, die sich nach dem speziellen Zweck richten,
zur Anwendung kommen. Die meisten Verfahren erforden den Einsatz
einer Sonde, die entweder bereits immobilisiert oder immobilisierbar
und/oder durch Anknüpfung
einer oder mehrerer Reportergruppen markiert ist. Eine Reportergruppe
hat die Eigenschaft, selbst direkt nachweisbar zu sein, oder sie
kann mit Reagentien zur Reaktionen gebracht werden, die die Sonde
mit Hilfe besagter Reportergruppe nachweisbar machen. So können beispielsweise
Sonden, die mit einer Reportergruppe markiert sind, analysiert werden – desgleichen
Hybride, die aus der Sonde und der zu bestimmenden Nucleinsäure bestehen.
Im Falle immobilisierter Sonden wird das Hybrid aus Sonde und zu analysierender
Nucleinsäure
an der festen Phase, an die die Sonde gebunden ist, bestimmt.
Der
sinnreiche Vorteil der nachstehend eröffneten Erfindung über andere
Verfahren auf diesem Gebiet besteht darin, dass nunmehr chemisch
stabile, stark fluoreszierende Nucleosidbausteine mit nur leichten
strukturellen Abwandlungen der natürlich vorkommenden Nucleoside
zur Synthese der fluoreszierenden Nucleinsäurebindenden Sonden verwendet
werden.
2. Hintergrund der Erfindung
2.1 Beschreibung des Standes
der Technik
2.1.1 Fluoreszenz natürlicher
Purine und Purinnucleoside
Die
natürlichen
Purin- und Pyrimidinbasen zeigen bei Raumtemperatur unter neutralen
Bedingungen keine nennenswerte Fluoreszenz. Jedoch kann für Adenin- und Guaninkationen
Fluoreszenz bei Raumtemperatur beobachtet werden. Fälle, bei
denen die neutralen Moleküle
stärker
fluoreszieren als die entsprechenden Kationen oder Anionen sind
das Purin-2-amin, das Purin-2,6-diamin sowie deren Nucleoside (Formelschema 1).
Ein
anderes Nucleosid, das bei Raumtemperatur im Neutralen und in schwach
saurem Medium eine intensive Fluoreszenz aufweist, ist das 7-Methylguanosin
(Formelschema 1). Dieses Nucleosid – und insbesondere sein 2'-Desoxy-β-D-ribofuranosylderivat – ist an
seiner N-glykosylischen Bindung außerordenlich labil, ein Fakt,
dass den Einbau in DNA oder RNA unmöglich macht.
Formelschema
1
Weitere
Verbindungen mit hoher Fluoreszenz sind Purin-2-on und sein N-9-Ribosid sowie das
entsprechende 2'-Desoxy-β-D-ribosid.
2'-Desoxyisoinosin
(4) wurde auf chemischem Wege in Oligodesoxynucleotide eingebaut
und verlieh diesem dadurch Fluoreszenz, bewirkte jedoch gleichzeitig
deutlich schlechtere Hybridisierungseigenschaften [F. Seela, Y.
Chen, Nucleic Acids Res. 1995, 23, 2499].
Für einen Überblick über fluoreszierende
Purinnucleoside und ihre Analoga sei auf folgende Literaturstelle
verwiesen: F. Seela, N. Ramzaeva, H. Rosemeyer, Purines, Houben-Weyl,
1997, Vol. E9b, 254 ff.
2.1.2 Fluoreszierende
Purinnucleosid Analoga
Die
Reaktion von Chloracetaldehyd mit Adenin, Cytosin sowie deren Nucleosiden
und Nucleotiden führt
zur Bildung der sogenannten "Etheno"-Verbindungen εAde, εCyt, εA, εC etc. (Formelschema 2). Diese fusionierten
Nucleosidderivate weisen eine intensive Fluoreszenz auf: so zeigt
z.B. Ethenoadenosin in wässeriger
Lösung
(pH 7) ein Emissionsmaximum bei 415 nm (Anregung: 310 nm) mit einer
Quantenausbeute von 0.56 (Fluoreszenzlebensdauer: 20 nsec) [J. A.
Secrist, J. R. Barrio, N. J. Leonard, G. Weber, Biochemistry 1972,
11, 3499].
Formelschema
2
Über die
Fluoreszenz von lin-Benzoadenosin (7) und seiner Nucleotide wurde
ebenfalls berichtet; allerdings zeigen bereits Dimere einer solchen
Verbindung eine drastische Fluoreszenzlöschung [J. R. Barrio, F.-T.
Liu, G. E. Keyser, P. Van Der Lijn, N. J. Leonard, J. Am. Chem.
Soc. 1979, 101, 1564].
Anderen
Nucleosidanaloga mit intensiver Fluoreszenz liegt die Struktur des
3'-Desoxyadenosins zu Grunde
(z. B. 8, Formelschema 3); solche Verbindungen tragen in der Regel
eine Alkenyl-Seitenkette in Position 8 [H. Hayakawa, H. Tanaka,
K. Sasaki, H. Haraguchi, T. Saitoh, F. Tokai, T. Miyasaka, J. Heterocycl.
Chem. 1989, 26, 189]. Weitere basenmodifizierte Nucleoside mit Fluoreszenz
sind die 8-Azapurin-2'-desoxy-β-D-ribofuranoside
10 und 11 sowie Verbindungen des Typs 9 (Formelschema 3) [H. Rosemeyer
et al. Nucleosides, Nucleotides 1997, 16, 821 ].
Formelschema
3
In
letzterem Fall trägt
die Verbindung an Position 7 des 7-Desazapurins eine Alkynyl-Seitenkette. Solche
Verbindungen, wie z. B. das 7-Desaza-2'-desoxy-7-(hex-1-ynyl)adenosin, zeigen intensive Fluoreszenz.
Einen
weiteren Prototyp fluoreszierender Nucleosidanaloga stellen die
C-Nucleoside Formycin
A und B dar (12, 13, Formelschema 4), die beide ursprünglich aus
den Kulturfiltraten verschiedener Mikroorganismen isoliert wurden.
Die Verbindungen wurden in ihre 2'-Desoxy-β-D-ribofuranoside überführt, die
die gleichen Fluoreszenzeigenschaften wie die Riboverbindungen aufweisen
[J. Wierchowsky, D. Shugar, Photochem. Photobiol. 1982, 35, 445;
A. Rosowky, V. C. Solan, L. J. Gudas, J. Med. Chem. 1985, 28, 1096].
Formelschema
4
Eine
weitere Serie fluoreszierender β-D-Ribonucleoside
wurden aus eukariotischer Phenylalanin-t-RNA isoliert; ihre Struktur
wurde aufgeklärt
und durch chemische Synthese bestätigt (Formelschema 5) [U. L.
RajBhandary, S. H. Chang, A. Stuart, R. D. Faulkner, R. M. Hoskinson,
H. G. Khorana, Proc. Natl. Acad. Sci USA 1967, 57 751; U.L. RajBhandary,
R. D. Faulkner, A. Stuart, J. Biol. Chem. 1968, 243, 575; K. Nakanishi,
N. Furutachi, M. Funamizu, D. Grunberger, I. B. Weinstein, J. Am.
Chem. Soc. 1970, 92, 7617; C. Glemarec, J.-C. Wu, G. Remaud, H.
Bazin, M. Oivanen, H. Lönnberg,
J. Chattopadhyaya, Tetrahedron 1988, 44, 1273; T. Itaya, M. Shimomichi,
M. Ozasa, Tetrahedr. Lett. 1988, 29, 4129; T. Itaya, A. Mizutani,
T. Iida, Chem. Pham. Bull. 1986, 27 4043; G. L. Anderson, B. h.
Rizkalla, A. D. Broom, J. Org. Chem. 1974, 39, 937; T. Itaya, A.
Mizutani, N. Watanabe, Chem. Pharm. Bull 1989, 37, 1221].
Formelschema
5
Alle
diese sogenannten Wye-Nucleoside besitzen eine ungewöhnlich labile
N-glykosylische
Bindung, die ihren chemischen Einbau in DNA und/oder RNA verhindert.
In
der Serie der Pyrimidinnucleoside haben Adams und Mitarbeiter [C.
J. Adams, J. B. Murray, J. R. P. Arnold, P. G. Stockley, Tetrahedr.
Lett. 1994, 35, 1597] das fluoreszierende 2-Pyrimidinon-1-β-D-ribosid
dargestellt und in ein chemisch synthetisiertes Ribozym an einer
nicht für
die katalytische Spaltung essentielle Position eingebaut.
Kool
und Mitarbeiter [R., X.-F. Ren, N. C. Chaudhuri, P. L. Paris, S.
Rumney, E. T. Kool, J. Am. Chem. Soc. 1996, 118, 7671] substituierten
die heterocyclischen Basen natürlicher
Nucleoside durch fluoreszierende Aromaten wie Pyren, Phenanthren
oder Naphtalin (15–17).
Siehe US-Patent Nr. 5,652,099 (29. Juli 1997).
2.2 Bekannte Verfahren
der Oligonucleotid-Markierung
Oligonucleotide
werden in einer Reihe von Methoden, so auch als diagnostische und
therapeutische Sonden, verwendet und hybridisieren an eine Ziel-DNA oder RNA. Bei
diesen Anwendungen ist häufig
die Markierung der Oligonucleotidsonde nützlich oder gar notwendig.
Die Mehrheit der bislang verwendeten Oligonucleotidsonden ist radioaktiv
markiert. Wegen der kurzen Halbwertzeiten der üblicherweise verwendeten Isotope
(32P, 35S), aufgrund
von Sicherheitserfordernissen und nicht zuletzt wegen der hohen
Kosten für
die Handhabung und Entsorgung der radioaktiven Sonden besteht ein
nachhaltiger Bedarf nach anderen bequem zu handhabenden, sensitiven
und preiswerten Verfahren bei den diagnostischen Hybridisierungsmethoden.
In
den vergangenen Jahren haben mehr und mehr nicht-radioaktive Verfahren
der Oligonucleotidmarkierung die oben erwähnten Methoden verdrängt. Nichtkovalente
Markierungstechniken (z. B. die Verwendung von Interkalatoren) sollen
in diesem Zusammenhang nicht beschrieben werden. Im Prinzip beruhen
alle anderen nicht-radioaktiven Verfahren der DNA- oder RNA-Markierung
auf analogen Techniken der Nucleosid-Derivatisierung zum Zwecke
der Detektion, so z. B. die Bindung von Antikörpern oder enzymatische Prozessierung oder
die Anknüpfung
von fluoreszenten oder chemiluminiszenten Reportergruppen. Techniken
für das
Anhängen
von Reportergruppen sind (a) die Funktionalisierung des 5'- oder 3'-Endes entweder eines
monomeren Nucleosides oder eines Oligonucleotides mittels verschiedener
chemischer Reaktionen [R. A. Cardullo et al., Proc. Natl. Acad.
Sci. USA 1988, 85, 8790]; (b) die Synthese modifizierter Nucleotide
oder von Synthons wie Phosphoramiditen oder Phosphonaten, die entweder
(i) geschützte
reaktive Gruppen (NH2, SH, oder COOH), (ii)
aktivierbare mono-funktionale Linker (NHS-Ester, Aldehyde oder Hydrazide)
oder (iii) Affinitätsankergruppen
(Biotin oder Digoxiginin) an der heterocyclischen Base oder dem
Glykon tragen. In diesem Fall erfolgt die Oligonucleotidmarkierung
durch post-synthetische Modifikation am intakten Oligomer. (c) Eine
weitere Technik besteht in der Synthese passend geschützter chemischer
Einheiten, die während
der Oligonucleotidsynthese an das 5'-Ende des geschützten Oligonucleotids gekuppelt
werden. (d) Ein anderes Verfahren besteht in der Addition funktioneller
Gruppen an den glykonischen Rest oder an das Zucker-Phosphat-Rückgrat.
Nicht-nucleosidische
Verbindungselemente (Linker) und Marker wurden mittels enzymatischer
oder chemisch-synthetischer Methoden an die 3'- oder 5'-Termini von Oligonucleotiden angehängt. Darüber hinaus wurde
auch die Markierung von nichtterminalen Nucleotiden realisiert;
diese Methode weist jedoch immer noch große Probleme auf (siehe Kap.
2.3.)
Die
Markierung eines Oligonucleotids durch kovalente Derivatisierung
kann entweder an der heterocyclischen Base, dem Zuckerrest oder
am Phosphodiester-Rückgrat erfolgen.
Die
folgenden Arbeiten beschreiben Methoden zur Derivatisierung der
heterocyclischen Base:
- 1. G. H. Keller et al., Anal. Biochem.
1988, 170, 101.
- 2. T. Takeda, K. Ikeda, Nucleic Acids Res., Symp. Ser. 1984,
15, 101.
- 3. E. Jablonski et al., Nucleic Acids Res. 1986, 14, 6115.
- 4. M. S. Urdea et al., 1990, US-Patent, Nr. 4,910,300.
- 5. A. C. Foster et al., Nucleic Acids Res. 1985, 13, 745.
- 6. E. A. Bayer, M. Wilchek, Meth. Biochem. Analysis 1980, 26,
1.
- 7. W. T. Lee, D. H. Conrad, J. Exp. Med. 1984, 159, 1790.
- 8. E. A. Bayer et al., Anal. Biochem. 1985, 149, 529.
- 9. A. Reisfeld et al., Biochem. Biophys. Res. Commun. 1987,
142, 519.
- 10. S. Klevan et al. 1989, US Patent, Nr. 4,828,979.
- 11. P. A. Langer et al., Proc. Natl. Acad. Sci. USA 1981, 87,
6633.
- 12. R. K. Saiki et al. Science 1985, 230, 1350.
- 13. Digoxigenin-Paper mit Klaus Mühlegger.
- 14. L. Bobo et al., J. Clin. Microbiol. 1990, 28, 1968.
- 15. R. P. Viscidi et al., J. Clin. Microbiol. 1986, 23, 311.
- 16. D. E. Draper, L. Gold, Biochemistry 1980, 19, 1774.
- 17. J. A. Brumbaugh et al., Nucleic Acids Res. 1988, 16, 4937.
- 18. M. S. Urdea et al., Clin. Chem. 1989, 35, 1571.
- 19. I. Weeks et al., Clin. Chem. 1983, 29, 1474.
Auch
am glykonischen Rest sowie am Phosphodiester-Rückgrat wurden Derivatisierungen
durchgeführt.
Siehe:
- 1. T. Schoetzau, U. Koert, J. W. Engels, Synthesis
1999
- 2. A. Guzaev, E. Azhayeva, J. Hovinen, A. Azhayev, H. Lönnberg,
Bioconjugate Chem. 1994, 5, 501.
- 3. N. E. Conway et al., Nucleic Acids Res. 1989, 21, 43.
- 4. S. Agrawal, P. C. Zamecnik, Nucleic Acids Res. 1990, 18,
5419.
- 5. Smith, Kung, Kaiser 1989, US-Patent, Nr.: 4,849,513.
Die
wichtigsten Reportermoleküle
für die
Markierung von Oligonucleotiden sind Fluoreszenzfarbstoffe wie Fluorescein,
Rhodamin, Acridin, Dansyl, Coumarin, Phenazin, Oxacin, BODYPY und
Cyanin-Farbstoffe. Eine Auswahl, inklusive ihrer spektroskopischen
Eigenschaften ist von A. Waggoner [A. Waggoner, Methods Enzymol.
1995, 246, 362] sowie von A. Mayer beschrieben worden [A. Mayer,
S. Neuenhofer, Angew. Chem. 1994, 106, 1097]. Die dort beschriebenen
Farbstoffe decken das gesamte sichtbare Spektrum ab. Die heutige Entwicklung
neuer Farbstoffe zielt auf die IR-Region des Spektrums hin; dies
erlaubt den Einsatz kostengünstiger
Photodiodensysteme und erbringt ein verbessertes Signal-Rausch Verhältnis.
Zwei
umfassende Übersichtsartikel über die
verschiedenen Verfahren zur Fluoreszenzmarkierung sind erschienen:
C. Wojczewski, K. Stolze, J. W. Engels, Synlett 1999, 10, 1667;
D. M. Jameson, J. E. Ecclestone, Methods Enzymol. 1997, 278, 363.
2.3 Grenzen der nicht-radioaktiven
Markierungsmethoden für
Oligonucleotide
Das
Hauptproblem, dass sich bei nicht-radioaktiv markierten Oligonucleotiden
ergibt, liegt darin, dass eine Duplexbildung durch spezifische Basenpaarung
zwischen den durch voluminöse
und/oder geladene Gruppen modifizierten Nucleosiden gehindert ist.
Darüber
hinaus werden Nucleosid Triphosphate, die durch sperrige Substituenten
modifiziert sind, oft nicht von DNA- oder RNA Polymerasen akzeptiert
und daher nicht in eine wachsende Oligomerkette eingebaut.
2.4. Fluoreszierende Nucleoside
des "Etheno"-Typs – Möglichkeiten
und Grenzen
N.
K. Kochetkov und Mitarbeiter beschrieben als erste die Umsetzung
von 9-Alkyladeninen
(und 1-Alkylcytosinen) mit Chloracetaldehyd in wässeriger Lösung zum 1,N6-Ethenoadenin
bzw. 1,N4-Ethenocytosin [N. K. Kochetkov,
V. N. Shibaev, A. A. Kost, Tetrahedron Lett. 1971, 1993]. Später weiteten
N. Leonard und Mitarbeiter [ J. R. Barrio, J. A. Secrist III, N.
J. Leonard, Biochem. Biophys. Res. Commun. 1972, 11, 3499] diese Reaktion
auf Adenosin und AMP aus. Die Reaktion von Chloracetaldehyd mit
2'-Desoxyguanosin
ergibt zwei Produkte, 1,N2- und 3,N2-Etheno-2'-desoxyguanosin
[P. D. Sattsangi, N. J. Leonard, C. R. Frihart, J. Org. Chem. 1977,
42, 3292]. Aufgrund ihrer Neigung zur Fluoreszenz erwiesen sich
Ethenonucleoside als wertvoll für
den Nachweis biochemischer und physiologischer Reaktionen unter
Beteiligung von Adenosin Phosphaten.
Später synthetisierten
Srivastava und Mitarbeiter das 1,N6-Etheno-2'-desoxyadenosin [S. C. Srivastava, S.
K. Raza, R. Misra, Nucleic Acids Res. 1994, 22, 1296]. Erst unlängst wurden
Phosphoramidit-Synthesebausteine des 1,N6-Etheno-2'-desoxyadenosins und des 1,N6-Ethenoadenosins
für die
automatische DNA- und RNA-Synthese dargestellt und mit ihnen fluoreszenzmarkierte
Oligonucleotide definierter Sequenz synthetisiert. Etwa gleichzeitig
wurden mit Hilfe der Röntgenstrukturanalyse
Guanin-1,N6-Ethenoadenin Basenpaare in Oligoribonucleotiden
nachgewiesen [G. A. Leonard, K. E. McAuley-Hecht, N. J. Gibson,
T. Brown, W. P. Watson, W. N. Hunter, Biochemistry 1994, 33, 4755].
Die
relativ geringfügige
strukturelle Änderung,
die durch die Annelierung eines dritten Ringes an Adenin bewirkt
wird, wird offensichtlich bei einer Duplexbildung sowie im Hinblick
auf die Substrateigenschaften durch verschiedene Enzyme toleriert.
Auf
der anderen Seite weisen jedoch Ethenonucleoside karzinogene Eigenschaften
auf: So wurde gefunden, dass während
der in-vitro Replikation durch E- coli DNA Polymerase I, 2'-Desoxyguanosin fälschlicherweise
gegenüber
Chloracetaldehyd-behandeltem Poly(dA) eingebaut wird. Darüber hinaus
wurde auch über einen
bevorzugten Einbau von dG und dC in DNA, die mit dem gleichen Reagenz
behandelt worden war, berichtet. Auch im Fall des 3,N4-Etheno-2'-desoxycytidin wurde über Fehlinkorporationen publiziert
[W. Zhang, R. Rieger, C. Iden, F. Johnson, Chem. Res. Toxicol. 1995,
8, 148].
DNA-Reparaturenzyme
werden in allen Organismen exprimiert, um dem schädigenden
Effekt endogener und exogener DNA-zerstörender Agentien zu begegnen
[T. Lindah, Nature 1993, 362, 709]. Unlängst wurde ein menschliches
Reparaturenzym – die
Alkyl-N-Purin DNA Glycosylase (ANPG) – beschrieben, das die Entfernung
verschiedener modifizierter Basen, darunter 3-Methyladenin, 7-Methylguanin und
1,N6-Ethenoadenin durch Hydrolyse der N-glykosylischen
Bindung bewirkt, beschrieben. Da ANPG unmittelbar der Wirkung chemotherapeutischer
alkylierender Agentien entgegengerichtet ist, stellt dieses Enzym
ein potentielles Ziel für
die Entwicklung neuer Pharmaka dar [O. D. Schärer, G. L. Verdine, J. Am.
Chem. Soc. 1995, 117, 10781]. Auch in diesem Hinblick sind also
Etheno-modifizierte Nucleoside und Oligonucleotide, die solche Bausteine enthalten,
von großer
Bedeutung, um die Wirkung alkylierender Agentien in der Chemotherapie
zu verstärken, in
dem sie die Wirkung von ANPG inhibieren.
Die
Fluoreszenzintensität
von 1,N6-Ethenoadenosinen wurde von Yip
und Tsou [K.-F. Yip, K. C. Tsou, J. Org. Chem. 1975, 40, 1066] untersucht.
Diese Autoren fanden, dass 2-Substituenten wie OH oder SO3H die Fluoreszenz verstärken, während Substituenten wie SH,
NH2 und andere diese signifikant verringern.
Im
Jahr 1980 berichteten L. B. Townsend und Mitarbeiter über die
Synthese bestimmter fluoreszierender Imidazo[1,2-c]pyrrolo[3,2-e]pyrimidin
Ribonucleoside (= 1,N6-Etheno-7-desazaadenosine)
[G. A. Bath, K. H. Schram, L. B. Townsend, J. Carbohydr. Nucleosides,
Nucleotides 1980, 7, 333]. Auch diese Verbindungen zeigen intensive
Fluoreszenz. Auf der anderen Seite führt der Einbau eines Stickstoffatoms
in die Position 2 des Ethenoadenosins (= 1,N6-Etheno-2-aza-2'-desoxyadenosin)
zu einer drastischen Verringerung der Fluoreszenzintensität [T. Sugiyama
et al., Chem. Eur. J. 2000].
Bislang
sind lediglich Ribonucleoside, die einen 1,N6-Etheno-7-desazapurin-Heterocyclus tragen
beschrieben worden. Alle übrigen
Typen von Nucleosiden sind bislang unbekannt und werden in dieser
Erfindung erstmals eröffnet.
Die
Verwendung von Etheno-modifizierten Purinribo- und speziell von
2'-Desoxyribonucleosid-Synthesebausteinen
für die
Markierung spezifischer Positionen einer definierten DNA- oder RNA-Sequenz
ist aufgrund der außerordentlichen
Labilität
der bislang bekannten Ethenonucleoside gegenüber Basen und Säuren mit
großen
Schwierigkeiten behaftet. Dies hat bislang verhindert, dass ein
Einbau von Ethenonucleosiden in Oligonucleotide zur Routine wurde.
3. Detaillierte
Darstellung der Erfindung
Vorgestellt
und beansprucht werden nun neuartige und chemisch stabile 1,N
6-Etheno-2'-desoxy-β-D-ribonucleoside,
vorzugsweise 1,N
6-Etheno-7-desaza-2'-desoxyadenosin (εc
7A
d, 19, siehe Beispiel 1), die Darstellung
reaktiver Synthesebausteine dieser Verbindungen und deren Einbau
in Oligonucleotide verschiedener Sequenz, vorzugsweise mit Hilfe
von Phosphonaten oder Phosphoramiditen (siehe Beispiele 3 und 4).
1,N
6-Etheno-7-desaza-2'-desoxyadenosin, das aus dem bekannten
7-Desaza-2'-desoxyadenosin (18) [F.
Seela, A. Kehne, Liebigs Ann. Chem. 1983, 876] durch Umsetzung mit
Chloracetaldehyd (siehe Beispiel 1) erhalten werden kann, ist ein
intensiv fluoreszierendes Nucleosid, das ähnliche Fluoreszenzeigenschaften
wie die Stammverbindung 1,N
6-Etheno-2'-desoxyadenosin aufweist.
Seine chemische Stabilität
in saurem und basischem Medium ist jedoch erheblich größer als
die des 1,N
6-Etheno-2'-desoxyadenosins – eine Eigenschaft, die 1,N
6-Etheno-7-desaza-2'-desoxyadenosin
seiner Purin-Stammverbindung erheblich überlegen macht, besonders während der
Oligonucleotidsynthese (siehe Tabelle 1 und Beispiel 2). Tabelle
1. Halbwertszeiten τ des
1,N
6-Etheno-7-desaza-2'-desoxyadenosins und des 1,N
6-Etheno-2'-desoxyadenosins.
Eine
wichtige Verkörperung
betrifft die Verwendung fluoreszierender Verbindungen wie εc7Ad bei der chemischen
Festphasensynthese von fluoreszierenden DNA-Hybridisierungssonden
(= Nucleinsäure-bindende
Komponenten).
1
Wie
aus 1 ersichtlich wird, verleiht der Einbau von bereits
einem 1,N6-Etheno-7-desaza-2'-desoxyadenosin in
ein Oligodesoxynucleotid dem Oligomer eine starke Fluoreszenz (1,
C). Die Hybridisierung mit einem nichtfluoreszierenden Komplementärstrang
ergibt einen fluoreszierenden Duplex.
Bei
Verwendung als Hybridisierungssonde kann die Fluoreszenz derartiger
Oligonucleotide in einer Vielzahl unterschiedlicher Prozeduren zur
Detektion und Identifikation spezifischer Gensequenzen dienen. Diese
Methodik unterscheidet sich insofern von anderen nicht-radioaktiven
Verfahren, indem in ihr keine Nucleotide, die an Enzyme oder andere
reaktive Proteine gekuppelt wurden, verwendet werden.
Es
wird hiermit gezeigt, dass der Einbau von beispielsweise εc7Ad (19) in einen
inneren Abschnitt eines Oligonucleotidduplexes gegenüber einem
der vier regulären
Nucleoside dA, dG, dC und dT (siehe Struktur B der 2)
zu nahezu identischen Tm-Werten der resultierenden
Doppelstränge
führt;
dies zeigt, dass 1,N6-Etheno-7-desaza-2'-desoxyadenosin als ambiguitäre, fluoreszierende
Base fungiert (Beispiel 10). Dies steht im Gegensatz zu seiner Purin-Stammverbindung,
das eine Fehlbasenpaarung mit Guanin eingeht. Auch diese Tatsache
macht εc7Ad (19) dem εAd überlegen.
Es
wird weiterhin dargelegt, dass der Einbau von beispielsweise εc7Ad (19) in ein Oligonucleotid
als überhängenden
Nucleosidrest zu einem deutlich thermisch stabilisierten Duplex
führt (siehe
Struktur D der 2; siehe Beispiel 9). Wird in
einem Oligonucleotid-Dodecamer mit Zufallssequenz ein terminales
dA=dT Basenpaar (siehe Beispiel 10, Eintrag 1) durch ein εc7Ad=dT Basenpaar
ersetzt (siehe Beispiel 10, Eintrag 6), so erhöht sich der Tm-Wert
des resultierenden fluoreszierenden Oligomeren um 2-4° (je nach
verwendetem Puffersystem) im Vergleich zum Stammoligomer. Dies zeigt
den stabilisierenden Effekt des terminalen (aber nicht überhängenden) εc7Ad Bausteines auf
das restliche Undecamer.
2
Der
Duplex-stabilisierende Effekt von Verbindungen wie εc7Ad zeigt sich auch
bei solchen Oligomeren mit Zufallsequenz, in denen ein Strang einen
sogenannten Aminolinker (z. B. eine 6-Aminohexyl-Kette) trägt, wie
auch bei DNA-RNA-Hybriden (siehe Beispiel 9). Darüber hinaus
kann grundsätzlich
festgestellt werden, dass ein Duplex mit Zufallssequenz, der an
jedem Ende einen εc7Ad-Rest trägt doppelt
so stark stabilisiert wird wie ein Oligomer mit nur einem Rest.
Für Oligomere,
wie sie im Beispiel 9 (Eintrag 1) gezeigt sind, beträgt der stabilisierende
Effekt 3.5 – 4° pro εc7Ad-Rest. Im Falle selbstkomplementärer, alternierender
Duplexe wie [5'-d(CG)3]2 {Tm=
45°C} beläuft sich
die Stabilisierung auf 7° pro εc7Ad-Rest {Tm [5'-d(εc7Ad-CGCGCG)]2 = 59°C} (siehe
Beispiel 9).
Die
Fluoreszenz von Oligonucleotiden, die Nucleoside wie εc7Ad tragen, eröffnen die
Möglichkeit,
Duplexstabilitäten
durch temperaturabhängige
Fluoreszenzmessungen zu bestimmen. Während für einen Duplex wie 5'-d(TAG GTC εc7AdAT ACT)·3'-d(ATC CAG TTA TGA)
kein kooperativer Fluoreszenzemissions-Temperatur Plot aufgezeichnet werden
kann, kann jedoch durch Messung temperaturabhängiger Anregungsspektren das
Duplexschmelzen gemessen werden. Hier führt die Dissoziation der Stränge zu einer
bathochromen Verschiebung des Anregungsmaximums. Eine Auftragung
von λmax des Anregungsmaximums (in nm) gegen die Temperatur
ergibt ein "Schmelzprofil", aus dem ein Tm-Wert des Duplexes entnommen werden kann,
der dem UV-spektrophotometrisch gemessenen völlig entspricht. Das Schmelzen
eines Oligonucleotidduplexes, der einen εc7Ad-Rest entweder als überhängendes Nucleosid oder in einem
terminalen Basenpaar trägt,
kann durch Messung der temperaturabhängigen Fluoreszenzemissionsintensität bestimmt
werden. Dies ist für
zwei Oligonucleotidduplexe in den 4 und 5 gezeigt.
3, 4 und 5
Auch
in diesen beiden Fällen
sind die so ermittelten Tm-Werte identisch
mit denen der durch temperaturabhängige UV-Spektrophotometrie
gemessenen.
Die
Erfindung eröffnet
weiterhin, dass für
die exonucleolytische Hydrolyse von Oligomeren, die einen εc7Ad-Baustein an verschiedenen
Positionen entlang der DNA-Kette
tragen [z. B. durch die 3'-Exonuclease Schlangengiftphosphodiesterase
(EC 3.1.4.1, Crotallus durissus)] eine qualitative Korrelation zwischen
der Position der fluoreszierenden Base und der Anfangsgeschwindigkeit
der Fluoreszenzzunahme während
der Hydrolyse besteht (siehe Beispiel 11): Je näher der εc7Ad-Baustein dem 3'-Ende der Oligonucleotidkette ist, desto
größer ist
die Anfangsgeschwindigkeit der Fluoreszenzzunahme.
4. Beispiele
Allgemeines:
Monomere.-
Flashchromatographie (FC): bei 0.5 Bar an Kieselgel (Merck, Darmstadt)
mit UltroRac Fraktionensammler. Dünnschichtchromatographie (DC):
Kieselgel-60 F254 Platten (Merck, Darmstadt); Visualisierung durch
UV-Detektion bei 254 nm. Lösungsmittelsystememe
die FC und DC: A: CH2Cl2-MeOH
(98:2); B: CH2Cl2-MeOH
(9:1); C: CH2Cl2-MeOH
(4:1); D: CH2Cl2-Aceton
(4:1); E: CH2Cl2-Aceton
(85:15); F: CH2Cl2-Aceton
(7:3); G: CH2Cl2-Aceton
(3:2); CH2Cl2-EtOH
(9:1).
Fluoreszenzspektroskopie:
F 4500 Fluoreszenzspektrophotometer (Hitachi, Japan). UV-Spektroskopie:
U-3000 und U-3200 Spektrophotometer (Hitachi, Japan). CD-Spektroskopie: Jasco-600
Spektropolarimeter mit thermostatisch kontrollierten 1-cm Quartzküvetten,
verbunden mit einem Lauda RCS Thermostaten (Lauda, Königshofen).
NMR-Spektroskopie: Avance-DPX-250 und AMX-500 Spektrometer (Bruker,
Karlsruhe); Messfrequenzen: 1H: 250.133
MHz, 500.140 MHz;13C: 62.896 MHz, 125.700
MHz; 31P-NMR: 101.256 MHz. δ-Werte in
ppm relativ zu Tetramethylsilan (1H, 13C) als internem Standard und zu 85% H3PO4 (31P)
als externem Standard. Chemische Verschiebungen in ppm sind positiv,
wenn sie gegenüber
dem Standard zu tieferem Feld verschoben sind.
Oligonucleotid-Festphasensynthese.-
Oligonucleotide wurden an einem automatischen DNA/RNA-Synthesizer,
Model ABI 392 (Applied Biosystems, Weiterstadt unter der Verwendung
von Standardprotokollen nach dem "Trityl-off"-Modus
dargestellt. Lediglich unmodifizierte Oligomere wurden nach dem "Trityl-on"-Modus synthetisiert. Die Kupplungsausbeuten
betrugen für
alle verwendeten Phosphoramidite mehr als 95%. Detritylierte modifizierte
Oligomere wurden mittels Ionenaustauschchromatographie an Dionex
Nucleopac PA-100 HPLC Säulen
(4 × 250
mm, P/N 043010, Dionex GMbH, Idstein) gereinigt; dabei wurden folgende Gradienten
benutzt: 5 min 5% 0.01 M NaOH/1.5 M LiCl (X) in 0.01 M NaOH (Y);
25 min 5 – 30%
Y in X; 10 min 30 – 5%
Y in X; 5 min 5% Y in X. Geräte
für die
Ionenaustauschchromatographie: L4250 UV/VIS Detektor, L6250 Intelligente
Pumpe und D2500 Integrator (merck-Hitachi). Die tritylierten unmodifizierten
Oligomere wurden mittels RP-18 HPLC gereinigt: 4 × 250 mm
RP-18 Säule
(Merck); an einer Merck-Hitachi Anlage bestehend aus einem 655 A-12
Flüssigchromatograph
mit einem 655 A variablem Wellenlängen UV-Monitor und einem D2000
Chromato-Integrator.
Gradienten: 0.1 M (Et3NH)OAc (pH 7.0)/MeCN
95:5 (U) and MeCN (V); Gradient I: 0 – 50 min 0 – 50% V in U, Flussrate 1 ml/min;
Gradient II: 0 – 20
min 0 –20
% V in U; 20 – 40
min 20 – 40%
V in U, Flussrate 1 ml/min. Die Detritylierung der Oligomere wurde
durch 5-minütiges
Behandeln mit 2.5% Dichloressigsäurelösung in
CH2Cl2 (1 ml) bei
Raumtemperatur durchgeführt.
Nach Neutralisation mit Et3N, Eindampfen
bis zur Trockne und Nachdampfen mit MeOH wurden die Oligomere erneut
durch RP-18 HPLC unter Verwendung der oben genannten Apparatur gereinigt.
Dabei wurde folgender Gradient eingesetzt: 0 – 30 min 0 – 20% V in U, 30 –35 min
20% V in U, 35 – 40
min 20 – 0%
V in U, 40 – 45
min 0% V in U. Die anschließende
Entsalzung der Oligomere wurden ebenfalls an einer RP-18 HPLC-Säule (4 × 100 mm) durchgeführt; Lösungsmittel
für die
Absorption: H2O; Lösungsmittel für die Desorption:
MeOH-MeOH 3:2; Flussrate: 1 ml/min. MALDI-TOF Massenspektren wurden
am Institut für
Medizinische Physik der Westfälischen
Wilhelmsuniversität,
Münster
angefertigt; UV Laseranregung: 337 nm für 3 nsec.
Schmelzkurven.-
Extinktions-Temperatur-Profile (Schmelzkurven) wurden an einem Cary
1E UV-VIS Spektrophotometer (Varian, Melbourne, Australien), verbunden
mit einem Cary thermoelektrischen Element, aufgenommen. Die aktuelle
Temperatur wurde in der Refrenzzelle mit einem Pt-100 Widerstand
gemessen. Die ΔTm-Werte sowie die thermodynamischen Zusstandsfunktionen
(ΔH°, ΔS° und ΔG°310)
wurden mit Hilfe des Programms MeltWin 3.0 [J. A. Mc Dowell, D.
H. Turner, Biochemistry 1996, 35, 14077] berechnet.
Enzymatische
Hydrolyse der Oligonucleotide.- Die enzymatische Hydrolyse der Oligonucleotide
wurde mit Hilfe von Schlangengiftphosphodiesterase (E.C. 3.1.4.1,
Crotallus durissus) und alkalischer Phosphatase (E.C. 3.1.3.1) durchgeführt; Puffer:
0.1 M TRIS-HCl (pH 8.0). Die Chromatogramme der Hydrolysereaktionen der
Oligonucleotide wurden mit der oben beschriebenen Apparatur erhalten.
Lösungsmittelsystem:
U; Flussrate 0.6 ml/min, Detektionswellenlänge: 260 nm. Beispiel: siehe 6.
6
7-(2-Desoxy-β-D-erythro-pentofuranosyl)-7H-imidazo[1,2-c]pyrrolo[2,3-d]pyrimidin (19).
Zu
7-Desaza-2'-desoxyadenosin
(2 g, 8 mmol, 18) wird Chloracetaldehyd (30 ml) hinzugefügt und die Lösung 18
h bei Raumtemperatur gerührt.
Nach Eindampfen der Lösung,
Chromatographie des Rückstandes an
Kieselgel 60 (Säule:
15 × 3
cm, B) und Umkristallisation des Inhaltes der Hauptzone aus McOH/EtOAc
erhält
man 1.3 g (65%) der Titelverbindung als farblosen Feststoff. DC
(Kieselgel, C): Rf = 0.8. 1H-NMR
(D6-DMSO): 2.24 (m, 1H, Hα-C(2')); 2.48 (m, 1H,
Hβ-C(2')); 3.50 (m, 2H,
H2-C(5'));
3.84 (s, 1H, H-C(4'));
4.37 (s, 1H, H-C(3'));
4.90 (t, 1H, NO-C(5'));
5.29 (d, J = 3.4, 1H, HO-C(3'));
6.64 (pt, J = 6.5, 1H, H-C(1'));
6.79 (d, J = 3.2, 1H, H-C(9)); 7.44 (s, 1H, H-C(3)); 7.61 (d, J = 3.2, 1H, H-C(8));
7.95 (s, 1H, H-C(2)); 9.11 (s, 1H, H-C(5)).13C-NMR (D6-DMSO):
135.0 (C-2); 138.8 (C-4); 106.1 (C-5); 141.6 (C-6); 99.9 (C-7);
122.5 (C-8); 132.1 (C-10); 111.2 (C-11); 83.3 (C-1'); 70.9 (C-3'); 87.3 (C-4'); 61.9 (C-5'). Analyse berechnet
für C19H26N4O4 (576.65): C 56.93, H 5.14, N, 20.43. Gefunden:
C 57.15, H 5.02, N 19.92.
Die
UV-Spektren des εc7Ad wurden bei drei
verschiedenen pH-Werten gemessen und die Extinktionskoeffizienten
wurden bestimmt (Tabelle 1) und mit denen des entsprechenden Ribonucleosids
verglichen.
Tabelle
2. Vergleich der Extinktionskoeffizienten des 1,N
6-Etheno-7-desaza-2'-desoxyadenosins und des entsprechenden
Ribonucleosids.
Die
Fluoreszenzspektren des εc7Ad sind in 7 dargestellt.
7
pH-Abhängige Fluoreszenzmessungen
zeigen, dass die volle Emissionsintensität erst oberhalb von pH 6 erreicht
wird.
Beispiel 2
Stabilität des 1,N6-Etheno-7-desaza-2'-desoxyadenosins (19) und des 1,N6-Ethenoadenosins
in basischem und saurem Medium.
Die
chemischen Stabilitäten
des 1,N6-Etheno-7-desaza-2'-desoxyadenosins
(19) und des 1,N6-Ethenoadenosins wurden
fluoreszenzspektrophotometrisch in 25% aq. Ammoniak bei 40°C bestimmt.
Zu diesem Zweck wurde die Abnahme der Emission des εc7Ad bei 419 nm (Anregungswellenlänge: 289
nm) und die des εAd bei 412 nm (3.4a) bestimmt.
Für εc7Ad ergab sich eine
Halbwertszeit von 85 h und für εAd eine Halbwertszeit von 21 min.
Zur
Bestimmung der Stabilität
des εc7Ad in saurem Medium
wurde seine Hydrolyse in 6N aq Salzsäure bei 40°C UV-spektrophotometrisch bei
280 nm bestimmt; dabei ergab sich eine Halbwertszeit von 585 min.
Die Hydrolyse des εAd war unter diesen stark sauren Bedingungen
nicht mehr quantitativ erfassbar. Es ist jedoch bekannt [S. C. Srivastava,
S. K. Raza, R. Misra, Nucleic Acids Res. 1994, 22, 1296], dass bereits
in wässeriger Dichloressigsäure die
Halbwertszeit des εAd nur wenige Minuten beträgt.
7-(2-Desoxy-5-O-(4,4'-dimethoxytriphenylmethyl)-β-D-erythro-pentofuranosyl]-7H-imidazo[1,2-c]pyrrolo[2,3-d]pyrimidin
(20).
Verbindung
19 (270 mg, 1 mmol) wird durch wiederholtes Abdampfen mit wasserfreiem
Pyridin getrocknet und dann in trockenem Pyridin (1 ml) gelöst. Zu dieser
Lösung
wird 4,4'-Dimethoxytriphenylmethylchlorid
(410 mg, 1.2 mmol) hinzugefügt
und die Mischung 4 h bei Raumtemperatur gerührt. Nach 4 h fügt man MeOH
(1 ml) und nach weiteren 10 min 5 proz. wässerige NaHCO3-Lösung (5
ml) hinzu und extrahiert drei Mal mit jeweils 20 ml CH2Cl2. Die vereinigten organischen Extrakte werden
getrocknet (Na2SO4),
filtriert und eingedampft. Nach Chromatographie (FC) an Kieselgel
60 (Säule:
10 × 3
cm, F) und Eindampfen der Hauptzone erhält man die Titelverbindung
(420 mg, 73%) als farblosen Schaum. DC (Kieselgel, E): Rf = 0.33. 1H-NMR (D6-DMSO): 2.38 (m, 1H, Hα-C(2')); 3.18 (m, 2H,
H2-C(5')); 3.70 (s, 6H,
2 OCH3); 3.99 (m, 1H, H-C(4')); 4.42 (m, 1H,
H-C(3')); 5.41 (d,
J = 4.4, 1H, HO-C(3'));
6.69 (pt, J = 6.5, 1H, H-C(1'));
6.77-7.56 (m, 13H, aromatische H, 1H, H-C(9), 1H, H-C(3), 1H, H-C(8));
7.98 (s, 1H, H-C(2)); 9.11 (s, 1H, H-C(5)). 13C-NMR (D6-DMSO):
135.0 (C-2); 138.8 (C-4); 106.3 (C-5); 141.5 (C-6); 99.9 (C-7);
122.5 (C-8); 132.1 (C-10); 111.2 (C-11); 54.9 (OCH3); 83.3
(C-1'); 70.7 (C-3'); 85.4 (C-4'); 64.1 (C-5'). Analyse berechnet
für C34H32N4O5 (576.65): C 70.81, H 5.59, N 9.72. Gefunden:
C 70.61, H 5.43, N 9.64.
7-[2-Desoxy-5-O-(4,4'-dimethoxytriphenyimethyl)-β-D-erythro-pentofuranosyl]-7H-imidazo[1,2-c]pyrrolo[2,3-d]pyrimidin
7-[3-(2-Cyanoethyl)-N,N-düsopropylphosphoramidit]
(21).
Verbindung
20 (242 mg, 0.42 mmol) wird in trockenem CH2Cl2 (1 ml) gelöst und mit 140 μl (0.84 mmol) N,N-Diisopropylamin
und 125 μl
(0.55 mmol) Chloro-(2-cyanoethoxy)-N,N-diisopropylethylaminophosphan versetzt.
Nach 30 minütigem
Rühren
bei Raumtemperatur fügt
man 5 ml einer 5% wässerigen
NaHCO3-Lösung
hinzu und extrahiert anschließend
zwei Mal mit je 20 ml CH2Cl2.
Die vereinigten organischen Extrakte werden getrocknet (Na2SO4), filtriert
und eingedampft.
Anschließende Chromatographie
(FC) an Kieselgel 60 (Säule:
10 × 3
cm, F) und Eindampfen der Hauptzone erhält man die Titelsubstanz (208
mg, 64%) als farblosen Schaum. DC (Kieselgel, D): Rf =
0.63. 31P-NMR (CDCl3):
150.00; 149.81 ppm.
3-(2-Desoxy-β-D-erythro-pentofuranosyl)-3,4-dihydro-5H-imidazo[1,2-i]purin-5-on (1,N6-Etheno-2'-desoxyisoguanosin)
(22).
Zu
einer Lösung
von 2'-Desoxyisoguanosin
(360 mg, 1.35 mmol) in NaOAc Puffer (pH 4.7, 8 ml) fügt man Chloracetaldehyd
(0.5 ml, 4 mmol, 50% in H2O) hinzu. Nach
24 stündigem
Rühren
bei Raumtemperatur werdden weitere 3 ml Puffer und eine zweite Portion
Chloracetaldehyd (0.5 ml) hinzugegeben und weitere 20 h gerührt. Das
Reaktionsgemisch wird anschließend
an Serdolit lonenaustauscherharz chromatographiert (Säule: 2 × 20 cm).
Nach Waschen mit (i) Wasser (100 ml) und (ii) Wasser-EtOH (95:5,
200 ml) wird das Produkt mit Wasser-EtOH (9:1, 400 ml) eluiert.
Aus der Hauptzone erhält
man nach Abdampfen des Lösungsmittels
die Titelverbindung (152 mg, 39%) als farbloses Pulver (Zers.: 250°C). DC (Kieselgel,
i-PrOH-H2O-25% aq. NH3, 3:1:1):
Rf = 0.85. UV (H2O):
pH 1: 296, 258 nm (12700, 5100); pH 7: 295, 268 nm (10400, 7400);
pH 12: 303, 292, 282 nm (7000, 11000, 11000). 1H-NMR
(D6-DMSO): 8.06 (s, 1H, H-C(8)); 7.90, 7.48
(s, 2H, CH=CH); 6.27 (pt, J = 6.7 Hz, 1H, H-C(1')); 5.28 (s, 3'-OH + 5'-OH); 4.39 (m, 1H, H-C(3')); 3.90 (m, 1H,
H-C(4')); 3.64 (m,
2H, H2-C(5')); 2.57, 2.24 (m, H2-C(2')). Analyse berechnet
für C12H13N5O4 (291.3): C 49.48, H 4.50, N 24.04. Gefunden:
C 49.28, H 4.49, N 24.20.
1-(2-Desoxy-β-D-erythro-pentofuranosyl)-1H-imidazo[1,2-c]-pyrazolo
[4,3-e]-pyrimidine (23).
1-(2-Desoxy-β-D-erythro-pentofuranosyl)-1H-pyrazolo[3,4-d]pyrimidin-4-amin
(3.0 g, 12 mmol) wird in wässerigem
Acetatpuffer (1 M, pH 4.5 – 5.0,
70 ml) unter Erwärmen
auf 40-50°C
gelöst.
Anschließend
fügt man Chloracetaldehyd
(50% in H2O, 7.5 M, 15 m) hinzu und rührt die
Reaktionsmischung für
70 h bei Raumtemperatur. Nach Abdampfen des Lösungsmittels wird der Rückstand
in MeOH suspendiert und anorganisches Material abfiltriert. Nach
Waschen mit MeOH werden die vereinigten Filtrate und Waschlösungen im
Vakuum bei 40-50°C
eingedampft und der Rückstand
an Kieselgel 60 chromatographiert (FC) (Säule: 15 × 3 cm). Elution mit CH2Cl2-MeOH (95:5,
gefolgt von 9:1 und dann 85:15) ergibt eine Hauptfraktion, aus der
nach Abdampfen des Lösungsmittels
und anschließender
Kristallisation aus MeOH-EtOAc (1:1) die Titelverbindung (2.71 g, 82%)
als farblose Kristalle vom Schmp. 197-200°C gewonnen werden. DC (Kieselgel,
CH2Cl2, 9:1): Rf = 0.4. UV (MeOH): λmax 232
(41000), 278 (4500), 257 (8100). 1H-NMR
((D6)DMSO): 9.32 (s, H-C(2)); 8.40 (s, H-C(7)); 8.06 (d, J
= 1.5, H-C(10)); 7.52 (d, J = 1.5, H-C(11)); 6.72 (pt, J = 6.3,
H-C(1')); 5.35 (d,
J = 3.4, 3'-OH);
4.78 (t, 5'-OH);
4.49 (m, 1H, H-C(3'));
3.86 (m, 1H, H-C(4'));
3.54 und 3.40 (2m, 2H, H2-C(5')); 2.88 (m, 1H,
Hβ-C(2')); 2.34 (m, 1H,
Hα-C(2')). Fluoreszenzdaten
(10 mM Na-Cacodylat, 10 mM MgCl2, 100 mM
NaCl, pH 7): λEX = 235 nm; λEM =
445 nm. Analyse berechnet für
C12H13N5O3 (275.28): C 52.36, H 4.76, N 25.44. Gefunden:
C 52.61, H 4.90, N 25.15.
1-(2-Deoxy-β-D-erythro-pentofuranosyl)-5-amino-4-(imidazol-2''-yl)-1H-pyrazol (24).
Verbindung
23 (1.2 g, 5 mmol) wird über
Nacht mit 1 N wässeriger
Natronlauge bei Raumtemperatur gerührt. Nach anschließender Neutralisation
durch Zugabe von 2 N Salzsäure
dampft man zu einem Sirup ein und löst diesen in wasserfreiem MeOH.
Ausgefallenes NaCl wird abfiltriert und mit MeOH gewaschen. Die
Filtrate und Waschlösungen
werden vereinigt, eingedampft und der Rückstand an Kieselgel 60 chromatographiert
(Säule:
10 × 3
cm). Elution mit CH2Cl2-MeOH
(85:15) ergibt eine Hauptzone, aus der nach Abdampfen des Lösungsmittels
die Titelverbindung (960 mg, 80%) als gelblicher Schaum erhalten
wird. UV (MeOH): λmax = 254 nm (10500). DC (Kieselgel, CH2Cl2-MeOH, 9:1):
Rf = 0.3. 1H-NMR
((D6)DMSO): 11.9 (s, br. NH); 7.65 (s, H-C(3));
6.95 (s, br., 2H, NH2); 6.37 (s, br., 2H,
H-C(7), H-C(8)); 6.12 (pt, J 6.4, H-C(1')); 5.21 (d, J 3.8, 3'-OH); 4.99 (t, J
5.0, 5'-OH); 4.37
(m, 1H, H-C(3'));
3.80 (m, 1H, H-C(4'));
3.45 (m, 2H, H2-C(5')); 2.71 (m, 1H, Hβ-C(2')); 2.11 (m, 1H,
Hα-C(2')). Analyse berechnet
für C11H15N5O3 (265.27): C 49.81, H 5.70, N 26.40. Gefunden:
C 49.83, H 5.78, N 26.36.
Beispiel 8
1-(2-Deoxy-β-D-erythro-pentofuranosyl)-1H-diimidazo[1,2-c:4',5'-e][1,2,3]-triazine
(25).
Eine
Lösung
der Verbindung 24 (0.24 g, 1 mmol) in 80% Essigsäure with in einem Eisbad für 1 h mit NaNO2, 70 mg, 1 mmol) behandelt. Anschließend wird
zu einem Sirup eingedampft. Dieser wird in Wasser aufgenommen und
mehrfach mit H2O nachgedampft, um die Essigsäure zu entfernen.
Der Rückstand
wird an Kieselgel 60 chromatographiert (Säule: 10 × 3 cm). Stufenweise Elution
mit CH2-Cl2-MeOH
(95:5, 9:1, 85:15) ergibt nach Eindampfen der Hauptzone Verbindung
25 (0.18 g, 65%) als gelblichen Schaum. DC (Kieselgel, CH2Cl2-MeOH, 9:1):
Rf = 0.3. UV (MeOH): λmax 233
(34800), 295 (4300). 1H-NMR ((D6)DMSO):
8.78 (d, 1H, J 1.5, N-C(11)); 8.70 (s, H-C(7)); 7.79 (d, 1H, J 1.5,
H-C(10)); 6.98 (pt, 1H, J 6.1, N-C(1')); 5.43 (d, 1H, J 4.6, 3'-OH); 4.74 (t, 1H,
J 5.7, 5'-OH); 4.54
(m, 1H, H-C(3'));
3.91 (m, 1H, H-C(4'));
3.55 (2 m, 2H, H2-C(5')); 2.97 (m, 1H, Hβ-C(2')); 2.47 (m, 1H,
Hα-C(2')). Analyse berechnet
für C11H12N6O3 (276.25): C 47.83, H 4.38, N 30.42. Gefunden:
C 48.00, H 4.28, N 30.05.
Beispiel
9 T
m-Werte und thermodynamische Daten von Oligonucleotidduplexen
mit εc
7A
d als überhängendem
Ende.
Beispiel
10 T
m-Werte und thermodynamische Daten von Oligonucleotidduplexes
mit εc
7A
d als überhängendem
Ende.
Beispiel 11
Enzymatische Hydrolyse
von Oligonucleotiden mit 1,N6-Etheno-7-desaza-2'-desoxyadenosin mit Schlangengift Phosphodiesterase.
Zu
einer Lösung
von 0.25 A260 Einheiten eines der Oligonucleotide
5'-d(TAG GTC εc7AAT ACT) (11), 5'-d(Tεc7AG GTC AATεc7ACT)
(14), 5'-d(TAG GTC εc7Aεc7AT ACT) (13) und 5'-d(εc7A TAG GTC AAT ACT) (16) in 0.1 M TRIS-HCl
Puffer (pH 8.0, 1 ml) wird Schlangengift Phosphodiesterase (Crotallus
durissus) hinzugefügt
und der Anstieg der Fluoreszenzemissionsintensität bei 419 nm (Anregungswellenlänge: 289
nm) als Funktion der Zeit registriert. Die Ergebnisse sind in 8 gezeigt.
8
6. Bevorzugte
Verkörperungen
der Patentansprüche
zum Anspruch 1:
Halogeno
bedeutet Fluoro-, Chloro-, Bromo- oder Iodo-Substituenten.
Alkylgruppen
weisen vorzugsweise eine Kettenlänge
von vorzugsweise 1 bis 10 C-Atomen
auf, wobei diese sowohl linear, verzweigt oder cyclisch angeordnet
sein können.
Die Kettenlänge
der Alkylgruppe wird sich hierbei an der sterischen Situation an
der spezifischen Position, an der die Alkylgruppe hängt, orientieren. Existieren
sterische Zwänge,
so wird die Alkylgruppe klein sein, Methyl- und Ethylgruppen werden
hierbei bevorzugt. Alle Alkyl-, Alkenyl- und Alkinylgruppen können entweder
substituiert oder unsubstituiert sein.
Bevorzugte
Alkenylgruppen bestehen aus 2 bis 10 C-Atomen. Hier gelten ähnliche
Auswahlbedingungen wie für
Alkylgruppen; auch sie können
linear, verzweigt oder cyclisch sein. Die am meisten bevorzugte
Alkenylgruppe ist die Ethylengruppe.
Bevorzugte
Alkinylgruppen bestehen ebenfalls aus 2 bis 10 C-Atomen. Auch hier
können
die Gruppen linear, verzweigt oder cyclisch sein. Darüber hinaus
können
die Alkinylgruppen auch mehr als eine Dreifachbindung enthalten.
Die am meisten bevorzugte Alkinylgruppe ist die 3-Propargylfunktion.
Alkoxygruppen
bestehen bevorzugt aus 1 bis 6 C-Atomen und sind über das
Sauerstoffatom mit dem Rest des Moleküls verknüpft. Für den Alkylteil der Alkoxygruppen
gelten dieselben Bedingungen wie für Alkylgruppen. Die am meisten
bevorzugte Alkoxygruppe ist die Methoxyfunktion.
Aryloxygruppen
bestehen bevorzugt aus 6 bis 20 C-Atomen. Diese können Bestandteil
von einem oder mehreren Ringen sowie von Seitenketten sein, die
an einen aromatischen Ring geknüpft
sind. Bevorzugte Aryloxygruppen sind die Phenoxy- und die Benzoxygruppe.
Bevorzugte
Sauerstoffschutzgruppen in OR1 sind Aroyl-,
Acyl- und Silylgruppen. Unter diesen wird besonders die Benzoylgruppe
bevorzugt. Favorisierte Silylgruppen sind Trialkylsilylgruppen wie
die Triethylsilyl- und die Triisopropylsilyloxymethylfunktion (TOM)
[X. Wu, S. Pitsch, Nucleic Acids Res. 1998, 26, 4315].
Jedes
Atom, dass in den Formeln des hier eröffneten Patentes repräsentiert
ist, ist nicht auf ein bestimmtes Isotop beschränkt. So kann beispielsweise
ein Phosphoratom sowohl ein 31P oder ein
radioaktives 32P-Isotop oder ein Gemisch
aus beiden bedeuten. Dasselbe gilt für Wasserstoff (H/D/T), Kohlenstoff
(C), Halogen (F, Cl, Br, I) und Stickstoff (N).
Bevorzugte
Gruppen –NR4R5 in der Definition
von R2 ist die NH2-Gruppe.
In diesem Fall kann es angezeigt sein, dass während der chemischen Synthese
von Verbindungen, die Gruppen gemäß Formel I enthalten, eines
der Wasserstoffatome dieser Aminogruppe intermediär durch
eine passende Aminoschutzgruppe geschützt werden muss. Solche Schutzgruppen
sind dem Fachmann bekannt. Während
der chemischen Synthese sollten auch OH-, SH- und NH2-Gruppen
mit geeigneten Schutzgruppen versehen werden.
Eine
Schutzgruppe ist eine Gruppe, die an eine chemische Funktion (z.
B. den Sauerstoff einer Hydroxylfunktion) unter Ersatz des Wasserstoffatoms
angehängt
wird, um die funktionelle Gruppe von unerwünschten Nebenreaktionen fernzuhalten.
Eine Schutzgruppe ist desweiteren durch die Eigenschaft gekennzeichnet, dass
sie – ohne
Zerstörung
der biologischen Aktivität
des gebildeten Moleküls – wieder
entfernt werden kann. Im hier geschilderten Fall betrifft dies die
Bindung der Nucleinsäurebindenden
Komponente an eine Nucleinsäure.
Geeignete Schutzgruppen sind dem Fachmann bekannt. Besonders bevorzugte
Schutzgruppen, zum Beispiel für
die 5'-Hydroxylgruppe eines
Nucleotids oder eines Oligonucleotids leiten sich von der Tritylgruppe ab
(z. B. die Dimethoxytritylgruppe).
Bevorzugte
Schutzgruppen einer exocyclischen Aminofunktion in Formel I sind
die Acylgruppen und hier besonders die Benzoyl- (Bz), die Phenoxyacetyl-
(PAC), die Acetyl- (Ac), die Formyl- und die N,N-Dialkylformamidin-Gruppe – und bei
letzterer speziell die Dimethyl-, die Diisobutyl- und die Di-n-butylformamidingruppe.
Ungeachtet
der Tatsache, dass die in diesem Patent beschriebenen Ethenoverbindungen
selbst fluoreszierende Reportergruppen darstellen, können sie
auch weitere Reportergruppen – vorzugsweise
1 oder 2 – tragen,
wobei diese dann über
einen Linker über
jede mögliche
Position wie in Formel I beschrieben, verknüpft sein können. Reportergruppen sind
generell Gruppen, die die Nucleinsäure-bindende Komponente, sowie
die daran gebundene Nucleinsäure
von den übrigen
Bestandteilen der Lösung
unterscheidbar machen. Nucleinsäure-bindende
Komponenten mit einer Reportergruppe können auch als markierte Nucleinsäurebindende
Komponenten, als markierte Sonden oder einfach als Sonden bezeichnet
werden. Diese Unterscheidung wird bewirkt durch die Auswahl der
Reportergruppen aus einer Gruppe, bestehend aus direkt oder indirekt
detektierbaren Gruppen oder aus einer Gruppe von immobilisierten
bzw. immobilisierbaren Gruppen. Direkt detektierbare Gruppen sind
beispielsweise Fluorophore wie Fluorescein oder seine Derivate wie
Hexachlorofluorescein oder Hexafluorofluorescein, Rhodarnine, BODYPY-Farbstoffe,
Psoralene, Squaraine, Porphyrine, fluoreszente Partikel, bioluminiszente
Verbindungen wie Acridiniumester und Luminol, oder die Cyaninfarbstoffe
wie Cy-5. Beispiele solcher Verbindungen sind im Europäischen Patent
EP 0 680 969 zu finden. Desweiteren
sind Spinlabel wie TEMPO, elektrochemisch detektierbare Gruppen,
Ferrocene, Viologene, Schwermetallchelate und elektrochemilumineszente
Marker wie Rutheniumbispyridyl-Komplexe und Naphtochinone, Quencherfarbstoffe
wie Dabcyl und Nuclease-aktive Komplexe z. B. des Eisens und Kupfers
nützliche detektierbare
Gruppen. Indirekt detektierbare Gruppen sind solche, die durch eine
andere Funktion erkannt werden, die direkt oder indirekt markiert
ist. Beispiele solcher indirekt detektierbaren Gruppen sind Haptene wie
Digoxigenin oder Biotin.
Eine
Reportergruppe kann auch in einer Nucleotidsequenz bestehen, die
nicht mit einer anderen Nucleotidsequenz der Probe wechselwirkt.
Diese Nucleotidsequenz kann daher spezifisch durch eine andere Nucleotidsequenz
mit komplementärer
Basenabfolge erkannt werden. Diese Nucleotidsequenz wiederum kann entweder
direkt oder indirekt markiert oder immobilisiert oder immobilisierbar
sein.
Eine
Reportergruppe kann darüber
hinaus aus einer festen Phase bestehen. Die Anknüpfung der Nucleinsäure-bindenden
Komponente kann entweder direkt oder indirekt erfolgen (wie oben
beschrieben).
Eine
Direktmarkierung kann durch kovalente Verknüpfung einer Nucleinsäurebindenden
Komponente mit einer reaktiven Gruppe an der festen Oberfläche erfolgen – vorzugsweise über einen
Abstandshalter (= Linker). Die indirekte Markierung kann – ähnlich wie
oben für
detektierbare Gruppen ausgeführt – durchgeführt werden.
Vorzugsweise geschieht eine indirekte Anknüpfung auf nicht-kovalente biospezifische
Weise, z. B. durch eine Hapten-Antikörper- oder Vitamin-Rezeptor
Wechselwirkung oder komplementäre
Nucleinsäure-Nucleinsäure Hybridisierung.
All diese Verfahren sind ebenfalls dem Fachmann bekannt.
Festphasen,
die für
eine Immobilisierung einer Sonde im Sinne der Erfindung geeignet
sind, werden aus einer Gruppe, bestehend aus Polystyrol, Polyethylen,
Polypropylen, Glas und TiO2 ausgewählt. Die
Gestalt der festen Phasen kann je nach Anforderung durch die verwendeten
Geräte
sowie des angewendeten Nachweisverfahrens ausgewählt werden. Zum Beispiel kann
die feste Phase die Gestalt einer Kugel oder eines Gefässes besitzen.
Der
Begriff Reportergruppe schließt
vorzugsweise bereits ein Verbindungselement zum Rest des Moleküls mit ein.
Dieser sogenannte Linker besitzt sterische Flexibilität, so dass
es zu keiner sterischen Behinderung der Wechselwirkung zwischen
zu analysierender Nucleinsäure
und Nucleinsäure-bindenden
Komponente kommt. Solche Linker, speziell hydrophile bestehend aus
aufeinander folgenden Ethylenoxideinheiten, sind z. B. im Patent
DE 3943522 beschrieben und
dem Fachmann bekannt.
Aus
den oben gegebenen Erklärungen
wird ersichtlich, dass die vorgestellte Erfindung auch dann noch
funktionstüchtig
wäre, wenn
das Rückgrat
der Sonde nicht im strengen Sinn ein Oligonucleotid wäre. In den
letzten Jahren wurden Nucleinsäurebindende
Moleküle
beschrieben, die ähnliche
Eigenschaften wie Oligonucleotide aufweisen, aber ein anderes Rückgrat besitzen.
Das Rückgrat
ist üblicherweise
Bestandteil der Nucleinsäure-bindenden
Komponente und trägt – meist
in linearer Anordnung – die
Basen, gebunden an identische oder nicht identische Untereinheiten.
Das bekannteste Rückgrat
ist das natürliche
Zucker-Phosphat Rückgrat
der Nucleinsäuren – bestehend
aus Ribonucleosid- (RNA), Desoxyribonucleosid- (DNA) oder Peptidyl-Base
(PNA) – Untereinheiten.
Daher umfasst eine bevorzugte Verkörperung Zucker- und Phosphatreste. In
einer weiteren bevorzugten Verkörperung
wird die Zuckerkonfiguration aus einer Gruppe, bestehend aus α-D, β-D, α-L und β-L ausgewählt; am
meisten bevorzugt sind Verbindungen mit mindestens einem 2'-Desoxy-β-D-erythro-pentofuranosyl-
oder einem β-D-Erythropentofuranosylrest.
Vorzugsweise
stellt D ein Glycosid am C-1 des Zuckerrestes der Verbindung gemäß der Erfindung
dar.
Die
Nucleinsäure-bindende
Komponente hybridisiert gemäß der Erfindung
vorzugsweise in antiparalleler Weise an eine Nucleinsäure. Es
ist jedoch auch möglich,
bei entsprechender Auswahl der Nucleobase der Nucleinsäure und/oder
der Nucleinsäure-bindenden
Komponente, die Hybridisierung in paralleler Anordung zueinander
durchzuführen.
Parallele Hybridisierung von Nucleinsäuren mit Isocytosin und Isoguanin
sind im Patent
EP 0624 161 beschrieben.
Die
Nucleinsäure,
mit der die Nucleinsäure-bindende
Komponente hybridisiert wird, kann selbst auch eine heterocyclische
Gruppe gemäß Formel
I tragen. Darüber
hinaus kann die besagte Nucleinsäure
natürliche
und/oder unnätürliche Basen,
z. B. 7-Desazaguanin besitzen. Somit wird der Begriff Nucleinsäure in der vorgelegten
Erfindung in einer sehr breiten Weise verwendet.
zu den Ansprüchen 2-5:
Die
bevorzugten Definitionen der verschiedenen Gruppen, wie sie für Formel
I festgelegt wurden, gelten auch für Formel II sowie die folgenden
Formeln, sofern nicht anders festgelegt.
Ein
bevorzugter Gegenstand der Erfindung ist daher eine Nucleinsäure-bindende
Komponente wie oben beschrieben, wobei das Rückgrat eine oder mehrere Einheiten
der generellen Formel III enthält.
In
den Verbindungen, dargestellt durch Formel II ist R14 bevorzugt
Wasserstoff. Eine bevorzugte Definition für L ist Oxy. Bevorzugte Verkörperungen
für U sind
-OH und – O-Reportergruppe.
Die bevorzugte Definition für
V ist Oxy. Bevorzugte Definitionen für c sind ganze Zahlen zwischen
2 und 4 und für
d ganze Zahlen von 0 bis 2.
Die
Verbindungen gemäß Formel
II sind so konstruiert, dass sie den heterocyclischen Rest nicht
nur im inneren Teil der Nucleinsäure-bindenden
Komponente sondern auch an deren Termini – entweder basengepaart (blunt
end) oder überhängend positioniert
tragen.
Bevorzugte
Arylgruppen sind die Phenyl- und die Naphtylgruppe, entweder unsubstituiert
oder durch eine oder mehrere Amino-, Aminoalkyl-, -O-(C1-C10)-Alkyl-, -S-(C1-C10)-Alkyl-, -(C1-C10)-Alkyl-, Sulfonyl-, Sulfenyl-, Sulfinyl-,
Nitro- oder Nitrosogruppen substituiert. Die am meisten bevorzugte
Arylgruppe ist die Phenylgruppe. Bevorzugte Arylalkylgruppe ist
die Benzylgruppe. Bevorzugte Alkylaminogruppe ist die Ethylaminogruppe.
Die bevorzugte -C(=O)-O-(C1-C4)-Alkylgruppe enthält ein oder
zwei C-Atome im Alkylrest (Methyl- oder Ethylester).
Zu den Ansprüchen 6-8:
Diese
Verbindungen sind solche, die als 5'-terminal markierte Sonden verwendet
werden können.
Bezüglich
der Definitionen der Substituenten finden die oben gegebenen Definitionen
Anwendung, wenn nicht anders festgelegt.
Eine
besonders bevorzugte Verbindung ist eine Verbindung der Formel V,
worin M' gleich
O ist, R16 ist gleich -H und R14 ist
entweder -H oder -OH.
Bevorzugte
Rückgrate
enthalten Zucker-Phosphat-Reste; unter diesen sind solche mit 2'-Desoxyzuckern besonders
bevorzugt.
Jeder
Rest im Rückgrat,
der eine natürliche
oder eine unnatürliche
Base, einschließlich
der Reste gemäß Formel
I trägt,
wird als Untereinheit bezeichnet. Unlängst wurde eine neue Art nicht
natürlicher
Nucleinsäure-bindender
Verbindungen beschrieben. Diese werden als Peptidylnucleinsäuren bezeichnet
(PNA), da sie mindestens eine Peptidbindung zwischen den Untereinheiten
enthalten (siehe: WO 92/20702). Die Nucleinsäure-bindenden Komponenten der
vorgelegten Erfindung können
im Prinzip jede Länge
aufweisen, bevorzugt jedoch bestehen sie aus 10 bis 30 Untereinheiten.
In
einer ersten Option, die besonders für kurzkettige Verbindungen
geeignet ist, werden die Substanzen durch chemische Synthese unter
Verwendung chemisch aktivierter Derivate der Untereinheiten aufgebaut; mindestens
eine davon enthält
eine modifizierte Base gemäß der Erfindung.
Reaktive Gruppen der Monomere, die nicht in den aktuellen Reaktionsschritt
der Oligomerisation einbezogen sind, sind vorzugsweise mit einer passenden
Schutzgruppe geschützt.
Diese Gruppen sind allgemein bekannt und bedürfen im Prinzip keiner Änderung.
Eine
aktivierte Untereinheit ist eine Untereinheit, die speziell für die chemische
Reaktion mit einem vorbestimmten Substituenten einer anderen Untereinheit
entweder auf einer polymeren Oberfläche oder in einem Oligomer,
das aus diesen Untereinheiten aufgebaut ist, konstruiert wurde.
Solche speziell konstruierten Untereinheiten werden aus einer Gruppe,
bestehend aus Phosphoramiditen, Phosphonaten (wie z. B. Methylphosphonaten),
Phosphorsäuretriestern,
Phosphorothioaten, Phosphodithioaten, Boranophosphaten (siehe: B. Ramsey-Shaw
et al., Chem. Cummun. 1999, 1517-1518), Phosphorsäuremethylestern,
Phenylphosphonaten und Phosphorsäureethylestern,
ausgewählt.
Die vorbestimmten Substituenten sind vorzugsweise -NH2,
-SH oder -OH.
Ein
weiterer Gegenstand der Erfindung ist daher eine Methode für die chemische
Synthese einer Verbindung gemäß der Ansprüche 1 – 10 unter
Verwendung aktivierter Untereinheiten, wobei besagte Untereinheiten
mindestens eine Gruppe gemäß Formel
I enthalten. Hier gibt es mehrere Ansätze für eine solche chemische Synthese
wie (i) die Phosphortriestermethode (Narang et al., Methods Enzymol.
1979, 68, 90-99; (ii) die Phosphordiestermethode von Brown et al.,
(Methods Enzymol. 1979, 68, 109-151); (iii) die Diethylphosphoramiditmethode
von S. Beaucage et al., (Tetrahedron Lett. 1981, 22, 1859-1862);
und (iv) die "solid-support method" beschrieben im US
Patent No. 4,458,066 sowie in Methods in Molecular Biology Editor.
S. Agrawal, Bd. 20, Humana Press, Totowa, NJ, 1993. Die am meisten
bevorzugte Methode ist die chemische Synthese unter Verwendung von
Phosphoramiditen. Eine besonders bevorzugte Methode verwendet als
aktivierte Untereinheiten ein oder mehrere Verbindungen gemäß der generellen
Formel VII. Dies Verfahren hat den Vorzug, einfach anwendbar zu
sein, und die nötigen
Reagenzien, z. B. Phosphoramidite mit einer Gruppe gemäß Formel
I können äußerst effizient
umgesetzt werden.
Zu den Ansprüchen 9 und
10:
Besonders
bevorzugt bei diesen Verbindungen ist als -MR16 eine
Triphosphatgruppe und als MR15 -OH. Am meisten
bevorzugt ist die Verbindung, in der R14 gleich
-H ist. Weiterhin bevorzugt sind Verbindungen, worin M Oxy oder
Sulfandiyl und R16 einer Gruppe gemäß der Formel
IV entspricht, in der U gleich -OH, T gleich Oxo oder Thioxo, R29 gleich OR30 und
R30 eine Diphosphatgruppe ist; eingeschlossen
sind auch alle Arten von Salzen.
Zu den Ansprüchen 11-13:
Ein
wichtiger Gegenstand der Erfindung ist das Bindungsprodukt aus mindestens
einer Nucleinsäure-bindenden
Komponente der vorgelegten Erfindung und einer Nucleinsäure, wobei
die beiden Bindungspartner entweder in paralleler oder antiparalleler
Orientierung zueinander durch Basenpaarungen zusammengehalten werden.
Dieses Hybridisierungsprodukt kann aus einem Molekül der Nucleinsäurebindenden
Komponente und einem Molekül
der Nucleinsäure
(= Duplex) bestehen, es kann sich jedoch aus drei Strängen unter Ausbildung
eines Triplexes aufbauen. Dieser Triplex kann entweder zwei Moleküle der Nucleinsäure-bindenden
Komponente plus ein Molekül
der Nucleinsäure
oder aber zwei Moleküle
der Nucleinsäure
und ein Molekül der
Nucleinsäure-bindenden
Komponente enthalten.
Zum Anspruch 14:
Methoden
zur Analyse von Nucleinsäuren
durch Hybridisierung sind weithin bekannt. Solche Verfahren können leicht
auf die in diesem Patent beschriebenen Verbindungen zugeschnitten
werden. Vorzugsweise soll die Nucleinsäure-bindende Komponente an
die passende Nucleinsäure
in homogener Lösung
hybridisiert werden, da solche Reaktionen in der Regel schneller
ablaufen als an festen Oberflächen.
Einem Fachmann ist bekannt, wie der Tm-Wert
eines Hybrides der zu bestimmenden Nucleinsäure und einer Sonde vor der
Konzeption eines Nachweisverfahrens zu bestimmen ist. Ist der Tm-Wert einmal bestimmt, so sollte dem Fachmann klar
sein, dass er ähnliche
Bedingungen in jedem Nachweisverfahren, das die gleiche Analyt-Nucleinsäure enthält, einhalten
muß. Solch
ein Nachweis wird üblicherweise
mit der Bereitstellung einer Probe, die wahrscheinlich die zu bestimmende
Nucleinsäure
enthält,
beginnen. Die Probenvorbereitung mag bereits mehrere Schritte umfasst
haben, um die Nucleinsäuren
in eine nachweisbare Form zu bringen, beispielsweise die Lyse von Zellen,
die die nachzuweisenden Nucleinsäuren
enthalten.
Weitere
Schritte der Probenvorbereitung können in der Reinigung der nachzuweisenden
Nucleinsäuren
von Begleitkomponenten aus der Originalprobe bestehen, die die Bestimmung
stören
würden.
Derartige Begleitkomponenten können
Enzyme sein wie z. B. RNasen, die die zu analysierende Nucleinsäure hydrolysieren
würde.
Es ist darüber
hinaus angezeigt, alle Begleitkomponenten, die eine Amplifikation
der nachzuweisenden Nucleinsäure
stören
würde,
aus der Originalprobe zu entfernen.
Es
gibt mehrere Verfahrensweisen für
die Bestimmung von Nucleinsäuren,
bei denen die Nucleinsäure-bindenden
Substanzen der vorgelegten Erfinung zum Einsatz kommen können. In
einem ersten Fall wird die Nucleinsäure-bindende Komponente als
detektierbare Sonde verwendet. In diesem Fall enthält die Nucleinsäure-bindende
Komponente eine oder mehrere Untereinheiten gemäß Formel I und/oder weitere
Reportergruppen. Jedes Hybrid aus der Nucleinsäure-bindenden Komponente und
der nachzuweisenden Nucleinsäure kann
dann über
die fluoreszierende Untereinheit gemäß Formel I und/oder der detektierbaren
Reportergruppe nachgewiesen werden. Derartige Verfahren können in
zwei Gruppen unterteilt werden, und zwar in die homogenen und in
die heterogenen Verfahren. In den heterogen ablaufenden Analyseverfahren
wird das Hybrid (= Bindungsprodukt) bevorzugt an einer festen Phase
nachgewiesen. Diese Methode hat den Vorzug, dass überschüssiges Probenmaterial
sowie alle anderen Begleitkomponenten leicht durch Auswaschen vom
Hybrid entfernt werden können,
was den Nachweis einfacher gestaltet. Das gebildete Hybrid kann
an der festen Phase entweder kovalent oder nicht-kovalent, spezifisch
oder unspezifisch immobilisiert sein. Hier gibt es mehrere Möglichkeiten,
die dem Fachmann bekannt sind.
Im
sogenannten homogenen Nachweisverfahren wird das gebildete Hybrid
nicht an einer Festphase immobilisiert, sondern entweder direkt
oder indirekt in Lösung
analysiert. Die Nucleinsäure-bindenden
Komponenten gemäß der vorgelegten
Erfindung sind besonders als Sonden in solchen Verfahren nützlich.
Zu den Ansprüchen 15-19:
Ein
weiterer Gegenstand der Erfindung ist eine Methode zur enzymatischen
Synthese einer Nucleinsäure-bindenden
Verbindung gemaß der
vorgelegten Erfindung durch Reaktion einer Triphosphat-Untereinheit an
einem Primer unter Verwendung einer Nucleinsäurematrize zur Verlängerung
des Primers, wobei die Triphosphat-Untereinheit eine heterocyclische Gruppe
gemäß Formel
I enthält.
Bevorzugt verwendet diese Methode eine Triphosphat-Untereinheit
gemäß Formel
VIII.
Zu den Ansprüchen 20
und 21:
In
einer weiteren Verkörperung
können
die Nucleinsäure-bindenden
Komponenten gemäß der vorgelegten
Erfindung als immobilisierbare oder immobilisierte Sonden zur Bindung
jeder Nucleinsäure
an eine feste Phase verwendet werden. Methoden zur Immobilisierung
der Verbindungen sind oben beschrieben. In einer Nachweismethode
ist es möglich,
die Verbindung vor, nach oder während
des Kontaktes mit der Probe an einer festen Phase zu immobilisieren.
in jedem dieser Fälle
wird die nachzuweisende Nucleinsäure
an die feste Phase gebunden, wobei jeder Begleitstoff ausgewaschen
werden kann. Anschließend
kann das immobilisierte Hybrid nach bekannten Verfahren analysiert
werden, z. B. unter Verwendung markierter Sonden wie oben beschrieben,
oder durch direkte Bestimmung des Hybrides.
Eine
weitere bevorzugte Verkörperung
verwendet eine Nucleinsäure-bindende
Komponente, die sowohl an eine feste Phase gebunden als auch durch
eine Untereinheit mit einer Base gemäß Formel I oder eine andere
Reportergruppe markiert ist. Das Markierungsmolekül (Label)
ist in diesem Fall vorzugsweise eine Gruppe, deren detektierbare
Eigenschaften sich während
der Bindung zwischen nachzuweisender Nucleinsäure und Nucleinsäure-bindender
Komponente ändern,
z. B. das Auftreten einer Fluoreszenzlöschung oder eine Verschiebung
des Fluoreszenzemissionsspektrums.
Zu den Ansprüchen 22
und 23:
Diese
Verbindungen können
wie die gemäß Formel
VII in chemischen Synthesen verwendet werden.
Zu den Ansprüchen 25
und 26:
Bevorzugte
Verkörperungen
der Ansprüche
25 und 26 sind Duplexstrukturen mit terminalen Untereinheiten, die
1,N6-Etheno-7-desazapurin als fluoreszierende
heterocyclische Base tragen.
Zum Anspruch 27:
Bevorzugte
Verkörperungen
sind Nucleinsäuren,
die mindestens eine Untereinheit mit einer Etheno-modifizierten
Base wie 1,N6-Etheno-7-desazapurin tragen,
die nicht enzymkatalysiert entfernt werden kann, da sie über eine
stabile N-glycosylische Bindung verknüpft ist, wobei besagte Nucleinsäuren als
Inhibitoren von DNA-Reparaturenzymen
wie ANPG fungieren.
Zu den Ansprüchen 28
und 29
Bevorzugte
Verkörperungen
sind Nucleinsäuren,
die doppelt oder mehrfach durch die in der allgemeinen Formel I
dargestellten Substanzen und ihre Anwendung z.B. in Taqman Sonden,
Molecular Beacons, Invader-Sonden oder in Lightcycler-Assays finden.
Die
in Anspruch 29 aufgeführten
Sonden können
durch enzymatische Hydrolyse frei gesetzt werden oder ihre Wirkung
nach Hybridisierung entfalten. Die Fluoreszenz oder deren Löschung kann
auch in Nucleinsäure-Protein-Komplexen
erfolgen. Die Fluoreszenzlöschung
ist nicht nur auf Farbstoffe begrenzt, die kovalent an eine Nucleinsäure gebunden
wurden, sondern betrifft auch solche, die sich in der Messlösung befinden,
wie z.B. Ethidiumbromid oder Cyber-Green.