DE10159935C2 - Brandsicherung bei einem Kolben-Zylinderaggregat - Google Patents
Brandsicherung bei einem Kolben-ZylinderaggregatInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Kolben-Zylinderaggregat gemäß dem Oberbegriff von
Patentanspruch 1.
Grundsätzlich ist es nicht ausgeschlossen, dass ein Kolben-Zylinderaggregat wäh
rend des Betriebes einer extremen Temperaturbelastung ausgesetzt ist, bei
spielsweise bei einem Unfall eines Kraftfahrzeugs, dessen Schwingungsdämpfer
einer Brandbelastung ausgesetzt sind. Das innerhalb des Kolben-
Zylinderaggregates befindliche Arbeitsmedium dehnt sich sehr stark aus, wo
durch auf die Kolbenstange und einem Verschluss eine Ausfahrkraft wirkt, die die
für den Normalbetrieb ausgelegte Befestigung der Kolbenstangenführung inner
halb des Zylinders überbeansprucht. Es kann der theoretische Fall eintreten, dass
die Kolbenstange zusammen mit dem Kolben aufgrund des Druckniveaus inner
halb des Kolben-Zylinderaggregates aus dem Zylinder hinausgedrückt wird.
Für dieses Szenario gibt es bereits Lösungsvorschläge. So wird z. B. in der
DE 42 36 961 A1 vorgeschlagen, dass mindestens eine Sicke eine Anschlagflä
che für die ausfahrende Baueinheit Kolbenstange/Kolben bereitstellt. Diese Lö
sung verlangt nach einem angepassten Kolben und führt u. U. zu einem Verlust
an nutzbarem Hubweg, da die Sicke innerhalb der Laufbahn für den Kolben ein
geprägt ist.
Die EP 0 496 324 A1 beschreibt mehrere Möglichkeiten, wie man bei einer Gas
feder einen Überdruck abbauen kann. Dazu verfügt die Gasfeder über einen
Stützkörper für die Kolbenstangendichtung, der entweder selbst elastisch ausge
führt ist oder federnd abgestützt wird und innerhalb eines Axialverschiebewegs
der Kolbenstangendichtung eine Abströmöffnung freigibt. Es besteht aber auch
die Lösung, dass die Kolbenstangendichtung von dem erhöhten Betriebsdruck
zerstört und ein Ablasskanal freigegeben wird. Die aufgezeigten Möglichkeiten
benötigen einen Stützkörper, deren Eigenelastizität nur schwer auf eine definierte
Temperatur abstimmbar ist. Ein Kolbenstangendichtung mit einer Sollbruchstelle
ist zumindest deutlich teurer als eine konventionelle Ausführung.
Aus der DE 39 01 449 C1 ist eine Schmelzsicherung bekannt, die eine Abström
öffnung des Zylinders im Brandfall freigibt. In diesem Zusammenhang ist noch die
DE 39 19 945 A1 zu nennen. Bei Schmelzsicherungen kann der Fall eintreten,
dass die Dichtung zwar ihre ursprüngliche Kontur verliert und eine breiigen Zu
stand einnimmt, aber trotzdem noch eine Dichtfunktion ausübt.
Die gattungsbildende DE 42 16 573 A1 beschreibt ein Kolben-Zylinderaggregat in
der Bauform einer Gasfeder, umfassend einen Zylinder, in dem ein Arbeitsraum
mit einem Arbeitsmedium gefüllt ist, der von einem Verschluss begrenzt und
mindestens einer Dichtung abgedichtet ist, wobei der Verschluss durch einen
Formschluss mit dem Zylinder bis zu einer Temperaturgrenze axial fixiert ist und
der Verschluss oberhalb der Temperaturgrenze eine Axialbewegung zur Druckent
lastung ausführen kann, wobei während der Axialbewegung des Verschlusses zur
Druckentlastung eine Schneidvorrichtung die Dichtfunktion der Dichtung aufhebt.
Die Schneideinrichtung wird von Schlitzen gebildet, die die Dichtung zerreißt.
Die Aufgabe der vorliegenden Erfindung besteht darin, bei einem Kolben-
Zylinderaggregat eine Sicherung für extreme Temperaturbelastungen zu realisie
ren, die einerseits zuverlässig funktioniert und andererseits keinen bedeutenden
Mehraufwand und Funktionsbeeinträchtigung am Aggregat selbst darstellt.
Erfindungsgemäß wird die Aufgabe durch die Merkmale des Patentanspruchs 1
gelöst.
Ein wesentlicher Vorteil der Erfindung besteht darin, dass man nicht auf das
Schmelzverhalten der Dichtung angewiesen ist, um ein Abströmen des Arbeits
mediums zu erreichen.
Des weiteren ist vorgesehen, dass die Schneideinrichtung innerhalb des Zylinders
angeordnet ist. Anbauteile, die zusätzlichen äußeren Bauraum beanspruchen
würden, werden nicht benötigt.
Gemäß einem vorteilhaften Unteranspruch stützt sich die Schneideinrichtung am
Zylinder ab. Der Zylinder ist in der Regel als Druckbehälter ausgelegt und kann
sehr große Kräfte aufnehmen.
Im Hinblick auf einen möglichst geringen Fertigungsaufwand ist die Schneidein
richtung einteilig mit dem Zylinder ausgeführt. Es werden keine zusätzlichen Bau
teile benötigt, die bei den Herstellungskosten zu berücksichtigen wären.
Für eine optimale Betriebssicherheit ist die Dichtung innerhalb einer Nut des Ver
schlusses angeordnet, wobei die radiale Nuttiefe größer ist als die radiale Aus
dehnung der Schneideinrichtung. Es wird gewährleistet, dass die Schneideinrich
tung in den Funktionsbereich der Dichtung eingreifen kann.
In diesem Zusammenhang weist die Schneideinrichtung eine Abstreiffläche auf,
die den abgeschnittenen Teil des Verschlusses von einem Kernteil abführt.
Zusätzlich weist der Zylinder einen Freiraum auf, in dem der abgeschnittene Teil
des Verschlusses aufgenommen werden kann.
Die Schneideinrichtung kann mit einem verhältnismäßig geringen Aufwand herge
stellt werden, indem der zungenartige Fortsatz der Schneideinrichtung aus der
Wandung des Zylinders geschnitten wird und der Freischnitt für den Fortsatz den
Freiraum bildet.
Damit die Schneideinrichtung keinen zusätzlichen äußeren Bauraum benötigt,
weist der Verschluss eine umlaufende Nut auf, die den zungenartigen Fortsatz
der Schneideinrichtung aufnimmt.
Je nach konstruktiver Ausgestaltung kann die Schneidfläche an einer Nutseiten
wand des Verschlusses im Normalbetrieb des Kolben-Zylinderaggregates zur An
lage kommen. Damit besteht die Möglichkeit, dass die Schneideinrichtung zusätz
liche Haltekräfte für den Verschluss bereitstellt.
Eine besonders günstige Bauraumausnutzung im Zylinder wird erreicht, wenn die
umlaufende Nut im Verschluss für die Schneideinrichtung mit mindestens einer
Sicke des Zylinders den Formschluss für die axiale Befestigung des Verschlusses
innerhalb des Zylinders bildet.
Es besteht die Möglichkeit, dass mehrere Schneideinrichtungen eingesetzt wer
den, die einen schnelleren Druckabbau im Zylinder ermöglichen.
Des weiteren ist es beim Einsatz von mehr als einer Schneideinrichtung sinnvoll,
diese unsymmetrisch am Umfang des Verschlusses angreifen zu lassen. Der
Schneidvorgang bringt den Verschluss in einen Schiefstand bezogen auf die
Längsachse des Kolben-Zylinderaggregates, wodurch eine Klemmkraft ausgenutzt
werden kann, die den Verschluss im Zylinder hält.
Anhand der folgenden Figurenbeschreibung soll die Erfindung näher erläutert
werden.
Es zeigt:
Fig. 1 Ausschnitt aus einem Kolben-Zylinderaggregat im Bereich des Ver
schlusses
Fig. 2 Kolben-Zylinderaggregat nach Überschreiten der Temperaturgrenze
Fig. 1 zeigt einen Ausschnitt aus einem Kolben-Zylinderaggregat 1, wobei es sich
bei diesem Ausführungsbeispiel um einen Schwingungsdämpfer nach dem Ein
rohrbauprinzip handelt. Ein Zylinder 3 verfügt über einen mit einem Arbeitsmedi
um gefüllten Arbeitsraum 5, der endseitig von einem Verschluss 7 begrenzt wird.
Eine Dichtung 9 innerhalb einer Nut 10 verschließt einen Ringspalt 11 zwischen
der Innenwandung des Zylinders und der Mantelfläche des Verschlusses. Eine
axial bewegliche Kolbenstange 13 wird von einer Kolbenstangendichtung 15 um
schlossen, die am Innendurchmesser des Verschlusses eine Leckage verhindert.
Der Verschluss wird von einem Formschluss mit dem Zylinder im Bereich der
normalen Betriebstemperatur in seiner vorbestimmten Lage gehalten. Dazu ver
fügt der Zylinder in Umfangsrichtung über eine Anzahl von Sicken 17, die in eine
umlaufende Nut 19 des Verschlusses eingreifen.
In der linken Schnitthälfte der Fig. 1 ist eine Schneideinrichtung 21 innerhalb des
Zylinders 3 dargestellt, die sich am Zylinder abstützt, indem sie einteilig aus ei
nem zungenartigen Fortsatz 23 des Zylinders 3 besteht, der von der umlaufenden
Nut 19 aufgenommen wird. Der zungenartige Fortsatz 23 der Schneideinrichtung
ist aus der Wandung des Zylinders geschnitten und verfügt über einen Frei
raum 25. Eine Schneidfläche 27 des zungenartigen Fortsatzes ist vollständig ra
dial innerhalb des Zylinders ausgeführt. Des weiteren ist Nuttiefe der Nut 10 für
die Dichtung 9 größer als die radiale Ausdehnung der Schneideinrichtung 21. In
diesem Ausführungsbeispiel liegt die Schneidfläche 27 im Normalbetrieb des Kol
ben-Zylinderaggregates an einer Nutseitenwand 29 der umlaufenden Nut 19 an
und sorgt für eine zusätzliche Haltekraft zu den bereits vorhandenen Sicken 17.
Es ist zwar nur eine Schneidvorrichtung dargestellt, doch können auch mehrere
eingesetzt werden, die man aber unsymmetrisch am Umfang des Verschlusses
angreifen lassen sollte, um einen Schiefstand und damit verbundene Klemmkräfte
zwischen dem Verschluss und dem Zylinder ausnutzen zu können.
Im Brandfall, wenn das Kolben-Zylinderaggregat beispielsweise in einem Kfz mon
tiert ist und dieses bei einem Unfall Feuer fängt, steigt die Temperatur am Zylin
der über eine normale Temperaturgrenze, die bei der konstruktiven Auslegung des
Kolben-Zylinderaggregats bestimmt wurde. Das Arbeitsmedium erhitzt sich eben
falls und dehnt sich dabei zwangsläufig aus. An der Unterseite des Verschlusses
7 wirkt eine Druckkraft, die die Haltekraft der Sicken 17 in der umlaufenden Nut
19 übersteigt, wodurch der Formschluss zwischen dem Verschluss und dem Zy
linder und außer Eingriff kommt, insbesondere bei Verschlüssen, deren Werkstoff
eine geringere Warmfestigkeit aufweist als der des Zylinders. Ab diesem Belas
tungspunkt führt der Verschluss eine Axialbewegung durch, bei der der zungen
artige Fortsatz 23 mit seiner Schneidfläche 27 in die Nutseitenwand 29 eindringt
und mit einer Abstreiffläche 31 abgetrennte Teile des Verschlusses von einem
Kernteil verdrängt. Volumenanteile 7a des abgetrennten Verschlusses werden in
den Freiraum 25 verdrängt.
Die Fig. 2 zeigt den Zustand, wenn ein Absatz 33 zwischen der umlaufenden
Nut 19 und der Nut 10 für die Dichtung 9 durchtrennt ist und die Schneidflä
che 27 an der Dichtung 9 angreift. Bei einer weiteren Bewegung wird die Dich
tung 9 zerstört, so dass das Arbeitsmedium durch den Ringspalt 1l in den Frei
raum oder entlang des abgetrennten Absatzes 33 in die Umgebung entweichen
kann.
Umfangreiche Versuche haben ergeben, dass sich keine metallischen Dichtstellen
zwischen dem Verschluss und der Innenwandung einstellen. Des weiteren ist der
fertigungstechnische Aufwand vergleichsweise gering, da man anstelle eines Si
ckenstempels für die Sicken 17 eine Prägeschneidwerkzeug für den zungenarti
gen Forstsatz 23 verwendet.
Die Schneideinrichtung funktioniert nicht nur in Verbindung mit einem Form
schluss in Form einer Sicke, sondern auch völlig unabhängig davon. Man kann
anstelle der Sickenverbindung auch eine Gewindeverbindung oder einen einge
klemmten Drahtring verwenden. Bei entsprechenden Temperaturen reißen auch
diese Formschlussverbindungen und lassen die Schneideinrichtung wirksam wer
den.
Claims (13)
1. Kolben-Zylinderaggregat, umfassend einen Zylinder, in dem ein Arbeitsraum
mit einem Arbeitsmedium gefüllt ist, der von einem Verschluss begrenzt und
mindestens einer Dichtung abgedichtet ist, wobei der Verschluss durch ei
nen Formschluss mit dem Zylinder bis zu einer Temperaturgrenze axial fi
xiert ist und der Verschluss oberhalb der Temperaturgrenze eine Axialbewe
gung zur Druckentlastung ausführen kann, wobei während der Axialbewe
gung des Verschlusses zur Druckentlastung eine Schneidvorrichtung die
Dichtfunktion der Dichtung aufhebt
dadurch gekennzeichnet,
dass die Schneideinrichtung (21) von einem zungenartigen Fortsatz
(23) gebildet wird.
2. Kolben-Zylinderaggregat nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Schneideinrichtung (21) innerhalb des Zylinders (3) angeordnet ist.
3. Kolben-Zylinderaggregat nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
dass sich die Schneideinrichtung (21) am Zylinder (3) abstützt.
4. Kolben-Zylinderaggregat nach einem der Ansprüche 1-3,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Schneideinrichtung (21) einteilig mit dem Zylinder (3) ausgeführt
ist.
5. Kolben-Zylinderaggregat nach einem der Ansprüche 1-4,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Dichtung (9) innerhalb einer Nut (10) des Verschlusses (7) ange
ordnet ist, wobei die radiale Nuttiefe der Nut (10) größer ist als die radiale
Ausdehnung der Schneideinrichtung (21).
6. Kolben-Zylinderaggregat nach einem der Ansprüche 1-5,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Schneideinrichtung (21) eine Abstreiffläche (31) aufweist, die den
abgeschnittenen Teil (7a) des Verschlusses (7) von einem Kernteil abführt.
7. Kolben-Zylinderaggregat nach Anspruch 6,
dadurch gekennzeichnet,
dass der Zylinder (3) einen Freiraum (25) aufweist, in dem der abgeschnit
tene Teil (7a) des Verschlusses (7) aufgenommen werden kann.
8. Kolben-Zylinderaggregat nach den Ansprüchen 1 und 7,
dadurch gekennzeichnet,
dass der zungenartige Fortsatz (23) der Schneideinrichtung (21) aus der
Wandung des Zylinders (3) geschnitten ist und der Freischnitt für den Fort
satz (23) den Freiraum (25) bildet.
9. Kolben-Zylinderaggregat nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
dass der Verschluss (7) eine umlaufende Nut (19) aufweist, die den zun
genartigen Fortsatz(23) der Schneideinrichtung (21) aufnimmt.
10. Kolben-Zylinderaggregat nach Anspruch 9,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Schneidfläche (27) an einer Nutseitenwand (29) des Verschlusses
(7) im Normalbetrieb des Kolben-Zylinderaggregates (1) zur Anlage kommt.
11. Kolben-Zylinderaggregat nach Anspruch 9,
dadurch gekennzeichnet,
dass die umlaufende Nut (19) im Verschluss (7) für die Schneideinrichtung
(21) mit mindestens einer Sicke (19) des Zylinders (3) den Formschluss für
die axiale Befestigung des Verschlusses (7) innerhalb des Zylinders (3) bil
det.
12. Kolben-Zylinderaggregat nach einem der Ansprüche 1-11,
dadurch gekennzeichnet,
dass mehrere Schneideinrichtungen (21) eingesetzt werden.
13. Kolben-Zylinderaggregat nach Anspruch 12,
dadurch gekennzeichnet,
dass beim Einsatz von mehr als einer Schneideinrichtung (21) diese unsym
metrisch am Umfang des Verschlusses (7) angreifen.
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