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Die vorliegende Anmeldung ist eine Ausscheidungsanmeldung
der Anmeldung mit der Serien-Nummer 099.744, eingereicht
beim United States Patent and Trademark Office am 22.
September 1987.
Bereich der Erfindung
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Die Erfindung betrifft neue Analoga von DNA-Basenpaaren und
Verfahren zur Herstellung und Verwendung dieser Analoga.
Beschreibung des Standes der Technik
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Das Aufkommen einfacher und rascher Syntheseverfahren für
die Synthese von Oligodesoxynucleotiden aus geschützten
Desoxynucleotiden führte zu einer großen Anzahl
physikalischer und biologischer Untersuchungen an nicht zueinander
passenden Basenpaaren (mismatch base pairs) (Aboul-ela, et
al., Nucleic Acid Research, 14: 4811, 1985) und
Untersuchungen an Basenpaaren, bei denen eine Base ein Analogon ist
(Jiricny, et al., Nucleic Acid Research, 14: 6579, 1986).
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Die Frage der Möglichkeit der Konstruktion eines
Basenpaares, das als zusätzliches komplementäres Basenpaar im Genom
der Zellen fungieren kann, war bisher nicht untersucht
worden. Die für die Konstruktion komplementärer Basenpaare
verwendeten Kriterien sollten die Frage der Beständigkeit
der biochemischen Synthese von Desoxynucleosidtriphosphaten
aus Basen und/oder Nucleosiden, die Inhibierung essentieller
Stoffwechselwege durch Analoga, die Verwertung von
Desoxynucleosidtriphosphaten durch DNA- und RNA-Polymerase, die
Fehlerhäufigkeit der DNA-Polymerase und die Fehlerkorrektur
sowie die Frage der Reparatur nicht zusammenpassender
Basenpaare berühren.
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Bisher liegen nur sehr wenige strukturelle bzw. quantitative
Ergebnisse zur Polymerase-Fehlerfrequenz (Goodman, et al.,
Journal of Molecular Biology, 88:423, 1974), Polymerase-
Fehlerkorrektur und zur Reparatur von nicht zueinander
passenden Basenpaaren vor. Diese Fragen wurden dann von
Kramer, et al., Cell, 38:879, 1984, weitgehend geklärt.
Wichtig für die Konstruktion komplementärer Basenpaare ist
ferner die Tatsache, daß die Abhängigkeit der endgültigen
Genauigkeit der Reproduktion der genetischen Information von
der Stärke der Wechselwirkung zwischen den einzelnen Basen
nicht ausschließlich physikalischer Natur ist.
Zusammenfassung der Erfindung
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Eine Aufgabe der Erfindung ist die Bereitstellung neuer
Oligodesoxynucleotidbasenpaare, die ein mit einem
künstlichen Pyrimidin gepaartes künstliches Purin umfassen, wobei
dieses in 2- und 6-Stellung Substituenten aufweist, die mit
den Substituenten in 2- und 4-Stellung der gepaarten
künstlichen Pyrimidine in Wechselwirkung treten, so daß die
strukturelle Integrität des Doppelstranges aufrechterhalten
wird.
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Eine weitere Aufgabe der Erfindung ist die Bereitstellung
von Basenpaaren aus mit künstlichen Pyrimidinen gepaarten
künstlichen Purinen, worin diese in 2- und 6-Stellung
Substituenten aufweisen, ausgewählt unter H, O, S und NH&sub2;, und
die komplementäre Base ein künstliches Pyrimidin mit
Substituenten in 2- und 4-Stellung ist, ausgewählt unter H, O,
S und NH&sub2;, so daß die 6-Stellung des künstlichen Purins mit
der 4-Stellung des künstlichen Pyrimidins als erste
Basenwechselwirkung in Wechselwirkung tritt und die 2-Stellung
des künstlichen Purins mit der 2-Stellung des künstlichen
Pyrimidins als zweite Basenwechselwirkung in Wechselwirkung
tritt, und wenigstens eine der beiden Basenwechselwirkungen
H-S ist, und daß, wenn die Basenpaare in einer A, T, C und G
enthaltenden doppelsträngigen Gensequenz enthalten sind, die
strukturelle Integrität des Doppelstranges aufrechterhalten
wird.
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Eine weitere Aufgabe der Erfindung ist die Bereitstellung
neuer Verbindungen, die als künstliche Purine und künstliche
Pyrimidine für den Einbau in eine doppelsträngige Gensequenz
als komplementäre Basenpaare verwendet werden können.
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Durch die Erfindung werden künstliche Pyrimidine der Formel
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bereitgestellt, worin R&sub1; Wasserstoff, Schwefel, Sauerstoff
oder Amino, R&sub2; = Wasserstoff, Schwefel oder Amino und
R&sub3; Wasserstoff, Halogen, -SCH&sub3;, -OH, Hydroxymethyl, Alkoxyl,
Cyano, Methylamino, Nitro oder nicht substituierte oder
durch Halogen substituierte C&sub1;-C&sub3;-Kohlenwasserstoffgruppen
bedeuten. Die Erfindung betrifft außerdem Azaderivate in 5
- und/oder 6-Stellung und Deazaderivate in 1-Stellung dieser
Verbindungen.
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Durch die Erfindung werden ferner künstliche Purine der
Formel
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bereitgestellt, worin R&sub1; Wasserstoff, Schwefel, Sauerstoff
oder Amino, R&sub2; Wasserstoff, Schwefel, Sauerstoff oder Amino
bedeuten. Die Erfindung stellt außerdem 3-Deaza- und 7-
Deazaderivate dieser Verbindungen bereit.
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Die Erfindung betrifft somit doppelsträngige Gensequenzen
mit Basenpaaren aus Adenin (A) und Thymin (T), sowie Cytosin
(C) und Guanin (G), sowie Basenpaare aus mit künstlichen
Pyrimidinen gepaarten künstlichen Purinen, worin diese in 2
- und 6-Stellung Substituenten aufweisen, die mit den
Substituenten in 2- und 4-Stellung der gepaarten künstlichen
Pyrimidine in Wechselwirkung treten, ausgewählt unter einer
Wasserstoffbindung und hydrophoben Wechselwirkungen, so daß
die strukturelle Integrität des Doppelstranges
aufrechterhalten wird. Die künstlichen erfindungsgemäßen Basenpaare
weisen ebenso wie die natürlichen Basenpaare zwischen der 1-
Purin- und 3-Pyrimidin-Stellung eine Wasserstoffbindung auf.
Bei den erfindungsgemäßen Basenpaaren ist wenigstens ein
Substituent in der 2- und 6-Purin- oder 2- und 4-Pyrimidin-
Stellung Schwefel und der zum Schwefel komplementäre
Substituent Wasserstoff. Die Gruppen, welche die Wechselwirkung
zwischen den komplementären künstlichen Basenpaaren
bewirken, sollten zweckmäßigerweise Schwefel und Wasserstoff,
Sauerstoff und Wasserstoff, Sauerstoff und Amino oder
Wasserstoff und Wasserstoff sein.
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Die künstlichen Purine und künstlichen Pyrimidine sowie ihre
Verwendung als Basenpaare stellen einen erheblichen
Fortschritt in der Genetik dar. Obwohl bestimmte künstliche
Purine und künstliche Pyrimidine bereits bekannt waren,
wurden die bisherigen Moleküle nie zur Bildung beständiger
Basenpaare verwendet. Die bekannten künstlichen Moleküle
wurden zur Inhibierung der Synthese der üblichen Basen sowie
zur Nucleosid- bzw. Nucleotidsynthese bzw. zur
Destabilisierung der Target-DNA, wie z.B. als Antikrebsagenzien
verwendet. Demgegenüber ermöglichen die erfindungsgemäßen
gepaarten künstlichen Purine und künstlichen Pyrimidine
nicht nur die Aufrechterhaltung eines beständigen
DNA-Doppelstranges, sondern auch eine bevorzugte Wechselwirkung
zwischen den künstlichen Basenpaaren, selbst in Anwesenheit
natürlich vorkommender Basenpaare.
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Ein gesellschaftliches Problem, das mit dem Aufkommen der
Technik der DNA-Rekombination entstanden ist, sind die
Gefahr des Entkommens genetisch veränderter Organismen und
deren mögliche schädliche Wirkungen auf die Umwelt. Würde
jedoch ein die künstlichen erfindungsgemäßen Basenpaare
enthaltender rekombinanter Organismus in die Umwelt
gelangen, wäre er aufgrund des Fehlens der erforderlichen
künstlichen Purin- und künstlichen Pyrimidinbasen bzw. eines das
künstliche Basenpaar enthaltenden Nucleosids nicht zur
Replikation befähigt.
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Mit den erfindungsgemäßen künstlichen Basenpaaren können
Organismen konstruiert werden, die, selbst wenn sie
freigesetzt würden und in die Umwelt gelangten, zur Replikation
nicht befähigt sind. Da die künstlichen erfindungsgemäßen
Basenpaare von keinem natürlichen Organismus oder einem
durch Rekombination modifizierten Wirtsorganismus
synthetisiert werden können, verhindert der Einbau der
erfindungsgemäßen künstlichen Basenpaare in das Genom des
rekombinanten Organismus die Replikation, sofern nicht die künstlichen
Basen von außen, wie z.B. über das Nährmedium, zugeführt
werden. Der Wirtsorganismus selbst verfügt nämlich nicht
über den Biosynthesemechanismus, der erforderlich ist für
die Synthese der erfindungsgemäßen künstlichen Basenpaare
aus anderen Substraten, wodurch der Organismus vollständig
abhängig wird von einer äußeren Quelle künstlicher
Basenpaare. In ähnlicher Weise kann die Replikationsgeschwindigkeit
eines Organismus durch die Steuerung der Konzentration der
künstlichen Basen, die im Nährmedium enthalten sind, bzw.
dem Organismus zugänglich sind, gesteuert werden.
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Ein weiterer Vorteil der erfindungsgemäßen künstlichen
Basenpaare liegt darin, daß sie zur Erzeugung rekombinanter
Organismen verwendet werden können, bei denen die
Replikation des Organismus von bestimmten Stellen im Chromosom des
Organismus aus zeitlich abgestimmt verläuft.
Beschreibung der Zeichnungen
Figur 1:
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(A) zeigt eine schematische Darstellung des Basenpaars,
bestehend aus 5-Methyl-2-pyrimidinon als linker Base und 6-
Thioguanin als rechter Base. (B) zeigt ein Photo des
Basenpaars 5-Methyl-2-pyrimidinon und 6-Thioguanin, abgeleitet
vom Basenpaar Cytosin und Guanin. Das Basenpaar Cytosin und
Guanin ist drei Basenpaare vom Ende eines
Oligodesoxynucleotiddoppelstranges entfernt, was röntgenkristallographisch
ermittelt wurde (Dickerson, et al., Journal of Molecular
Biology, 149: 761, 1981). Die Aminogruppe des Cytosins, der
linken Base, war durch Wasserstoff mit einer Bindungslänge
von 1,09 A ersetzt. Die 5-Methylgruppe ist nicht
dargestellt. Der Sauerstoff des Guanins, der rechten Base, war
durch Schwefel mit einer Bindungslänge von 1,7 A ersetzt.
Weitere Veränderungen erfolgten nicht. Die Punkte geben die
Länge der Van-der-Waals-Radii für Schwefel (1,8 A) und
Wasserstoff (1,2 A) an.
Detaillierte Beschreibung
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Die erfindungsgemäßen Basenpaare sollten zweckmäßigerweise
folgende Bedingungen erfüllen: 1. Das Basenpaar sollte zur
Beständigkeit des Doppelstrangmoleküls beitragen. 2. Es
sollte verglichen mit den üblichen Basenpaaren bzw. dem
neuen Basenpaar eine erhebliche Diskrimination nach der
freien Energie bezüglich der Basenpaarung zwischen den neuen
und üblichen Basen bestehen.
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Die wichtigsten chemischen und biologischen Gründe für die
Wahl der Basenpaare sind: 1. Die Wasserstoffbindung zwischen
dem 3-Stickstoff des Pyrimidins und dem 1-Stickstoff des
Purins bleibt erhalten, so daß sich die Zahl der
Wasserstoffbindungen zwischen den DNA-Molekülen und den
Wassermolekülen während der Doppelstrangbildung nicht ändert.
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2. Aufgrund der in der Gasphase durchgeführten Spektroskopie
kann angenommen werden, daß die H-Bindungsstärkenkonstante
für Schwefel nur halb so groß ist wie für Sauerstoff und daß
der stabilste Winkel zwischen der X-H-Achse und der
Symmetrieachse der S-Bindungen 90 Grad beträgt anstelle von
45 Grad für Sauerstoff.
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Andere Substituenten können in verschiedenen Stellungen
eintreten, solange diese nicht die Grundfunktion des
doppelsträngigen Gensequenzmoleküls unterbrechen oder
destabilisieren.
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Die Wahl geeigneter künstlicher Purine und komplementärer
künstlicher Pyrimidine als Basenpaare wird beeinflußt durch
Bindungsfaktoren wie z.B. durch die H-Bindung und hydrophobe
Wechselwirkungen sowie durch sterische Faktoren. So z.B.
verwenden die erfindungsgemäßen künstlichen Pyrimidine nicht
das Jodatom in 4-Stellung, da es durch dieses große Atom
häufig zu Problemen mit der sterischen Stabilität kommt.
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Das Verhältnis der Assoziationskonstante des Doppelstranges
zum Basenpaar G/T verglichen mit A/T in Tabelle IV beträgt
1:3, ein Wert, der um den Faktor 9 über dem in 1 M NaCl von
Aboul-ela, et al., (Nucleic Acid Research, 13:4811, 1985)
ermittelten Wert liegt. Dieser Wert beruht auf der
Interpretation der Änderungen der optischen Dichte während der
Schmelze im Rahmen eines Zweizustandmodells. Markey et al.
(Biopolymers, 22:1247, 1983) haben gezeigt, daß die
kalorische Enthalpie mit zunehmender Ionenstärke von der Van't
Hoff'schen Enthalpie abweicht. Das Ergebnis zeigt, daß das
Zweizustandmodell in der Berechnung der
Assoziationskonstanten zu einem starken Fehler führen kann. Eine
unmittelbare NMR-Messung der Assoziationskonstanten zwischen den 7-
meren, wobei G/C durch G/T ersetzt sind, bei geringer
Ionenstärke und 15ºC ergaben einen Wert von 1:25 (Salisbury, et
al., Journal of the Chemical Society, Chemical
Communications, 14, 985, 1985). Das entsprechende Verhältnis aus
Tabelle IV beträgt 1:42 bei 19ºC. Die überaus starke
Abhängigkeit der Beständigkeit von der konkreten Sequenz in
Anwesenheit von G/T-Basenpaaren belegen die Kristalle eines
aus dem Oligodesoxynucleotid G-G-G-G-T-C-C-C
zusammengesetzten, bei Raumtemperatur beständigen Doppelstranges
(Kneale, et al., Journal of Molecular Biology, 186:805,
1985), wohingegen Kristalle aus G-G-G-G-C-T-C-C bei über 6ºC
schmolzen (Hunter, et al., Journal of Molecular Biology,
190:605, 1986). Allgemein kann angenommen werden, daß die
auf einem Zweizustandmodell für das Schmelzen basierenden
Werte die Unterschiede in der Beständigkeit überbewerten,
wohingegen eine auf der enzymatischen Ligierung von
Doppelsträngen beruhende Bewertung die Unterschiede unterbewerten
könnte, da Doppelstränge mit einer einzigen teilweisen
Basenpaarung als Substrat fungieren können. Die Ähnlichkeit
in den Ergebnissen zwischen enzymatischer Ligierung und dem
NMR-Verfahren ist somit ein beruhigendes Ergebnis.
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Mit Hilfe eines die Base 2-Pyrimidinon und das
Klenow-Fragment der DNA-Polymerase I enthaltenden
Oligodesoxynucleotidtemplats haben Charczuk et al. (Nucleic Acid Research,
14:9530, 1986) schon früher nachgewiesen, daß kein übliches
Nucleotid aus 2-Pyrimidinon aufgenommen wurde.
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Mit Ausnahme des Basenpaares G/T stimmen die Ergebnisse aus
Tabelle IV mit denen von Aboul-ela, et al. (ibid) überein.
Beide zeigen, daß die üblichen Basenpaare eine höhere
Beständigkeit verleihen als nicht zueinander passende Paare
(mismatched pairs) der üblichen Basen. Das Basenpaar
6-Thioguanin und 5-Methyl-2-pyrimidinon bewirkt eine
Beständigkeit, die dem üblichen Basenpaar Adenin und Thymin fast
gleichkam. Das Paar aus nicht zueinander passenden Basen mit
der größten Beständigkeit, und zwar Guanin und 5-Methyl-2-
pyrimidinon, weist offensichtlich nicht die für eine
weitgehende Polymerisation mit DNA-Polymerase I erforderliche
Geometrie auf (Charlczuk, et al., ibid). Die Ergebnisse
lassen erkennen, daß das Basenpar 6-Thioguanin und 5-Methyl-
2-pyrimidinon die erforderlichen physikalischen
Eigenschaften aufweist, um ein geeignetes komplementäres Basenpaar
abzugeben.
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Versuche mit Escherichia coli C600 unter Verwendung von
Tritium-markierten 6-Thioguanin oder Desoxyribosyl-5-methyl-
2-pyrimidinon ergaben, daß (Desoxy)nucleosidtriphosphate
synthetisiert wurden. Äußerst geringe Mengen der einzelnen
Basen wurden in die DNA aufgenommen.
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Zusätzlich zu dem oben Gesagten sollten die
(Desoxy)nucleosidtriphosphate Substrate sowohl für RNA- als auch für DNA-
Polymerasen abgeben, und zwar mit Templaten, welche die
komplementäre Base enthalten, wobei die Analoga bzw. ihre
Derivate keine starken Inhibitoren für die wichtigsten
Stoffwechselbahnen sein dürfen. Mischpaarungen zwischen den
neuen Basen und den üblichen Basen sollten enzymatisch
korrigierbar sein.
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Die künstlichen Pyrimidine können außerdem 5- oder
6-Azaderivate darstellen. Steht in 5-Stellung ein C-Atom, kann
dieses durch Reste wie Wasserstoff, Halogen, -SCH&sub3;, -OH,
Alkoxyl, Cyano, Methylamino, Hydroxymethyl, Nitro und
unsubstituierte oder halogensubstituierte
C&sub1;-C&sub3;-Kohlenwasserstoffgruppen substituiert sein. Die künstlichen Purine können
außerdem 3-Deaza- oder 7-Deazaderivate darstellen.
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Wenigstens einer der 2, 6-Purin- oder 2,
4-Pyrimdinsubstituenten ist Schwefel. Ist eine Thioketogruppe in einer
Stellung eines Gliedes des künstlichen Basenpaares vorhanden,
liegt in der komplementären Stellung des jeweils anderen
Gliedes des künstlichen Basenpaares ein Wasserstoffatom vor.
Wünschenswert ist es, daß zusätzlich zu den komplementären
S-H-Substituenten die künstlichen Basenpaare noch
komplementäre O-H- oder O-Amino-Substituenten enthalten. Die 2, 6-
Purinsubstituenten können dieselben sein oder andere, wie
z.B. Schwefel und Sauerstoff, Schwefel und Amino oder
Schwefel und Schwefel. Genauso können auch die 2,
4-Pyrimidinsubstituenten dieselben sein oder andere.
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Geeignete künstliche Basenpaare sind:
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4-Thioketo-pyrimidin und 2-Thioketo-purin
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2-Amino-4-thioketo-pyrimidi- und 2-Keto-purin
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2-Thioketo-pyrimidin und 6-Thioketo-purin
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2-Thioketo-4-amino-pyrimidin und 6-Keto-purin
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2-Keto-4-thioketo-pyrimidin und 2-Amino-purin
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2-Thioketo-4-thioketo-pyrimidin und Purin
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2-Keto-pyrimidin und 2-Amino-6-thioketo-purin
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4-Thioketo-pyrimidin und 2-Keto-purin
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4-Keto-pyrimidin und 2-Thioketo-purin
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2-Keto-pyrimidin und 6-Thioketo-purin.
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Weitere geeignete künstliche Basenpaare, worin die
Pyrimidine auch die 1-Deazaderivate (Pyridinderivate) sein können,
die Purine jedoch keine 3-Deazaderivate sein dürfen, sind:
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2-Amino-pyrimidin und 2-Keto-6-thioketo-purin
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Pyrimidin und 2-Thioketo-6-thioketo-purin
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4-Amino-pyrimidin und 2-Thioketo-6-keto-purin.
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Die in den Basenpaaren verwendeten künstlichen Purine und
Pyrimidine können unter Verwendung der dem
Durchschnittsfachmann bekannten Techniken synthetisiert werden (s.
Nucleic Acid Chemistry, Townsend, et al., Eds., Teil 1 (1978),
2 (1978) und 3 (1986); Zorbach, et al., in Synthetic
Procedures in Nucleic Acid Chemistry, Vol. 1 (1965). Das
geeignete Desoxynucleosid einer bestimmten Base kann aus 2-Desoxy-
3, 5-di-O-p-toluoyl-D-erythro-pentosylchlorid synthetisiert
werden (Bhat, in Synthetic Procedures in Nucleic Acid
Chemistry, Zorbach, et al., Eds., Vol. 1, S. 521, 1968) und die
ensprechend geschützte Base durch: 1. die Silyl-Quecksilber-
Methode in Lösung (Birkofer, et al., Angew. Chem., 77:414,
1965) oder durch Verschmelzung (Kotick, et al., Journal of
Organic Chemistry, 34:3806, 1969) oder 2. die
stereospezifische Na-Salz-Methode (Kazimierczuk, et al., Journal of The
American Chemical Society, 106:6379, 1984).
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Die Synthese der 3- und 7-Deazapurindesoxynucleoside kann
nach der Na-Salz-Methode (Kazimierczuk, et al., ibid) und
mit Hilfe geeigneter Derivate (Girgis, et al., Nucleic Acid
Research, 15:1217, 1987) durchgeführt werden. Die Synthese
der Pyrimidin-c-desoxynucleoside kann mit Methoden analog
denen, wie sie von Sato, et al. (in Nucleic Acid Chemistry,
Townsend, et al., Eds., Part 3, p. 81, 1978) beschrieben
werden, unter Verwendung von Nucleosiden durchgeführt
werden.
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Die Synthese der 1-Deazapyrimidinderivate (Pyridinderivate)
kann mit in der organischen Chemie üblichen Methoden
durchgeführt werden. Die Pyridinderivate reagieren mit 2-Desoxy-
3,5-di-O-p-toluoyl-D-erythro-pentosylchlorid in Anwesenheit
einer Lewissäure, AlCl&sub3; oder BF&sub3; oder Silberperchlorat, was
zu einer elektrophilen Substitution in 3-Stellung des
Pyridinderivats führt.
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Unter diesen Umständen werden sowohl die α- als auch die β-
Anomeren der künstlichen Desoxynucleoside erzeugt. Diese
können mit den üblichen Methoden, wie z.B. durch
Differentialkristallisation (s. Nucleic Acid Chemistry, Townsend, et
al., Eds., Part 2, 1978) oder durch Säulenchromatographie
(Lee, et al., J. Org. Chem., 37:2923, 1972) voneinander
getrennt werden.
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Die Transformation der Wirtsorganismen durch Einbau der
erfindungsgemäßen künstlichen Basenpaare kann durch Aufnahme
von DNA in Form linearer Segmente als Teil eines Plasmids
oder eines Phagen erfolgen, die zum Einbau seiner
Nucleinsäure in das Wirtsgenom befähigt sind. Die Techniken für die
Transformation der Wirtszellen sind dem Fachmann allgemein
bekannt und werden hier nicht näher beschrieben.
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Vorzugsweise enthält die DNA eine Vielzahl künstlicher
komplementärer Basenpaare. Außerdem wird die die künstlichen
Basenpaare enthaltende DNA-Sequenz vorzugsweise an einer
Stelle in einen Bereich des Wirtszellgenoms eingebaut, wie
z.B. in ein Intron, bei dem eine signifikante Unterbrechung
der genetischen Expression bzw. Wachstumsfähigkeit des
Wirtes keine so große Rolle spielt.
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Als Wirte für die Transformation mit den erfindungsgemäßen
künstlichen Basenpaaren kommen sowohl eukaryotische als auch
prokaryotische Organismen in Frage, und Aerober
gleichermaßen wie Anaerober. Die transformierten Organismen können in
wässerigen Medien in geeigneten Fermentern gezüchtet werden.
Gewöhnlich werden die wässerigen Medien z.B. bei ca. 37ºC
und bei fast neutralem pH gehalten. Sie enthalten die
entsprechenden Nährstoffe, wie z.B. Kohlenwasserstoffe oder
Glycerin als C-Quelle, N-Quellen wie z.B. Ammoniumsulfat,
K-Quellen wie Kaliumphosphat, Spurenelemente,
Magnesiumsulfat usw. Kulturmedien und -bedingungen hängen vom jeweiligen
Wirtsorganismus ab, sind jedoch allgemein bekannt.
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Nach der Konstruktion eines Wirtsorganismus, der die
erfindungsgemäßen synthetischen Basenpaare enthält, ist es
möglich, die Replikation der Wirtszelle durch Steuerung der
Konzentration der künstlichen Basenpaare in den Kulturmedien
zu regulieren. Die entsprechende Konzentration an
Basenpaaren hängt ab vom jeweiligen Organismus und der Zahl der
Basenpaare im Wirtsgenom. Die optimale Konzentration an
synthetischen Basenpaaren im Kulturmedium ist von einem
Fachmann leicht zu ermitteln.
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Die erfindungsgemäßen künstlichen Basenpaare ermöglichen
außerdem die Produktion von rekombinanten Organismen, bei
denen die Replikation des Organismus synchron verläuft.
Diese Technik kann mit den üblichen Methoden unter
Verwendung von Restriktionsenzymen und durch Ligierung zur
Einführung einer Sequenz von künstlichen Basenpaaren wie z.B.
des Mu-Phagenmutante Mud I (lac, ap) (Casadaban, et al.,
Proceedings of the National Academy of Sciences, 76:4530,
1979) durchgeführt werden. Das Mud-Genom wird fast überall
in das E. coli-Chromosom eingebaut und es können Klone
selektiert werden, die in einer bestimmten Region
eingebautes Mud I enthalten (Casadeban, et al., ibid). In
Abwesenheit einer äußeren, die künstlichen Basen enthaltenden
Quelle kommt die Replikation zum Stillstand, sobald der
Replikationskomplex das künstliche Basenpaar im Chromosom
erreicht. Gegebenenfalls gelangen sämtliche Zellen in den
Kulturen zur Replikation und bringen diese zum Stillstand an
diesem einzigen Site im Chromosom. Die Zufuhr der
künstlichen Basen bewirkt andererseits den Start der Replikation
sämtlicher Zellen zur selben Zeit und an derselben Stelle.
Außerdem ist diese Methode geeignet für sämtliche
Prokaryoten, die einen geeigneten Vektor aufweisen, der in das
Wirtschromosom eingebaut wird. Da das Eukaryotenchromosom
eine Vielzahl einzelner Sites für die Initiierung der
Replikation aufweist, ermöglicht in analoger Weise die Verwendung
eines einbaufähigen, die erfindungsgemäßen künstlichen
Basenpaare aufweisenden Vektors die Steuerung der Synthese
der restringierten Bereiche des Eukaryotenchromosoms auf
dieselbe Weise, wie oben für die Prokaryoten beschrieben.
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Die Erfindung wurde bisher ganz allgemein beschrieben. Für
ein umfassenderes Verständnis der Erfindung sorgen die
nachfolgenden Ausführungsbeispiele, die lediglich der
Illustration dienen und nicht auf eine Einschränkung des
Erfindungsumfanges abzielen.
Beispiel 1
Synthese des Basenpaares 6-Thioguanin/5-Methyl-2-pyrimidinon
A. Chemische Stoffe
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Die verwendeten chemischen Stoffe und ihre Quellen sind: β-
Desoxynucleoside (Fa. Sigma), Benzolthiol (Fa. Eastman),
Cetyltrimethylammoniumbromid (Fa. Aldrich),
2-Chlorphenyldichlorphosphat (Fa. Aldrich), 4,4'-Dimethoxytritylchlorid
(Fa. Aldrich), durch langkettiges Alkylamin gesteuertes
Porenglas (Fa. Pierce), 1-(Mesity-lene-2-sulfonyl)-3-nitro-
1,2,4-triazole (Fa. Aldrich), Hg-(II)-cyanid (Aldrich),
1-Methylimidazol (Fa. Aldrich), 2-Nitrobenzaldoxim (Fa.
Aldrich); p-Nitrophenylacetat (Fa. Sigma), Silbercarbonat
(Fa. Aldrich), Kieselerde Woelm TSC (Fa. INC Nutritional
Biochemical). Alle Lösungsmittel wurden redestilliert und
unter geeigneten wasserfreien Bedingungen gelagert (Sproat,
et al., in Gait. M.J. (Ed.), Oligonucleotide Synthesis, IRL
Press, Oxford, 1984).
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Die verwendeten Enzyme und ihre Quellen waren:
Polynucleotidkinase (Bethesda Research Labs),
Schlangengift-Phosphodiesterase (Fa. Sigma), T4-DNA-Ligase (Bethesda Research
Labs), Sal I (New England Biolabs.).
B. Synthese von Desoxynucleosiden
1. 2-Amino-9-(2-desoxy-beta-D-ribofuranosyl)-9H-purin-6-
thiol (Beta-desoxy-6-thioguanosin).
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Das β-Anomer von 2-Acetamid-6-chlor-9H-(2-desoxy-3, 5-di-o-p-
toluoyl-D-ribofuranosyl)purin wurde hergestellt nach einem
bekannten Verfahren (Roark, et al., Townsend, L.B. and
Tipson R.S. (Eds.), Nucleic Acid Chemistry, John Wiley and
Sons, Teil 2, 583, 1978). Vom geschützten β-Anomer des 6-
Chlorderivats wurde der Schutz entfernt, wonach es gemäß
Acton, et al. (in Synthetic Procedures in Nucleic Acid
Chemistry, Zorback, et al., Eds., Vol 1, 272, 1968) einer
Umwandlung in eine Thiaverbindung unterworfen wurde. Der
erhaltene Stoff zeigte nach Kristallisation aus heißem
Wasser das erwartete UV-Spektrum (Tong, et al., Journal of
Organic Chemistry, 32:859, 1967).
2. 1-(2-Desoxy-β-D-ribofuranosyl)-5-methyl-2-pyrimidinon
(β-Desoxyribosyl-5-methyl-2-pyrimidinon)
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Das 4-Thiothymidin wurde hergestellt nach einem bekannten
Verfahren (Wempen, et al., in Grossmen, L., and Moldare, K.
(Eds.), Methods in Enzymology, Academic Press, XII, Part A,
75, 1967). Das Desoxyribosyl-5-methyl-2-pyrimidinon wurde
hergestellt aus 4-Thiothymidin durch Reduktion mit Raney-
Nickel. 5,9 g (22 mMol) 4-Thiothymidin wurden 180 ml
destilliertem Wasser und 60 ml Ethylalkohol in einem Kolben mit
Rückflußkühler zugesetzt. Danach wurden 24 g Raney-Nickel
zugegeben, wonach die Lösung bis auf Rückflußtemperatur
erwärmt wurde. Für die höchsten Ausbeuten wurde eine 4-
Thiothymidinlösung jeweils mit einem Raney-Nickel-Präparat
tritiert, wonach die optische Dichte einer Probe in 0,1 N
HCl bei 260, 322 und 334 Nanometer ermittelt wurde. Die
optische Dichte nahm bei allen drei Wellenlängen ab. Die
Reaktion war beendet, wenn die optische Dichte bei 322 nm
der optischen Dichte bei 334 nm entsprach oder darüber lag.
Die Abnahme der optischen Dichte bei 334 nm, ausgehend von
der Ausgangslösung, entsprach etwa einem Faktor 6 für die
maximale Ausbeute. Auf die Reaktion folgte eine
Kieselsäuregel-Dünnschichtchromatographie unter Verwendung von
Isopropanol. Es zeigte sich ein für die Verbindung kennzeichnender
blauer fluoreszierender Fleck mit einem Rf-Wert von 0,35.
Die anfänglich grünliche Lösung wurde am Ende der Reaktion
schwach gelblich. Da sich auch andere Produkte bildeten,
wurde die Reaktion nicht bis zum Verbrauch des gesamten
4-Thiothymidins durchgeführt. Die Suspension wurde heiß
filtriert, wonach Raney-Nickel mit 150 ml Wasser gekocht
wurde. Die Lösung wurde dann heiß filtriert. Die vereinigten
Filtrate wurden dann eingedampft. Das
Desoxyribosyl-5-methyl-2-pyrimidinon wurde durch trockene
Säulenchromatographie mit Woelm-Kieselsäure III gereinigt. Danach wurden dem
nach der Reduktion mit Raney-Nickel erhaltenen Feststoff
10 ml Methanol zugesetzt. 3,7 ml der klaren Lösung wurden
dann 3,7 g Woelm-Kieselsäure III zugesetzt und an der Luft
getrocknet. Die getrocknete Kieselsäure mit dem
Desoxyribosyl-5-methyl-2-pyrimidinon wurde dann auf eine Säule aus
trockener Woelm-Kieselsäure mit einer Länge von 50,80 cm (20
inches) und einem Durchmesser von 2,54 cm (1 inch), die in
einem Nylonrohr enthalten war, aufgegeben. Als Lösungsmittel
diente Isopropanol. Man ließ die Lösungsmittelfront den
Boden der Kieselsäuresäule erreichen, bevor man den
Chromatographen abschaltete. Das Nylonrohr wurde dann in
Querschnitte zu jeweils 2,54 cm (1 inch) zerschnitten, wonach
die Kieselerde in jedem Abschnitt mit 10 ml Methanol
extrahiert wurde. Proben aus jedem Abschnitt wurden dann
dünnschichtchromatographisch mit einer Kieselsäuresäule mit
Hilfe von Isopropanol behandelt. Die Methanolextrakte aus
den einzelnen Abschnitten wurden gesammelt. Sie zeigten
lediglich den fluoreszierenden Fleck bei einem Rf-Wert von
0,35. Die aus den entsprechenden Abschnitten gesammelte
Kieselsäure wurde erneut mit Methanol extrahiert und mit der
ersten Extraktion vereinigt. Nach der Filtration wurde das
Methanol bis zu einem geringen Volumen eingeengt, wonach die
restlichen feinen Kieselsäureteilchen durch Zentrifugieren
entfernt wurden. Das restliche Methanol wurde eingedampft,
wonach der Rückstand in 10 ml heißem Ethylalkohol gelöst
wurde. Die Lösung wurde dann einer Temperatur von -20ºC
ausgesetzt. Über Nacht bildeten sich dann Kristalle. Der
gelbe Überstand wurde abdekantiert und die gebildeten
Kristalle wurden in kaltem Ethanol gewaschen. Das Waschvolumen
wurde auf 4 ml eingeengt und dann einer Temperatur von -20ºC
ausgesetzt. Es bildeten sich mehr Kristalle. Die
Dünnschichtchromatographie (TLC) mit Kieselsäuregel ergab eine
Verunreinigung von weniger als 5 %. Das UV-Spektrum der
Lösung der Kristalle entsprach der Literatur (Laland, et
al., Biochemical journal, 90:76, 1964). Die Gesamtausbeute,
ausgehend von 4-Thiothymidin bis zum Endprodukt betrug ca.
25 %.
C. Synthese geschützter Desoxynucleoside
-
5'-O-4,4'-Dimethoxytritylthymidin, N-Benzoyl-5'-O-4,4'-
dimethoxytrityldesoxycytidin,
N-Benzoyl-5'-O-4,4'-dimethoxytrityldesoxyadenosin und
N-Isobutyryl-5'-O-4,4'-dimethoxyltrityldesoxy-guanosin wurden nach den üblichen Methoden
synthetisiert (Narang, et al., in Methods in Enzymology, Wu,
Ed., Vol. 68, 90, 1979).
1. N-Benzoyl-desoxy-6-thioguanosin
-
Vorversuche haben ergeben, daß die N-Isobutyryl- und N-
Acetyl-Derivate während der Alkalihydrolyse zu unbeständig
waren, um eine erhebliche Ausbeute an N-geschützten
Nucleosiden zu ergeben. 0,5 g (1,7 mMol) Desoxy-6-thioguanosin,
das mehrmals durch Eindampfen mit wasserfreiem Pyridin
getrocknet worden war, wurden mit 3,3 ml wasserfreiem
Pyridin und 6,6 ml redestilliertem Chloroform versetzt. Bei 4ºC
wurden dann 4,7 ml redestilliertes Chloroform, das 1,35 ml
(12 mMol) Benzoylchlorid enthielt, unter Rühren in einem
Kolben mit einem CaCl&sub2;-Trockenrohr zugetropft. Nach Zugabe
des Benzoylchlorids ging das gesamte Desoxy-6-thioguanosin
in Lösung. Die Lösung verfärbte sich gelb. Danach ließ man
sich diese auf Raumtemperatur erwärmen und rührte während 3
Stunden. Die Kieselsäuregel-TLC einer Probe des
Reaktionsgemisches mit Methanol/Chloroform (0,5:9,5 V/V) ergab bei
UV-Absorption einen Fleck, der sich bei Säurebehandlung und
Erwärmung braun verfärbte. Der Fleck befand sich an der
Lösungsmittelfront. Die Reaktionslösung wurde dann in 60 ml
Eis gegossen. Nach dem Schmelzen wurden 10 ml Chloroform mit
der wässerigen Emulsion durchgeschüttelt. Nach Trennung der
Phasen enthielt die organische Phase die gesamte gelbe
Farbe. Die organische Phase wurde dreimal mit 20 ml Wasser
gewaschen. Die organische Lösung wurde dann mit
Natriumsulfat getrocknet und zu einer öligen Substanz eingedampft.
-
Dem Öl wurden 19 ml Pyridin zugegeben. Man erhielt eine
klare Lösung. Danach wurden 1,8 ml Wasser zugegeben und
danach noch 19 ml Methanol. Die Lösung wurde dann bei 4ºC
stehengelassen, wobei man bis zur Erreichung eines pH's von
12,4 bis 12,5 langsam 2 N NaOH zusetzte. Durch Zugabe von
2 N NaOH wurde der pH bei einem Wert von ca. 12,4 gehalten.
Auf die Hydrolyse folgte dann die Kieselsäuregel-TLC mit
Methanol/Chloroform (1,5:8,5 V/V). Der Großteil des UV-
absorbierenden Materials war dann in einem Fleck bei einem
Rf-Wert von 0,3 enthalten. Der Rf-Wert von
Desoxy-6-thioguanosin betrug 0,19. Danach wurde vorsichtig NaOH zugesetzt
und darauf geachtet, daß eine erhebliche Produktion an
Desoxy-6-thioguanosin vermieden wurde. Die Reaktion wurde
dann durch Verminderung des pH auf einen Wert von 7,8 mit
20 % Essigsäure beendet. Wurde ein Ionenaustauscherharz für
die Neutralisierung verwendet, kam es zu einem erheblichen
Verlust. Die Lösung wurde dann bis zur Erzielung einer
öligen Substanz eingedampft.
-
Pilotversuche ergaben, daß der Unterschied in der
Löslichkeit zwischen dem N-Benzoylderivat und dem Di-, Tri- und
Tetra-benzoylderivaten in heißem Wasser ein günstiges
Reinigungsverfahren ermöglichen. Dem Öl wurden 600 ml Wasser
zugesetzt, wonach man unter Rühren auf 70ºC erwärmte. Danach
wurde die Flüssigkeit vom unlöslichen Stoff abdekantiert und
einer Temperatur von 4ºC ausgesetzt. Es bildete sich ein
Niederschlag, der durch Filtration abgetrennt wurde. Die
wässerige Lösung wurde dann bis zu einem Volumen von 250 ml
eingedampft, wonach man einen zweiten Niederschlag
abfiltrierte. Der Kieselsäuregel-TLC der vereinigten
Niederschläge ergab, daß mehr als 90 % auf das N-Benzoylderivat
entfielen.
-
Die Auftrennung erfolgte durch Lösung des Öls in 20 ml
Chloroform und wiederholte Extraktion des Chloroforms mit
einer schwachbasischen Lösung von NH&sub4;OH, pH 10.
-
Die Identifizierung des Flecks mit einem Rf-Wert von 0,3 mit
N-Benzoyl-desoxy-6-thioguanosin beruhte auf einer
quantitativen Bestimmung der Menge an Benzoesäure, die man nach
vollständiger Alkalihydrolyse erhielt, und auf der
kennzeichnenden Verschiebung des Absorptionspeaks von ca. 340 nm
zu 320 nm, wenn sich der pH von 5 zu einem Wert von 12
änderte. Liegt ein Thioester vor, kommt es nicht zu dieser
Verschiebung.
2. N-Benzoyl-5'-O-4,4'-dimethoxytrityl-desoxy-6-thioguanosin
-
125 mg (0,32 mMol) N-Benzoyl-desoxy-6-thioguanosin wurden
durch wiederholtes Eindampfen aus wasserfreiem Pyridin
getrocknet. Danach wurden 1,25 ml wasserfreies Pyridin und
anschließend bei Raumtemperatur 172 mg (0,5 mMol) 4,4'-
Dimethoxytritylchlorid zugesetzt. Nach 2 Stunden
Kieselsäure-TLC mit Chloroform wurde festgestellt, daß kein N-
Benzoyl-desoxy-6-thioguanosin vorhanden war. Dann wurden 3
ml Methanol zugesetzt. Nach 15 Minuten wurde der Lösung 6 ml
kaltes Wasser zugesetzt. Dann wurde die wässerige Lösung mit
5 ml Chloroform extrahiert. Das Chloroform wurde mit 5 ml
Wasser gewaschen und die organische Phase mit Natriumsulfat
getrocknet. Die Lösung wurde bis 2,5 ml eingeengt, wonach
mit der Chloroformlösung 4 präparative Platten aus
Kieselsäuregel (1000 u, 20 x 20 cm) mit einem Fluoreszenzindikator
bestrichen wurden. Als Lösungsmittel wurde dabei ein Gemisch
aus Methanol und Chloroform (1:9 V/V) verwendet. Das
Dimethoxyltritylderivat wurde durch TLC ermittelt, wobei man
feststellte, welcher UV-absorbierende Fleck sich bei
Besprühen mit einer Säure orange verfärbt. Die N-Benzoyl-5'-O-
4,4'-dimethoxytrityl-desoxy-6-thioguanosin enthaltenden
Kieselsäurezonen wurden abgekratzt und mit Methanol eluiert.
-
Die Kieselsäureteilchen wurden durch Zentrifugieren
entfernt. Die methanolischen Lösungen wurden vereinigt und bis
zur Trockene eingedampft.
3.
5'-O-4-4-Dimethoxytrityl-desoxyribosyl-5-methyl-2-pyrimidinon
-
0,639 g (2,5 mMol) β-Desoxyribosyl-5-methyl-2-pyrimidinon
wurden durch wiederholtes Eindampfen aus wasserfreiem
Pyridin getrocknet. Danach wurden 8 ml wasserfreies Pyridin und
1,1 g (3,2 mMol) 4,4-Dimethoxytritylchlorid unter Rühren bei
Raumtemperatur zugesetzt. Nach 30 Minuten war das gesamte
Material in Lösung. Nach 45 Minuten wurde eine Probe durch
Kieselsäuregel-TLC mit Methanol/Chloroform (1:9 V/V)
analysiert, was die Vollständigkeit der Reaktion ergab. Das
Derivat zeigte einen Rf-Wert von 0,37. Methanol (1,2 ml)
wurde dazugegeben und 15 Minuten lang gerührt. Die Lösung
wurde dann in 20 ml Eiswasser gegossen. Nach Stehen über
Nacht bei 4ºC wurde die wässerige Phase von der hellgelben
harzartigen Substanz abdekantiert. Diese wurde dann in 10 ml
Ethylacetat gelöst. Die wäßrige Phase wurde mit 8 ml
Ethylacetat extrahiert und mit der ersten Ethylacetatlösung
vereinigt. Die Ethylacetatlösung wurde mit 7 ml jeweils
NaHC&sub3;, Wasser, 1 M NaCl gewaschen. Die Ethylacetatlösung
wurde mit Natriumsulfat getrocknet, dekantiert und bis zum
Erhalt einer harzartigen Substanz eingedampft. Diese wurde
dann in 4 ml Chloroform gelöst und dann auf eine kurze
Kieselsäuresäule (20 x 75 mm) aufgegeben. Eine Lösung von
0,5 % Triethylamin in Chloroform wurde auf die Säule
aufgegeben, bis eine gelbe Flüssigkeit auszutreten begann. Das
Lösungsmittel wurde dann durch ein Gemisch aus Methanol und
Chloroform (0,2:10 V/V) ersetzt, wonach 10 ml-Fraktionen
gesammelt wurden. Diese wurden bei 329 nm auf Desoxyribosyl-
5-methyl-2-pyrimidinonderivat geprüft. Proben der Fraktionen
wurden mittels Kieselsäuregel-TLC mit Methanol/Chloroform
(1:9 V/V) analysiert. Die Fraktionen, die sich als rein
erwiesen, wurden gesammelt und unter Vakuum eingedampft.
4. Triethylammonium (5'-O-4,4'-dimethoxytrityl-geschütztes
Desoxynucleosid-3'-O-(2-chlorophenylphosphat))
-
Sämtliche Verbindungen wurden nach üblichen Verfahren
hergestellt (Narang, et al., in Wu, R. Ed., Methods in
Enzymology, 68:90, 1979). Bei der Durchführung der Verfahren mit
Desoxy-6-thioguanosin war es wichtig, sämtliche
empfindlichen Lösungsmittel auf Peroxide zu prüfen.
D. Synthese der Oligodesoxynucleotide
-
Die Phosphortriestermethode (Sproat, et al., ibid) wurde mit
festen Trägern aus Polystyrol oder gesteuertem Porenglas
durchgeführt. Bei der abschließenden Synthese der
6-Thioguanin und 5-Methyl-2-pyrimidinon enthaltenden
Oligodesoxynucleotide wurde ein Glasträger verwendet.
-
Für die Synthese der einzelnen 6-Thioguanin und 5-Methyl-2-
pyrimidinon enthaltenden Oligodesoxynucleotide wurden 16 mg
eines gesteuerten Porenglases aus langkettigem Alkylamin
zusammen mit 0,38 M angelagertem 5'-O-4,4'-Dimethoxytrityl-
2'-desoxyguanosin-3'-O-succinat verwendet. Die
Reaktionslösungen wurden hergestellt durch Zugabe von 80 ul
wasserfreiem Pyridin zu 10 uMol trockenem geschütztem Nucleotid.
Die Pyridinlösung wurde dann 13 mg 1-(Mesitylen-2-sulfonyl)-
3-nitro-1,2,4-triazol zugesetzt, wonach nach 1 min 8 ul
1-Methyl-imidazol zugegeben wurden. Die Lösung wurde dem
festen Träger unter Stickstoff bei Raumtemperatur zugegeben.
Die Reaktion wurde nach 30 min durch Waschen des festen
Trägers mit wasserfreiem Pyridin und Dichlormethan beendet.
Die Dimethyloxytritylgruppe wurde mit 2 % Trichloressigsäure
in Dichlormethan entfernt. Der Träger wurde mit
Dichlormethan und dann mit wasserfreiem Pyridin gewaschen. Danach
begann man mit dem nächsten Zyklus der Nucleotidzugabe.
E. Spaltung, Abspaltung der Schutzgruppe und Regeneration
-
Die Alkaliempfindlichkeit von 6-Thioguanin und 5-Methyl-2-
pyrimidinon verhindert die Verwendung der üblichen
wässerigen Spaltungsverfahren, ausgehend von einem festen Träger
und die Abspaltung der Schutzgruppe der
Oligodesoxynucleotide. Modellversuche haben ergeben, daß NH&sub4;OH-Lösungen das
Desoxy-6-thioguanosin in Desoxyguanosin und einige kleinere
Komponenten innerhalb mehrerer Stunden bei einer Temperatur
von 50ºC umwandeln. Das Desoxyribosyl-5-methyl-2-pyrimidinon
wurde innerhalb einiger Minuten in eine andere Komponente
umgewandelt, wenn es stark alkalischen Bedingungen bei
Raumtemperatur ausgesetzt war, und diese Verbindung wiederum
verwandelte sich über längere Zeit in einige andere
Komponenten. Modellversuche haben ergeben, daß die Desoxy-3'-O-
succinatbindung und die o-Chlorphenylphosphatbindung langsam
mit syn-2-Nitro-benzaldoximat in wasserfreiem Pyridin
gespalten werden. Die Isobutyryl- und Benzoylgruppen wurden
durch Ammonolyse in wasserfreiem Methanol entfernt.
-
Modellversuche mit Desoxy-6-thioguanosin haben ergeben, daß
1-(Mesitylen-2-sulfonyl)-3-nitro-1,2,4-triazol rasch mit der
6-Thiogruppe unter den Reaktionsbedingungen reagierte,
wodurch das geschützte Nucleotid an das Oligodesoxynucleotid
addiert wurde. Das Desoxy-6-thioguanosin wurde aus dem
Mesitylensulfonyladdukt durch Benzolthiol in Pyridin
vollständig regeneriert. Wie zu erwarten war, verlief die
Reaktion mit Mercaptoethanol sehr langsam und ergab mehr als ein
Produkt.
-
Der Glasträger mit dem Oligodesoxynucleotid wurde im Vakuum
über P&sub2;O&sub5; und KOH getrocknet. 0,45 ml wasserfreies Pyridin
mit 55 ul Benzolthiol (1 M) wurden dem Glas in trockener
Stickstoffatmosphäre zugesetzt. Das Reaktionsgefäß war dicht
verschlossen und wurde bei Raumtemperatur während 8 Stunden
stehengelassen. Die Lösung wurde dann entfernt und der
Glasträger viermal mit 1 ml Dichlormethan gewaschen. Das
restliche Dichlormethan wurde unter Vakuum entfernt und der
Glasträger über P&sub2;O&sub5; und KOH getrocknet.
-
16,6 mg (100 uMol) syn-2-Nitrobenzaldoxim wurden durch
wiederholtes Eindampfen mit wasserfreiem Pyridin getrocknet.
200 ul wasserfreies Pyridin wurden in Stickstoffatmosphäre
trockenem Nitrobenzaldoxim zugesetzt und danach 36 ul
trockenes Tetramethylguanidin. Die Lösung und der Glasträger
wurden dann in einem Gefäß unter Stickstoff dicht
verschlossen und während 5 Tagen bei Raumtemperatur stehengelassen.
Der Grad der Freisetzung des Oligodesoxynucleotids in die
Lösung wurde dadurch verfolgt, daß man 1 ul der Lösung auf
die Dimethoxytritylgruppe testete. Der
Nitrobenzaldoximatlösung wurden unter Stickstoff 27 mg p-Nitrophenylacetat
zugesetzt, um die restlichen Oximationen zu verwerten. Drei
Stunden danach wurde 1 ml 10 ul 20%ige Essigsäure
enthaltendes Pyridin zugesetzt. Der pH, der sich zwischen 7 und 8
bewegen sollte, wurde mit pH-Papier gemessen. Die Lösung
wurde dann vom Glasträger entfernt, wonach 1 ml 50%iges
wässeriges Pyridin zugesetzt wurde. Dann wurde die
Suspension 30 Minuten lang geschüttelt. Die Lösung wurde dann
entfernt und mit der Ausgangspyridinlösung vereinigt. Die
Lösung wurde schließlich bis zur Trockene eingedampft.
-
Dem getrockneten N-geschützten Oligodesoxynucleotid wurde
dann 1 ml trockenes 9 mg (25 mMol)
Cetyltrimethylammoniumbromid enthaltendes Methanol zugesetzt. Die Lösung wurde mit
NH&sub3;-Gas bei 4ºC gesättigt. Danach wurde das Proberöhrchen
luftdicht verschlossen und bei Raumtemperatur in der
Dunkelheit stehengelassen. 7 Tage danach wurde das
Proberöhrchen bei 4ºC geöffnet, wonach die Lösung bei Raumtemperatur
unter trockenem Stickstoff eingedampft wurde. Der Rückstand
wurde in 1 ml 80%iger Essigsäure gelöst, um die
Dimethoxytritylgruppe freizusetzen. Nach 20 Minuten wurde 1 ml Wasser
zugesetzt, wonach die wässerige Lösung fünfmal mit 2 ml mit
Wasser gesättigtem Diethylether extrahiert wurde. Die
wässerige
Phase wurde dann bis auf 200 ul eingedampft. Die
erhaltene Lösung war gelb. Diese wurde dann auf eine Dowex AG-
50Wx2-Säule (1,5 x 3 cm) aufgegeben, die dann zuerst mit 1
Mol NH&sub4;HCO&sub3; und dann mit destilliertem Wasser gewaschen
wurde. Die Säule wurde mit destilliertem Wasser eluiert und
es wurden 0,5 ml-Fraktionen gesammelt. Diese wurden bei
260 nm auf Oligodesoxynucleotid untersucht, wonach die
entsprechenden Fraktionen gesammelt wurden. Diese wurden
dann bis zur Trockene eingedampft und bei -20ºC gelagert.
F. Auslöschungskoeffizienten
-
Die Auslöschungskoeffizienten bei 260 nm der
Oligodesoxynucleotide sind in Tabelle 1 zusammengefaßt. Sie wurden wie
folgt errechnet:
-
1. Ein Auslöschungskoeffizient von 10 x 10&sup4;M&supmin;¹ cm für A-T
wurde errechnet aus den Daten, angegeben von Soher (CRC
Handbook of Biochemistry, 2nd Ed., Sober, H.A. (Ed.), The
Chemical Rubber Company, Cleveland, OH).
-
2. Der Auslöschungskoeffizient für das Oligodesoxynucleotid
GS-T wurde mit 10 x 10&sup4; M&supmin;¹ cm angenommen, da das Nucleosid
des 6-Thioguanins einen Auslöschungskoeffizienten bei 260 nm
von 8 x 10³M&supmin;¹ cm aufwies, der im wesentlichen pH-unabhängig
war.
-
3. Der Auslöschungskoeffizient des 5-Methyl-2-Pyrimidinon
enthaltenden Oligodesoxynucleotids wurde mit 9,2 x 10&sup4;M&supmin;¹ cm
angenommen, da das Desoxynucleotid des
5-Methyl-2-pyrimidinons bei 260 nm im wesentlichen keine Absorption aufwies
(Laland, et al., ibid).
G. Ligierungsversuch
-
Die markierten Oligodesoxynucleotidkonzentrationen
schwankten zwischen 0,1 und 0,01 uM. Der Oligodesoxynucleotidträger
war T-C-G-A-C-C-C-G-G-G und seine Konzentration betrug 1 bis
2 uM. Die übrigen Komponenten waren 0,06 M Tris-HCl, pH 7,5,
5 mM MgCl&sub2;, 5 mM Dithiothreit, 0,5 mM ATP und 0,06 bis 0,005
Weiss-Einheiten T4-Ligase pro ul. Die Temperatur betrug
19ºC. Der Puffer MgCl&sub2;, Dithiothreit und die
Oligodesoxynucleotide wurden miteinander vereinigt und folgendem
Temperaturzyklus unterworfen: 5 Minuten bei 60 bis 65ºC, 15 Minuten
bei Raumtemperatur und 15 Minuten auf Eis. Die 0,5
ml-Proberöhrchen aus Polypropylen wurden zentrifugiert, um vor der
Zugabe der ATP und der Ligase das gesamte Wasser am Boden zu
sammeln.
H. Gel-Elektrophorese
-
Für die präparative Elektrophorese wurden 25 % Acrylamid-
Gele, 0,2 x 13 x 29 cm, (Gough, et al., Nucleic Acid
Research, 6:1557, 1979) verwendet. Vor der Aufgabe der
Proben wurde die Elektrophorese durchgeführt mit 10&supmin;³M
Glutathion im oberen Puffer, um die Peroxide und freien
Radikale zu entfernen. In der Probenlösung waren 10&supmin;³ M Glutathion
enthalten. Nach Eintritt der Proben in das Gel wurde die
Stromstärke auf 4 mA vermindert. Die Elektrophorese wurde
eingestellt, wenn der Farbstoff Cyanolxylol nach 18 bis 24
Stunden ca. 9 cm durchsetzt hatte. Die UV-Absorptionsbanden
der Oligodesoxynucleotide wurden herausgeschnitten,
zerkleinert und mehrmals während mehrerer Tage mit 0,1 M NH&sub4;HCO&sub3;
extrahiert.
I. HPLC-Analyse
-
Die Nucleotide wurden an einem schwachen
Anionenaustauschharz, und zwar an Syn Chropak AX100, 250 x 4,6 mm, SynChrom
Inc., Linden, IN., mit einer mobilen Phase von 0,05 F KH&sub2;PO&sub4;,
pH 4,5, analysiert. Danach wurden die Nucleoside an einer
Octadecyl-Kieselsäuresäule, 250 x 4,6 mm, mit einer mobilen
Phase von 2,5 % Methanol und 0,02 F KH&sub2;PO&sub4;, pH 5,5
analysiert. Anstelle von Desoxyadenosin wurde 10%iges Methanol
verwendet. Mit dieser Technik konnte die Anwesenheit der
neuen Nucleotidbasen in den Oligonucleotiden nachgewiesen
werden.
Beispiel 2
Physikalische Merkmale der synthetischen
Oligodesoxynucleotide
-
Tabelle 1 enthält die Oligodesoxynucleotide, die nach der
Festphasen-Phosphotriester-Methode synthetisiert wurden. Die
Oligodesoxynucleotide wurden durch präparative
Elektrophorese in 25 % Acrylamidgel isoliert. Die elektrophoretische
Reinheit der Oligodesoxynucleotide wurde durch Markieren des
5'-Endes mit P32-Phosphat überprüft, wonach eine
elektrophoretische Analyse in 20 bis 25 % Acrylamidgel durchgeführt
wurde. Die mit P32 markierte Hauptkomponente vereinigte über
90 % der Radioaktivität in sich, und auf keine einzige
andere Komponente entfielen mehr als 2% der
Gesamtradioaktivität.
Tabelle I Synthetisierte Oligodesoxynucleotide
Bezeichnunga
Sequenz
a) Die Basen 6-Thioguanin und 5-Methyl-2-pyrimidinon werden mit 6TG oder Gs und MPO oder TH bezeichnet.
-
Die Zahl der Nucleotidreste im Oligodesoxynucleotid wurde
durch Markieren des 5'-Endes mit P32-Phosphat und
nachfolgenden Abbau des Polymers mit
Schlangengiftphosphordiesterase festgestellt. Die Zahl der zu verschiedenen Zeitpunkten
der Hydrolyse des Oligodesoxynucleotids erhaltenen Produkte
wurde durch Elektrophorese in 20 bis 25 %
Acrylamidgelen bei 50ºC und Autoradiographie ermittelt.
-
Die im UV-Licht sichtbaren Absorptionsspektra der
6-Thioguanin und/oder 5-Methyl-2-pyrimidinon enthaltenden
Oligodesoxynucleotide zeigten eine starke Absorption bei neutralem
pH in einem Bereich von 310 bis 350 nm im
Absorptionsspektrum des Oligodesoxynucleotids mit Adenin und Thymin in den
Positionen X und Y. 6-Thioguanin weist Absorptionspeaks bei
265 und 340 nm bei neutralem pH auf. Das β-Desoxyribosyl-5-
methyl-2-pyrimidinon hat einen Absorptionspeak bei 314 nm.
Außerdem ist β-Desoxyribosyl-5-methyl-2-pyrimidinon in UV-
Licht fluoreszierend. Die 5-Methyl-2-pyrimidinon
enthaltenden Oligodesoxynucleotide waren unter UV-Licht
fluoreszierend.
Die relative Beständigkeit der Basenpaare
-
Die übliche Methode zur Ermittlung der
Assoziationskonstanten der komplementären Oligodesoxynucleotide bestand in der
Ermittlung der optischen Dichte bei 260 nm als Funktion der
Temperatur. Leider kann diese Technik auch zu irrigen
Interpretationen führen. Bei Oligodesoxynucleotiden mit kurzen
Serien ("short runs") komplementärer Sequenzen (unter ca.
16) ist der Übergangsbereich für die optische Dichte
ziemlich breit und selbst wenn man annimmt, daß das
Zweizustandmodell geeignet ist, erfordert die Lokalisierung der
Mittelpunkttemperatur für den Übergang sehr zuverlässige Daten.
Bei beschränkten Mengen an synthetisiertem
Oligodesoxynucleotid ist bei diesen Ausgangsuntersuchungen und bei
Anwesenheit eines Drittels der Oligodesoxynucleotidsequenz als
einsträngige Bereiche in den Doppelstrangstrukturen die
Ermittlung der Assoziationskonstanten durch die Analyse der
optischen Dichte bzw. der Temperaturkurven nicht
durchführbar. Anstelle der Schmelztemperaturkurven wurde für die
Ermittlung der relativen Assoziationskonstanten ein
enzymatisches Ligierungsverfahren entwickelt.
-
Die Grundidee dieses Verfahrens besteht in der Messung der
Konzentration der Duplexstruktur eines
Oligodesoxynucleotidpaars durch Ermittlung der Menge für die Ligierung des
Duplex mit einem Trägerduplex, der anfänglich in einer weit
höheren Konzentration als der des interessierenden Duplex
vorhanden war. Der Grund für die Ligierung des Duplex mit
einem Trägermolekül anstelle Autoligierung des Duplex lag in
der Einfachheit des mathematischen Modells. Die
Autoligierung ist nämlich nur unter sehr eingeschränkten Bedingungen
mathematisch einfach. Die Menge des mit dem Träger ligierten
Duplexes wurde durch Markieren eines der
Oligodesoxynucleotide des Duplex mit P32 in Form von 5'-Phosphat
festgestellt. Der Träger wurde mit kaltem Phosphat phosphoryliert.
Sowohl der Trägerduplex als auch der interessierende Duplex
zeigten 5'-überstehende einzelsträngige Bereiche (T-C-G-A),
die komplementär waren. Da die Möglichkeit bestand, daß
einzelsträngige Oligodesoxynucleotide mit dem Trägerduplex
ligiert werden könnten, war es notwendig, das Ausmaß dieser
Reaktion zu ermitteln.
-
Bei der Realisierung der im nachfolgenden Absatz angeführten
Bedingungen ist die Konzentration des Oligodesoxynucleotids
1 als Funktion der Zeit wie folgt
-
I. 1n/C(1,t)/C(1,0)/ = -/Ks(1)+ Kd(1,2)Ca(2)/F(t),
-
worin C(1,0) die Konzentration an Oligodesoxynucleotid 1 zum
Zeitpunkt 0 ist, C(1,t) die Konzentration zum Zeitpunkt t
ist, Kd(1,2) die Assoziationskonstante zwischen den
Oligodesoxynucleotiden 1 und 2 ist, Ks(1) den Ausdruck bedeutet, der
die Geschwindigkeit der Ligierung des einsträngigen
Oligodesoxynucleotids 1 mit den Trägermolekülen verglichen mit dem
Duplex kennzeichnet, Ca(2) ein Durchschnittswert der
Konzentration
des Oligodesoxynucleotids 2 während der
Reaktionsdauer darstellt, 1 ist, wenn die Komponenten 1 und 2
unterschiedliche Oligodesoxynucleotide darstellen und 2 ist,
wenn die Oligodesoxynucleotide identisch sind, und F(t) eine
Funktion der Zeit ist, die von den Mengen an Enzym und
Trägermolekül abhängt, jedoch nicht von den Mengen an den
Oligodesoxynucleotiden 1 und 2.
-
Die für die Gleichung I erforderlichen Versuchsbedingungen
sind, damit diese anwendbar ist, folgende: 1. Die
Trägerkonzentration ist ausreichend hoch, so daß der zeitliche
Verlauf der Autoligierung der Trägermoleküle durch die Menge
des aufzunehmenden Duplexes nicht erheblich gestört wird.
2. Die Konzentration des Duplexmoleküls ist gering, so daß
die Ligierungsgeschwindigkeit proportional der
Duplexkonzentration ist. 3. Die Duplexkonzentration ist so niedrig, daß
die Autoligierung verglichen mit der Ligierung mit dem
Trägermolekül unbedeutend ist. 4. Die Geschwindigkeiten der
Assoziation der Oligodesoxynucleotide und der Dissoziation
des Duplexes sind so hoch, daß während der gesamten
Reaktionsdauer ein Gleichgewicht aufrechterhalten wird. 5. Die
Km-Werte der Duplexe sind bei ihrem Vergleich dieselben,
d.h. signifikantes Merkmal ist der 5'-Überlappungsbereich
zwischen dem Duplex und dem Trägermolekül und nicht die
Sequenz des Restes des Duplexmoleküls im einzelnen.
-
Die Ergebnisse der Ligierung des autokomplementären
Oligodesoxynucleotids Nr. 25 (Tabelle I) mit dem Trägermolekül
sind in Tabelle II zusammengefaßt. Die Daten aus Tabelle II
zeigen deutlich, daß die einzelsträngige Ligierung im
eingesetzten Konzentrationsbereich vorherrschte. Die
Duplexbildung wird bei einer Konzentration des Oligodesoxynucleotids
von über 10&supmin;&sup7; M nachweisbar. Außerdem zeigen die Ergebnisse
die wichtige Eigenschaft, daß die Menge an markiertem, mit
dem Träger ligiertem Oligodesoxynucleotid proportional ist
der vorliegenden Menge, was für die Gültigkeit der
Gleichung
I eine notwendige Voraussetzung ist.
-
Tabelle III enthält illustrierende Angaben, die verwendet
werden zur Emittlung des Verhältnisses zwischen der
Assoziationskonstante des autokomplementären Oligodesoxynucleotids
Nr. 25 und der Assoziationskonstante des
Oligodesoxynucleotidpaares 6TG und MPO in Tabelle I. Die Daten wurden unter
Verwendung der Gleichung I analysiert. Die Konzentration an
Nr. 25 in Probe 4 ist so geartet, daß die Ligierung des
Einzelstranges vorherrscht. Auf diese Weise ergibt sich für
die Gleichung I:
-
II. Ks(25)F(t) = -1n/C(25,t)/C(25,0)/
-
= -1n/6592/13361/
-
= 0,706
-
Die Konzentration an Nr. 25 in Probe 3 ist so geartet, daß
sowohl doppelsträngige als auch einzelsträngige Moleküle
ligiert werden. Für die Gleichung I ergibt sich somit:
-
III. Ks(25)F(t)+2Kd(25,25)Ca(25)F(t) = -1n/57240/126053/
-
= 0.789
-
Ks(25)F(t) ist bekannt aus Gleichung II, wobei folgende
Gleichung verwendet wird:
-
Ca(2) = /C(2,0) - C(2,t)/1n /C(2,0)/C(2,t)/
-
Ca(25)= 1,2x10&supmin;&sup7;M.
-
Durch Kombination dieser Ergebnisse gelangt man zu:
-
IV. Kd(25,25)F(t)=3,48X10&sup5;
-
Wird dieselbe Analyse mit den Proben 1 und 2 durchgeführt,
so gelangt man zu:
-
V. Kd(6TG,MPO)F(t)=2,38x10&sup5;
-
und
-
VI. Kd(25,25)=1,5Kd(6TG-MPO).
-
Viele Messungen wurden bei zwei unterschiedlichen
Enzymkonzentrationen durchgeführt, und zwar innerhalb eines Bereichs
zwischen 0,6 und 0,05 Weiss-Einheiten pro 10 ul, wobei die
Konzentrationen an sämtlichen Oligodesoxynucleotiden bei den
einzelnen Messungen unterschiedlich waren. Die relativen
Assoziationskonstanten wurden durch die unterschiedlichen
Enzymkonzentrationen bzw. die verschiedenen
Oligodesoxynucleotidkonzentrationen nicht beeinflußt, was den Nachweis
eines Doppelstranges ermöglichte. Die Unabhängigkeit der
relativen Assoziationskonstanten von den Änderungen in der
Enzymkonzentration und Oligodesoxynucleotidkonzentration
läßt deutlich erkennen, daß während des Verlaufs der
Ligierung die Gleichgewichtsbedingungen zwischen Doppelstrang und
Oligodesoxynucleotiden aufrechterhalten wurde. Die
Unabhängigkeit der relativen Assoziationskonstanten von der
Konzentration der Oligodesoxynucleotide und die Ergebnisse in
Tabelle II zeigen, daß die Substratkonzentrationen,
verglichen mit Km, niedrig waren.
-
In den Fällen, in denen die Menge an mit den Trägermolekülen
ligiertem markiertem Oligodesoxynucleotid gering ist,
verglichen mit der Menge an nichtlegiertem
Oligodesoxynucleotid, könnte eingewandt werden, daß die Unsicherheit in der
Zählung des nichtligierten Oligodesoxynucleotids C(t) so
groß ist wie die ligierte Menge oder diese noch übertrifft.
Die zu ligierende Menge wird C(t) zugesetzt, um so zu C(O)
zu gelangen. Es ist jedoch die Menge
-
1n/C(t)/C(O)/,
-
die in den Gleichungen erscheint. Ist die Differenz C(O)
-C(t), verglichen mit C(O), gering, ist entsprechend der
Gleichung
-
1n/C(t)/C(O)/ = -/C(O)-C(t)//C(O)
-
C(O)-C(t) die tatsächlich gemessene Radioaktivitätsmenge.
Die Unsicherheit bezüglich C(t) erscheint dann nur in C(O).
-
Es war nicht möglich, die relative Assoziationskonstante des
autokomplementären Oligodesoxynucleotids 6TG-MPO in Tabelle
I zu messen, da jedes Polynucleotidkinase-Präparat, das zur
Phosphorylierung des 5'-Endes verwendet wurde, eine
Aktivität enthielt, die das Oligodesoxynucleotid rasch spaltete.
-
Die Zugabe der für die bei der Ligierung verwendeten Sequenz
spezifischen Restriktionsendonuklease Sal I und von 150 uM
Natriumchlorid zu Anteilen der abgeschlossenen
Ligierungsreaktion führten zu einem Verlust an ligiertem markiertem
Oligodesoxynucleotid und zu einem Anstieg an nichtligiertem
markiertem Oligodesoxynucleotid.
Tabelle II Ligierung des Oligodesoxynucleotids Nr. 25 mit einem Oligodesoxynucleotidträger
Konzentration (in um)
Bei 60 Minuten (Zählungen pro Minute)
Ligiert bei 60 Minuten (Zählungen pro Minute)
-
Das mit P32 5'-phosphorylierte Oligodesoxynucleotid Nr.25
aus Tabelle I wurde mit dem Trägermolekül T-C-G-A-C-C-C-G-G-
G ligiert. Die Ligierungsreaktion wurde durchgeführt mit den
angegebenen Konzentrationen an markiertem
Oligodesoxynucleotid, 0,06 M tris-HCl bei pH 7,5 mit 5 mM Dithiothreit,
0,5 mM ATP, 5 mM MgCl&sub2;, 1 uM 5'-phosphoryliertem
Oligodesoxynucleotidträger und 0,6 Weiss-Einheiten T4 DNA-Ligase in
10 ul. Die Temperatur betrug 19ºC. Die Proben wurden 1 zu 4
mit 80 % Formamid verdünnt. 2 ul-Proben wurden
elektrophoretisch an 12,5 % Acrylamid und 7 M Harnstoffgel bei 50ºC
analysiert. Nach der Autoradiographie zur Lokalisierung des
Oligodesoxynucleotids Nr. 25 und der Glieder der ligierten
Oligodesoxynucleotide wurden die entsprechenden Bereiche
herausgeschnitten und gezählt.
Tabelle III Ligierung der Oligodesoxynucleotide mit einem Oligodesoxynucleotidträger
Probe Nr.
Zusammensetzung
Vorligierung (Zählungen pro Minute)
Ligierung (Zählungen pro Minute)
-
Die angeführten Oligodesoxynucleotide wurden mit dem
Trägermolekül T-C-G-A-C-C-C-G-G-G ligiert. Das Sternchen gibt das
Oligodesoxynucleotid an, das mit P32 5'-phosphoryliert
wurde. Die Oligodesoxynucleotidsequenzen sind in Tabelle I
angegeben. Die Ligierungsreaktion wurde durchgeführt mit den
angegebenen Oligodesoxynucleotiden, 0,06 M tris-HCl, bei pH
7,5, mit 5 mM Dithiothreit, 0,5 mM ATP, 5 mM MgCl&sub2;, 1 uM 5'-
phosphoryliertem Oligodesoxynucleotidträger und 0,15 Weiss-
Einheiten T4 DNA-Ligase in 10 ul. Die Temperatur betrug
19ºC. Die Ligierungsdauer betrug 60 Minuten. Eine
Reaktionsprobe wurde 1 zu 4 mit 80 % Formamid verdünnt. 2 ul-Proben
wurden mit 10% Acrylamid und 7 M Harnstoffgel bei 50ºC
behandelt. Die Elektrophorese war beendet, wenn der
Cyanoxylolfarbstoff bis zu ca. 7 cm gewandert war. Nach der
Autoradiographie zur Lokalisierung der Oligodesoxynucleotide
wurden die entsprechenden Bereiche des Gels
herausgeschnitten und gezählt.
Tabelle IV Relative Assoziationskonstanten
Oligomerpaar
Assoziationskonstante
Wert, bezogen auf K(A,T/T,A)
-
Bemerkung: Das erste Oligomer bei jeder Expression wird mit
5'-3'-bezeichnet, das zweite mit 3'-5'-. " " bedeutet, daß
die Länge der Doppelstrangligierung innerhalb der
Versuchsungenauigkeit der in Abwesenheit des komplementären
Oligodesoxynucleotids festgestellten Menge liegt.
Beispiel 3
In vivo-Replikation des Basenpaars
5-Methyl-2-pyrimidinon/6-Thioguanin
-
Synthetisiert wird ein das Basenpaar
5-Methyl-2-pyrmidinon/6-Thioguanin (MPO/6TG) enthaltendes doppelsträngiges
Oligodesoxynucleotid. Das synthetisierte doppelsträngige
Oligodesoxynucleotid weist einzelsträngige 5'-Enden auf, die
einem einzigen Restriktionsenzymsite entsprechen. Das
synthetisierte doppelsträngige Oligodesoxynucleotid wird dann
in vitro in den einzigen Restriktionssite eines
doppelsträngigen DNA-Vektor-Plasmids oder Phagen unter durch T-4-Ligase
katalysierter Umsetzung inseriert. Die Insertion des
doppelsträngigen synthetisierten Oligodesoxynucleotids in die
DNA des Vektors verursacht dann die Inaktivierung eines
durch die Basensequenz der Vektor-DNA im Insertionsbereich
festgelegten Proteinfunktion. Der Verlust der
Proteinfunktion, wie z.B. an dem Enzym β-Galactosidase ist für die
Replikation des Vektors in den infizierten Zellen
unerheblich. Ein Stamm von E. coli, der durch Zugabe externer DNA
transformiert werden kann, wird der Einwirkung des das
synthetisierte doppelsträngige Oligodesoxynucleotid
tragenden Vektors ausgesetzt. Der Stamm von E. coli wird so
gewählt, daß eine Zelle mit einem darin enthaltenen
Replikationsvektor von einer solchen ohne diesen unterschieden
werden kann. Außerdem ist der E.coli-Stamm so geartet, daß
die An- oder Abwesenheit der nichtessentiellen
Proteinfunktion nachgewiesen werden kann. Die transformierten Zellen
werden in Anwesenheit der Basen und/oder (Desoxy)nucleotide
MPO/6TG gezüchtet. Nach vielen Generationen der Replikation
der Zellen und ihrer Vektoren, die keine nichtessentielle
Proteinfunktion aufweisen, wird der Vektor isoliert. Das in
der Vektor-DNA enthaltene Oligodesoxynucleotid wird dann auf
die Anwesenheit des Basenpaars MPO/6TG hin analysiert.
-
Im allgemeinen bedient man sich der Methode zur M13-Phagen
- und Plasmid-Klonung nach Messing (M13
cloning/dideoxysequencing Instruction Manual, Bethesda Research Laboratories,
Gaithersburg, MD, 1986). Komplementäre Oligodesoxynucleotide
mit 12 oder mehr Resten werden synthetisiert unter
Verwendung der Phosphotriester- und/oder Phosphittriestermethode
(Gait, M.J. (Ed.), Oligodeoxynucleotide Synthesis, IRL
Press, Oxford, 1984). Das doppelsträngige
Oligodesoxynucleotid weist das Basenpaar 5-Methyl-2-pyrimidinon/6-Thioguanin
(MPO/6TG) auf. Einzelsträngige Bereiche an jedem Ende des
doppelsträngigen Oligomers weisen am Sal I-Restriktionssite
die überstehende Sequenz (5')TCGA auf, so daß das
doppelsträngige Oligomer mit dem Sal I-Klonungssite im Vektor
ligiert werden kann.
-
Danach werden die replizierte Form des Phagen M13mp18 und
des Plasmids pUC8 (oder 18) mit Sal I geschnitten, wonach
das 5'-Phosphat der linearisierten Vektoren mit
Alkaliphosphatase entfernt wird.
-
Für das übliche Ligierungsreaktionsgemisch für ein 10 ul-
Volumen verwendet man 2 fMole linearen M13mp18 oder pUC8
(oder 18) und 10 bis 30 pMole komplementäre
Oligodesoxynucleotide. Die hohe Konzentration der komplementären
Oligomere ist erforderlich, da die Assoziationskonstante der kurzen
Oligomere gering ist. Der mögliche Einbau von Konkatomeren
in den Vektor ist nicht nachteilig.
-
Für die Transformation sowohl mit M13pm18 als auch mit pUC8
(oder 18) nach der Ligierung verwendet man den DH5 α-Stamm
E. coli (Bethesda Research Laboratories) oder ein
Äquivalent. Im Falle von M13mp18 werden die DH5 α-Zellen mit dem
E. coli-Stamm JM107 plattiert (Yarisch-Perron, et al., Gene,
33:103, 1985), da für die Infektion mit dem M13-Phagen F'-
Stämme erforderlich sind.
-
Im Falle von M13mp18 kommen zusätzlich zu den üblichen
Komponenten des Plattierungsmediums auch noch die Basen
und/oder (Desoxy)nucleoside MPO und 6TG bei Konzentrationen
von 0,001 M bis 0,0001 M hinzu. Kolonien von den weißen
Plaques werden dann isoliert und auf einem Medium mit MPO
und 6TG gereinigt. M13pm18-Phagen werden aus Zellen erzeugt,
die in einem Standardmedium, dem MPO und 6TG zugesetzt
wurden, wachsen. Einzelsträngige DNA wird dann aus dem
Phagen nach der Phenolmethode isoliert (Maniatis et al.,
Molecular Cloning, A Laboratory Manual, Cold Spring Harbor,
1982).
-
Werden pUC8 oder 18 verwendet, werden die Zellen nach der
Transformationsstufe, nachdem sie dem Plasmid ausgesetzt
waren, auf einem Standardmedium unter Zugabe von 50 ug/ml
Ampicillin und der Basen und/oder (Desoxy)nucleoside MPO und
6TG bei Konzentrationen von 0,001 M bis 0,0001 M plattiert.
Die weißen Kolonien werden dann gereinigt und die Zellen in
Anwesenheit von P32-Phosphat zur Markierung der Nukleinsäure
gezüchtet. Die Plasmide werden dann aus den Zellen nach den
üblichen Methoden (Maniatis et al., ibid) isoliert.
-
Bei der Analyse der Phagen-DNA und der Plasmid-DNA wird das
Plasmid mit Sal I-Restriktionsenzym verdaut, wonach die
kleinen Oligodesoxynucleotide, die durch Reinigung aus der
größeren pUC8-DNA erhalten wurden, der Elektrophorese an
Acrylamidgel unterworfen werden, wobei die Banden
radioautographisch lokalisiert werden. Die kleinen
Oligodesoxynucleotide werden dann aus dem Gel eluiert und mit
Phosphordiesterase gespalten (Maniatis, et al., ibid). Das
Spaltprodukt wird dann durch HPLC unter Verwendung eines
starken Anionenaustauschers (wie z.B. Whatman PXS-1025 SAX
4,6 x 250 mm) mit einem linearen Gradienten von 0,007 F
KH&sub2;PO&sub4;, pH 4,0, bis 0,5F KCl, 0,25 F KH&sub2;PO&sub4;, pH 4,5
analysiert. Authentische 5'-Desoxynucleotide von MPO und 6TG
werden dann mit dem Spaltprodukt behandelt. Das Erscheinen
von P32-Peaks, die mit denen der zugesetzten Nucleotide MPO
und 6TG identisch sind, zeigt, daß das Basenpaar MPO/6TG in
vivo repliziert wurde.
-
Außerdem wird eine einzelsträngige DNA von M13mp18 als
Templat mit einem Universalprimer für die Synthese von
Oligodesoxynucleotiden verwendet. Es werden dabei zwei
Reaktionsgemische verwendet. Eines enthält zusätzlich die
5'-Triphosphate der Desoxynucleotide MPO und 6TG. Sind die
Basen 6TG und/oder MPO am Klonungssite der Phagen-DNA
vorhanden, kommt die Synthese zum Stillstand bzw. ihre
Geschwindigkeit wird erheblich herabgesetzt, wenn die
Polymerase auf die Basen MPO oder 6TG im Templat im
Reaktionsgemisch trifft, sofern ausschließlich die üblichen Basen
vorhanden sind, nimmt jedoch ihren weiteren Verlauf über den
Klonungssite im Reaktionsgemisch bei Vorhandensein von MPO
- und 6TG-Desoxynucleotid-5'-triphosphaten. Eines der üblichen
Nucleosid-5'-triphosphate enthält α-P32. Die Analyse der in
den beiden Reaktionsgemischen synthetisierten
Oligodesoxynucleotide durch Acrylamidgelelektrophorese zeigt, daß weit
mehr Oligodesoxynucleotide im Gemisch mit MPO- und 6TG-5'-
triphosphaten produziert wurden als bei Gemischen, die diese
nicht enthalten. Zu Vergleichszwecken werden anstelle der
Basenpaare MPO/6TG synthetische komplementäre
Oligodesoxynucleotide mit den Basenpaaren Guanin/Cytosin oder
Adenin/Thymin verwendet.
-
Aus der obigen Umfassenden Beschreibung der Erfindung geht
hervor, daß für einen Durchschnittsfachmann auf diesem
Gebiet viele Abänderungen und Modifikationen möglich sind,
ohne von Wesen und Umfang der Erfindung abzuweichen.