Technisches Gebiet
Die Erfindung betrifft eine Messsonde für potentiometrische Messungen gemäss dem
Oberbegriff des Anspruches 1, ein Verfahren zur Überwachung des
Alterungszustandes der Messsonde sowie eine Verwendung der Messsonde zur
Prozessüberwachung und/oder Prozesssteuerung.
Stand der Technik
Eine weit verbreitete Art von Messsonden für potentiometrische Messungen von
Ionenkonzentrationen oder von Redoxpotentialen ist mit einem Diaphragma aus
einem porösen Material ausgestattet, über das ein in der Messsonde enthaltener,
allgemein in flüssiger Form vorliegender Bezugs- und/oder Brückenelektrolyt mit einer
Messlösung in Kontakt bringbar ist. Insbesondere beim Einsatz für die
Prozessüberwachung und/oder Prozesssteuerung bei chemischen oder
mikrobiologischen Verfahren können Verschmutzungen des Diaphragmas auftreten,
die zu einer Verfälschung des Messergebnisses führen.
Aus der DE 34 05 431 C2 ist eine gattungsgemässe Messsonde ohne Diaphragma
bekannt, welche für Verschmutzungen wesentlich weniger anfällig ist. Die dort
beschriebene Messsonde hat ein Gehäuse aus elektrisch isolierendem Material,
wobei das Gehäuse mindestens einen Hohlraum zur Aufnahme eines
Bezugselementes und einen Elektrolyten sowie mindestens eine Öffnung aufweist,
durch die der Elektrolyt mit einer ausserhalb des Gehäuses befindlichen Messlösung
in Kontakt bringbar ist. Der Hohlraum ist mit einem ionendurchlässigen hochviskosen
mikroporösen Polymer ausgefüllt, wobei das Polymer und der Elektrolyt zusammen
eine Füllmasse bilden. Durch diese Bauweise ist eine hohe Konstanz des am
Bezugselement messbaren Potentials auch bei stark verschmutzten Messlösungen
gewährleistet, und überdies ist die Messsonde mit Drücken von wesentlich mehr als
10 bar belastbar.
Ein bekanntes Problem bei Messsonden dieser Gattung besteht darin, dass mit
fortschreitender Betriebsdauer der anfänglich im Polymer befindliche Elektrolyt
zunehmend in die Messlösung übertritt, wodurch sich im Polymer eine im Inneren des
Gehäuses fortschreitende Verarmung an Elektrolyten ergibt, die auch als
Alterungsprozess der Messsonde bezeichnet wird. Wenn die Verarmung an
Elektrolyten schliesslich das Bezugselement erreicht, stellt sich eine unerwünschte
Veränderung des am Bezugselement abgreifbaren Potentials ein. Zur Vermeidung
verfälschter Messergebnisse ist es deshalb erforderlich, den Alterungsprozess der
Messsonde zu überwachen. Insbesondere sollte eine bevorstehende Ankunft der
Verarmung am Bezugselement rechtzeitig, das heisst mit einer angemessenen
Vorwarnungszeit, erkennbar sein.
Zur Lösung dieses Problems ist in der DE 34 05 431 C2 vorgesehen, dass der
Elektrolyt eine Suspension von homogen verteilten Partikeln eines Neutralsalzes mit
Ionen gleicher Überführungszahl in einer wässrigen Lösung des Neutralsalzes ist,
wobei das Polymer und die Neutralsalzsuspension zusammen ein Gel bilden, das
eine Trübung durch die Neutralsalzpartikel aufweist. Durch diese Ausbildung lässt
sich der Alterungszustand der bekannten Messsonde visuell feststellen, da die
Trübung des Polymers mit fortschreitender Alterung abnimmt. Der Grund für diese
Abnahme liegt darin, dass die feinverteilten Neutralsalzpartikel laufend in Lösung
gehen, bis im Endzustand eine Lösung vorliegt, die im wesentlich keine
suspendierten Neutralsalzpartikel enthält und dementsprechend eine stark
verminderte Trübung aufweist. Dabei wurde festgestellt, dass zwischen einem in
ursprünglichem Zustand vorliegenden Bereich des Gels, in dem die
Neutralsalzpartikel homogen suspendiert sind, und einem zweiten Bereich, in dem die
Neutralsalzpartikel in Lösung gegangen sind, sich eine deutlich sichtbare
Verarmungsfront ausbildet, deren Fortschreiten auf einem von der Öffnung des
Gehäuses bis hin zum Bezugselement führenden Verarmungsweg visuell verfolgt
werden kann. Aus der Lage der Verarmungsfront und ihrer
Wanderungsgeschwindigkeit kann auf den Alterungszustand beziehungsweise auf die
Geschwindigkeit der Alterung geschlossen werden.
Ein Nachteil der aus der DE 34 05 431 C2 bekannten Messsonde besteht jedoch darin,
dass zur Überwachung des Alterungszustandes ein einwandfreier visueller Zugang
zum Hohlraum der Messsonde erforderlich ist. Dies schliesst einerseits die
Verwendung eines nicht durchsichtigen Gehäuses aus und ergibt andererseits
Probleme bei einer Verschmutzung eines an sich durchsichtigen Gehäuses. Ein
weiteres und gravierendes Problem stellt die Verfärbung oder Verschmutzung des im
Hohlraum befindlichen Gels, beispielsweise durch aus der Messlösung
eindiffundierenden Farbstoff oder durch aus der Lösung eingeschleppte
Schmutzpartikel dar, welche die visuelle Erkennung der Verarmungsfront praktisch
verunmöglichen können. Nachteilig ist überdies, dass zwecks Sichtbarmachung der
Verarmungsfront ein als Suspension von homogen verteilten Partikeln eines
Neutralsalzes mit Ionen gleicher Überführungszahl in einer wässrigen Lösung des
Neutralsalzes vorliegender Elektrolyt vorzusehen ist, was insbesondere die
Verwendung anders ausgebildeter Elektrolyten ausschliesst.
Darstellung der Erfindung
Aufgabe der Erfindung ist es, eine verbesserte Messsonde bereitzustellen, bei
welcher die obigen Nachteile vermieden werden, sowie ein Verfahren zur
Überwachung des Alterungszustandes und eine Verwendung der Messsonde
anzugeben.
Gelöst wird diese Aufgabe durch die im Anspruch 1 definierte Messsonde sowie
durch das im Anspruch 17 definierte Verfahren beziehungsweise die im Anspruch 18
definierte Verwendung.
Dadurch, dass bei der erfindungsgemässen Messsonde der Hohlraum ein
sekundäres Bezugselement enthält, welches derart angeordnet ist, dass eine von der
Öffnung bis zum primären Bezugselement fortschreitende Verarmung an Elektrolyten
das sekundäre Bezugselement vor dem primären Bezugselement erreicht, ist der
o Alterungszustand der Messsonde unabhängig von der visuellen Zugänglichkeit des
Hohlraums überwachbar. Insbesondere lässt sich die erfindungsgemässe Messsonde
auch mit einem nicht durchsichtigen Gehäuse ausstatten oder in eine Armatur
einbauen. Darüber hinaus ist die Überwachbarkeit auch bei verschmutztem Gehäuse
gewährleistet, was beispielsweise beim Einsatz im Zusammenhang mit
verschmutzten oder schaumhaltigen Messlösungen vorteilhaft ist. Da es zudem nicht
erforderlich ist, zwecks Sichtbarmachung der Verarmungsfront einen als Suspension
von homogen verteilten Partikeln eines Neutralsalzes mit Ionen gleicher
Überführungszahl in einer wässrigen Lösung des Neutralsalzes vorliegender
Elektrolyt vorzusehen, ergibt sich als weiterer Vorteil ein grösserer Spielraum
bezüglich des zusammen mit dem Polymer verwendeten Elektrolyten, der
insbesondere auch als gesättigte oder annähernd gesättigte Lösung eines
Neutralsalzes in einem geeigneten Lösungsmittel, beispielsweise eine annähernd
gesättigte Lösung von Kaliumchlorid in Wasser vorliegen kann.
Dadurch, dass man beim erfindungsgemässen Verfahren kontinuierlich oder in
zeitlichen Abständen eine zwischen primärem Bezugselement und sekundärem
Bezugselement gemessene Potentialdifferenz auf Überschreitung eines
vorgegebenen Schwellenwertes und/oder auf Überschreitung einer vorgegebenen
Veränderungsrate überwacht, kann man den Alterungszustandes der Messsonde
zuverlässig überwachen, wobei insbesondere auch eine automatisierte Überwachung
möglich ist. Dementsprechend kann die erfindungsgemässe Messsonde mit Vorteil
zur Prozessüberwachung und/oder Prozesssteuerung verwendet werden.
Vorteilhafte Ausgestaltungen der Messsonde sind in den abhängigen Ansprüchen
beschrieben.
Bei der Ausgestaltung nach Anspruch 2 ist das primäre Bezugselement als primäre
Patrone ausgebildet, die eine primäre Elektrode und einen Primärelektrolyten enthält.
Der erforderliche elektrische Kontakt zwischen dem Primärelektrolyten und dem im
Hohlraum vorliegenden Elektrolyten kann in bekannter Weise über eine
Diffusionsstrecke, beispielsweise aus Glaswolle oder Watte, hergestellt werden.
Alternativ kann die primäre Patrone gemäss Anspruch 3 offen ausgebildet sein. Die
3 Wahl des Primärelektrolyten richtet sich unter anderem nach der Bauweise der
Primärelektrode, aber auch nach der Zusammensetzung und Beschaffenheit des im
Hohlraum vorliegenden Elektrolyten. Insbesondere kann gemäss Anspruch 4 der
Primärelektrolyt im Gemisch mit dem gleichen Polymer wie es Bestandteil der
Füllmasse ist, vorliegen.
Die Ansprüche 5 bis 7 definieren vorteilhafte Ausgestaltungen des sekundären
Bezugselementes, welches analog wie das primäre Bezugselement ausgebildet sein
kann. Weitere bevorzugte Ausgestaltungen des sekundären Bezugselementes
ergeben sich aus den Ansprüchen 8 und 9, welche es insbesondere ermöglichen, bei
vorgegebenen Abmessungen des Gehäuses einen möglichst fangen Verarmungsweg
zwischen der Öffnung und dem primären Bezugselement anzulegen, was sich in
einer entsprechend langen Zeitdauer des Alterungsprozesses der Messsonde
niederschlägt.
Die Primärelektrode und/oder die Sekundärelektrode können in an sich bekannter Art
als Drahtelektroden ausgebildet sein, beispielsweise als Silberdraht, dessen eines
Ende mit Silberchlorid beschichtet ist und in den Primär- beziehungsweise Sekundär
elektrolyt eingetaucht ist. Alternativ kann gemäss Anspruch 10 mindestens eines der
Bezugselemente eine als Leiterbahn ausgebildete Elektrode aufweisen, welche
beispielsweise auf der inneren oder äusseren Wandfläche eines patronenförmigen
Bezugselementes oder auf der inneren Wandfläche des Gehäuses aufgebracht sein
kann.
Besonders bevorzugte Ausgestaltungen des Elektrolyten sind in den Ansprüchen 11
bis 13 definiert. Dadurch dass gemäss Anspruch 11 der Elektrolyt eine Suspension
von homogen verteilten Partikeln eines Neutralsalzes mit Ionen gleicher
Überführungszahl in einer Lösung des Neutralsalzes ist, liegt in der gesamten
Füllmasse ein erheblicher Vorrat des Elektrolyten vor, was zum Vorteil einer langen
Standzeit der Messsonde führt. Als Neutralsalz hat sich insbesondere Kaliumchlorid
bewährt, wobei dieses gemäss Anspruch 13 als Suspension von feinteiligen
Kaliumchloridpartikeln in einer wässrigen oder teilwässrigen Kaliumchloridlösung ist
und wobei die Menge des suspendierten Kaliumchlorids mindestens 30,
beispielsweise 30 bis 1500, vorzugsweise 100 bis 800, insbesondere 200 bis 400,
Prozent, bezogen auf das Trockengewicht des Polymers beträgt.
Gemäss Anspruch 14 ist die Messsonde als Bezugselektrode ausgebildet, wodurch
sie als Referenzelement beispielsweise für eine pH-Elektrode oder eine andere
Messelektrode geeignet ist. Demgegenüber ist die Messsonde gemäss Anspruch 15
als Einstabmesskette ausgebildet und weist damit den Vorteil einer besonders
kompakten Bauweise und einer einfachen Bedienbarkeit auf.
Eine bevorzugte Messsonde ist in Anspruch 16 definiert. Dadurch, dass Mittel zur
Überwachung einer Potentialdifferenz zwischen primärem Bezugselement und
sekundärem Bezugselement vorgesehen sind, ist die Messsonde für die Verwendung
bei automatisierten Prozessen, beispielsweise zur Prozessüberwachung und/oder
Prozesssteuerung besonders geeignet.
Kurze Beschreibung der Zeichnungen
Ausführungsbeispiele der Erfindung werden nachfolgend anhand der Zeichnungen
näher beschrieben, dabei zeigen:
Fig. 1 eine als Bezugselektrode ausgebildete Messsonde, im Längsschnitt;
Fig. 2 eine Messsonde mit verlängertem Verarmungsweg, in verkürzter
Darstellung, im Längsschnitt;
Fig. 3 den oberen Teil einer weiteren Messsonde mit verlängertem
Verarmungsweg, im Längsschnitt.
Wege zur Ausführung der Erfindung
Die Fig. 1 zeigt eine als Bezugselektrode ausgebildete Messsonde mit einem
üblicherweise als Elektrodenschaft bezeichneten rohrartigen Gehäuse 2 aus
elektrisch isolierendem Material, beispielsweise aus Glas oder aus einem Kunststoff
wie einem Polyaryletherketon (PAEK), insbesondere Polyetheretherketon (PEEK).
Das Gehäuse 2 weist einen Hohlraum 4 auf, welcher ein primäres Bezugselement 6,
ein sekundäres Bezugselement 8 sowie einen Elektrolyten 10 enthält. Eine Öffnung
12 des Gehäuses 2 ist dazu vorgesehen, beim Eintauchen der Messonde in eine in
der Figur nicht dargestellte Messlösung den Elektrolyten 10 mit der Messlösung in
Kontakt zu bringen. Im gezeigten Beispiel ist die Öffnung 12 durch eine
durchgehende Bohrung in einem endständigen Bereich 14 des Gehäuses 2 gebildet.
Der Hohlraum 4 ist mit einem ionendurchlässigen hochviskosen mikroporösen
Polymer ausgefüllt, welches zusammen mit dem Elektrolyten 8 eine Füllmasse 16
bildet. Um ein Ausfliessen der Füllmasse 16 durch die Öffnung 12 zu verhindern,
sollte die Füllmasse bei den vorgesehenen Betriebstemperaturen der Messsonde
zähflüssig oder sogar fest sein. Diesbezüglich hat sich als die Füllmasse bildendes
Polymer ein Copolymer von Acrylamid und N,N1-Methylen-bis-acrylamid bewährt.
Das primäre Bezugselement 6 ist als einseitig offene Patrone 18 ausgebildet, welche
eine Primärelektrode 20 mit bekanntem Potential enthält. Beispielsweise ist die
Primärelektrode als Ag/AgCl-Elektrode ausgestaltet, die einen chlorierten Silberdraht
22 aufweist, der in einen Primärelektrolyten 24 eingetaucht ist. Um ein Ausfliessen
des Primärelektrolyten 24 am offenen Ende 26 der Patrone 18 zu verhindern, ist
dieser in die Poren eines ionendurchlässigen mikroporösen Polymers, vorzugsweise
desselben wie es Bestandteil der Füllmasse 16 ist, eingeschlossen. In dem dem
offenen Ende 26 gegenüberliegenden Teil des primären Bezugselementes 6 ist ein
über eine drahtförmige Zuleitung 28, beispielsweise einen Platindraht, mit der
Primärelektrode 20 verbundener Steckkontakt 30 vorgesehen, über den eine
Verbindung mit im Kopfteil 32 oder ausserhalb des Gehäuses 2 angeordneten
Anschlusselementen hergestellt werden kann. Ausserdem ist innerhalb des primären
Bezugselementes 6 eine Dichtung 34, beispielsweise eine Glas- oder
Kunststoffdichtung vorgesehen, durch die eine Berührung des Steckkontaktes 30 mit
dem Primärelektrolyten 24 verhindert wird. Anstelle der endständigen Öffnung 26
kann gewünschtenfalls eine laterale Öffnung vorgesehen sein.
Im Beispiel der Fig. 1 ist das sekundäre Bezugselement 8 im wesentlichen identisch
ausgebildet wie das primäre Bezugselement 6 und beinhaltet dementsprechend eine
Patrone 36 mit einem offenen Ende 38, welche eine als Ag/AgCl-Elektrode
ausgestaltete Sekundärelektrode 40 mit einem chlorierten Silberdraht 42 aufweist, der
in einen Sekundärelektrolyten 44 eingetaucht ist. Der Sekundärelektrolyt 44 ist in die
Poren eines Ionendurchlässigen mikroporösen Polymers, vorzugsweise desselben
wie es Bestandteil der Füllmasse 16 ist, eingeschlossen. Ausserdem weist das
sekundäre Bezugselement 8 einen über eine drahtförmige Zuleitung 46,
beispielsweise einen Platindraht, mit der Sekundärelektrode 40 verbundenen
Steckkontakt 48 auf, über den eine Verbindung mit im Kopfteil 32 oder ausserhalb
des Gehäuses 2 angeordneten Anschlusselementen hergestellt werden kann.
Innerhalb des sekundären Bezugselementes 8 ist überdies eine Dichtung 50,
beispielsweise eine Glas- oder Kunststoffdichtung vorgesehen, durch die eine
Berührung des Steckkontaktes 48 mit dem Sekundärelektrolyten 44 verhindert wird.
Wie aus der Fig. 1 hervorgeht, sind primäres Bezugselement 6 und sekundäres
Bezugselement 8 längsverschoben zueinander angeordnet, wobei das offene Ende
26 der primären Bezugselementes 6 weiter entfernt von der Öffnung 12 ist als das
offene Ende 38 des sekundären Bezugselementes 8. Wie nachfolgend noch näher
erläutert wird, bewirkt die beschriebene Anordnung, dass eine von der Öffnung 12 bis
zum primären Bezugselement 6 fortschreitende Verarmung an Elektrolyten 10 das
sekundäre Bezugselement 8 vor dem primären Bezugselement 6 erreicht.
Der Elektrolyt 10 und vorzugsweise auch der Primärelektrolyt 24 und der Sekundäre
lektrolyt 44 beinhaltet vorzugsweise eine Suspension von feinteiligen Kaliumchlorid-
Partikeln in einer wässrigen Kaliumchloridlösung, wobei die Menge des suspendierten
Kaliumchlorids mindestens 30, beispielsweise 30 bis 1500, vorzugsweise 100 bis
800, insbesondere 200 bis 400, Prozent, bezogen auf das Trockengewicht des
Polymers beträgt. Anstelle einer wässrigen kann auch eine teilwässrige
Kaliumchloridlösung verwendet werden, beispielsweise eine Lösung von
Kaliumchlorid in einem Gemisch von Wasser und Glycerin oder Äthylenglykol,
wodurch eine Verringerung des Wasserdampfpartialdruckes erreicht wird, was
insbesondere für den Einsatz bei einer erhöhten Betriebstemperatur erwünscht ist.
Alternativ können der Elektrolyt 10 und/oder der Primärelektrolyt 24 und/oder der
Sekundärelektrolyt 44 zusammen mit dem Polymer einen Festkörperelektrolyten
bilden.
Mit zunehmender Alterung bzw. fortschreitender Betriebsdauer der Messsonde tritt
der anfänglich in der Füllmasse 16 befindliche Elektrolyt 10, d. h. die Kalium- und
Chloridionen, zunehmend in die Messlösung über, wodurch sich im Hohlraum 4 eine
von der Öffnung 12 her ins Innere der Messsonde fortschreitende Verarmungsfront
52 ausbildet. Die Verarmungsfront stellt dabei eine Grenze zwischen einem
verarmten Teil 54 der Füllmasse 16, in welchem die Kaliumchloridpartikel aufgelöst
wurden, und einem nicht verarmten Teil 56 dar, in welchem noch
Kaliumchloridpartikel vorhanden sind.
Anstelle der Suspension von Kaliumchloridpartikeln kann als Elektrolyt auch eine
annähernd gesättigte Lösung, beispielsweise eine ungefähr 3-molare wässrige
Lösung von Kaliumchlorid verwendet werden. Dies führt allerdings zum Nachteil einer
verkürzten Standzeit, da der in der Füllmasse 16 anfänglich verteilte Vorrat an
Kaliumchlorid geringer ist als bei einem als Suspension vorliegenden Elektrolyten.
Im Beispiel der Fig. 1 schreitet die Verarmungsfront 52 im wesentlichen entlang der
Längsachse A des Gehäuses 2 fort. Nachdem die Verarmungsfront 52, wie in der
Fig. 1 dargestellt, das offene Ende 38 des sekundären Bezugselementes 8 erreicht
und bereits überschritten hat, stellt sich auch im Inneren des sekundären Bezugsele
mentes 8, d. h. im Sekundärelektrolyten 44 eine Verarmung ein. Als Folge hiervon er
gibt sich eine Veränderung des bis anhin konstanten Potentials V2 der Sekundär
elektrode 40. Im weiteren Verlauf würde die Verarmungsfront 52 auch das primäre
Bezugselement 6 erreichen und dort eine Veränderung des Potentials V1 der Primär
elektrode 20 hervorrufen.
Bei der Verwendung der Messsonde wird das primäre Bezugselement 6 in an sich
bekannter Weise für die bestimmungsgemässe potentiometrische Messung, bei
spielsweise zur Prozessüberwachung und/oder Prozesssteuerung, eingesetzt. Da
aufgrund der längsverschobenen Anordnung der beiden Bezugselemente ab dem
Zeitpunkt einer durch die Elektrolytverarmung verursachten Potentialveränderung an
der Sekundärelektrode 40 bis zum Eintreten einer unerwünschten Potentialverände
rung an der Primärelektrode 20 eine zeitliche Verzögerung besteht, kann das Auftre
ten einer Veränderung der Potentialdifferenz V1-V2 als Vorankündigung der uner
wünschten Potentialveränderung an der Primärelektrode 20 herangezogen werden.
Die besagte Zeitverzögerung hängt einerseits vom Längsversatz L der beiden Be
zugselemente und andererseits von der Geschwindigkeit ab, mit der die Verarmungsfront
52 fortschreitet, wobei diese Geschwindigkeit sowohl von den Materialei
genschaften der Füllmasse 16 als auch von den Betriebsbedingungen der Messson
de abhängt. Für ein vorgegebenes Einsatzgebiet lässt sich die Zeitverzögerung ohne
weiteres anhand von Vorversuchen ermitteln. Falls die Primärelektrode 20 und die
Sekundärelektrode 40 im wesentlichen identisch sind, beträgt die Potentialdifferenz
V1-V2 anfänglich, d. h. bei noch nicht verarmtem Elektrolyten, im wesentlichen Null.
Zur Überwachung des Alterungszustandes der Messsonde ist es zweckmässig,
kontinuierlich oder in zeitlichen Abständen die Potentialdifferenz V1-V2 auf
Überschreitung eines vorgegebenen Schwellenwertes zu überwachen. Zusätzlich
oder alternativ hierzu kann die Potentialdifferenz V1-V2 auf Überschreitung einer
vorgegebenen Veränderungsrate überwacht werden. Bei erfolgter Überschreitung
sind umgehend oder nach einer vorgegebenen zusätzlichen Betriebsdauer geeignete
Massnahmen zu treffen, beispielsweise ist die Messsonde zu ersetzen oder deren
Füllmasse zu regenerieren.
Die Fig. 2 zeigt eine Messsonde mit stark verlängertem Verarmungsweg. Die Mess
sonde weist ein rohrartiges Gehäuse 102 aus elektrisch isolierendem Material,
beispielsweise aus Glas oder aus einem Kunststoff wie einem Polyaryletherketon
(PAEK), insbesondere Polyetheretherketon (PEEK). Ein Hohlraum 104 des Gehäuses
102 enthält ein primäres Bezugselement 106, ein sekundäres Bezugselement 108
sowie einen Elektrolyten 110, wobei eine Öffnung 112 in einem Endbereich 114 des
Sondengehäuses 102 vorgesehen ist. Der Hohlraum 104 ist mit einem
ionendurchlässigen hochviskosen mikroporösen Polymer ausgefüllt, welches
zusammen mit dem Elektrolyten 110 eine Füllmasse 116 bildet, die vorzugsweise
dieselbe Zusammensetzung aufweist wie im Ausführungsbeispiel der Fig. 1.
Wie aus der Fig. 2 hervorgeht, beinhaltet das patronenförmig ausgebildete primäre
Bezugselement 106 ein einseitig offenes Innenrohr 118, welches im wesentlichen
parallel zur Längsachse des Gehäuses 102 angeordnet ist, wobei das offene Ende
120 des Innenrohres 118 von der Öffnung 112 des Sondengehäuses 102 abgewandt
ist. Das primäre Bezugselement 106 enthält eine Primärelektrode 122 mit bekanntem
Potential, wobei diese im gezeigten Beispiel als Ag/AgCl-Elektrode ausgestaltet ist,
die einen endständig chlorierten Silberdraht 124 aufweist, der in einen
Primärelektrolyten 126 eingetaucht ist. Um ein Ausfliessen des Primärelektrolyten 126
am offenen Ende 120 des Innenrohres 118 zu verhindern, ist dieser in die Poren
eines ionendurchlässigen mikroporösen Polymers, vorzugsweise desselben wie es
Bestandteil der Füllmasse 116 ist, eingeschlossen. Der chlorierte Endabschnitt 128
des Silberdrahtes 124 ist vorteilhafterweise in der Nähe des verschlossenen Endes
130 des Innenrohres 118 angeordnet. Eine drahtförmige Zuleitung 132,
beispielsweise ein Platindraht, führt vom Silberdraht 124 über eine im Kopfteil 134
des Gehäuses 102 angeordnete Dichtung 136, beispielsweise eine Glas- oder
Kunststoffdichtung, zu einem externen Steckkontakt 138.
Das sekundäre Bezugselement 108 ist im endnahen Bereich des Innenrohres 118
angeordnet und umfasst eine Sekundärelektrode 140 mit einem endständig chlorier
ten Silberdraht 142, der in einen nahe beim offenen Ende 120 des Innenrohres 118
befindlichen Teil des Primärelektrolyten 126 getaucht ist, welcher somit auch als Se
kundärelektrolyt wirkt. Die Sekundärelektrode 140 ist über eine drahtförmige Zulei
tung 144 über die im Kopfteil 134 des Gehäuses 102 angeordnete Dichtung 136 mit
einem externen Steckkontakt 146 verbunden.
Aus der Fig. 2 ist ersichtlich, dass der Verarmungsweg von der Öffnung 112 zu
nächst nach oben bis zum offenen Ende 120 des Innenrohres 118 und von dort in
nerhalb des Innenrohres 118 nach unten bis annähernd an das verschlossene Ende
130 führt. In der Fig. 2 ist eine bereits bis ins Innenrohr 118 fortgeschrittene Verar
mungsfront 148 dargestellt.
Alternativ zur Ausgestaltung der Fig. 2 kann gemäss der Fig. 3 die Sekundärelek
trode 140a ausserhalb des Innenrohres 118 angeordnet sein, wobei der endständig
chlorierte Silberdraht 142a vorzugsweise in einen unmittelbar ausserhalb des offenen
Endes 120 befindlichen Teil des Elektrolyten 110 eingetaucht ist.
Anstelle der in den Figuren dargestellten Drahtelektroden können an sich bekannte
Leiterbahnelektroden vorgesehen sein, welche entsprechend der Anordnung nach ei
nem der obigen Ausführungsbeispiele auf der inneren oder äusseren Wandfläche eines
patronenförmigen Bezugselementes oder auf der inneren Wandfläche des Son
dengehäuses aufgebracht sein können.
Neben den oben beschriebenen, als Bezugselektroden für die Messung von Ionen
konzentrationen oder Redoxpotentialen ausgebildeten Ausgestaltungen kann die er
findungsgemässe Messsonde auch als Einstabmesskette ausgebildet sein. Zu die
sem Zweck ist die Messsonde zusätzlich mit einer Messselektrode, beispielsweise mit
einer pH-Elektrode auszustatten. Vorzugsweise ist dann die Messelektrode in an sich
bekannter Weise als zentrisches Längsrohr innerhalb einer ringförmig ausgebildeten
Bezugselektrode angeordnet, wie beispielsweise der Fig. 4 der DE 34 05 431 C2
entnehmbar ist.
Bezugszeichenliste
2
Gehäuse
4
Hohlraum von
2
6
primäres Bezugselement
8
sekundäres Bezugselement
10
Elektrolyt
12
Öffnung von
2
14
Endbereich von
2
16
Füllmasse
18
Patrone von
6
20
Primärelektrode
22
chlorierter Silberdraht von
20
24
Primärelektrolyt
26
offenes Ende von
18
28
Zuleitung für
20
30
Steckkontakt für
28
32
Kopfteil von
2
34
Dichtung von
18
36
Patrone von
8
38
offenes Ende von
36
40
Sekundärelektrode
42
chlorierter Silberdraht von
40
44
Sekundärelektrolyt
46
Zuleitung für
40
48
Steckkontakt für
46
50
Dichtung von
36
52
Verarmungsfront
54
verarmter Teil von
16
56
nicht verarmter Teil von
16
102
Gehäuse
104
Hohlraum von
102
106
primäres Bezugselement
108
,
108
a sekundäres Bezugselement
110
Elektrolyt
112
Öffnung von
102
114
Endbereich von
102
116
Füllmasse
118
Innenrohr
120
offenes Ende von
118
122
Primärelektrode
124
chlorierter Silberdraht von
122
126
Primärelektrolyt
128
chlorierter Endabschnitt von
124
130
verschlossenes Ende von
118
132
Zuleitung für
122
134
Kopfteil von
102
136
Dichtung von
102
138
Steckkontakt für
132
140
,
140
a Sekundärelektrode
142
,
142
a chlorierter Silberdraht von
140
144
Zuleitung für
140
146
Steckkontakt für
144
148
Verarmungsfront
A Längsachse von
2
L Längsversatz zwischen
6
und
8
V1
Potential der Primärelektrode
V2
Potential der Sekundärelektrode